• Dita Sj

Dito goes Ghana

Een 58-daags avontuur van Dita Meer informatie
  • Het begin van de reis
    24 augustus 2018

    Abreise

    24 augustus 2018, Duitsland ⋅ ⛅ 17 °C

    So. Nun ist es bei mir auch soweit. Ich sitze jetzt alleine im Flieger und warte darauf, dass wir abheben. Eben musste ich mich von meinen Eltern, Henning & Resus verabschieden, als ich durch die Sicherheitskontrolle musste. Sie waren so lieb und haben mich nach Hamburg zum Flughafen begleitet. Zum Glück sind wir relativ gut durch den Verkehr gekommen heute morgen, sodass ich noch ein bisschen Puffer zum Einchecken etc. hatte. Eben beim Boarding habe ich mitgekriegt, dass ein Herr auch nach Ghana möchte. Ich werde einfach die ganze Zeit Ausschau nach ihm halten, damit nichts schief geht und ich wirklich ankomme. :D

    Ich werde einen Zwischenstopp in Amsterdam haben. Um 22 Uhr komme ich dann in Accra an, wo mich Aaron abholen wird. Ich habe vorher ein Bild von ihm geschickt bekommen. Ich versuche mir sein Gesicht gut einzuprägen, damit ich ihn schnell finde. Ein Kommilitone meinte nämlich, dass ich vorsichtig sein und mich nicht direkt abziehen lassen soll. Einem werden wohl bei Ankuft richtig viele Sachen angedreht.

    Aber wird schon schief gehen! :) Ich freu' mich schon auf das Flugzeugessen (also wirklich :D ).
    Meer informatie

  • Ankunft in Accra

    25 augustus 2018, Ghana ⋅ ☁️ 23 °C

    Den Flug habe ich eigentlich ganz gut überstanden. Außer, dass ich mir den entspannter vorgestellt habe (ich war nämlich von zwei kleinen süßen Babys umringt, die ich ständig füttern oder entertainen musste), war alles super. In Accra angekommen, musste ich erstmal einen Zettel mit Name etc. ausfüllen, durch die Passkontrolle und mein Gepäck holen. Die Schlange war mega lang, sodass ich ca. eine Stunde anstand. Da ich leider nicht ins Internet gekommen bin, konnte ich keinem Bescheid sagen, dass ich später aus dem Flughafen rauskomme. Ich wurde langsam richtig nervös, weil ich nicht wusste wie lange Aaron auf mich warten würde.

    Ich bin mit meinen Sachen irgendwann aus dem Flughafen getaumelt, wo mir eine schwüle Hitze und eine Horde von Menschen entgegenkam, die mir SIM-Karten, vor allem Fahrdienste, Hotels etc. andrehen wollten. Für einen kurzen Moment dachte ich mir "Ach du scheiße! Wenn nicht gleich jemand kommt, bin ich verloren!" Genau in dem gleichen Moment hörte ich meinen Namen und sah ein bekanntes Gesicht auf mich zusteuern...Aaron! Ich habe mich riesig gefreut ihn zu sehen. Er hat uns ein Taxi gerufen, mit dem wir dann zum AIESEC Haus gefahren sind.

    Im AIESEC Haus angekommen, war ich wieder direkt überfordert. Hier wohnen momentan ungefähr 25 Leute in einem Haus mit viel zu wenig Betten, einem Bad, einer Küche und einem Riesen-Wohnzimmer, in dem einfach nur ein paar unbezogene Matratzen rumfliegen. Da es wie gesagt viel zu viele Leute sind, muss ich mir nun ein paar Tage ein 1-Personen-Bett mit einem Mädchen (Raki?) aus der Elfenbeinküste teilen. Bei unserer ersten Begegnung hat sie mich direkt angesprungen und mich nicht mehr losgelassen und hat sehr viel verrücktes Zeug geredet. Ein sehr aufgedrehtes Mädchen, dachte ich mir im ersten Moment. Ich glaube, ich bin einfach nur überfordert von der ganzen Situation im Haus und den ganzen neuen Leuten.

    Die sind alle super nett hier, sehr interessiert und wollen viel über einen wissen. Nur einige sind, glaube ich, zieeemlich verrückt. Vielleicht kommt es mir nur so vor, weil die Leute aus dem Haus heute Party machen und dementsprechend schon etwas intus haben. Aber das ist erstmal nur der erste Eindruck. Das zeigt sich dann noch über die Zeit. :)

    Ach, und eine Sache habe ich heute noch erfahren. Ich werde hier nur bis Dienstag wohnen, danach geht es für mich 6 Wochen lang in ein Dorf. Also so wie man sich das vorstellt mit Lehmhütten und so. Ja moin! Gerade fühle ich mich nicht ganz so wohl, obwohl alle sehr lieb sind. Hoffentlich gewöhne ich mich ganz schnell an die Verhältnisse hier. Ich nehme mir einfach den ersten Zettel aus meiner tollen Geschenke-Kiste zu Herzen. ♡

    Liege jetzt geduscht im Bett und versuche zu schlafen. Gute Nacht!
    Meer informatie

  • Chale Wote Street Art Festival

    26 augustus 2018, Ghana ⋅ ☁️ 25 °C

    Ich bin ziemlich müde und mit Nackenschmerzen in den Tag gestartet. Einige, die den Abend zuvor feiern waren, stürmten nämlich gegen 6:00 Uhr richtig laut ins Zimmer. Ich bin natürlich wach geworden, habe aber versucht weiterzuschlafen. Gegen 9:00 Uhr bin ich aufgestanden und bin durch's Haus gegeistert. Ich setzte mich mit an den Tisch, an dem sich zwei Mädels aus der Elfenbeinküste ihre unechten Haare rausrissen und guckte ihnen dabei zu. Es hat ganz schön lange gedauert, bis alle wach wurden. Mir war richtig langweilig. Deswegen entschied ich mich alleine um die Häuser zu ziehen, da ich auch mega Hunger und Durst hatte. Als die Bewohner das mitgekriegt haben, sind sie plötzlich aufgestanden und wollten mich netterweise begleiten. Die AIESECER aus Ghana sind richtig fürsorglich und achten darauf, dass es einem gut geht. Also bin ich mit Ben, Ekow und Aaron auf Essenssuche gegangen. Wir holten uns Nudeln mit Bohnen und Fleisch von der Straße und eine Avocado. Das war lecker!

    In den nachfolgenden Stunden wurde mega abgegammelt. Immer mehr Leute wurden wach und das "Wohnzimmer" füllte sich. Um 14:00 Uhr war eigentlich Abfahrt zum 'Chale Wote Street Art Festival' im Zentrum Accras geplant. Aber wie die Ghanaer so drauf sind, kann man locker drei Stunden drauf packen. Letztendlich ging es um 17:30 Uhr los. Echt nervig, aber daran muss ich mich wohl auch gewöhnen.

    Auf dem Weg dahin beobachtete ich alles aus dem Taxifenster und ab und zu feierten wir zu viert - John, Sophie und Tanja - im Auto zu ghanaischer Musik. Mit den beiden Mädels aus Bayern verstehe ich mich mittlerweile echt gut. Eine 3/4 Stunde später kamen wir dann endlich an. "Das Festival ist eine alternative Plattform, die Kunst, Musik, Tanz und Performance auf die Straße bringt." Dort angekommen, kam einem einfach nur eine unglaublich große Menschenmasse entgegen - das kann man sich gar nicht vorstellen! Wir haben uns nur durch die Menge gequetscht, damit wir vorwärts kamen. Zwischenzeitlich war es so schlimm, dass man Angst hatte keine Luft mehr zu bekommen. Es waren so viele Eindrücke auf einmal, sodass wir total überfordert waren. Überall laute Musik und dazu ausrastende Ghanaer, die plötzlich alle anfingen in der Menge zu tanzen und zu hüpfen. Eklige, aber auch leckere Gerüche kamen einem entgegen. Als 'Ubruni' - eine nicht ghanaische Person - wirst du ständig von fremden Leuten angefasst. So merkte ich z. B. wie Leute einfach Selfies mit mir machten, mir wurde ständig über Haare und Haut gestreichelt, irgendwann hatte ich plötzlich ein kleines Mädchen an der Hand, die nicht mehr losgelassen hat usw. Und jedes Mal hab' ich einen halben Herzinfarkt bekommen. Zum Ende hin stumpfte ich etwas ab und ließ das alles über mich ergehen und watschelte Arm in Arm mit Soraya und mit meinem Rucksack am Bauch durch die Menge und folgten den anderen. Zwei Mädels von uns haben sogar angefangen zu weinen, weil es ihnen viel zu viel wurde. Tanja wurde sogar das Handy aus der Tasche geklaut ohne, dass sie es bemerkte. :/ Da bin ich heute zum Glück vom Pech verschont geblieben und hatte heute einen ziemlich coolen Tag. :) Leider waren heute drei Mitbewohner ziemlich arm dran. Neben dem geklauten Handy wurde einem Mädel noch im Haus 200$ gestohlen und einer liegt mit Malaria im KH. Ich fühle mich hier dennoch immer wohler. Wahrscheinlich war das nur der erste Schock.

    Eben wollte ich eigentlich nur "Gute Nacht" sagen, aber das ist dann letztendlich zu einer kleinen Tanz-Session mit Aaron & Sorayath geworden. Jetzt liege ich aber wirklich endlich im Bett und möchte schlafen.
    Meer informatie

  • Entspannter Sonntag in Accra

    26 augustus 2018, Ghana ⋅ ⛅ 23 °C

    Der Morgen fing bei mir sehr spirituell an. Während der Großteil noch geschlafen hat, holte mich Aaron um halb neun für den Gottesdienst in seiner Gemeinde ab. Als wir dort ankamen, saßen alle anderen schon in verschiedenen Stuhlkreisen zusammen und haben sich über bestimmte Themen ausgetauscht. Nach ca. 15 Minuten fing der eigentliche Gottesdienst an. Eingeleitet wurde er durch eine Gesangseinlage mit Hauptsänger und Backgroundsängerinnen und einer richtig coolen Band. Die Atmosphäre war unglaublich in der Kirche - seine Stimme war einfach nur wunderschön. Ich bekam richtig Gänsehaut und fühlte mich schon fast der Gemeinde zugehörig. :D Darauf folgte noch viel mehr Gesang und Tanz. Dazwischen kamen immer mal fünf minütige Predigten. Dann war auch schon eine volle Stunde vergangen. Für die Kirchenspende sind wir alle nacheinander nach vorne gegangen und haben uns wieder auf unsere Plätze gesetzt. Danach folgte aber wirklich die richtige Predigt. Und die war sehr langatmig für mich, da ich außer "Halleluja", "Praise the Lord", "Trust in Jesus" und "Amen" leider nicht viel verstanden habe. Trotzdem merkte ich aber wie ich manchmal mit dem Kopf mit nickte, wenn das alle gemacht haben. :D Mein kleiner Schockmoment in der Kirche war, als alle, die das erste Mal beim Gottesdienst mitmachten, aufstehen mussten und sich vorstellen sollten. Aber auch das habe ich überlebt. Zu einem späteren Zeitpunkt wurden wir nach vorne geholt, damit uns alle segnen und durch Umarmungen begrüßen konnten. Alle Neuankömmlinge wurden sehr herzlich in die Gemeinde aufgenommen. Ich bekam sogar als Geschenk ein leckeres Ingwergetränk und ein Sandwich, die mein Leben retteten. Der Gottesdienst ging insgesamt drei Stunden lang, worauf ich nicht vorbereitet war. In Deutschland geht ein Gottesdienst maximal eine Stunde oder? Jetzt weiß ich ungefähr wie sich Aenno und Doro beim indonesischen Gottesdienst gefühlt haben. :D Ich war echt froh, dass mich Aaron mitgenommen hat. Super lieb! :) Denn heute habe ich für mein Gefühl den ghanaischsten Tag erlebt, seitdem ich da bin.

    Zu zweit setzten wir uns in ein Trotro, eine Art Minibus, der erst weiterfährt, wenn noch mehr Leute dazusteigen, obwohl er eigentlich schon mit Menschen überladen ist. Ich verstehe das hier alles noch nicht so ganz. Wir holten uns bei KFC einen Eimer Chickenwings und fuhren noch zu seiner Tante, da er kurz in der Apotheke aushelfen musste.

    Im AIESEC Haus haben wir zusammen die Chickenwings gegessen. Nun chillen wir alle. Einige am Tisch, einige auf dem Zimmer, die Jungs spielen natürlich FIFA - was auch sonst. Ich sitze gerade auf einer Matratze mit anderen Mitbewohnern und hören gerade das Lied 'Etana - Wifey'. Hier gesellt sich jeder zu jedem. Das ist echt cool. Wie eine Riesen-WG. :)

    Mit Tanja, Sophia und Martha holte ich mir am Abend Indomie von der Straße. Während die Frau vier Portionen zubereitete, haben wir ein süßes Baby auf dem Arm halten können. Jeder wollte es einmal halten. Der Arme! Nun sitzen alle Mädels am Tisch und essen und gossipen - so wie man das so kennt. Ist wohl überall auf der Welt gleich. :D Wahrscheinlich bleibt der Abend so entspannt und irgendwann geht's auch schon wieder ins Bett. Ich merke, dass ich mich immer wohler hier fühle, weil ich anfange alles hier rumliegen zu lassen. Das sollte ich mir vielleicht wieder lieber abgewöhnen.

    Heutiger Zettel:
    Eine Maori-Weisheit von Dübel: "He ngahuru koiangiangi!" " Ein Frühling verursacht häufige Toilettengänge!" xD Also: Genieße das jeile Essen dort, aber übertreib's nicht (Indonesien)

    Ok Boss!! :D ♡♡♡
    Meer informatie

  • Nachtrag: Goodbye-Party.

    27 augustus 2018, Ghana ⋅ 🌙 25 °C

    Am Montag habe ich relativ lange geschlafen. Als ich ins Wohnzimmer kam, waren viele bereits wach. Netterweise hatte mir Stella eine geschnittene Ananas mitgebracht, sodass ich direkt etwas zum Frühstück hatte. :) Als wir fertig waren, machten wir uns zu dritt - Stella,  Diane & ich - auf den Weg zum Markt. Diane hatte eine große Einkaufsliste erstellt, da sie und einige Mädels aus der Elfenbeinküste uns für den Abend bekochen wollten. Im Haus war nämlich eine große Abschiedsfeier geplant. Ich musste ebenfalls einige Besorgungen machen. Da kam mir das ganz gelegen.

    Der Markt war so groß und wie üblich von Menschenmassen überflutet, sodass wir nach einigen Metern am liebsten wieder nach Hause gefahren wären. Die schwüle Hitze kommt noch dazu. Trotzdem lassen sich jegliche Lebensmittel wie Fisch, Fleisch etc., die den ganzen Tag in der prallen Sonne rumliegen und von einem Fliegenschwarm umgeben sind, gut verkaufen. Kleidung, Schmuck, Elektrozeug und alles, was man sich vorstellen kann, sind dort vorhanden. Manche verkaufen in richtigen Ständen, manche sitzen auf dem Boden und viele Kinder & Frauen tragen ihren Kram in großen Blecheimern zum Verkauf auf ihren Köpfen. Meistens tragen sie noch jeweils ein kleines Baby auf dem Rücken mit sich herum. Wenn sie dir etwas anbieten und du freundlich mit einem Kopfschütteln verneinst, dann verstehen sie das und gehen weiter. Starrst du sie ein wenig zu lange an, weichen sie manchmal nicht mehr von deiner Seite. Man lernt aber ziemlich schnell wie man sich in welchen Situationen zu verhalten hat. Bis jetzt habe ich Ghana als ein sehr friedliches und herzliches Volk kennenlernen können. Die Hauptfragen, die sie einem stellen, sind "what's your name", "what's your mothers & fathers name", danach werden noch die Geschwister abgeklappert usw. Neben der Landessprache 'Englisch' wird nämlich noch 'Twi' gesprochen, weshalb manche vielleicht nicht mehr fragen können als das. Ich weiß es nicht.

    Wieder im Haus angekommen, habe ich erst mal entspannt. Da ich endlich eine SIM-Karte (die weit verbreitesten Telefonanbieter sind hier Airtel, MTN und Vodafone) mit Guthaben besitze, konnte ich mit Brother Marv, Hennning & Aenno 'Facetime' machen. Das war schön sie zu setzen. ♡ 

    Gegen 21 Uhr bekamen alle langsam Hunger und nach Party sah es noch gar nicht aus. Hier gibt es keine richtigen Zeitangaben, wie, wo, wann etwas losgeht. Man lässt sich einfach überraschen. Irgendwann geht es schon los. Manchmal kann es sich um Stunden handeln. Das Essen wurde nach einiger Zeit fertig. Alle versammelten sich im Gemeinschaftsraum, Ekow hielt eine schöne Rede und das Festmahl konnte beginnen. Es gab Reis, Plantain, richtig scharfe Soße, Salat und Gemüse. Wir feierten zusammen und hatten sehr viel Spaß. Alle haben getanzt. Teils lief ghanaische, teils spanische Musik. Ich legte mich irgendwann ins Bett, weil ich total müde war von den letzten Nächten, die ich nicht so gut schlafen konnte. Ich wurde jedoch wieder aus meinem Schlaf gerissen, da Raki mega laut im Zimmer weinte. Sie war traurig, dass die Spanierinnen gingen. Also stand ich wieder auf, war immer noch sehr müde, aber ging ein erneutes Mal raus, um die Spanierinnen zu verabschieden. Es müsste gegen 2 oder 3 AM gewesen sein, als sie auf das Taxi zum Flughafen warteten. Wir standen alle versammelt vor dem Tor bis es für die vier dann letztendlich wirklich losging. Dann musste ich unbedingt ins Bett, da der Wecker um sieben Uhr für mich klingelte.
    Meer informatie

  • Village Life - Back to the roots!

    28 augustus 2018, Ghana ⋅ 🌙 25 °C

    15 Minuten, bevor mein Wecker klingelte, wurde ich schon geweckt. Ich war richtig müde, zwang mich aber aufzustehen, um zu duschen. Hier gibt es nur kaltes Wasser aus der Leitung. Die ersten Sekunden krieg' ich immer Schnappatmungen vor Kälte, dann geht's wieder. :D

    Meine Sachen für das Village waren fertig gepackt, ich selbst war auch startklar und nach einigem Warten ging es mit Aaron auch schon los zum Madina Markt. Ich war noch ziemlich müde und ich glaube, er auch. Den Abend zuvor haben wir die Spanierinnen verabschiedet und waren bis ungefähr 3 Uhr oder sogar halb 4 Uhr wach.

    Dort war ich mit Mr. Thompson (Projektorganisator) verabredet. Ich hatte etwas Angst vor der ersten Begegnung. Den Abend zuvor trat ich das erste Mal telefonisch mit ihm in Kontakt. Das Ganze lief wieder mal total chaotisch ab. Seiner Meinung nach kontaktierte ich ihn viel zu spät, da er mich vorher kennenlernen müsste, bevor es ins KH geht usw. - was auch verständlich ist. Das Problem war, dass ich bis zu dem Zeitpunkt nicht mal wusste, dass er existiert. Also kommunizierte ich zwischen ihm und meinem AIESEC-Buddy aus Ghana und versuchte abzuklären, wie nun der weitere Verlauf für mich sei. Eigentlich eine Sache, die schon längst abgeklärt sein sollte - dachte ich. Auf jeden Fall war das alles ein ziemliches Hin und Her. Letztendlich wurden wir uns einig und machten wie erwähnt den Treffpunkt am Madina Platz um 9:30 Uhr fest. 

    Da stehen gefühlt hunderte von Trotros, wovon einige nach Nkawkaw fahren - eine Stadt nördlich von unserem Dorf. Unser Dorf heißt Mpraeso Amanfrom und hat ca. 500 Einwohner (so genau weiß das keiner hier). Ursprünglich war geplant, dass ich den Weg sogar alleine antreten sollte. AIESEC Haus - Madina Place - Nkawkaw - Mpraeso Amanfrom. Ich kriegte schon etwas Panik und war mit der Situation total überfordert. Hier gibt's keine richtigen Haltestationen. Du gehst einfach los und versuchst ein Trotro zu finden, der dich zu deinem Zielort führt. Ich war gerade einige Tage hier und kannte mich überhaupt nicht aus. Deswegen war ich ziemlich froh darüber, dass Aaron mich begleitete. Am Markt angekommen, war ich erstmal von den ganzen Eindrücken überfordert. Da ich einen großen und schweren Koffer hatte, setzte er mich erstmal in einem kleinen Laden ab, wo ich auf ihn wartete. Ich glaube, er schaute nach, wo der genaue Treffpunkt war. Als er den Platz gefunden hatte, holte er mich wieder und wir warteten zusammen auf Mr. Thompson. In der Zeit zeigte Aaron mir mein erstes Ei mit Pfeffer, was ziemlich scharf ist. Deswegen teilten wir uns das Ei. Es ist so einfach, aber so lecker. Seitdem kann ich nicht aufhören diese Eier zu essen und bin ständig auf der Suche danach. :D David, der ebenfalls in dem Dorf lebt, blieb aufgrund von Malaria im AIESEC-Haus. Er redete mir viel Mut zu, dass ich es alleine schaffen und auch ankommen werde. Ein sehr guter Motivationscoach!

    Letztendlich musste ich die Reise doch nicht alleine antreten. Glück gehabt! So stieg ich mit Mr Thompson in das Trotro, das anderthalb Stunden nur auf einem Fleck stand, da es noch nicht voll war.  :/ Die Fahrt war ok. Man hatte eine schöne Aussicht auf die Berge, da ich ganz vorne saß, was aber auch ziemlich gruselig war. Beim Überholen fuhr der Fahrer teilweise auf einer zweispurigen Straße mit Gegenverkehr zwischen zwei Autos. Ich dachte, ich müsste diese Angst im Verkehr zu sterben (Indonesien), nie mehr verspüren. Falsch gedacht. :D

    Hier angekommen, wurde ich total liebenswert von allen Dorfbewohnern empfangen. Sie winkten mir freudig zu und waren ganz neugierig und jeder fragte etwas, sodass ich nicht wusste, wem ich zuerst antworten sollte. Wir gingen immer weiter ins Dorfinnere. Es besteht größtenteils nur aus Lehmhütten. Für uns gibt es ein Plumpsklo und die Dusche ist eine Steinwand im Freien. Wasser nimmst du dir mit einem Eimer mit. Back to the roots! Hier sollte ich also leben und mich auf den niedrigsten Lebensstandard, den ich jemals gesehen habe, einstellen. Die ersten Tage waren echt hart für mich. Ich wusste nicht wie ich das sechs Wochen schaffen sollte. Oft glaubte ich an meine Grenzen zu stoßen. 

    Aber schon am ersten Tag schafften es die Dorfleute, dass ich mit dem Gedanken spielte, mich doch sehr wohl hier zu fühlen. Ich spazierte mit Tanaki & Haruka (zwei Japanerinnen, die ebenfalls hier ein Projekt machen) durch's Dorf ("Angenehm!" @Resus & Trischus). Wir bekamen direkt Anschluss von Amos, einem Dorfjungen, der uns die Gegend zeigte. Er holte uns Kokosnüsse vom Baum, zeigte uns Babyküken, Schweine, Ziegen, Lehmbacköfen usw. Zwischendurch hört man piepsige Stimmen "Obroni" rufen, bis ich merkte, dass ich damit gemeint bin. Sie begleiteten mich auf meinem weiteren Weg. Manchmal ging ich plötzlich Hand in Hand, auf jeder Seite ein kleines Kind, weiter durch's Dorf. 

    Am Abend bin ich total müde ins Bett gefallen und bin auch direkt eingeschlafen. 

    Auch Ninus' heutiger Zettel hat mich nochmal gestärkt, dass ich es schaffe. "Always believe in yourself. No matter who's around you being negative or thrusting negative energy at you, totally block it off. Because whatever you believe, you become! (Der Spruch ist eigentlich von Michael Jackson, aber ich finde ihn so schön und motivierend!) Ich wünsche dir einen tollen Tag, Dito.  :) Ninus" ♡♡♡
    Meer informatie

  • Mpraeso Amanfrom.

    29 augustus 2018, Ghana ⋅ 🌙 25 °C

    Ich hab' für die erste Nacht auf einer dünnen Matratze ziemlich gut und fest geschlafen. Ich glaube, weil ich die letzten Tage wenig schlief und allgemein von der Ankuft und den vielen Eindrücken und den vielen Kindern hier, die ständig mit einem spielen wollen, erschöpft war. Ab vier Uhr morgens wird's eigentlich wieder laut. Der erste Hahn kräht direkt neben dem Fenster. Der Nachbar macht ghanaische Kirchenmusik an und man hört die Kinder vor der Tür spielen. 

    Das Gute, was es im AIESEC Haus nicht gibt, ist, dass wir "morgens, mittags, abends" (:D) bekocht werden. Das Essen ist zwar einfach, aber richtig lecker! Und die Portionen sind riesig. Wir vier Interns essen immer zusammen an einem Mini-Holztisch. Ein Junge, er müsste etwa 14 Jahre alt sein, räumt danach unsere Teller weg. Hier wird nicht zugelassen, dass man etwas selbst macht. Alles wird einem hin- und hergetragen. Selbst von kleinen Kindern, die nicht mal wie vier aussehen, kriegt man Hilfe. So nahm mir einer bei meiner Ankunft meine schwere Tüte ab. Für ihn war es so selbstverständlich, sodass ich den restlichenWeg sehr verwundert und fasziniert weitergegangen bin. Ich wusste nicht wie ich mich bedanken konnte. Da erinnerte ich mich daran, dass meine Mutter mir eine Tüte  saurer Würmchen in meinen Rucksack stopfte. Ich holte sie heraus, die Kinder stürtzten sich auf mich und schon war die Tüte nicht mehr in meiner Hand. Die älteren Kinder haben hier natürlich das Sagen und beanspruchten die Süßigkeiten für sich selbst. Ich rief noch hinterher, dass sie sich das teilen sollen. Er gab jedem ein Würmchen. Das nächste Mal weiß ich's besser und verteile die Sachen lieber selbst.

    Da ich auf Netzsuche war, zog ich alleine um die Häuser. Auf einer großen, weitläufigen Grünfläche, auf dem ab und zu Fußball gespielt wird, versuchte ich mein Glück. Dort begegnete ich einem sehr netten Jungen, der mir bei der Suche half. Wir quatschten dabei und erzählten uns gegenseitig voneinander. Er ist 19 Jahre alt und hat die Secondary School gerade beendet und würde am liebsten anfangen in Richtung Wirtschaft zu studieren. Aus finanziellen Gründen ist das leider überhaupt nicht möglich. Auf dem Dorf findet man so gut wie keine Arbeit, um vernünftiges Geld zu verdienen. Das Farming (Kakao) und der Verkauf von Tontöpfen sind die Hauptverdienstmöglichkeiten auf dem Dorf. Die Erträge reichen gerade aus, um die Familie zu versorgen. Deswegen geht er die nächsten Wochenenden nach Accra, um Arbeit zu suchen. Das ist hier leider kein Einzelfall. Aber: "When you really want it, you can do it.", um Kofi, unseren Nachbarn, zu zitieren.

    Ich stelle oft fest, dass sie so gut wie nichts besitzen. Deswegen bewundere ich sie umso mehr, dass sie so viel Lebensfreude haben und neuen Leuten gegenüber total offenherzig & hilfsbereit sind. Sie sind außerdem sehr kreativ und handwerklich begabt. So basteln/bauen die Kinder ihre Spielzeuge z. B. selbst. Ein Auto ist eigentlich nur ein langer Palmenblattzweig mit zwei kleinen Röllchen aus Holz am Ende. Es gleicht eher einer Holz-Watschelente für Kleinkinder in Deutschland als einem Auto. Teilweise schieben sie dann zu dritt dieses "Auto" durch die Gegend. Ein Bobby Car ist ein Kanister, auf die sie sich draufsetzen und sich gegenseitig über den erdigen Boden schieben. Ein dreijähriges Mädchen zog ein altmodisches, ziemlich kaputtes Schnurtelefon hinter sich her. Vielleicht soll es einen Hund darstellen?! Hier wird einem erst richtig bewusst, in was für einem Überfluss bzgl. materieller Dinge wir leben und dass wir die Möglichkeiten und Freiheiten besitzen, alles zu bekommen. In jeglicher Hinsicht. Da weiß man sein Leben viel mehr zu schätzen!

    "Ergreife jede Chance, die dir das Leben bietet, denn manche Dinge passieren nur einmal. :) " 

    Danke Lars & Chrissi. Der Spruch hat mich noch mal daran erinnert, dass ich die Zeit, die ich noch hier bin sinnvoll nutzen sollte. Denn diese Erfahrung ist einmalig und wer weiß, wie schnell ich nochmal eine solche Möglichkeit erhalte. Ich habe schon eine kleine Überlegung, was ich mit den Kindern in ihren Ferien anfangen könnte. Ich weiß zwar nicht, ob es was wird und wie es ankommt, aber darüber werde ich mich wohl die nächsten Tage mit Mr. Thompson und Kofi austauschen wollen. 

    Ansonsten waren die Tage relativ entspannt. Ich spiele viel mit den Kindern. U. a. das Spiel "Bei Müller's hat's gebrannt-brannt-brannt...", wir bringen uns gegenseitig deutsche bzw. ghanaische Lieder bei. Bei einem Spaziergang durch's Dorf traf ich erneut Amos, der mich wieder ein bisschen rumführte. Ich bin von so tollen Menschen umgeben. Sowohl auf dem Dorf, als auch im AIESEC House. Das macht die Zeit hier echt einzigartig und ich bin gerade mal eine Woche hier. Ich hab' jetzt schon Angst vor'm Abschied. Aber bis dahin werde ich so gut es geht die Zeit mit ihnen hier genießen.  

    "So meine süße Maus...Ich wünsche Dir einen tollen Tag und genieß' die Zeit dort. Bald sehen wir uns ja. :) Henning"

    Den hatte ich tatsächlich, Hengsel. Danke. ♡♡♡
    Meer informatie

  • Kreativer Tag.

    30 augustus 2018, Ghana ⋅ ⛅ 24 °C

    Ausschlafen ist hier nicht. Der erste Hahn kräht wieder um 4 Uhr morgens, die Hühner gackern, was sich tatsächlich so anhört, als würden die wen auslachen. Diese blöden Viecher! Von meinem Brot kriegen die auf jeden Fall nichts mehr ab. :D Meine Vogel-Phobie habe ich hier verloren. Morgens beim Frühstücken spazieren sie manchmal durch meine Beine, aber das stört mich komischerweise nicht mehr.

    Heute musste ich erneut darauf warten, dass mein Projekt anfängt. Mr Thompson musste nochmal mit dem Manager des Krankenhauses sprechen. Als würde das nicht schon lange feststehen, dass ich komme. Total nervig! Und erneut beschäftige ich mich mit den Kindern und spaziere durch's Dorf und lerne immer mehr Leute kennen. Die zwei Japanerinnen lachten mich aus, weil aus jeder Ecke "Dita, Ditaa...come here please.", "Dita...Hi, what are you doing?" kommt und ich wahrscheinlich etwas überfordert aussah. :D Selbst auf dem Weg zum Plumpsklo bildet sich eine Traube. Alle warten dann vor der Tür. Als wäre die Situation mit dem Plumpsklo nicht schon genug, meinen die auch noch auf mich warten zu müssen. Oh mändy! Auf dem Weg zurück bekam ich das erste Mal Angst. Ein etwa 17-jähriger Junge, dem ich äußerlich schon ansah, dass er etwas anders war, kam auf mich zu und sagte irgendwas auf 'Twi'. Ich fragte die Kinder, was er mir sagen wollte. Die lachten nur und übersetzten: "He wants you to come at his house. He wants to rape you." Ich dachte, ich verstand es nicht richtig und fragte erneut. Ich bekam die gleiche Antwort. In dem Moment packte er mich am Arm und ich wollte nur noch flüchten. Ich zog die Kinder mit mir mit und sagte, ich wolle nach Hause. Er ließ nicht los. Ich wurde richtig ängstlich und riss mich von ihm und ging schnell mit den Kindern Richtung Haus. Hilfe ey! Die Kinder checkten gar nichts und folgten mir natürlich weiter - Hand in Hand. Puh, war ich froh, als wir zu Hause ankamen.

    Der restliche Tag war wieder witzig. Wir spielten viel. So hab' ich z. B. versucht, mit denen Memory zu spielen. Ich holte also einen Stift und riss einige Blätter aus meinem Tagebuch heraus, um selbst Kärtchen mit Symbolen zu basteln. Das Ende vom Lied war, dass sie sich alle fast die Köpfe eingeschlagen haben. Mist. :D Die sind hier teilweise echt grob zueinander. Das Malen allein ist schon ausgeartet. Jeder wollte den Stift haben, um ein Symbol zu zeichnen. Letztendlich hab' ich mir ein Mädchen zum Zeichnen und einen Jungen zum Einsammeln der fertigen Karten rausgepickt, um für Ordnung zu sorgen. Das klappte dann ganz gut. Hat nur etwas gedauert, da alle anderen Kinder so neugierig waren und ihre kleinen Hände ständig im Weg waren. Das Spielen an sich hat gut geklappt. Wir spielten nur eine Runde, da der älteste die Karten wegnahm. Er war gestresst vom ganzen Gebrüll der aufgeregten Kinder - ich war es auch und war ehrlich gesagt froh darüber. :D Manche sind sooo aufgedreht.

    So sahen meine bisherigen Beschäftigungen aus. Spielen, versuchen kreativ zu sein, singen, tanzen...und so vergeht wieder ein erlebnisreicher Tag. Abends aßen wir unter dem Sternenhimmel. Danach gingen Max und ich noch an die Straße und genossen unser Radler und das halbwegs gute Internet und gingen irgendwann schlafen.
    Meer informatie

  • Finally! Erster Tag im KH. :)

    31 augustus 2018, Ghana ⋅ ☁️ 24 °C

    Heute wurde ich von einem Monsun aufgeweckt. Ich hatte richtig Angst, dass mein Lehmhüttchen untergeht. Trotzdem blieb ich auf meiner Matratze liegen - geschützt von einem Moskitonetz mit Reißverschluss - und versuchte weiterzuschlafen. Irgendwann musste ich aber so dringend auf Klo, dass ich doch aufstand und mich nach draußen zwang. So stand ich vor der Tür und stellte fest, dass es nur genieselt hat. Da das Dach aus Blech ist, waren die Regentropfen ungefähr zehn Mal so laut als normal. Doch kein Monsun, durch den ich mich kämpfen musste. :D

    Heute waren die ziemlich spät mit dem Frühstück dran, sodass sich der Start ins Krankenhaus verzögerte. Das war aber nicht so schlimm, da die Ghanaer eh nicht so viel Wert auf Pünktlichkeit legen.

    Als wir fertig waren, fuhren Max und ich mit dem Taxi ins nächstgelegene Dorf Kenop. Dort befand sich das Krankenhaus. Ich habe gestaunt wie groß es doch war. Nach außen hin wirkte es sehr gepflegt. Innen war es das ebenfalls, aber auf keinen Fall vergleichbar mit deutschen Krankenhäusern bzw. ghanaischen Krankenhäusern in Accra. Wir legten erstmal unsere Sachen ab, die wir bereits mitnahmen, um nach der Arbeit direkt nach Accra fahren zu können.

    Dann gingen wir eine Etage weiter nach oben, um den Arzt zu treffen. Ich schüttelte ihm die Hand und stellte mich vor ohne zu wissen, dass es schon der Arzt ist. Kein Wunder. Er ist ziemlich jung, um die 29, und trug nämlich ein Oberteil mit Leopardenmuster. Das habe ich in Deutschland bis jetzt an keinem Arzt gesehen. Er nahm uns direkt mit zur Visite. Zuerst besuchten wir die Frauenstation - ein Zimmer mit 15 Betten. Er ging von Patient zu Patient und erzählte uns, welche Krankheiten sie plagten. Die meisten litten an einer Gastritis. Manche hatten eine Pelvic inflammatory disease (PID), Malaria, ein Karzinom (was für eins, wusste ich nicht genau) oder eine wurde positiv auf HIV getestet. Er nahm sich viel Zeit, um uns Sachen zu erklären. Ich verstand für meinen ersten Tag leider noch nicht so viel, u. a. aufgrund des fachlichen Hintergrundwissens, was ich nicht besitze. Deswegen war ich sehr froh darüber, dass mir Max alles ganz ausführlich erklären konnte. Er hat wirklich Spaß daran und ich hörte ihm gerne und interessiert zu. Währenddessen schrieb der Arzt handschriftlich seine Notizen wie Therapieverlauf usw. zu jedem Patienten auf. Danach ging es in die Kinderstation. Jedes Kind, was dort war, hatte Malaria. Ich gehe erstmal nicht so viel ins Detail ein, weil ich mega müde bin und für heute genug geschrieben habe. Insgesamt war das für mich ein erster guter Tag im Krankenhaus - entspannt, trotzdem sehr lehrreich.

    Ich muss nun ins Bett, da es morgen früh um 5 Uhr Richtung Cape Coast mit der AIESEC Truppe geht. Ich mag alle total gerne und freue mich schon sehr auf das WE mit ihnen. Sie waren auch sehr lieb und erkundigten sich ständig, wie es mir auf dem Dorf ergeht. :)
    Meer informatie

  • Cape Coast - Elmina Castle

    1 september 2018, Ghana

    Melissa weckte mich um 5:15 Uhr. Ich war noch im Tiefschlaf und musste erstmal aus meiner Traumwelt erwachen. :D Ich schlafe hier ziemlich wenig für meine Verhältnisse. Im Schnitt sind es fünf Stunden, glaub' ich.

    Für uns ging es dieses WE zum Cape Coast. Wir freuten uns alle schon sehr darauf. Der Ort liegt etwa drei Stunden Fahrt mit dem Trotro östlich von Accra. Meinem Bauch ging es an dem Morgen nicht so gut, weshalb ich etwas Angst vor der Fahrt hatte. Leider musste der Bus wirklich meinetwegen anhalten. Peinlich! :D Die Weiterfahrt war aber super. Ich schlief und hörte Musik. 

    Zu unserer Unterkunft: Sie befand sich direkt am Meer. Der Boden war sandig und überall wuchsen exotische Tropenpflanzen- und blumen. Uns erwartete also das Meeresrauschen am Abend, wenn wir schlafen gingen. Ein Träumchen! :) Das Zimmer hatte fünf Hochbetten aus Bambusholz, die durch Moskitonetze geschützt waren. Da die Unterkunft etwas abgeschottet lag, kam es einem so vor als wäre man im Dschungel.

    Als wir unsere Sachen ablegten, fuhren wir mit zwei Taxis zum Elmina Castle. Ich hatte wieder die Ehre mir den Sitz vorne mit einer anderen Person zu teilen, da ich die Kleinste aus der Gruppe bin. In Deutschland brauche ich unbedingt eine Massage, wenn das hier so weitergeht! :D

    Das Elmina Castle befindet sich am Atlantik - direkt am Gulf of Guinea. Wir bekamen eine Führung durch's Castle, was von außen eher aussieht wie eine Burg. Die Sklaven wurden hier gesammelt und festgehalten - zuerst von Portugiesen, dann von Holländern - bevor sie nach Europa und Amerika verschifft wurden. Die Führung war sehr interessant. Wir erfuhren unter welchen grausamen Zuständen die Menschen auf ihr Schicksal warteten. Da das Castle direkt an einem schönen Strand liegt, lässt es von außen kaum vermuten, welche Schrecken dort damals geherrscht haben. 

    Nach der Führung trieb es uns zu einem coolen Restaurant direkt am Strand - Oasis Bar. Es gab Live-Musik und leckeres Essen. Danach schlenderten wir noch ein wenig durch die Straßen und entdeckten dabei ein veganes Restaurant. Das wurde direkt für den morgigen Tag eingeplant. Da wir alle fix und fertig waren, fuhren wir nach Hause. Dort gab' es für mich noch eine Cola an der Bar. Bevor es dann wirklich ins Bett ging, entschied ich mich noch mit David ans Wasser zu gehen im Dunkeln. Das war ein Fehler. Denn das Meer bei Nacht ist doch gruseliger als ich dachte - vor allem, wenn es an den großen Steinen am Wasser direkt nach unten geht. Also heulte ich die ganze Zeit rum, dass ich nachtblind sei und zurück möchte. Der verrückte, aber lustige David ließ das natürlich nicht zu. Also watschelte ich wie eine lahme Ente von Stein zu Stein und gab so das Tempo an. Ich wechselte die ganze Zeit zwischen weinen und lachen, da wir feststellten, was für ein kleiner Schisser ich bin. Nach diesem Abenteuer fiel ich nur noch ins Bett und lauschte dem Meer zum Einschlafen. Das war echt schön und beruhigend! So könnte ich jeden Tag einschlafen. :)
    Meer informatie

  • Kakum NP. I've almost died!

    2 september 2018, Ghana

    Für heute war ein Ausflug zum Kakum Nationalpark geplant - ein tropischer Regenwald mit einer Vielfalt an Bäumen, Pflanzen und bestimmt auch Tieren - außer einer Fliege hab' ich leider keine gesehen, nur gehört. Das Besondere bei unserer Tour war, dass man von Hängebrücke zu Hängebrücke durch den Regenwald gehen konnte bei einer Höhe von 40 m über dem Boden. Hörte sich gruselig an, aber eventuell machbar. Deswegen kam ich mit, während Melissa, Sophie und Anne in unserer Lodge blieben und einen Strandtag machten.

    Morgens freuten wir uns schon unglaublich auf unser Frühstück. Es gab so viele leckere Sachen zur Auswahl - Pancake mit Schokolade, Scrumbled Eggs mit Toast und Baked Beans usw. Jetzt dürft ihr 3 x raten, was nicht pünktlich fertig war: Genau, das Frühstück! Es war nicht wie geplant um 6:30 Uhr fertig, sondern erst um 8:00 Uhr. Also spazierte ich nochmal ans Wasser, stellte mich auf die Steine und genoss die Sonne im Morgennebel und die Aussicht auf das weite Meer. 

    Als wir fertig waren, fuhren Stella, David, Max, Tanja, Sophia und ich los zum Nationalpark. Wir trugen lange Kleidung, da es im Wald Fliegen geben soll, die beißen. Die Wunde fängt dann stark an zu eitern. Die Vorstellung war gar nicht schön. Also schwitzten wir uns in unseren langen Klamotten erst mal zu Tode. Dort angekommen, bezahlten wir für die Eintrittskarte 40 Cedis statt der 6 Cedis für Einheimische. Ganz schön diskriminierend, aber das kenne ich ja schon aus Indonesien - nur aus der anderen Perspektive. Die ersten Meter mit unserem Guide ging richtig steil bergauf. "Wenn das jetzt eine Stunde so weitergehen würde, sterbe ich.", dachte ich mir. Zum Glück war das nur der Weg zu den Hängebrücken. Der Guide erzählte uns dabei etwas zu einigen Bäume. Die einen hörten interessiert zu, die anderen schossen Fotos. Zu welcher Kategorie gehörte ich wohl? :D Stella und ich gingen absichtlich ganz am Ende, damit wir Fotos ohne Menschenmassen im Hintergrund hatten. 

    Bei den Hängebrücken angekommen, wurde ich doch etwas panisch, weil ich sah wie tief es in den Abgrund ging. David, der mich eigentlich den ganzen Weg über motivierte, dass ich es schaffe, war derjenige, der auf der Brücke wie ein Wilder rumsprang, sodass ich richtig Panik bekam. Zu seiner Verteidigung: Er wusste nicht, dass ich mich ebenfalls schon auf der Brücke befand. Also flehte ich schon fast den Guide an, dass ich zurück möchte. :D Blöderweise durfte man auf der Brücke, von der ich auf die Aussichtsplatte gelang, nur in eine Richtung gehen. Das hieß für mich zwei weitere Brücken zu überqueren, um zurückzugelangen. Stella konnte mich zum Glück beruhigen. Ich nahm also den kürzeren Weg. Der Guide-Helfer, der hinter mir her ging, versuchte mich abzulenken, indem er ganz viele Fragen stellte. Manchmal schaffte er es. Das Quietschen der Brücke machte mir jedoch mehr Angst.

    Nach der aufregenden Tour ging es für uns zurück zum Zentrum. Der Fahrer war ein Irrer, der beabsichtigt immer nur einen Millimeter Abstand zum Gegenverkehr hielt und extra über alle Schlaglöcher fuhr. Keine Ahnung, was seine Mission war. Jedenfalls dachte er, er wäre witzig. Dort angekommen, trafen wir uns mit den anderen Mädels wie geplant in dem veganen Restaurant. Das Essen war lecker, aber die Getränke waren SUPER lecker. Ich bestellte direkt zwei Mal den gleichen Saft - Moringa, Pineapple, Ginger. Danach schlenderten wir noch etwas durch die Straßen, kauften Sachen und holten Tanja's Patchwork-Decke beim Schneider ab. Hier kann man sich für sehr günstig Sachen nähen lassen. Den Stoff kann man sich selbst aussuchen. Richtig gut! 

    Gegen 16 Uhr traten wir den Rückweg an, damit wir nicht so spät zurückkamen. Daraus wurde natürlich nichts. Wir standen lange im Stau. Außerdem passierte dem Trotro-Fahrer ein echt blödes Missgeschick. Er ließ während unseres Ausstieges aus dem Bus seinen Schlüssel im Fahrzeug und knallte die Tür zu. Da einige Sachen sich noch darin befanden, konnten wir uns auch nicht ins nächste Taxi setzen. Der Fahrer rief also seinen Bruder an, damit dieser das Auto aufknackte. Mit einer bestimmten Technik bekam er es dann endlich hin. Wir waren alle so fertig und wollten nur noch nach Hause. Wir schnappten unsere Sachen und hofften auf ein preislich angemessenes Taxi. Nach einigem Hin und Her schafften wir es für 30 GHC pro Taxi zu unserem Haus zu gelangen. Wir verhandeln ständig über den Fahrpreis, da sie sonst viel zu viel von uns verlangen. Zu Hause warteten schon die anderen auf uns mit einer großen Portion Nudeln. Das tat gut. Wir saßen noch eine Weile zusammen und hörten Musik. Ich skypte ganz erschöpft vom Tag noch mit Hengsel und irgendwann ging es ins Bett. Trotzdem hab' ich den kleinen "Familienausflug" sehr genossen und war froh darüber wieder einigermaßen vernünftige Toiletten zu haben. :D
    Meer informatie

  • Mysteriöses "Pizza-Restaurant"

    4 september 2018, Ghana ⋅ ☁️ 25 °C

    Heute starteten wir nach dem Wochenende unseren Arbeitstag an einem Dienstag. Wie üblich klapperten wir alle Stationen ab und gingen bei der Visite mit. Es gibt insgesamt folgende acht Stationen: Männer-, Frauen-, Kinder-, Mutter&Kind-, Notfall-, Special Female Ward (Patientinnen ohne KV), Special Male Ward (Patienten ohne KV). Die achte Station fällt mir leider gerade nicht ein. 

    Bevor wir die einzelnen Stationen besuchten, fing uns der Manager des Krankenhauses ab. Ein erneutes Mal musste ich feststellen, dass hier überhaupt nicht kommuniziert wird und man auf keine einzige Aussage vertrauen kann. Man wird hier ständig ins kalte Wasser geworfen, was langsam echt nervig wird und mich wütend macht.  Der Manager wusste also noch immer nichts von mir, wovon ich aber mittlerweile ausging. Ich verbrachte fast eine Woche auf dem Dorf ohne, dass mein Projekt startete. Jeden Tag hieß es auf erneute Nachfrage ich könne 'morgen' starten. Mr Thompson müsse nur noch mit dem Manager reden. Den Donnerstagabend gab er mir das 'Go', dass ich am Freitag anfangen könnte. Heute, an meinem zweiten Tag im KH sprach der Manager uns plötzlich darauf an, dass er Papiere wie Lebenslauf etc. von mir bräuchte. Damit kommt er ja sehr früh an! Also kontaktierte ich Mr Thompson und startete eine Diskussion. Da solch eine Angelegenheit schwer über Whatsapp zu klären ist, versuche ich am Samstag Mr Thomson in Accra abzufangen. 

    Trotzalledem "arbeitete" ich heute im KH weiter. Obwohl das KH auf den ersten Blick ganz gut gepflegt schien, fallen mir doch immer mehr negative Dinge auf. So ist ein Waschbecken z. B. eine Konstruktion aus mehreren Eimern und komischen Halterungen. Irgendwo dazwischen hängt ein dreckiger Lappen und eine alte Seifenpackung. Auf dem WC gibt es nicht mal fließendes Wasser, sodass man sich danach nicht die Hände waschen kann. Alles ziemlich unhygienisch. Auch die Betten sind größtenteils nicht bezogen. Darauf liegen Kuscheltücher, die die Patienten wahrscheinlich selbst mitbringen. Die Zimmer mit etwa 15 Leuten in einem Raum werden nicht durchlüftet. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen wie muffig es darin riecht. Ich halte oft automatisch meine Luft an, damit ich diese dicke Bakterien-Wolke nicht einatmen muss. :D Heute machten wir schon um 13 Uhr Feierabend und ich freute mich schon auf die Pizza von gegenüber, von der Max mir erzählte. Wir liefen also über die Straße und setzten uns in das Gruselrestaurant. Es war komplett leer und die Kellner schienen sehr unmotiviert zu sein. Wir bestellten beide eine Chicken Pizza, die nach einer Stunde von einem Lieferdienst gebracht wurde. :D Und wir wunderten uns schon, weshalb man im Restaurant nichts Leckeres roch. 

    Zu Hause ruhten wir uns erstmal soweit es ging aus. Ziemlich schwer mit einer Horde von Kindern, die schon sehnsüchtig darauf wartet, dass man von der Arbeit zurückkommt. Trotzdem ging ich in mein Zimmer, um wenigstens kurz Ruhe zu haben. Ich wollte nämlich noch mit auf die Chicken-Farm kommen und dort helfen. Das ist eine große, unbebaute Fläche, auf der momentan noch Palmen und verschiedene Pflanzen, die alle wild durcheinander wachsen, stehen. Das muss alles weggehackt und anschließend weggeräumt werden, sodass am Ende eine große, ebene Fläche entsteht. Der Plan ist es, eine Chicken-Farm darauf zu gründen, um neben Kakao und Töpfen auch Eier im Dorf zu verkaufen. Das Geld, was daraus resultiert, wird in Schulutensilien wie Uniform, Bücher, Stifte etc. investiert. Eine sehr gute Sache wie ich finde, da viele Familien sich das für ihre Kinder nicht leisten können. 

    Also helfe ich da gerne fleißig mit und freue mich, dass ich wenigstens da etwas voranbringen kann. Im KH mache ich außer der Visite ja leider nicht viel. Das Gute ist, dass die Kinder ebenfalls fleißig mithelfen, wenn Max, David und ich auf dem Feld sind. Je mehr Helfer, desto schneller wird das Projekt fertig. Es ist aber mega anstrengend. Ich habe noch nie so doll durch körperliche Anstrengung geschwitzt, glaub ich. Ich war am Ende der Arbeit einfach nur dreckig und klitschnass und freute mich auf die Dusche. :D Eew! Außerdem ist es echt bewundernswert wie schnell die Ghanaer eine fette Palme mit einer bestimmten Technik aus der Erde "ziehen" können - und das in kürzester Zeit. Allgemein sind das alles richtig die Muckimänner, die nur mit einem Schlag mit der Axt einen dicken Ast durchkriegen. Ich brauchte dagegen etwa zehn Mal? :D 

    Naja, völlig erschöpft sprang ich danach unter die Dusche, saß noch etwas draußen rum und ging dann schlafen.
    Meer informatie

  • Rainy day and hungryyy

    5 september 2018, Ghana ⋅ ⛅ 24 °C

    Heute war irgendwie ein langweiliger Tag. Die Langeweile hat sich durch den ganzen Tag gezogen. Im KH gab es nichts Neues - keine für mich neuen Krankheitsbilder: Gastritis, Gastroenteritis, Anämie, Malaria, PID und einige speziellere Fälle, auf die ich nicht weiter eingehen werde. Sonst wird der Text endlos lang. :) Bestimmte Diagnoseverfahren und Behandlungsmethoden der jeweiligen Krankheiten kannte ich bereits aus den vergangenen Tagen. Wirklich interessant alles, vor allem wenn man die ganzen Zusammenhänge erklärt bekommt. Da mein fachliches Wissen relativ beschränkt ist, werde ich nicht viel dazu schreiben können - außer ich erlebe einen besonders interessanten Fall. Dann werde ich mich bemühen. :D Heute war ein kurzer Arbeitstag. Als wir Feierabend machten, brachte uns der Arzt mit seinem auberginefarbenen Mercedes nach Hause. Eigentlich eine ganz schicke Karre, die aber laut Max in Deutschland nur Rentner fahren würden. :D Aber sehr nett von dem Arzt. Es war angenehm mal wieder in einem Auto mit einer guten Federung zu sitzen. Es gibt so viele Schlaglöcher auf den Straßen, dass ich z. B. nach einer dreistündigen Trotro-Fahrt richtige Kopfschmerzen kriege. 

    Zum Arzt: Er ist 29 Jahre alt und arbeitet seit anderthalb Jahren in diesem KH. Er ist total locker drauf, was ihn echt sympatisch macht. Manchmal fühlt es sich eher so an als würde man mit einem Freund durch's KH gehen. Man kann mit ihm über viele Dinge reden. So unterhielten wir uns den einen Vormittag über den Umgang mit Homosexualität in Ghana. Über verschiedene Gesprächsthemen gelangten wir zu diesem. Hier werden gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht akzeptiert bzw. toleriert. Zeigt sich ein homosexuelles Paar in der Öffentlichkeit, führt es im allerbesten Fall zu einer Gefängnisstrafe. Das Outen kann sogar für einen den Tod bedeuten. Da viele gläubig sind, ist Homosexualität etwas nicht Natürliches und Gottgegebenes. Der Arzt ist der festen Überzeugung, dass es sich um eine Krankheit handelt, die man heilen kann. Echt verrückt, dass ein Arzt, von dem man das nicht unbedingt erwartet hätte, so denkt. Max und ich waren schockiert und fanden den Arzt für den Moment total unsympathisch. Er meinte, er würde nichts mit ihnen zu tun haben wollen usw. Wir erklärten unsere Sichtweise darauf und versuchten ihm verständlich zu machen, dass sie wie er und jeder andere auch nur Menschen sind. Das war die Kurzfassung von dem etwa einstündigen Gespräch. Es ist schwierig diese Denkweise aus den Köpfen der Leute rauszuschlagen, wenn alle so denken und sie nicht wirklich mit anderen Ansichten konfrontiert werden. Vielelicht haben wir ihn ein wenig zum Denken anregen können, weil er so viele Fragen stellte und danach relativ nachdenklich schien. 

    Nach der Arbeit wartete ich sehnsüchtig auf unser Lunch. Wir Interns waren alle so mega hungrig. Heute fiel das Mittagessen jedoch für uns aus, da Haruka eine Versammlung vor unserem Haus veranstaltete. Sie organisiert momentan ein großes Dorf-Event, bei dem viel Tanz und Gesang sein wird. Dafür holte sie alle Kinder, die auftreten wollen, zu uns, um sich das vorher einmal anzuschauen. Kofi unterstützte sie dabei und gab den Kindern Anweisungen. Anfangs fand ich es richtig cool zuzuschauen. Die Kinder hatten richtig viel Spaß und ich guckte ebenfalls gerne zu. Aber mein Hunger stieg, es wurden immer mehr Kinder, es war so laut und ich war einfach nur noch fertig. 

    Ich freute mich, als es anfing zu regnen. Die Kinder hörten auf und gingen nach Hause. So gerne ich auch was mit ihnen mache, rauben sie einem ganz schön viel Energie, sodass ich abends immer völlig fertig bin und nicht mehr dazu komme, meine Posts vorzuschreiben. Ich schlafe meistens noch mit dem Handy in der Hand ein. 

    Da es Max letzter Abend war, setzten wir uns noch auf's dunkle Feld, damit die Jungs - Max, David & Kofi - noch einen rauchen konnten. Ich nicht. Ich genoss nur die Stille und die schöne Sicht auf den Sternenhimmel. Danach setzten wir uns noch in eine Art Bar, wo wir Amos  und Mugabi trafen. An dem Abend waren die beiden so komisch aufgedreht, sodass wir anfangs echt genervt von denen waren. Letztendlich waren die so nervig, dass es schon wieder lustig wurde. Irgendwann ging's dann auch wieder ins Bett und ich glaube, Max hatte einen schönen letzten Abend auf dem Dorf.
    Meer informatie

  • Horror Show

    7 september 2018, Ghana ⋅ ☁️ 24 °C

    Heute fing der Tag an wie jeder andere auch. Wir frühstückten und quatschten entspannt, bevor es ins KH ging. Im KH angekommen, warteten wir wie üblich auf Dr Bassit. Zuerst ging es in die Kinderstation. Dort verteilte Max für die Kinder Kekse, da es traurigerweise sein letzter Tag im KH und generell auf dem Dorf ist. Sonntag geht es ganz zurück in die Heimat. Da es Freitag ist, freuten wir uns schon gedanklich auf das Wochenende und erwarteten nicht mehr viel. Max ging etwa gegen 12 Uhr zurück ins Dorf, um seine Sachen zu packen. Ich blieb und klapperte noch die restlichen Stationen mit Dr Bassit ab. Es ging weiter zur Entbindungsstation. Eine Frau lag bereits in ihren Wehen und hatte hörbare Schmerzen. So wie ich's verstanden habe, musste Dr Bassit schauen wie weit der Muttermund schon geöffnet war. Er zog sich Gummi-Handschuhe über seine Hände und griff unten mit einer Hand rein und mit der anderen Hand tastete er ihren Bauch ab. Er erklärte mir einige Sachen dazu. Aufgrund der vielen Fachbegriffe verstehe ich nicht alles, aber im Groben und Ganzen weiß ich immer, worum es geht. 

    Ich war froh, als es vorbei war, da ich es überhaupt nicht ertragen kann, andere aufgrund von Schmerzen so leiden zu sehen/hören - und das war eigentlich gar nichts. Wir schlenderten danach zur Mutter-Kind-Station, worauf ich mich schon freute. Gestern wurden drei kleine Babys geboren. Ich habe noch nie so frische, süße, kleine Würmchen gesehen. :) Ich war also total auf sie fixiert und merkte nicht, dass es einer anderen Frau im gleichen Zimmer gar nicht gut ging. Erst als der Arzt eine Sichtschutz-Wand an ihrem Bett aufstellte, kam ich mit rüber. Genau in dem Moment platzte ihre Fruchtblase, einige Sekunden später floss so viel Blut nach, sodass das ganze Bett und der ganze Boden nass waren und es hörte einfach nicht auf. Der Arzt griff unten rein und versuchte irgendwas von innen zu ertasten - dachte ich zumindest!!! Ich stand da also total nervös rum, guckte ab und zu weg, da mir der Anblick zu viel wurde. Der Arzt fuchtelte teilweise so unvorsichtig mit seinen Armen herum, dass ich Angst bekam Blutspritzer abzukriegen. 

    Bevor ich überhaupt schalten konnte was er da tat, hielt er plötzlich schon den leblosen Fötus in seinen Händen. Er befand sich im 5. Monat und war etwa 20 cm klein. Dr Bassit betrachtete das kleine, friedliche Wesen auf seiner Hand, was schon wirklich aussah wie ein Mensch in Miniaturform. Finger, Zehen etc. waren schon richtig ausgebildet. Währenddessen konnte ich nicht glauben was ich sah. Da alles so schnell ging und keine Krankenschwester in der Nähe war und Dr Bassit Tücher zum Abwischen brauchte, musste ich ihm helfen. Also schnappte ich panisch meine Klorolle und meine Nasstücher aus meinem Jutebeutel, den ich immer dabei habe für den Fall aller Fälle, und reichte ihm diese. Ich hoffte, dass er mich mit seinen blutigen Händen nicht berührte. Die Krankengeschichte der Frau kannte man immerhin nicht. Es war noch nicht vorbei. Die Frau blutete sehr viel nach, da die Plazenta noch drin war. Solange diese sich noch im Körper befindet, hört es nicht auf zu bluten. Also ging er mit ihr eine Etage weiter nach unten in den OP-Saal, um alle Reste auszusaugen. Da stand ich nun alleine und reglos neben dem toten Baby und wusste nicht, was ich machen sollte. Es lag da ganz friedlich in Löffelstellung im blutigen Bett als würde es schlafen und vergessen worden sein. Ich betrachtete es mit etwas Abstand und sah wie es noch 1-2 Mal den Mund öffnete. "Zum Glück" holte mich Dr Bassit irgendwann ab. Was er mir als nächstes zeigte, wusste ich nicht. Allerdings wusste ich ganz genau, wo wir lang mussten, da die Frau durch das gesamte KH eine fette Blutspur hinterließ. Anscheinend transportierte man sie mit solchen Schmerzen nicht in einem Rollstuhl. Richtig verrückt! Ich kam mir vor wie in einem Horrorfilm. Im Saal angekommen, erfolgte die restliche schmerzhafte Prozedur. Die Frau saß breitbeinig auf dem "berühmten" Stuhl und alles, was sich noch darin befand, wurde mit einer Zange herausgekramt - mal auch mit der Hand oder mit einem Schlauch. Ich stand wieder mal total überfordert in der letzten unblutigen Ecke des Zimmers und kaute auf meinen Nägeln rum, was ich sonst nie mache. Ich war einfach nur froh, als es vorbei war. Danach kam mir alles total unreal vor. Der Arzt fuhr mich ins Dorf zurück, wo Max und David auf mich warteten. Die beiden konnten mich zum Glück gut ablenken. 

    Nicht lange danach sind Max und ich wieder Richtung Accra losgedüst. Wir kamen um ca. 20 Uhr im Haus an, nachdem wir eine Weile im Dunkeln auf dem überfüllten Madina Market unseren Anschluss-Trotro suchten. Für den Abend war eigentlich Party angesagt, da es Max, Annne's und Sophie's letztes WE in Accra ist. Wir gingen auch tatsächlich los. Zuerst ging es in eine Art Bar, wo trotzdem viel getanzt wurde - sogar auf der Straße, wo viele Bars aneinander gereiht sind. Danach wollten wir noch in einen Club. Dort angekommen, stellte ich fest, dass es ein richtiger Schicki-Micki-Laden war. Die Frauen und Männer waren ganz anders gekleidet wie ich es bis jetzt von Ghana kannte. Die Frauen sahen echt am schlimmsten aus. Dicke, richtig schicke Karren fuhren ein und aus. Zum Glück war ich nicht die Einzige, die keine Lust hatte auf diesen Club. Also blieb eine Hälfte, die andere fuhr zu Pizza Inn. Dort gönnten wir uns einen kleinen Mitternachtssnack und kamen um ca. 3 Uhr wieder zu Hause an und waren glücklich über unsere Betten.
    Meer informatie

  • Mach's gut, Sorayath.

    8 september 2018, Ghana ⋅ 🌧 23 °C

    Der Tag fing umso entspannter an als er den Abend zuvor endete. Ich stand um 7 Uhr auf, um mich fertig zu machen. Immerhin sollte es spätestens um 8:30 Uhr losgehen. Letzendlich ging es erst gegen 9:30 Uhr los. David, der die Fahrt ins Dorf so früh angepeilt hatte, passt sich der ghanaischen Pünktlichkeit sehr gut an - haha. Ich konnte mich also in Ruhe fertig machen. Zu meiner großen Überraschung kam Sorayath mit ins Dorf. Sie wollte sich von den zwei Japanerinnen und gleichzeitig von uns verabschieden, bevor sie diese Woche zurück nach Benin fährt. Ich bin richtig traurig, dass sie fährt. Ich mochte sie echt gerne wie wahrscheinlich jeder aus dem AIESEC Haus. Das wird seltsam, wenn wir am WE zurück nach Accra fahren und sie nicht mehr da ist. Auf dem Dorf blieb sie jedoch nicht lange. Ich glaube, sie hatte die Strecke unterschätzt. Wir unterhielten uns noch ein bisschen, zeigten ihr das Dorf und knipsten ein paar Gruppenfotos zur Erinnerung. Danach musste sie schon wieder los. Max, David und ich begleiteten sie nach Nkawkaw - die nächstgrößere Stadt unseres Dorfes. Wir setzten sie in ein Trotro und verabschiedeten sie dort. :/ 

    Danach blieben wir drei noch in Nkawkaw und gingen in die "Mall". Ich suchte Nagellackentferner - das war nämlich bitter nötig. :D Den hatten sie natürlich nicht mehr da. Ich fragte die Verkäuferin, wo es welchen geben könnte. Ich dachte, sie wolle mir nur den Weg beschreiben. Letztendlich führte sie mich durch Marktstraßen und brachte mich in ein kleines, verstecktes Nagelstudio für eine Pediküre. :D Ich war relativ entspannt, obwohl alle nur auf 'Twi' sprachen und Fotos von mir machten, während ich da saß. Aber ich war nur froh, dass ich die Pflege bekam. 

    Zurück im Dorf passierte nicht mehr sehr viel. Ich beschäftigte mich wie gewöhnlich noch mit den Kindern, wir Interns aßen noch zusammen Abend. Vor'm Schlafengehen gab' es von den Kindern noch mehrere Tanzeinlagen immer wieder zu dem gleichen  Song - AKWAABA von GuitlyBeatz. Das Lied feiern sie hier mega ab. Und echt verrückt zu sehen wie selbst zweijährige Kinder schon diese Dancemoves draufhaben. Das macht echt Spaß zuzuschauen. Ich habe auch schon eine große Sammlung an Videos. Freut euch darauf! :D 

    Den Rest des Abends verkroch ich mich in mein Zimmerchen und checkte Nachrichten ab. Tagsüber ist es nämlich sehr schwierig, da hier ständig was los ist und man auf dem Dorf generell sehr schlechtes bis gar kein Netz hat.
    Meer informatie

  • Mall & Sky-Bar

    8 september 2018, Ghana ⋅ ☁️ 25 °C

    Heute gibt's nicht viel zu schreiben, außer, dass es mein erster entspannter Tag nach einer langen Zeit war. Ich schlief für meine ghanaischen Verhältnisse relativ aus, frühstückte gut und hatte viel Zeit, bis es für uns gegen 13 Uhr in die Mall ging. Ich war schon ganz gespannt, da ich bis jetzt nur vollgestopfte Märkte und kleine Verkaufsstraßen kannte. Ich wusch und bügelte meine Klamotten bis dahin, damit ich am Sonntag mit sauberen Sachen zurück ins Dorf kann. 

    In der Mall war's echt cool. Das erste Ziel, was wir vor Augen hatten, war Burger King. Für mich war das Essen wahrscheinlich noch luxuriöser als für die anderen, da ich aufm Dorf eigentlich immer nur Plantain, Bangku, Fufu oder Nudeln bekomme. :D Ist auch mega lecker, aber nicht sehr abwechslungsreich. Wir schlenderten gemütlich durch die Mall, kauften im Supermarkt ein und danach trank ich nach etwa drei Wochen das erste Mal wieder Kaffee. Riiiichtig jeilo! Da wir für 19 Uhr einen Tisch für neun Personen in der Sky Bar reservierten, versuchten wir uns weiterhin die Zeit in der Mall zu vertreiben. Bei Tanja und mir setzte die Müdigkeit sehr doll ein, sodass wir zu zweit nochmal ins Haus fuhren, um uns wenigstens für eine Stunde hinzulegen. 

    Als es soweit war, fuhren wir zu viert Richtung Sky Bar. Das ist ein Restaurant, was sich im höchsten Gebäude in Westafrika befindet. Wir kamen an und staunten direkt wie nobel bereits der Eingangsbereich aussah. Man hielt uns die Tür auf, überall glänzte es vor Sauberkeit und Duftkerzen waren aufgestellt. Ich fühlte mich leicht underdressed! Wir fuhren einige Stockwerke hoch, bis wir ganz oben waren und den tollsten Ausblick auf Accra hatten. Unten sind überall kleine Lichter von der Straßenbeleuchtung, den Autos etc. zu sehen und oben sah man die Flugzeuge, die kurz vor'm Landen waren. Wir genossen den Abend sehr. Vor allem das europäische Essen und die gemeinsame Zeit, die wir zusammen verbrachten. Für mich gab es z. B. Risotto mit Blue Cheese. Yum yum yum! Und das Klo war mein Highlight! Richtig sauber und schön dekoriert. Da hab' ich mich wohl gefühlt. :D 

    Trotzdem war es kurz ein komisches Gefühl, wenn man nach unten blickte und die schöne Stadt betrachtete, mit dem Wissen, dass sich dort überall kleine Flecken wie Slums etc. befinden, die man von oben nicht sieht und für einen kurzen Moment vergisst.
    Meer informatie

  • Lost in the rainforest.

    9 september 2018, Ghana ⋅ ☁️ 26 °C

    Heute Morgen ging es zum Gottesdienst - dieses Mal in einen anderen. Die Schneiderin, die die Mädels in Accra kennenlernten, lud sie dazu ein. Ich kam mit und wollte von da aus mein Trotro Richtung Nkawkaw nehmen. Wenn ich darüber nachdachte, wurde ich ziemlich nervös, da es meine erste Fahrt alleine war. Die Kirche befand sich letztendlich nicht in Madina, wovon wir ausgingen, sondern die Schneiderei. "Na toll!", dachte ich mir wie so oft hier. Keine Ahnung, wo ich später bei dem Chaos einsteigen sollte. Während des Gottesdienstes konnte ich also nicht wirklich entspannen und hatte nur im Hinterkopf, dass ich noch vor Einbruch der Dunkelheit ankommen wollte. Der Gottesdienst ging wie erwartet etwa drei Stunden und war dieses Mal kaum auszuhalten. Er begann richtig stressig. Die Predigerin schrie eigentlich nur ins Mikrofon und das ca. die Hälfte der Zeit. Die Boxen waren so schranzig, sodass die Ohren schon wehtaten. Zwischendurch gab' es Tanzeinlagen, bei denen wir nach vorne geholt wurden und uns zu der Musik im Kreis bewegten - teilweise über fünf Minuten lang. Manche sind beim Tanzen etwas durchgedreht und haben ihre eigenen Filme geschoben. Manchmal fühlten wir uns wie im falschen Film. :D Irgendwann kam noch ein anderer Pfarrer, der endlos lang gepredigt hat. Bei jedem "We close the service now." schöpfte ich neue Hoffnung. Jedes Mal wurde ich enttäuscht. Als wäre das nicht genug gewesen, wollte er noch jeden Einzelnen segnen. Dafür kippte er jedem Öl über die Haare - "Auch das noch!". Irgendwann waren wir an der Reihe. Bei meinem Glück kippte er natürlich besonders viel auf meinen Kopf, sodass meine frisch gewaschenen Haare mega fettig wurden. Der Rest lief überall vom Kopf aus herunter, sodass ich meine Arme damit einschmieren konnte. Jetzt fühlte ich mich besonders fresh für meine etwa fünfstündige Trotro-Fahrt...nicht. :D Als der Gottesdienst dann WIRKLICH endete, fuhr der Pfarrer mit seinem Auto zuerst mich zur Trotro-Station, dann die Mädels nach Hause. Er brachte mich allerdings nicht zur gewöhnlichen Station, sondern setzte mich ganz woanders ab. Ich wusste nicht wirklich, wo ich hinsollte. Ich wurde in ein Trotros gesetzt, verstand irgendwas mit 'Circle' und fuhr dann weg ohne zu wissen, wohin es geht. Es ging alles so schnell. Ich konnte den Mädels nicht mal richtig 'Tschüß' sagen. Ich fuhr etwa eine halbe Stunde durch Accra rum, bis ich irgendwann abgesetzt wurde. Ich stand dann alleine an der Straße, war total orientierungslos und überfordert von dem stressigen Verkehr und dem Menschenauflauf. Ich ging planlos durch die Gegend und fragte mich durch und schaffte es irgendwann zum richtigen Trotro nach Nkawkaw zu gelangen. Ich entspannte wieder und fühlte mich nun wieder sicher. Als ich dort ankam, war es sogar noch hell. Ich filmte fröhlich die Gegend mit den schönen Bergen im Hintergrund und der untergehenden Sonne. Von da aus musste ich nur noch ein Taxi nach Mpraeso Amanfrom nehmen. "Juhu, gleich ist's geschafft. Nur noch zehn Minuten Fahrt, dann bin ich 'Zuhause'. 

    Ich stieg also ins Taxi, nachdem ich drei Mal nachfragte, ob er nach Mpraeso Amanfrom fährt. Seine Aussage "Yeah, yeah sure." klang auch sehr überzeugend, sodass ich ihm vertraute. Nach mehr als fünf Minuten wurde es immer dunkler und ich erkannte nicht mehr so richtig, wo ich langfuhr. Irgendwann merkte ich aber schon, dass die Strecke etwas ungewöhnlich war. Bei genauerem Hinschauen aus dem Fenster befand ich mich plötzlich schon in den Bergen im tiefsten Regenwald. Ich hörte nur noch Tierlaute, alles wurde nebelig und dunkler, wir fuhren immer höher und keine Menschenseele weit und breit. Ich wurde richtig panisch, da ich merkte, dass ich definitiv falsch fuhr. Ich fragte den Fahrer, ob wir gerade nach Mpraeso Amanfrom fahren. Er antwortete mit "No, Mpraeso." Das war der Moment, bei dem ich mir dachte "Oh, shit. Jetzt bin ich verloren." Das Mädel, was ich vorher neben mir im Taxi fragte, verstand mich auch nicht. Ich versuchte zu erklären, dass ich da falsch bin. Er verstand kein Englisch und fuhr immer weiter. Glücklicherweise verstand der Beifahrer englisch und versuchte dem Fahrer auf 'Twi' zu erklären, dass ich die gesamte Strecke wieder runter muss. Ich war sooo froh darüber, dass mich jemand verstand. Der liebe Mann schien besorgt um mich zu sein und erklärte mir noch ein paar Dinge, bevor ich aus dem Taxi stieg. In dem Moment kam uns ein anderes Taxi entgegen, was wieder nach unten fuhr. Ich sollte schnell umsteigen. Die Strecke von Taxi zu Taxi war richtig schlimm. Sie standen etwa 20m voneinander entfernt. Also sprang ich raus, sprintete zum anderen und hüpfte da rein. Die Vorstellung, dass beide wegfahren, war schrecklich. Ich wäre im Regenwald gefangen gewesen. Das hätte ich vor Angst nicht überlebt. 

    Die Weiterfahrt war immer noch gruselig. Ich war aber froh, dass mein Internet sporadisch ging, sodass ich die ganze Zeit mit David in Kontakt blieb. Wir schickten uns gegenseitig im Minutentakt unsere Standorte. Er beruhigte mich, dass alles gut geht. Ich war noch nicht ganz so zuversichtlich. Insgesamt stieg ich vier Mal um anstatt einmal durchzufahren. Der Weg durch den Wald war so dunkel. Links und rechts war nichts erkennbar und vorne befand sich Nebel, sodass man nicht weit schauen konnte und wir total langsam fuhren. Ich saß mit vier Männern in einem engen Taxi, die sich nur auf 'Twi' unterhielten. Das war beängstigend. Ich hatte schon die ganze Zeit Horrorszenarien im Kopf. Letztendlich kam ich an. David, Kofi und seine ganzen Freunde standen schon am Wegesrand im strömenden Regen auf mich und empfingen mich mit einer fetten Gruppenumarmung. Ich glaube, ich war noch nie so froh, Menschen wieder gesehen zu haben. :D Den Rest des Abends wurde ich richtig verwöhnt. Selbst die Kinder merkten, dass was nicht stimmte und waren die ganze Zeit bei mir. ♡
    Meer informatie

  • Poor little Baby!

    10 september 2018, Ghana ⋅ ⛅ 24 °C

    Im Krankenhaus lief es wieder relativ entspannt ab. Ich bin mir zum Ende des Tages hin immer nicht ganz sicher, ob ich noch etwas Spannendes sehen möchte oder nicht. Meistens, wenn doch noch etwas passierte, wurde es mir zu viel. So wie heute. Wir gingen in ein kleines Behandlungszimmer, in dem eine Mutter bereits mit ihrem gerade ein paar Tage altem Baby wartete. Sie verließ das Zimmer und ließ ihr Baby auf dem Patientenbett liegen. Die Krankenschwester bereitete die Operationswerkzeuge vor, während Dr Basit sich vor's Baby setzte und etwas mit ihm rumalberte. Ich fragte, was mit dem Kleinen geschehen sollte. Es handelte sich letzendlich um eine Beschneidung wie ich dann erfuhr. Und das war das Schrecklichste, was ich jemals bei einem Säugling erleben musste. Der Dokter fing an daran zu schnippeln ohne jegliche Betäubung. Es blutete in Strömen und das Baby schrie sich die Seele aus dem Leib vor Schmerzen. Ich guckte schon gar nicht mehr hin. Mir wurde ganz schwarz vor Augen, ich kriegte Schweißbrüche und mir wurde ganz schwindelig. Ich schleppte mich aus dem Zimmer, da ich merkte, dass ich kurz vor'm Umkippen war. Die Prozedur am Baby wollte ich meinetwegen nicht noch länger hinauszögern. Das Schlimmste für mich war, dass es so machtlos war gegen die Schmerzen, die man ihm antat. Nach dem Eingriff lief Dr Basit in den nächsten Behandlungsraum. Ich blieb weiterhin auf dem Flur, um mich von dem Szenario zu erholen und war froh, dass ich währenddessen eine natürliche Geburt verpasste. Das hätte ich in dem Zustand nicht mehr verkraftet, glaub ich.

    Nach der eigentlichen "Arbeit" geht's wieder auf die Chicken Farm, auf der ich gerne mithelfe. Es ist so anstrengend. Ich bin am Ende der Arbeit immer klitschnass, weil es zusätzlich noch so warm ist. Auch da sind die Kinder total süß. Die haben selbst nicht viel. Aber als sie mich so erschöpft sahen, kam ein kleiner Junge zu mir und teilte seinen Keks durch zwei und gab mir die eine Hälfte. Einfach nur toll diese kleinen Menschen! ♡
    Meer informatie

  • Was zur Hölle esse ich da?!

    11 september 2018, Ghana ⋅ ⛅ 25 °C

    Mein Highlight des Tages: 

    Siehe Foto. 

    Kofi fragte mich, was ich für den heutigen Abend gerne essen wollen würde. Ich antwortete mit 'Fufu'. Das ist ein typisches ghanaisches Gericht, eine Art runder Teig  - etwa wie Knödel, der meistens in einer Suppe mit Fleischeinlage serviert wird. Ich war neugierig und wollte es probieren, da die Japanerinnen meinten, das sei die leckerere Version zu Bangku. Kofi führte uns durch's Dorf. Wir endeten in einer kleinen, dreckigen Essenshütte, wo alle möglichen Tiere zwischen deine Beine liefen und den Boden nach Essensresten absuchten.

    Das Essen wurde serviert. Da ich richtig Hunger hatte, griff ich mit meiner Hand rein und nahm den ersten Happen. In der Hütte war es so dunkel, dass ich nicht richtig erkannte, wo ich reinbiss. Als ich mit der Hand ertastete, dass das Fleisch sich wie eine Pfote anfühlte, kam mir fast alles hoch. Ich schluckte das unzerkaute Fleisch mit einem Mal runter und war schon fast am Würgen. Ich riss mich zusammen, da ich nicht "disrespectful" sein wollte. Ich aß nur noch den 'Fufu' und die Soße dazu und tat so als wäre ich schon satt. Dabei hatte ich noch total Hunger. So ging es dann für mich ins Bett in der Hoffnung, den morgigen Tag eine andere Mahlzeit zu bekommen. 

    Manchmal weiß ich in einigen Situationen echt nicht, ob ich gerade weinen oder einfach lachen soll. :D Bis jetzt war Letzeres zum Glück immer der Fall! 

    Achso. Kurze Auflösung. Kofi hat mir versichert, dass es eine Antilope war.
    Meer informatie

  • Funny Asian Moments

    12 september 2018, Ghana ⋅ 🌙 25 °C

    Im KH musste ich heute ein paar mal lachen. In Ghana nahm ich bis jetzt sehr wenige bis keine Asiaten wahr - erst recht nicht auf dem Dorf. Heute hatten wir einen älteren, asiatischaussehenden Herrn als Patient. Er konnte kein englisch, weshalb sein Sohn ihn wahrscheinlich begleitete. Wir begegneten uns schon mehrere Male auf dem Flur und lächelten uns zu - so wie es Asiaten eben oft untereinander machen. :D Es war komisch die beiden unter den Ghanaern zu sehen und ich merkte selbst, wie ich sie anglotzte. Genauso wie ich meistens von Ghanaern angeglotzt werde. Ich fühle mich langsam wie eine Einheimische, die anfängt Leute zu beobachten, die anders aussehen. xD Naja, auf jeden Fall ging ich mit Dr Basit und der Krankenschwester mit, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Genauso wie sie mich vorher noch nie gesehen hatte. Als ich mit in die Station wollte, meinte sie nur "No, no." Also blieb ich vor der Tür und wunderte mich, weshalb ich nicht mit durfte. Als Dr Basit wieder rauskaum und ich ihn fragte, ob ich wieder mitkommen dürfe, fragte er mich, wieso ich eben nicht mitgekommen bin. Ich antwortete ihm, dass die Krankenschwester mich nicht ließ. Wir mussten lachen, als wir feststellten, dass sie dachte, ich wäre eine Verwandte von dem asiatischen Patienten.

    Als wir wieder aus dem Patientenzimmer gingen, merkte ich bereits wie mich die Blicke des Asiaten verfolgten. Ich wartete eigentlich nur noch auf die Frage "Where are you from?". Eine Sekunde später kam sie auch. Oh mändy! :D Echt witzig. Egal, wo ich bin - ob Deutschland, Indonesien, Ghana - werde ich immer von anderen Asiaten gefragt, woher ich komme. Henning und Astrid lachen mich deswegen immer schon aus und machen sich mit der Frage "Komm du aus Fietnaam? Thailan?" über mich lustig. :D

    Der restliche KH-Tag war relativ entspannt. Eine Weile verschwand Dr Basit und ich wusste nicht, wo er war und wartete und wartete. Danach stellte sich heraus, dass es wieder einen Notfall mit einer Schwangeren gab. Er wollte mich davon verschonen, worüber ich ganz froh war.

    Zurück im Dorf ging ich wieder mit David, Kofi und den Kindern, die sich uns auf dem Weg dahin immer anschließen, auf die Chicken-Farm. Wir sammelten den restlichen Müll, den wir gestern angefangen hatten zu sammeln. Die Arbeit ist ziemlich eklig, vor allem wenn es vorher geregnet hat. Plastiktüten, alte Flip-Flops, Rasierklingen, Dosen, Zahnbürsten und vieles mehr liegen dort seit bestimmt mehreren Jahrzehnten. Der Platz sieht aber mittlerweile schon echt gut aus. :) Kofi lobt uns jeden Tag für die Arbeit, die wir machen. Das motiviert einen schon sehr. Je mehr Leute mithelfen, desto schneller können sie ihren Handel auf der Farm betreiben usw.

    Den restlichen Abend verbrachten wir vor'm Haus und unterhielten uns noch mit Amos und Enock. Hier wird man ständig gefragt, ob wir einen mit nach Deutschland mitnehmen können. Wir versuchten ihnen deutlich zu machen, dass das alles nicht so einfach ist wie sie sich das vorstellen. Selbst wenn wir Geld hätten. Deren Motto ist "Weiß ist Reich". Dazu gehört so viel mehr und das ist ihnen nicht ganz bewusst. Sie wissen nicht mal was von einem Visum. Die denken, dass jeder Weiße ein Millionär ist, der genug Geld hat, um das Ticket nach Deutschland für einen zu finanzieren. In ihrer Vorstellung suchen sie sich als Taxifahrer, Polizist, Eierverkäufer und was ihnen noch so einfällt, einen Job in Deutschland und können dort leben.

    Woran ich heute merkte, dass manche hier wirklich nichts haben, war Emani. Er ist 15 Jahre alt und spielt wie jeder andere Junge gerne ab und zu Fußball. Auf dem Bolzplatz spielt er jedoch nicht, da er keine Fußballschuhe hat. Er spielt, wenn überhaupt, in seinen zerfledderten Flip-Flops vor'm Haus. Ein sehr lieber und aufmerksamer Junge. Er bekocht uns jeden Tag, was ich eigentlich gar nicht gerne mag. Aber die lassen einen einfach nichts selbst machen.

    Worauf ich eigentlich hinaus wollte: Ich entmüllte heute mein Zimmer. Darunter eine etwa zwei Wochen abgestandene Apfelsaftschorle. Die Flasche war etwa nur noch 1/5 voll gefüllt und stand die ganze Zeit am Fenster in der Sonne und war zusätzlich von der ganzen Erde, die ich immer mitschleppe, verdreckt. Als er aber realisierte, dass ich den Spuckerest wegkippen wollte, nahm er mir die Flasche netterweise ab und trank den Inhalt so genüsslich aus, als würde die Schorle frisch aus der Kühltruhe kommen. Das tat mir total leid. Auch die Reste von meinen sechs abgestandenen Wasserflaschen trank er noch aus. David und ich hatten daraufhin überlegt, ob wir hier eine kleine Party vor'm Haus veranstalten mit viel Süßigkeiten und leckeren Getränken. Ein Menü müssen wir uns noch ausdenken. Am WE fahren wir nach Accra und würden dort alles einkaufen gehen, da es auf dem Dorf nichts gibt. Das letzte WE nahm ich aus Accra z. B. zwei Bücher mit. Eins mit der Geschichte von Hänsel und Gretel, das andere ist ein Elsa-Malbuch. Dazu holte ich noch Wachsmalstifte. Gedacht war es eigentlich für die kleinen Mädels. Aber als ich die Bücher rausholte, war Emani so begeistert, dass ich ihm die gab. Er ging total darin auf und fing an die Elsa-Figuren auszumalen. Die anderen guckten ihm dabei sehr interessiert und fokussiert zu. Der Anblick war schön und gleichzeitig traurig. Hätte ich einem 15-Jährigen in Deutschland ein Prinzessinen Elsa-Malbuch in die Hand gedrückt, hätte er mir wahrscheinlich einen Vogel gezeigt und mich ausgelacht.
    Meer informatie

  • Herzlich Willkommen, kleiner Mensch!

    13 september 2018, Ghana ⋅ ⛅ 25 °C

    Der Morgen fing schonmal blutig an. Gestern Abend wurde ein Motorrad-Unfallopfer in die Notaufnahme eingeliefert. Er ist etwa 23 Jahre alt und hat am gesamten Körper Verletzungen - mal größere, mal kleinere. Ich half der Krankenschwester die etwas "kleineren" Wunden zu verarzten bzw. sauber zu machen und mit einer Bandage zu umwickeln. Sein Gesicht kriegte vom Aufprall das meiste ab. Er schlug sich einige Zähne aus, seine Lippen wurden dabei dementsprechend verletzt, sodass sie genäht werden mussten. Der Arzthelfer meinte, ich kann froh sein, dass ich ihn erst heute sehe. Der Anblick war selbst für ihn gestern etwas viel. 

    Als wir fertig mit ihm waren, wartete ich weiterhin auf Dr Basit. Beim Warten auf dem Flur begegnete ich einigen Schwestern, die meinten, dass es gleich mit der OP losgehen  kann. Sie bereiteten nur noch schnell alles dafür vor. Verwirrt dachte ich mir "Ok, dann gucke ich wohl heute bei einer OP zu." So wird man hier mental darauf vorbereitet - also gar nicht. Es passiert einfach. :D Aber mich schreckt mittlerweile immer weniger ab.

    Irgendwann schlüpfte ich in mein Ärztinnen-Outfit, was eigentlich viel zu groß war. In meiner Vorstellung sah ein OP-Saal auf jeden Fall anders aus. Ich fühlte mich ein bisschen wie bei Frankenstein. Der Raum war karg ausgestattet und schlecht beleuchtet. Das kleine Gitterfensterchen in der hintersten Ecke des Raumes ließ kaum Tageslicht rein. Eine Anästhesie-Maschine, eine Metall-Operationsliege und ein Rollwagen, die als Ablage der unzähligen Operationswerkzeuge diente, schmückten den Raum. Das war's. Die Ausstattung sah eher provisorisch aus. Bei der Operation ging es um einen Kaiserschnitt, der durchgeführt wurde, da das Kind falsch herum lag - mit dem Hintern nach unten. Wahrscheinlich hab' ich mich fachlich sehr korrekt ausgedrückt. Was meinen Sie, Doc Nainus?  :D Der Anästhesist gab ihr eine Spritze, um sie zu betäuben. Relativ zeitnah folgte die eigentliche OP. Ich stand am Fußende und konnte die Prozedur genauestens beobachten. Dr Basit nahm sich ein Skalpell, setzte es an den linken, unteren Bereich der Bauchdecke an und zog es von da aus längst bis zur anderen Seite durch. Er arbeitete sich langsam von Schicht zu Schicht durch. Die Arzthelferin tupfte regelmäßig das Blut bzw. saugte es mit einer Maschine weg. Seltsamerweise konnte ich das ganz gut ab und schaute weiter interessiert zu. Nachdem die oberste Haut angeschnitten war, kam das ganze Fettgewebe zum Vorschein - eine gelbe, bläschenartige Konsistenz. Danach kamen irgendwelche Muskelfasern (?), daraufhin die Muskeln, bis letztendlich die Organe zu sehen waren. Da das Loch noch zu klein war, fassten sowohl Dr Basit als auch seine Arzthelferin ins Loch und rissen es mit aller Kraft auseinander. Da hab' ich mich echt erschrocken und mich gefragt, ob das in Deutschland auch so brutal durchgeführt wird. Laut Doc Nainus wird es das, da das Gewebe besser abheilen kann. Hoffentlich hab' ich das richtig verstanden. Ein bisschen vorsichtiger Schnitt Dr Basit dann den Uterus auf, da das Baby sich ja darin befand. Alles, was danach kam, sah für meine Augen wieder total brutal und grob aus. Sie kramten im Bauch herum, um das Baby rauszuholen. Zuerst kam der Hintern zum Vorschein. Stück für Stück zog er es letztendlich ganz raus. Es dauerte etwa zehn Sekunden, bis es anfing zu schreien. Auf dieses Geräusch wartete ich ungeduldig. Herzlich Willkommen, kleiner Mensch! Ich klatschte fröhlich und fand es faszinierend, dass ich bei einer Geburt live dabei sein konnte. Dr Basit musste lachen und meinte, es ist das erste Baby, was bei der Geburt lächelte. 

    Die Nabelschnur zur Plazenta wurde abgeschnitten, das Baby wurde an eine zweite Arzthelferin gereicht und die Plazenta in einen Metallbehälter getan. Danach gab' es eine kleine Verschnaufpause vor der zweiten OP. Juhu, nicht nur eine Geburt, sondern gleich zwei! 

    Bei der zweiten OP wurde ebenfalls ein Kaisershnitt durchgeführt. Dieses Mal, weil die junge werdende Mutter (15 Jahre alt) sich bereits in der 41. Woche befand und längst überfällig war. Genau das gleiche Spiel von vorne mit dem Unterschied, dass das Baby zuerst mit dem Kopf rausgeholt wurde und es kurz darauf anfing zu schreien. Welcome, welcome, kleiner Mensch! Zwei Geburten innerhalb von anderthalb Stunden reichen dann auch mal. Das waren zwei schöne, sehr ungewöhnliche Erlebnisse an einem Tag. Ich kann doch ziemlich viel Blut ab. Ich glaube bei der Beschneidung ging es mir eher um das machtlose Baby, dem ich nicht helfen konnte.

    Am gleichen Tag fuhren David und ich noch nach Accra und überraschten die anderen. Die Überraschung ist uns gelungen. Wir freuten uns alle, dass wir wieder zusammen waren. Wir verbrachten den Abend ganz entspannt, bis wir schlafen gingen.
    Meer informatie

  • Europas größte Elektromüllhalde

    14 september 2018, Ghana ⋅ ☁️ 24 °C

    Agbogbloshie...eine der größten Verbrennungsanlagen der Welt und gleichzeitig der Wohnort von 400.000 Menschen. Für Menschen ist es lebensgefährlich sich dort länger als zwei Stunden aufzuhalten. Wir haben uns mit einem Guide dorthin gewagt und Dinge gesehen und erfahren, die nie zuvor in unserer Vorstellung waren. Menschen, die in einem selbstgebauten "Haus" aus kaputten Kühlschränken wohnen.

    Auf dem Boden findet man alles. Von Computertastaturen bis Autoheckscheiben, die als Weh genutzt werden, dass man beim Gehen auf den Müllbergen nicht versinkt. 5 Cedis (ca. 1€) verdienen die Menschen dort pro Tag, indem sie Elektro- und Plastikmüll ohne jegliche Schutzkleidung verbrennen. Davon haben sie u. a. 3 Cedis Steuern zu zahlen. Hier zeigen sich die Auswirkungen der Konsumgesellschaft - vor allem von Europa. Wir leben frei nach dem Motto "Aus den Augen, aus dem Sinn." und da möchte ich mich auch nicht davon ausschließen, im Gegenteil.

    Wir tragen u. a. eine junge Mutter mit einem Baby auf dem Arm. Sie kam schwanger (!) auf diese Anlage, weil man ihr in ihrer Heimat in Nordafrika Arbeit versprochen wurde. Jetzt lebt sie dort ohne Geld mit ihrem Baby. Kinder, die dort groß werden, erkranken sehr früh an Krebs und sterben auch sehr schnell - im Schnitt mit 12 Jahren.

    Nach zwei Stunden mussten wir auch wieder gehen. Schreckliches Kratzen im Hals spürte man noch den ganzen Tag durch die schrecklichste Luft, die ich je geatmet habe. Die Haut war so dreckig als hätten wir seit Tagen nicht mehr geduscht.

    Wir alle in Deutschland, egal wie und mit wieviel Geld wir leben, sollten uns glücklich schätzen wie gut es uns doch geht. Vielleicht bewegt dieser Post einige von euch darüber nachzudenken - egal in welcher Hinsicht.

    by Tanja

    Für mich war es das erste Mal in Agbogbloshie und kein anderer Text hätte es besser zusammenfassen können, was wir heute sahen und erlebten. Die Intention für uns dorthin zu fahren, war es, die junge Mutter und ihr Baby zu treffen. Beim letzten Besuch in Agbogbloshie versuchten einige Interns den Kontakt zu 'West Africa Women Workers' herzustellen, um dafür zu sorgen, ihr den Weg aus der Hölle zu ermöglichen. Allerdings wirkte die NGO nach einigem Nachrichtenverkehr eher unseriös, nachdem sie eine sehr große Summe an Geld forderten. Also nahmen wir es selbst in die Hand, dem Baby die notwendige Medizin zu besorgen. Die Mutter kontaktierte uns zuvor und ließ uns wissen, dass es dem Baby nicht gut ginge. Die größte Qual für mich persönlich war es, das Baby dort zurücklassen und wissen zu müssen, dass es aus diesem Schattenreich nicht entkommt.

    https://youtu.be/UIlnmygnYvQ
    Meer informatie

  • Paradise Island - Here we come!

    15 september 2018, Ghana ⋅ ⛅ 26 °C

    Von Kulturschock, verrückten Krankenhausmomenten bis hin zu unglaublichen Erlebnissen wie Agbogbloshie gibt es zur Abwechslung auch mal was Schönes von mir. :) Für uns ging es am Samstag in ein reines Görlz-Weekend ins Paradies in Ada Foah. David, der zuerst mitkommen wollte, war leider doch noch viel zu krank, sodass er sich auf der halben Strecke dazu entschied, zurückzufahren.

    Ada ist eine Stadt im östlichen Ghana. Sie liegt an der Küste des Atlantischen Ozeans östlich von Accra, an der Mündung des Flusses Volta. Sie ist bekannt für ihre Strände und besteht aus drei weitgehend abgegrenzten Siedlungen: Big Ada, Ada Foah und Ada Kasseh. Tenks to Wikipedia! :D 

    Wir verbrachten das WE im Maranatha Resort. Dafür wurden wir mit einem Motorboot auf die andere Seite des Flusses gebracht. Bereits auf dem Boot staunten wir über die Schönheit dieses Ortes. Der Ort hatte einen kleinen Hauch von Karibik & Kuba - Rastamänner, Trommelgeräusche, buntangemalte Palmen, Reggae-Musik und kleine süße Bungalows aus Stroh. Die Unterkunft war sehr einfach, aber SO schön. Direkt am Wasser unter Palmen verbrachten wir unseren Nachmittag.  Auf der "Insel" befanden sich nicht viele Gäste oder generell Leute. Wir konnten einfach runterkommen von dem Trubel, den wir hier normalerweise überall erfahren. Wir mussten über uns selbst lachen als wir im Wasser plantschten und uns gleichzeitig auffiel, dass wir alle ein breites Grinsen auf unseren Gesichtern hatten und fröhlich durch die Gegend starrten. Wir sonnten uns noch eine Weile und spazierten anschließend am Strand entlang. Da Ada Foah an der Mündung des Volta Flusses liegt und direkt an den Ozean grenzt, kamen die Wellen nicht wie gewohnt auf einen zu - also Richtung Ufer, sondern entstanden seitlich und lösten sich dann wieder so auf. Das sah verrückt aus. Foto-Shootings wie bei Germany's Next Topmodel haben natürlich auch stattgefunden. Ich als geübte Poserin sah mal wieder richtig sexy aus auf den Bildern...nicht. xD

    Am Abend bestellte ich Pasta Bolognese. Wir warteten ewig auf das Essen, aber das war es Wert. Zur Abwechslung mal wieder was europäisches - keine "Antilopenhufe". Mir war eigentlich schon von Anfang an klar, dass es keine Antilope war, aber ich will es bis heute nicht wahrhaben. Uäääääh! :'( Jetzt wurde mir im Haus gesagt, dass es ein Buschtier war, was auch immer das ist. Habt ihr noch andere Vorschläge? :D Naja, auf jeden Fall genossen wir unseren Abend sehr - im Hintergrund Musik und das Meeresrauschen. Das hielt aber leider nicht ganz so entspannt an. Die Musik wurde richtig laut aufgedreht und der "DJ" baute diese komischen Tröten-Geräusche, die manchmal in der Disco auch zu hören sind, ein. Oh män! :D Ab und zu kriegten wir noch Gesellschaft. Einer erzählte, dass es um 21 uhr noch ein Lagerfeuer und Reggae-Musik geben würde. Wir vier waren aber so müde und freuten uns auf die geile Matratze, dass wir in unser Bungalow gingen. Melissa und ich fingen noch auf Netflix eine Doku an, schliefen aber die ganze Zeit ein. 

    Auch am nächsten Tag genossen wir noch unseren Aufenthalt dort. Gegen Nachmittag ging es dann wieder Richtung Accra. Wir kamen sogar relativ gut durch den Verkehr, sodass wir um 19 uhr bereits wieder im Haus waren. 

    Das war einer der schönsten Orte, die ich bis jetzt in Ghana gesehen habe. Auf jeden Fall geht's für Hengsel und mich auch noch mal dahin, hab ich beschlossen. :) Aber dann werden die Boots- und die Motorradfahrten mit Einheimischen mitgenommen.
    Meer informatie

  • Dido is confused.

    19 september 2018, Ghana ⋅ ⛅ 21 °C

    Gestern fuhr ich erneut alleine zurück ins Dorf und kam relativ gut durch den Verkehr, sodass ich dieses Mal schon um 14 Uhr ankam. Im Dorf werde ich immer sehr herzlich von den Kindern empfangen. Sie liefen mit offenen Armen auf mich zu. Es gab eine riesen Gruppenumarmung zur Begrüßung und meine schweren Tüten wurden mir direkt abgenommen, damit ich auf jeder Seite wieder wen an die Hand nehmem kann. Aus jeder Ecke hörte ich nur piepsige Stimmen meinen Namen rufen. Richtig süß. "Dita...Come here...Dita. Come, come. Dita...Hi". Ich glaube ich habe meinen Namen noch nie so oft an einem Tag gehört. :D

    Heute hatte ich das erste Mal ein kleines Tief und war hin und her gerissen, was ich mir für die zweite Halbzeit vorstellte. Im KH ist es sehr interessant, jedoch fehlt es mir wie gesagt an fachlichem Hintergrundwissen, sodass ich dem Dr manchmal nicht folgen kann. Aus dem Grund fühle ich mich ab und zu etwas fehl am Platz. Auch technisch gesehen gibt es nicht viel zu erzählen, da das KH nicht sehr fortschrittlich ausgestattet ist. Dennoch ist es nicht vollständig von Technologie befreit - das würde ja gar nicht funktionieren. Aber für die grundlegendsten technischen Fragen brauche ich nicht sechs Wochen im KH zu sein und mit Nichtstun meine kostbare Zeit zu verschwenden. 

    Ein Glück gibt es noch die geliebte Chicken-Farm! Kofi meint die ganze Zeit, er möchte die Farm nach uns benennen - das wäre witzig! :D Ein kleiner Punkt auf der Erde. Um genau zu sein in Ghana. Mitten in einem kleinen Dorf namens Mpraeso Amanfrom. Einige Namensideen hat er uns bereits gegeben:  "David-Dita-Max-Farm", "Princess-Queen-Max-Farm" oder auch einfach "German-Farm". In Ghana habe ich auch schon wieder viele Spitznamen bekommen. Ich werde ganz liebevoll von verschiedenen Leuten "Queen, Butterfly, MC Deede, Nikita, Mogli" genannt. Und ich reagiere auch schon darauf. :D

    Da die Schule wieder angefangen hat, hätte ich theoretisch noch die Option gehabt dort zu unterstützen. Einerseits hab' ich Lust dazu, da die Kinder sehr wissbegierig und vor allem total süß sind! Dreijährige Kinder sitzen auf kleinen Stühlen in einem Klassenraum und zählen und sagen das Alphabet bereits auf. Schon allein die Vorstellung bringt mich wieder zum Schmunzeln. :D Andererseits machen es die schwierigen Lebensumstände auf dem Dorf einem nicht einfach - vor allem nicht mit Magenbeschwerden. Heute schleppte ich mich mit Kopf- und Bauchschmerzen zum Plumpsklo. Dort kam mir ein fetter Fliegenschwarm entgegen und eine Maus, die sich darin eingenistet hatte, lief über meine Füße. Ich erschrak mich so dolle, dass ich schrie und einige Male fast runtergefallen wäre, da die Maus nicht abhaute und ich sie fast jedes Mal erneut zertrat. Also es gab schon mal bessere Tage als heute. Der Weg zur Toilette ist immer eine Qual, da ich weiß, dass sich wieder "tausend" Fliegen auf meinen Körper setzen werden. Außerdem stinkt es darin bestialisch. Auch nachts, wenn es wie aus Eimern schüttet,  hab' ich nicht wirklich die Möglichkeit auf Toilette zu gehen. Ich fühle mich bisschen blöd, dass das einer der ausschlaggebendsten Gründe ist, weshalb ich die letzten zwei Wochen in Accra verbringen möchte. 

    Ich habe auch das Gefühl, dass Kofi anders zu mir ist und enttäuscht ist, dass ich früher gehe, weil ich ihm auch keinen richtigen Grund genannt habe, außer dass das KH technologisch nicht so fortgeschritten ist wie ich mir das vorstellte. Hoffentlich bilde ich mir das alles nur ein. 

    Später nahm er mich noch an einen Ort mit, an dem ganz viel Fufu produziert wird und die umgelegten Tiere verarbeitet werden. Das Rätsel ist jetzt endlich gelöst. Ich aß einen Grasscutter und keinen Hund. Ob es das besser macht, weiß ich nicht. Vielleicht ein bisschen.

    Anschließend verbrachten wir unsere Zeit bis zum Abend im "Town". So wird die am meisten belebte Straße hier auf dem Dorf genannt. Dort befinden sich auf jeder Seite entlang der Straße verschiedengroße Läden - Kofi's Friseurhütte, Getränke, Lebensmittel, Schneiderei, Kioske etc. Abdul, ein neuer Intern aus Nigeria, und ich setzten uns auf eine Bank unter einem Baum und beobachteten die Leute und quatschten ein bisschen. Der Typ, der auch immer auf der Chicken-Farm hart arbeitet, brachte mir andauernd irgendwelche Babys. Hier habe ich anscheinend auch schon den Baby-Ruf erreicht. :D Das munterte mich schon ziemlich von dem blöden Tag auf. Auch meine liebe Familie, lieben Freunde und meine liebe AIESEC-Family erkunden sich ständig bei mir und können mich immer ganz schnell und sehr gut aufmuntern. ♡ 'Family' deswegen, weil man hier nach kürzester Zeit wirklich wie eine kleine Familie zusammenwächst. So viele Nationen unter einem Dach und alle verstehen sich super und sind füreinander da. 

    Ach, weshalb der Tag ebenfalls nicht verging, lag daran, dass ich heute nicht arbeiten musste. Dr Basit befand sich in einem Meeting.
    Meer informatie

  • Little Food-Party!

    20 september 2018, Ghana ⋅ ⛅ 22 °C

    Heute wartete ich bereits sehnsüchtig auf David - genauso wie Kofi. Er kam erst heute im Dorf an, da er am WE leider fiebrig wurde und sich deswegen einige Tage in Accra erholte. Ohne David aka Princess aka Stimmungsmacher ist es nur halb so actionreich hier. Außerdem war für heute die kleine Party für die Kinder geplant, die David und ich uns überlegten. Auf der heutigen Speisekarte war Folgendes zu finden: 

    • Snack: Chicken-Pops (frittierte Chicken-Bällchen)
    • Hauptspeise: Spagetthi mit Bohnen-Zwiebeln-Tomatensoße & Corned Beef :D 
    • Dessert: geschnittene Äpfel
    • Getränke: Cola, Multi-Saft, Apfelschorle

    Schon während der Zubereitung tummelten sich die Kinder vor unserem Haus. Es wurden immer mehr, dass wir schon fürchteten, dass das Essen nicht ausreicht. Wir schnippelten fleißig, während die Kinder uns neugierig wie die Hühner auf der Stange beobachteten und es kaum erwarteten, dass das Essen fertig wird. Manche hampelten ungeduldig rum. Manche kamen immer näher, klebten an der Schulter und flüsterten einem ins Ohr, ob sie schon vorher was abkriegen können. Wir blieben stark bzw. ich blieb stark und gab vorerst keinem was ab. Da ist David knallhart und viel konsequenter als ich. Die Kleinen wurden immer aufgedrehter, alle redeten durcheinander und es war einfach nur laut und wuselig. Kofi wurde es auch zu viel. Er nahm bereits glühende Kohle mit seiner Hand, schrie laut auf 'Twi' herum und drohte den Kindern damit, sie damit abzuwerfen. Ich musste mir das Lachen verkneifen, da der Anblick wie alle Kinder wegrannten so witzig war. :D Irgendwann wurden wir fertig und das Chaos brach aus. Zuerst verteilte David die Nudeln auf einen Teller für jeweils zwei Kinder, den sie sich teilen sollten. Die anderen Kinder waren aber alle am Durchdrehen, sodass Kofi auf eine Idee kam. Wir schnappten uns einen riesigen Eimer und die Hälfte der Nudelportion mit der Soße kippten wir dort rein. Wir stellten ihn vor's Haus, woraufhin sich die Kinder in Windeseile darauf stürzten und sich einfach nur wegkloppten und mit ihren Händen reingriffen, damit sie ja etwas abbekommen. Der Anblick war einfach nur verrückt! Mir kam es vor wie eine Raubtierfütterung oder noch eher: als würde man Hühnern einen Eimer Körner zum Futtern hinstellen. Aber die Kinder freuten sich unglaublich und schafften es sogar zwischendurch David und mir ihre Däumchen nach oben zu zeigen, während sie sich ihre Bäuche vollschlugen. Wir erwarteten zwar schon, dass sie sich über die Überraschung freuen. Aber dass es so heftig abläuft...damit haben wir nicht gerechnet. Der Räumungsverkauf, bei dem sich zwei Frauen um das letzte Schuh-Paar streiten oder der Verkaufsstart des neuesten iPhone-Modells vor'm Apple-Store sind dagegen gar nichts! 

    Dieses Szenario wiederholte sich jedes Mal, wenn wir etwas Neues verteilten. Sie schlugen sich gegenseitig die Köpfe ein. Beim Verteilen eines Bechers mit Multi-Saft zerrten drei Jungs so dolle daran, dass alle zu Boden fielen und der Saft letztendlich verschüttet wurde. Verzweifelt schlürften sie die restlichen Tropfen aus dem Becher aus. Meine Portion aß ich nicht auf und wollte die einem Kind geben, das noch nicht viel abbekam. In dem gleichen Moment griffen sechs Hände nach diesem Teller. Jeder stopfte sich so viel Nudeln wie es nur ging in den Mund. Der Teller flog dabei fast hoch. 

    Insgesamt war es trotzdem ein gelungener Abend trotz des Chaos. Die Kinder schienen sehr glücklich zu sein, was uns sehr freute. Einige blieben auch noch am Haus und gingen erst ins Bett, als wir irgendwann in unsere Zimmer gingen.

    Und Kofi ist wieder so wie immer zu mir. Wahrscheinlich hatte ich gestern einfach eine andere Wahrnehmung - wie das oft so ist, wenn man krank ist und einen blöden Tag hatte. :D
    Meer informatie