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- Jul 16, 2019, 9:40pm
- ⛅ 16 °C
- Altitude: 424 m
- BoliviaDepartamento de Santa CruzSanta Cruz17°47’14” S 63°10’55” W
Santa Cruz - Markttag und Sightseeing
July 16, 2019 in Bolivia ⋅ ⛅ 16 °C
Heute hat der Tag wieder gemütlich begonnen, denn ich dachte, all zu viel gibt es in Santa Cruz eh nicht mehr zu tun. Aber da habe ich mich, wie ich jetzt am Abend weiß, getäuscht 😊. Die Stadt gibt doch mehr her als gedacht. Aber mal von Anfang. Gegen halb 9 stehe ich auf und nutze erstmal die tolle Dusche um Haare zu waschen. Nach dem föhnen, gehts zum Frühstück. Die Auswahl ist toll, es gibt viele frische Früchte, Müsli, leckere Brötchen, Käse und Ei nach Belieben. Während des Frühstücks quatsche ich mit dem Rezeptionisten, der mir noch Tipps gibt, was es in Santa Cruz noch zu erleben gibt.
Gestärkt mache ich mich gegen 10.00 auf um zuerst zur Plazuela Callejas zu schlendern. Hier befindet sich angeblich der Mittelpunkt Südamerikas, der durch ein Kreuz und Wegweiser in verschiedenste Großstädte dieser Erde gekennzeichnet ist. Viel Aufsehen machen die Cruceños darum nicht, die meisten wissen nicht mal über dessen Existenz Bescheid.
Nichtsdestotrotz interessiert mich dieser Ort. Dort angekommen, werde ich leider enttäuscht, denn eine Plane umgibt den gesamten Platz (es werden gerade Bauarbeiten durchgeführt) und so kann ich das Kreuz, den Mittelpunkt Südamerikas nur erahnen. Einen Teil der Wegweiser kann ich sehen, denn die ragen über die schwarze Plane hinaus. Wenigstens etwas 😊. Dafür entdecke ich an diesem Platz einen Escaperoom Anbieter, der aber leider noch geschlossen hat. Sind wirklich mittlerweile weltweit populär.
Von der Plazuela Callejas gehe ich weiter zum Zentralfriedhof, der diesmal noch geöffnet ist. Ein Ort der Ruhe mitten in der hektischen Großstadt, eine schön angelgte, parkähnliche Anlage, in der auch das eine oder andere Prunkgrab zu finden ist.
Ich verweile etwa eind halbe Stunde dort und mache mich anschließend auf zum völligen Kontrastprogramm - zum größten inner- städtischen Markt Los Pozos.
In den Straßen rund um den Mercado Los Pozos herrscht täglich reges Treiben. Hier bekommt man von frischen Lebensmitteln über Haushaltswaren alles, was man braucht. Denn Supermärkte sind rar in Bolivien. Man lebt, kauft und handelt auf der Straße. Ich gehe entlang der Markstände auf der Straße und wage mich auch hinein in die große Markthalle, die nichts für schwache Mägen ist. Ich brauche 2 Anläufe um all die Gerüche von rohem, ungekühlten Fleisch, gekochtem Essen, Kräutern, Obst und Gemüse zu verdauen.
Aber nicht nur der Markt selbst begeistert mich, was hier am Mercado Los Pozos besonders auffällt sind sonderbare Gestalten in altmodischer Kleidung: Männer und Jungen tragen blaue Latzhosen und Hemden, auf dem Kopf meistens einen Hut oder eine Kappe. Die Frauen sieht man in langen, gemusterten Kleider, mit einem Kopftuch und oft auch einem Hut.
Offenbar gibt es im Umkreis von Santa Cruz einige Mennoniten-Kolonien. Mennoniten sind strenggläubige Anhänger der evangelischen Freikirche, die alles Moderne ablehnen und wie vor 200 Jahren leben (ähnlich den Amish).
Über 70.000 leben in Bolivien. Denn hier erlaubt ihnen die Regierung, (fast) uneingeschränkt die eigene Lebensweise und Sprache zu erhalten. Sie kauften große Landpartien, die sie bewirtschaften. Mittlerweile zählen die Kolonien u.a. zu den wichtigsten Sojaproduzenten des Landes. Doch nicht nur in Bolivien, sondern in ganz Südamerika gibt es zahlreiche Kolonien.
Zum Einkaufen kommen die Mennoniten in die Stadt Santa Cruz bzw. in das Viertel rund um die Calle 6 de Agosto, wo sich eben der Markt Los Pozos befindet. Die Geschäfte und Arztpraxen hier haben sich angepasst an den Bedarf dieser besonderen Kunden, viele Schilder sind sogar auf „Deutsch“. Das von den Mennoniten gesprochene Plautdietsch ähnelt jedoch nur noch sehr entfernt der deutschen Sprache.
Nur wenige der Mennoniten können übrigens Spanisch, oft sind es nur einige Brocken. Man bleibt unter sich, kommt nur in die Stadt, wenn Einkäufe oder Arztbesuche es notwendig machen. Schon seltsam, dass so eine parallele Gesellschaft unmittelbar vor den Toren der Stadt existiert, die nach ihren eigenen Regeln lebt, sogar ihre eigene Sprache hat, und nur ganz selten mit dem Leben der Bolivianer in Berührung kommt.
An die mich fazinierenden Mennoniten scheinen sich die vielen Marktbesucher bereits gewohnt zu haben, Touristen kommen hier scheinbar selten vorbei, denn ich falle auf wie ein bunter Hund 😊. Ich bleibe fast 2 Stunden in den Straßen in denen der Markt stattfindet, denn ich kann nicht genug kriegen, das geschäftige Treiben auf diesem Markt, der mit keinem anderen, den ich bisher besucht habe (und das waren bereits viele), vergleichbar ist, zu beobachten.
Irgendwann kann ich mich dann doch losreißen und marschiere weiter zum nahegelegenen Parque El Arenal. Hierher kommen die Cruceños vorallem am Wochenende, um Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen.
Über zwei Brücken erreicht man die auf einer kleinen Insel liegende Touristeninformation, die an einer Seite von einem riesigen Wandgemälde gesäumt wird, das von Lorgio Vaca, einem der bekanntesten Künstler Santa Cruz‘, stammt. In der Umgebung des Parks befinden sich zahlreiche Kinos, Restaurants, Kneipen und Diskotheken. Auch hier bleibe ich ein wenig um die Menschen zu beobachten und mich ein wenig auszurasten, immerhin habe ich schon einige Kilometer zurückgelegt.
Nach dem Parkbesuch mache ich mich quer durch den inneren ersten Ring (die Stadt ist gegliedert in mehrere Anillos (Ringe) mit großen Ausfahrtstraßen, die alle ins Zentrum führen – wie ein großes Spinnennetz) auf zum nächsten Markt, dem sogenannten Mercado 7 Calles. Ein riesiger, über mehrere Straßenblocks verlaufender Markt, auf dem man von Hygieneartikel über Schuhe, Kleidung und Lebensmittel so ziemlich alles erstehen kann, was man für das tägliche Leben so braucht. Hier halte ich mich nicht mehr so lange auf, denn im Gegensatz zum Mercado Los Pozos fasziniert mich dieser Markt weniger. Viel zu geordnet und sauber geht es hier zu, mir fehlt so ein bisschen die Authentizität. Aber da es eh schon 15.00 ist, gehe ich zurück Richtung Hauptplatz, wo ich mir im Be Cafe erstmal eine heiße Schoki und einen Karottenkuchen gönne. Anschließend setze ich mich ein letztes Mal auf den Hauptplatz, wo ich bereits bekannte Gesichter treffe und mal wieder einfach beobachte.
Ein wirklich spannender letzter Tag in Santa Cruz geht zu Ende. Morgen geht meine Reise weiter in die Hauptstadt Boliviens, nach Sucre.Read more
Traveler Das ist ja alles sehr interessant , haben Sie keine Angst ganz alleine zu gehen? Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Glück, passen Sie auf sich auf.☺
Traveler Toll, einfach schön.😀
Traveler Das werde ich mir jetzt auch machen. LG Heiner😃