Bolivien und Peru

July - August 2019
Diesen Sommer zieht es mich ein weiteres Mal nach Südamerika. Reiseverlauf: Santa Cruz, Samaipata, Santa Cruz Sucre, Potosi, Tupiza, Salar de Uyuni Tour, Uyuni, La Paz, Copacabana und zurück nach La Paz. Anschließend fliege ich nach Cusco und Lima Read more
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  • Day 8

    Santa Cruz - Markttag und Sightseeing

    July 16, 2019 in Bolivia ⋅ ⛅ 16 °C

    Heute hat der Tag wieder gemütlich begonnen, denn ich dachte, all zu viel gibt es in Santa Cruz eh nicht mehr zu tun. Aber da habe ich mich, wie ich jetzt am Abend weiß, getäuscht 😊. Die Stadt gibt doch mehr her als gedacht. Aber mal von Anfang. Gegen halb 9 stehe ich auf und nutze erstmal die tolle Dusche um Haare zu waschen. Nach dem föhnen, gehts zum Frühstück. Die Auswahl ist toll, es gibt viele frische Früchte, Müsli, leckere Brötchen, Käse und Ei nach Belieben. Während des Frühstücks quatsche ich mit dem Rezeptionisten, der mir noch Tipps gibt, was es in Santa Cruz noch zu erleben gibt.

    Gestärkt mache ich mich gegen 10.00 auf um zuerst zur Plazuela Callejas zu schlendern. Hier befindet sich angeblich der Mittelpunkt Südamerikas, der durch ein Kreuz und Wegweiser in verschiedenste Großstädte dieser Erde gekennzeichnet ist. Viel Aufsehen machen die Cruceños darum nicht, die meisten wissen nicht mal über dessen Existenz Bescheid.

    Nichtsdestotrotz interessiert mich dieser Ort. Dort angekommen, werde ich leider enttäuscht, denn eine Plane umgibt den gesamten Platz (es werden gerade Bauarbeiten durchgeführt) und so kann ich das Kreuz, den Mittelpunkt Südamerikas nur erahnen. Einen Teil der Wegweiser kann ich sehen, denn die ragen über die schwarze Plane hinaus. Wenigstens etwas 😊. Dafür entdecke ich an diesem Platz einen Escaperoom Anbieter, der aber leider noch geschlossen hat. Sind wirklich mittlerweile weltweit populär.

    Von der Plazuela Callejas gehe ich weiter zum Zentralfriedhof, der diesmal noch geöffnet ist. Ein Ort der Ruhe mitten in der hektischen Großstadt, eine schön angelgte, parkähnliche Anlage, in der auch das eine oder andere Prunkgrab zu finden ist.
    Ich verweile etwa eind halbe Stunde dort und mache mich anschließend auf zum völligen Kontrastprogramm - zum größten inner- städtischen Markt Los Pozos.

    In den Straßen rund um den Mercado Los Pozos herrscht täglich reges Treiben. Hier bekommt man von frischen Lebensmitteln über Haushaltswaren alles, was man braucht. Denn Supermärkte sind rar in Bolivien. Man lebt, kauft und handelt auf der Straße. Ich gehe entlang der Markstände auf der Straße und wage mich auch hinein in die große Markthalle, die nichts für schwache Mägen ist. Ich brauche 2 Anläufe um all die Gerüche von rohem, ungekühlten Fleisch, gekochtem Essen, Kräutern, Obst und Gemüse zu verdauen.

    Aber nicht nur der Markt selbst begeistert mich, was hier am Mercado Los Pozos besonders auffällt sind sonderbare Gestalten in altmodischer Kleidung: Männer und Jungen tragen blaue Latzhosen und Hemden, auf dem Kopf meistens einen Hut oder eine Kappe. Die Frauen sieht man in langen, gemusterten Kleider, mit einem Kopftuch und oft auch einem Hut.

    Offenbar gibt es im Umkreis von Santa Cruz einige Mennoniten-Kolonien. Mennoniten sind strenggläubige Anhänger der evangelischen Freikirche, die alles Moderne ablehnen und wie vor 200 Jahren leben (ähnlich den Amish).
    Über 70.000 leben in Bolivien. Denn hier erlaubt ihnen die Regierung, (fast) uneingeschränkt die eigene Lebensweise und Sprache zu erhalten. Sie kauften große Landpartien, die sie bewirtschaften. Mittlerweile zählen die Kolonien u.a. zu den wichtigsten Sojaproduzenten des Landes. Doch nicht nur in Bolivien, sondern in ganz Südamerika gibt es zahlreiche Kolonien.  

    Zum Einkaufen kommen die Mennoniten in die Stadt Santa Cruz bzw. in das Viertel rund um die Calle 6 de Agosto, wo sich eben der Markt Los Pozos befindet. Die Geschäfte und Arztpraxen hier haben sich angepasst an den Bedarf dieser besonderen Kunden, viele Schilder sind sogar auf „Deutsch“. Das von den Mennoniten gesprochene Plautdietsch ähnelt jedoch nur noch sehr entfernt der deutschen Sprache.

    Nur wenige der Mennoniten können übrigens Spanisch, oft sind es nur einige Brocken. Man bleibt unter sich, kommt nur in die Stadt, wenn Einkäufe oder Arztbesuche es notwendig machen. Schon seltsam, dass so eine parallele Gesellschaft unmittelbar vor den Toren der Stadt existiert, die nach ihren eigenen Regeln lebt, sogar ihre eigene Sprache hat, und nur ganz selten mit dem Leben der Bolivianer in Berührung kommt.

    An die mich fazinierenden Mennoniten scheinen sich die vielen Marktbesucher bereits gewohnt zu haben, Touristen kommen hier scheinbar selten vorbei, denn ich falle auf wie ein bunter Hund 😊. Ich bleibe fast 2 Stunden in den Straßen in denen der Markt stattfindet, denn ich kann nicht genug kriegen, das geschäftige Treiben auf diesem Markt, der mit keinem anderen, den ich bisher besucht habe (und das waren bereits viele), vergleichbar ist, zu beobachten.

    Irgendwann kann ich mich dann doch losreißen und marschiere weiter zum nahegelegenen Parque El Arenal. Hierher kommen die Cruceños vorallem am Wochenende, um Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen.
    Über zwei Brücken erreicht man die auf einer kleinen Insel liegende Touristeninformation, die an einer Seite von einem riesigen Wandgemälde gesäumt wird, das von Lorgio Vaca, einem der bekanntesten Künstler Santa Cruz‘, stammt. In der Umgebung des Parks befinden sich zahlreiche Kinos, Restaurants, Kneipen und Diskotheken. Auch hier bleibe ich ein wenig um die Menschen zu beobachten und mich ein wenig auszurasten, immerhin habe ich schon einige Kilometer zurückgelegt.

    Nach dem Parkbesuch mache ich mich quer durch den inneren ersten Ring (die Stadt ist gegliedert in mehrere Anillos (Ringe) mit großen Ausfahrtstraßen, die alle ins Zentrum führen  ­– wie ein großes Spinnennetz) auf zum nächsten Markt, dem sogenannten Mercado 7 Calles. Ein riesiger, über mehrere Straßenblocks verlaufender Markt, auf dem man von Hygieneartikel über Schuhe, Kleidung und Lebensmittel so ziemlich alles erstehen kann, was man für das tägliche Leben so braucht. Hier halte ich mich nicht mehr so lange auf, denn im Gegensatz zum Mercado Los Pozos fasziniert mich dieser Markt weniger. Viel zu geordnet und sauber geht es hier zu, mir fehlt so ein bisschen die Authentizität. Aber da es eh schon 15.00 ist, gehe ich zurück Richtung Hauptplatz, wo ich mir im Be Cafe erstmal eine heiße Schoki und einen Karottenkuchen gönne. Anschließend setze ich mich ein letztes Mal auf den Hauptplatz, wo ich bereits bekannte Gesichter treffe und mal wieder einfach beobachte.

    Ein wirklich spannender letzter Tag in Santa Cruz geht zu Ende. Morgen geht meine Reise weiter in die Hauptstadt Boliviens, nach Sucre.
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  • Day 9

    Santa Cruz - Sucre

    July 17, 2019 in Bolivia ⋅ ⛅ 24 °C

    Heute verlasse ich Santa Cruz um in die Hauptstadt Sucre zu reisen. Nach einem gemütlichen Frühstück im Hotel,packe ich und lasse mich gegen Mittag von einem Taxi abholen. Die Fahrt zum Flughafen dauert knapp eine Stunde (und kostet nur BOB 60), denn der Verkehr zur Mittagszeit ist verrückt in Santa Cruz. Der Taxifahrer ist aber sehr nett und so unterhalten wir uns über alle möglichen Themen,die mein Spanisch halt hergeben 🤣.

    Am Flughafen kann ich gleich einchecken. Heute fliege ich zum ersten Mal mit Amaszonas (nein, hier hat sich kein Tippfehler eingeschlichen, die Fluglinie heißt wirklich so). Da die Fahrt mit dem Bus knapp 12 Stunden dauern würde, der Flug allerdings nur knapp eine halbe, war es für mich keine Frage, für welches Fortbewegungsmittel ich mich entscheide. Und für ca.45 Euro ist der Flug auch recht erschwinglich.

    Die Angestellten am Amaszonas Schalter sind äußerst freundlich und auch das Boarding um 14.40 verläuft recht zügig. Bereits um 15.00 (10 Minuten früher) startet der Flieger, eine Bombardier CRJ-100/200 Maschine. Die Fluglinie ist besser als erwartet, es gibt sogar ein on Board Service, bei dem Getränke serviert werden. Da kann sich manch andere Airline ein Scheibchen abschneiden!

    Der Anflug auf Sucre ist spektakulär und bietet schöne Fotomotive. Der Flughafen liegt bereits auf 3200 m, Sucre selbst auf 2800.
    Der Flughafen Alcantari, etwa 30 km außerhalb der Stadt ist klein, für einen internationalen Flughafen einer Hauptstadt überrascht mich die Größe ein wenig. Umso schneller bin ich allerdings aus dem Flughafen raus, wo bereits mein bestelltes Hoteltaxi auf mich wartet.

    Die Fahrt vom Flughafen in die weiße Stadt dauert etwa 40 Minuten, das Hotel Villa Antigua ist sehr schön, ich habe ein Zimmer im 3.Stock! Sogar mit Heizung, juhuuuu! Dank der doch schon beachtlichen Höhe der Stadt wird es in der Nacht wieder relativ kühl, da freut es mein Herz umso mehr, dass ich nicht frieren muss 😊

    Nach dem Einchecken mache ich noch einen Spaziergang zum Hauptplatz (etwa 8 Gehminuten vom Hotel entfernt) und bummle ein wenig durch die angrenzenden Strassen. Der erste Eindruck der Stadt ist sehr gut, gefällt mir! Es ist hier ganz anders als in Santa Cruz, hier kommt das Ursprüngliche schon wesentlich mehr zur Geltung als im kosmopolitischen Santa Cruz!

    Da ich seit dem Frühstück nichts mehr zu essen hatte, kehre ich bei einem Italiener ein. Einmal will ich den "bolivianischen" Spaghetti noch eine Chance geben und dieses Mal habe ich Glück, die bestellten Nudeln sind sehr gut.
    Gesättigt mache ich mich dann wieder auf zurück ins Hotel und ich glaube es kaum, ich betrete ein warmes Zimmer! Wie ich mich freue, dass ich in der Nacht nicht frieren muss 😊 Zur Feier des Tages gönne ich mir auch noch ein heißes Bad und falle dann müde, aber sehr glücklich ins Bett! Morgen muss ich fit sein um das schöne Sucre erkunden zu können!!

    Buenas noches!
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  • Day 10

    Sucre - die weiße Stadt

    July 18, 2019 in Bolivia ⋅ ⛅ 11 °C

    Heute bin ich ziemlich müde, denn ich habe viele, viele Kilometer zurückgelegt um einige der wichtigsten Attraktionen der Stadt zu besichtigen.

    Nach einem ordentlichen Frühstück mache ich mich auf zum Reisebüro "Condortrekkers", die jeden Tag um 10.00 und um 15.00 Stadttouren anbieten. Als ich um kurz vor 10 eintreffe, steht noch keiner auf der Liste für die heutige Tour und ich befürchte schon, sie findet nicht statt. Aber schon ein wenig später füllt sich das Büro und schlußendlich sind es 13 Teilnehmer. Wir werden in 2 Gruppen geteilt und legen los.
    Als erstes machen wir in einem Geschäft für Handarbeitsartikel einen Stopp. Unser Guide, dessen Namen ich leider vergessen habe,erzählt uns viel über die Tradition des Webens, die einen großen Stellenwert in dieser Gegend Boliviens hat.

    Anschliessend gehen wir in ein Schokoladengeschäft, Para Ti, denn Sucre ist auch für die Herstellung von Schokolade im ganzen Land berühmt. Wir dürfen uns eine der vielen Köstlichkeiten als Kostprobe aussuchen, ich wähle Milchschokolade mit Pistazie. Muy rico!

    So gestärkt geht die Tour weiter zur Plaza 25 de Mayo,wo wir die umstehenden Gebäude (Kathedrale, Casa de la Liberdad, Justizgebäude) erklärt bekommen und auch einiges über die Geschichte Boliviens erfahren. Auf dem Weg zum Hauptplatz sind uns als Zebra und Dino verkleidete Personen aufgefallen. Diese, so wird uns erklärt, sind von der Regierung angestellt um die Bolivianer auf lustige Art und Weise die Straßenverordnung und Verkehrsregeln beizubringen, denn in diesem Land legt kaum wer Wert auf Sicherheit im Straßenverkehr!! Eine wirklich gute Aktion finde ich und den Sucrenses gefällt es offensichtlich auch.

    Nachdem wir den Hauptplatz umrundet haben, statten wir dem Mercado Central einen Besuch ab. Ein typischer südamerikanischer Markt, der aber einen sehr gepflegten Eindruck macht. Wir stürzen uns ins Getümmel, vorbei an Fleisch, Obst und Gemüse und verkosten Chicharron, ein quasi Sandwich mit bolivianischer Salsicha-Wurst, eingelegten Zwiebeln, Salat, Tomaten und Mayonnaise. Das schmeckt wirklich gut!

    Dann verlassen wir den Markt auch schon wieder und marschieren in Richtung Park Simon Bolivar, dem größten und schönsten Park in Sucre. Dort befindet sich eine quasi Nachbildung des Eiffelturms. Das Replika ist rot, sieht ein bisschen aus wie eine Rakete, hat in meinen Augen wenig mit dem Original gemein, wurde aber tatsächlich von Gustav Eiffel errichtet.

    Da nur 2 Blocks vom Park entfernt ein Jahrmarkt stattfindet, ist dies unser letzter Programmpunkt der Citytour. Noch ist wenig los, aber einige Stände haben doch offen und von Süßigkeiten und Fahrgeschäften über Losbuden ist hier alles zu finden, was das Jahrmarktbesucherherz höher schlagen lässt! Auch mal lässig, so was zu sehen!!

    Gegen 14.15 bin ich wieder zurück im Hotel, wo ich eine kurze Pause zum Verschnaufen einlege. So weite Strecken in der Höhe zurücklegen ist schon anstrengend. Eine halbe Stunde später mache ich mich aber wieder auf, bergauf zum Aussichtspunkt La Recoleta. Ich schnaufe ordentlich als ich nach einer Viertelstunde ziemlich steil bergauf oben ankomme, aber der Ausblick ist traumhaft und auch der kleine Marktplatz lädt dazu ein, ein wenig zu Verweilen.

    Ich erkunde die Umgebung, schaue mir noch das Museum De Arte Indigena an und schlendere dann wieder retour Richtung Hauptplatz, wo ich erstmal eine Kleinigkeit esse.

    Dann, gegen 17.00 beschließe ich noch das Convento San Felipe Neri zu besichtigen, denn vom Mirador des Klosters soll man einen tollen Überblick über die Stadt haben. Ich werde nicht enttäuscht und der Besuch des Konvents lohnt sich zu 100%. Schönes Gebäude und die Aussicht vom Dach ist einfach herrlich! Besonders der Sonnenuntergang ist wunderschön von da oben anzusehen (da lasse ich die Bilder sprechen).
    Ich halte mich fast 1,5 Stunden im Kloster auf, dann gehts, nach einem kurzen Zwischenstopp am Hauptplatz, zurück ins Hotel, wo ich heute todmüde, aber voller toller Eindrücke ins Bett falle.
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  • Day 11

    Sucre - Foodtour and Cooking Class

    July 19, 2019 in Bolivia ⋅ 🌙 9 °C

    Heute stand wieder einiges am Programm und so vergeht ein Tag schneller als der andere. Für heute habe ich eine Food & Markettour als auch einen Kochkurs bei Boca del Sapo gebucht.

    Um 8.00 treffe ich mich mit Moises, dem Besitzer der Touragentur, am Plaza 25 de Mayo. Wir verstehen uns von Anfang an gut und Moi spricht gut Englisch, was das ganze heutige Vorhaben ein wenig für mich erleichtert.

    Als erstes fahren wir mit dem öffentlichen Bus (für mich ein neues Erlebnis) etwas raus aus dem Stadtzentrum um zuerst bei einem traditionellen Frühstücksstraßenstand Halt zu machen. Es gibt Tojori (warmes Mais-Kondensmilch- Gemisch) mit Pastel con queso, einer Art Krapfen mit Käse gefüllt. Beides schmeckt überraschend gut und für 5 BOB echt erschwinglich, vorallem weil es eine wirklich große Portion ist.

    Nach diesem ersten Frühstück gehts weiter zum Mercado Campesino, einem Markt Sucres, den nur wenige Touristen besuchen. Der Markt ist riesig und zieht sich über mehrere Häuserblocks. Moi erklärt mir geduldig alles, was ich wissen möchte und wir spazieren durch verschiedene Sektionen des Marktes (Paprikasektion, Kartoffelsektion etc).

    Gegen 10.00 gibt es in Bolivien traditionell ein zweites Frühstück und auch Moi lädt mich ein, dieser Tradition zu folgen. Wir wählen hierfür einen gut besuchten Straßenstand.
    Frühstück 2 ist für den europäischen Magen etwas gewöhnungsbedürftig, denn es gibt Wilafari (gekochtes Blut mit Kartoffeln gemischt) dazu Chanfaina (gekochter Kuhmagen) und Mote (gekochter Riesenmais). Ja, richtig gehört, all das auf einem Teller um 10.00 morgens!! (Und falls ihr euch fragt, warum die Speisen so komische Namen haben: hier in Sucre wird neben Spanisch auch von einem Großteil der Bevölkerung Quechua gesprochen und viele Speisen tragen den Namen in ebendieser Sprache).

    Ich will ja kein Spielverderber sein und koste alles brav, das gekochte Blut geht ja noch einigermaßen, aber der Kuhmagen ist wirklich gar nicht mein Geschmack und so überlasse ich den Großteil der Portion Moi, dessen Magen solche Speisen eher gewohnt ist als meiner 😊.

    Nach diesem kulinarisch interessanten Frühstück, zeigt Moi mir noch den Indoor Market, der ebenfalls sehr interessant ist. Wir verköstigen noch ein Chorizo Sandwich und gehen anschließend gut gesättigt zurück ins Zentrum.
    Ich verabschiede mich von Moises und gehe noch Richtung Central Market, wo ich zufällig auf 2 Schweizer treffe, die gestern auch bei der Citytour dabei waren. Wir quatschen ein Weilchen und beschließen dann den Food Corner im Central Market aufzusuchen. Dort gibt es ebenfalls typisch bolivianisches Essen zu Spottpreisen (ein Mittagessen kostet zwischen 10 und 15 Bolivianos). Obwohl ich noch überhaupt nicht hungrig bin, probiere ich Mondongo, eine traditionelle Speise Sucres. Das Essen schmeckt erstaunlich gut (auch wenn ich nur ein paar Bissen runterbringe) und es ist ausgesprochen nett, mit dem schweizer Pärchen,die 10 Monate um die Welt reisen, zu plaudern und Erfahrungen auszutauschen.

    Gegen 14.00 trennen sich unsere Wege dann leider wieder, denn die 2 verlassen Sucre am Abend und haben noch einiges zu erledigen. Ich setze mich noch kurz auf den Hauptplatz ( ich möchte mir nämlich das Casa Libertad ansehen, das hat aber Mittagspause bis 14.30), gönne mir einen frisch gepressten Orangensaft (1/2 Liter 10 BOB) und erlebe meinen ersten Streik hier in Bolivien mit. Traditionell gewandete Männer und Frauen blockieren sitzend alle Zufahrtsstraßen zum Hauptplatz. Warum genau gestreikt wird, finde ich nicht heraus, aber streiken scheint eine der Lieblingsbeschäftigungen der Bolivianer zu sein!

    So vergeht meine Wartezeit schnell und um 14.30 begebe ich mich in das Casa Libertad, eines der historisch bedeutensten Gebäude in Bolivien. Hier wurde 1825 die Republik Bolivien mit der Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung geschaffen. Das Museum ist gut aufbereitet und man lernt über die Geschichte Boliviens.

    Um 16.00 beginnt dann noch mein Kochkurs mit Moises. Als ich bei ihm zuhause ankomme, ist in seiner sehr schöne Küche schon alles vorbereitet um Sopa de Mani (Erdnusssuppe) und Mocochinchi (Getränk bei dem getrocknete Pfirsiche, Zucker, Canela, Zimt und Nelken aufgekocht werden) zuzubereiten. Bevor wir zu schnippeln beginnen, zeigt Moi mir noch verschiedenste in Bolivien heimische Kartoffelsorten, erklärt mir alle Zutaten und die einzelnen Schritte, die benötigt werden, um eine gute Sopa de Mani zu kochen.

    Die gesamte Kochvorbereitung und Kochzeit dauert etwa 3 Stunden. Es macht wirklich viel Spass, das Essen zuzubereiten und ich lerne viel über die traditionellen Koch- und Essensweisen der Bolivianer.

    Als alles angerichtet ist, gesellen sich noch 2 Engländer zum Essen dazu. Die beiden übernachten in einem der Zimmer, die Moi anbietet und wir verstehen uns auf Anhieb gut. Der Abend endet mit netten Gesprächen, gutem Essen und jeder Menge Spass. Schlußendlich bleibe ich viel länger als gedacht.

    Ein weiterer sehr schöner Tag im wunderschönen Bolivien geht zu Ende und wiedermal erschlagen von den vielen Eindrücken falle ich todmüde ins Bett!

    Hasta mañana!!
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  • Day 12

    Sucre - Auf den Spuren der Dinosaurier

    July 20, 2019 in Bolivia ⋅ ⛅ 10 °C

    5 Kilometer von Sucre entfernt befindet sich ein wahrer Sensationsfund. Auf dem Gelände des Zementwerks der Firma Fancesa entdeckte man beim Abtragen einer weiteren Gesteinsschicht in den 1990ern ca.5000 Fußabdrücke (größte Sammlung von Dinosaurier-Fußabdrücken weltweit) von 5 verschiedenen Dinosaurierarten.

    Die Dinosaurier gingen und liefen da, wo sich heute die sogenannte Cal Orck'o Klippe (eine 1,2 Kilometer lange Steilwand aus Kalkstein) befindet, vor 68 Millionen Jahren durch den Morast.

    Im Laufe der Jahre und zahlreiche tektonische Verschiebungen des heutigen südamerikanischen Kontinents später, verschob sich der Grund des damaligen Morasts zu einer Steilwand, auf der heute die Fußabdrücke zu bewundern sind. Die beeindruckensten Spuren sind die Spuren eines Tyrannosaurus Rex Babys bekannt als “Johnny Walker”, der einen 347 m langen Trail im damaligen Morast hinterließ. Momentan ist der Park in einem Prozess, UNESCO Weltkulturerbe zu werden. Dies würde das nötige Geld bringen, die Fußabdrücke so zu konservieren, dass sie nicht mehr der Witterung ausgesetzt sind und eines Tages verblassen würden. Ich hoffe, sie bekommen den Status des Weltkulturerbes, denn es wäre ewig schade, würde solch ein Zeugnis millionenjahre alter Geschichte für immer verschwinden.

    Wirklich nah an die Wand kommt man nur, wenn man den Dinosaurier Park (Parque Cretácico), zwischen 12.00 und 13.00 Uhr besucht, denn da machen die Arbeiter des Zementwerks Mittagspause und diese nutzen die Betreiber des Dinoparks um Besuchern die Steilwand aus nächster Nähe zu zeigen.

    Und genau das ist mein Plan für heute. Vor der Kathedrale in Sucre fährt 4x täglich der Dinobus, ein Doppeldeckebus mit Dinosaurierprints, ab. Da ich erst den um 11.00 nehme, mache ich vorher noch einen Spaziergang zum Friedhof (wurde mir mehrfach ans Herz gelegt, diesen zu besuchen) und esse eine Salteña con carne in dem dafür besten Restaurant der Stadt, dem El Patio. So gestärkt treffe ich dann um kurz vor 11.00 bei der Bushaltestelle vor der Kathedrale ein und schon wenig später darauf kommt der Dinobus angefahren. Ich ergattere oben einen Platz und komme während der halbstündigen Fahrt schnell ins Gespräch mit zwei Australiern (Christin und Graham) und einer Deutschen (Louisa). Wir verstehen uns recht gut und so beschließen wir gleich, das Abenteuer Dinospuren gemeinsam anzugehen.

    Beim Park angekommen kann man gleich vom Parkplatz aus die Steilwand sehen und von der Ferne schon einen ersten Eindruck auf die gut sichtbaren Fußabdrücke erhaschen. Nach dem Zahlen des Eintritts (der Eintritt inkl. Hin- und Rückfahrt kostet 45 Bolivianos (=ca.6 €)) können wir uns gleich einer Tour in Englisch anschließen. Im Park stehen Modelle verschiedenster Dinosaurier und der Guide erklärt zu jedem ein bisschen was. Die Modelle basieren auf Skelettfunden aus der Region, nur die Farbe der Modelldinos sei frei gewählt, denn diese konnte man nicht rausfinden.

    Obwohl ich kein großer Dinofan bin, ist auch dieser Teil der Führung schon recht interessant, aber das Highlight, der Besuch der Steilwand, wartet ja noch auf uns. Punkt 12 bekommt die englischsprachige Gruppe rote Sicherheitshelme aufgesetzt (wozu die sind, weiß ich nicht so genau, denn sollte sich mal ein Felsbrocken lösen, ist der rote Plastikhelm vermutlich auch umsonst 😊. Aber gut, Vorschrift ist Vorschrift!) und wir gehen einen teilweise steilen Weg nach unten zur Cal Orck'o. Je näher man den Fußspuren kommt, umso spannender wird es. Kurz noch ein Stopp bei einer Infotafel, wo uns unser Guide die verschiedenen Formen der Fußabdrücke zeigt und uns noch erklärt, welcher Fußabdruck zu welchem Dino gehörte. Dann dürfen wir ganz nah ran an die Steilwand. Es ist wahnsinnig faszinierend wie gut man die Fußabdrücke erkennen kann und man kann förmlich spüren, wie hier die Dinos vor 68 Millionen Jahren durch den Morast liefen. Ich bin tief beeindruckt!!
    Knapp 1 Stunde später, in der wir noch viel von Guide Juan erklärt bekommen haben und unzählige Fotos geknipst wurden, sind wir wieder zurück in dem Teil des Parkes, wo die Dinomodelle stehen. Um halb 2 nehmen wir dann den Bus zurück nach Sucre. Ein Ausflug der sich total gelohnt hat!

    Zurück in Sucre suche ich erstmal gemeinsam mit Louisa eine Reiseagentur auf, denn sie will morgen auch die Tarabucotour, die ich gebucht habe, machen. Nach dem Buchen trennen sich unsere Wege erstmal, wir sehen uns aber morgen wieder.

    Ich gehe Mittagessen, genieße ein wenig die Sonne auf dem Balkon des Restaurants und hole meine gewaschene Wäsche ab. Anschließend statte ich noch dem sehr interessanten Museum der Kathedrale einen Besuch ab. Hier werden wunderschöne Monstranzen und anderer Prunk, den die Kirche zu bieten hat, ausgestellt. Ein gut aufbereitetes Museum, in dem man aber leider nicht fotografieren darf.

    Bevor ich Abendessen gehe und zurück ins Hotel setze ich mich noch auf den Hauptplatz, um wie jeden Tag das dort quirrlige Leben zu beobachten. Was mir bis jetzt sehr positiv aufgefallen ist, ist, dass kaum ein Bolivianer (zumindest in der Öffentlichkeit) raucht. In den knapp 2 Wochen, die ich schon hier bin, habe ich erst einen beim Rauchen gesehen. Thumbs up!
    Was mich allerdings traurig stimmt, sind die vielen, teilweise noch sehr kleinen Kinder, die hier am und rund um den Platz arbeiten müssen. Sie müssen Schuhe putzen, Vogelfutter verkaufen oder Autos waschen, um so ihr und wahrscheinlich auch das Leben ihrer Familien finanzieren zu können. Während bei uns zuhause die meisten Kinder viel zu viel haben, verbringen viele Kinder hier ihre Kindheit arbeitend, ohne Ausbildung und Chancen auf ein besseres Leben.
    Irgendwie weiß man es ja, dass dies der Fall ist in 3. Welt Ländern, aber wenn man es dann so hautnah sieht, kann man die Augen definitiv nicht mehr davor verschließen.

    Einem der Schuhputzjungen, der mir besonders leid tut, gebe ich ein bisschen Geld, in der Hoffnung, dass er wenigstens heute Abend was zu essen kaufen kann. Sein schüchternes Lächeln und sein leises "muchas gracias" freuen mich sehr und so kann ich halbwegs beruhigt zurück ins Hotel gehen.
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  • Day 13

    Puka Puka und Tarabuco

    July 21, 2019 in Bolivia ⋅ 🌙 10 °C

    Heute habe ich einen Ausflug in zwei Dörfer, etwa 60 km von Sucre entfernt, gemacht.
    Um kurz vor halb 9 treffe ich mich mit Louisa vor der Kathedrale, von wo der Bus nach Tarabuco abfährt. Im Bus kommen wir noch gleich ins Gespräch mit Nils, einem Niederländer, der auch alleine durch Bolivien reist und schnell steht fest, dass wir am heutigen Tag ein Dreiergespann sind 😊.

    Die Fahrt nach Puka Puka, das Dorf, welches wir zuerst besuchen, dauert etwa 1 Stunde und 30 Minuten. Kaum steigen wir aus dem Bus werden wir auch schon vom Dorfoberhaupt herzlich begrüßt und ins Dorf geführt.
    Dort warten schon andere Bewohner auf uns, die uns gleich mal traditionelle Tänze vortanzen und Musik dazu spielen. Alle tragen die Sonntagskleidung, eine schöne, farbenfrohe Tracht und verschiedene Kopfbedeckungen (abhängig davon, ob man verheiratet ist oder nicht).
    Nach dem Begrüßungsritual werden wir durchs Dorf geführt. Es wird uns der Dorfalltag und die Lebensweise der Einwohner präsentiert, die sich doch sehr stark von meinem Leben unterscheidet. Weben, Stricken und die Landwirtschaft sind die Hauptbeschäftigung dieser Menschen. Sie scheinen nicht viel zu haben, aber es scheint ihnen zum Leben zu reichen. Keiner hier wirkt unglücklich oder unzufrieden! Nach der Dorfbesichtigung gibt es ein sehr leckeres Mittagessen, nur mit Produkten, die in Puka Puka angebaut werden. Die Hauptzutat sind Kartoffeln, die auf verschiedenste Arten zubereitet werden. Das Essen erscheint zwar einfach, aber es schmeckt vorzüglich!

    Gut gesättigt verabschieden wir uns anschließend von den Dorfbewohnern und fahren nach Tarabuco. Der farbenfrohe Markt rund um den Hauptplatz des Dorfes, bietet für jeden Geschmack etwas. Gemütlich schlendern wir an den vielen Marktständen vorbei und natürlich erstehe ich mir auch einen Pullover, auch wenn ich vorhatte, nichts zu kaufen 😊.

    Gegen halb 3 treten wir dann den Rückweg nach Sucre an. Louisa, Nils und ich gönnen uns noch eine kurze Auszeit auf dem Hauptplatz mit Popcorn und frischgepresstem Orangensaft. Dann trennen sich unsere Wege wieder, denn Nils fährt noch heute weiter nach Uyuni und ich treffe mich noch mit einer Bekannten aus Salzburg. Zufällig sind wir zur selben Zeit am selben Ort und das muss man natürlich für ein Treffen ausnutzen!!

    Der Abend mit Babsi war noch sehr nett mit tollen Gesprächen und gutem Essen im Metro Cafe! Jetzt bin ich wieder einmal sehr müde und freue mich auf mein Bett.
    Morgen verlasse ich Sucre schon wieder und reise weiter ins auf über 4000 m hoch gelegene Potosi.
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  • Day 14

    Von Sucre nach Potosí

    July 22, 2019 in Bolivia ⋅ ⛅ 3 °C

    Heute verlasse ich das schöne Sucre wieder, eine Stadt, die mir wirklich sehr gut gefallen hat, um ins mehr als 4000 m hoch gelegene Potosí zu reisen. Um nur 10 Bolivianos (€ 1,20) bringt mich ein Taxi vom Hotel zum Busbahnhof. Obwohl ich schon fast 2 Wochen hier bin, bin ich immer wieder erstaunt, wie günstig das Leben in Bolivien, auch für Touristen ist.

    Am Busbahnhof angekommen, muss ich erst mein elektronisches Ticket gegen ein handgeschriebenes eintauschen und werde zu "puerta1" geschickt. Pünktlichst um halb 10 ist "boarding" und um 10.00 fährt der Bus Richtung Potosi ab. Ich sitze neben einer Schweizerin, die schon viele Male in Bolivien war, da sie vor 14 Jahren hier ihre Tochter adoptiert hat. Während der 3-stündigen Fahrt plaudern wir ununterbrochen und sie gibt mir viele wertvolle Tipps, was es in Bolivien zu tun und sehen gibt. So vergeht die Fahrt durch wunderschöne Landschaft recht schnell. Dass es kontinuierlich nach oben geht macht sich im Laufe der Fahrt auch bemerkbar, ich gähne immer öfter, scheinbar spürt mein Körper die Höhe und den damit verbundenen Sauerstoffmangel schon. Sonst habe ich zum Glück noch keine Symptome von soroche (=Höhenkrankheit).

    Am Busbahnhof in Potosi gehe ich erstmal zu einem der unzähligen Schalter um ein Ticket für meine Fahrt nach Tupiza zu buchen. Die Schalterhalle ist im ersten Stock und ich muss erstmal mein ganzes Gepäck dorthinauf hieven. In einer Höhe von 4000 m kommt man bei einer solchen Aktion schon ganz schön ins Schnaufen. Puh!!!

    Nach dem Kauf des Tickets suche ich ein Taxi, das mich zu meinem Hotel bringt. Aber nicht wie sonst warten unzählige Taxis vor der Tür, sondern keines. Es dauert ein bisschen, dann finde ich doch ein Taxi, das mich für 5 Bolivianos zum Hostal Colonial Potosi bringt.

    Das Hostal liegt 1 Gehminute vom Hauptplatz entfernt und wirkt leider schon etwas abgewohnt. Zuerst bekomme ich ein Mini-Zimmer mit Mini-Bad, das ich gar nicht gebucht habe, aber nachdem ich mich beschwere und den Rezeptionist darauf hinweise, dass das nicht das gebuchte Zimmer sei, bekomme ich sofort ein anderes (probieren konnte er es ja mal, ein kleineres Zimmer für den Preis eines größeren zu vermieten).
    Jetzt hab ich ein riesiges, sehr sauberes Zimmer. Mit Heizung, sogar im Bad!! Da kann ich über das schon etwas in die Jahre gekommene Mobiliar hinwegsehen.

    Da es schon fast 15.00 ist und ich Hunger habe, gehe ich mal was essen. Ich suche mir auf Tripadvisor was nettes aus und werde nicht enttäuscht. Das Café Potocchi sieht zwar auf den ersten Blick nicht super einladend aus, aber aufgrund der guten Bewertungen gebe ich dem Lokal eine Chance. Der Besitzer ist super nett und leicht überfordert, denn er schmeißt Küche und Service alleine. Ich muss einige Zeit auf mein Essen warten, aber in einer Höhe, auf der Potosi liegt, soll man es eh ruhig angehen. Als das Essen dann kommt, bin ich sehr positiv überrascht, denn es schmeckt vorzüglich!!

    Nach dem Essen, suche ich dann eine Reiseagentur auf, um für morgen eine Minentour zu buchen. Aufgrund einiger Recherche im Internet habe ich zwei favorisierende Touranbieter. Koala Tours und Big Deal Tours. Ich schaue mir beide an und entschließe mich schlußendlich, die Minenbesichtigung bei Big Deal Tours zu buchen.
    Effraim, einer der Ex-Mineure und heute Tourguide, macht einen sehr sympathischen Eindruck und erklärt mir detailliert, wie die 4-stündige Tour ablaufen wird. Er zeigt mir Bilder, auch von sich als 9-jähriger Junge, als er in der Mine zu arbeiten begann. Ich bin schon sehr gespannt auf den morgigen Tag!

    Nachdem ich einen ersten Plan für morgen habe, schlendere ich noch gemütlich durchs Stadtzentrum Potosis. Langsam geht die Sonne unter und die Temperaturen sinken merklich. Sicherheitshalber kaufe ich mir noch Tabletten, die gegen die Höhenkrankheit helfen sollen, in einer Apotheke. Noch spüre ich von der Höhe nur dann was, wenn ich mich bergaufbewegen muss und das passiert in Potosi ständig. Aber zum Glück bleiben die typischen Symptome wie Kopfweh, Herzrasen, Übelkeit etc. aus. Aber man weiß ja nie....

    Am Abend stelle ich fest, dass mein Hotel, das schon etwas abgewohnt ist und mich anfangs nicht so recht begeistert hat, Gold wert ist und ich feiere meine Auswahl, als ich in der warmen Badewanne sitze und währenddessen meinen Pyjama am Heizkörper im Bad aufwärme. Die Nächte in Potosi sind schweinekalt und nur die wenigsten Hotels/Hostal haben eine Heizung. Umso glücklicher schätze ich mich gerade, eine warme Nacht haben zu dürfen und nicht frieren zu müssen!

    Da die ungewohnte Höhe müde macht, gehe ich heute früher ins Bett. Morgen steht ein spannender Tag bevor!
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  • Day 15

    Potosi - Minentour

    July 23, 2019 in Bolivia ⋅ ⛅ 1 °C

    Gestern habe ich mit Big Deal Tour einen Ausflug zu den Minen in Potosi gebucht. Nachdem ich einiges über die Minen, die Sicherheitsvorkehrungen darin (es gibt keine) und die Bedingungen, in denen heute noch darin gearbeitet wird, gelesen habe, war ich ja lange im Zwiespalt ob ich so eine Tour wagen soll oder nicht.
    Da die Silberminen aber die eigentlich Hauptsehenswürdigkeit von Potosí sind, habe ich mich doch entschlossen, diesen Schritt zu gehen, auch wenn ich den Touranbieter, bei dem ich noch eine Einverständniserklärung unterzeichnen musste, die auf die Gefahren hinweist, die beim Betreten einer Mine entstehen können, mit mulmigen Gefühl verlassen habe.

    Um 8.45 treffe ich beim Büro von Big Deal Tours ein und staune nicht schlecht, dass relativ viele Leute die Tour heute machen wollen. Irgendwie beruhigt mich die Tatsache ein wenig, dass auch so viele andere die Mine besichtigen wollen und sogar eine Familie mit Kind ist dabei.
    Wir werden in 2 Gruppen geteilt (Englisch und Spanischsprachig), unser Guide ist Wilson, ein Mineur, der immer wieder, wenn er keine Touren hat, zum Arbeiten in die Mine zurückkehren muss (er arbeitet seit seinem 9. Lebensjahr in einer der Minen). Er hat einen guten Humor und ich bin mir sicher, die Tour mit ihm wird richtig interessant!

    Um 9.00 fahren wir los Richtung Mercado de Mineros. Dieser befindet sich am Fuße des Cerro Rico, von hier ist es nicht mehr weit bis zum Bergwerk und zu den Wellblechbaracken der Bergarbeiter und der Sereñas, Frauen, meist Witwen der Bergarbeiter, die sich das Leben in der Stadt nicht leisten können und so vor den Minen leben und die Eingänge gegen Strom, Wasser und Gas Tag und Nacht bewachen, da sonst Plünderer kommen würden und Gestein aus dem Stollen rausholen würden.
    Wilson führt uns zu einem Stand, wo es Dinge zu kaufen gibt, die für jeden Minenarbeiter wichtig sind. Es gibt Getränke, Coca-Blätter, Zigaretten, Schnaps und Dynamit zu kaufen. Potosi ist der einzige Ort weltweit, wo man einfach so, völlig legal Dynamit erwerben kann (um 20 Bolivianos pro Stange inklusive Zündschnur).

    Weiters erzählt uns Wilson einiges über die Geschichte der Mine, die aktuellen Arbeitsbedingungen und welche Rituale die Mineure haben: freitags nach Arbeitsschluß z.B. trinken die Mineure 96% Zuckerrohrschnaps. Ein Liter dieses Getränks kostet weniger als ein Liter Bier und so betrinken sich die Minenarbeiter nach einer anstrengenden Arbeitswoche lieber mit Hochprozentigem als gepflegt auf ein paar Bierchen zu gehen.
    Bevor es weiter zu einer gesteinsverabeitenden Fabrik geht, bittet Wilson uns, doch noch ein Geschenk für die Mineros zu kaufen: Alkohol für die Reinigung von Wunden, Coca-Blätter um das Hungergefühl zu unterdrücken (Mineros essen kein Mittagessen) und mehr Energie zu erhalten, Getränke (diese sind für die Mineros oft zu teuer und trotz der schweißtreibenden Arbeit in der Mine haben sie oft stundenlang nichts zu trinken) oder auch etwas Dynamit für Sprengungen (da der Staat die Minen nicht mehr betreibt, sondern verschiedenste Kooperativen, muss jeder Mineur seine Arbeitsgeräte selbst kaufen und mitbringen um in der Mine arbeiten zu können).

    Ich selbst entscheide mich für zwei Sackerl Coca-Blätter um je 5 Bolivianos und eine 2 Liter Flasche Saft für 10 Bolivianos. Ein paar der Cocablätter kaue ich selbst, denn Wilson empfiehlt uns während der gesamten Tour Cocablätter in unseren Wangen zu lassen, da diese gegen die Höhenkrankheit helfen.
    Die Bergarbeiter kauen sehr viele Cocablätter, jeder hat eine "dicke" Wange, vollgestopft mit diesen Blättern. Die Cocablätter helfen allerdings nicht nur körperlich, für die Mineure ist es auch quasi eine Uhr. Cocablätter geben 4 Stunden lang Geschmack ab, schmecken sie nach nichts mehr, gönnen sich die Arbeiter nach bereits vier Stunden härterster Arbeit eine kurze Pause.

    Nach diesem kurzen Briefing geht es wieder zurück zum Bus. In der Zwischenzeit hat es begonnen zu schneien und es ist wirklich a....kalt. Da es in den Minen staubig und dreckig ist, bekommen wir alle ein "Minenarbeiteroutfit" (obwohl die Mineure selbst keine Schutzkleidung tragen) bestehend aus Overall, Gummistifel, Helm und Stirnlampe. So gekleidet geht es zur Extrahierungsanlage der Steine. Hier wird das gesamte aus der Mine geholte Gestein verarbeitet. Wilson erklärt uns, dass hier jede Menge Chemikalien zum Einsatz kommen, die benötigt werden, um die Mineralien aus dem Gestein extrahieren zu können, und wir bitte nichts anfassen sollen. Die Arbeiter hier arbeiten alle ohne Schutzkleidung, man kann sich also vorstellen wie gesund die Arbeit hier ist.
    Die Maschinen sehen alle veraltet aus, ohne jegliche Sicherheitvorkehrungen und es ist furchtbar laut! Hier mehr als 8 Stunden arbeiten zu müssen ist echt Horror!!
    Aber in Potosi, mit fast 180.000 Einwohner, gibt es kaum Jobs und so sind etwa 30% der Bevölkerung (allerdings nur Männer) auf die Arbeit in den Minen und was so dazugehört, angewiesen.
    Wilson erklärt uns die einzelnen Schritte der Gesteinsbearbeitung, zeigt uns die verschiedenen Stationen und etwa 20 Minuten später sitzen wir wieder im Bus und fahren die letzten Höhenmeter zur auf 4400 m gelegenen Mine, die der Kooperative gehört, für die auch Wilson immer noch arbeitet (und das bereits seit 21 Jahren).

    Bevor wir dann in die Mine reingehen, bekommen wir noch ein paar Sicherheitshinweise und während Wilson noch redet, kommt schon der erste Mineur mit einer mit Gestein gefüllten Scheibtruhe gebückt aus der Mine raus (die Kooperative ist ziemlich arm und kann sich daher keine Loren (= Minenwagen auf Gleisen) leisten. Die Arbeiter müssen daher alles mit einer Scheibtruhe, die gefüllt bis zu 200 kg hat, aus den Minen befördern - und das so oft wie möglich pro Tag, denn die Bergarbeiter bekommen nach brauchbarem Gestein und nicht pro Stunde bezahlt- ein Knochenjob).

    Nachdem die wichtigsten Minenregeln geklärt sind (immer zusammenbleiben, auf den Boden schauen, denn es können überall Löcher sein, die einen, sollte man hineinfallen, unsanft in ein anderes Stockwerk der Mine befördern, unter Löchern in der Decke nie stehenbleiben, es könnte Gestein runtergeschüttet werden etc.) schalten wir unsere Stirnlampe ein und treten in gebückter Haltung in eine der Silberminen Potosis ein.
    Der erste Teil ist sehr niedrig und eng, es ist bereits stockfinster, nur das Licht der Stirnlampe erhellt den Weg. Bereits nach wenigen Minuten können wir wieder aufrecht gehen und es erfolgt auch gleich der erste Stopp bei einer Art Grotte vor einem Abbild des Teufels (El Tio).

    Die spanischen Eroberer versuchten natürlich, das Christentum mit Gewalt durchzusetzen. Im Cerro Rico aber arbeiten die Mineros unter der Erde und so befinden sie sich im Reich des Teufels. Deswegen befindet sich an jedem Eingang des Berges eine Teufels-Figur, welcher Opfergaben gebracht werden können – Coca-Blätter, Zigaretten und Alkohol. Wilson zeigt uns das gesamte Ritual, El Tio zu huldigen, immerhin soll er Glück über die Arbeiter und die Mine bringen. Wilson hat eine Flasche 96% Schnapses dabei. Den ersten "Schluck" bekommt El Tio, anschließend dürfen wir alle auch probieren. Ich nehme nur ein winziges Schlückchen des nicht sehr gut schmeckenden Alkohols und kann mir gar nicht vorstellen, wie die Mineros das freiwillig jede Woche trinken können.

    Wilson hat durch seine langjährige Erfahrung wirklich viele Geschichten über die Arbeit in der Mine zu erzählen und es ist wirklich interessant seinen Ausführungen zu lauschen. Während wir hier so stehen, kommen mindestens 3 Arbeiter mit ihren gefüllten Scheibtruhen vorbei. Man sieht ihnen deutlich an, wie schwer die Scheibtruhen sind und wie unangenehm es ist, diese durch die dunklen, engen Tunnel zu schieben, größtenteils gebückt.

    Neben mir ist eine kleine Nische, wo ein Häufchen und eine Linie mit Kieselsteinchen liegen. Ich beobachte einen der Mineure, wie er ein Steinchen von dem Haufen nimmt und es an die Linie anlegt. Als ich später Wilson frage, was das bedeutet, erklärt er mir, dass die Mineure für jede Scheibtruhe, die sie nach draußen fahren, ein Kieselsteinchen in eine Linie legen um am Ende der Schicht zu wissen, wieviele Scheibtruhen sie an dem Tag geschafft haben.

    Nach einem etwas längeren Aufenthalt vor El Tio und den vielen interessanten Geschichten von Wilson, gehen wir immer weiter hinein in den Berg. Wir kommen an verschiedenste Stellen, wo wir den Arbeitern zusehen können, wie sie in der Mine Gestein abbauen. Es wird alles per Hand aus dem Berg geklopft, Maschinen gibt es kaum. Wir geben den Arbeitern unsere mitgebrachten Geschenke, über die sie sich sehr freuen. Auch können wir kurze Gespräche mit den Mineuren führen (Wilson übersetzt hierfür vom Englischen in Quechua, die Sprache, die die meisten Mineure sprechen) und erfahren von einem, dass er heute bereits seit 3 Uhr morgens in der Mine arbeitet. Von einem anderen erfahren wir, dass er gestern einige Sprengungen vorgenommen hat. Er wirkt noch sehr jung. Obwohl es offiziell nicht erlaubt ist, dass Kinder in der Mine arbeiten, sind etwa 10% aller Mineros minderjährig. Da es niemand kontrolliert, wir auch kein Geheimnis daraus gemacht!
    Die meisten der Arbeiter bekommen mit Ende 30 schwere Lungenprobleme, kein Wunder, wenn man bedenkt wie staubig es hier ist. Zuerst äußert sich das in schwerem Husten, der schon wenige Wochen später von Blutspucken begleitet wird. Die meisten Arbeiter hier drinnen werden nicht älter als 45.

    Die Arbeitsbedingungen in der Mine sind echt katastrophal, dennoch haben die Leute, die hier ihr Geld verdienen, keine andere Wahl! Das Abbild des Teufels im Eingangsbereich verwundert mich nicht mehr. Nach 8-12 Stunden Arbeit muss man sich hier tatsächlich vorkommen wie im Schlund der Hölle. Es herrschen Temperaturen von mehr als 30 °C und ich schwitze schon, wenn ich nur gebückt durch die Tunnel gehen muss. Bei 4.400 Metern Höhe und jeder Menge Staub fällt das Atmen schwer, wir haben einen Mundschutz bekommen, die Mineure tragen keinen. Zu schlecht könnten sie darunter atmen, so heißt es.

    Für mich ist es schwierig, sich in der Silbermine zu orientieren. Die Gänge scheinen sich überallhin zu verzweigen, aber Wilson kennt seine Mine in und auswendig, bei ihm fühle ich mich sehr gut aufgehoben.
    Obwohl ich vor der Tour (aufgrund des Gelesenen) mehrmals gedacht habe, dass der gesamte Berg, der innen aussehen muss wie ein schweizer Käse (nicht wenige bezeichnen die Silbermine von Potosi als das gefährlichste Bergwerk der Welt) irgendwann in sich zusammenbrechen muss, hatte ich die gesamten 2 Stunden, die wir unter Tage verbracht haben, nie ein unsicheres Gefühl. Nichtsdestotrotz war ich auch wieder froh, so beeindruckend und augenöffnend der Besuch der Mine auch war, als ich wieder durch den gleichen Tunnel, durch den wir die Mine betreten hatten, gebückt nach draußen gehen konnte und frische Luft zum Atmen hatten und Sonnenlicht auf der Haut spüren konnte. Ich war nur zwei Stunden in dieser beengten Dunkelheit, die Arbeiter verbringen etwa 70-80 Stunden wöchentlich in dieser Abgeschiedenheit (die Mineure arbeiten immer alleine, treffen sich manchmal nur, wenn sie das Gestein nach draußen befördern und sind daher über Touristen ganz froh, denn die bringen etwas Abwechslung in die monotone Arbeit im Berg).

    Abschließend stellt sich mir natürlich trotz allem die Frage wofür das Ganze?
    Einst war die Silbermine in Potosi die reichste der Welt, sie hat der Stadt Reichtum und Einfluss gebracht. Reichtum, von dem aber vor allem die spanischen Kolonialherren profitiert haben. Schätzungen zufolge soll hier zwischen 1556 und 1783 rund 45.000 Tonnen reines Silber gefördert worden sein (so viel, dass man eine Brücke von Potosi bis nach Madrid aus reinem Silber hätte bauen können) . Heute ist der Berg nicht mehr reich, denn die Vorkommen sind fast erschöpft. Es werden vorrangig Zink und Zinn gewonnen. Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts war der größte Teil des Silbers ausgebeutet.
    Es arbeiten noch ungefähr 10.000 Männer im Cerro Rico. Männer, die sicher nicht reich sind und mit denen ich nicht tauschen möchte. Für die Bewohner ist die Mine wohl Fluch und Segen zugleich. Die Silbermine ernährt fast die gesamte Stadt und das seit rund 500 Jahren. Für viele Männer gibt es keine andere Möglichkeit, als unter flackerndem Licht in der Mine den Lebensunterhalt zu verdienen.

    Wer Potosí besucht, der sollte sich definitiv auch die Silbermine anschauen. Für mich war der Besuch der Mine ein interessantes und zugleich sehr bedrückendes Erlebnis.
    Man erhält einen Eindruck vom Bergwerk, erfährt sehr viel über die regionale Geschichte von Potosi. Außerdem kommt man hautnah mit dem Schicksal der Bergarbeiter in Berührung. Dabei wurde mir zum x-Mal bewusst, wie gut es mir doch geht und wie dankbar ich sein kann, in einem Land wie Österreich leben zu dürfen!

    Nach Beendigung der Tour gehe ich zurück in mein Hotel, wo ich erstmal eine Pause einlegen muss. Ich brauche etwas Zeit, die Eindrücke in der Mine zu verarbeiten. Darüber zu lesen oder es mit eigenen Augen zu sehen sind zwei Paar Schuhe. Es schwirren mir viele Gedanken durch den Kopf.

    Nachdem ich das Erlebte einigermaßen sacken lassen konnte, mache ich mich nochmal auf um Potosi zu erkunden. Ich statte der Kathedrale einen Besuch ab und genieße den Ausblick von einem der Türme. Es ist ziemlich windig da oben und wieder begleitet mich der Cerro Rico, auf den ich diesesmal aber einen wunderschönen Ausblick habe. Wenn man ihn so sieht den Berg, kann man sich gar nicht vorstellen, welch Schicksale sich in ihm abspielen.

    Anschließend gehe ich zum Mercado Central. Da es aber bereits nach 16.00 ist, haben schon fast alle Stände geschlossen. Zufällig treffe ich auf Wilson, der mich ein Stück durch den Markt begleitet. Ich kaufe mir noch ein Sackerl mit Cocablättern, Wilson rät mir, welche auf die Salar de Uyuni Tour mitzunehmen, dann verlasse ich den Markt wieder und statte noch der Kirche San Lorenzo de Carangas einen Besuch ab. Das Portal dieser Kirche ist umwerfend schön und auch hier habe ich nochmal die Möglichkeit, den Turm zu besteigen und den tollen Ausblick zu genießen. Bevor ich zurück ins Hotel gehe, gönne ich mir noch eine heiße Schokolade und einen Pie de Limon im Cherry's Coffee. Am Heimweg zieht ein heftiges Gewitter auf. Graupelschauer und Wind machen es unwirtlich in der Stadt. So bin ich froh, als ich in mein warmes Hotelzimmer komme.

     
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  • Day 16

    Letzter Tag in Potosi

    July 24, 2019 in Bolivia ⋅ ⛅ 0 °C

    Als ich heute morgen aufwache, traue ich meinen Augen beim Blick aus dem Fenster kaum: eine dünne Schneedecke überzieht Potosi und den Cerro Rico. Also gut, heute ist definitiv warm anziehen angesagt!
    Ich hole also meine Skiunterwäsche, Haube, Schal und Handschuhe, sowie meine Winterjacke aus dem Gepäck und gehe dick eingepackt erstmal frühstücken.

    Heute stehen noch die letzten drei To-Do-Punkte auf dem Programm, nämlich eine Führung durch das Casa de la Moneda, den Ausblick vom Torre de la Campañia de Jesus genießen und das Convento - Museum Santa Teresa besuchen.

    Da ich mich gestern schon erkundigte, wußte ich, dass es um 9.00 eine englischsprachige Führung im Münzhaus gibt.

    Nach dem Frühstück mache ich mich also auf den Weg dorthin. Zum Glück ist das Casa de la Moneda nicht weit weg von meinem Hotel, denn aufgrund der Schneeschicht, ist der Boden rutschig und man muss beim bergabgehen ziemlich aufpassen. Kurz vor neun treffe ich bei der Kassa des Münzhauses ein. Die Ticketverkäuferin erklärt mir gleich, dass die Führung heute erst etwas später beginnen wird. Ich zahle (40 Bolivianos Eintritt inkl. Guide und 20 Bolivianos um Fotos machen zu dürfen) und warte dann im Innenhof darauf, dass der Guide eintrifft. Ich bin die einzige Touristin, die sich für eine englischsprachige Führung interessiert. Außer mir sind nur noch zwei Belgier anwesend, die die Tour gerne in Französisch hätten. Nach längerem Hin und Her wird dann entschieden, dass die Tour durch das Münzhaus auf Englisch stattfindenden wird - zum Glück, denn meine Französischkenntnisse sind quasi nicht existent 😊.

    Die 1,5 Stunden lange Tour durch die einstige spanische Münzprägestätte Casa de la Moneda, die im Jahr 1575 gebaut und zweihundert Jahre später renoviert und erweitert wurde, ist wirklich sehr interessant und kurzweilig. Man erfährt alles über die Geschichte dieses Hauses. In 12 Sälen ist dies durch allerlei Exponate, wie Waagen, Kisten, Pressen, Münzen, Rüstungen, Bestecke und Kannen dokumentiert. Sogar eine Silberschmelze mit den dazugehörigen Werkzeugen ist in einem der Säle nachgebildet. Das Museum enthält weiters eine mineralogische und eine archäologische Sammlung mit Mumien, Töpfen und Schmuck aus der Cultura Chullpa. Unser Guide hat uns alles gut in Englisch erklärt und in jedem der Räume Zeit gelassen, alles genau anzusehen und zu fotografieren. Eine wirklich lohnenswerte Führung und man sollte das Casa de la Monada unbedingt auf seine To-Do-Liste setzen, wenn man Potosi besucht.

    Anschließend an die Führung durch das Münzhaus, möchte ich meine Wäsche holen, da es gestern hieß, diese sei um 10.00 abholbereit. Als ich um 11.00 bei der Lavanderia ankomme, werde ich vertröstet, dass es noch etwa 20 Minuten dauert, bis meine Kleidung fertig ist. Also beschließe ich der Aussichtsplattform des Torre de la Campañia de Jesus einen Besuch abzustatten. Die Fassade ist beeindruckend und auch der Ausblick auf den mit Schnee bedeckten Cerro Rico ist wunderschön. Lange halte ich es auf der Plattform aber nicht aus, denn ein eisiger Wind weht und lädt einen nicht ein, länger zu verweilen.

    Also gehts wieder treppab und nochmals zur Lavanderia. Irgendwie scheinen sie nicht die best organisierten zu sein, denn zuerst findet die Angestellte meine Kleidung gar nicht, dann nur einen Teil und nach einigem Hin-und Her halte ich dann doch meine gesamte, zum Waschen aufgegebene Kleidung, wieder in Händen. Ich bringe diese zurück ins Hotel, verstaue sie im Koffer und da mein Magen schon knurrt, mache ich eine Mittagsrast im Cafe de la Plata, direkt an der Plaza.

    Gesättigt schlendere ich anschließend durch die mir noch unbekannten Straßen Potosis (die um den Hauptplatz) und entdecke viele Häuser mit wunderschönen Balkonen, die meisten leider etwas runtergekommen. Man kann hier überall sehen, wie reich die Stadt einst war. Auch komme ich bei einem Restaurant vorbei, dass seine Salteñas im McDonalds Design vermarktet. Ich finde das Schild irgendwie witzig, gerade deshalb, weil ich vor nicht all zu langer Zeit einen Artikel gelesen habe, in dem über das Scheitern McDonalds in Bolivien geschrieben wurde.
    (Wer Interesse an diesem Artikel hat, hier der Link dazu:
    https://www.newslichter.de/2013/06/warum-mcdona…).

    Da ich in der Nähe des Klosters Santa Teresa bin, statte ich auch diesem noch einen Besuch ab. Eigentlich dachte ich, dass ich das Konvent des Karmelitaordens alleine Erkunden kann, stattdessen komme ich in den Genuss einer sehr informativen, 2-stündigen Führung.

    Das Kloster Santa Teresa bietet - neben der Casa de la Moneda - einen weiteren Einblick in das Leben in der Kolonialzeit. Die höheren Töchter, die hierher verbracht wurden, durften keinen Kontakt zur Außenwelt haben. Das Kloster, das sehr gut erhalten ist, zeigt eindrucksvoll, wie abgeschlossen die Welt der Auserwählten war. Die Führung erläutert praktisch Schritt für Schritt den Eintritt ins Kloster, die Abriegelung bis hin zur Bestattung im Fußboden eines Gebetsraumes. Noch heute leben Nonnen in dem Kloster, aber in einem neugebauten Teil. Das Leben im Schweigeorden der Karmelita ist heute zwar nicht mehr ganz so streng wie früher, trotzdem hat das Kloster nur noch 6 Nonnen.

    Während der gesamten Führung zieht ein heftiges Gewitter über Potosi, ich mag gar nicht daran denken, im Starkregen zurück zu meinem Hotel zu gehen. Aber als die Führung vorbei ist, hat es auch zu Regnen aufgehört und ich komme trocken zurück in mein Hotelzimmer.

    Am Abend treffe ich mich noch mit Babsi, die heute in Potosi angekommen ist, zum Abendessen. So lassen wir den Tag bei netten Gesprächen und gutem Essen ausklingen!
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  • Day 17

    Von Potosi nach Tupiza

    July 25, 2019 in Bolivia ⋅ 🌙 7 °C

    Heute verlasse ich Potosi (bei Sonnenschein und schon angenehmen Temperaturen am Morgen) um nach Tupiza zu fahren. Als ich in Potosi angekommen bin, habe ich bereits mein Ticket für diesen Bus gekauft.
    Heute ist nichts mit Ausschlafen, denn mein Bus fährt bereits um 8.15 vom Terminal Nuevo ab. Heißt, ich stehe um 6.15 auf um mit dem Taxi um 7.15 zum Busbahnhof zu fahren.
    Diesesmal fahre ich mit Expreso Tupiza. Der Bus ist etwas abgeranzt, der Bussitz aber ist halbwegs bequem, zum Glück, denn heute steht die längste Busfahrt in Bolivien an. 5 Stunden soll sie dauern. Oder länger, denn am Cerro Rico ist Eisfahrbahn und viele LKWs bleiben in Ermangelung an Winterreifen hängen. Es geht äußerst schleppend im Stop and Go Modus voran und so brauchen wir für die ersten 10 km knapp 1 Stunde und 45 Minuten 😲

    Da überhaupt nichts mehr weitergeht und immer wieder Autos beginnen umzudrehen ist auch für uns nach diesen 10km Schluss. Auch wir können nicht mehr weiterfahren, heißt wir müssen zurück nach Potosi. Zu eisig sei die Strasse.
    Zum Glück gibt es noch eine andere Straße nach Tupiza, auch wenn das heißt, einen ordentlichen Umweg fahren zu müssen und ich hoffe, dass wenigstens diese Straße befahrbar ist. Aber meine bolivianischen Mitreisenden sind guter Dinge!

    Zurück in Potosi stoppt der Busfahrer um uns mitzuteilen, dass der Umweg von etwas mehr als einer Stunde 10 Bolivianos pro Fahrgast mehr kostet. Ich bin natürlich bereit, das zu zahlen, immerhin hat das Ticket nach Tupiza eh nur 30 Bolivianos gekostet, aber der Rest der Mitfahrer ist nicht damit einverstanden. So wird sich auf 5 Bolivianos geeinigt. Mir solls recht sein, hauptsache ich komme heute noch nach Tupiza 😊 (jetzt bin ich wieder sehr froh, den frühen Bus gebucht zu haben, denn so ist die Wahrscheinlichkeit höher, Tupiza noch bei Tageslicht zu erreichen).

    Der Umweg zahlt sich aus. Die Straßen sind alle schnee- und eisfrei und je weiter wir wieder nach unten kommen, desto wärmer wird es auch. Wir fahren durch ein paar kleine Dörfer, ansonsten nur schöne Landschaft und viele Berge 😊

    Die Fahrt dauert gefühlt ewig, denn der Busfahrer macht zum Umweg auch noch zusätzlich jede Menge Stopps, einmal um weitere Leute im Bus aufzunehmen oder aussteigen zu lassen, ein andermal um Mittagessen zu gehen oder Freiluftpinkeln 😊.

    Was mir auf dieser Strecke besonders auffällt, ist die viele Wahlwerbung für Evo Morales und das, obwohl hier kaum Dörfer oder Städte sind, sondern hauptsächlich nur Natur! (im Oktober sind in Bolivien Präsidentschaftswahlen) - und ausschließlich für Morales. Es macht denn Eindruck, als sei er der einzige Kandidat der Wahl, ob da wohl Absicht dahintersteckt?

    Statt der veranschlagten 5 Stunden, brauchen wir für die Fahrt knapp 8 Stunden und ich komme erst um 16.00 in Tupiza an. Danach checke ich erstmal ins Hotel Mitru ein und statte Tupiza Tours, die Agentur, bei denen ich die Salar de Uyuni Tour gebucht habe, einen Besuch ab. Leider teilt mir die Angestellte dort mit, dass für Sonntag noch keine anderen Personen gebucht haben und die Tour an diesem Tag vielleicht nicht stattfinden wird. Aber Samstag sei noch ein Platz frei. Jetzt muss ich mal bis morgen abwarten, wann ich die Salar Tour machen kann. Aber hauptsache ich kann sie machen!!!

    Ansonsten gehe ich heute nur noch essen und gönne mir ein heißes Bad, denn das ist das erste Hotel hier, dass eine so große Badewanne hat, dass ich darin liegen kann 😊 Zu mehr hab ich nach dieser Bussitzerei keine Motivation mehr! Morgen werde ich dann das laid back Städtchen Tupiza erkunden!
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