• Tag 47 - 50: Frankfurt-Walluf-Frankfurt

    2022年5月29日, ドイツ ⋅ ⛅ 14 °C

    "Mainhattan" mit seiner imposanten Hochhaus-Skyline, die fünftgrößte Stadt Deutschlands mit rd. 750.000 Einwohnern, die Stadt der europäischen Zentralbank, der Bundesbank und der Börse, ist wohl eine der bedeutendensten Finanzplätze der Welt. Aber sie bietet so viel mehr. Die in Teilen nach alten Bildern rekonstruierte Altstadt, die traditionellen "Äppelwoi-Gaststätten" im schönen Stadtteil Sachsenhausen, die Alte Oper, der Kaiserdom, das Goethe-Geburtshaus, das Senckenberg-Museum mit dem Riesen-Sauerier-Skelett, der wunderschöne Palmengarten, das Mainufer und die vielen, vielen Grünflächen (mehr als 40% des Stadtgebiets sind Parks und Landschaftsschutzgebiete) lassen die Stadt wider Erwarten lebenswert sein. Und die Stadt Frankfurt tut viel dafür, dass in ihr das Leben noch besser wird.
    Weniger Autoverkehr, mehr Mobilität mit dem Fahrrad, eine Idee, die zielstrebig umgesetzt wird. Ehemals große Hauptverkehrsadern werden konsequent mit roten breiten Radfahrstreifen verkleinert, kleinere Straßen in Fahrradstraßen umgewidmet (das Fahrrad hat hier Vorrang), neue Fahrradwege geschaffen....die Maßnahmen sind mittlerweile deutlich sichtbar und nach anfänglicher Ablehnung ist es wohl tatsächlich auch so. dass immer mehr Frankfurter aufs Bike umsteigen. Edle Kostüme, Cashmere-Anzüge, Seidenblusen sind zumindest gefühlt genauso häufig zu sehen, wie Jeans, Sport- oder Arbeitskleidung.
    Ich fühle mich auf meinem Radel auf jeden Fall deutlich sicherer, als in manch einer anderen deutschen Großstadt.
    Auf jeden Fall kann ich verstehen, dass sich Lea und ihre Familie hier wohl fühlen.
    Eigentlich hatte ich ja nur vor, zwei-drei Nächte hier zu bleiben, aber manchmal kommt es einfach anders... und noch viel schöner.
    "Komm doch mit zu unsrem Wein-Wochenende nach Walluf - Bruder Marius kommt auch - und wir fahren mit unserem neuen Lastenrad." Schon ist die Entscheidung gefallen. So habe ich plötzlich Lea, ihren Marius und den kleinen Lasse für zwei Tage als Radelbegleiter dabei. Nur, irgendwie stimmt die Richtung nicht. Es geht mainabwärts, zurück zur Rheinmündung, zurück in Richtung Rüdesheim.... Egal, die gemeinsame Zeit ist toll.
    Fast zeitgleich mit "meinem Marius" kommen wir in Walluf, einem niedlichen kleinen Weinörtchen kurz vor Eltville an. Alles passt, ein kleiner Strand, ein Weinstand mit Biertischen direkt am Wasser (der ideale Wasserspielplatz für Lasse), eine Strausswirtschaft, ein Mehr brauchen wir nicht. So genieße ich sehr unser unerwartetes kleines Familientreffen. Nur Sophie, Teresa und Matti fehlen leider (das holen wir nach!)
    Nach dieser Zeit der Ruhe werde ich aber langsam auch wieder unruhig und so geht's dann morgen weiter, diesmal wieder mainaufwärts.
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  • Tag 51: Von Frankfurt nach Schippach

    2022年5月30日, ドイツ ⋅ ⛅ 14 °C

    Mein kleiner Lasse ist total klasse und der Abschied fällt mir echt schwer. Ich bringe ihn zusammen mit Lea noch zur Kita und bin dann schon um 08:30 Uhr unterwegs. Um diese Uhrzeit mitten durch den Berufsverkehr durch die Stadt zu fahren nervt total. So bin ich echt froh, als ich den Mainradweg erreiche. Anfangs noch an Industrieanlagen und großen Straßen entlang, wird es dann endlich wieder schön und im Frauenhain sehr "weiblich". Jedes Jahr rund um den Internationalen Frauentag am 8. März werden dort mehrere junge Linden spiralförmig als Symbol für die "Beständigkeit und die innere Stärke", mit der sich Frauen im Maintal für andere Menschen einsetzen, gepflanzt. Jede Linde für eine ganz bestimmt Frau und ihre Geschichte...
    Ein Stückchen weiter stoße ich auf die Mainufergalerie, eine Installation von mehreren Skulpturen. "Begegnung" war das Thema, was die Künstler umsetzen sollten. Eine Skulptur aus einem Stück eines Ahorn- oder Eichstamms aus dem Maintaler Stadtwald, 14 Tage Zeit.... Die Interpretationen des Themas sind schon sehenswert, deren Namen wie K718, Ebony oder Gackelaia...na ja...
    Wunderschön wird es dann in der Mainaue bei der Schleuse Kesselstadt. Riesige Flächen herrlich blühender Wiesen, es summt und brummt, Pollen fliegen fast wie Schnee um mich herum, die Sonne kommt langsam zwischen den Wolken hervor und es wird deutlich wärmer. Ich befinde mich in einem "Fauna-Flora-Habitat"-Gebiet (einem europäischen Schutzgebiet für Frischwiesen). Feldmannstreu, Flockenblume und Zittergras sollte ich erkennen....ich freu mich einfach an der Vielfalt und Farbenpracht.
    Ich passiere das schöne Schloss Philippsruhe in Hanau und gelange nach wenigen Kilometern in das so idyllische Städtchen Seligenstadt. Fachwerkhäuser, enge Gassen, schöne individuelle kleine Läden und eine riesige Klosteranlage. Die ehemalige Benedektinerabtei aus dem Jahr 830 ist wunderbar erhalten und gepflegt, ein uralter Baumbestand und insbesondere der Apothekergarten lassen mich lange bleiben.
    1803 sind wohl die letzten Mönche hier ausgezogen, aus einer Stadt in der Stadt. Die Mönche sollen nämlich absolut autark in ihrem Kloster gelebt und sich immer wieder mit der Stadt Seligenstadt um Eigentums- und Nutzungsrechte, Abgabenpflichten etc. gestritten haben. Oder hatte es vielleicht doch einen anderen Grund für die Aufgabe des Klosters? Die Regeln des Heiligen Benedikt, Kapitel 66: "Das Kloster soll, wenn möglich, so angelegt werden, dass sich alles Notwendige....innerhalb des Klosters befindet...So brauchen die Mönche nicht draußen herumlaufen, denn das ist für sie überhaupt nicht gut."....
    "Die schenk ich dir. Nimm sie und du bleibst fit." Mit diesen Worten drückt mir Joachim ein Paket "PowerGEL SHOTS" in die Hand, "schmecken wie 'Nimm 2' ."
    Ihn und seine Frau Petra lerne ich am Theodrichstor der Stadtmauer von Aschaffenburg kennen. Wir betrachten gerade mit Erstaunen die Hochwassermarken des Mains (die Markierung von 1682 reicht bis zu den Zinnen des Stadttors) und schon sind wir im Gespräch. Die beiden wohnen in Hanau und machen mir ihren Tourenrädern einen Tagesausflug.
    Sportlich sehen sie aus und als ich sie frage, erzählt Joachim, dass beide viel Rennrad fahren und er Triathlet sei. Vor etwa 7 Jahren, mit Mitte vierzig, sei er von sich selbst extrem genervt gewesen. Rauchen, kein Sport, abends aufs Sofa, Chips, Flasche Bier, dicker Bauch....Nach einer Reportage über den Iron-Man auf Hawai habe er beschlossen: "Das schaffst du auch!" Erst wenig, dann drei Jahre intensives Training (mit Schwimmkurs, Lauftraining und den "Power Nimm Zwei"-Pastillen) und er habe sich für die Europameisterschaften in Frankfurt qualifizieren können. Hoch erhobenen Hauptes sei ins Ziel gelaufen...kein Sanitäter, keine Infusion... er sei total stolz auf sich gewesen und seine ganze Familie mit ihm. Seine Erzählungen sind so sympathisch und authentisch, dass ich mich nur mit ihm freuen kann. Ein berechtigter Stolz ohne Angeberei. Total schön!
    Noch ein Blick auf die weit sichtbare "Burg" Aschaffenburgs (das Schloss Johannisburg), das Pompejanum (ein Originalnachbau einer Villa aus Pompeji im Auftrag des bayr. Königs Ludwig I.) sowie ein Abstecher in die romantische Altstadt und es zieht mich wieder an den Main. Erst verläuft der Weg wunderschön mit viel Ausblick auf den Fluss, doch dann leider kilometerlang irgendwie im Hinterland. So bin ich froh, dass ich in Schippach, meinem heutigen Ziel ankomme.
    Tja, und dann doch nicht ganz. Es ist Montag. Ruhetag. Kein Lokal, keine Gastwirtschaft, nicht mal die örtliche Pizzeria hat geöffnet.
    Also, Sachen abgeladen und wieder los. Das 7 km entfernte Gasthaus zum Löwen hat mich dann gerettet. Und meine Beine haben es auch...
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  • Tag 52:Von Schippach nach Stadtprozelten

    2022年5月31日, ドイツ ⋅ ⛅ 18 °C

    Entflogen! Ich vermisse seit dem 25.05.2001 meinen Fiffi. Er ist (war) erst ein halbes Jahr alt, wiegt ca. 15 g und ist dunkelbraun. Abzugeben bei Familie Balkenohl in Finnentrop.
    Herzlich lachend, mit Tränen in den Augen, erzählen mir beim Frühstück mein glatzköpfiger sauerländer Tischnachbar und seine Frau von ihrer Suchmeldung. Seit vierzig Jahren fahren sie in diese Pension und seit nunmehr zwanzig Jahren suchen sie....sein Toupet. Damals hatte er noch Haare, aus seiner Sicht deutlich zu wenig, also für viel Geld ein "Plätzchen" angefertigt. Bei einer Wanderung nicht richtig platziert, ein heftiger Windstoß, und weg war es, das niegelnagelneue Ding. Ein neues gab es nicht...Ich finde, seine braungebrannte "Pläte" sieht blendend aus.
    Apropos Fiffi. Unsere Wirtin setzt sich zu uns und erzählt von ihrer Luise, einer West Highland Terrier-Hündin. 12 Jahre sei sie schon alt, sie leide unter Arthrose, aber mit ihrer neuen Hüfte gehe es ihr blendend. Sie sei wieder lebenslustig und habe an jeder Unternehmung Freude. Ganz anders als ihre Schwester (die der Wirtin). Sie sei seit zwei Monaten nach 43 Jahren Beruf Rentnerin und seitdem gehe es mit ihr bergab. Zu nichts mehr Lust, zu jeder Unternehmung müsse man sie "zwingen", meist schlechte Laune...Bei den Erzählungen wird mir so sehr bewusst, wie gut es mir geht und was für ein Geschenk es ist, Energie und Lebensfreude zu haben und gesund zu sein. Ich werde plötzlich richtig dankbar und freue mich an meiner Seele, meinem Geist und meinem Körper.
    Mit diesem Gefühl starte ich in den Tag. An der alten Römerstadt Obernburg (außer ein paar alten Steinen ist von der Historie nichts mehr zu sehen) und den Flutwänden von Wörth vorbei, radel ich wieder wunderschön durch die Mainauen. Links von mir hoch aufragend der Spessart mit den ach so steilen Weinhängen, dazwischen das fast stehende Gewässer des Mains und rechts die Höhen des Odenwalds, alles untermalt mit schönstem Vogelgezwitscher. Mir geht's so was von gut!
    So gelange ich nach Miltenberg, ein wunderbares Kleinod der Fachwerkkunst. Bereits die Römer wussten um die strategische Bedeutung des dortige Engpasses am "Mainknie", führten den Limes dort entlang, bauten das Kastell Piemontanus und errichteten mächtige Ringwälle oberhalb der Stadt (Überreste sind noch teilweise vorhanden). Die Stadt behielt im Laufe der Jahrhunderte ihre strategische Bedeutung, eine Burg wurde gebaut (die Mildenburg), der römische Stadtname in Miltenberg umgetauft und neue Stadtbefestigungen errichtet (das alte Torhaus der Mainbrücke, Reste der alten Stadtmauer und mehrere Stadttürme zeugen davon). Den Miltenbergern ging es im Mittelalter richtig gut, was wohl auf den begehrten Buntsandstein für den Bau von Mahlsteinen und Säulen (keine Ahnung für was) zurückzuführen ist. Aus dieser Zeit stammen auch die vielen wunderbaren liebevoll restaurierten Fachwerkbauten. Kaum ein Haus in der Altstadt aus einer anderen Zeit.
    Heute leben die Miltenberger vor allem vom Tourismus, was bei einem Stadtrundgang auch nicht zu übersehen ist. Im Abstandt von 1 - 2 Minuten begegnen mir die bunten Fähnchen der Reiseführer, ihnen folgend eine Schar von Amerikanern..., alle bleiben sie am "Gasthaus zum Riesen", dem ältesten Gasthaus Deutschlands stehen. Es ist auch wirklich schön.
    Und in all diesem Trubel höre ich plötzlich ein lautes heftiges Piepen über mir....Schwalben! Schwalbennest an Schwalbennest. Nur wenige Meter über mir (unterhalb eines mittelalterlichen Dachüberstands) ein stetes Kommen und Gehen, überall gucken schon mal neugierig die kleinen Köpfchen der Jungtiere hervor. Kaum zu glauben, dass sie sich von den vielen Menschen nicht stören lassen.
    In einem kleinen Café (ein bisschen außerhalb des Trubels) genieße ich die schönen Eindrücke und muss dabei noch einmal an die Schwester meiner Wirtin denken. Mir wird bewusst, dass die 7 Wochen, die ich jetzt unterwegs bin, etwas mit mir gemacht haben. Schon lange denke ich nicht mehr an die Arbeit, aber auch meine Sorge, das soziale Miteinander heftig zu vermissen, das tägliche Erleben von Alt und Jung, die Diskussionen über "Gott und die Welt", Teil eines Teams zu sein.... Nicht ein Mal habe ich in den letzten Wochen darüber nachgedacht. Es war eine schöne Zeit und jetzt kommt eine neue. Und wenn nix dazwischen kommt, wird sie mindestens genauso schön. Ein ganz starkes Gefühl, das ich da habe, und ich bin total froh, dass ich diese Reise mache.
    Fast hätte ich es übersehen, das kleine Schildchen. Ich radel so dahin, genieße mein Glück und gehe wie selbstverständlich davon aus, dass ich ab jetzt in Bayern - nein, natürlich in Franken - unterwegs bin. Aber weit gefehlt, der Main ist kurz vor Freudenberg die Grenze zu Baden-Württemberg und wird es auch bis Wertheim bleiben. So bin ich jetzt also fast durch alle Bundesländer unserer Republik gefahren, nur die Stadtstaaten Bremen und Berlin fehlen mir. Wahnsinn. Das war mir vor Beginn meiner Reise nicht bewusst.
    Tja, und dieses Erstaunen führt dann wohl auch dazu, dass ich die Überfahrt auf die rechte Mainseite verpasse. Ich stehe vor der Schleusenanlage in Freudenberg - Stufen über Stufen für die Fußgänger, aber keine Auffahrt für Fahrräder. Sch...eibenkleister.
    Es hilft mir zwar nicht, aber zumindest weiß ich jetzt, dass die Seidenraupenzucht in den Kriegsjahren 1939 - 45 an allen Mainschleusen angeordnet wurde. Mit der gewonnenen Seide wurden in der Hauptsache Fallschirme hergestellt. Die Raupen wurden in Zuchtkästen auf durchlöchertem Papier mit Maulbeerbaumblättern gefüttert...
    So muss ich wohl oder übel auf die Bundesstraße. Lkw um Lkw, aber auch manch eiliger Raser stochern an mir vorbei...alles ohne Fahrradweg...und ich bin froh, dass ich nach 5 km gesund und wohlbehalten an der Fähre in Stadtprozelten ankomme. Noch einen mörderischen Berg hoch und ich bin da. Jetzt sitze ich beim Feierabendbier auf meiner Terrasse und genieße den so schönen Ausblick auf den Main und Odenwald.
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  • Tag 53: Von Stadtprozelten nach Lohr

    2022年6月1日, ドイツ ⋅ ⛅ 18 °C

    Kaum bin ich los, halte ich auch schon wieder an. Was war das? Ich werde zu "Natur in Stille" eingeladen. Am Mainufer ein Garten im asiatischen Stil mit Feng Shui Elementen. Zentraler Punkt und Kraftquelle sei eine ca. 250 Jahre alte Eiche, um die die fünf Elemente "Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser" angeordnet sind. Treppenstufen sollen das "Auf und Ab" des Lebens symbolisieren.
    Gerne lasse ich mich auf die Einladung ein, lasse den Thai-Gong erklingen und setze mich in der Nähe einer Buddha-Statue auf einen Holzbalken. Die Schönheit des Platzes, das sanft einfallende Licht, das leise Plätschern des Springbrunnens... lassen mich die Ruhe spüren, lassen mich entspannen. Fast wie von selbst fange ich plötzlich mit sanften Bewegungen meiner Arme und Hände an, egal was um mich herum geschieht. Ich spüre diesen Bewegungen nach, es tut mir gut...
    Genauso wie dieses Bedürfnis gekommen ist, so ist es auch wieder vorbei. Beim Verlassen des Gartens klingt plötzlich das Windspiel in der alten Eiche, fast, als wolle sie mir für den Besuch danken und mich verabschieden...
    Mehr durch Felder und Wiesen als am Main entlang, gelange ich nach Wertheim, einem kleinen beschaulichen Städtchen mit einem schönen fachwerkumrandeten Marktplatz. Viel mehr gibt es dort aber auch nicht zu bewundern und so will ich schon weiter, als ich von einer Frau angesprochen werde, die begeistert von der großen Historie "ihrer" Stadt erzählt. Wertheim, die Zweiflüssestadt (Main und Tauber), sei die nördlichste Stadt Baden-Württembergs, man spreche hier taubergründisch (ein regional stark begrenzter Dialekt) und das Gebiet sei bereits seit der Jungsteinzeit besiedelt. Man sei sich ziemlich sicher, dass die Stadt im 8./9. Jahrhundert gegründet wurde und der Stadtname im Sinne von "Wert", "wertvoll" seit dem frühen 17. Jhd. gängig sei. Die Grafen von Wertheim bauten eine Burg (sehr gut erhalten und weithin sichtbar) und die Stadt erhielt 1363 das "Münzregal" (das Recht, Münzen zu prägen und den finanziellen Gewinn daraus zu ziehen). Das Wertheimer Stadtsäckel sei somit immer recht gut gefüllt gewesen, so dass der Wiederaufbau nach der großen Flut von 1784 (über 8 Meter stieg das Wasser in der Stadt - Ursache war wohl der Vulkanausbruch des isländischen Vulkans Laki, der europaweit ein Wetterchaos verursacht haben soll) und die Hungersnot 1846/47 mittels kostenlosen Suppenküchen für die Armen relativ gut bewältigt werden konnten....
    Dann muss meine Gesprächspartnerin leider weiter. Sie ist schon fast weg, als sie meine Frage, woher sie das alles wisse, mit dem Ruf "bin Stadtführerin" beantwortet.
    Ob sie mir wohl auch von der tiefbraunen Geschichte der Stadt erzählt hätte? Wertheim ernannte als eine der ersten Städte Reichspräsident Paul von Hindenburg und Reichskanzler Adolf Hitler am 03.03.1933 zu Ehrenbürgern, was erst im Dezember 1945 für nichtig erklärt wurde....
    Dann kann ich es nicht lassen, ein kurzer Abstecher zum Outletcenter "Wertheim-Village" ist zu verlockend. Und ich hab ja auch einen Grund. Ich brauche unbedingt noch ein sommerliches Radshirt....(find ich dann auch...noch eins in meiner Sammlung....ist aber echt schön...).
    Der nun folgende Weg ist wunderschön. Immer am Mainufer entlang, viele kleine Auen, große und kleine blühende Pflanzen, meterhohe Gräser und ein sanfter Rückenwind. "Maa, Mee, Moa" wird er, der Main, im fränkischen Sprachgebiet genannt, der Namensursprung ist nicht ganz klar. Mir gefällt am besten das keltische "Moin" (was auch sonst als Nordlicht), was soviel wie "gekrümmte Schlange" bedeuten soll. Wenn man sich den Verlauf des Mains ansieht, so kringelt er sich tatsächlich wie eine Schlange zwischen Spessart und Odenwald hindurch. Nur soll es ehemals noch viel mehr Kringel gegeben haben. Die wirtschaftliche Nutzung als Wasserstraße machte Flussbegradigungen und den Bau von Schleusen erforderlich.
    Früher gab es hier auch so manche "Flussberufe", die mittlerweile verschwunden sind, von denen man (zumindest ich) zum Teil noch nie etwas gehört hat.
    So wurde die Flößerei aus Rentabilitätsgründen um 1960 eingestellt, was, wenn man sich den Beruf genauer anguckt, auch klar sein dürfte.
    Generell eigneten sich zum Flößen nur Tannen und Fichten. Die schweren Laubhölzer konnten lediglich als "Oberlast" transportiert oder zwischen Nadelholzstämme "eingebunden" werden. Als Stricke, die sogenannten Wieden, verwandte man junge Fichten, Haselnuss- oder Weidenstämme, die eingeweicht, anschließend gedämpft und in heißem Zustand um die Längsachse gedreht wurden. Ein solches meterlanges Gebilde wurde mit Stangen, die in den Flussgrund gestoßen wurden, bis nach Holland transportiert.... Wenn man Glück hatte, wurde man auf dem Rückweg von irgendeinem Kahn mitgenommen, aber nicht selten war man auch auf "Schuster's Rappen" unterwegs.
    Aber was war der Beruf des "Sandhebers"? Der Mainsand war wohl aufgrund seiner besonderen Reinheit und Helligkeit zur Herstellung von Mörtel, Putz, Zement und Beton bis zum Ende des 19 Jhd. sehr begehrt. Das Sandschöpfen begann im Morgengrauen und vereinnahmte meist die ganze Familie. Die Männer holten den Sand mittels einer an einer langen Stange befestigten durchlöcherten Blechschaufel aus dem Wasser, Frauen und Kinder halfen beim Entladen am familieneigenen Lagerplatz. Als die Sandschöpferlegende, der Haslocher "Schorsch", im Jahr 1952 mit 50 Jahren seinen Beruf aufgab, fand damit auch dieses alte Handwerk endgültig sein Ende.
    Mein Tag endet nach einer "deftigen" Einkehr im vollbesetzten Gasthof Frankenhof (ein großes Radler 0,5 l für 3,60 Euro) auf der Terrasse meines Ferienzimmers in Lohr. Ein lauer Sommerabend mit Blick in den schönen Garten...
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  • Tag 54: Von Lohr nach Ochsenfurt

    2022年6月2日, ドイツ ⋅ ⛅ 18 °C

    Corona! Jetzt hat es mich auch erwischt. Indirekt zumindest. Was hab ich mich auf unser gemeinsames Pfingswochenende in Ochsenfurt gefreut! Das Womo schon gepackt, die letzten Lebensmittel verstaut, nur noch mal zur Sicherheit schnell ins Testzentrum....und heute morgen dann von Helmi die ach so blöde Nachricht. Zum Glück hat er kaum Symptome...
    So starte ich echt traurig in den Tag und brauch schon ein bissl, bis ich meine Reise wieder genießen kann. Zum Glück gibt es trotz der Pfingstfeiertage keine Probleme mit der Unterkunft. Ich halte es da ganz mit Diogenes und werde die nächsten zwei Nächte in einer Tonne...oder eher Weinfass ( ist urgemütlich, aber nach einem Tag Sonne auch brüllendheiß) und dann in einem Ziegenstall schlafen..
    Von meiner Bed&Bike-Unterkunft den steilen Berg hinab, einmal kurz auf das andere Mainufer und ich bin in der Lohrer Altstadt. Wieder ein schmuckes fachwerkgeschmücktes Wein-Städtchen. Cafés, Biergärten, kleine Geschäfte prägen das Bild. Aber Lohr hat ein ganz besonders wertvolles Kleinod, das märchenhaft verzaubert. Das Schloss, in dem einst Schneewittchen lebte... Heute wird es Kurmainzer Schloss genannt und nur noch ein kleines Relief erinnert an die bedeutende Bewohnerin und ihr kleinen Freunde und Beschützer. Ganz nebenbei beherbergt es das Spessartmuseum, das das Leben der einfachen Leute und Handwerker durch die Jahrhunderte dokumentiert.
    Plötzlich, quer über den Fahrradweg und eine angrenzende Bank, ein quer verlaufender weißer Balken. Was ist das? Ein Metallschild macht mich schlauer (gestiftet vom SPD-Ortsverein). Ich überquere gerade den 5. Breitengrad und damit auch die Verbindung zu Ulamgom in der Mongolei, Charkov in Russland, aber auch Prag, die Südspitze Englands und Winnipeg in Kanada.
    Ein wenig wie Urwald wirkt die Strecke, die ich dann durchradle. Grünschimmerndes "bewachsenes" Wasser, abgestorbene Bäume, auf denen riesige Vögel sitzen (könnten auch Geier sein, wenn ich es nicht besser wüsste...), stille Tümpel, in denen sich die Bäume spiegeln....die Natur darf hier noch Natur sein...
    Ich passiere das schöne Städtchen Gemünden und erreiche Karlstadt, mindestens ebenso schön, aber mit einer Königlich-Bayerischen Gendarmerie-Station (immer noch Polizeigebäude) und einem schwarzen mumifizierten Hai im Ratssaal. 500 Jahre soll es her sein, als der Hai "dank eines Hochwassers" in die Kirche St. Andreas gelangte und lebend nie wieder hinaus... Auf dem "Main-Mäuerle" sitzen schon die ersten Genießer mit ihrem Franken-Wein Schoppen und werfen bei ihren innigen Gesprächen vielleicht auch ab und zu einen Blick auf den unter ihnen dahinfließenden Main oder hinauf zur Burgruine von Karlstadt.
    Mir gefällt es in dieser kleinen beschaulichen Stadt, in der sich bestimmt wunderbare Sommerabende auf dem Weinmäuerchen verbringen lassen.
    Man soll übrigens von den dortigen Steilhängen über dem Main, vom Stettiner Stein, die "Schönste Weinsicht Frankens" haben (so zumindest der Titel im Jahr 2020, vergeben vom Deutschen Weininstitut).
    Die Weinberge des Frankweins begleiten mich auch weiterhin, überall Wein, Wein, Wein, egal wohin ich blicke (den Main unterschlage ich jetzt mal). Ich passiere noch so manchen schönen Weinort und auch die Stadt Würzburg (die spar ich mir für die nächsten Tage auf) und dann geht's nicht mehr. Der nächste Weinstand (und hiervon gibt's hier mehr als genug) ist meiner. Köstlich!
    Leicht beduselt erreiche ich mein Weinfass in Ochsenfurt und genieße bei einem weiteren Schöppchen den so schönen Abend....der mit meinem Helmi bestimmt noch viel schöner geworden wäre.
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  • Tag 55: Doris Geburtstag

    2022年6月3日, ドイツ ⋅ ☁️ 23 °C

    Heute wird Geburtstag gefeiert. Mein Schwesterchen wird 60. Fast wäre ich pünktlich bei ihr in Bamberg eingeradelt, hat leider nicht ganz geklappt. Das 9-Euro-Ticket macht's aber möglich, denk ich mir, also fahr ich mit dem Zug zu Doris... und gefühlt tausende andere mit mir. Gequetscht auf dem Bahnsteig, in den Zügen (manch einer kommt überhaupt nicht mehr rein) und im Bahnhof, aber wir finden uns und freuen uns riesig. Gedrückt, geknuddelt.. dann schlendern wir durch's so schöne Bamberg (ich werd's mir die Tage noch mal in Ruhe ansehen) und genießen die gemeinsame Zeit. Dann geht's mit Freunden "auf'n Keller" (nein, nicht in den Biergarten), zur "Wilde Rose". Hoch über der Stadt sitzen wir zwischen uralten dicht belaubten Laubbäumen und genießen die urige Stimmung. Auf'n Keller zu gehen, hat ne lange Tradition, vom Baby bis zur Urgroß-Mama ist alles hier und ein buntes Stimmengewirr erfüllt die Luft. Und die Bierlagerung unter uns?
    Durch kühle Lagerung kann die Haltbarkeit von Bier wohl verlängert werden, also bauten die meisten Brauereien (bis die Moderne mit ihrer Technik Einzug hielt) hier, wie wahrscheinlich überall in der Republik, Bierkeller. In Franken aber sind viele solcher Bierkeller noch in Betrieb und meist gibt's direkt darüber frisch G'zapftes und typisch fränkische Kost (Schäufele, blaue Zipfle, grobe Bratwurst, G'rupfter...) zur Selbstbedienung – und will man nicht gleich als Fremder auffallen, dann macht man's wie die Einheimischen. Man geht für's Kellerbier "auf den Keller" und nicht "in den Biergarten". Und noch was: man darf, ohne Meckerei, seine eigene Brotzeit mitbringen (nur Pizza und Döner sind ein "no go"), dann aber bitte mit der schönen Tischdecke von Zuhause und einem Blümchen für die gute Stimmung.
    Schön ist's mit Doris Freunden, Oliven, Schnittchen und Salat werden mitgebracht, das Zauberwort "Doris" öffnet an der Theke das Tor für alles, was man sonst begehrt. Wir lassen's uns gut gehen und auch das heftige Gewitter ist uns egal - wir haben rechtzeitig nen trockenen Unterschlupf gefunden.
    Nur leider muss ich meinen Zug zurück nach Ochsenfurt bekommen. Schnell ein Taxi und ab zum Bahnhof.. Tja, und da holt mich das 9 Euro Ticket ein. "Der heutige Zug RB 80 nach Würzburg hat wegen hohen Fahrgastaufkommens eine Verspätung von 40 Minuten." Rumms, damit kein Anschlusszug zu meinem Weinfass.. Aber es gibt ja noch den Überland-Nachtexpress, die Buslinie 554. Er sammelt so alles ein, was nach Hause will, die vom Weinfest, die vom Festival, die Nachtschwärmer und mich.. und die Jungs aus Berlin, die mit ihrer "Mucke" den ganzen Bus zum Mitsingen bringen. 18, 19 sind sie, sehen aus, wie die letzten Punks. Und so ist das dann mit seinen Vorurteilen, nicht laut und assi, sondern total höflich und zuvorkommend sind sie, und singen textsicher und fröhlich die Songs der Ärzte mit. Eine supi Stimmung und ein großes "ciao" und "macht's gut", als sie aussteigen.
    So zuckel ich für ne Bahnfahrt von 17 Minuten 75 Minuten quer durch die Lande und erleb mal wieder viel mehr, als gedacht. Direkt am Camping darf ich aussteigen. Wann ich allerdings zum Schlafen komme, weiß ich noch nicht... hier ist Pfingstfete....
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  • Tag 56: Würzburg

    2022年6月4日, ドイツ ⋅ ⛅ 21 °C

    Vom Weinfass in den Ziegenstall...was für ein Aufstieg! Es ist urig schön hier, die weiß getünchten Wände, die alten Holzböden, die leicht gekrümmten typischen Stalldecken, liebevoll eingerichtet...man kann sich hier nur wohlfühlen. Nur im Winter möchte ich hier nicht sein. Meine Wirtin schwärmt mir von den wunderbar kühlen Räumen zu jeder Jahreszeit vor, im Winter müsse man sich halt richtig warm anziehen, und Decken habe sie auch genug....für sie ändere sich trotz der steigenden Energiekosten nichts, es sei nur eine Frage der Kleidung. Auch Versorgungsengpässe sehe sie nicht auf uns zukommen. Wir müssten lediglich unser Bewusstsein ändern. Schon seit Jahren sammle sie das Fallobst in den Wiesen und an den Straßen und koche es ein. Zehn Gläser Apfelkompott seien zusammen mit Pfannekuchen zehn vollständige Mahlzeiten.... Einen Fernseher brauche sie (ebenso wie ihre Pensionsgäste) auch nicht und mit dem WLAN sei das bei ihr so ne Sache. Ich sollte es mal im Frühstücksraum versuchen, da dürft es vermutlich mit der Einwahl klappen.
    Mein Fahrrad kommt in den ehemaligen Schweinestall und für mich geht's mit dem Zug (die handumhäkelten Sektgläser des Junggesellinnen-Abschieds - man kann sie sich umhängen - sind echt ein Hingucker) nach Würzburg, dem "Herz der Weinregion Franken".
    Und mit Wein werde ich auch begrüßt. Auf dem Marktplatz der Altstadt ist gerade Weinfest. Weinausschank an jeder Ecke und Kante, dazwischen lange Bänke und Tische, die gegen Mittag schon echt gut besucht sind. Und heute hadere ich nicht lange rum, ich hol mir ne Erdbeerbowle und setz mich einfach dazu.
    Meine Tischnachbarin, ich schätze sie auf Mitte 40, kommt aus Mainz und trifft sich gerade mit ehemaligen Arbeitskollegen. Sie sei Chemikerin, habe sich in der Firma aber nicht mehr wohl gefühlt und den Drang nach etwas Anderem, Neuen verspürt. Da habe sie vor rund drei Jahren gekündigt und mit dem Weinbaustudium an der Uni in Geisenheim angefangen. "Aber so richtig Spaß hat es nie gemacht, vielleicht liegt es an Corona. Man kennt die Kommilitonen (viele mittleren Alters), die Hörsäle, Dozenten und Professoren fast nur aus Onlinevorlesungen, so hab ich mir das nicht vorgestellt." Nach 6 Semestern die Entscheidung: "Ich kehre in meinen alten Beruf zurück. Ich habe einen anderen, neuen Weg versucht, der war nichts, jetzt ist alles okay." Auf keinen Fall fühle sie sich als Versagerin. Und dümmer sei sie ja auch nicht geworden. Ein Stückchen Weinberg sei schon gepachtet und "mal sehen, vielleicht wird mein Wein ja ein edles Tröpfchen"... Das Fass im Keller stehe schon bereit.
    Zur Uni mach ich mich dann auch auf den Weg. Er existiert wirklich noch, der Raum, in dem Wilhelm Conrad Röntgen die X-Strahlen durch Zufall entdeckte. Ein skurril anmutender Versuchsaufbau auf einer Art von altem Küchentisch, ein eichener Schreibtisch, einige kĺeinere und größere Gefäße.... In solch einem Umfeld eine so bahnbrechende Entdeckung! Am 08. November 1895 entdeckt Röntgen die X-Strahlen, bereits am 28. Dezember veröffentlicht er seine Ergebnisse und vier Wochen später, am 23. Januar 1896, hält er dazu einen öffentlich Vortrag vor der physikalisch-medizinischen Gesellschaft in Würzburg. Das Publikum ist so begeistert, dass noch während der Veranstaltung (angeblich unter Ovationen) entschieden wird, die X-Strahlen in Röntgenstrahlen umzubenennen.
    Weiter geht's zum Mainufer. Auf einem urigen tiefroten kleinen Boot genieß ich ein Päuschen. Ruhig ist es hier. Herrlich der Blick auf die alte Mainbrücke und die Festung Marienberg.
    Und herrlich ist der Blick von der Festung auf die Stadt und die sie umgebenden Weinberge. Manch Paar sitzt hier eng umschlungen auf der Festungsmauer und hat die Welt um sich herum vergessen...
    Diese Idylle ist auf der Alten Mainbrücke mit ihren barocken Heiligenfiguren dann auch vergessen, denn ich tauche ein ins "Brückenschoppen". Ein Schoppen Frankenwein am Brückenausschank geholt, sich zu all den anderen gesellt und einfach die Atmosphäre genossen.
    Noch ein kurzer Abstecher zur Residenz Würzburg, ein riesiger unter Regie von Balthasar Neumann entstandener barocker Schlossbau. Das UNESCO Weltkulturerbe gilt als ebenbürtig mit Schloss Versailles bei Paris und Schönbrunn in Wien, dennoch kann ich mich für die Residenz (zumindest heute) nicht begeistern. Alles wirkt so überdimensioniert, so protzig.
    Also ab nach Hause, ins kleine beschauliche Ochsenfurt, da fühl ich mich wohl.
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  • Tag 57: Wanderung um Ochsenfurt

    2022年6月5日, ドイツ ⋅ ☁️ 22 °C

    Es regnet. Landregen. Lang anhaltend, gleichmäßig, nicht heftig. Schon heute nacht bin ich mal kurz von dem Geräusch wach geworden und als ich gegen 9 Uhr zum Frühstücken in die große Scheune gehe, muss ich über das alte Kopfsteinpflaster flitzen, um nicht nass zu werden. Wie schön, dass heut mein Ruhetag ist.
    Aber so ne kleine Wanderung könnt man ja machen.... Also Regensachen an und los. Vorbei an der fachwerkgesäumten Marktstraße, am "neuen" Rathaus aus dem 15. Jhd., dem Denkmal für die mutigen Ochsenfurter Frauen (die am 29.03.1945 gegen den Nazifbefehl Barrikaden entfernten und damit die Stadt vor der Zerstörung bewahrten), der alten Stadtmauer mit ihren Wehrtürmen und Stadttoren (die Ochsenfurter Altstadt ist nahezu vollständig von einer Stadtmauer umrahmt), geht es zur "Alten Mainbrücke", die als zweitälteste Steinbrücke Deutschlands gilt. Für's Brückenschoppen ist es noch zu früh (könnt man ja heut abend noch mal drüber nachdenken...) und so mach ich mich mit Blick auf die Weinberge auf den Weg mainaufwärts.
    Herzlich werde ich schon nach wenigen hundert Metern mit: "Wir begrüßen Sie auf dem Gelände der Südzucker AG" eingeladen, dort weiterzugehen und kurze Zeit später ist das riesige Werksgelände auch nicht zu übersehen. Von September bis Januar werden dort wohl mehrere tausend Tonnen Rüben angeliefert und rund um die Uhr zu Zucker verarbeitet, In weniger als 2 Sekunden soll der Jahresbedarf eines Bundesbürgers produziert werden....
    Meine Regenjacke schützt mich wunderbar, aber der Weg durch das teils hohe Gras lässt Socken und Füße irgendwann "schwimmen". Umkehren? Keinesfalls! Also weiter, der Regen wird schon irgendwann aufhören. So erreiche ich die "Polisina", ein wohl ehemals idyllisches Plätzchen mitten im Wald - heute Campingplatz und Luxushotel. Wie war noch mal die Geschichte von der Großen Grünen Wiese? "Wie wunderschön ist es hier", dachte ein Mann aus der Stadt, der auf einem Ausflug eine einsame herrlich gelegene blütenübersäte Wiese entdeckte. Bei seinem nächsten Besuch brachte er Freunde mit, dann einen Campingstuhl- und tisch, ein Zelt zum Übernachten....ein Zaun wurde gezogen, eine Hütte, dann ein Steinhaus gebaut...und die grüne Wiese? In "Polisina" war es der Frickenhauser Hr. Stüdlein. Erst das schöne Plätzchen, dann 1945 eine einfache Hütte, dann Kost für die Wanderer, dann der Campingplatz und 1978 dann die Eröffnung des Hotels... (der Name Polisina soll übrigens von den italienischen Bauarbeitern stammen, die sich an diesem Plätzchen gerne nach ihrer schweren Arbeit beim Bau der Eisenbahnlinie Würzburg-Ansbach - eröffnet 1864 - zum Picknicken eingefunden haben sollen.)
    Nichts mehr da von dieser Idylle, aber wenig später riesige Pilze mitten auf dem Weg. Seltsam in mehreren Schichten geformt, noch nie gesehen. Dann schnackel ich's, die wachsen gar nicht auf dem Weg, die sind vom alten Baumstumpf abgefallen! Ein "Fenchelporling", na klar....(zum Glück hab ich Google-Lens...).
    So geht es dann mit Blick auf die "Via Romea" weiter in Richtung Marktbreit. Ich wusste nicht, dass die Nord- Südverbindung der Autobahn A7, die hier quer die Landschaft durchbricht, genau dem Verlauf der mittelalterlichen "Straße nach Rom" (von Wallfahrern bereits 1236 beschrieben) entspricht.
    Noch ein Blick vom ehemaligen Galgenberg und es geht steil bergab ins Örtchen Marktbreit. Und mit mir geht's steil bergauf. Kein Regen mehr! Langsam trocknen Schuhe und Strümpfe, und als die Sonne hervorkommt, ist sogar wieder T-Shirt-Wetter angesagt.
    Marktbreit hat viel Historisches zu bieten, das zweitälteste Gasthaus in Bayern, mit viel Liebe gestaltete und in die Stadtmauer eingebettete Gräber (um 1600), ein Schloss, mehrere Wehr- und Stadttürme und das Geburtshaus des Psychiaters Alois Alzheimer (ein bissl vergesslich bin ich manchmal ja schon..).
    Ich lasse mir viel Zeit in dem kleinen Örtchen und so entdecke ich, dass Marktbreit nicht nur auf "alt" setzt. Überall sind modern gestaltete Skulpturen platziert, meist so intergriert, so lebensnah, dass man sie erst auf den zweiten Blick wahrnimmt. Gefällt mir total.
    Auf der anderen Mainseite geht es dann - endlich! - durch die Weinberge zurück. Jetzt fahre ich schon so lange an ihnen entlang, habe aber noch keinen Schritt in sie gesetzt. Es wird also Zeit. Die Weinstöcke hängen voll mit einer Ahnung von etwas, was mal Trauben werden könnten, der Ausblick ist herrlich und mit einem Schmunzeln lese ich die Bauernregeln für Winzer. "August: Regen an Maria Schnee tut der Les empfindlich weh. Sankt Lorenz lass den Weinberg braten, dass die Trauben wohl geraten". Eine Regel gibt es auch zu "Sankt Stephanus". Er soll wohl als erster Märtyrer der Kirche gestorben sein, durch Steinigung. Was also liegt da näher, als dass er zum Schutzheiligen der Winzer wird. Durch seine Steinigung soll er sie vor "Kopfweh, Steinleiden und Seitenstechen" schützen.....
    Noch ein Blick auf die in Form eines riesigen Scherenschnitts geschaffene Metallskulptur der Abendmahlszene von Leonardo da Vinci und es geht den Kreuzweg bergab nach Ochsenfurt.
    Und jetzt geht's zum Brückenschoppen...
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  • Tag 58: Ochsenfurt nach Grafenrheinfeld

    2022年6月6日, ドイツ ⋅ ☁️ 19 °C

    Schon wieder ein Stopp direkt nach meiner Abfahrt. Völlig aus dem Sinn gerissen steht an einer Böschung unterhalb der neuen Mainbrücke von Ochsenfurt ein riesiger steinerner Stier mit einem nackten grimmig blickenden Reiter. Was soll diese martialisch wirkende Plastik hier?
    Die Lokalpolitik hat's entschieden. Aus Frickenhauser Muschelkalk nach einem Entwurf des NS-Bildhauers Willy Meller geschaffen, war diese Stierskulptur wohl für das Seebad Prora auf Rügen bestimmt. Der Stier und sein Reiter sollten dort "die Allegorie der Kraft" symbolisierend (ganz der Nazi-Ideologie entsprechend) einem Wasserbecken entsteigen. Die für 20.000 Menschen konzipierte Ferienanlage Prora, der "Koloss von Rügen", wurde nie fertiggestellt, also blieb der Stier in Ochsenfurt. Was aber machen mit dem Tier? Man stellt es 1954 anlässlich der Eröffnung der neuen Mainbrücke einfach mal auf....
    Bei meiner Weiterfahrt beschäftigt es mich schon noch ne Weile, dass bereits neun Jahre nach der grauenhaften NS-Herrschaft deren zweifelhafte Kunst feierlich wieder aufgestellt wurde.
    Bald lasse ich mich aber wieder ablenken. Ein riesiger Teppich von Wasserlilien, die kurz vor dem Erblühen sind, ist einfach zu schön.
    So komme ich nach Kitzingen, die Hauptstadt der "Fassenacht" - müsste man zumindest denken. Denn mitten im Ort entdecke ich in einer kleinen Seitenstraße das "Deutsche Fastnacht Museum". Es ist tatsächlich das offizielle Museum des Bundes Deutscher Karneval. Warum es gerade hier - und nicht in Köln, Düsseldorf oder Mainz - gelandet ist, bekomm ich nicht raus. Kein Passant, der es weiß, kein Schild, das es erklärt, und es ist Pfingstmontag, also geschlossen. Ich hätte schon gerne mal einen Blick hineingeworfen...
    So radel ich noch kurz durch das ganz nette Kitzingen mit seinem fachwerkgeschmückten Marktplatz und seiner wieder aufgebauten großen Synagoge und mache mich dann auf zur Abtei Münsterschwarzach, eines der wohl wichtigsten Klöster der Benedektiner in Deutschland. Schon aus der Ferne ragen die vier Türme des Klosters am Horizont auf. Es ist schon ein mächtiger Bau, vor dem ich dann stehe, irgendwie werde ich an eine mittelalterliche Festungsanlage mit Burgfried erinnert, dennoch schlicht und einfach. Und so zeigt sich auch das Innere der Kirche. Kein Schmuck, kein Gold, keine Protzerei... Seit über 1.200 Jahren leben hier Benedektiner (aktuell 114) und unterhalten u.a. eine Bäcker- und eine Metzgerei, eine Druckerei, eine Goldschmiedewerkstatt und ein großes Gymnasium. Und natürlich darf der urige Gasthof mit dem Biergarten nicht fehlen.
    Weiter geht's mitten durch die Weinberge, teils mit so heftigen Steillagen, dass ich mich frage, wie man die überhaupt bewirtschaften kann. Rund um mich herum nur Wein, kilometerlang, der Main ist nicht zu sehen. Dann ein Weinfest. Supi, ich könnt sowieso mal ein Päuschen machen...., aber 5 Euro Eintritt? ...da radel ich lieber bis zur Mainschleife nach Volkach, einer 'der' fränkischen Weinorte. Hier gefällt's mir, der historische mittelalterliche Stadtkern, die Atmosphäre, der Wein.... und die beiden Stadttore. An diesen wurde früher von jedem Zoll erhoben, der die Tore passierte....außer er konnte seine Güter auf dem Rücken oder in den Händen tragen (Kreativität war hier wohl gefragt...). Vielleicht belieferte der Betreffende ja einen Metzger, einem im Mittelalter wohl sehr einträglichen Beruf. Und weil man den Wohlstand auch sehen sollte, trug man unter der Arbeitsschürze seine elegante teure Kleidung.... Anno 1500 verspeiste man im Schnitt 100 kg Fleisch pro Jahr... 2018 waren es "nur" 60,1 kg.
    Mit Volkach verlasse ich auch die Winzer und die Weinberge. So richtig schön verläuft der Weg nicht und dazu passt dann auch das: "Herzlich willkommen im Museum Stammheim, Deutschlands größtem Privatmuseum für Militär- und Zeitgeschichte". Irgendein Kampfflugzeug, das hoch über der Straße zum Besuch einlädt und durch den Zaun erkennbar alte Raketen, Panzer, Kriegsgeräte.... Das Museum ist geöffnet...Ich verzichte drauf.
    Die Landschaft wird wieder schöner, ich genieße die lieblichen Mainauen und den Blick auf den "Alten Main", einen ehemaligen Mainarm, der der Flussbegradigung weichen musste. Um so störender dann wenig später ein anderer, ein befremdlicher und in dieser so schönen Landschaft so bedrohlicher Blick, der auf das 2015 stillgelegte Kernkraftwerk Grafenrheinfeld.
    Im nahegelegenden Örtchen beziehe ich mein Zimmer in der ehemaligen Amtsvogtei, einem typischen fränkischen Dorfgasthof. Hier passt's.
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  • Tag 59: Von Grafenrheinfeld nach Bamberg

    2022年6月7日, ドイツ ⋅ ⛅ 20 °C

    Die Würde des Menschen ist unantastbar. Mit diesen Worten aus unserem Grundgesetz wird auf einem Gedenkstein auf dem ehemaligen Gelände der Schweinfurter Firma Kugelfischer (Produzent von Kugellagern für Panzer und Flugzeuge) der vielen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter während des 2. Weltkriegs erinnert. Ein minimalistisch gestalteter und vielleicht deshalb so eindringlicher Ort. Um den halbrunden Stein stehen drei Linden. Linden als Symbol der Begegnung (unter den Linden fand früher das Dorfleben statt), der Rechtsprechung (unter Linden oder Eichen wurde wohl früher meist Recht gesprochen) und der Freiheit und des Friedens (die Linde gilt wohl als Friedensbaum).
    Wieder ein Ort, über den ich bei meiner Weiterfahrt nachdenke. Eigentlich hatte ich gehofft und auch gedacht, dass ich mit Verlassen der ehemaligen deutsch-deutschen Grenzregion auch die ständige Erinnerung an die Nazi-Schreckensherrschaft und ihre Folgen hinter mir lasse. Aber, ja, überall in Deutschland gab es sie und so ist es nur folgerichtig, dass ich an Orten vorbeifahre, die erinnern. Wie subtil und menschenverachtend war die damalige Demagogie. Auf einem Propagandaplakat hieß es: "....Arbeiter aus allen Nationen, die sich am Aufbau eines neuen Europas beteiligen, strömen hierhin, um durch fleißige Arbeit ihrer Heimat zu helfen!"... Gut, dass es immer wieder Menschen und Initiativen gibt, die gegen das Vergessen ankämpfen.
    Schweinfurt (wohl primär Industriestadt) lasse ich bei meiner Weiterfahrt im wahrsten Sinne des Wortes links liegen. Nur am ersten und damit ältesten Walzenwehr der Welt halte ich kurz an. Erstmals 1903 wurde mit ihm wohl der Wasserstand des Mains reguliert, mehr verstehe ich von den technischen Erklärungen allerdings nicht. Sieht aber heftig groß und bedeutend aus.
    Der nun folgende Weg ist schön, immer wieder Ausblicke auf den immer schmaler werdenden Fluss, an dem man in diesem Bereich auch "wasserwandern" kann. Man steige in ein kleines Schiffchen, fahre bis zur nächsten Station, gucke sich dort um, fahre weiter...und so fort. Eine Station ist auch das auf steiler Höhe gelegene und von Weinbergen umgebene Schloss Mainberg. Wer die Kriminserie "Pfarrer Braun" mit Ottfried Fischer liebt, erkennt es bestimmt aus der Folge "Das Erbe von Junkersdorf"...
    Kurz hinter dem kleinen Weinörtchen Haßfurt (mit der einzigen Waldorf-Schule weit und breit) und dem Flugplatz für Sportflugzeuge (ich beobachte etliche Fallschirmspringer, die gerade ihr Flugzeug verlassen haben) erreiche ich ein wunderschönes Naturschutzgebiet in den Main-Auen. Es gehört zum LIFE-Natur-Projekt, einem Vogelschutzprojekt, was in erster Linie von der Europäischen Union finanziert wird. Betreten absolut verboten! Aber man möchte doch so gerne gucken, und das darf man dann auch. So klettere ich auf den Beobachtungsturm abseits des Radwegs und genieße den Blick auf die vielen Vögel und die kleinen und großen Seen, die durch die Flußbegradigung entstanden sind.
    So guckt man nach Vögeln, Wasser und Bäumen und übersieht die Kleinsten. Fast hätte ich ihn mit meinen Rädern erwischt, den Bärenspinner. Sie kriecht ziemlich hektisch quer über den Radweg, die so besonders geschützte Raupe, die dank meiner Vollbremsung nun doch noch zum kräftigen Nachtfalter mutieren kann.
    Noch ein kurzer Blick ins Städtchen Zeil und dann in meine Hosentasche...Der Hotelschlüssel! Wie kann man nur so blöd sein! Aber alles wird gut, ein Einschreiben an die Alte Amtsvogtei macht's möglich.
    Vor dem Postamt treffe ich Bert und Martina. Nach Kufstein wollen sie mit ihren Rädern. Rentner sind sie...., dieses Jahr hätten sie aber nur vier Wochen Zeit....
    Ich kann es kaum glauben. Jetzt bin ich schon fast 3.000 km gefahren und zum ersten Mal treffe ich Radler mit annähernd dem gleichen Ziel, mit der gleichen Idee. Klar, dass wir ins Quatschen kommen. Und wir sind uns total einig. Wir erleben etwas ganz ganz Schönes und jeder sollte den Mut haben, es einfach auch zu tun. Der Rest geht von ganz alleine.
    Fast von ganz alleine erreiche ich dann auch Bamberg, wo ich für zwei Nächte in der Wohnung von Doris (sie macht grad Urlaub auf dem so schönen Usedom) schlafen darf.
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  • Tag 60: Bamberg

    2022年6月8日, ドイツ ⋅ ⛅ 21 °C

    Rom wurde auf sieben Hügeln gebaut, Bamberg zwischen sieben. Auf dem höchsten dieser Hügel thront die rd. 1.000 Jahr alte, fast vollständig erhaltene "Altenburg", zu der ich mich gleich heute morgen aufmache. Und wenn man weiß, dass dort oben ein wunderschöner Biergarten mit einer herrlichen Aussicht auf einen wartet, ist einem der schweißtreibende Aufstieg egal. Mit dem phantastischen Ausblick auf die Stadt, den Steigerwald und die Rhön werde ich tatsächlich belohnt....das mit dem kühlen Getränk.... Ruhetag. Aber auch verschwitzt und durstig lässt sich der 33 m hohe Bergfried mit seinen 166 Stufen erobern. Der Blick noch ein bisschen schöner, noch ein bisschen phantastischer. Auf dem Wehrgang entdecke ich alte in den Stein geritzte Jahreszahlen, 13?6, 1614, 172?. Wer war das wohl war, der sich hier verewigte?
    Überhaupt fühlt man sich auf der Burg in ein anderes Zeitalter zurückversetzt. Alles wirkt so echt, so authentisch, nicht wie ein Relikt aus alter Zeit. Einer könnte mit dem Finger schnippen und Ritter und Burgfräulein würden einen nicht wundern (...nein, nicht zu viel Outlander geguckt...). Zumindest E.T.A. Hoffmann hat wohl auch so gefühlt und schrieb hier in einem der Burgtürme, in dem er von 1808 - 1813 lebte, vielleicht die ein oder andere seiner Gruselgeschichten.
    Vermutlich lebten zu seiner Zeit auch schon Turmfalken in dem alten Gemäuer. Nur so einen genauen und faszinierenden Blick auf ein vollbesetztes Nest, wie ich ihn heute habe, war ihm sicherlich verwehrt. Die Bilder der Nestkamera sind phantastisch.
    Mein Durst treibt mich dann allerdings wieder bergab, von Bierkeller zu Bierkeller. Überall Ruhetag. Aber ich gebe nicht auf und so lande ich in der ältesten Brauerei Bambergs, im "Klosterbräu". Seit 1533 steht das ehemalige "Fürstbischöfliche Braunbierhaus" ganz in der Nähe des Kaiserdoms. Ich lass mir das "Schwärzla" schmecken, das Bamberger Kultbier, das Rauchbier, kann ich mir trotz seiner Berühmtheit und Einmaligkeit nicht antun.
    Der auf dem Domberg stehende Kaiserdom ist 'das' beherrschende Bauwerk der Bamberger Altstadt. In ihm könnte ich das Wahrzeichen der Stadt, den Bamberger Reiter, und die Gräber von Kaiser Heinrich II. und seiner Frau Kunigunde aufsuchen....heute nicht.
    Länger halte ich mich allerdings in der direkt neben dem Dom befindlichen "Alten Hofhaltung" auf. Der alte kopfsteingepflasterte Hof mit den aus dem 15. Jhd. stammenden Wirtschafts- und Wohngebäuden wirkt wie aus einem Fecht- und Degenfilm entsprungen. Hollywood! Ja klar! "Die drei Musketiere" mit Orlando Bloom in Bamberg gedreht...was für eine Werbung für die Stadt, die schon jetzt den Titel "UNESCO-Welterbe" trägt. (Das Sams wurde übrigens auch in Bamberg gedreht..)
    Von der Bergstadt geht es über die Regnitz auf die Inselstadt. Genau auf der Brücke steht das Alte Rathaus mit den so beeindruckenden rotbraunen barocken Fassadenmalereien. Es markiert die alte Herrschaftsgrenze zwischen bischöflicher Berg- und bürgerlicher Inselstadt. Genau dort komme ich mit einem Bamberger Ehepaar ins Gespräch, bzw. muss mir anhörenn, wie toll es in Bayern ist. Das schönste Bundesland, die erfolgreichste Wirtschaft, das beste Essen, das beste Bier....ich sehe zu, dass ich weiterkomme.
    Trotz der vielen Touristenmassen aus aller Welt gibt es auch ruhige Plätzchen in dieser so schönen Stadt, die auf mich wie ein Gesamtkunstwerk wirkt. Nur ein paar Schritte ans Flussufer der Regnitz und man ist fast alleine. Dort setze ich mich ein bisschen in die Sonne und genieße die Eindrücke des Tages. Mehr brauch ich heute nicht.
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  • Tag 61: Von Bamberg nach Staffelstein

    2022年6月10日, ドイツ ⋅ ☀️ 21 °C

    Ein Geschenk. Das Geschenk der Freiheit. Und so nehme ich mir heute die Freiheit, meine Tour umzuplanen. Eigentlich hatte ich vor, von Bamberg in Richtung Nürnberg an dem 1845 fertiggestellten Ludwig-Donau-Main-Kanal (kurz Ludwigskanal, benannt nach Ludwig I. von Bayern) entlang zu radeln. Von der Nordsee bei Rotterdam bis zum Schwarzen Meer bei Constanta konnte man auf ihm und den den Kanal angrenzenden Wasserstraßen reisen. 100 Schleusen bewältigten den Höhenunterschied von 264 Metern. Erst 1950 wurde er "aufgelassen", Nachfolger wurde der Main-Donau-Kanal.
    Es wäre bestimmt eine schöne und interessante Strecke geworden, aber mich zieht es dann doch zu der Quelle des Mains. Von der Mündung bis...nur nach Bamberg? Das fehlt etwas. Der Main begleitet mich nun schon seit fast 500 km, da möchte ich auch sehen, wo sein Ursprung ist. Aber welcher Ursprung? In Kulmbach entsteht er, aus dem Zusammenfluss des Roten und Weißen Mains. Der Weiße entspringt im Fichtelgebirge unterhalb des Ochsenkopfes, der Rote beginnt seinen Lauf südlich von Bayreuth. Kurz auf die Karte geblickt und ich weiß, wohin es mich treiben wird.
    Mit Bamberg verlasse ich endgültig das fränkische Weinland, ab jetzt geht's nur noch ums Bier. Und eigentllich fängt das Bierfranken ja schon in Bamberg mit seinen neun! Brauereien an. Eine verlässliche Statistik über die Anzahl der hiesigen Brauereien gibt es nicht, aber zumindest die Oberfranken behaupten, in der Region mit der höchsten Brauereidichte zu leben. Über 260 Brauereien sollen es sein!
    So verlasse ich Bamberg in der Erwartung auf Hopfen und Malz. Fehlanzeige. Der Mainradweg führt mich durch unbedeutende kleine Ortschaften und ewig an der Straße entlang. Schön ist es hier nicht. So beschließe ich, den offiziellen Radweg zu verlassen und mich von meiner App Komoot führen zu lassen. Gut so. Ich treffe zwar weiterhin auf nichts, was mit der Bierbrauerei zu tun hat, noch nicht mal auf nen schönen Gasthof oder nen Keller, aber immerhin ist der Weg recht schön. Es ist flach hier. Das Heu ist schon eingefahren, die Wiesen nur braun. Nur, wenn man näher hinguckt, sieht man das Grün der neu nachwachsenden Halme. Aber immerhin besser, als nur an der Straße entlang zu fahren.
    Auf einem Seitenweg stoße ich auf ein altes Wiesenbewässerungssystem. Zweimal im Jahr wurden die Wiesen über ein spezielles Schleusensystem für die Ertragssteigerung bewässert, so ganz verstehe ich die Beschreibung allerdings nicht. Aber die alten Schleusenanlagen sehen schon sehr imposant aus. Und die Art der Bewässerung wurde auch erst in den 70er Jahr mangels Effektivität eingestellt. Heuernte mal ganz anders.
    So erreiche ich Bad Staffelstein, einen echt eingeschlafenen Ort. Überhaupt, die ganze Gegend hier wirkt ärmlich und zurückgeblieben. Vielleicht ist es auch der bedeckte Himmel und die schwülwarme Luft, aber so richtig wohl fühle ich mir hier nicht.
    So freu ich mich echt total, als ich in Staffelstein ankomme und wieder auf meine liebe Karin treffe. Klar doch, dass sie mir mit ihrem Willi hinterhergereist ist...
    Und schön ist, dass heute abend der Gasthof Schwarzer Adler Schlachtfest hat...., das Bier und die Schnäpse schmecken...gute Nacht
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  • Tag 62: Von Staffelstein nach Bayreuth

    2022年6月10日, ドイツ ⋅ ⛅ 20 °C

    Thomas Gottschalk. Ob er wohl seine Thea nach Thurnau, Peesten oder vielleicht auch nach Limmersdorf zum Tanz ausgeführt hat? Zumindest ist es von Kulmbach (seinem Geburtsort) nicht weit dorthin, wenn zur Kirchweih die "Kerwaburschen" mit den "Madla" kunstvolle Dreher um die Tanzlinde vollführen. Sechs betanzte Linden gibt es wohl noch in Deutschland, drei stehen unweit von Kulmbach, wohin Karin, Willi und ich uns heute aufmachen.
    Schwer fällt's heut morgen in die Puschen zu kommen. Kein Wunder, wir konnten es gestern abend ja nicht sein lassen mit dem so süffigen Bier und den vielen Hausschnäpsen....So leiden wir gemeinsam, was das Radeln aber nicht unbedingt leichter macht.
    Wir verlassen Staffelstein mit Blick auf die drei Wahrzeichen des "Gottesgarten" (so nennt man hier die Region) in Oberfranken. Fast wie der Tafelberg in Kapstadt, so denke ich, als ich den so ganz allein dastehenden Staffelberg erblicke. Auf der anderen Seite hoch im Berg das Benedektinerkloster "Kloster Banz" und die von Balthasar Neumann erbaute barocke Wallfahrtskirche "Vierzehnheiligen". Etwa eine halbe Million Besucher jedes Jahr...., bestimmt nicht alles nur Wallfahrer.
    Die treffen wir aber mitten auf dem Radweg auf dem Weg gen Gößweinstein. Jahr für Jahr "wallen" sie am Freitag vor "Dreifaltigkeitssonntag" (also heute) und lösen damit ein Gelübde aus dem Jahr 1684 ein. Der Stadtbrand hatte die Kirche verschont, da muss man für ewig danken... (60 km hin und 60 km wieder zurück).
    Bequemer haben es da die Treckerfahrer, die lachend und winkend an uns vorbeirollen. Nach "Wallern" sehen sie allerdings nicht aus, aber wer weiß....
    Unser Weg zieht sich ein wenig dahin. Viele Felder, Wiesen, Wiesen, Felder...der Fluss ist kaum zu sehen. Das wird auch erst kurz von Kulmbach wieder anders, endlich fahren wir wieder am Main entlang. Fast ein Flüsschen ist er hier. Klar, denn erst kurz zuvor haben sich roter und weißer Main zum Main vereinigt.
    Das ist auch die Stelle, wo sich unsere Vereinigung lösen muss. Karin und Willi fahren weiter nach Kulmbach, wo ihr Auto auf sie wartet, und für mich geht's weiter in Richtung Bayreuth. Wir drücken uns schnell und wünschen gute Reise, mit der großen Dramatik haben wir's grad nicht. Aber ich bin schon traurig, als sie weg sind, die beiden.
    Ganz unspektakulär wirkt der Zusammenfluss der Flüsse, wäre dort nicht ein Schild, ich wäre bestimmt vorbei gefahren. Aber schön ist es hier. Und nun muss ich mich entscheiden. Rot oder weiß? Ins Fichtelgebirge möchte ich nicht, also gibt's nur eine Wahl, den roten Main.
    Warum ich mich in Richtung Bayreuth dann verfahren habe? Keine Ahnung. Ich schieb es mal auf den gestrigen so schönen Abend. Bestimmt war es aber gut, denn so lande ich auf der Route von "Unser Bockala". Eine Dampflock fuhr von 1909 bis 1973 durch die Rotmain-Aue, von Bayreuth nach Hollfeld. Und weil sie manchmal fast durchs Wohnzimmer, durch Gärten und Höfe rollte, gehörte das laute Pfeifen und Läuten als Warnung zum täglichen Leben (man huschte mal eben über die Schienen) dazu.
    Eine schöne Route haben die Eisenbahner damals für ihren Zug gewählt. Auf und ab durch die fränkische Schweiz, mal mitten durch den Wald, mal mit herrlichen Ausblicken bis hin zum Fichtelgebirge. Es bringt mir totalen Spaß dort entlang zu rollen. Langsam geht's mir auch wieder besser und so komm ich fast wie von ganz alleine in Bayreuth an.
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  • Tag 63: Bayreuth

    2022年6月11日, ドイツ ⋅ ⛅ 22 °C

    Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, mich von nichts und niemanden während meiner Reise aus der Ruhe bringen zu lassen. So verfolge ich seit zwei Monaten weder die Lokal- noch die Weltpolitik, kümmere mich nicht um irgendwelche Pandemien und selbst die Schicksale der Kleinen und der Großen in der Promiwelt lasse ich außer Acht. Und heute um 12 Uhr habe ich dann beschlossen, dass es auch so bleiben soll. Aber der Morgen war schon echt besch.... Ich habe mir eine Nacht im Bayerischen Hof, einem 4****-Hotel, gegönnt. Mit wunderbarem Zimmer, Sauna, hauseigenem Garten, großem Frühstücksbuffet ... Entspr. erholt und gestärkt geht's in den Tag. So denk ich zu dem Moment noch. Kurz noch das Fahrrad aus der Tiefgarage geholt, das Handy in die Halterung am Lenker und dann noch schnell ins Hotel, um die Taschen zu holen. 10 Sekunden hat es gedauert, genau 10 Sekunden zu viel. Ich hätte es doch wissen müssen, 50 Meter vom Hauptbahnhof entfernt, nur mal kurz.... Handy weg! (meine neue Nr.: 0151-50882896)
    So sitze ich ziemlich bedröppelt vor dem Hotel und muss mich erstmal sammeln. Hab ich nicht noch mein altes Handy, so als Backup irgendwo in meinen Sachen? Auf dem ist doch auch ne Handyortung installiert! Tatsächlich. Aber demnach liegt das gute Stück im Mülleimer im Hauptbahnhof... Also abschreiben.
    Ich erstatte zwar noch ne Anzeige, so pro forma, und dann beschließ ich, mir den Tag und erst Recht nicht den Urlaub verderben zu lassen.
    Noch mal das gleiche Hotel gebucht und dann geht´s hoch zum Festspielhaus. Und, um so mehr ich dort oben stehe und die vielen Infotafeln durchlese, um so wütender und entsetzter werde ich. Unbestritten hat Richard Wagner mit seiner Musik und den Bayreuther Festspielen die Stadt international berühmt gemacht. Es war und ist wohl immer noch eine besondere Ehre in die Hallen des Bayreuther Festpielhauses als Sänger, Dirigent, Regisseur und Bühnenbildner geladen zu werden. Rufen zu Beginn der Festspielsaison die Fanfaren, strömt ein internationales Publikum herbei.....die Akustik soll phantastisch sein.
    Aber Richard Wagner wollte nicht nur die Musik sondern auch die Gesellschaft erneuern, das sei mit der "Verjüdung" der Gesellschaft nicht möglich. "Die Juden haben sich als fremdes Element in der deutschen Kultur eingenistet und dominieren sie..." Nur in Ausnahmefällen und nur aufgrund ihres besonderen Könnens wurden in das 1875 fertiggestellte Haus jüdische Künstler berufen, man brauchte sie ja.
    Unter Cosima Wagner, der zweiten Ehefrau von Richard Wagner, und ihren Kindern wurde es nur noch schlimmer. Die Familie Wagner, Antisemiten durch Jahrzehnte. Hitler, ein häufiger Gast bei den Festspielen... Die jüdischen Künstler wurden diffamiert, gedemütigt und nur noch in Ausnahmefällen geduldet, viele wurden entlassen, viele später im KZ getötet.
    Und die Stadt Bayreuth? Sie ließ sich gerne zur Hochburg nationalsozialistischer Propaganda umfunktionieren. Es dauerte bis 2012 !!!!, bis sich die kommunale Politik dem Thema zu stellen begann. Weiterhin heißen Straßen nach Mitgliedern der Familie Wagner, nicht nach den verfolgten und getöteten jüdischen Künstlern....
    Früher war es immer ein Wunsch von mir, einmal auf den Festspielen zu sein, vielleicht mal eine Karte zu ergattern.....das hat sich mit meinem heutigen Besuch erledigt.
    Dafür habe ich aber einen neuen großen Wunsch. Ich möchte einmal eine Aufführung im Markgräflichen Opernhaus, dem UNESCO-Weltkulturerbe, erleben.
    Ein barockes Hoftheater, wie aus einem Film entsprungen. Die Außenmauern mächtig, aus Basalt, der Innenraum nur aus heimischen Hölzern (Fichte und Linde) phantastisch gestaltet. Es sieht aus wie Marmor und Gold, dabei ist es nur Farbe, prächtig inszeniert. Das Bühnenbild noch original aus dem 18. Jhd. Alles einzigartig in Europa (alle anderen Theater dieser Art sind abgebrannt). Schöpfer des Ganzen ist der Italiener Guiseppe Galli Bibiena, der vom Wiener Kaiserhof nach Bayreuth kam. Dort saß die Schwester Friedrich des Großen, Wilhelmine, die etwas ganz Besonderes für die Hochzeit ihrer Tochter erschafft haben wollte. Und sie bekam es!
    Schon seit Anfang des 20. Jhd. gibt es kein festes Ensemble mehr im Opernhaus, es wird nur noch für Gastspiele geöffnet. Und da die UNESCO auf ihre Welterbe aufpasst, gibt es nur noch max. 30 Aufführungen im Jahr, und auch nur im Sommer (ein Mehr würde dem Holz, den Farben...schaden). Da müsste doch was möglich sein.....
    Fast an das Opernhaus angrenzend das ehemalige Bergbauamt der Stadt, die Schaffenstätte von Alexander Humboldt. Zum Oberbergmeister wurde er im August 1792 berufen. Fünf Jahre blieb er, dann war sein Fernweh und der Wunsch nach großen Reisen und Forschungen einfach zu groß. Im Juni 1799 bricht er zu seiner berühmten Reise nach Südamerika auf.
    Zum Abschluss schlendere ich noch durch die barocke Altstadt, es gibt ein Leckeis und ich hab Spaß an all den Kindern, die mehr oder weniger nackelig durch die Fontänen des Stadtbrunnens laufen.
    So schaffe ich doch noch den Tag zu genießen, und das ist auch gut so.
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  • Tag 64:Von Bayreuth nach Neuhaus/Pegnitz

    2022年6月12日, ドイツ ⋅ ⛅ 25 °C

    Heiß wird es heut, über 30 Grad. So starte ich schon früh, und das ist auch gut so. Der Pegnitzradweg raus aus Bayreuth geht stetig bergauf, kaum ein Baum oder Strauch ist zu sehen, die reifen Getreidefelder glühen und Mücken, Fliegen und alles, was sonst so kreucht und fleucht, scheinen sich meine schweißnasse, salzige Haut als einziges Ziel ausgesucht zu haben. So fuchtel ich wild um mich herum (hilft natürlich überhaupt nichts) und hoffe bei jedem E-Biker, der an mir vorbeirauscht, dass er das neue Opfer meiner "Freunde" wird. Vergeblich. So kämpf ich mich tapfer in die Höhen der Fränkischen Schweiz.
    Was ist das für ein Konzert am hellichten Tag? Das Geräusch kenn ich doch nur aus der Abend- oder Morgendämmerung..... Frösche! Tatsächlich. Ein ganz kleiner See mitten zwischen den Feldern. Und dieser voll mit Fröschen. Am Uferrand sitzen die kleinen grünen Kerle und lassen sich durch mich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen. Und ich bleibe schon ganz schön lange....
    Ein wenig weiter ein riesiges Feld von Kornblumen. Was für ein Naturerlebnis! Ich merke wie gut es mir tut, mal wieder ganz abseits von kulturellen Höhepunkten und Touristenmassen zu sein. Die Geräusche der Natur ohne jeglichen menschlichen Lärm....wunderbar!
    So geht meine Fahrt auch weiter, nur ab und zu eine kleine, im sonnntäglichen Schlaf versunkene Ortschaft, plötzlich ein Hinweisschild. Ein Vogelbeobachtungsturm. Klar, dass ich dort lande.... und mit mir Rita und Jennifer. Freundinnen sind sie, obwohl sie über 20 Jahre trennen. Rita, seit kurzem Witwe, die ehemalige Handballtrainerin. Gut, sehr gut, sei Jennifer gewesen...eine schöne gemeinsame Erinnerung. Ein gemeinsamer Ausflug mit dem Radl zum Craimoosweiher mit seiner Vogelvielfalt, immer wieder gerne. Den Weiher gebe es schon seit dem 16. Jhd. und werde seitdem zur Karpfenzucht genutzt. Eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt habe sich über die Jahrhunderte gebildet, aber das sei nicht das Besondere an dem Teich. Er sei eine Wasserscheide. Zum Norden hin habe er einen Abfluss zum Roten Main, zum Süden zur Pegnitz. Ganz selten sei so etwas.
    So stehen wir gemeinsam auf dem kleinen Beobachtungsplatz und haben eine Nähe, als seien wir schon ewig Freundinnen. "Magst du heute nicht bei mir schlafen?" Ritas Frage überfällt mich und in diesem Moment bin ich dann leider nicht spontan genug. So sitze ich heute abend im bereits gestern gebuchten Gasthof zur Linde in Neuhaus an der Pegnitz und denke darüber nach, dass es bestimmt sehr schön geworden wäre.... So drücken wir uns noch mal zum Abschied und radeln in verschiedene Richtungen davon.
    Dann endlich: Schatten! Erst unterm Schirm in der Eisdiele in Pegnitz und dann im Frankenwald, im Veldensteiner Forst. Was für ein phantastischer, verwunschener Flecken Erde. Wie in Tolkiens Auenland fühle ich mich. Der "Große Lochstein", eine Felskuppe von einer Höhle und einem "Tor" durchzogen, wie ein Häuschen von Bilbo, Frodo oder einem anderen Hobbit. Eingebettet in eine Mooslandschaft hat der Ort etwas wunderbar Verzauberndes.
    Über den Erzweg durch das "Land der tausend Feuer" erreiche ich dann das Gebiet der "Eisenhämmer" unweit von Neuhaus. Den Begriff hab ich noch nie gehört. Es waren Handwerksbetriebe zur Herstellung von Schmiedeeisen. Namensgebend soll wohl der mit Wasserkraft angetriebene "Schwanzhammer" (muss man sich als langen Holzstiel mit Hammer vorstellen, der mechanisch zum Fallen gebracht wurde). Von all dem ist aber nichts mehr zu sehen, die letzten Betriebe wurden schon Mitte des 19. Jhd. eingestellt und später dann auch abgerissen. Nur noch die Namen der Ortschaften erinnern noch an die alte Zeit.
    Meine "Linde" ist ein wunderschöner Dorfgasthof voller Leben. Eine eigene Hausschlachtung, herzliche Gastwirte....nur ans Bier wage ich mich noch nicht wieder...
    Und demnächst müsste ich mal was gegen meine weißen Socken tun....
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  • Tag 65: Von Neuhaus nach Amberg

    2022年6月13日, ドイツ ⋅ ⛅ 21 °C

    Ein Frühstück mit fünf Männern. Spaß pur. Sie kommen aus Stade und nächsten Sonntag müssen sie wieder am Zug in Nürnberg sein. Das wissen sie noch, aber wo sie bisher waren und wohin sie noch wollen, keine Ahnung. Falsch, jeden einzelnen Biergarten, der Geschmack eines jeden Trüben, Dunklen oder Schwarzen können sie mir detailliert beschreiben und auch, wo das Schäufele am besten geschmeckt hat. Das gibt's nämlich jeden Abend. Man muss ja wissen, wovon man redet, wenn man wieder Zuhause ist. Heut soll's erstmal nur 20 km weitergehen, sie haben nen Tipp bekommen. Das Kellerbier dort dürfe man nicht auslassen... Wo sie schlafen? Mal sehen....
    Für mich geht's auf dem Pegnitzradweg weiter....Gestern konnte ich den Verlauf des Flusses wirklich nur erahnen, heute führt mich der Weg direkt am Wasser entlang. Wie schön es hier ist. Auf der einen Seite die hoch aufragenden Felsen der fränkischen Schweiz, unter mir die sanft dahingleitende Pegnitz. Geklettert wird hier. Überall sind Hinweise und Routen für Kletterer ausgewiesen. Sieht verdammt herausfordernd und schwierig aus. Ob das wirklich so ist, wenn eine Route mit Schwierigkeitsgrad 2 bezeichnet ist, keine Ahnung. Ich stehe zumindest staunend und mit einem Kribbeln im Bauch vor den hohen steinernen Wänden und sehe den Körpern zu, die sich weit entfernt von mir nach oben arbeiten.
    Fast genauso staunend stehe ich vor den so lichten Dolomitenkiefernwäldern. Die auf hohen Kuppen hoch in den Himmel ragenden Kiefern, die immer wieder den Weg findenden Sonnenstrahlen, die vielen kleinen und großen Blumen und Gewächse...phantastisch schön. Diese "Steppenheide-Kiefernwälder" sind wohl sehr seltene und vom Aussterben bedrohte Lebensgemeinschaften...
    Die Pegnitz schlängelt sich weiter dahin, ich radel mit ihr. Es geht durch das kleine Örtchen Hirschbach, welches von einem mächtigen steinernen Hirschen bewacht wird, und erneut an mächtigen Kletterfelsen und dem Einstieg zum Klettersteig "Hohenglückssteig" vorbei. Hier scheint ein wirkliches Eldorado für Kletterer zu sein..
    So erreiche ich das kleine Städtchen Hersbruck, und damit den Fünf-Flüsse-Radweg, der mich die nächsten Tage begleiten wird.
    Und wieder einmal holt mich der Montag mit seinen geschlossenen Museen ein. Das einzige deutsche Hirtenmuseum....und ich komm nicht rein... So geht's dann rauf zum Schloss - und schon wieder vor verschlossenen Türen. Das königlich bayerische Amtsgericht tagt in den herrschaftlichen Räumen, also kein Zugang für mich. Wie ich so ein paar Fotos schieße, werde ich von einer älteren Frau angesprochen. Sie habe gleich einen Gerichtstermin, aber ein bissl Zeit habe sie noch. So erzählt sie ein bissl aus ihrem Leben und fragt nach meiner Reise. "Mein Mann hat eine starke und selbstbewusste Frau an seiner Seite, darum hat er auch keine Angst um mich. Ich hoffe, dass ist bei Ihnen auch so!" Auch sie bietet mir eine Übernachtungsmöglichkeit an, allerdings heute nicht. Da habe sie keine Zeit. Aber sie habe es schon einmal mit einer Radfahrerin gemacht. Schön sei's gewesen. Bis spät in die Nacht hätten sie erzählt und Wein getrunken. Allerdings, als ihr die Frau beim Zubettgehen erzählt habe, dass sie in Therapie gewesen sei - wegen Kleptomanie - sei ihr schon anders geworden. Aber es sei alles gut gegangen.. Also, wenn ich noch mal vorbei kommen sollte, ihre Tür ständ immer offen....
    Die ersten Kilometer am Fünf-Flüsse-Radweg radel ich an der Vils entlang, eher einem Bächlein als einem Fluss. Innerlich hab ich mich schon drauf eingestellt, nur noch eben dahinzurollen...sollte man nicht machen. Kaum eingefahren geht es hoch, so richtig hoch und immer höher. Oben versteh ich warum. Ich stehe in 480 Metern Höhe an der mitteleuropäischen Hauptwasserscheide. Links den Berg runter fließt alles zur Donau und ins Schwarze Meer, rechts zum Rhein und in die Nordsee.
    Ein schönes Plätzchen hier, eins zum Pause machen. Und mit mir vier "Jungs" aus Neustadt an der Donau. Auch wenn ich sie kaum versteh, sind sie total lustig drauf. Die Bierdosen aus dem Papier gegen die Hitze gewickelt....und es schmeckt wieder. Ein schönes Päuschen, den Berg radeln wir gen Donau noch gemeinsam bergab, dann trennen sich unsre Wege.
    Einen Abstecher noch ins schöne bayerische Örtchen Sulzbach-Rosenberg mit seinem so wundervoll renovierten Schloss und ich erreiche mein heutiges Ziel, das historische Städtchen Amberg. Während ich so durch die alten Gassen schlendere, die vielen alten Gebäude bewundere und überall auf eine Stadtmauer oder einen Stadtturm stoße, wird mir klar, warum es zu den besterhaltenen mittelalterlichen Stadtanlagen Deutschlands zählen soll. Eine lebende alte Stadt mit vielen kleinen Geschäften und Gastronomie aller couleur. Es bringt Spaß hier zu sein.
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  • Tag 66: Von Amberg nach Regensburg

    2022年6月14日, ドイツ ⋅ ⛅ 23 °C

    Es soll wohl so sein, dass meine Reise langsam zu Ende geht. Die heutigen Signale kann ich gar nicht anders deuten. Frohgemut starte ich in Tag, es ist wunderbar warm und mein Weg führt mich weiterhin an der so schön verlaufenden Vils entlang.
    Aber was ist mit den Radlern los? Kein freundliches servus, grüß dich oder hallo, man scheint hier zu mögen, sprachlos und ein bisschen grimmig dahin zu radeln. Ist so ganz anders, als ich es bisher erlebt habe.
    Die Menschen, denen ich begegne? Freundlich, aber soooo distanziert. Bloß nicht stören, bloß nicht neugierig sein. Oder wie soll ich es deuten, dass mir ein älteres Pärchen aus der Gegend begeistert erzählt, wie schön es hier ist,was sie alles mit ihrem Radl unternehmen, dass sie Bayern noch nie verlassen hätten....und nicht einmal fragen, was ich hier so mache. Mia san mia, mehr fällt mir dazu nicht ein.
    Oder die junge Frau mit ihren Kindern und dem Opa, die am Flussufer spielen. Ein Foto machen? Gerne. Aber dann ist man wieder unter sich. Als dann ein Kanuke anhält und nach nem Foto fragt... Plötzlich ganz anders. Ob's am gleichen Dialekt liegt? Keine Ahnung. Es wird geratscht, gelacht und gute Fahrt gewünscht. Ich fühl mich unerwünscht und mach mich wieder auf den Weg.
    Aber was ist das? Mein Ersatzhandy spinnt total, die Apps und auch die Aufladung funktionieren nicht mehr. Neustart! Nix, die Wunderwaffe für alle Probleme versagt.
    Also so schnell wie möglich nach Regensburg zum Hotel, so lange die Navigation noch funktioniert.
    Geschafft. Und schnell n neues Handy gekauft, so n billiges. Das ist aber schon defekt, also zurück und n besseres besorgt. Schnell, so lang es noch geht, die Daten übertragen und die Bilder bei Penguin hochgeladen, man weiß ja nie...
    Dann endlich duschen und Essen gehen..., das wäre schön gewesen. Die warme Küche ist schon zu, aber n kaltes Würstel können Sie noch haben....
    Ich sag ja, die Reise geht dem Ende zu....
    Dabei ist's hier sooooo schön.
    Schon kurz hinter Amberg geht's auf die ehemalige Trasse der Vilstalbahn. Sie ist so ganz anders, als ich solche Strecken sonst so kenne. Keine hohen Böschungen rechts und links, die jegliche Sicht verhindern. Nein, ganz im Gegenteil. Herrliche Ausblicke auf den Fluss und die angrenzenden Berge. Ein kurzer Stopp...ich muss mal...und steh so plötzlich vor der Steinbergwand. Durch Zufall wurden hier erst vor wenigen Jahren ehemalige Höhlen und Gerätschaften von Urzeitmenschen gefunden. Mitten im Wald...
    Ein Stückchen weiter ein herrliches Mohnfeld im fast reifen Getreide, die ersten Äpfelchen in den Bäumen, der Sommer ist da! So erreiche ich Kallmünz, ein romantisches Örtchen, eng an oder sogar in die Felsen gebaut. Viele Künstler haben sich hier niedergelassen. Und mit Kallmünz verlasse ich die Vils, die hier in die Naab mündet.
    Wunderschön, immer am Fluss entlang erreiche ich dann endlich Regensburg. Die letzten Kilometer kann ich allerdings nur bedingt genießen, mein Handy macht mir echt Stress. Nur am Europakanal muss ich noch mal anhalten. Das Schleusen eines Schiffes, immer wieder ein Erlebnis!
    Und heute nacht? Ich schlaf im indischen Zimmer vom "Dicken Mann".
    Was soll ich sagen, das WLAN funktioniert nicht...
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  • Tag 67: Von Regensburg nach Wörth/Donau

    2022年6月15日, ドイツ ⋅ ☀️ 23 °C

    Hab ich gestern über die Oberpfälzer geschimpft? Ich nehm alles wieder zurück.
    Ich hab Regensburg grad verlassen, da seh ich an einer Scheune ein Hinweissschild. "Speisen im Armenhaus." Davor ne Menge Leute. Da könnte ich ja mal vorbeischau`n....und lande beim Rentner-Männerstammtisch von Donaustauf. Das "Armenhaus" sei noch ein bissl weiter, ich sollt ruhig mal bei ihnen bleiben.
    Ein Bier in die Hand und n Semmeln mit nem Steak in die Hand gedrückt und schon sitz ich mittendrin. Alle vier Wochen treffen sie sich in Peters Scheune (dem ehemaligen Landwirt), die 40 Jungs. Sie waren früher alle mal Fußballer, daher kennen sie sich.
    "Setz dich dahin, der ist Junggeselle..." und so lern ich Hans kennen. Macht auch nix, als ich ihm von meinem Helmi erzähle, werd trotzdem zu ihm nach Haus für die Nacht eingeladen. "Ganz ohne Sex"... (Ich fahr dennoch lieber zu meiner Freundin Petra nach Wörth an der Donau). Ist echt n netter Kerl, sowie die andren Jungs auch und so werd ich nach ein, zwei, drei Bier wieder herzlich auf meinen weiteren Weg verabschiedet.
    Heute morgen lasse ich mir viel Zeit in Regensburg. So oft bin ich schon beruflich hier gewesen, aber als "Touri" ist das schon etwas ganz anderes. Diese Stadt hat so, so viel zu bieten und ist phantastisch schön. Schon gestern abend der Vollmond über der steinernen Brücke und die Atmosphäre im "Spitalgarten" direkt an der Donau, mega!
    Und erst das das Frühstück im "Dicken Mann". Bombastisch. So bin ich auf der ganzen Reise überhaupt noch nicht verwöhnt worden. Der historische Gasthof stammt aus dem 14. Jhd. Ne echt tragische Geschichte versteckt sich hinter seinen Mauern. Im 30-jährigen Krieg wurde General Graf Ulrich von Schaffgotsch beschuldigt, zusammen mit Wallenstein gegen den Kaiser konspiriert zu haben. Vom Handabhacken begnadigte ihn der Kaiser, lediglich sein Kopf musste rollen. Und dieser wurde dann im Gasthof (zusammen mit dem Rest) dem Volk präsentiert....
    So tauche ich dann ein in die Geschichte dieser Stadt. Es gibt so verdammt viel zu sehen und zu bewundern. Ständig mache ich Fotos, die aber gar nicht wiedergeben können, was ich sehe und empfinde.
    Das Schloss derer von Thurn und Taxis (die Innenbesichtigung verschiebe ich mal auf später, wenn vielleicht nicht ganz so viele Leute mit mir da sind..) ist meist hinter Zäunen und einem herrlichen Park nur zu erahnen. Ich stoße aber auf eine im Mauerwerk eingelassene Schrift. "Seine Durchlaucht Fürst Albert von Thurn und Taxis hat im Jahre 1919 die Fürstliche Notstandsküche zur Behebung der damaligen Notlage errichtet." Aus einer kleinen Seitentür tritt ein Koch heraus und er erzählt, dass bis heute Bedürftige dort umsonst gespeist werden....
    Die an das Schloss angrenzende ehemalige Benedektiner Abtei St. Emmeran hat eine Barockkirche vom Allerfeinsten. In der Schatzkammer lagert wohl der "Codex Aureus Kaiser Karls des Kahlen" (ohne dass ich weiß, wer das war).
    Der gotische Regensburger Dom ist dagegen fast naturalistisch gestaltet. Lediglich die phantastischen Bleiglasfenster geben ihm Schmuck. Er wirkt eher durch die hoch aufragenden spitz zulaufenden Säulen und Decken so bedeutend. Und er soll eine phantastische Akustik besitzen.
    Von hier aus schlendere ich durch die vielen kleinen, kleineren und kleinsten Gassen. Ich komme am "Goliath-Haus"mit seinem beeindruckenden Wandgemälde von David und Goliath vorbei und entdecke das Haus, in dem Melanchthon und Eck während des Reichstags im Jahr 1541 ihre wohl berühmten Religionsgespräche führten. Ach, wie soll ich das alles erzählen, ich halte es da ganz mit Petra: "Die schönste nördlichste Stadt Italiens!"
    Ich verlasse also Italien entlang des Regens und gelange schnell an die hier schon so breite Donau. Was für ein imposanter Strom, der während meiner Weiterfahrt immer weit ausladender und gefühlt immer schöner wird.
    Kurz nach Verlassen meiner Rentner sehe ich sie dann, die Walhalla, eines der wohl bekanntesten und größten Nationaldenkmäler Deutschlands. König Ludwig I. von Bayern wollte mit diesem Bauwerk eine zentrale Gedenkstätte für Persönlichkeiten "teutscher Zunge" schaffen. Es ist wohl ein Synthese zwischen den Gestaltungsformen der Antike und dem um 1840 Stand der "modernen" Bautechnik. Sieht auf jeden Fall - hoch auf dem Berg gebaut- sehr beeindruckend aus.
    Ich befinde mich nun auf der Via Danubia, einem alten römischen Handelsweg. Und die Römer brachten den Wein mit. Nicht Bier wurde ehemals in Bayern als Volksgetränk getrunken (das wurde erst ab 1600 durch die Wittelsbacher als wohlsprudelnde Steuerquelle gefördert), sondern Wein. "Der gemeine Mann auf dem Gäu sitzt Tag und Nacht beim Weine" berichtete ein Gerichtsschreiber im Jahr 1530. Allerdings war der Wein oft voller Säure, da die Hänge nicht unbedingt für den Weinbau geeignet waren. "O glückliches Land, wo der Essig von selber wächst, welcher anderswo mit großer Mühe bereitet werden muss." Als "Dreimännerwein" wurd er auch bezeichnet. Der Genießer dieses "edlen" Getränks musste sich oft so schütteln, dass er von zwei Männern festhalten werden musste, "damit ihm kein Leid geschehe". Irgendwie versteh ich das jetzt mit dem Bier....
    So erreiche ich ein wenig angeschlagen (Hitze und Bier...) das wunderschöne Holzhaus meiner Petra. Ganz neu hat sie es in den Hang gebaut, mit einem herrlichen Blick über die Donauauen.
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  • Tag 68: Wörth an der Donau

    2022年6月16日, ドイツ ⋅ ⛅ 24 °C

    Mitten im Oberen Bayerischen Wald, in Wiesent, liegt er, der Nepal Himalaya Park. Was für eine Parkanlage! Mal fühlen sich Petra und ich auf einem bayerischen Bergpfad im Frühling, mal im nepalesischen Dschungel, dann wieder in den Tiefen des Bayerischen Waldes, um wieder in die prächtige Garten- und Blütenwelt des Fernen Ostens entführt zu werden. Kleine Bächlein und ein rauschender Wildbach, Seen, in denen die Koi Karpfen ein prächtiges Leben genießen, Hängebrücken und hölzerne Stege, kleine und große Buddha- Figuren, Gebetsmühlen unterschiedlichster Couleur und Größe, geheime Ecken unter Bäumen....wundervoll!
    Und da steht er dann, der Nepal Himalaya Pavillon, Nepals Beitrag zur Expo 2000. 600 nepalesische Familien sollen drei Jahre gebraucht haben, um die prachtvollen Schnitzereien zu erschaffen. Der Tempel soll wohl den buddhistischen Stupa mit dem hinduistischen Tempel in einem Bauwerk vereinen und als Symbol für Frieden, Harmonie und Toleranz werben. Ein heimischer Bauunternehmer war es, der voller Bewunderung für diese Arbeit und das kleine nepalesische Volk etwas Sinnvolles und Gutes tun wollte, den Tempel kaufte, zerlegte und von Hannover in die Oberpfalz "verpflanzte". Und nach drei Jahren stand er dann dort oben, wo ehemals Wildschweine und Rehe sich glücklich fühlten.
    Wir genießen die so andere Welt, haben Spaß am Drehen der Gebetsmühlen, lauschen den fremden Klängen im Tempel - schweigen dort tatsächlich mal für ein paar Minuten- und fahren dann wieder ratschend, tratschend, quatschend und lachend zurück in Petras wunderbares Holzhaus auf Ständern.
    Plötzich klingelts und ihr Arbeitskollege Heinz steht mit Frau und Hund vor der Tür. Sie wollten mal vorbeischauen und mich kurz begrüßen.
    Aus "kurz" wird lang und wir haben noch einen echt schönen Abend.
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  • Tag 69: Von Wörth nach Kelheim

    2022年6月17日, ドイツ ⋅ ⛅ 22 °C

    "Der Hammer" soll sie sein in Bayerns ältester Weißbierbrauerer, dem Gasthaus "Weisses Bräuhaus" in Kelheim. Also sitze ich nach der heutigen Tour vor einer riesigen Schweinshaxe und weiß nicht so recht, wie ich mich ihr nähern soll. Aber mein Tischnachbar. "Du musst an der dünnsten Stelle anfangen.. und die Schwarte darfst's mit den Fingern essen." Und so genieße ich das Knacken und Knuspern der megaknusprigen Haut und das wirklich superzarte Fleisch. Nur mit dem Aufessen hapert es mächtig.... (selbst zu zweit wär das kaum möglich gewesen). Was gibt's dazu zu trinken? Ein dunkles Radler (Schwarzbier-Radler)...richtig lecker.
    Dabei gab's schon heute mittag ne bayerische, ne, eher ne Regensburger Spezialität. Mir ist sie ja aufgetragen worden, die Bratwurst an der Steinernen Brücke. Seit über 500 Jahren steht die "Wurstkuchl" dort, im Mittelalter wohl Anlaufstelle für die Hafenarbeiter und Regensburger Steinmetze. Auf dem offenen Holzkohlengrill werden die hausgemachten Würstl schön dunkel gegrillt und dann mit dem Wurstkuchl-Senf (nach historischem Rezept) und Kraut in einem Brötchen serviert. Das "Bratwurstkipferl" ist wirklich was Besonderes!
    Heute morgen drücken wir uns noch einmal so richtig fest und herzlich und dann verlasse ich Petra (es war sooo schön bei ihr) wieder in Richtung Regensburg. Irgendwie ist es seltsam, die gleiche Strecke noch einmal zu fahren. Meine Sinne sind offenbar so sehr auf "neue Wahrnehmungen" geschärft, dass ich fast ungeduldig werde, bis ich "endlich" wieder mir unbekannte Gefilde erreiche. Dabei ist es wirklich eine echt schöne Ecke, durch die ich radel. Die sommerliche Luft, das tiefblaue Wasser, die vielen Angler, so manch mutiger Schwimmer, Familien beim Grillen, blühende Wiesen, reife Ähren....
    Kurz hinter Regensburg ragt plötzlich ein großer weißer Felsen neben dem Donau-Radweg empor, der "Schutzfels". Hinsichtlich seines Namens hätte man mit Sicherheit kreativer sein können (der Botaniker David Heinrich Hoppe suchte unter ihm bei einem Gewitter Schutz...), aber ne historische Bedeutung hat er dennoch. Der gleiche Botaniker gründete dort am 14. Mai 1790 die "Regenburgische Botanische Gesellschaft", die älteste noch bestehende botanische Vereinigung der Welt.
    Der Ort ist wirklich gut gewählt, denn überall um mich herum blüht und duftet es und diese Schönheit begleitet mich noch lange auf meinem weiteren Weg.
    Und plötzlich sitzen sie da, und das schon seit 1794, die steinernen bayerischen Löwen. Sie bewachen die Stelle, an der der "beste Fürst", Carl Theodor - Herzog und Kurfürst von Bayern, die "Masse drohender Felsen" sprengte und eine Straße von Saal nach Abbach erbauen ließ.
    Wie sehr mich diese Art von Denkmälern auf meiner bisherigen Reise schon begleitet haben. Diese meist steinerne oder bronzene Bewunderung für Regenten. Historisch sicherlich interessant und wertvoll, für mich aber häufig befremdlich.
    So empfinde ich auch, als ich die Befreiungshalle auf dem Michelsberg in Kehlheim erblicke. König Ludwig I. ließ sie als Gedenkstätte für die siegreichen Schlachten gegen Napoleon und als Mahnmal für die Einheit Deutschlands errichten. Der monumentale weiße Rundbau, in dessen Innenraum 34 "Siegesgöttinnen" aus weißem Marmor stehen. So sehr ein Relikt aus alter Zeit...
    Da schlendere ich doch lieber noch ein wenig durch die kleine typisch bayerische Stadt, genieße das warme Wetter und noch ein dunkles Radler im Biergarten meines Gasthauses.
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  • Tag 70: Von Kelheim nach Ebersbach

    2022年6月18日, ドイツ ⋅ ☀️ 29 °C

    "Brigach und Breg bringen die Donau zuweg." Von ihrer "Geburt" im Schwarzwald bis zu ihrer Mündung ins Schwarze Meer lässt sie rd. 2857 km hinter sich und ist nach der Wolga der zweitlängste Fluss Europas. So manchen Kilometer bin ich an ihr geradelt, aber in Kelheim geht's nicht weiter. Kein alter Treidelweg, kein asphaltierter Radweg, der mich durch die "Weltenburger Enge", den sogenannten Donaudurchbruch, führen könnte. Ich muss aufs Schiff....und wie gerne!
    Gleich das erste heute morgen ist meins. Mit mir nur ein paar wenige Neugierige. 09:30 Uhr ist offenbar für die meisten noch zu früh, und die Busausflügler sind sowieso noch nicht da. Gut so.
    Ganz vorne find ich ein Plätzchen, bei den vier Ausflüglern aus der Pfalz, die mich herzlich aufnehmen. Begleitet werden wir von den Infos der Reederei...schmunzelnd verfolgen wir die englischsprachigen in "special german-english". So passieren wir Napoleons Koffer (ein Felsen, der mit gaaaanz viel Phantasie den Koffer darstellen soll, den Napoleon auf seiner Flucht aus Leipzig hier zurückließ) und den Räuberfelsen. Man sagt, hier hätten früher Donauräuber die vorbeifahrenden Schiffe überfallen...Bis zu 80 Meter hohe Felsformationen (die "lange" und die die "stille" Wand) säumen unsere 5 Kilomter lange Fahrt. Dann braucht der Kapitän freie Sicht. Alle hinsetzen heißt es und wir durchfahren ein 200.000 Jahre altes Naturschauspiel, Die Urdonau grub sich zu dieser Zeit den Weg durch das Kalkgestein des ehemals subtropischen Meeres und formte sie, die Weltenburger Enge. Absolut eindrucksvoll. Und sie ist Heimat von vielen gefährdeten Tier- und Pflanzenarten, so der Alpenaurikel und der Bechsteinfledermaus. Und der Streber lebt hier auch!....ein Fisch...
    Alle aussteigen, heißt es dann an einem der ältesten Klöster Bayerns, am Kloster Weltenburg. Schon seit dem Jahr 617 soll es hier stehen, seit 889 leben hier nachweislich Benedektiner-Mönche. Heutzutage sind es wohl nur noch sieben, aber irgendwie funktioniert´s immer noch mit dem Bierbrauen. Ein wunderschöner Biergarten im Innenhof des Klosters lädt ein und so lass ich mir im Schatten unter Ahorn und Linden das Dunkle mehr als schmecken. Es ist die älteste Klosterbrauerei der Welt (seit 1050) ! Da muss man doch einkehren! Und das Dunkle wurde übrigens mehrfach mit dem "World Beer Cup", als bestes Dunkelbier der Welt ausgezeichnet. 5000 v. Christus wurde das "flüssige Brot" wohl von den Sumerern entdeckt, über die erste "Bierkocherei" der Mönche wurde im Jahr 1516 das Reinheitsgebot gelegt und bis heute wird nach ihm Bier gebraut. Ist irgendwie schon faszinierend.
    Aber was ist ein Kloster ohne Klosterkirche. Und was für eine! "St. Georg" wurde von den Brüdern Asam um 1718 als Barockkirche mit einem phantastischen und mega-beeindruckenden Innenraum erbaut. Je länger ich dort sitze und um mich blicke, um so mehr faszinierende Details entdecke ich. Nicht Prunk und Protz ist es, der mich gefangennimmt, sondern die kleinen Figürchen an der Decke, die verschmitzt, grübelnd oder herzlich lachend auf mich hinabblicken.
    Fantastisch ist der dreidimensional gestaltete Altarraum, so etwas habe ich noch nie gesehen.
    So lasse ich mir viel viel Zeit im Kloster Weltenburg, Zeit, die mir dann doch im Laufe des Tages fehlt. Denn es ist verdammt heiß, bis zu 36 Grad im Schatten!
    Nur noch pralle Sonne, die mich über die nächsten 80 Kilometer grillt. Kein Schatten weit und breit! Nur Malz- und Hopfenfelder, die mit Schatten nix im Sinn haben. Ich befinde mich in der Hallertau (oder auch Holledau), dem größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet der Welt. Hier werden rd. 86 % des deutschen und rd. 35 % des weltweit verarbeiteten Hopfens produziert.
    Anfangs find ich es echt noch interessant, mir die hohen Stangen mit den daran in die Höhe kletternden Pflanzen genauer anzusehen, aber es ändert sich Kilometer um Kilometer nichts am Anblick. Hinter, vor, neben und gefühlt auch über mir nur Hopfen und Hitze. Ab und zu mal ne Getränkepause und dann einfach immer nur weiter.
    Irgendwann verabschiedet sich dann mein Handy wegen der Hitze, neben der Motivation fehlt mir jetzt also auch noch die Navigation. Erst geht's noch anhand der Fahrradwegweiser weiter...viel weiter, viel mehr Höhenmeter, als ich geplant habe... und irgendwann ist dann Schluss. Ich weiß nicht mehr, wo ich hin soll. Den Namen meines Gasthofes und auch den Ort hab ich mir nicht so genau gemerkt und so steh ich da. Aber da kommt Isi mit seiner Frau. Sie halten mit ihrem 5er- BMW neben mir an und sehen wohl meine Verzweiflung. Und wie es dann manchmal so ist. Einmal kurz bei ihnen in google-maps geguckt und nur 3 Kilometer trennen mich von ner Dusche und nem leckeren Essen im "Birnbaum" in Ebersbach, unweit von Dachau.
    Staubbedeckt auf meiner salzigen Haut, gut seh ich bestimmt nicht aus. Aber das wundervolle Lächeln der Wirtin heißt mich willkommen und alle Qual ist fast sofort vergessen.
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  • Tag 71: Von Ebersbach nach Penzberg

    2022年6月19日, ドイツ ⋅ ☀️ 30 °C

    Der junge Mann dreht sich mit verbissenem Mund und wütendem Blick noch einmal um und zeigt den Stinkefinger. Er verlässt gerade das ehemalige Konzentrationslager Dachau und ist offenbar total geschockt von den dort verübten Greueltaten.
    Ich habe lange überlegt, ob ich dort einen Stopp einlegen möchte. So habe ich mich bisher fast nur von den schönen Dingen leiten lassen und nur ab und zu einen Blick in dunkle "Kapitel" gewagt. Als ich aber heute morgen in dem kleinen Städtchen Dachau unweit von München eintreffe, ist die Entscheidung klar.
    Doch, wo liegt das ehemalige Lager? Hinweisschilder zum Schloss, zum Marktplatz, zur Stadtkirche...alle vorhanden....nur nicht zur düsteren Vergangenheit des Ortes. Erst ein Blick in die Karte hilft mir weiter. Nur 10 Minuten entfernt vom Stadtzentrum....und erst dort treffe ich auf die Schilder, die ich erwartet habe.
    Mein Weg führt mich an den Unterkünften der Bayerischen Bereitschaftspolizei vorbei. Schöne alte Gebäude, wunderbar hergerichtet, nur mit einem Maschendrahtzaun gesichert. Es sind die ehemaligen Unterkünfte der SS...unmittelbar angrenzend an das Lager.
    Es war das erste Konzentrationslager überhaupt, bereits nur wenige Wochen nach Hitlers Machtübernahme im März 1933 für politische Gefangene errichtet. Erst 12 Jahre später, am 29.04.1945, befreiten US-amerikanische Truppen die Überlebenden....
    Obwohl ich es weiß, dass der so zynische und die Opfer verhöhnende Spruch "Arbeit macht frei" am Eingangsportal des Lagers steht, werde ich von meinen Gefühlen überwältigt. Wut, Entsetzen, Trauer...so setze ich mich erstmal auf eine steinerne Bank am Rande des so überdimensionierten "Exerzierplatzes" (hier mussten jeden Morgen die vielen Gefangenen antreten und bis zu einer Stunde starr stehen...) und habe das Gefühl, den hier ehemals untergebrachten und maltretierten Menschen Respekt und Anerkennung geben zu wollen. Ich halte inne und verharre eine Zeit lang in meinen Gefühlen. Das tut gut.
    Da tut es auch gut zu wissen, dass in unmittelbarer Nähe zu Dachau nach dem Krieg versucht wurde, zumindest ein wenig Wiedergutmachung zu leisten.
    In Indersdorf, im dortigen Kloster, gaben die Ordensfrauen der "Barmherzigen Schwestern" im Auftrag des UN-Flüchtlingswerks Hunderten von KZ-überlebenden jüdischen Kindern und Jugendlichen so lange vorübergehend ein Zuhause, bis sie zu nach Israel reisen konnten.
    Ich verlasse Dachau durch ein Industriegebiet und komme am Aldi vorbei. Eigentlich nichts Besonderes, hier dann aber doch. Wohlgemerkt, es ist Sonntag. Und draußen vor den geschlossenen Türen Aufsteller und Körbe mit vielem, was das Herz so begehrt. Seien es Pizzateller, Blumentöpfe, Gartengeräte, Putzutensilien oder Blumenerde, alles wird mit Preisetikett präsentiert. Kein Schloss, kein Zaun, ich könnte einfach nur zugreifen und mitnehmen. Kaum zu glauben, wie heil die Welt hier noch zu sein scheint.
    Von nun an geht es nur noch durch die Natur. Erst eher öde durch "plattes Land" mit Getreide- und Maisfeldern soweit das Auge reicht, dann aber immer schöner und leicht hügelig werdend. So erreiche ich das kleine Flüsschen Würm, deren Verlauf mich bis an den Starnberger See begleitet. Obwohl ich an ihm durch den westlichen Rand Münchens fahre, merke ich von der großen Stadt überhaupt nichts. Durch kleine Flussauen und schöne Waldgebiete führt mich der Weg, mal ab und zu eine Villa der hier wohl eher wohlhabenden Münchner. Es bringt Spaß hier zu fahren, bis...ja bis ich den Starnberg erreiche. Völkerscharen, die sich hier tummeln, ein Vorankommen ist fast nicht mehr möglich.
    Und es wird auch nur wenig besser, während ich am Ostufer des Sees gen Süden radel. Scheinbar haben sich heute alle Münchner überlegt, mal im See baden zu gehen. Ist bei 38 Grad!! vielleicht auch nachvollziehbar....aber schön und erholsam??? Ob es da wohl wirklich so begehrenswert ist, in einem der riesigen herrschaftlichen Anwesen zu wohnen?...
    Ich bin zumindest echt froh, dass ich unbeschadet an den vielen parkenden oder gerade an- oder abfahrenden Luxuskarossen vorbeikomme, keins der vielen über den Weg rennenden Kinder erwische oder sich eine Ladung Eis oder Pommes der vielen unaufmerksamen Badegäste über mich ergießt.
    Einmal muss ich allerdings anhalten. Ich sehe die Alpen! Zwar nur ganz verschwommen im Dunst der Hitze, aber ich sehe sie! Nun bin ich also fast an meinem Ziel angekommen. Zumindest fühlt es sich so an. Mit dem Blick auf die Alpen wird mir klar: nun ist sie fast vorbei, meine Reise...
    Die wenigen Kilometer vom Örtchen Seeshaupt am Südzipfel des Sees bis nach Penzberg, wo Helmis Tochter Annika mit ihrem Freund Moritz wohnt, ein Klacks.
    Doch, Stopp, Was für ein liebevolles Meisterstück! Mit ganz viel Liebe ist am Rande des Weges, zwischen Felder und Wiesen, eine Eisenbahnlandschaft geschaffen worden. Sicherlich ein bisschen in die Jahre gekommen und auch nicht mehr in Betrieb, aber dennoch wunderschön.
    Heute Abend dann noch ein kurzer Fußmarsch zum Biergarten "Gut Hub". Und, ja, da ganz verschwommen ist sie von dort zu erkennen, die Zugspitze!
    So werde ich also morgen zusammen mit Helmi zu meiner letzten Radeletappe meiner Reise aufbrechen...
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  • Tag 72: Von Penzberg nach Ehrwald

    2022年6月20日, オーストリア ⋅ ⛅ 21 °C

    Eine Flasche Sekt und eine wunderbare Überraschung erwarten mich heute nachmittag auf dem Campingplatz in Ehrwald. Während ich fast ungläubig auf die sonnenbeschienene "Scharte", den mittelalterlichen Namen der Zugspitze blicke, wird mir plötzlich ganz seltsam. Ich bin tatsächlich da. Meine Fahrradreise ist nach 2 Monaten und 10 Tagen, 3.634 Kilometern und 21.220 Höhenmetern zu Ende.
    So stoße ich schon irgendwie stolz mit Helmut, Annika und Moritz auf diesen besonderen Moment an.
    Und dann heißt es: "Zieh dich mal aus!" Schnell erledigt und voller Erwartung blicke ich Helmut an. Und wie werde ich belohnt! Voller Stolz streife ich ein, nein, mein "Finisherin" - T-Shirt über. Liebevoll hat Helmi meine Reise und mein Fahrrad darauf verewigen lassen. Was für ein wunderschönes persönliches Geschenk. Da ist dann doch der Moment gekommen, an dem mir die Tränen in die Augen treten. So richtig weiß ich nicht mit meinen Gefühlen umzugehen. Und zu verstehen, was hinter mir liegt, was ich geschafft habe, brauche ich sicherlich noch so einige Zeit.
    So kann ich jetzt auch noch kein richtiges Resumee ziehen, noch nicht auf alles zurückblicken, was ich erlebt habe, ich bin noch viel zu sehr im Moment. Und es kommt ja auch noch ein klitzekleines Finale. Morgen geht's um 5 Uhr los und wir wandern hoch. Wir wandern auf den Berg, auf dem ich noch nie gewesen bin.
    Ein Finale, was es vielleicht gar nicht mehr bräuchte, denn mir ist klar, der Weg war die Reise, die Wanderung auf die Zugspitze ist das Sahnehäubchen.
    Heute morgen trödeln wir erst ein bissl rum, was auch mal schön ist. Unser erster Stopp ist dann in Benediktbeuren, beim so beeindruckenden ehemaligen Benedektinerkloster. Eine riesige Anlage, wundervoll gepflegt, und von außen und innen eine Würdigung an das barocke Zeitalter. Und eine besondere Reliquie haben sie auch hier. Ein Stückchen Unterarm vom Heiligen Benedikt. Angucken darf man es allerdings nicht...keine Versicherung sei bereit, dafür eine Police zu erstellen....sie sei ja unersetzbar....
    Dann treffen wir auf die tiefgrüne Loisach, die uns heute den ganzen Tag begleiteten wird. Was für wundervolle Ausblicke auf das Voralpenland, das Wettersteingebirge und eben mein Ziel, die Zugspitze. Alpenidylle und Klischee pur mit blühenden saftigen Wiesen, Kühen mit Kuhglocken, vielen kleinen oberbayerischen Orten mit den so typischen bemalten Häusern, Sturzbäche mit kristallklarem Wasser und Wasserfällen....und alles bei wunderbarstem Sommerwetter. Schöner kann kein Abschluss sein.
    Und den genieße ich heute Abend noch ein bissl...aber nicht zu lang. Morgen heißt es fit sein für den ca. 7-stündigen Marsch. Ich freu mich schon riesig.
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  • Tag 73: Zugspitze

    2022年6月21日, オーストリア ⋅ ☁️ 25 °C

    Mal ganz ohne Worte...ich lass einfach mal die Bilder sprechen.
    Und ganz ganz lieben Dank für die lieben Glückwünsche und eure herzlichen Worte.
    Es ist so schön, so liebe Menschen an seiner Seite zu wissen.
    Macht's gut, bis....
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    旅行の終了
    2022年6月21日