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- Jour 95–96
- 29 septembre 2024 à 09:26 - 30 septembre 2024
- 1 nuit
- ⛅ 6 °C
- Altitude: 235 m
AllemagneAlsfeld50°44’54” N 9°16’45” E
Totenköppel

3.016 TAGE AUF UNSERER
LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 66 km/ Gesamt 365.771 km /Ø121,27 km)
28.09.2024
Wohnmobilstellplatz
36304 Alsfeld
Deutschland
Während wir seitlich der Straße auf einem Stück Asphalt parken, das im einen ungeordneten Wald übergeht, auf der nur bedingt ein Spaziergang möglich ist, aber die Sonne als Quereinsteiger eine muntere LichtundSchatten - Landschaft zaubert, fällt mir auf, dass ich selten Bilder von diesen Orten übermitteln kann, auch wenn dort meine tiefen Momente unterwegs stattfinden.
Das Bild mit den vertrockneten Dolden im Grün ist nichtssagend, aber hier haben wir lange gesessen, damit die Salbe auf Hilde's Wunde einziehen kann, während sie schläft. Gleichzeitig lese ich in meinem neuen Buch über eine Reise auf dem Bambusfloß über den Pazifik.
Ein Buch aus dem Verkauf irgendeiner Stadtbücherei, das 1994 mal ein Schmidt als einziger Eintrag ausgeliehen hat. "Timothy Severin (* 25. September 1940 in Assam, Indien; † 18. Dezember 2020 in Timoleague) war ein britischer Abenteurer, Historiker und Schriftsteller. Er wurde besonders durch seine Reisen auf den Spuren historischer Persönlichkeiten bekannt...
Um beispielsweise die Legende von Sindbad nachzuverfolgen, baute er 1980 ein traditionelles arabisches Segelschiff, dessen Segel er mit Kokoszwirn nähte, und segelte von Oman nach China. Die Reise, die durch den Sultan von Oman, Qabus ibn Said, finanziert wurde, beschrieb er im Buch The Sindbad Voyage. In dem Buch The Brendan Voyage schilderte er Details seiner Forschung über die Reise eines irischen Mönchs, der in einem ledernen Curragh von Irland nach Neufundland gesegelt sein soll."
(Wikipedia)
Die verschiedenen Reisebücher habe ich aus Wikipedia fotografiert und beigefügt, weil es sich lohnt, Tim Severin zu lesen, der eine detaillierte Sprache pflegt, die lebhafte Bilder der Ereignisse zeigt. Auch die Auswahl seiner Reisegefährten lässt ein gutes Händchen erahnen.
Der weitgereiste Hippie Mark, der mit seiner japanischen Freundin auf einer kleinen Insel außerhalb aller Kommunikationsmittel lebt, muss eines Tages aufs Festland um einen Einkauf zu tätigen, und findet ein Stück Zeitung auf der Straße mit einem Bild von diesem Bambusfloß. Er ist ein geschickter Tischler und heuert aus dem Nichts für diese Reise an.
Und so verschwinde ich während des Lesens in meiner eigenen Vergangenheit, um Menschen zu begegnen, an die ich lange nicht mehr gedacht habe. Nur selten können Autoren einen solchen Zauber über mich legen. Ich erinnere mich an die Biografien von Neil Young und Bruce Springsteen, bei denen ich wiederholt solche Zeitreisen unternommen habe.
Eine andere Reise zurück machen wir bei dem Besuch des Totenköppels bei Meiches. "Ein Friedhof auf einem ehemaligen Vulkanschlot: Der Totenköppel im hessischen Meiches (Lautertal) ist ein seltener Sippen - Begräbnisplatz, der mit geologischen Besonderheiten aufwarten kann. Die Begräbnisstätte liegt auf 559 m, ist nahezu kreisrund angelegt und wird von einer Basaltmauer umschlossen. Eine unter Denkmalschutz stehende heutige Totenkirche wurde 1729 auf den Überresten eines früheren Gotteshauses gebaut. Auf den Mauerresten fand man eine besondere Wandmalerei, die 'Schmerzensmann' genannt wird, und etwa aus dem Jahr 1275 stammt.
Das Besondere: Auf dem Totenköppel hat jede ansässige Familie bzw. jedes Haus einen Begräbnisplatz, an dem ausschließlich Familienmitglieder beerdigt werden. Einige der Gräber sind mit schönen, kunstvoll behauenen Grabsteinen geschmückt. Die ältesten Gräber stammen aus dem 17. Jahrhundert. Außenstehende und Fremde werden in einer Ecke des Friedhofes begraben."
https://www.naturorte.de/totenkoeppel-meiches-h…
Als wir ankommen, begegnet uns eine ältere Frau, die ein Grab gepflegt hat. Der Platz ist still und liegt im Sonnenschein, wir spazieren durchs nasse Gras, und Hilde zerbeißt das trockene Holz, das der Wind aus den hohen Bäumen geholt hat.
Später gehen wir länger spazieren. Es riecht stark nach Mäusen, sodass Hilde ihre Nase in die kleinen Löcher am Feldrand steckt. Sie möchte so gerne buddeln und darf das nicht. Mein Nein, Nein trägt der Wind davon und kommt mit Regen zurück. Wir sind oberhalb von Storndorf, von dem ein Infoschild am Wanderweg erzählt, dass es einen jüdischen Friedhof habe. Da, wo das Schild angebracht ist, wird es höchstens Hundespaziergänger auffallen, oder versprengten Wanderern, die talwärts gehen.
Wir sehen heute außer Feld und Wiesen eindrucksvolle Gebäude, farblich zum Herbst abgestimmt, und Kühe, die mich an Pandabären erinnern, von denen ich gerade gelesen habe, dass deren Urform aus dem Allgäu stammen soll. Eine Kreuzung mit ner Urkuh wäre ja durchaus denkbar, dem Menschen sagt man ja auch eine tierische Herkunft nach.
Spaß.
Aber voller Ernst ist der nächtliche Kälteeinbruch, selbst morgens um sieben Uhr hat es nur zwei Grad im Plusbereich. Hilde's Wunde ist seit gestern geschlossen, heute folgen die letzten Antibiotikatabletten. Kochsalzlösung und Salbe werde ich noch ein bisschen verwenden, damit es gut weiterheilt.
Wir haben uns jetzt an das tägliche Ritual gewöhnt, gerade in der Stille der Heilung erlebe ich für mich gute Momente innerer Sammlung. Beim Abendspaziergang bricht im nahen Wald ein Tier durchs Unterholz, sodass Hilde's Jagdtrieb augenblicklich erwacht.
Die Welt ist voller Abenteuer. Kleiner und großer, innerer und äußerer Ereignisse. Du musst einfach nur Hinschauen, Fühlen und Spüren. Es ist eine Sache deiner Sinne, deren ungetrübten Möglichkeiten Dir das Leben in vielen Facetten öffnen.En savoir plus