Meine Reise Teil II

March 2019 - May 2024
Nach einem Jahr Neuseeland war immer noch nicht genug. Die Umstände änderten sich und ich realisierte, dass diese Reise einmalig werden würde. Warum also nicht noch etwas weiter reisen? Read more
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    October 1, 2017 in Sri Lanka

    David und ich lagen im Bett, draußen regnete es und wir überlegten uns, was wir heute anstellen sollten, da ein Strandtag jetzt wohl flach fällt. Und dann hatte ich plötzlich eine Idee, die sofort aus mir herausschoss: “Ich habe Lust mir ein Tattoo stechen zu lassen!“. David schaute mich an und lachte. “Ich feier dich, wenn du das machst“, sagte er und lachte. Ich erkundigte mich, ob Touristen davon in Sri Lanka aufgrund der Hygienischen Bedingungen allgemein abgeraten wird. Doch ich fand sogar im nächsten Dorf ein empfohlenes Studio, das einem Einheimischen gehört, der 7 Jahre in Deutschland gearbeitet hat und nun einen Frisörladen samt Tattoostudio besitzt.
    Es stand also fest: ich lasse mir mein erstes Tattoo stechen, hier und heute! Ich nahm mir mein Buch, was ich gerade las her, ließ mir von David einen Stift geben und zeichnete, was ich haben wollte.
    Also ging's damit ab zum Tattowierer. Wir besprachen alles und um 16 Uhr durfte ich zum Stechen kommen. Der Chef war sehr sehr nett und sprach sehr gutes Deutsch. Der ganze Laden war ordentlich und sauber, sodass ich keine Bedenken hatte. Der Chef beäugelte alles, was sein Angestellter (der Tattoowierer) zeichnete und vorbereitete, sodass auch bloß alles passte. Ich fühlte mich gut aufgehoben, BIS ich die Nadel hörte 😱
    Das ist ja noch ein schlimmeres Geräusch als all diese beim Zahnarzt! David machte fleißig Fotos, lenkte mich ab und streichelte mich ab und zu ganz lieb. Ich war froh, dass ich nicht alleine war 😄
    Obwohl der Tattoowierer riet, ich solle aufgrund des Schmutzes in der Stadt lieber ein Tucktuck zur Fortbewegung nutzen, liefen David und ich erst mal Richtung Pizzarestaurant 😂 #lalala#ichhabenichtsgehört

    Übrigens hat sich David selbst über mein erstes Tattoo gefreut, als wäre es sein Eigenes. Das fand ich echt süß.
    Die Reaktion meiner Eltern war ebenfalls sehr amüsant. Könnte wohl daran liegen, dass ich ihnen ein Foto eines anderes Fußtattoos geschickt habe, was sie nicht ganz so cool fanden 😂😂😂 ich habe mich wirklich bepisst vor lachen, da sie sich wohl dachten:“Unsere Tochter dreht völlig durch! Die muss jetzt heimkommen!!!!“ 🙈
    #sorrydafür#bösetochter
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  • Willkommen als Frau

    October 2, 2017 in Sri Lanka ⋅ ⛅ 28 °C

    Montag um 8:30 Uhr ging Davids Flieger zurück nach Deutschland. Also hieß es früh aufstehen und aus der Unterkunft auschecken. Um 6:15 Uhr wurde ich auf der Straße von seinem Taxifahrer herausgelassen und er fuhr weiter zum Flughafen. Doch ich versuchte in die Stadtmitte einen Bus zu bekommen. Das war gar nicht so einfach und viele Busse hielten gar nicht erst an, weil sie so sehr mit Arbeitern überfüllt waren.
    Doch schließlich klappte es und ich fuhr eine Stunde bei ansteigender Hitze, gequetscht zwischen zwei Männern/Schränken und genoss so gut es ging die Fahrt...naja...Genuss ist was anderes 😂
    Angekommen in der Stadt wechselte ich den Busbahnhof und suchte mir den Bus zum Amt für Immigration, um mein Visum um zwei Wochen verlängern zu können.
    Um kurz nach Neun kam ich dort an und versuchte einen Tipp umzusetzten: Bestechung.
    Es gibt Leute die dich durch all die Prozesse durchschleußen, sodass man sein Visum schneller bekommt. Im Internet laß ich einen schon etwas älteren Beitrag dazu, was problemlos klappen zu schien. Dabei war die Rede von 3.000Rupien, die du dem Vermittler (= “Friend“) zahlen musst. Doch angekommen im Hinterzimmer eines Fotostudios wurde ich schnell mit der Realität konfrontiert. 9000Rupien, war sein Angebot! Bin sofort aufgestanden und gegangen, da der Kerl nicht handeln wollte. “Na gut, dann versuche ich es auf eigene Faust!“, dachte ich mir und stiefelte schnurstracks ins Amt. Wartende Menschen überall, 14 Stöcke und überall Treppen und Aufzüge. Ich bin nicht oft überfordert, aber hier war ich es definitiv! Mir saß gleichzeitig noch die Zeit im Rücken, da ich noch eine 5 stündige Busfahrt zu meinem Freiwilligenprojekt vor mir hatte. Deshalb entschied ich mich, es nochmals zu versuchen, einen anderen “Freund“ (so nennen sie die Vermittler) zu finden.
    Ich hasse es, wenn Menschen nur normal arbeiten können und nicht verlangsamt, wenn sie durch Geld bestochen werden. Aber naja. Nachdem mir mein zweiter Freund den Preis von 10.500 nannte, wusste ich immerhin, dass es auch für weniger geht. Er war wirklich sehr hartnäckig, aber ich habe meinen Charme etwas spielen lassen und so habe ich letztendlich 9.000 Rupien zahlen müssen. Hätte ich das nicht gezahlt, hätte ich den ganzen Stress gehabt plus 7 h Wartezeit im Amt. Und da beschweren wir uns in Deutschland, wenn wir eine Stunde beim Arzt warten müssen.
    Nach drei Stunden Warten, in einem kleinen schwülen Zimmer in einem Hinterhof kam der Mann mit meinem Pass zurück und siehe da: darin war endlich der Aufkleber, der mir erlaubt hier zu bleiben. Als ich dann gehen wollte, passierte es mir wie jeden Tag schon üblich, dass ich um meine Nummer gebeten wurde. Täglich werde ich um meinen Namen, Adresse, Nummer, Beziehungstatus und sonst was gefragt und ich muss ehrlich sagen, dass es mir so langsam tierisch auf die Nerven geht. Nachdem ich meinen “Freund“ abgewimmelt hatte, nahm ich den Bus zurück in den Stadtkern und suchte dort eine Bank auf. Doch egal an welchem Automaten, auf welcher Bank ich abheben wollte, es funktionierte nicht! Mit umgerechnet 15€ machte ich mich auf die Suche nach etwas zu Essen, steht's mit dem Hintergedanken noch ein Ticket im Bus zahlen zu müssen. Nach dieser kleinen Stärkung und nach ewigem Gesuche fand ich den Busbahnhof und setzte mich in den Bus. Kaum jemand war darin, da ich noch 15 min zu früh war. Ich wartete also auf meinem Platz, beobachtete die Leute draußen und als ich mich im Bus umschaute.... Ach du scheisse... “Ist das sein Ernst?!“. Ich erschrak mich und konnte nicht fassen, was ich zu sehen bekam. Ich musste tatsächlich noch Einmal hinschauen, da ich nicht fassen konnte, dass das gerade passiert. Rechts neben mir, am anderen Fenster saß ein Mann. Ohne Gepäck, nur mit einer Zeitschrift bei sich. Diese hielt er sich über den Schoß. Doch als ich das erste mal rüber sah, sah ich, wie er sich selbst in aller Öffentlichkeit mastubierte. Als neue Passagiere einstiegen, hob er sich die Zeitschrift über sein erregtes Würstchen und nahmen sie ihre Sitze ein, so machte er weiter, stehts den Blick auf mich gerichtet. Ich war angewidert, schockiert und mir war übel. Als der Bus anfing langsam loszufahren, stand der Mann auf und verließ einfach den Bus. Er war also offensichtlich auf eine Situation wie diese aus.
    Ich versuchte mich schnell abzulenken, wollte die Augen zu machen und einfach schlafen, da der Tag bisher so anstrengend gewesen war und die Fahrt sowieso 4 h bis nach Galle dauerte.
    Doch dann setzte sich ein Mann neben mich (obwohl der halbe Bus noch freie Plätze hatte). Ich konnte die Augen plötzlich doch nicht mehr zu machen und ich schaute gedankenvertieft aus dem Fenster.

    Nun möchte ich kurz beschreiben, wie die Busse in Sri Lanka aussehen, damit die Folgende Erzählung etwas mehr Sinn macht. Die Menschen sind hier sehr klein, verglichen zu uns Europäern. Dementsprechende sind die Sitze im Bus relativ klein und so ist es gängig, Hintern an Hintern, Schulter an Schulter zu sitzen. Jeder sitzt aufrecht da und versucht sich möglichst schmal zu machen, um den nebenan nicht zu sehr zu berühren. Oft sind die Busse aber überfüllt, wobei es dann recht schwer wird, jemanden nicht zu berühren.

    Bei meiner Fahrt nach Galle war der Bus anfangs aber halbleer. Der Mann neben mir war auffällig nervös (dachte ich jedenfalls), da er auf seinem Sitz hin und herrutschte und auch mit seinen Armen ständig anders dasaß. Es fiel mir auf, dass seine Finger oft auf meiner Seite waren. Heißt: seine Hände waren nicht auf der Oberseite seiner Beine, sondern an den Seiten, sodass er meinen Oberschenkel berührte. Wenn er die Arme vor der Brust verschrenkte, waren seine Fingerspitzen ausgestreckt und berührten meinen Arm.
    Ich redete mir ein, dass dieser Mann extrem nervös ist und aufgrund der engen Sitze Körperkontakt eh nicht zu vermeiden sei. Trotzdem quetschte ich mich noch mehr gegen das Fenster, sodass zwischen uns “viel“ Platz war. Die Augen fielen mir dann doch zu und ich versuchte zu schlafen. Ich dachte an mein Freiwilligen Projekt, das ich in wenigen Stunden kennenlernen sollte und... ÄHM HALLOOOOO?! Plötzlich spürte ich Zehen auf meinem Fußrücken, die mich streichelten...jedenfalls fühlte sich das so an. Ich zog meinen Fuß zurück und machte die Augen unauffällig auf. Ich schaute den Mann neben mir nochmals an, bemerkte, dass er seelenruhig war und mir wurde bewusst, dass sein “nervöses Verhalten“ ganz anders gedeutet werden musste. Dieser Mann hat von der ersten Sekunde an probiert mich zu berühren und da ich am Fenster saß, konnte er dies auch ganz einfach tun. Wohin hätte ich denn gehen sollen?
    Ich fragte mich, ob ich Hallos habe, mir die Situation zu schlimm rede und wartete ab. Jetzt kann einer sagen: “Bist du doof, steh doch einfach auf!“, aber keiner wird das verstehen können, wenn er nicht selbst einmal in dieser Situation war. Plötzlich wurde mir ganz heiß und schwindelig, ich zitterte und mein Herz raste. In dem Moment lag eine ganze Hand auf meinem Oberschenkel! Es war genug und ich rammte dem Mann meinen Ellenbogen in die Seite, er zog seine Hand zurück, ich schaute ihn mit Todesblicken an, zeigte ihm den Vogel und schubse seine Beine weg, sodass ich aus der Sitzreihe kam. Die Leute im Bus starrten mich an und während ich meine Taschen packte, beschimpfte ich den Kerl auf englisch. Doch so leise, dass er es vermutlich nicht hörte. Ich wusste nicht, ob ich dafür Ärger bekommen könnte, da ich in einem Land bin, wo Frauen eh nicht viel dürfen. Ich setzte mich unter übelsten Schweißausbrüchen neben eine Frau und war plötzlich in einer ganz anderen Welt.
    Ich reflektierte die Geschehnisse des Tages, kam mir einsam vor und unbeachtet. Und plötzlich war mir fast zu heulen zumute. Es war das erste mal seit über einem Jahr auf meiner Reise, dass ich innerlich sagte: Ich will nach Hause!
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  • Und dann gibt es eben auch "diese" tage

    October 4, 2017 in Sri Lanka ⋅ ☀️ 27 °C

    Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht wie ich mich gerade fühle. Ich habe mich so sehr auf das Freiwilligenprojekt gefreut, mir Gedanken gemacht, was ich mit einbringen könnte und war mir durchaus bewusst, dass ich dafür eine ganze Stange Geld liegen lasse. Geld, das ich mir hart erarbeitet habe. Doch ich will mich engagieren und dort helfen, wo es gebraucht wird. Ich will Menschen ein wenig glücklicher machen und ihnen für ihre Zukunft ein besseres Leben ermöglichen. Ich möchte etwas von meiner Lebensfreude abgeben und sie unterstützen, zu sehen, dass es einen Weg aus einem armen Leben gibt, durch unser Projekt und mit der Hilfe zahlreicher Spender und Arbeiter wie mich. Und wenn es dafür erforderlich ist, mit Geld zu bezahlen, dann will ich das machen.

    Am Tag meiner Ankunft, wurde ich von vielen Freiwilligen herzlichst begrüßt. Die meisten sind älter als ich und kommen aus Australien. Sie machen hier im Krankenhaus ein Praktikum im Zuge ihres Medizinstudiums. Zwei Andere Mädels aus England und Holland sind für dieselben Projekte wie auch ich hier. Also für Schulen, ein Waisenhaus, Altenheim und eine Behinderteneinrichtung. Nachdem ich ankam, wurde ich von einer Kollegin ins Zimmer gebracht, das ich mir mit ihr teile. Und dann...dann saß ich erst mal dort. Keine Info, wann ich wo eingeteilt bin, wann es Essen gibt, wie der Tagesablauf aussieht. Ich fühlte mich unwohl, musste alles erfragen und erst spät am Abend kam der Leiter Janaka und begrüßte mich. Ich schloss mich am nächsten Tag Joy an, die schon drei Wochen im Projekt arbeitete. Wir gingen in die Behinderteneinrichtung, wo ich sofort herzlich von Downsyndomlern umarmt und geküsst wurde. Wir malten und lachten zusammen, bis wir um elf Uhr vom Tuk Tuk Fahrer abgeholt wurden und zurück in unser äußerst luxuriöses Haus gefahren wurden. Dreimal täglich werden wir verpflegt, mittags zwei Gänge, Abends drei. Ein Standard, den ich nicht benötige und der mich äußerst viel Geld kostet. Da würde ich lieber mehr Geld ins Projekt investieren, statt mir täglich den Wanz vollhauen zu können. Die Anderen sind begeistert, waren noch nie wirklich reisen und gönnen sich an den Wochenenden-wie ich erfahre- teure Ausflüge mit Privatbussen zu den Attraktionen Sri Lankas. Hier mal 150$, da mal 300$. Obwohl es Abendessen in der Unterkunft bereitgestellt wird, gehen sie abends häufig auswärts essen. Davon habe ich mich schnell ausgeschlossen, da ich schon mit den Preisen der Unterkunft kämpfen muss. Ich schätze mich als kommunikativen und offenen Menschen ein, doch hatte das Gefühl, hier nur Smalltalk mäßig ausgefragt zu werden. Ich habe nicht das Gefühl aufgenommen worden zu sein. In den folgenden Tagen bekam ich Einblick in die Muslimischen Schulen, das Altenheim und in eine Schule für angehende Krankenschwestern. Zu diesen Locations, müssen wir zusätzlich die Transportkosten selbst übernehmen. Da kommt ein Tagesbudget von rund 35-40$ zusammen. Zum Vergleich: in einem teuren Land wie Neuseeland habe ich versucht eine Unterkunft für 20-25$ zu finden und habe mir billig Essen eingekauft. In einem Land wie Sri Lanka habe ich beim Reisen mit Transport, Essen und Unterkunft aller höchstens 20€ gezahlt. Ich lebe hier also vergleichsweise extremer teuer.
    Ein Teil der 35-40$ fließt wohl scheinbar direkt an die Projekte. Doch ich will doch sehen, was erreicht wird und wo mein Geld hinfließt. Ich will nicht nur Tag täglich Karten spielen. Es macht ein Teil der Menschen zwar in dem Moment glücklich, doch ich will auf Dauer etwas schaffen, das ihr Leben deutlich bereichert. Pfleger oder Betreuer lernte ich in den Heimen jeweils nicht kennen und mir wurde nicht wirklich etwas gezeigt. Ich habe mehr das Gefühl, dass ich hier willkommen bin, hier zu Hausen, mein Geld liegen zu lassen und in die Projekte fahren darf, um danach sagen zu können: "Ich war Freiwilligenarbeiter in Sri Lanka". Ich will damit nicht angeben, schon gar nicht, wenn ich nur Karten gespielt habe.
    Mir kommt es auch so vor, als würde jeder für sich selbst versuchen, sich gut darzustellen und sein Ding durch zuziehen. Doch eigentlich sind wir doch alle aus Einem Grund hier: Gutes zu tun! Dabei geht es nicht um unseren eigenen Status und schon gar nicht darum, anderen zeigen zu können, was für ein toller Hecht man ist. Die Volunteers besprechen kaum, was an den nächsten Tagen geplant ist, was sie erreichen wollen und sammeln auch keine Ideen, was verändert werden kann. Es scheint, als wollte man die vier Stunden Arbeit am Tag so schnell es geht herumgekommen.
    Ich kritisiere das Projekt an sich nicht. Ich denke, Janaka macht eine sehr gute Arbeit und trägt viel dazu bei, dass es Menschen jeweils besser geht. Doch die Zusammenarbeit mit den Freiwilligen, ist nicht so wie es sein soll- meiner Meinung nach!
    Diese Faktoren häufen sich an und lassen mich keine Sekunde am Tag los. Ich habe relativ viel Freizeit, die ich ebenfalls nicht haben möchte und denke viel nach. Bereits am Dienstag, ein Tag nach Ankunft, lag ich weinend im Bett und versuchte mir vor den Anderen nichts anmerken zu lassen. Gestern fing ich das Weinen schon fast in der Schule an, da ich mir so nutzlos vorkam.

    Und so kam es das Erste mal dazu, dass ich mich alleine, nutzlos, unverstanden, ausgenutzt und verlassen fühlte. Ich bin nie ein planloser Mensch. Es gibt immer einen Plan B, auch wenn Aufgeben in den meisten Fällen nicht in Frage kommt.
    Ich war so froh, mit meiner Mutter telefoniert zu haben an diesem Abend. Auch wenn sie mir nicht in meiner Entscheidung helfen konnte, tat es gut zu spüren, dass ich nicht allein in meiner Situation bin.
    Auch jetzt gerade rennen mir Tränen an den Wangen herunter und ich kann kaum sehen, was ich schreibe.
    Ich hatte so lange eine unbeschwerte Reise und an einer Hand abzählbare schlechte Tage. Ich sage mir selbst, dass es dazu gehört, sich zu fühlen, als wäre man in einer Sackgasse. Und dort stehen zu bleiben, bringt letztendlich nichts. Ich habe Angst Janaka zu sagen, dass ich nicht weiter bleiben will. Doch um ehrlich zu sein, muss ich das bald tun. Ich habe mich bereits ungesehen, ob ich in ein anderes Projekt spontan einsteigen kann. Unter anderem eine Deutsche, die sich um Straßenhunde kümmert und ihre Organisation frisch auf gemacht hat. Wir stehen in Kontakt und ich hoffe, dass ich bald Gewissheit habe, wohin es für mich weiter geht. Bis dahin bleibe ich noch hier und versuche mir nichts anmerken zu lassen und so viel es geht Menschen glücklich zu machen, sei es auch nur für vier Stunden am Tag, in denen ich in ihrer Einrichtung zu Besuch bin.
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    October 22, 2017 in Sri Lanka

    Aufgrund dessen, dass meine Braids bereits zu sehr rausgewachsen sind und ich nur noch angesprochen wurde, habe ich mich dazu entschieden meine geliebten Braids herauszunehmen. Mir hat das Herz geblutet...#immernochRead more

  • Jaffna

    October 26, 2017 in Sri Lanka

    Ich kam fix und alle in meinem Hotel (Yaarl Holiday Inn) an und sehnte mich nur noch nach einer Dusche. Knapp 10 Stunden Zugfahrt lagen hinter mir und ich war bereits seit 3 Uhr nachts wach gewesen. In meinem Hotel wurde ich mehr als freundlich von einer Dame empfangen, die sehr gut Englisch sprach.
    Ich hatte bereits morgens bemerkt, dass ich starke Halsschmerzen und Schnupfen hatte, hoffte jedoch, dass ich mir das nur einbilden würde. Naja, sagen wir, dass es noch schlimmer kam 😂
    Den Tag darauf, den ich eigentlich als Tag für Sightseeing nutzen wollte, verbrachte ich komplett im Bett. Die Haushälterin klopfte mehrmals an, versorgte mich mit Tee, bat mir an für mich zu kochen und war so besorgt, dass sie sogar den Arzt holen wollte. Doch es handelte sich nur mal wieder um die typische “Mase-Erkältung“ und somit brauchte ich nur Schlaf und Ruhe.
    Am Tag darauf plagte mich zwar immernoch der Husten und ein übler Schnupfen, aber ich ließ es mir nicht nehmen heute etwas zu unternehmen 💪 So lieh ich mir einen Roller (bei US Hotel) aus und cruiste in der Stadt herum. Zuerst fuhr ich zum Fort, der alten Hafenstadt, die durch den Krieg fast völlig zerstört wurde. Es ist der Wahnsinn, was für große Teile der Mauern kreuz und quer liegen. Dass diese Mal bei Bombardierungen durch die Luft flogen ist unfassbar. Die Einwohner arbeiten Tag täglich, um jeden einzelnen Stein wieder auf die Mauern zu setzen, überall in der Stadt stehen Soldaten mit Maschinengewehren und es ist deutlich zu spüren, dass für das Volk in diesem Teil des Landes, der Krieg noch nicht so gut zu verkraften ist, wie in anderen Teilen Sri Lankas. Viele Felder sind nicht bewirtschaftet, da es immernoch Blindgänger in der Erde versteckt gibt, einige Straßen sind noch unbefahrbar und an jeder Ecke gibt es Ruinen zu sehen. Seit meiner Ankunft schon hat mich diese Gegend beeindruckt, so auch der Fort.
    Ich besuchte den Jaffna Markt, auf dem mir persönlich zu viel los war und den ich deshalb bald wieder verließ. Danach ging ich indisch Essen im Mangos und wurde abschließend auf dem Roller von Massen an Wasser überrascht. Ich war noch nie so klitsch nass, wie an diesem Tag. Am liebsten hätte ich im Regen getanzt. Es war so schön erfrischend dieser Regen, die Kinder die gerade Schulaus hatten, lachten und rannten in ihren weißen Hemden und Kleidern lachend durch den Regen und ich bemerkte, wie schön Regen eigentlich ist. In Deutschland darf man bloß nicht nass werden, Regen lässt die Haare kräuseln, ist kalt, iiiih, bäääh.... Aber hier: hier ist Regen etwas Wichtiges. Einige Minuten Abkühlung und für die Natur die Möglichkeit, alles wachsen zu lassen, was die Menschen hier zum Leben brauchen.

    Ich wechselte meine Klamotten im Hotel, wurde von der Hausdame mit Kaffee versorgt, die schon wieder Sorge hatte, meine Erklärung könnte nun schlimmer werden und verfrachtete mich aufs Sofa für ein paar Minuten Ausruhen. 😂
    Und dann ging es zu meinem Highlight: dem Tempel!
    Der Norden Sri Lankas wird von den Tamilen bevölkert, die hauptsächlich dem Hinduismus angehören. Also einer Religion, die mehrere Götter hat, diese in großen Statuen darstellt und die unfassbar verrückt aussehen. Menschengestalten, aber mit Elefanten-/Hunde-/Löwenköpfen, grüner Haut, Händen wie ein Gorilla und geschmückt mit Hüten und Ketten aus Gold. Ihr müsst euch die Fotos ansehen, sonst denkt ihr ich bin total auf Drogen 😂
    Ich fuhr pünktlich in den Tempel und erlebte die verrückteste Zeremonie mit, die ich je besucht hatte. Zuerst quetschten sich alle in den Tempel, standen und beteten, mit Glocken, Flöten und Trommeln wurde Musik gemacht und die Menschen machten mir vorkommende seltsame Gesten und Töne. Es war unfassbar heiß und ich war wirklich froh, bald mit der Masse aus dem Tempel heraus gedrängt zu werden 😄
    Draußen versammelten sich alle und verkleidete Menschen und Gläubige mit den Göttern auf den Schultern begannen zu Singen und ich versuchte zu verstehen, was die da alle machen 😂 Es gelang mir nicht und begafft von den Einheimischen, stand ich einfach allein als weiße Frau (wobei ich mittlerweile nicht mehr wirklich weiß bin) dazwischen ich und bestaunte das Spektakel 😂 Die ganze Menschenmasse lief anschließen auf der Straße um den Tempel herum und ich kann nicht beschreiben, wie abgefahren das war. Vor allem machen die das Jeeeden Tag! Kleine und Große Zeremonien wie diese gibt es um 4:30 Uhr, 10:30 Uhr, 12:00 Uhr, 4:30 Uhr, 6:30 Uhr Tag täglich 🙈
    Die Menschen in Ländern wie Sri Lanka halten so sehr an ihrem Glauben fest, was mich sehr fasziniert hat. Obwohl sie selbst wenig haben, bringen sie Opfer zu den Tempeln und teilen auch sonst alles was sie haben.
    Was mir ganz besonders aufgefallen ist -da die Männer alle oben ohne in den Tempel müssen- waren die Narben die sie hatten.
    Schusswunden, Brand-, Messer und Operationsnarben. Manche Männer waren auch verstümmelt, hatten Glasaugen oder liefen für ihr Alter sehr schlecht. Und so wurde mir bewusst, was für eine grässliche Geschichte Sri Lanka hat. Das Volk ist und wird die nächsten Jahre noch sehr verwundet sein. Ich will mir nicht ausmalen, wie sehr auch die Frauen hier gelitten haben. Man redet so leicht über Kriege und schaut manchmal gar nicht so genau hin, wenn wieder in den Nachrichten darüber berichtet wird. Aber wenn ich überlege, dass ich eine glückliche Kindheit hatte, während sich die Menschen hier bekriegten und ich nun in meinem Erwachsenenalter die Resultate davon sehe, ist das einfach verrückt.
    Ich hatte ich Jaffna so oft Gänsehaut wie niemals zuvor irgendwo anders und ich bin froh, dass ich es auf mich genommen habe, so lange in den Norden zu fahren. Viele Touristen und Backpacker schreckt das ab. Doch genau SO möchte ich die Länder erleben, die ich bereise.
    Ich verlasse Jaffna mit einem sehr positiven Eindruck und tollen Erinnerungen. Die Menschen sind vom Tourismus noch nicht “versaut“ und respektieren Backpacker, ohne uns zu sehr ausnehmen zu wollen. Einige Menschen sprechen schlechtes oder kaum Englisch, doch versuchen trotzdem mit dir zu reden. Sie lachen so viel und waren mir als Frau gegenüber sehr respektvoll, was ich sehr genoss. Kaum ein Mann, schrie mir so blöd hinterher, wie es diese auf meiner bisherigen Reise taten.
    Besonders hat mich die Begegnung mit der Hausdame gefreut, die sich, um mich kümmerte, als wäre ich ihre Tochter. Sie hätte das nicht tun müssen, da ich ja nur ein Gast bin und genau das hat mich so gefreut. Wenn Menschen etwas für dich machen, was sie nicht machen müssten, ist das jedes mal besonders für mich. Ich habe das bereits so oft auf meinen Reisen erlebt und nun mal wieder.

    Jaffna gehört zu meinen Highlights in Sri Lanka und ich bewundere das Volk, dass sich so zielstrebig aufrappelt und das mit so viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft Anderen gegenüber tritt 😊
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