• europa-kontour
  • Renata Popp
Sep 2022 – May 2023

Mit den Zugvögeln südwärts

Erstmals starten wir unsere Reiseschlaufe ohne Rückkehrdatum und in der Absicht, den Winter über auf Achse zu sein. Südwärts gewiss: Südwest-Frankreich, Nordspanien, Portugal, Marokko? Es wird sich ergeben. Read more
  • Trip start
    September 1, 2022

    Beschenkt und inspiriert auf den Weg

    September 1, 2022 in Switzerland ⋅ ⛅ 17 °C

    Am Vorabend erlebte ich noch eine beflügelnde Veranstaltung in der Brache St.Fiden, einem lebendigen, bunten und ermutigenden Zwischennutzungsprojekt in St.Gallen. Genau solchen unkonventionellen Initiativen möchten wir auf unserer Reise auf die Spur kommen.
    Im Garten meines Elternhauses konnte ich die ersten Aepfel von meinem Bäumchen ernten; diese Aepfel und der weitere Segen aus Mutters Garten kommen mit ins Auto. Beim Abschiedsbesuch bei Therese im Freiburgischen haben wir die üppig wachsenden Krautstiele (Mangold) zu Capuns verarbeitet.
    Und schließlich hat das Blättern in Thereses Buch über die Kraniche uns wieder mit Reise-Inspirationen erfüllt. Auf geht's.
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  • "Ein Sommernachtstraum" in Murten

    September 2, 2022 in Switzerland ⋅ 🌧 20 °C

    Mit Therese fahren wir zu einem hochkarätigen Konzert im Rahmen der Murten-Classics; die Schauspielmusik "ein Sommernachtstraum" von Felix Mendelssohn wird gegeben, der ungünstigen Wetterprognose wegen nur leider nicht im Schlosshof. Das fantastische Abendlicht von der Ringmauer und das filigrane Konzert bleiben dennoch in bester Erinnerung.Read more

  • Abondance, Haute-Savoie

    September 4, 2022 in France ⋅ ⛅ 19 °C

    Auf dem Weg nach Südwesten darf der Besuch bei Sonja auf dem Camping "la Brise du Léman" natürlich nicht fehlen.
    Am Sonntag zeigt uns Sonja ihre Heimat der letzten Jahre und führt uns zum Sonntagsmarkt in Abondance sowie zum Bellevue de Tréchauffé. Der traditionsreiche Bergort geht auf eine Klostergründung zurück.
    Felix Meynet, ein berühmter Zeichner der in Frankreich so populären "Bandes déssinés" hat hier, als Kind in den Alp-Ferien beim Großvater, seine Inspirationen gefunden.
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  • Le Puy en Velay

    September 5, 2022 in France ⋅ ☀️ 27 °C

    Der mittelalterliche Ort ist einer der bekannten Ausgangspunkte für den Pilgerweg nach Santiago de Compostela. Die Gassen und Gebäude der Altstadt atmen diesen geschichtsträchtigen und zuweilen leicht morbiden Geist.
    Die weite Landschaft des oberen Loire-Tales ist unübersehbar vulkanisch geprägt; dies und die Hügellage am Rande des massiv central sind wohl der Grund, weshalb uns die Landschaft hier derart grün und fruchtbar vorkommt.
    Eindrücklich, wie sich direkt vor dem Campingplatz der Magma-Schlot eines ehemaligen Vulkans in den Himmel reckt, gekrönt von der St.Michaels-Kapelle aus romanischer Zeit.
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  • Le Puy en lumières

    September 5, 2022 in France ⋅ ⛅ 19 °C

    Le Puy ist ein Zentrum der digitalen Kunst und wohl deshalb ein Ort, der schon früh die Tradition der "sons et lumières" neu interpretierte.
    Diverse Fassaden bedeutender Gebäude und selbst der ganze Fels des "Rocher de St.Michel" sind im Sommer jeden Abend Projektionsfläche für die fantasievollen und teils beeindruckenden Digital-Art-Projektionen.Read more

  • In den Gorges du Tarn

    September 7, 2022 in France ⋅ ☁️ 23 °C

    Eine eindrückliche Fahrt entlang der Windungen des Tarn, in weitgehender Ruhe und beeindruckender Natur. Der Wasserstand des Tarn ist derart gering, dass ich nicht in Versuchung komme, mein Boot auszupacken.Read more

  • Diagonale départementale - Aveyron quer

    September 7, 2022 in France ⋅ 🌧 19 °C

    Wo Tarn und Jonte zusammen kommen, wo die Hochebenen (Causses) der Cevennen aus dreierlei Richtungen sich treffen, liegt in erhabener Lage das schmucke Dorf Peyreleau. Unsere verspätete Mittagsrast.
    Von hier aus machen wir uns auf den Weg nach Salvagnac-Cajarc, einem willkürlich ausgewählten einfachen Campingplatz direkt am Lot. Abends die neckische Feststellung, dass wir mit dieser dreistündigen Fahrt just das östlichste Dorf des Departement Aveyron mit dem westlichsten Dorf des Departements verbunden haben.
    Je mehr wir westwärts kommen, desto mehr entsteht der Eindruck, dem Herbst entgegen zu fahren: extrem trockene Hochebenen, Kühe die das Heu direkt von der Weide fressen, Felder mit Mikro-Maisstauden, Bäume mit komplett rotbraunem Laub. Beklemmend - umso mehr als wir gerade noch die vergleichsweise grünen Landschaften der Auvergne durchquert hatten.
    Die "Chapelle Saint Jean Baptiste" bei Rieupeyroux liegt auf einem kleinen Hügel mit einzigartiger 360-Grad-Rundsicht. Sie diente offenbar als wichtiger Triangulationspunkt für die Kartierung Frankreichs.
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  • Cajarc im Tal des Lot

    September 8, 2022 in France ⋅ ⛅ 18 °C

    Ein wunderbar unkomplizierter und einfacher Bauernhof-Camping, ein lebhaftes Dorf mit Bio-Laden, Unverpackt-Laden, einer Gelateria mit Bauernhof-Eis, Brocante, einem exzellenten Metzger mit zartem Lamm-Gigot für den Grill, was will man mehr? Der zartschmelzende Ziegen-Frischkäse mit Sauerteig-Baguette und Rotwein macht dann noch das ultimative Dessert.
    Das feine Essen habe ich mir mit einer Radtour entlang des Lot und zum Aussichtspunkt Saut de la mounine redlich verdient.

    Etwas gar auffällig das Dekor der Brückenpfeiler an der Hängebrücke von Cajarc. Als ich vom Campingwart erfahre, dass vor drei Jahren nahe Toulouse ein 40-Tönner-Lastwagen eine baugleiche Hängebrücke zum Einsturz gebracht und drei Menschen in den Tod gerissen habe, verstehe ich jedoch die Maßnahme.
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  • Gouffre de Lantouy - zauberhaft

    September 9, 2022 in France ⋅ ⛅ 18 °C

    Die kleine Radtour führt uns in ein einsames Waldtal hinter Salvanac-Cajarc. Im frühen Mittelalter stand dort die Abbaye de Lantouy. Der Standort erstaunt nicht, denn ganz in der Nähe ist heute noch die kristallklare Karstquelle Gouffre de Lantouy mitten im Wald zu entdecken. Ein wirklich zauberhafter stiller Fleck; da gelingt Entschleunigung und Besinnung wie von selbst.Read more

  • Per Rad um Cajarc

    September 9, 2022 in France ⋅ ⛅ 25 °C

    Angenehme Rundtour auf kaum befahrenen Nebenstraßen. Vom Vortag her weiß ich nun, dass man Getränk und Verpflegung stets mitführen sollte: die meisten Dörfer in der Umgebung haben keine Infrastruktur mehr und kämpfen um ihre Existenz. Die Mairie (Gemeindehaus) ist oft noch das bestrenovierte Gebäude, denn solange es noch eine Mairie hat, ist der Ort amtlich existent. In Larnagot sei es ein Engländerin, die neu wieder eine Epicerie eröffnet habe und deren Sohn betreibe eine kleine Bar. Good luck!

    Im ebenso kleinen Nachbarort Calvignac stosse ich auf eine fantastische Aussichtslage, ein liebevoll gestaltete Ausstellung historischer Fotos und auf eine weitere Überraschung: hier betreibt eine 40-köpfige (!) Crew von Freiwilligen während der Saison die einzige Bar, eingemietet im Gemeindehaus. Das Bistro Bellevue ist täglich von 10-20 Uhr geöffnet und bietet einfache Mittagsverpflegung und ein gelegentliches Kulturangebot (Konzert, Ausstellung). Chapeau!
    PS: Die (dynamischen aber mehrheitlich ergrauten) Mitglieder der Betreibergruppe suchen dringend Verstärkung aus den jüngeren Generationen.
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  • Markttag in Figeac

    September 10, 2022 in France ⋅ ⛅ 22 °C

    Ein lebhaft-buntes Land-Städtchen mit grosser Geschichte. Seit jeher eine wichtige Station auf dem Pilgerweg nach Santiago. Malerische Gassen und Hausfassaden und lebhafte Marktplätze.

    Der Geburtsort von Jean-François Champollion, dem das erstmalige Entziffern der altägyptischen Hieroglyphen gelang, hat ihm ein eigenes Museum errichtet. Auf dem lauschigen Platz gleich dahinter hat der amerikanische Künstler Joseph Kossuth eine 14x7 Meter grosse schwarze Bodenplatte verlegen lassen, eine Hommage an den "Stein von Rosette" mit der Hieroglyphen-Inschrift.

    Figeac war auch Sitz der bedeutenden Schreinerei Ratier, die sich in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts auf die Herstellung von hölzernen (und später metallenen) Flugzeugpropellern spezialisiert hatte. Was wiederum eine besondere Lage schuf für die Résistance während des zweiten Weltkriegs. Die Stadt wurde am 12.Mai 1944 durch eine SS-Division "gesäubert" und rund 800 Menschen wurden deportiert. Eine ausführliche und eindrückliche Schülerarbeit im Schaufenster des Musée de la Résistance gibt Aufschluss darüber. So geht bewusstseinsbildende Geschichts-Vermittlung!
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  • Figeac - überraschend vielseitig

    September 10, 2022 in France ⋅ 🌙 16 °C

    In den samstäglich lebhaften Gassen stosse ich auf einen Männerchor, der mit polyphonen okzitanischen Gesängen auf sich aufmerksam macht und neue Mitglieder wirbt. Originell, da würde ich mich glatt melden, wenn ich (hier) sesshaft wäre. Die Klänge erinnern auch an die korsischen und sardischen Hirtengesänge.

    In Innenhof-Café "l'arrosoir" (Gießkanne) herrscht lebhaftes Treiben zur spontanen Gitarrenmusik eines Chansonniers. Das Gemeinschafts- und Kulturkaffee sieht sich der Solidarwirtschaft verpflichtet (bio-regional-nachhaltig) und bietet auch kostenfreie Kulturveranstaltungen, finanziert über die - obligatorische - Mitgliedschaft.

    Gleich mehrere kunsthandwerkliche Gemeinschafts-Ateliers sind in ehemaligen Ladenlokalen verteilt; da wird gemalt, getöpfert, gebastelt, ganz selbstverständlich generationenverbindend.
    Die mit einem gemeinsamen Verkaufsladen verbundenen "FigeActeurs" verstehen sich als territoriale Agitatoren hinsichtlich ihrer Leitwerte "Gemeinschaftlichkeit, Wohlwollen, Kreativität, Offenheit und Innovation".

    Ein solidarisches Restaurant bietet Verpflegung für Alle und die FreeGo(Frigo)-Initiative lädt ein, die Überschüsse aus dem eigenen Kühlschrank im Quartierkühlschrank zu teilen. Das Gemeinschaftsgarten-Projekt schafft da die logische Ergänzung. Und selbst die Stadtgärtnerei wirkt mit: ein riesiger Treppenaufgang ist statt mit 0815-Blumenschmuck mit unzähligen und üppig wachsenden Kräutern bestückt. Genug für alle.

    Und schließlich stosse ich im Schaufenster einer Galerie auf eine wunderbare Zeichnung, die diese Vielfalt in der Stadt Figeac auf subtile Weise nochmals künstlerisch zusammenfasst. Herzerfrischend.
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  • Ein eindrückliches Stück Jakobsweg

    September 11, 2022 in France ⋅ ☀️ 22 °C

    Die stillen, kargen und weiten Hochebenen der Causses du Quercy sind für sich schon sehr beeindruckend. Hirten-Land. Mit der gegenwärtigen Trockenheit und der entsprechenden Herbstfärbung ist die Endlichkeit noch augenfälliger. Quelle trocken.

    Das Architekten-Kollektiv Encore Heureux (immer noch glücklich) aus Paris hat im Stile der traditionellen Hirten-Unterstände (okzitanisch: cayrou) auf diesem aufgesetzten Bergrücken eine Schutzhütte für die hier vorbeikommenden Jakobspilger errichten lassen. Zusammen mit der alten freistehenden Eiche ein Ort mit ganz besonderer Ausstrahlung.

    Das Werk sieht sich in der Tradition der art-refuge (www.artrefuge.fr) und damit der sanften Land-Art-Kunst von Andy Goldsworthy. Damit ergibt sich gleich ein neues Reiseziel für später mal: der art-refuge-Kunstwanderweg bei Digne in der Haute-Provence.
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  • Auf diesen trockenen Weiden müssen die Pferde bereits mit Heu gefüttert werdenunscheinbar blühende Bescheidenheit

    Peche Merle - drunter und drüber

    September 11, 2022 in France ⋅ 🌙 22 °C

    Nach einer kurzen Fahrt über die Hochebene und hinunter ins Tal des Célé erreichen wir ein weiteres stilles Dorf mit Geschichte und einem kreativen Aufbruch-Geist: Marcilhac sur Célé mit seiner ehemaligen Abteikirche, deren einstige Grösse die Ruinen erahnen lassen.

    Weiter durch das beschauliche Tal mit imposanten Felswänden geht's zur prähistorischen Höhle Peche Merle. Dieses Höhlensystem mit den 29'000 Jahre alten Felsmalereien ist mit Führer zugänglich. Auch das Museum (und das Bistro, der Milkshake!) sind absolut lohnenswert. (Online-Reservation empfohlen)

    Da wir eh die Nacht hier auf dem oberen Parkplatz in der Sternen-Einsamkeit verbringen wollten, bot sich gleich noch ein weiteres Highlight an: der erdgeschichtliche 4km-Wanderweg "le chemin du temps, path of time" bei traumhafter Abendstimmung.
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  • Das irrwitzige Museum

    September 13, 2022 in France ⋅ ☁️ 29 °C

    Von St.Cirque Lapopie wechseln wir auf den einfachen und sympathischen Camping Municipal in Vers, direkt am Lot. Ein beschaulicher und unbedingt empfehlenswerter, sympathischer Ort.

    Auf dem Weg dorthin ein Abstecher zum "Museum de l'insolite", zum Museum des Aussergewöhnlichen, das von Bertrand Chenu, einem ebenso außergewöhnlichen "schrägen Vogel" geschaffen wurde. Unser Empfinden schwankt zwischen Witz und Faszination, zwischen Achtung und Bedauern. Philosoph, Künstler, Messie? Faszinierend sein ausgeprägter Sinn für das Absurde in unserer Welt. Karl Valentin auf französisch?

    Unglaublich, wenn man bedenkt, dass er diese Menge und Vielfalt an - teils altertümlichen - Gegenständen und Materialien eigenhändig zusammengetragen hat. Seine Immaginationskraft, in diesen Fragmenten deren Potenzial zu sehen, ist schlicht umwerfend.

    Gleichzeitig wird man den Eindruck nicht los, dass seine Phase der kreativen Schaffenskraft allmählich unter dem Staub der Jahre zu versinken droht. Die schiere Fülle der Ideen und Impulse wirkt auf mich anfänglich zwar inspirierend, nach einer guten halben Stunde dann aber zunehmend überfordernd. Vermutlich müsste man diese Impulse homöopatisch - in vielen kleinen Dosen - einnehmen.

    Dennoch: das Unperfekte und Absurde erscheint in unserer ach so perfekten Welt auch irgendwie heilsam.
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  • Alors ... Cahors

    September 14, 2022 in France ⋅ ⛅ 25 °C

    Die alte Stadt im Mäander des Lot, die wichtige Stadt auf dem Pilgerweg, die Stadt des besonders gehaltvollen Cahors-Weins: Unser Tagesausflug war informativ, der Markt war bunt und der Salatteller im "Au Comptoir d'Olt" war hervorragend. Ansonsten: Cahors hat man bald mal gesehen. Die kleinen ländlichen Dörfer mit Herz liegen uns einfach näher.Read more

  • Traumhaftes Paddeln auf dem Lot

    September 15, 2022 in France ⋅ ⛅ 20 °C

    Gestern noch unsicher wegen der steilen Ufer am Lot, der zahlreichen Schleusen und überhaupt..... . Dank Tipp der Campingwartin machte ich mich gestern Abend noch auf zum Haus des englischen Kunstmalers Jeffrey Stride hier in Vers. Nebst seiner Atelier-Galerie und seinem umfangreichen Werk interessierte vor allem auch der Umstand, dass er selbst leidenschaftlicher Paddler ist und die Gegend hier seit 50 Jahren bestens kennt.

    Ermutigt durch seine Tipps machte ich mich heute mit Packboat auf dem Rücken auf den Weg. Für 2 Euro bringt mich der Bus Lot-aufwärts nach St.Cirque Lapopie. Bootsaufbau. Besichtigung des ersten Steinwurf-Wehres mit Umtragestelle. Einpaddeln flussaufwärts bis unter das nächste Wehr. Dann geht's los: erfolgte der Bootsaufbau noch im Morgennebel, so gab's zum Start wunderbar sonniges Wetter, später kurze Regenschauer und auch mal etwas Wind. Alles was dazu gehört. Die fünf Schleusen hatte ich schließlich alle umtragen; trotz steiler Ufer und allzu hoher Hausboot-Stege war's mit etwas Kletterkunst zu schaffen. Mein neues - wesentlich leichteres - Faltboot Puffin Packboat Saranac hat dabei seine Vorteile rundum ausgespielt. Ideale Tour mit idealem Boot.
    Renata mochte bei der ersten Erkundung noch nicht mittun. Stattdessen liess sie sich vom Kunstkatalog von Jeffrey Stride inspirieren: lauter Wasserbilder, die am Lot entstanden sind und unzählige Stimmungen und Spiegelungen zeigen. Ideal zum Eintauchen.
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  • Rocamadour - sich ständig neu erfinden

    September 17, 2022 in France ⋅ 🌙 16 °C

    Rocamadour sei im Mittelalter einer der vier wichtigsten Wallfahrtsorte der (damaligen) Welt gewesen, neben Jerusalem, Rom und Santiago de Compostela. Etwas nüchtern betrachtet, könnte man dies als Erfolg im damaligen Geschäftsmodell werten. Denn gewiss, die Pilgerei war - religiöse Motivation hin oder her - ein respektabler Geschäftszweig. Von den Hospizen über die Gaststätten, Handwerksbetriebe, kirchlichen Institutionen und Wegelagerer bis zu den Bienenzüchtern haben sie davon gelebt. Ja, letztere seien oft neben den Hospizen gewesen, weil deren Honig zur Pflege - insbesondere der wunden Füsse - verwendet worden sei. Die Pilgerei war zweifellos der Tourismus der damaligen Zeit.

    Mit dem hundertjährigen Krieg, der Reformation und schließlich der französischen Revolution wurde der Ort mehrfach verwüstet bzw. wurden die meisten religiösen Einrichtungen im Ort geschleift. Die Leute waren dankbar um das Baumaterial, das gleich für die nächsten Häuser verwendet werden konnte.

    Im 19.Jh hätte ein schwer kranker (und reicher) Pariser Priester, der hier eine wundertätige Heilung erfahren habe, den Anstoss gegeben und die Finanzmittel eingebracht, um Rocamadour als Wallfahrtsziel wieder zu beleben.

    Im Rahmen der "journées du patrimoine" hatten wir Gelegenheit, eine ausgezeichnete Führung durch das "Schloss" von Rocamadour, seinen Garten und die geheime Treppe zwischen Schloss und Sanctuaire zu erhalten. Was nach Aussen einigermaßen renoviert erscheint, ist im Inneren in marodem und desolatem Zustand. Deshalb hat die Diözese nun ein Renovationsprojekt gestartet; mit jungen Freiwilligen, mit Begegnungs- und Informationsveranstaltungen sollen Mittel und Nachnutzungs-Ideen zusammengetragen werden. Eine gute und glaubwürdige Initiative; und für uns - nach unserem halbjährigen Einsatz in Schloss Blumenfeld - ein kleines déjà-vu.
    Das abendliche Konzert des jungen Vokalensembles der Sinfonietta Garonna (Toulouse) im Schlossgarten war ein passender Hörgenuss zum Abschluss dieses überraschenden Tages.

    Fazit: Rocamadour ist, bei aller Distanz zum katholischen Geschäftsmodell, auf jeden Fall eine Reise wert, nur schon der spektakulären Lage und seiner Geschichte wegen. Und der Campingplatz von l'Hospitalet, oberhalb der Falaise ist unbedingt zu empfehlen.
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  • Im Tal der Dordogne

    September 18, 2022 in France ⋅ 🌙 14 °C

    Im Paradies ... der Paddler, .... der Nüsse, ... der Termiten.
    Eine wunderschöne Fahrt über nur knapp 50km führt uns an die Dordogne; fantastisches Licht, blauer Himmel, schmucke gepflegte Dörfer, milde und fruchtbare Landschaft. Einleuchtend, dass so viele Engländer (äh pardon Grossbritannier, no sorry, Bewohner der UK - ach sind die Autokennzeichen verwirrend) diese Region zu ihrer Wahlheimat erkoren haben.

    Auf dem Camping Municipal von Cénac finden wir unser Paradies der nächsten drei Tage direkt am Fluss. Still und beschaulich unter Platanen und unzähligen Nussbäumen, deren Herbstfärbung bereits fortgeschritten ist. Das Boot ist schnell aufgebaut und die näheren Flusskilometer sind bald erkundet. Das Wasser der Dordogne ist glasklar, fließt lautlos und doch zügig. Renata hat bereits wieder einen Eisvogel gesichtet.

    Etwas nachdenklich wurde ich bei der gestrigen Schlossführung, als ich mit eigenen Augen sehen konnte, welch immense Schäden die Termiten im alten Gebälk verursacht hatten. Anscheinend sei mittlerweile die gesamte Dordogne von der fortschreitenden Verbreitung dieser gefrässigen Insekten betroffen (laut Wikipedia bis zum 44. Breitengrad S+N).
    Meine Suchbegriffe im Internet ergeben zunächst eine lange Liste von hiesigen Firmen, die auf Insektenbekämpfung spezialisiert sind. Im Weiteren stosse ich auf die staatliche Information des Périgord, dass bei Liegenschaftsverkäufen künftig ein "Insektenfreiheits-Attest" mitgeliefert werden müsse bzw. dass bei Neubauten eine präventive Insektenbekämpfung obligatorisch sei - natürlich mit der chemischen Keule.
    Dabei heisst es doch bei Wikipedia, dass Ameisen die ärgsten Feinde der Termiten wären. Soviel zum Klimawandel und zum natürlichen Gleichgewicht.
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  • Mysty Dordogne

    September 19, 2022 in France ⋅ ☀️ 25 °C

    Nach einer kühlen Nacht erleben wir die Dordogne von ihrer mystischen Seite. So sehr, dass wir das Frühstück im Bus einnehmen und kurz die Heizung anmachen. Danach per Rad auf den Festungshügel der Bastide de Domme, was gleich wieder wärmt. Tolle Ausblicke in eine liebliche Landschaft, ein sehr schön erhaltenes Dorf, angenehme Atmosphäre zumindest am zeitigen Vormittag.

    Der Schriftsteller Henry Miller soll gesagt haben, die Dordogne sei jene Gegend, welche der Vorstellung von Paradies am nächsten komme. Diese Aussage scheint mir nachvollziehbar.

    Meine angeborene Neugier lässt mich stets mal wieder was Neues ausprobieren. Gehört natürlich dazu, dass dies auch mal schief gehen kann: Das - im Land der unzähligen Walnussbäume - biologisch handgebraute Nuss-Bier von La Lutine würde ich definitiv nicht weiterempfehlen.
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  • Paddelparadies Dordogne

    September 20, 2022 in France ⋅ ☀️ 23 °C

    Das ist mal ein Fluss ganz nach Renata's Geschmack: ruhig fließendes Wasser, wunderschöne Mäander in stiller Natur, eindrückliche Fels-Szenerien, (teils fast zu) sehr gepflegte Dörfer, stilvoll renovierte Häuser, Kiesbänke, Eisvögel und Ruhe a gogo, jedenfalls jetzt zum Saisonende.
    Für die Tour von Grolejac nach Bénac mieten wir einen Old-Town-Canadier, womit auch gleich die Transpotfrage geklärt war. Ein klarer Highlight-Tag, noch dazu bei diesem wunderbaren Wetter.
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  • Petit Manseng et Grand Manseng, Jurançon

    September 22, 2022 in France ⋅ ☀️ 24 °C

    Wir haben es wunderbar getroffen hier im Workaway-Einsatz bei Mylène und Jean-Paul. Sehr herzliche Aufnahme, ein einziartiger "Stellplatz" auf dem Hügel mit perfekter Fernsicht auf die Pyrenäen, ein soeben erstelltes neues Zimmer im Dachstock der Scheune, ein atemberaubender Sternenhimmel.
    Bereits liegt der erste Wimmet-Morgen hinter uns. Der Hof Pesaulhé liegt mitten im AOC-Weingebiet Jurançon. Hier um Monein wird hauptsächlich ein gehaltvoller, goldgelber und süsser Weisswein gekeltert, der in (fast) allen Lebenslagen genossen wird, genauso als Apéro wie auch zum Dessert. Die Rebsorten des Petit Manseng und Grand Manseng sind ausschliesslich im Baskenland und im Jurançon heimisch. Die dickschaligen Beeren, die teilweise bereits am Stock zu dörren beginnen, werden als typische Spätlese ab Mitte September und bis Mitte November geerntet.

    PS: Renata hat heute bei den reiferen Beeren mit dem Refraktometer einen potenziellen Zuckergehalt von 20 Grad ermittelt.
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  • Besuch aus der Heimat

    September 27, 2022 in France ⋅ 🌧 14 °C

    Ausgerechnet zum angekündigten Regenwetter besuchen uns unsere Basler Camperfreunde Ruedi&Monika. Auf der Rückreise aus Portugal machen sie zwei Tage Pause bei uns auf dem Hof Pésaulhé. Das Gute am schlechten Wetter: wir müssen nicht wimmen und können uns ausgiebig mit Ruedi&Monika unterhalten.

    Mylène und Jean-Paul haben uns für den Abend eine super sympathische Wein-Degustation auf der benachbarten "Domaine de Montesquiou" organisiert. Eine lehrreiche Tour d'horizon durch deren Palette an Jurançon-Weinen und ein äußerst stimmungsvoller Abend.

    Anderntags besuchen wir gemeinsam die Kirche von Monein mit ihrem aussergewöhnlichen Dachstuhl (vgl. separaten Footprint).

    Der Nachbarort Navarrenx ist als eines der schönsten Dörfer Frankreichs ausgezeichnet, was beim gegenwärtigen Wetter allerdings nicht wirklich zur Geltung kommt. Das Mittagessen in der rustikalen Atmosphäre der Taverne St.Jacques mundet hingegen ausgezeichnet. Die Taverne ist bis hin zur Toilette auf die Santiago-Pilger ausgerichtet. Nicht ganz verwunderlich, denn Navarrenx ist Knotenpunkt der französischen Pilgerwege.

    Passend zum Wetter runden wir den Nachmittag ab mit "Hornöchsle", unserem bewährten Camper-Spiel 6nimmt.
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