Nepal Tallo Hemja

Discover travel destinations of travelers writing a travel journal on FindPenguins.
  • Day 40

    Poonhill

    February 3 in Nepal ⋅ ☀️ 21 °C

    Ich freue mich!
    Morgen gehe ich vier Tage mit einem Guide trekken. Seit ich das letzte Mal in Nepal war, wollte ich den Annapurna besteigen. Davon habe ich aber Schauergeschichten gehört, von Wasserköpfen über ganz starke Migräne, bis Tage langes Übergeben. Ich hätte auch nicht die Energie für 12-14 Tage.
    Ich habe mir heute noch eine Daunenjacke und ein Merinoshirt gekauft, da es morgens 4 Grad ist.
    Für das Trekken muß eine Genehmigung ausgestellt werden, man darf seit letztem Jahr nur mit Guide gehen. Es sind wohl ein paar Wanderer nicht zurück gekommen.
    Wenn man nach 16 Uhr draußen ist, kann ein Bär über den Weg laufen. Wenn ich in den Bergen warmes Wasser möchte, muss ich das sehr teuer bezahlen.
    Ich bin sehr gespannt!
    Read more

  • Day 40

    Nach 13 Jahren....

    February 3 in Nepal ⋅ ☀️ 15 °C

    Gestern habe ich nun endlich die Klosterschule besucht. Ich war sehr aufgeregt. Wer von den kleinen Mönchen wäre noch da...
    Von 50 Jungs war es letztendlich nur einer, der mich auch erkannt hat. Alle anderen sind mit 18 oder 20 Jahren nach Indien zum studieren gegangen.
    Aber mir wurde alles gezeigt. Die Schule wurde um ein Komplex erweitert. Und anstatt 50 Jungs werden jetzt 150 Mönche und kleine Nonnen unterrichtet. Die kleinen Nonnen kommen nur für den Unterricht, dann werden sie zurück in ihr Hostel gefahren.
    Ich freue mich, dass Mädchen auch eine Chance auf Unterricht haben .
    Anstatt bis Klasse 8 wird jetzt bis Klasse 12 gelernt.
    Da gestern Sonntag war, hatten sie frei und spielten Fußball und schauten Momentan unterrichtet eine Chinesin 3Monate.
    Ich sah, das manche Jungs Süßigkeiten hatten und manche gar nichts hatten. Ich habe einfach für alle Süßigkeiten gekauft...
    Es war ein richtig schönes Erlebnis!
    Read more

  • Day 26

    Black out

    January 4 in Nepal ⋅ ☀️ 20 °C

    Die Nacht war kalt – kälter als sonst. Am Vorabend war gegen 20 Uhr der Strom ausgefallen, und damit auch sämtliche Heizlüfter, die wir in diesem Haus besitzen. Nichts ging mehr. Doch da das fast jeden Tag passiert – meistens abends, wenn ganz Pokhara auf Strom angewiesen ist – erschien uns das zunächst nicht ungewöhnlich.

    Die Nacht war unruhig. Draußen bellten zahlreiche Hunde, und ich wachte immer wieder auf. Eine erholsame Nacht war das nicht.

    Am nächsten Morgen war der Strom immer noch nicht zurück. Prakash wunderte sich, denn normalerweise dauern die Blackouts nur etwa zwei bis drei Stunden. Ein paar Telefonate mit Freunden brachten Klarheit: Das Problem lag in unserer Straße – im wahrsten Sinne des Wortes.
    Nach dem Frühstück nahm Prakash mich mit. Wir liefen ein paar Meter in Richtung Hauptstraße und sahen schon von Weitem eine Traube von Menschen. Es waren die Nachbarn von Prakash und Bina, die sich auf der Straße versammelt hatten und neugierig in dieselbe Richtung blickten. Als wir um die Ecke kamen, sahen wir das Ausmaß der Zerstörung: Ein ganzer Strommast, samt all der Kabel, die die Menschen über die Jahre daran befestigt hatten, lag quer auf der Straße.

    Ein Lkw war wohl am Vorabend dort vorbeigefahren. Der Fahrer hatte im Dunkeln nicht bemerkt, dass sich eines der dünnen Datenkabel an seiner Karosserie verhakt hatte. Gemeinsam mit dem Kabel riss er den gesamten Mast um – so zumindest berichtete es ein Nachbar. Jetzt wurde auch Prakash klar, warum das WLAN nicht funktionierte, obwohl der Router mit Solarenergie und einer Batterie betrieben wird.

    Tatsächlich waren bereits Arbeiter des Stromversorgungsnetzes mit dem Wiederaufbau beschäftigt. Ein neuer Mast wurde gesetzt, und auch eine neue Stromleitung wurde daran befestigt. Was aus den Datenkabeln werden soll, sei jedoch nicht ihr Problem, erklärten die Arbeiter. Die Zuständigkeiten waren damit wohl geklärt.
    Ehrlich gesagt wundert es mich nicht, dass so ein Mast irgendwann einmal umkippt. In der ganzen Stadt hängen hunderte Kabel an jedem einzelnen Mast, und so mancher neigt sich bedrohlich zur Seite. Die Menschen hier gleichen das offenbar aus, indem sie auf der Gegenseite einfach noch mehr Kabel anbringen – völlig verrückt. Die chaotische Ansammlung der Kabel macht es umso schwieriger, Fehlerquellen zu finden, es sei denn, der ganze Mast liegt buchstäblich vor den Füßen.

    Es wird wohl ein paar Tage dauern, bis das Internet wieder funktioniert. Eigentlich hatte ich vor, ab Montag intensiv an meiner Doktorarbeit zu schreiben. Dafür muss ich mir jetzt einen anderen Ort suchen – im Notfall wird es die Juicery.
    Immerhin gab es seit dem Abend wieder Strom, und die Nächte sind dadurch nicht mehr ganz so kalt.

    Ich melde mich erst wieder im Laufe der nächsten Woche. In den nächsten Tagen passiert ohnehin nichts Spannendes, und ich versuche, in einen Arbeitsmodus zu kommen. Bis dahin!
    Read more

  • Day 21

    Forensik und Festival

    December 30, 2024 in Nepal ⋅ ⛅ 13 °C

    Gestern und heute habe ich mich ein wenig zurückgezogen und einige dringende Anliegen erledigt. Zum einen brauchte der Guide die Unterlagen für eine längere Wanderung durchs Annapurna-Gebirge, zum anderen habe ich noch einmal alle benötigten Unterschriften für mein Famulaturzeugnis eingeholt.

    Die Arbeit der Forensiker ist wirklich spannend. Was Bina und ich befürchtet haben, ist schneller als gedacht eingetreten: Die forensischen Mitarbeitenden haben nicht nur die Aufgabe, Todesursachen mittels Obduktionen zu klären. Auch die Sicherung von Spuren an Körpern ist ein essenzieller Teil der Arbeit. Dabei handelt es sich oft um Verletzungen nach Schlägereien oder Überfällen auf Personen. Aber auch Opfer häuslicher Gewalt und sexueller Übergriffe kommen vor. Bei sexuellen Übergriffen oder Misshandlungen stehen den Forensikern stets Gynäkologen oder Urologen zur Seite. Ein Kollege berichtete mir, dass gerade während des Streetfestivals die Arbeit zunimmt. Viele Menschen kommen nach Pokhara, viele konsumieren – nicht nur Alkohol , und das Konfliktpotenzial steigt. Wir werden sehen.
    Das Streetfestival ist ein guter Ausgleich nach der Famulatur. Von der forensischen Abteilung bin ich direkt auf dem Weg in die Stadt. Heute findet auch ein Drachenbootrennen statt. 18 Teams aus verschiedenen, überwiegend asiatischen Ländern nehmen daran teil. Die handgeschnitzten Boote wippen auf dem Wasser auf und ab. Die Sportler stechen ihre Paddel ins Wasser und versuchen, als Erste die Ziellinie zu überqueren. Vorne sitzt ein Taktgeber, der in einem konstanten Rhythmus auf eine kleine Trommel schlägt. Hinten steht ein Steuermann. Die chinesischen Teams sind in der Überzahl und gewinnen hier souverän.

    In „The Juicery“ bin ich mittlerweile Stammkunde. Hier arbeite ich stundenweise an meiner Doktorarbeit. Der Kaffee ist gut, und das Essen ist noch besser.

    Abends gibt es dann leckere nepalesische Küche bei Bina und Prakash. Und so vergeht die Zeit. Noch einige Tage Famulatur, und dann beginnt wieder das nächste Abenteuer.
    Read more

  • Day 18–20

    The last few days..........

    December 30, 2024 in Nepal ⋅ ☀️ 13 °C

    After completing one of the most challenging, exciting and truly breathtaking experiences I've ever had, we had a day of rest, fun and relaxation which ended up with us all dancing to a slightly unusual band in a bar until the early hours of the morning. Not your normal Monday night!! Welcome to Pokhara!
    Maybe wasn't the best idea to stay up so late before a 10 hour bus drive back to Kathmandu.
    Back in Kathmandu we had complete luxury in our final hotel and then out got a final meal and NYE celebrations, the group had dramatically reduced in size but we sang, danced and laughed, some people stage dived!
    On the 1st January we all said goodbye!
    A two and half week roller coaster of a trip, a great way to spend Christmas and new year. Trekking, taking in the scenery, keeping fit, making new friends and exploring and experiencing one of the most amazing places I have ever been to in my life.
    Nepal, I truly love you and now into the next exciting adventure in your amazing country.........
    Read more

  • Day 15

    Frohe Weihnachten Officer

    December 24, 2024 in Nepal ⋅ ☁️ 17 °C

    An diesem Morgen liegt Pokhara unter einer leichten Wolkendecke. Es wird heute nicht aufklaren. Ohne die wärmende Sonne, die das Tal erhellt, bleibt die Temperatur unter 20 Grad. Keine weiße Weihnacht – dafür liegt Pokhara zu tief. Leider ist auch der Blick auf die weißen Gipfel des Himalayas verhangen.

    Das Frühstück mit der Familie ist sehr bereichernd. Auch wenn wir kein Weihnachtsfest feiern, ist die Stimmung gut, und Bina und Prakash erzählen, was in den nächsten Tagen in Pokhara los sein wird. Den Auftakt macht das 1. Internationale Hot Air Balloon Festival, das heute beginnt. Bis zum 02.01.2025 werden verschiedene Künstler auf einer Bühne vor den Toren Pokharas auftreten. Die Ballons heben täglich ab. Am Mittag mache ich mich auf den Weg, um schon einmal nachzusehen.
    Da es etwa 15 Minuten mit dem Roller sind, entscheide ich mich heute zu fahren. Dann passiert das, was passieren musste: Ich schlängle mich durch den Verkehr. Plötzlich höre ich eine Trillerpfeife. Eine Hand am Straßenrand geht hoch. Ein junger Mann mit Schirmmütze tritt vor mir auf die Straße und zeigt auf mich. Er weist mich an, links ran zu fahren (Linksverkehr!). Es ist ein Beamter der Verkehrspolizei. Sofort gehen alle Alarmglocken bei mir an, und mein Puls steigt. Ich grüße freundlich und hoffe, dass meine Freundlichkeit vielleicht schon das Gröbste regelt.

    „Good afternoon, Sir. Merry Christmas.“ Der Polizist antwortet mir nicht. Er lächelt nicht einmal. Das kann ja heiter werden. Er will das Fahrtenbuch sehen – ein kleines Heftchen, in dem die Zulassung eingeheftet ist und die offiziellen Stempel der Behörden. Zum Glück hatte Prakash mir am ersten Tag gezeigt, wo ich dieses finde. Immer wieder fragt der Polizist: „Rent?“ und zeigt auf den Roller. Spätestens jetzt wird mir klar, dass er gar kein Englisch spricht. Ich versuche zu erklären, dass es kein Mietroller ist. Ich erwähne Kopila Nepal – so steht es auch im Zulassungsheft.
    Dann ruft er seinen Kollegen hinzu. Ein etwas älterer Polizist kommt dazu. Ich hoffe einfach, dass niemand meinen Führerschein sehen will, denn den habe ich nicht. Für Nepal benötige ich einen internationalen Führerschein. Beantragt habe ich diesen in Deutschland nicht, und somit bin ich tatsächlich ohne Fahrerlaubnis unterwegs. Zumindest formal. Der ältere Polizist fragt, ob ich bei Kopila arbeite. Selbstbewusst, und weil die beiden mich wahrscheinlich ohnehin nicht verstehen, sage ich, ich sei Doktor im Manipal Hospital, und krame meinen Mitarbeiterausweis heraus, den ich von Jivnath bekommen habe.
    Plötzlich lächeln beide. „Ah, Manipal.“ Ich erhalte die Papiere zurück, und die beiden ziehen den nächsten Roller aus dem Verkehr. Das war ja ein Kinderspiel. Der hohe Blutdruck und der schnelle Puls waren völlig unnötig. Man muss seine Vorteile ausspielen – ganz ohne Schmiergeld und mit den beiden Zauberworten „Manipal Hospital“.

    Am Festivalgelände angekommen, präsentieren die Piloten gerade ihre Ballons. Ein wunderbares Bild. Ich nehme mir vor, in den nächsten Tagen zu schauen, ob es möglich ist, mitzufahren.

    Den Abend lasse ich mit den bekannten Gesichtern in der Juicery ausklingen. Bei Live-Musik ist es ein sehr entspannter Heiligabend – ohne Food-Koma und ohne Termine. Tausende Kilometer von zuhause entfernt. Um ein wenig Heimat zu spüren, gibt es dann noch eine Live-Schalte zum Familienfest in Kalkar. Ein bisschen wehmütig wird man dann doch, wenn man nicht dabei ist.

    Frohe Weihnachten!
    Read more

  • Day 13

    Hoch hinaus

    December 22, 2024 in Nepal ⋅ ☀️ 14 °C

    Der nächste Tag hier in Pokhara entfaltet sich wie eine Geschichte, die mit jedem Kapitel spannender wird. Der Morgen beginnt früh, die klare Luft trägt den Duft der Berge, als ich mich auf den Weg zum Sarangkot-Berg mache. Die Fahrt dorthin ist schon ein Erlebnis für sich: Der Weg schlängelt sich in Serpentinen die Hänge hinauf, und mit jeder Kurve eröffnet sich ein noch spektakulärerer Blick auf die schneebedeckte Annapurna-Bergkette. Die Gipfel leuchten richtig im Morgenlicht, und es ist kaum zu glauben, dass diese Szenerie real ist.

    Oben angekommen, auf 1500 Metern Höhe, scheint die Welt endlos. Die Sonne wirft ihr goldenes Licht auf die umliegenden Hügel, und der Phewa-See glitzert wie ein riesiger Diamant in der Ferne tief unten im Tal. Alle paar Minuten starten hier oben die Paraglider mit ihren Kunden. Mein Pilot ist Tamsar. Er ist ziemlich klein, sehr aufgeschlossen und nett. Seit 10 Jahren fliegt er jeden Tag hoch oben über dem Tal. Bevor wir an der Reihe sind, frage ich, ob ihm dieser Job Spaß macht. Was er so verdient. Er liebt die Lüfte sagt er. Rund zwei Jahre dauerte die Ausbildung zum Piloten. Denn wer Paragliden möchte, der braucht eine Pilotenelizenz. Der Verdienst lag vor Corona bei 3000 $ im Monat, mehr als ein Arzt in Nepal verdient. Seit Corona sind es nur noch rund 500 $. Die Branche hat sehr gelitten und erholt sich nur sehr sehr mühsam. Wie bei einem Flughafen, gibt es hier zwei Beamte, die die Abflüge regeln. Jeder Pilot mit Lizenz hat einen Start-Slot. Als wir an der Reihe sind bekomme ich die letzten Sicherheitshinweise. „Zu Beginn kleine Schritte, dann auf mein Kommando rennen und auf gar keinen Fall hinsetzen. Du merkst wenn wir abheben, dann erst setzen.“ Ich spüre die Aufregung in mir, während der Gurt des Paragliders befestigt wird. Bei einigen vor uns hat das nämlich nicht gut geklappt. Die Kunden haben sich zu schnell gesetzt und der Start musste dann abgebrochen werden. Inklusive einer Schleiffahrt durchs Gestrüpp. Das will ich vermeiden. Tamsar wartet auf eine kleine Böhe. Dann zieht er an den Seilen, Luft füllt die Kammern des Schirms. Er gibt das Kommando. Wir tippeln los. Dann rennen wir gemeinsam.
    Plötzlich heben wir ab. Kein Motor, keine Turbinen, nur noch die Stille des Himmels und der Wind, der uns trägt. Die Freiheit ist überwältigend. Wir fliegen rund 20 Minuten 1500m über dem Boden. Als wir nach 30 Minuten Richtung Tal gleiten fragt Tamsar, ob ich ein wenig „tanzen“ wolle. Na klar, wenn ich schon mal da bin! Er beginnt und zieht spektakuläre Schrauben und Spiralen in die Luft, und ich lache laut vor Freude. Das ist nochmal ein ganz anderes Erlebnis.
    Von hier oben wirken die Berge des Annapurna-Massivs noch mächtiger, der See darunter friedlicher. Es ist ein Tanz mit dem Wind, ein Moment, der sich einbrennt. Schließlich gleiten wir sanft zur Landung am Ufer des Phewa-Sees. Als meine Füße den Boden berühren, fühle ich mich beflügelt, im wahrsten Sinne des Wortes.

    Am Nachmittag schenke ich meinem Körper Entspannung. Bei den Seeing Hands Nepal empfängt mich ein blinder Masseur mit einem warmen Lächeln. Seine Hände scheinen meine Verspannungen sofort zu spüren, und während er mit gekonnten Griffen arbeitet, spüre ich, wie der Stress der letzten Woche ablässt. Die Massage ist nicht nur eine Wohltat für meinen Körper, sondern auch eine stille Verbindung zu dieser inspirierenden Initiative, die Menschen mit Seebehinderungen in Nepal eine Chance gibt, erwerbstätig zu sein.

    Später am Nachmittag suche ich das The Juicery auf, einen kleinen Rückzugsort mit gemütlicher Atmosphäre und einem Garten, der zum Träumen einlädt. Mit einem dampfenden Kaffee in der Hand beobachte ich, wie die Sonne langsam hinter den Bergen verschwindet. Vögel zwitschern im Hintergrund, und die Zeit scheint stehenzubleiben.

    Der Abend gehört meiner Gastfamilie. Wir sitzen zusammen und teilen Geschichten und Lachen, während die nepalesische Fischsuppe serviert wird. Prakash, der für CBM Deutschland (Christoffel Blinden Mission) arbeitet erzählt von seinen Reisen nach Deutschland und was er so liebt. Bina will unbedingt Berlin besuchen.
    Die Aromen von Ingwer, Knoblauch und frischen Kräutern sind ein Traum. Zum Abschluss werde ich mit einem Glas Apple Brandy überrascht – ein kräftiger, fruchtiger Schnaps, der das Gespräch in Schwung bringt und mich noch tiefer in die Wärme dieser Kultur eintauchen lässt.

    Es ist ein Tag, der mich mit allen Sinnen berührt – die Höhen der Lüfte, die Serpentinen mit ihren Ausblicken, die Ruhe der Massage, die Aromen des Essens und die Herzlichkeit der Menschen.
    Read more

  • Day 10

    Doppelt anstrengend

    December 19, 2024 in Nepal ⋅ 🌙 14 °C

    Nach der kurzen Nacht, ist der Tag besonders anstrengend. Ich habe das Gefühl ein Güterzug ist über mich drüber gefahren. Aber wer feiern kann, der kann auch arbeiten. Diesmal laufe ich in die Klinik. Da ich mich gestern schon für den Frühdienst abgemeldet habe bin ich auf dem Weg zum Spätdienst. Die 4 Km Fußweg tun auch einfach gut. Mit genug Wasser im Gepäck vergeht zwar eine gute Stunde bis ich oben am Krankenhaus angekommen bin, dafür riskiere ich nicht in eine Polizeikontrolle zu geraten. Auch die Mädels sind angeschlagen. Geteiltes Leid ist halbes Leid.
    Der Fall des Tages ist ein junger Mann der auf dem Weg zur Schule von unbekannten verprügelt wurde. Er hat starke Kopfschmerzen, die ungewöhnlich erscheinen. Ein wenig durcheinander ist er auch. Nach einer kurzen körperlichen Untersuchung, entscheiden sich die Ärzte dazu ein CT vom Kopf zu machen. Nachdem sein Bruder die Kosten in der Eingangshalle am Schalter begleicht, wird der Patient zum CT gebracht. Ich begleite ihn und bin erstaunt, wie hier gearbeitet wird. Die Radiologie ist durchaus ein bekannter Arbeitsplatz für mich. Auch das etwas ältere CT Modell kenne ich aus kleineren Krankenhäusern in Düsseldorf während meiner MTR Ausbildung allerdings ist die auch schon knapp 10 Jahre her. Aber für die Verhältnisse hier ist das schon sehr fortschrittlich. Nur mit dem Strahlenschutz ist man hier nicht so genau. Damit sich der Patient nicht bewegt wird seiner Mutter eine Bleiweste angelegt. Sie muss im Raum bleiben. Absolut unnötig, da sie die Streustrahlung als unbeteiligte und unverletzte Frau abbekommt. Ich frage nach ob das hier so üblich sei. Das ist es. Ich halte mich zurück und kann innerlich nur mit dem Kopf schütteln. Denn der Patient ist weder ängstlich noch unruhig. Die Regeln sind die Regeln sagt der Mitarbeiter am Schaltpult. Das CT jedenfalls zeigt, was wir befürchtet hatten. Eine Blutung im Kopf. Sofort werden die Neurochirurgen informiert. Für den jungen Mann ein Glücksfall, denn viele Neurochirurgen gibt es in diesem Land nicht. Bis er allerdings verlegt wird vergeht wieder viel Zeit. Ich hoffe, dass ich die nächsten Tage nochmal nach ihm schauen kann.

    Gesundheitsedukation ist im Manipal Teaching Hospital auch überall präsent. Auf Hinweistafeln an alten ausgemusterten Fahrzeugen steht überall der Hinweis: kümmert euch um eure Gesundheit. Getreu dem Motto, wer sich nicht rechtzeitig kümmert, funktioniert nicht mehr.

    Am Abend gibt es köstliche MoMo und wieder die beste nepalesische Küche. Danach gehe ich nur noch ins Bett. Dieser Tag war doppelt anstrengend.
    Read more

  • Day 8

    Polytrauma

    December 17, 2024 in Nepal ⋅ ☀️ 19 °C

    Mein zweiter Tag in der Notaufnahme begann dank Prakash (dem Gastvater) bereits deutlich entspannter als der erste. Großzügig stellte er mir sein Mofa zur Verfügung, damit ich die morgendliche Hektik im überfüllten Bus oder in einem Taxi umgehen konnte. Mit einem kühlen Fahrtwind im Gesicht und einer Prise Abenteuergefühl machte ich mich also auf den Weg zum Manipal Teaching Hospital. Die Fahrt durch Pokhara war eine Wohltat und Herausforderung zugleich: Vorbei an kleinen Teestuben, geschäftigen Straßenhändlern und im Hintergrund immer die majestätischen Silhouetten des Himalayas, inmitten eines Verkehrs, der keinen Regeln zu folgen scheint – ein Start in den Tag, der kaum besser und herausfordernder hätte sein können.

    Kaum angekommen, holte mich der Ernst der Notaufnahme allerdings schnell wieder in die Realität zurück. Ein schwer verletzter Patient wird eingeliefert – ein 18-jähriger Junge, der von einem Auto erfasst worden war. Schon auf den ersten Blick ist klar: Es geht ihm schlecht. Er war bleich, zitterte unkontrolliert und hatte vor Schmerzen die Augen geschlossen. Seine Kleidung war zerrissen, und sein Atem flach und schnell. Zu allem Überfluss hatte er bereits vor zwei Tagen einen gebrochenen Unterarm erlitten, der bereits im Gips lag. Wen einer einen schlechten Start in die Woche hatte, dann dieser junge Mann.

    Die Versorgung des Polytraumas war – gelinde gesagt – chaotisch. Ich beobachtete, wie es an Organisation und Struktur fehlte. Niemand hatte zu Beginn die Wirbelsäule immobilisiert, obwohl der Verdacht auf ernsthafte Verletzungen nahe lag. Auch ein Wärmemanagement gab es nicht. Der Junge zitterte so stark, dass seine ganze Liege vibrierte. Eine Decke war anfangs nirgends zu sehen, geschweige denn ein aktives Wärmesystem. Erst hier im Krankenhaus wird der Junge auf eine Spine-Board gelegt, eine Art Hartplastik-Trage, die verhindern soll, dass die Wirbelsäule belastet wird. Das hektische Treiben der Ärzte und Pfleger fühlte sich wie ein Durcheinander an, ohne klaren Plan oder Führung. Immer wieder führten Ärzte aus unterschiedlichen Fachrichtungen dieselben Untersuchungen durch: Abtasten des Bauches, Abhören der Lungen, Pupillenkontrollen – doch keiner koordinierte sich mit dem anderen. Der Patient wurde mehrmals unnötig hin und her bewegt, das Gesicht voller Schmerz, was mir innerlich die Luft abschnürte.
    Erst nach einer guten halben Stunde wurde ein Ultraschallgerät herbeigeschafft. Immerhin ein sehr modernes, welches der Chefarzt mit seinem Handy bedient. Bildqualität für den Moment ausreichend. Ich stand an der Seite und sah auf dem Handy, wie dunkle, unheilvolle Flächen sichtbar wurden: freie Flüssigkeit im Bauchraum. Ein eindeutiges Zeichen – der Junge hatte wahrscheinlich eine innere Blutung. Die Zeit lief gegen ihn, und erst jetzt wurde ein CT angefordert. Der gesamte Ablauf war geprägt von Unruhe, von Einzelaktionen ohne Zusammenspiel. In solchen Momenten wurde mir bewusst, wie wertvoll Leitlinien, Struktur und Protokolle in der Traumaversorgung sind. Hier in Nepal sah ich ein ganz anderes Bild.

    Inmitten dieses turbulenten Morgens wurde ich plötzlich überrascht: Die zwei deutschen PJlerinnen hatten von mir erfahren und suchten mich in der Notaufnahme auf. Pauli und Valerie, zwei Medizinstudentinnen aus München, begrüßten mich mit einem offenen Lächeln und stellten sich direkt vor. Wir kamen sofort ins Gespräch und teilten unsere Eindrücke vom Klinikalltag, von Nepal und dem Abenteuer Famulatur. Es tat gut, vertraute Stimmen zu hören, die ähnliche Erfahrungen machten wie ich. Spontan beschlossen wir, uns für den Abend zu verabreden – eine schöne Abwechslung.

    Den Nachmittag verbrachte ich schließlich im Bluesheep, einem gemütlichen Café in Lakeside. Mit einem guten Kaffee in der Hand und der Sonne im Gesicht ließ ich die Erlebnisse des Vormittags sacken. Die Atmosphäre hier war wie Balsam für die Seele – entspannt, unbeschwert und voller Leichtigkeit.

    Am Abend traf ich Pauli und Valerie wie geplant. Unser Ziel war das Open-Air-Kino, ein echter Geheimtipp in Pokhara. Mit Pizza und kühlen Getränken ließen wir den Tag ausgelassen ausklingen und genossen die besondere Atmosphäre unter dem Sternenhimmel. Der Film, Into the Wild, war ein emotionales Meisterwerk, das uns alle berührte. Die Geschichte eines Alleinreisenden, auf der Suche nach seinem Glück, weit weg von Freunden und Familie. Da blieb kein Auge trocken.

    So endete mein zweiter Tag in Pokhara – ein Tag voller Kontraste zwischen Chaos und Ruhe, zwischen Ernst und Leichtigkeit.
    Read more

  • Day 7

    Wettlauf gegen die Zeit

    December 16, 2024 in Nepal ⋅ ☀️ 13 °C

    Die Nacht war ziemlich mäßig. Mitten in der Nacht wache ich mit starken Kopfschmerzen auf. Ich vermute, dass ich gestern zusammen mit Prakash beim Abstellen der Gastherme einfach zu viel eingeatmet habe. Schon am Abend hatte ich mäßige Kopfschmerzen. Da aber das Gas abgedreht ist und die Badtür geschlossen war, kann es nicht wieder ausgetreten sein. Doch die Kopfschmerzen lassen mich um 2 Uhr nachts nicht wieder einschlafen. Also greife ich zu IBU-Lysin (Wirkeintritt innerhalb von 5–10 Minuten) und schlafe wieder ein wie ein Baby.

    Gegen 7:30 Uhr klingelt mein Wecker. Ich frühstücke noch schnell und mache mich auf den Weg zum Manipal Teaching Hospital. Der Versuch, mit dem Bus zu fahren, gestaltet sich äußerst schwierig. Es gibt von Lake Side keine direkte Busverbindung. Ich rufe mir über die InDrive-App ein Motorrad-Taxi und lasse mich bis vor die Tür bringen. Das Gebäude des Krankenhauses ist sehr groß und massiv gebaut – (fast) alle Departments unter einem Dach, wie es sich für ein Krankenhaus gehört. Mit 750 Betten ist es das größte in Pokhara und eines der größten in Nepal. Die Klinik hat auch eine Radiologie mit CT und MRT, was mein Herz als gelernter MTR höher schlagen lässt.

    Zuerst bin ich aber mit Jivnath Niure (im Bild links) verabredet. Er koordiniert die Famulanten aus aller Welt. Nach einigen Formalien händigt er mir mein Namensschild aus und bringt mich zu Prof. Dr. Maskey (im Bild rechts). Prof. Maskey ist der ärztliche Direktor. Er begrüßt mich, bietet mir einen Kaffee an, und wir quatschen ein wenig – erst über mich und dann über das Krankenhaus. Er reißt kurz die Geschichte des Hauses an und ist immer wieder stolz darauf, dass Famulanten aus der ganzen Welt hierherkommen, um zu lernen. Was er auch sagt, ist, dass die ärztlichen Mitarbeitenden und Studierenden vor Ort von uns lernen sollen. Für ihn bedeutet internationaler Austausch auch die Erweiterung des Wissens seiner Kolleginnen und Kollegen. Keine zwei Stunden später in der Notaufnahme werde ich noch hautnah miterleben, was er damit meinte.
    Wir sprechen rund 15 Minuten miteinander. Immer wieder fragt er, wie das Studium in Deutschland abläuft und wie es aufgebaut ist. Alles in allem ist es ein sehr herzliches und angenehmes Gespräch. Nachdem wir uns ausgetauscht haben, unterzeichnet er ein Schreiben mit meinem Namen und allen Daten, das Jivnath ihm hinhält, und damit bin ich offiziell als Famulant im Haus tätig.

    Ich werde von ihm zum Leiter der Notaufnahme gebracht. Hier werde ich die nächsten zwei Wochen verbringen. Vor der Notaufnahme steht ein Security-Mitarbeiter. Auch hier scheint das nötig zu sein. Ich werde durchgewunken und direkt zu Dr. Nav gebracht, einem kleinen, rüstigen Mann Ende 40. Auch er begrüßt mich sehr herzlich und steigt mit mir direkt in die Patientenversorgung ein.
    Die Notaufnahme besteht aus einem sehr großen Raum. In der Mitte steht eine Kanzel, und auf der einen Seite ist Platz für vier Patienten der Kategorie Grün (kein Notfall). Auf der anderen Seite gibt es drei Plätze für die Kategorien Gelb und Rot (Überwachung und absoluter Notfall). Zwischen den Tragen gibt es Vorhänge, die zugezogen werden können. Alles erinnert an eine amerikanische Emergency-Serie, zumindest was die Raumaufteilung betrifft.
    Da es in Nepal keinen Rettungsdienst – geschweige denn Notärzte – gibt wie bei uns, lässt der erste echte Notfall auch nicht lange auf sich warten. Es gibt zwar Krankenwagen, diese dienen aber lediglich dem Transport. Medizinisches Personal fährt nicht mit. Das Prinzip lautet hier „Load & Go“ (Einladen und ab ins Krankenhaus – in Deutschland haben wir zum Glück Rettungsdienst, Notärzte und das Prinzip „Stay & Play“). Erst hier im Krankenhaus beginnt die Suche nach dem Problem und im besten Fall die Behandlung.

    Plötzlich wird es hektisch. Ein bewusstloser Patient wird mit dem Krankenwagen gebracht. Laut Aussagen der Angehörigen soll dieser Zustand vor rund einer Stunde eingetreten sein. Nach wenigen Sekunden ist klar: Herz-Kreislauf-Stillstand. Dr. Nav beginnt mit der Reanimation. Die Nurses versuchen, einen Zugang zu legen, und die Interns fangen an, den Patienten zu beatmen. Mir fallen nach und nach immer mehr Dinge auf, die wir anders gelernt haben. Natürlich gehen in meinem Kopf alle Alarmglocken an, aber man muss sich in diesem Moment auch immer wieder sagen, dass man erstens Gast ist und zweitens die Ärzte und das Personal hier gar nicht unbedingt die Möglichkeiten haben, es so auszuführen, wie die Leitlinien in Deutschland es vorgeben.
    Als der erste Intern Dr. Nav bei der Kompression des Oberkörpers ablöst, traue ich meinen Augen kaum. Der Intern drückt mit beiden Händen fest auf der linken Seite des Brustkorbs, ungefähr auf Höhe der Brustwarze des Patienten. Auch Dr. Nav bemerkt das, korrigiert den Intern und fordert ihn auf, in der Mitte der Brust auf das Brustbein zu drücken. Immer wieder muss er Frequenz und Tiefe korrigieren. Als der Intern nach ein oder zwei Minuten sichtlich ins Schwitzen kommt, stelle ich mich zur Verfügung, um abzulösen. Wir tauschen durch, und ich starte so, wie ich es gelernt habe. Dr. Nav ist zufrieden und lobt mich: „This is a perfect technique, you see what Dr. Denis is doing“, sagt er in Richtung der Interns.
    Wenn Dr. Nav wüsste, dass ich in meinem Kopf ständig „Ha ha ha ha Stayin’ Alive“ von den BeeGees singe, wüsste er, warum ich zumindest bei der Frequenz recht gleichmäßig bin. Für alle Umstehenden besser, dass ich es nicht laut tue. Spätestens dann hätten wir noch mehr Notfälle.
    Nach knapp fünf Minuten Reanimation wird es zu einer Fortbildung. Weil der Patient wahrscheinlich so lange ohne Kreislauf war, sind die Chancen gleich null, dass er diesen Tag überlebt. Dr. Nav nutzt das Momentum, um den Interns praktische Fertigkeiten mitzugeben. Jeder von ihnen muss nochmal ran, und ich soll korrigieren. Für mich als Famulant ist das eine unangenehme Aufgabe. Ich bin mir aber sicher, dass Prof. Maskey genau das meinte, als er gesagt hat, dass seine Mitarbeiter auch von den Famulanten lernen können.

    Wir versuchen noch rund 15 Minuten, den Patienten zurückzubekommen – vergeblich. Todeszeitpunkt: 10:05 Uhr. Der 39-jährige Patient wird von der anwesenden Kriminalpolizei in die forensische Abteilung gebracht.

    Später, als ich schon auf dem Weg nach Hause bin, bekomme ich einen Anruf, ob ich bei der Obduktion dabei sein wolle. Ich weise meinen Fahrer direkt an, umzudrehen. Das lasse ich mir nicht entgehen.
    Die nächste Stunde verbringe ich dann in der Postmortem Hall. Ein kalter, gefliester Raum. In der Mitte steht ein silberner Tisch. Darauf erkenne ich den Patienten vom Morgen wieder. Zusammen mit dem Forensiker widmen wir uns dem leblosen Körper.
    Er zeigt mir, welche Schnitte ich machen soll. Dann nehme ich das Skalpell und schneide vom Kinn hinunter bis zum Schambein. Wir arbeiten uns bis zum Brustkorb gemeinsam durch. Mit einer Rosenschere (!) schneidet er durch die Rippenknorpel und hebt das Brustbein ab. Am Ende liegen alle inneren Organe neben dem Körper. Ein Assistent kümmert sich um den Kopf und entnimmt das Gehirn.
    Für mich ist das alles ziemlich neu. Im Studium hat jeder deutsche Student Körperspenden bearbeitet und den Geruch von Formalin noch gut in Erinnerung. Aber einen kürzlich Verstorbenen habe ich bisher noch nicht vor mir liegen gehabt – schon gar nicht mit dem Ziel, alle Organe zu entnehmen. Der Geruch, der einem in die Nase steigt, ist eine Mischung aus Metzgerei und frischem Blut. Bis der Darminhalt inspiziert wird. Darauf muss ich, glaube ich, nicht näher eingehen.

    Die Todesursache laut Forensiker: akutes Herzversagen (Herzkranzgefäße verkalkt).

    Damit endet mein erster Tag im Manipal Teaching Hospital um 17 Uhr. Ich freue mich auf das Abendessen mit Bina und Prakash. Am Abend gibt’s dann noch zwei wundervolle Telefonate in die Heimat, ehe ich mich jetzt erhole.
    Read more

Join us:

FindPenguins for iOSFindPenguins for Android