Diese Nacht habe ich ausgesprochen gut geschlafen. Geweckt werde ich durch aufgeregtes Möwengeschrei, aber das haben sie gestern Abend auch schon gemacht. Ein Schwan fliegt tief über mich hinweg und landet auf der Ostsee. Schön so ist das beim ersten Kaffee, morgens draußen vor der Tür. Das Gewitter gestern Abend hat gut getan, die Luft ist super heute Morgen. Ich nehme noch einen zweiten Kaffee und eine Portion Haferflocken. Alles schön langsam heute, keine Hektik. Ich überfliege noch einmal meinen Blog und dann ab dafür. Ich möchte heute, bevor es nach Vaasa geht, unbedingt noch nach Svedjehamn um dort die Budvattnet runt zu laufen. Dafür muss ich nur einige Kilometer weiter fahren. Irgendwann mache ich das und lande in einem ziemlich verschlafenen Ort. Aber gut, der Wanderweg ist ausgeschildert und ist weitestgehend gut ausgebaut. Überall am Rande des Weges sind Infotafeln über die erdgeschichtlichen Hintergründe des Kvaner Archipels. Dann führt der Weg in einen Waldabschnitt und hier warten die fiesen Mücken, denen ich gestern Abend die kalte Schulter gezeigt habe. Erst nur ein Summ, dann immer mehr fiese Summ‘s. Ich werde fast wahnsinnig. Das Anti-Brumm verhindert wahrscheinlich das allerschlimmste. Im Stechschritt versuche ich diesen Abschnitt möglichst schnell hinter mir zu lassen und laufe auf ein deutsches Pärchen auf (seit Tagen glaube ich der einzige Deutsche hier zu sein). Was ich da hinter dem Rücken des Mannes sehe erzeugt bei mir pures Entsetzen, ein riesiger Schwarm verfolgt ihm auf Schritt und tritt. Ich wage keinen Blick nach hinten zu werfen. Wedel hier, klatsch da, irgendwie entkomme ich dieser Hölle und stürze mich direkt auf das Café das in der Nähe des Parkplatzes ausgeschildert war. Ich brauche jetzt dringend etwas erfrischendes. Meine Enttäuschung ist groß als ich feststelle das es geschlossen ist, dann muss es eben wieder Apfelsinenlimonade sein. Ich mache mich sofort auf den Weg nach Vaasa mit einem Zwischenhalt an einer Entsorgungsstation und finde dann einen Platz direkt neben dem örtlichen Gefängnis, welches natürlich die bester Lage am Wasser hat. Auch Vaasa möchte ich mir ansehen und es ist eine schöne, grüne Stadt. Ich werfe einen Blick in die orthodoxe Kirche, dann in die Stadtkirche, trinke einen Kaffee in der Markthalle, laufe durch die Innenstadt am Rathaus vorbei und schlussendlich über die Uferpromenade zurück zum Wohnmobil. Alles ist zweisprachig ausgeschildert, denn hier in Vaasa ist neben Finnisch auch Schwedisch die zweite Amtssprache. Am frühen Abend geht dann wieder ein richtiges Unwetter über Vaasa nieder. Zwei Mädchen, die mit viel Mühe eine Viertelstunde vorher ihre SUP‘s aufgepumpt haben, kehren nun zurück um diese wieder einzupacken. Irgendwie tun sie mir leid. Obwohl ich weder Finnisch noch Schwedisch verstehe, kann ich wohl raushören wie sie ganz aufgeregt über den Blitzeinschlag direkt im Gefängnis nebenan sprechen. Ich glaube in diesem Moment jedem hier in der Umgebung das Herz für eine Sekunde stehengeblieben.
Auch das hier ist wieder ein letzter Abend, wenn alles gut geht, nehme ich morgen früh um acht die Fähre nach Umea. Dann heißt es „Exploring Sweden“Read more