Soltau

4:40 Uhr war ich wach, das ist eindeutig zu früh um in der Wohnung Rabatz zu machen. Da hätten sich meine Gastgeber sicherlich beschwert. Ich döste noch a bissi, dann kam irgendwann der 4 Monate alte Kater meiner beiden Gastgeberdamen und glotzt mich an. Ich habe mein Müsli zum Frühstück zubereitet und während ich es verzehrte, habe ich die Kühe vor dem Fenster beobachtet. Ey, ich bin voll am Land hier.
Die blaue Elise wurde bepackt, ich habe mich verabschiedet und die beiden Mädels gedrückt und ab ging die Fahrt dank seniler Bettflucht schon um 7:15 Uhr.
Ich bin an einen Krimskramsladen hängen geblieben und habe durch das Tor rein gesehen. All die Sachen die wir zum Wertstoffhof bringen, hätte man hier kaufen können. Für Zeltdeko wäre bestimmt etwas dabei gewesen. Aber ich bin froh, dass der Laden noch zu hat und außerdem habe ich kein Platz in meinen Koffern.
Bissi später fahre ich an einer Weide vorbei und muss kurz anhalten. Da traben doch die Kühe an und drängeln sich ganz nah an den Zaun. Ich denke, ich musst unwahrscheinlich anziehend sein für Kühe ( was bin ich stolz ).
Mittlerweile ist es gegen 8:30 Uhr und die Straßen werden leerer. Alle Kinder sind wahrscheinlich in die Schule gebracht worden, die Papis sind in der Arbeit, die Muttis jetzt bei ihren Yoga Kurs, Tupperparty oder machen mit ihrem Thermomix Eierlikör. Und die Alten sind noch nicht unterwegs. Idealer Zeitpunkt für mich über die Straßen zum gleiten, gut beladen liegt die Elise satt auf der Straße. Es macht richtig Spaß von einer Kurve in die andere.
Doch dann denke ich, jetzt habe ich mich aber verfahren und bin in Australien gelandet. Und nächste Gedanke, warum hat der Ayers Rock auf einmal seine Farbe verloren. Ein schnelles Recherchen ergab, es ist der Abraum von einem Kalibergwerk. Again what learned !
Fahre ich weiter so gemütlich vor mich hin , sehe ich ein Schild : Museum. Der Hintern meldet mir, Pause ! Ich fahr rechts ran und sehe es mir an. Das Grenzmuseum war sehr interessant. Die Grenze und die deutsch-deutsche Geschichte wurde hier anschaulich dargestellt. Mit Schauräumen und einen sehr ergreifenden Film über die Zeit und die Geschehnissen rund um die Mauer und der DDR.
Die Straßen durch Thüringen wurden immer schmäler. Im vorbeifahren hätte man die Äpfel pflücken können, wenn sie schon reif gewesen wären. Ich bin auch schöne Alleen lange gefahren, nur habe ich aufgrund der mittlerweile steigenden Temperaturen lieber fahren wollen, wie stehen bleiben und Bilder machen. So habe ich halt beispielhaft ein Bild für alle.
Ich sehe hier überall Schilder zur Stadt Göttingen. Bei den Namen muss ich an Wurstsemmeln denken mit Göttingerwurst. Ich fahre so durch die Landschaft und kann die Wurstsemmeln riechen. Mmmmmh, ich muss Pause machen. Hole einen Landjäger raus und biete auch eine der Elise an, die mag aber zur Zeit nur Fliegen. Pech, dann bleibt mir mehr.
Die Hügel verschwinden, ich habe den Harz irgendwo rechts an mir vorbei ziehen lassen, dann wird alles irgendwie flacher. Ich fahr durch Wälder die stark nach Fichten riechen. Kennt ihr noch die Brausetabletten von früher für die Badewanne mit Fichtennadelgeruch ? Also so ähnlich, nur sprudelt es hier nicht.
Jetzt endlich, nach einem Ewigkeitsstau in Celle, bin ich an meinem Tagesziel in Soltau angekommen. Und suche meine Übernachtung für heute. Meine Gastgeberin heißt Sanne, sie ich Tagesmutter und heißt eigentlich Susanne, aber die kleinen Kinder bekommen Sanne besser hin. Nach den 411 Km über kleine und kleinste Straßen freue ich mich jetzt bei 29,5 Grad auf eine Dusche, Spaghetti mit lecker Tomatensauce und ein angeregtes Gespräch. Kurz vor Mitternacht war Zähneputzen und schlafen gehen angesagt. Die Nacht ist kurz, die ersten Kinder kommen um 6:30 Uhr.Read more