India - Sri Lanka - Nepal

March - May 2019
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  • Day 11

    Jodhpur: Anreise & Fort Mehrangarh

    April 10, 2019 in India ⋅ 🌫 28 °C

    Der Tag begann nach einer kurzen Nacht: Um 4:30 Uhr klingelte unser Wecker, damit wir um 6 Uhr unseren Bus nach Jodhpur erwischen konnten. Um diese Uhrzeit sahen wir bei unserem Hotel zum ersten Mal eine ruhige indische Strasse, wohingegen am Busbahnhof bereits die mittlerweile altbekannte indische Strassenkakophonie dröhnte.

    Unseren Bus fanden wir direkt, waren aber bei Begutachtung unseres Reisegefährts etwas konsterniert. Wie wir bereits im Voraus wussten, verfügte unser Bus, ein typischer Reisebus in Indien, statt Sitzen über eine Reihe von Stockbetten, also zwei Ebenen mit Matratzen, welche die langen Fahrten in Indien erträglich machen sollten. Tatsächlich hatte unsere Online-Reservation eines solchen "Sleepers" (einer Matratze) auch funktioniert. Allerdings liessen die Hygienebedingungen dann doch etwas zu wünschen übrig: Unser Sleeper war von bräunlichen Fettflecken übersät. Mangels besserer Alternative legten wir uns trotzdem angeekelt hin. Die Müdigkeit besiegte bei mir auch relativ bald den Ekel, sodass mich kurz nach Abfahrt das Tuckern des Busses in den Schlaf wiegen konnte (Ines hatte da weniger Glück).

    Nach 6.5 Stunden Fahrt durch eine Art Halbwüste, die landschaftlich nicht viel hergab, kamen wir gegen 13 Uhr in Jodhpur an. An der Bushaltestelle wollten wir sogleich einen Uber bestellen, fanden allerdings zu unserer Verwunderung keinen Fahrer, der uns zu unserem Hotel bringen wollte. Als wir kurz darauf mit einer Rikscha auf unser Hotel zufuhren, wurde uns auch klar, weshalb: Unser Hotel lag mitten in einem Gewirr enger Gässchen, das ein Auto niemals hätte meistern können. Diese Gassengewirre, eigentlich die Wohnquartiere indischer Stadtbewohner, hatten wir zuvor aus Misstrauen immer gemieden. Da wir aber nun anscheinend ein Hotel in einem solchen Gebiet gebucht hatten, mussten wir uns wohl oder übel dorthin wagen...

    Wir wurden positiv überrascht: Wir fanden ein sauberes und schmuckes Hotel und einen freundlichen Besitzer vor. Zwar bewegt sich das Quartier auf dem üblichen indischen Hygienelevel (Abfallberge und nicht näher definierte Flüssigkeiten auf dem Boden), was uns allerdings nach anderthalb Wochen in Indien nicht mehr abschreckt. Andererseits macht der lokale Brauch, die Häuser in blau zu streichen (soll gegen Insekten helfen), das Quartier optisch ganz interessant und die engen Gässchen scheinen das Verkehrs- und demnach auch das Lautstärkevolumen etwas zu drosseln.

    Nach einem kurzen Zwischenstopp im Hotel stiegen wir aus der "blauen Stadt" empor und hinauf ins Fort Mehrangarh, einer eindrücklichen Befestigung aus Sandstein, die auf einem Hügel majestätisch über der Stadt Jodhpur thront. Gemäss Legende war der Hügel einst vom Namensgeber Jodhpurs (König Rao Jodha) als Bauplatz für sein Fort auserkoren worden. Dafür musste allerdings erst der Einsiedler weichen, der auf dem Berg hauste und an den Umzugsplänen keinen Gefallen fand. Aus Rachsucht belegte der Einsiedler den Hügel mit einem Fluch, der dafür sorgen sollte, dass unbändige Hitze und Dürre den Hügel plagen. Gebrochen wurde der Fluch erst, als sich ein mutiger Freiwilliger aus den Reihen des Königs lebendig einmauern liess. Als wir allerdings in der prallen Nachmittagssonne den Hügel zum Fort hinaufstiegen, waren wir alles andere als überzeugt, dass der Hitzefluch tatsächlich gebrochen war...

    Die Ausstellung im Fort Mehrangarh war erstaunlich gut gemacht und informierte auf gut verdauliche Art und Weise über das Leben der Herrscher Jodhpurs (der sogenannten Rathoren) im Fort. Auf eine schockierende Weise interessant: Die Frauen eines Rathorenkönigs waren verpflichtet, sich bei Tod ihres Ehemannes mit ihm auf den Scheiterhaufen zu legen. Noch 1843 nahm Rathorenkönig Man Singh so seine 6 Ehefrauen und seine 58 Mätressen mit in den Tod.

    Nach Besuch des Forts besuchten wir ein Restaurant mit Dachterrasse, wo wir mit Blick auf das Fort und bei einem Glas indischen Weisswein auf unsere bisherigen 11 Tage in Indien zurückblickten. Indien ist sehr anstrengend, wobei die Reizüberflutung des indischen Strassenlebens Ines etwas mehr ausmacht als mir. Allerdings freuen wir uns beide auf die etwas ruhigeren Gefilde, die noch vor uns liegen: die Wüstenstadt Jaisalmer und der indische Süden.
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  • Day 12

    Jodhpur: Umaid Bhawan & Jaswant Thada

    April 11, 2019 in India ⋅ ☀️ 37 °C

    Nach dem langen Tag gestern liessen wir es heute etwas gemächlicher angehen. Um in den Tag zu starten, nahmen wir ein Tuk-tuk quer durch Jodhpur zum Umaid Bhawan, einem Palast, der heute als Sitz der Königsfamilie, als Luxushotel und als Museum fungiert.

    Während einer Hungersnot in den 1930er-Jahren liess Umaid, der Grossvater des heutigen Königs, diesen Palast bauen, um verarmten Bauern Arbeit zu geben. Oder so lautete auf jeden Fall die Geschichte, die wir im Museum aufgetischt bekamen - ein Museum, welches vor allem zu vermitteln schien, was für ein Teufelskerl der gute Umaid gewesen war, ob beim Aufbau seiner Cadillac-Sammlung oder beim Schiessen von Wildtieren in Afrika. Als Beweis für Letzteres hatten die Kuratoren des Museums auch die ausgestopften Leoparden hervorgehoben, welche Umaid einst erbeutet hatte...

    Das geringe Alter des Palasts, der Londoner Architekt und der polnische Dekorateur spiegelten sich im Palast wider, der modern, aber irgendwie seelenlos wirkte. In der festen Überzeugung, auf TripAdvisor andern Touristen von dieser Attraktion abzuraten, machten wir uns dann abermals mit dem Tuktuk auf den Weg.

    Dieses Mal ging die Fahrt zum Jaswant Thada, einem Palast aus weissem Marmor, der innerhalb des Schutzwall des Mehrangarh-Forts liegt. Der Jaswant Thada ist ein sogenannter Kenotaph, also ein Scheingrab zu Ehren eines Verstorbenen, allerdings ohne dessen sterblichen Überreste (Keine Angst, lieber Leser, wir wussten auch nicht, was ein Kenotaph ist). Im Park des Bauwerks genossen wir die Ruhe und den angenehmen Windstoss, den die Lage hoch über der Stadt mit sich bringt.

    Vom Sightseeing erschöpft genossen wir schliesslich unser wohlverdientes Essen mit Blick auf das Fort. Auf dem Dach eines Gasthauses, aber doch von Zeltwänden vor der Sonne geschützt, fanden wir eine kleine Oase im Gewühl von Jodhpur, die wir gar nicht mehr richtig verlassen wollten. Der Betreiber des Restaurants, der ursprünglich aus unserer nächsten Stadt Jaisalmer stammt, kam geradezu in Schwärmen, als wir ihm erzählten, dass seine Heimatstadt unsere nächste Station auf der Karte ist. Wir sind gespannt, herauszufinden, ob wir seinen Eindruck teilen können, wenn es morgen Nachmittag mit dem Bus nach Jaisalmer geht!
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  • Day 13

    Busfahrt nach Jaisalmer

    April 12, 2019 in India ⋅ ⛅ 26 °C

    Nachdem wir gestern Abend die Dachterrasse unseres Hotels mit Blick aufs Fort entdeckt hatten, stiegen wir heute morgen früh aufs Dach hinauf, um Fort Mehrangarh bei Sonnenaufgang zu sehen. Dafür, dass Jodhpur auch die "Sonnenstadt" genannt wird, war der Auftritt der Sonne jedoch eher enttäuschend: Die Morgendämmerung bestand darin, dass es einfach zunehmend heller und heisser wurde. Einzig das Indigo der blauen Stadt, die uns umgab, kam im morgendlichen Licht gut zur Geltung. Von dieser Enttäuschung waren wir anscheinend so geschafft, dass wir wieder hinunter in unser Zimmer trotteten und uns noch einmal hinlegten.

    Nach einem kleinen Frühstück auf unserer Dachterrasse (mittlerweile war es noch heller und noch heisser geworden), verbrachten wir einige Stunden im Hotel und verschoben uns schliesslich langsam in Richtung Bushaltestelle, wo uns unser Transport nach Jaisalmer erwartete. Im Unterschied zu unserer letzten Busfahrt hatten wir dieses Mal glücklicherweise einen Bus mit Sitzen gebucht. Dieser heutige Bus war zwar alt, das Ekelgefühl blieb aber aus.

    Auf dem Weg nach Jaisalmer wurden wir buchstäblich in die Wüste geschickt: Fünf Stunden lang tuckerten wir durch die Einöde Rajasthans, während am Busfenster Kamelherden, Ziegenhirten und Autobahnmotels vorbeizogen. Gelegentlich stiegen mitten im Nirgendwo Passagiere zu, die für einige Stunden im Mittelgang des Busses standen und mitten im Nirgendwo auch wieder ausstiegen. Mit zunehmender Fahrtdauer wurde die Aussenwelt auch "orientalischer": vermehrt Turbane, längere Schleier und eine höhere Kameldichte. Insbesondere auch deswegen interessant, weil wir bei unserer Fahrt nach Westen vorfanden, was wir im Abendland als "Osten" verstehen. Verkehrte Welt!

    Kurz nach Anbruch der Dunkelheit trafen wir schliesslich in Jaisalmer ein, einer Stadt, die uns nach dem Gewimmel der letzten Tage angenehm entspannt erschien. Beim Eintreffen im Hotel waren wir dann allerdings weniger entspannt: Unser Hotel schien auf den ersten Blick nicht mehr zu sein als ein dunkler Hauseingang in einem dunklen, ungepflasterten Hinterhof. Ausserdem waren die Betreiber ausser Haus, sodass wir von einem anderen Gast empfangen wurden. Sowas liesse sich in Berlin wohl als innovative Start-up-Idee verkaufen! Nachdem Ines kurz ihr glückliches Händchen bei der Hotelauswahl verflucht hatte, war allerdings der Stromausfall zu Ende und unser Hotel wirkte schon um einiges gastlicher. In einem sehr malerischen Restaurant (siehe Bilder) beschlossen wir den Tag schliesslich mit einem überraschend leckeren Abendessen aus der lokalen Küche.

    Morgen gehts dann zum Standardprogramm in Jaisalmer, nämlich einer Wüstensafari mit Übernachtung in den Dünen. Ob der fast omnipräsente 4G-Empfang in Indien bis in die Wüste reicht, werden wir sehen; falls nicht, gibt es keinen Anlass, die Suchtrupps loszuschicken, wenn morgen zur Abwechslung kein Beitrag von uns erscheint. Wir melden uns!
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  • Day 15

    Jaisalmer: Die Wüste Thar

    April 14, 2019 in India ⋅ ☁️ 31 °C

    Wir sind zurück von unserer Wüstensafari! Die vergangenen zwei Tage waren ein wunderschönes und unheimlich spannendes Erlebnis, das sich eindeutig gelohnt hat. Aber alles der Reihe nach:

    In weiser Voraussicht deckten wir uns gestern Morgen auf dem Markt in Jaisalmer mit Wüstenklamotten ein. Völlig perplex waren wir von der Freundlichkeit und der Unaufdringlichkeit der Strassenverkäufer; wahrscheinlich sind die Bewohner Jaisalmers, die in Indien als verschlossenes, ruhiges Wüstenvolk gelten, uns einfach ähnlicher. Ines gefiel die entspannte Shopping-Atmosphäre so gut, dass sie sich gleich mit einer neuen Schuhkollektion ausrüstete.

    Um der Mittagshitze zu entgehen, ging die Wüstensafari dann um 3 Uhr nachmittags schliesslich los. Zu Beginn fuhren wir eine Stunde durch die Wüste, übersät von Militär (wegen der Nähe zur pakistanischen Grenze) und Alkoholläden (wegen des Tourismus), begleitet vom gelegentlichen Kamel. Unsere Kamele warteten schliesslich an einem Strassenrand im Nirgendwo auf uns. Angeführt von unserem Guide Salim schritten die Kamele forsch in die Wüste, während wir versuchten, auf unseren ungewohnten Reittieren nicht ganz so ungelenk auszusehen. Ungewohnt war nicht nur das Reittier, sondern auch die Ruhe in der Wüste: eine wahre Wohltat, ausser dem schnaubenden Kamel unter sich und dem Wind nichts zu hören.

    Nach einer Stunde erreichten wir schliesslich erstmals richtige Dünen, wo Ines als Fotografin herhalten musste, bis ich genug Material für Instagram gesammelt hatte (Ich liebe sie für ihre Geduld!).

    In den Dünen schlugen wir schliesslich auch unser Lager auf, wo wir später unter freiem Himmel schlafen sollten. Salim bereitete über dem Feuer unser Abendessen zu: Chai, Fladenbrot und ein wirklich leckeres lokales Gericht (eine Art scharfer Kartoffeleintopf). Während wir uns langsam zu Bett begaben, wachte die Wüste um uns herum auf: Bald summten, surrten und krabbelten überraschend grosse Insekten um uns herum und läuteten die Nacht ein.

    Die Wüste sollte auch die ganze Nacht nicht mehr einschlafen: Zwar verabschiedeten sich verdankenswerterweise die Insekten, jedoch sahen wir von unserem Bett auf einer Düne aus bald, wie sich uns ein Rudel streunender Hunde näherte. Diese Kompanie wich die ganze Nacht nicht mehr von unserem Schlafplatz. Nach einiger Eingewöhnungszeit schliefen wir schliesslich - in der Obhut unseres selbsternannten, vierbeinigen Sicherheitsdiensts - friedlich ein.

    Die Streuner waren uns gegenüber friedvoll, untereinander aber weniger. Die Nachtruhe wurde regelmässig vom Gekeife der Hunde unterbrochen. Auf jeden Fall erzählte mir das Ines so, dass sie davon aufgewacht sei - ich schlief anscheinend tief und fest, während sich fünf Meter neben mir Strassenhunde zankten. Mitten in der Nacht wachte ich schliesslich doch auf und Ines deutete fragend auf ein grosses, weisses Tier unweit unseres Bettes. Ich antwortete im Halbschlaf, die Kuh würde uns schon nichts tun, und schlief sofort weiter, während Ines nicht an eine Kuh glaubte und erst wieder schlafen konnte, als das vermeintliche Raubtier ausser Sichtweite war (Randnotiz: Wie sich am Morgen herausstellte, war es tatsächlich eine Kuh gewesen).

    Nach dieser Nacht, die wir wohl als unterschiedlich nervenaufreibend empfunden hatten, stärkten wir uns mit einem von Salim zubereiteten Frühstück, sammelten noch mehr Fotomaterial im Licht des Sonnenaufgangs und wurden schliesslich wieder auf unsere Kamele gesetzt. Zu unserer Verwunderung drückte uns Salim einfach die Zügel unserer Kamele in die Hand, setzte sich selbst auch auf ein Kamel und ritt voraus. Unsere Kamele, die wir nun ungeführt ritten, spazierten hinterher und machten sich auf ihren Weg zur Ausgangsstelle, wo die Kamele jeweils ihr wohlverdientes Essen erwarten. Nach circa 30 Minuten auf teilweise trabenden, da hungrigen Kamelen erreichten wir unseren Jeep wieder, der uns zurück ins Hotel brachte.

    Dort genossen wir das Glücksgefühl, uns mit einer kalten Dusche den Sand aus dem Gesicht waschen zu können - und blickten auf ein einmaliges Erlebnis zurück, das uns zwei unerwartete Dinge in Indien offenbart hatte: Sanddünen - und Oasen der Ruhe in einem Land, das nie zu schweigen scheint.
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  • Day 16

    Jaisalmer Fort & Fahrt nach Ahmedabad

    April 15, 2019 in India ⋅ ☁️ 29 °C

    Live aus dem Nachtbus nach Ahmedabad berichten nun Ines Kaiser und Simon Scherrer:

    Nach der eher abenteuerlichen Übernachtung in der Wüste war die letzte Nacht eher unspektakulär - es könnte an den mangelnden Strassenhunden und Kühen neben dem Bett gelegen haben. Gemütlich standen wir auf und packten unsere Koffer, bevor wir unseren letzten (und irgendwie auch ersten) Tag in Jaisalmer-Stadt verbrachten.

    Zum Frühstück besuchten wir - wie könnte es auch anders sein - ein mittelalterliches Fort in der Mitte der Stadt, schlicht Fort Jaisalmer genannt. Dieses Fort unterschied sich angenehm von allen vorangegangenen Forts in der Tatsache, dass es immer noch bewohnt ist: Ein Viertel der Einwohner Jaisalmers wohnt innerhalb der Schutzwälle des Forts. Die Bewohner des Forts nutzen die alten Gemäuer nicht nur als Wohnraum, sondern auch als schmucke Restaurants, von deren Dächern man wunderbar auf die Stadt sieht.

    In so einem Restaurant nutzten wir die seltene Gelegenheit, in Indien anständigen Kaffee zu trinken, und betraten völlig beflügelt vom ungewohnten Koffein den fort-eigenen Palast. Von hier aus herrschte einst der Maharawel, der König des sogenannten Bathi-Volkes, über ein Stück lebensfeindlicher Wüste, dessen einziger Wert in der Funktion als Handelsroute bestand. Im Vergleich zu anderen Adelsgeschlechtern Indiens waren die Maharawels daher auch arm wie eine Kirchenmaus, was sich in der eher mägerlichen Ausstattung des Forts zeigte. Sogar das Fürstenhaus musste so viel Wasser sparen, dass ein Abwassersystem nie vonnöten war. Ganz im Gegensatz dazu versickert im behelfsmässigen Abwassersystem des heutigen Jaisalmers so viel Wasser, dass das Fort gefährlich destabilisiert ist und mittlerweile auf einer Unesco-Liste der bedrohten Denkmäler steht. Früher war einfach alles besser!

    Nach dem Besuch des Palasts schritten wir fort vom Fort (Da dies unser letztes Fort in Indien war, war dies die letzte Gelegenheit, dieses unglaublich raffinierte Wortspiel zu bringen - sorry!). Fortuna (da, noch eins!) war uns wohlgesinnt und belohnte uns mit einem forte blasenden Wind, der fortan die Hitze Jaisalmers erträglich machte (Jetzt ist Schluss, versprochen!). So genossen wir auf einer Terrasse unsere letzten Stunden in Jaisalmer zu indischem Weisswein und liessen uns vom rund um uns tobenden Sandsturm berieseln.

    Um 20 Uhr wartete schliesslich unser Nachtbus nach Ahmedabad auf uns. Diese Stadt hatten wir zuvor nicht auf unserer Checkliste, sie ist aber ein gut gelegener Zwischenhalt auf dem Weg nach Mumbai. Glücklicherweise haben wir für diese achtstündige Busfahrt einen komfortableren und saubereren Bus erwischt als das letzte Mal. So auf jeden Fall unsere Einschätzung jetzt; fragt uns morgen früh um 4 Uhr noch einmal, ob der Bus wirklich so komfortabel war!
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  • Day 17

    Ahmedabad: Sabarmati Ashram

    April 16, 2019 in India ⋅ ⛅ 33 °C

    Nach kurzem, aber in Anbetracht der Umstände dennoch gutem Schlaf im Nachtbus kamen wir heute Morgen um halb 5 in Ahmedabad an. Für eine indische Stadt waren die Strassen zu dem Zeitpunkt im Tiefschlafmodus, d.h., es vergingen mindestens zehn Sekunden zwischen zwei Huptönen. Genauso verschlafen war das Hotelpersonal, das uns die Tür öffnen musste und uns mit jedem Handgriff zu verstehen gab, dass es von unserer Idee eines Early-Check-in nicht gerade angetan war.

    Nach einigen Stunden, in denen wir unsere Schlafbatterien nachladen konnten, machten wir uns auf, die Stadt Ahmedabad (in der lokalen Sprache schlicht Amdavad genannt) zu besichtigen. Allerdings: Sehenswertes gibt es in dieser Stadt eigentlich kaum. Die Stadt scheint eher dafür bekannt zu sein, grosse Persönlichkeiten anzuziehen: Mahatma Gandhi mauserte sich hier von 1917 bis 1930 zur Ikone der indischen Unabhängigkeitsbewegung; der derzeitige Premierminister Narendra Modi wuchs im Ballungsgebiet der Stadt auf. Die Hauptattraktion Ahmedabads ist deshalb auch das sogenannte Sabarmati Ashram, benannt nach dem Fluss Sabarmati, an dem das spirituelle Zentrum (Ashram) liegt.

    Nachdem Gandhi in London zum Juristen ausgebildet worden war und in Südafrika gegen die Apartheid gekämpft hatte, nahm er sich dem Kampf gegen Unterdrückung in seinem Heimatland an. Im Sabarmati Ashram scharte er seine Vertrauten um sich und koordinierte Aktionen des hartnäckigen, aber stets gewaltlosen zivilen Ungehorsams. So bewegte er beispielsweise die Bewohner eines nahen Küstendorfs namens Dandi dazu, ihre Salzfarmen wieder aufzunehmen. Die Briten hatten die indische Salzproduktion verboten, um ihr eigenes, stark besteuertes Salz in Indien verkaufen zu können. Gandhis Aktion führte schliesslich tatsächlich dazu, dass dieses Verbot aufgehoben wurde.

    Das Sabarmati Ashram, das architektonisch eigentlich nichts zu bieten hat, beherbergt heute ein Museum, das Geschichten wie die obige erzählt. Museumspädagogen bekämen ab dem Museum aber wohl einen Schreikrampf: Die Infotafeln in den Museen boten Schlüsselereignissen in Gandhis Leben gleich viel Platz wie Nebensächlichkeiten, sodass die eigene Aufmerksamkeit - unfähig, sich einen groben Überblick zu verschaffen - bald in der Informationsflut unterging.

    Interessanter war viel eher, was das Museum nicht zeigte. So verschwieg das Museum konsequent die Umstände von Gandhis Tod: Er wurde von einem hinduistischen Extremisten erschossen, der Mitglied in einer Organsation war, die eng mit der derzeitigen Regierungspartei verbandelt ist. Auch liess das Museum ungesagt, dass Gandhis konsequenter Gewaltverzicht ihn manchmal zu gefährlicher Naivität verleitete: Noch auf dem Höhepunkt des zweiten Weltkriegs vertrat er die Ansicht, dass man Hitler mit Worten zur Einsicht bringen könne.

    Wenig beeindruckt von Ahmedabad kehrten wir in die Idylle unseres Hotelzimmers zurück, aus dem uns erst das Abendessen wieder lockte. Wir genossen einige lokale Köstlichkeiten, die sich bereits etwas von der nordindischen Küche unterschieden. Morgen früh werden wir Nordindien dann definitiv verlassen, wenn um 6 Uhr der Zug nach Mumbai geht.
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  • Day 18

    Mumbai: Anreise und Marine Drive

    April 17, 2019 in India ⋅ ☀️ 30 °C

    Ähnlich wie die erste Etappe verlangte es auch die zweite Etappe unserer Reise nach Mumbai, in frühen Morgenstunden unterwegs zu sein: Um 6 Uhr hatten wir unseren wenig erquicklichen Zwischenstopp Ahmedabad bereits hinter uns gelassen und fuhren mit dem einzigen Doppeldeckerzug Indiens gegen Süden zu.

    Ines nutzte die siebenstündige Fahrt, um zu geniessen, wie die Landschaft am Zugfenster fortlaufend grüner wurde. Ich beneide sie um diesen beinahen meditativen Zustand, denn bei aller Liebe zur Natur entwickelte mein Informatikergehirn ziemlich bald einen Hunger auf Bildschirm, der sich darin kanalisierte, dass ich auf meinem Smartphone Sehenswürdigkeiten, Hotels und Transfers für die gesamte nächste Woche buchte. Gemeinsam hatte ich mit Ines, dass uns nach unseren ganz unterschiedlichen Arten des Zeitvertreibs die Augen wehtaten.

    Der Zug setzte uns mitten im Herzen Mumbais ab, wo sich auch unser Hotel unmittelbar befindet. Oder so schien es auf jeden Fall auf Google Maps. Dass der Schein trügen kann, lernten wir, als wir uns mit unserem Schwergepäck gut eine Viertelstunde zum Hotel durchkämpften - der Plan war gewesen, "kurz rüberzulaufen". Mit Ines' Rollkoffer gestattete sich das Überqueren indischer Strassen alles andere als einfach, aber keine Sorge, lieber Malte, der Koffer ist unversehrt...

    Nach einer Pause im Hotelzimmer riefen wir uns einen Uber, da Mumbai uns auf unangenehme Weise seine gewaltigen Dimensionen demonstriert und uns die Lust aufs Fussgängerdasein gründlich ausgetrieben hatte. Allerdings gestaltete sich auch der Uber-Plan als schwierig, da ein spontaner Aufmarsch der Oppositionspartei die Strasse vor unserem Hotel blockierte (In Indien sind derzeit Parlamentswahlen).

    Als sich unser Uber schliesslich aus dieser verzwickten Lage herausmanövriert hatte, brachte er uns zum Marine Drive, dem Küstenboulevard von Mumbai. Ausgangspunkt des Boulevards ist der Chowpatty-Strand, wo die Bewohner Mumbais ihren Feierabend am Arabischen Meer verbringen. Wir spazierten den Küstenboulevard hinunter und beobachteten, wie die Sonne langsam über der Skyline Mumbais unterging. Nach einem Nachtessen, bei dem uns das gehobene Preisniveau Mumbais vor Augen geführt wurde, kehrten wir schliesslich ins Hotel zurück - gänzlich ungestört von Parteiaufmärschen.
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  • Day 19

    Mumbai

    April 18, 2019 in India ⋅ ☀️ 28 °C

    Da wir nur zwei Tage in der Mega-Metropole Mumbai verbringen, hatten wir heute eine ganztägige Stadtführung gebucht, die uns einen Überblick über die Stadt verschaffen sollte. Da die Tour bereits um 8 Uhr los ging, war uns heute abermals das Ausschlafen vergönnt (wir Ärmsten!), sodass wir uns beim Frühstück im Vier-Sterne-Hotel sputen mussten, damit wir rechtzeitig für unseren persönlichen Guide und unseren persönlichen Fahrer bereitstehen konnten - das Leben ist hart!

    Nur wenig entspannter ging es weiter: Unser Tourguide Sharan führte uns zielstrebig durch eine Reihe handverlesener Sehenswürdigkeiten, von denen einige wohl auf jeder Standard-Touristen-Checkliste zu finden sind und andere eher persönliche Geheimtipps von Sharan waren. In den Tag starteten wir mit dem Hindutempel Siddhi Vinayak, wo wir unsere Opfer (einen Blumenkranz, eine Kokosnuss und Süssigkeiten) darbringen mussten und und im Gegenzug einen orangen Punkt auf die Stirn bekamen. Im Gegenzug zu den dunkleren Indern sah das auf unseren bleicheren Gesichtern aber nicht nach einer Segnung aus, sondern eher so, als sei uns beiden beim Wasserfarbenmalen ein Missgeschick unterlaufen.

    Zügig ging es dann von Attraktion zu Attraktion. Um nur einige zu nennen: die Aussicht vom höchsten frei zugänglichen Gebäude Mumbais, von wo aus man das mumbai-typische Nebeneinander von Slums, wachsenden Wolkenkratzern und blauem Meer weit herum bestaunen konnte; das Waschquartier Mumbais, wo täglich 100'000 Kleidungsstücke von 7'000 Waschmännern mehrheitlich von Hand gewaschen werden; eine Moschee, die mitten in der Bucht von Mumbai liegt und nur über einen Steg erreichbar ist; Gandhis Residenz in Mumbai; die hängenden Gärten, gestiftet von einem iranischstämmigen Philanthropen; der Glockenturm der Universität Mumbai und das Höchste Gericht Mumbais; der Triumphbogen des Gateway to India, ein Denkmal zu Ehren des britischen Königs, der 1911 zu Besuch kam, und auch der Ort , wo die letzten britschen Truppen schliesslich Indien verliessen; und, zu guter Letzt, ein monumentales Bahnhofsgebäude, das man eher in London erwarten würde.

    Unser Guide Sharan war eine Attraktion in sich oder er versuchte sich auf jeden Fall als solche darzustellen: Ständig erzählte er von seinem anscheinend weitreichenden Netzwerk an "friends", das rund um die ganze Welt reichte und scheinbar auch den Ambani-Clan einschliesst (Mukesh Ambani ist reichster Mann Indiens, reichster Mann Asiens und Besitzer eines Wolkenkratzers im Wert von 1 Milliarde Dollar, das seiner Familie als Wohnhaus dient. Sein Sohn feierte jüngst Hochzeit in St.Moritz, wo er alle Fünf-Sterne-Hotels im Ort komplett für seine Gäste buchte, zu denen anscheinend Hillary Clinton und Maroon 5 zählten. Bescheidenheit ist eine Tugend!)

    Bei uns regten sich leise Zweifel an Sharans Geschichten über seine "friends", während gleichzeitig die Überzeugung reifte, dass er wohl auch uns nach diesem Tag als seine "friends" verkaufen würde. Auf jeden Fall liess seine unnachgiebige Bitte, doch alle unsere Pläne über den Haufen zu werfen und noch länger in Mumbai zu bleiben, darauf schliessen, dass er seine neuen "friends" gerne noch etwas näher kennenlernen würde.

    Geschafft von der ganztägigen Stadtführung und Sharans Geschichten über seine Starbucks-Tassen-Sammlung kamen wir schliesslich zurück im Hotel an. Wir beschlossen, den Fitnessraum unseres Hotels auszunutzen - der 10-Kilometer-Lauf auf dem Laufband war im Vergleich zum Tagesprogramm geradezu entspannend!
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  • Day 20

    Mumbai: Elephanta Island

    April 19, 2019 in India ⋅ ☀️ 32 °C

    Wir starteten gemütlich in unseren letzten Tag in Mumbai: Nach einem ausgiebigen Frühstück packten wir unsere Koffer und checkten zum spätestmöglichen Zeitpunkt aus. Da der Bus zu unserer nächsten Station erst um 21 Uhr Mumbai verliess, konnten wir unseren Nachmittag noch der Stadt widmen.

    Genau genommen verliessen wir Mumbai allerdings für unsere Sehenswürdigkeit: Mit einer Fähre setzten wir über auf Elephanta Island, eine Insel in der Bucht von Mumbai, allerdings gut eine Stunde entfernt. Auf der Fähre genossen wir den Ausblick auf Containerschiffe, die vor Mumbai ankern, Flugzeugträger der indischen Streitkräfte, die zu fotografieren ausdrücklich verboten ist, und die Skyline von Mumbai in der Ferne, sofern sie nicht ganz von gräulichem Smog umhüllt war. Die Ruhe und der Fahrtwind boten eine willkommene Abwechslung vom stechend heissen und dröhnend lauten Mumbai.

    Auf Elephanta Island selbst führte eine Treppe aus 500 Stufen zu den Höhlen hinauf, für welche die Insel bekannt ist. Nach dem Aufstieg waren wir so geschafft, dass wir nur auf angenehmeres Wetter und die hiesigen Götter hoffen können, um dann die Aufstiege in Nepal zu überstehen...

    Einen der erwähnten Götter konnten wir auch gleich darauf ansprechen, denn die Elephanta-Höhlen sind dem hinduistischen Gott Shiva gewidmet. In einer Höhle von 40 Metern Tiefe, die von den Einwohnern Elephantas vor mehr als 1500 Jahren aus dem massiven Fels gehauen wurde, befinden sich zig Statuen, die Shiva in seinen verschiedenen Facetten zeigen. Ehrlich gesagt war unser Eindruck allerdings, dass die Statuen an sich nicht viel hermachen und höchstens angesichts ihres hohen Alters beeindruckend sind.

    Das mag zum Teil daran liegen, dass portugiesische Eroberer manche Skulpturen teilweise zerstört haben, um die zwangsweise zum Christentum konvertierten Hindus davon abzuhalten, ihre alten, falschen Götter zu verehren. Ein indischer Tourist sprach uns in den Höhlen spontan an und fragte uns, was wir als Europäer von dieser portugiesischen Zerstörungsaktion halten. Nach unserer Beschwichtigung, dass dies sicherlich ein unentschuldbares Verbrechen gewesen sei, zottelte der Fragende wieder davon - sichtlich beruhigt von der Erkenntnis, dass es mittlerweile in Europa etwas aus der Mode gekommen ist, aus missionarischem Eifer mutwillig antike Kulturgüter zu zerstören.

    Wenig später tuckerten wir mit der Fähre auch schon wieder zurück nach Mumbai, wo wir uns durch den Feierabendverkehr kämpften, im Hotel unser Gepäck aufgabelten und direkt weiter zu unserer Bushaltestelle fuhren. Unsere Bushaltestelle war entgegen dem Sinn des Wortes allerdings keine Stelle, wo der Bus hält. Stattdessen winkte uns der Busfahrer im Vorbeifahren zu, dass wir dem Bus erst einmal zu Fuss folgen sollten. Gut fünf Minuten marschierten wir dem Bus hinterher, bis sich der Busfahrer für einen Parkplatz entscheiden konnte und uns zusteigen liess. Diesen Bus muss man sich anscheinend verdienen!

    Nun haben wir bereits zweieinhalb Stunden unserer knapp vierzehnstündigen Busfahrt hinter uns. Wir können nur sagen: Wir freuen uns, wenn wir morgen früh im Goa, dem Sommer-Sonne-Strand-und-Meer-Bereich von Indien, ankommen!
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  • Day 21

    Goa: Anreise und Strandtag

    April 20, 2019 in India ⋅ ☀️ 27 °C

    Trotz holpriger Strasse fanden wir auf unserer fünfzehnstündigen Busfahrt, unserer bisher längsten, einige Stunden Schlaf. Im Morgengrauen wachten wir bereits in einer tropischen Landschaft aus Palmen, Flüssen und rollenden Hügeln auf: Goa war nicht mehr weit.

    Kurz nach acht Uhr kamen wir in Mapuçá an, einer grösseren Stadt im Bundeststaat Goa, deren Namen noch an die einstigen portugiesischen Eroberer erinnerte. Von da aus brachte uns eine vierzigminütige Taxifahrt in unser Dorf Arambol, das für seine nicht überfüllten und noch gut im alternativen Stil erhaltenen Strände bekannt ist.

    An ebendiesen Stränden erholten wir uns auch für den Rest des Tages vom Mumbaier Grossstadtleben und der langen Busfahrt. Wir genossen die Strandwärme im Schatten der Sonnensegel, das 30°C warme Meerwasser und Schwätzchen mit unseren Schweinfurter Liegestuhlnachbaren. So lässt sichs leben!
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