Italy
Prato

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Travelers at this place
    • Day 15

      #9 - Erdung

      May 10 in Italy ⋅ ☀️ 23 °C

      >> Everyday Life Nuggets <<
      • Ich fühle mich hier nicht klein, da viele ähnlich groß sind wie ich und alles entsprechend darauf ausgelegt ist (Küchenschränke, Waschbecken, Spiegel, etc.)
      Croissants haben entweder eine dünne süße Glasur, oder sind mit Pistazie, Vanille oder Schokolade gefüllt
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      10. Mai
      Heute habe ich endlich frei und beschließe einen gaaaanz gediegenen Start aus dem Bett. Gegen 8.30h werde ich wieder von den lustigen Schulkindern mit ihren Koffern geweckt (…täglich grüßt das Murmeltier!). Um 9h genehmige ich mir Frühstück im Garten auf der Bank, während ich in den blauen Himmel schaue und die Sonne genieße. Auf einmal landet ein sehr lustiges weißes Insekt auf mir. Es sieht aus wie ein Pokémon und fasziniert mich irgendwie… sowas hab‘ ich noch nie gesehen!

      Dann schlappe ich wieder ins Bett und kuschle mich unter der Decke ein. Aaaaah! Frei haben ist toll!Ich frage mich, ob mein Erleben hier deutlich anders ist, durch die Sprachbarriere. Ohne Barriere hätte ich evtl. mehr den Anspruch, in Kontakt zu kommen und mich mit Leuten anzufreunden. So bin ich froh, wenn ich durch den Tag komme und alle Dinge erledigen kann, die ich brauche.

      Um 13.30h schaffe ich es dann doch vor die Tür - ich hab langsam wieder Lust auf Action, weil meine Erkältung fast überstanden ist! Ich gehe spazieren, geniiiiieße die Schönheit des toskanischen Dorfs und fühle mich sehr in meine Kindheit zurückversetzt: meine Großeltern haben in einem Dorf gewohnt und irgendwie erinnert mich das hier an das Dorf meiner Großeltern.

      Ich laufe in die Dorfmitte, zur „Bar in piazza“ (eine Bar ist hier sowas wie ein Café) und hole mir einen Cappuccino. Auf der Karte sehe ich, dass ca. 1,5km entfernt ein See liegt. Da die Sonne so schön scheint, will ich noch etwas draußen bleiben und entscheide mich dorthin zu laufen. Google schlägt mir einen Weg vor, dem ich folge – ca. 600m bis ich zu einer Schnellstraße ohne Gehweg komme. Wie soll ich denn da entlanglaufen, ohne, dass mich die Italiener über den Haufen fahren?! Der alternative Weg führt zurück. Na gut, also nochmal… cazzo (= Scheiße auf ital.)!

      Dem alternativen Weg folge ich ca. 1km bis ich auf dasselbe Problem stoße. So ein Mist! Anscheinend sind die Italiener:innen -zumindest hier im Dorf- eher mit dem Auto unterwegs, sodass keine Fußwege nötig sind?? Vielleicht ist das eine gute Vorbereitung auf Kanada, denke ich. …dann eben kein romantisches Sitzen am See! Hmpf.

      Ich schlendere etwas ziellos durch’s Dorf – und finde endlich eine Bank in einem Wohngebiet. Sitzen und Kaffee trinken! Mit ein bisschen Romantik (eher nicht…).

      Wenigstens kann ich hier die Sonne genießen. Und irgendwie fühle ich mich wie eine alte Frau, die aus dem Altenheim ausgebrochen ist und nichts Besseres mit sich anzufangen weiß, als auf einer Bank auf eine Häuserwand zu starren.Das Gute: jetzt kommen die Metagedanken! Gedanken, die das Leben, mein Leben, die Welt betreffen. Ich mag das und denke nach.

      Als ich mir die Häuserwand vor mir genauer anschaue, muss ich an den Bodensee denken (da war ich als Kind oft) – und rufe spontan meine Eltern an. Die Gespräche mit ihnen tun mir gut, sie erden mich und es ist schön, mehr von meinen Erfahrungen (live!) zu teilen. Danach fühle ich mich geerdet und schlendere fröhlich nach Hause.

      Einige, mit denen ich über meine Reise gesprochen haben, sagten mir, wie mutig sie es finden, dass ich diese Reise mache. Sie haben Recht, wenn ich darüber nachdenke, wieviel Angst es mir teilweise macht. Allerdings finde ich es heutzutage DEUTLICH weniger mutig, als früher, wo man nicht so einfach telefonieren oder schreiben konnte; da war man wirklich auf sich allein gestellt – DAS finde ich richtig mutig!

      Und das, was ich eigentlich am beängstigendsten und auch am wertvollsten an solchen Reisen finde: wie direkt und unverblümt man mit seinem absolut nackten Ich in Kontakt kommt.

      Hier ein Zitat dazu von Rainer Maria Rilke, was mir heute entgegenkam: „Wenn die Sehnsucht größer als die Angst ist, wird Mut geboren. Ohne Sehnsucht machen wir uns nicht auf den Weg.“ – dem stimme ich absolut zu. Und meine Sehnsucht nach Reisen und direktem Kontakt mit mir, waren sehr groß. So groß, dass sie reichten, die Ängste beiseitezuschieben oder zu überstrahlen – zum Glück :-)

      Als ich nach Hause komme, koche ich mir eine Gemüsepfanne mit Kartoffeln und Linsen. Zum Essen setze ich mich wieder auf die Bank in den Garten und schaue mir die schönen Blumen an.

      Marta kommt auch nach Hause und ich frage sie (ich bin ganz stolz!), wie die Blumen heißen. Sie sagt: „Calla. Wir können welche in dein Zimmer stellen, wenn du möchtest!“ Ich sage: „Aber dann sterben sie!“. Marta: „Neeein, wir reißen nur die Blumen raus. Schau, so!“ – und zackzack, reißt sie die langen Blumen raus. Na gut… Diskutieren kann ich mit ihr nicht, oder ihr sagen, dass die armen Blumen ja trotzdem sterben. Und ich finde es sehr lieb von ihr, dass sie mir Blumen für mein Zimmer schenkt.

      Und am Ende fragt sie mich nach dem Rezept für die Gemüsepfanne: ich hab sie probieren lassen und es schmeckte ihr anscheinend gut. :-)

      Anschließend erklärt sie mir, welche Pflanzen sie noch in ihrem Garten hat. Unter anderem einen Zitronen- und einen Birnenbaum. Sie sagt, sie habe nichts davon gepflanzt, alles sei von selbst da gelandet und gewachsen. Und sie pflege es jetzt.

      Da Marta gestern für mich gekocht hat, frage ich sie, ob sie heute mein Essen probieren möchte. Sie grinst, nickt und nimmt sich zwei Gabeln. „Hmm! Das ist sehr lecker! Nächstes Mal, wenn du es machst, sag mir Bescheid. Ich möchte es lernen!“ – wie cool ist sie denn!
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    • Day 47

      39. (3.) Etappe-Pistoia-Prato

      August 16, 2023 in Italy ⋅ ☀️ 21 °C

      Der nette Jakobsbruder hat mir heute um sechs Uhr Kaffee gemacht. Ein großes Herz! Der Weg ging kurz aus der Stadt heraus und entlang des Flusses, so viel Wasser haben die nicht und sehr viele Reiher tummeln sich hier herum. Pistoia ist vor allem eins: führend in der Baumzucht, so dass die ersten Kilometer gesäumt waren von Baumschulen und verschiedenen Baumarten, die hier für den Verkauf herangezüchtet werden. Ja, die Flora, bekannt in der Toskana sind neben den Pinienbäumen die Zypressen und die Olivenbäume.
      Später ging es den Berg hinauf in den Wald, was zwar mit der Hitze anstrengend, aber sehr schön und ruhig war. Nur gerne hätte ich mich Mal ausgeruht, um Wasser zu trinken, was aber mit dem um den Kopf herum schwirrenden Fliegen und Mücken selten möglich war, da komme ich mit immer vor wie eine arme Kuh auf der Weide, die immerzu von allen Insekten nonstop belästigt wird
      Immer wieder ging es hoch und runter, aber nicht mehr so lange und so viele Anstiege wie gestern. Es ist mir bis auf die Füße, die einfach noch von gestern müde waren und weh taten, doch gut gegangen. Am Ende noch durch die Vororte von Prato, nochmal hoch in den Wald und runter nach Prato, am Fluss entlang. Ich konnte den ganzen Tag die Herberge nicht erreichen. Ich entschied erstmal in der Stadt was essen zu gehen und plötzlich war ich schon ab der Kathedrale, schaute kurz hinein und ging dann richtig essen, Pasta mit Ragout und gegrilltem Gemüse.
      Danach war ich im Dommuseum (ich musste meinen Rucksack aufbehalten) und habe mir die mittelalterlichen Fresken im Dom angeschaut. Es war so heiß und ich hatte keine Lust auf mehr Sightseeing. Ich wollte doch auch wissen, wohin ich muss und wo ich übernachten kann. Also setzte ich mich in eine Bar und versuchte irgendeine andere Herberge zu finden. Endlich nahm jemand das Telefon ab und ich hatte einen Platz, musste aber mit dem Bus hinfahren. Genau dann rief der Mann von der anderen Herberge, die viel näher war, an, ich wollte aber nicht so unhöflich sein und der gerade zugesagten Herberge wurde absagen. Das Ticket für den Bus wollte ich im Bus lösen, der Busfahrer sagte,es gäbe hier keine und ich stieg an der nächsten Bushaltestelle wieder aus, um mir dort ein Ticket für den nächsten Bus zu kaufen ..
      Die Herberge ist nur ein Dachboden und unten ist ein Abstellraum und Dusche und WC. Aber ich habe das beste draus gemacht, ein Sandwich geholt und warmes Bier und Körniger Frischkäse, ja den habe ich echt vermisst.
      Ich schwitze wie ein Schwein im Liegen, mal gucken ob ich schlafen kann, die Mücken haben sich auch sofort gemeldet.
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    • Day 18

      #11 - Der Alltag... er hat mich!

      May 13 in Italy ⋅ ☁️ 23 °C

      >> Everyday Life Nuggets <<
      - die meisten Italiener sind eher schlank – und das, obwohl Italiener gerne Süßes essen (scheint mir zumindest so :-) ) In Florenz fällt mir das richtig auf, weil dort mehr übergewichtige Menschen, die sehr nach Touristen aussehen, rumlaufen.
      - Frauen sind recht elegant und stilvoll gekleidet. Tiefe Ausschnitte oder kurze/enge Kleider sieht man selten. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie hab ich das nicht erwartet.
      - es gibt viele Geschäfte dezidiert für Männer!
      - Kleidung gibt es in Prato und Florenz hauptsächlich in Boutiquen zu kaufen; man sieht einzelne Ketten, aber wenige. Leider sind die Boutiquen relativ teuer: das Günstigste was ich bisher gesehen hab, waren 80€ für eine Bluse
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      13. Mai
      Mittlerweile hat mich der Alltag – und ich habe schlechte Laune.

      Ohne jeden Tag was Neues zu sehen und diese Dopamin- und Adrenalinflut ist es ein anderes Reisen. Krisen kommen anders auf, zumindest für mich. Das Reise-Ich vermischt sich mit dem Alltags-Ich, was irgendwie seltsam is.

      Trotz dem Alltag fühle ich mich enorm roh und nackt/schutzlos. Das ist nicht unbedingt schlecht. Ich bin etwas offener als zu Hause, denn um mich hier, in der neuen Umgebung, orientieren zu können, muss ich sehr wachsam und aufmerksam sein. Das macht mich auch verletzlicher, sehr gefüllt mit Eindrücken, sehr inspiriert und trotzdem leicht (vermutlich, weil ich hier etwas weniger Verpflichtungen habe).

      Ich denke heute viel nach. Vielleicht weil ich nicht so gut drauf bin, dann hat man eher die Motivation nachzudenken.

      Mir kommt ein Gedanke über Italiener: Sind sie gut im Anfangen, aber nicht im Instandhalten? Sie haben damals ein großes Imperium aufgebaut, was nicht mehr existiert (wobei Imperien ja immer kommen und gehen- zum Glück). Aber es geht weiter bei Pompeji (Deutsche halten es mittlerweile instand), ihren Straßen die überall löchrig sind, Kaffee der eigentlich gut ist aber nicht genossen wird (Lorenzo hat mir dazu einen guten Artikel gezeigt, die Sichtweise kommt also nicht ursprünglich von mir) --> Espressi werden wie ein Shot heruntergeschüttet und nach expliziter Kaffeekultur sieht es für mich nicht so sehr aus. Bei uns gibt es deutlich mehr Personen, die sich mit Rösten von Bohnen, verschiedenen Brüharten, etc. intensiv beschäftigen. Hier ist Kaffee so im Alltag verankert, dass er nichts Besonderes mehr darstellt, habe ich das Gefühl.

      14. Mai
      Langsam kommt die Lust zurück, Italienisch zu lernen; das war mir in den letzten Tagen zu viel: arbeiten, gesund werden, Neuorientierung in der Kultur/im Ort, Land erkunden. Ich habe heute endlich wieder mehr Energie, obwohl die Erkältung immer noch nicht ganz durch ist (obwohl es hier herrlich warm ist).

      Ich habe darüber nachgedacht, dass ich es verstehen kann, wenn Einwanderer es irgendwann aufgeben sich zu integrieren und auch die Sprache nicht lernen. Je nachdem, wen man kennenlernt, in welchem Umfeld man ist, wieviel Kapazitäten und Talent man hat: neue Kulturen und Sprachen sind enorm verunsichernd und es kostet viel Aufmerksamkeit und Kraft, die Unterschiede zu bemerken und sich einzufügen (ohne sich als Person zu ändern oder zu verlieren).

      Ich fühle mich weiterhin psychisch sehr nackt und nah an der Wahrheit, am Universium, an mir. Wünsche oder Gedanken (…deren Wahrwerdung nicht immer erwünscht ist) werden häufig direkt wahr oder versorgt:

      1) Auf dem Heimweg von der Arbeit, fahre ich -mit dem Rad- an einem Reparaturladen vorbei. Ich denke darüber nach, dass ich da ja vorbeischauen könnte, falls mal was mit meinem Fahrrad wäre. ZACK! Keine 100m weiter fällt mir auf einmal die Kette runter. …was soll das denn!?

      Ich halte an, stelle das Rad verkehrt herum, um die Kette wieder zu arretieren. Direkt hält ein Auto mit einem Pärchen drin an und fragt mich, was mit meinem Fahrrad ist. Ich verstehe leider nicht viel und kann es auch nicht beschreiben – aber die Situation ist eindeutig und der Mann steigt aus, um mir zu helfen. Ich hätte es höchstwahrscheinlich auch selbst hinbekommen, aber bin trotzdem sehr dankbar, dass er mir hilft! Nach 1 Min ist die Kette wieder drauf und wir verabschieden uns. Ich liebe sowas!

      2) Ich habe in den letzten Tagen deutlich zu wenig gegessen, weil mir noch etwas die Orientierung hier fehlt: Welche Lebensmittel gibt es hier zu kaufen und wie kann ich sie sinnvoll für mich kombinieren? Ja, es ist extrem ähnlich zu unserer Auswahl, aber nicht dieselbe. Zum Beispiel gibt es in Bäckereien wenig Vegetarisches, geschweige denn Veganes zu kaufen. Heute beschließe ich, endlich wieder genügend zu essen – vermutlich hatte damit auch meine schlechte Laune und Dünnhäutigkeit zu tun.

      ZACK! Glücklicherweise hatte Marta mich gestern gefragt, ob wir zusammen zu Abend essen wollen und ich habe zugestimmt. Was gibt es Sättigenderes, als ein Essen einer italienischen Nonna? In der Tat gibt es ein richtiges Menü -extra vegetarisch für mich!- und ich bin danach endlich wieder satt:

      1) Aufgeschnittenes Baguette mit einem Frischkäseaufstrich (so ähnlich wie Bruschetta)
      2) Reis mit Zucchini und Parmesan (klingt simpel, ist aber unfassbar lecker!)
      3) Frittata (Omelette mit Kartoffelschnitzen)
      4) Tiramisu alla Marta – seeeeehr lecker!
      - und natürlich Wein dazu

      3) Auch heute habe ich wieder einen Frust mit meinen Italienischkenntnissen: Ich habe das Gefühl, dass ich absolut auf der Stelle tappe und nur minimale Fortschritte mache. Das hab ich mir anders vorgestellt – auch wenn das höchstwahrscheinlich unrealistisch war.

      Als ich mit Marta zu Abend esse (Lorenzo ist auf Geschäftsreise in den USA), unterhalten wir uns. ZACK! Es geht tatsächlich etwas besser als letztes Mal! Es dauert noch extrem lange, bis ich einfache Sätze zustande bringe, aber sie wartet geduldig und hilft mir. Wir lachen viel und genießen den Abend. Am Ende sagt sie sogar: Dein Italienisch hat sich sehr verbessert, wirklich!!

      Mit gefülltem Magen und Herzen gehe ich ins Bett – und schlafe fantastisch!

      15. Mai
      Auch heute hat mich der Alltag und es passiert wenig Erzählenswertes.

      Lorenzo kommt zurück und ich freu mich, dass ich mal wieder ein komplexeres Gespräch führen kann. Wir bestellen Pizza und essen sie zusammen mit Marta.

      Er erklärt mir auf Italienisch, dass ein Start-Up aus Darmstadt mit einem Satelliten

      (1) bestimmte Daten aus dem Lichtspektrum verwenden, um mit Algorithmen erkennen zu können, um was es sich handelt (eine grüne Pflanze oder eine grüne Sitzbank oder ein grünes Gebäude?).

      Und (2) erkennen kann, wieviel Wasser sich knapp unter der Oberfläche befindet, um z.B. beim Gärtnern zu unterstützen.Ich bin ultra stolz, dass ich alles -bis auf 2x nachfragen- verstanden hab!Viel dazu sagen kann ich aber leider noch nicht.

      Lorenzo und ich sitzen 2-3 Stunden nach dem Essen noch in der Küche, unterhalten uns über physikalische und logische Phänomene und kommen ins Philosophieren (dann aber auf Englisch...). Ich schätze das sehr und habe den Austausch genossen. Nachts träume ich sogar von einem der logischen Grundsätze und versuche, einen neuen Sinn daraus zu ziehen.

      "{People} who don't listen will eventually be surrounded by people who have nothing to say" - Andy Stanley
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    • Day 48

      Tag 46 Albenga Italien

      May 18, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 17 °C

      Albenga ein Küstenort in Ligurien. Wir blieben 2 Nächte auf einem Campingplatz dort. Hier merkt man sehr deutlich, daß noch keine Saison ist. Die meisten Lokale und Touristengeschäfte sind noch geschlossen, das Wetter ist eher kühl und durchwachsen, daher sieht es meist ein wenig trostlos aus. Die Altstadt ist bestimmt in der Sommersaison voller Menschen.Read more

    • Day 9

      Auf der Straße nach Süden .... 30.08.21

      September 2, 2021 in Italy ⋅ 🌙 19 °C

      On the road again. In Volterra blicken wir von vielen Aussichtspunkten aus ins Tal und in die Vergangenheit, großes Theater, das übers Mittelalter bis hin zu den Römern und den Etruskern reicht. Wir essen Pizzaschnitten, eiern mit unseren E-Bikes über altes Pflaster in den überlaufenen Gässchen, trinken Cappuccino, filosofieren über die narbigen Hauswände, über die viele Jahrhunderte hinweg gegangen sind, essen Eis, kaufen toskanischen Gin (R), trinken Vino Santo.
      Spätnachmittags fahren wir gen Süden in die Maremma, Ziel Follonica, der nächstgrößere Ort zu unserer Unterkunft am Meer. Schon beim Reinfahren ahne ich Schreckliches. Mietskasernen, hässliche Kästen, sogar ein Hochhaus in unmittelbarer Strandnähe. Das ist kein ehrwürdiger Ort mit alten Steinen, die sucht man hier vergebens. Je näher wir der Strandpromenade kommen, desto klarer wird mir: Hier warst du schon mal. Mit Julian. Es ist noch nicht lange her, erst drei, nein vier Jahre: Nach einem Familienfest in Florenz sind wir für drei Tage gen Süden gereist, hatten Quartier in Massa Maritima und landeten auf der Suche nach dem Meer in Follonica. Wir hielten es einen Spätnachmittag lang dort aus, ehe wir uns, entsetzt von der Hässlichkeit des Orts, schüttelten und rasch wieder das Weite suchten.
      Die mächtigen Pinienhaine am Ortsrand haben wir damals nicht zu Gesicht bekommen.
      Die Ferienanlage im Mini-Örtchen Puntone, fünf Kilometer hinter Follonica, liegt unmittelbar an der vielbefahren Straße nach Scarlino. Unser Appartement hat einen berückenden Blick auf die Parkplätze. Es ist ebenerdig ohne Galerie, auf die wir abends klettern müssen, um zu schlafen. Es hat eine Terrasse und auf der Terrasse gibt es Licht, um abends zu lesen. Wir können die E-Bikes direkt über die Terrasse ins Zimmer schieben. Doch es fehlen Sträucher, Blumen, Olivenbäume, warmes Licht. Um Zikaden flöten zu hören, muss man um die Ecke und dann einen langen kleinen Weg bis zum Rand der Anlage gehen. Es ist hier ein wenig wie im Formule 1 Hotel bei Lyon, in dem wir früher immer für eine Nacht Station machten, um Tags darauf nach St. Cyprièn, unsere geliebte Ferienanlage in Südfrankreich, zu fahren - und den Zwischenstopp zu vergessen.
      Nun ja, wir werden uns hier einrichten. Man kann nicht alles haben - und hofft es doch immer wieder!
      "Follonica, der Lenz ist da", singe ich a Capella, während wir in das hässliche Städtchen zurückfahren, um ein Restaurant zu finden, "Follonica, der Lenz ist da, und alle Mädchen singen Trallala …" Ich muss mal wieder singen, denke ich, das hebt die Laune. Möchte mal wieder singen.
      Wir finden eine Pizzeria am Stadtrand von Follonica, in der man an der Theke bestellt und das Bestellte abholt. Ich wähle appetitlich aussehende Sardinchen mit Zwiebeln, gedünstete Verdura, Robert Pizza Diavolo ohne Salami, die sich ohne Wurst als Pizza Margherita ohne alles entpuppt. Überraschung bei der In-Empfang-Nahme der Speisen: Alles, wirklich alles - außer dem Essen und dem Wein in winzigen Glasflaschen - ist Einweg. Während des Essens mit Plastikbesteck auf Pappkarton-Tellern kommt der beleibte Chef mit Glatze vorbei und fragt, ob es schmeckt. Wir nicken, lächeln und schämen uns. Ja wirklich, es schmeckt und man schämt sich, dass es so gut schmeckt. Und schämt sich noch mehr, als man am Ende Teller, Becher und Besteck im Mülleimer versenkt, fein säuberlich nach Plastik, Karton und Glas sortiert. Da sage noch einer, die Italiener wären, was Mülltrennung angeht, nicht lernfähig.
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    • Day 9

      Toskana Tag 4, 28.08.21

      September 2, 2021 in Italy ⋅ 🌙 19 °C

      Regen. Beim Aufwachen regnet es Hunde und Katzen, und weil es sich bei Regen so gut schläft, schlafen wir bei offenem Fenster weiter bis 10.
      Beim Frühstück unten unter dem überhängenden Dach lässt der Regen nach. Ich sehe Romanfahnen durch. Schon bald hört der Regen wieder auf mit Nachlassen.
      Mittags weht der Wind die Sonne unter den Wolken hervor und fegt auch noch weiter, als es nichts mehr zu herbei - oder auch wegzufegen gibt. Am Pool suche ich im Internet nach unserer nächsten Unterkunft: Meer oder Zikaden? Es gibt noch ein paar andere Kriterien: Bitte ebenerdig ohne Galerie, auf die wir zum Schlafen klettern müssen, bitte mit Terrasse und die Terrasse bitte mit Licht, so dass wir abends draußen lesen können. Und: bitte die Landschaft nicht ganz so hügelig, so dass wir unsere E-Bikes benutzen können, ohne dass die Akkus nach 10 Kilometer leergefahren sind. Als wir uns endlich entschieden haben, ist der Akku vom PC leer und ich bin fix und fertig. Ich zieh mir was Schönes an, nehm den Samos mit an den Pool und verschwinde für den Rest des Nachmittags in Maxim Billers gebrauchtem Juden. Ich hab schließlich Urlaub.
      Nachdem die Sonne hinter dem Hügel untergegangen ist, obwohl sie noch da ist, fahren wir ihr hinterher. R zeigt mir eine Anhöhe, die er neulich entdeckt hat, auf der eine Geschwisterreihe von neun Zypressen im Halbkreis steht, noch von der Sonne beschienen. Leider leistet ihnen - und uns - auch der Wind Gesellschaft. Am viertletzten Augusttag stehen wir, in Daunenjacken eingemummelt, bei gefühlten 12 Grad auf dem Olymp der Toskana und blicken ringsum auf das liebliche gewellte Land unter einem gelben, später roten Himmel.
      Zum zweiten Mal in der Dorfkneipe in San Pancratio, die wir vorgestern entdeckt haben. Wie vor zwei Tagen ist sie voll besetzt; viele Gäste kommen erst nach 22 Uhr. Auf den Tischen stehen riesige Hackbretter, üppig mit Salami- und Schinken-Aufschnitt, verschiedenen Käsesorten, Oliven und getrockneten Tomaten beladen. Nennt sich Tagliere, finde ich heraus und man isst zu mehreren daran. Für uns gibt es wieder den tollen Carpaccio, dazu Wein, später Eis und dabei so wenig Wind, dass wir uns lange ungestört unterhalten können. Über die Mafia und ob sie hier wohl auch zu Gange ist. Über die toskanische Vegetation, Ölbäume, Pinien und Zypressen. Lange habe ich Pinien und Zypressen miteinander verwechselt. Ich dachte immer, ein Baum, in dessen Namen zwei Iiis stecken, könne nicht anders als lang und spitz sein.
      Auf der Heimfahrt keine Zikaden - haben bei der Kälte heute dienstfrei.
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    • Day 24

      Über den Apennin

      October 27, 2021 in Italy ⋅ ☀️ 15 °C

      In meiner Begeisterung über die Bezwingung des Brennerpasses habe ich völlig vergessen, dass ja noch ein zweites Gebirge den Weg nach Rom versperrt: Der Apennin. Der ist zwar nominal viel niedriger als die Alpen, aber dafür ist auch meine Ausgangshöhe viel geringer.
      So zerfällt der heutige Tag in zwei fundamental unterschiedliche Teile. Zunächst folge ich 68 km weit einem Flusstal und arbeite mich dabei 840 m in die Höhe (nicht gerechnet das auf und ab zwischendurch). Schon bald spüre ich meine weichen Knie. Ich brauche mehr Energie! Ich berechne überschlägig, dass ich heute rund 10.000 Kalorien brauchen werde zur Umsetzung von Futter in potentielle Energie. Also den nächsten Supermarkt angesteuert und Energie getankt in Form von Kuchen, Salami, Milch, Joghurt und Schokolade. Das muss dem Körper zwischendurch bei den zahllosen Pausen immer wieder zugeführt werden.
      Der Weg steigt an, die Straße wird immer kleiner und führt am Ende durch einen schönen Herbstwald, der sehr nach Deutschland aussieht. Zwischendurch immer wieder sehr strapaziöse, lange und steile Steigungen. Manchmal hilft wieder nur schieben.
      Nachmittags ist irgendwann endlich der höchste Punkt erreicht, und der Weg stürzt sich in die Tiefe. In diesem zweiten Teil der heutigen Etappe fällt die Straße in unzähligen Serpentinen auf 10 km um 800 m ab. Die Bremsscheiben glühen.
      Der lange Tag findet noch ein gutes Ende, denn in diesem schönen Gutshaus habe ich ein Zimmer für mich reserviert.
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    • Day 9

      Beginn einer wunderbaren Freundschaft

      September 2, 2021 in Italy ⋅ ⛅ 28 °C

      Tag 6 ff unserer Suche nach dem Sommer. In der Maremma ist Strand angesagt, und wir finden Strand. Zuvor finden wir einen Weg dorthin, der es in sich hat. Motto: Zurück zur Natur! Oberhalb der Küste und an dieser entlang schlängelt er sich als Waldweg Richtung Punta Ala. Schön: Der Duft nach warmem Holz und Harz der Pinien. Wunderbar: Die überwältigenden Ausblicke auf blaugrünes Meer und grünes Land, die Bergrücken von Elba, die Landzunge samt Kap von Punta Ala, ja, und auch auf die Wohnsilos von Follonica in ihrer ganzen hässlichen Pracht. Das Allerbeste: Dieser Zurück-zur-Natur-Weg ist für Autos gesperrt. Mitnichten für Schlangen - ein opulentes Exemplar, sicher einen Meter lang, dick wie mein Handgelenk, kreuzt unseren Weg. Gelobt seien unsere Klapp-E-Bikes, die uns zu einer kleinen, nur wenig frequentierten Bucht bringen, auf deren steinigem Strand wir unsere Decke und Handtücher ausbreiten und den Sonnenschirm zwischen große Wackersteine klemmen. Vor uns das Meer mit seiner silbernen Haut und seinem mächtigen Atem. Mal wieder aufwärts Richtung Himmel schwimmen. Das Wasser und sogar der Wind ist warm. Und warm ist auch das Buch, das ich lese. Keine Romanfahnen mehr, obwohl die auch warm waren. Ab sofort ist es Urlaub. Die Zeit wird immer langsamer. Ein großer Schmetterling segelt zwischen mir und meinem Buch durch, das tut er mehrmals. Möwen kreisen auf dem Blau über uns, ein Tiefflieger stört. Irgendwo hier in der Nähe muss ein Militärstützpunkt sein, ich erinnere mich: Bei einem Familienurlaub 1999 - Julian war vier - hörten wir auf dem Campingplatz bei Marina di Maremma jeden Abend pünktlich um 20 Uhr die Militärmaschinen starten und ebenso pünktlich eine Stunde später, nachdem sie ihre Bombenfracht über dem Kosovo abgeworfen hatten, wieder landen. Für Momente übertönte der unheilvolle Gesang der Flugzeuge den Zikadenchor in den Pinien und erinnerte daran, dass Krieg war, etwas ganz Unglaubliches unglaublich nah. Krieg, ein Wort, bis dahin sorglos im Archiv der Geschichte gelagert, reif für die Urne, prallte mit der Wirklichkeit zusammen. Mit der Sommerhitze 1999, dem Abend, dem Urlaub.
      Unser Küstenpfad ist auf dem Rückweg im Abendsonnenlicht noch schöner als am Vormittag. Sogar das schreckliche Follonica, der Lenz ist da, in das wir am Abend wieder zum Essen fahren, ist zu ertragen und gar nicht mehr so schrecklich. Wir essen in einer Pizzeria unter Schirmpinien. Das Restaurant ist voll, aber nicht von Touristen, jedenfalls keinen Deutschen (außer uns). NUR Italiener speisen hier und scheinen sich alle zu kennen. Auch die Speisekarte ist NUR Italienisch, ebenso wie vielleicht der Brauch, dass auf allen Tischen, nachdem in einem extra Raum bezahlt worden ist, eine Flasche Limoncino landet, aus der man sich ausschenken darf, unentgeltlich, versteht sich. Das finden wir sympathisch. Überhaupt finden wir vieles in Follonica ab diesem Abend zusehends sympathischer. Verhungern kann man hier nicht. In unserer Pizzeria nehmen auch nach 23 Uhr noch Nachtschwärmer an neu aufgedeckten Tischen Platz. In einem kleinen Vergnügungspark skaten kleine Mädchen auf einer Inline-Fläche; Jugendliche spielen Billard und Tischfußball. Das Nachtleben scheint endlos. Eine kleine Theaterbühne, die wir abends darauf beim Essen in einem Wohngebiet entdecken, lädt erst um 22 Uhr zur Kasperle-Vorstellung. Und dann gibt es noch den Trenino di Levante, ein Spielzeugbähnchen, das bis nach Mitternacht seine Runden durch die Stadt dreht. Auch Erwachsene dürfen sich reinquetschen, der Parkplatzsuche ledig im Zentrum aussteigen, dort ein Eis essen, und sich anschließend wieder retour kutschieren lassen.
      Follonica, der Lenz ist da, beginnt uns allmählich zu gefallen.
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    • Day 9

      Toskana Tag 5, 29.08.2021

      September 2, 2021 in Italy ⋅ 🌙 19 °C

      Sonntag. Sonntagswetter. Das Tief hat sich verzogen. Trotzdem sitzen oder liegen alle interesselos um den blauen Pool rum wie um einen Tisch, auf dem Essen steht, aber nichts Verlockendes. Baden tut keiner, auf Tischen badet man nicht. Mir gegenüber liegt ein älteres Paar, ein Mann mit blauer Schildkappe und einem Buch und eine Frau ohne Buch aber mit unwahrscheinlich dickem weißem Bauch zwischen den Bikiniteilen. Ich bin um 7 aufgestanden und habe auf Nebel gehofft, der aus den Toskanatälern emporkriecht. Statt aufsteigendem Nebel gab es aufsteigende Heißluftballons zum Fotografieren und später Bäckerdüfte, die einem Lust machten, in den Tag reinzubeißen wie in ein knuspriges Brötchen. Ich korrigiere 100 Seiten Romanfahnen, später lese ich. In Deutschland regnet es Schnüre.
      Nachmittag: Der Himmel, morgens eine blanke blau grundierte Leinwand, ist jetzt mit dicker weißer und grauer Farbe bekleckst - ob der Maler das so wollte und wusste, was er tat? Ich lese jetzt Erich Kästner, im Wasser war ich immer noch nicht.
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    • Day 8

      Toskana Tag 2, 26.08.2021

      September 1, 2021 in Italy ⋅ 🌙 19 °C

      Am nächsten Morgen sitzen wir zum Frühstück vor toskanischer Kulisse an einer alten Nähmaschine und R meint, wenn wir jetzt nicht auch noch nähen müssen, ist es ja gut.
      Anders als man sollte und anders als die anderen verbringe ich den Tag nicht liegend auf der Liege sondern sitzend am Pool, sitzend auf einem der unbequemen verschnörkelten Metallstühle mit und ohne Polster, sitzend und schreibend, sitzend und lesend. Ich muss Romanfahnen korrigieren.
      Kleine Wanderung nach Fornacette. Nur abwärts. Wieder dieser sich ereifernde Wind. Alle Autofahrer, die auf der Straße entgegen kommen, sind Autofahrerinnen, fahren schnell und haben Handys am Ohr. Sie reden, aber nicht mit dem Wind. In einem winzigen Kramladen frage ich nach Spaghetti und Sugo di Pomodoro und kriege beides, dazu geriebenen Pecorino und Kekse mit Aprikosenmarmelade.
      Abends finden wir zum Essen eine Dorfkneipe in San Pancratio, auf deren Terrasse es sehr voll, sehr laut und sehr gemütlich ist. Ein Hauptgewinn - samt dem gewählten Carpaccio, den man an der Theke bestellen muss.
      Den Zikadenchor gibt's anschließend zum Eis gratis obendrauf. 24 Stunden Sommer.
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    You might also know this place by the following names:

    Prato, براتو, Pratu, پراتو, פראטו, プラート, პრატო, Прато, 프라토, Pratum, Pratas, پراٹو, 普拉托

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