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- 30. apr. 2024
- ☀️ 27 °C
- Høyde: 244 m
- ItaliaToscanaPratoFigline di PratoMonte Piccioli43°56’9” N 11°5’39” E
#4 - Ankommen
30. april, Italia ⋅ ☀️ 27 °C
Die Blumen im Titelbild sind "echter Jasmin" (- danke Viki!) und in Prato riecht es überall ganz wundervoll danach!
>> Everyday Life Nuggets <<
• in jedem (privaten) Badezimmer gibt es ein Bidet
• man unterhält sich gerne von der einen auf die andere Straßenseite lautstark darüber, wie es der Ehefrau und den Kindern geht
• der Verkehr läuft nicht wie in Deutschland nach dem Motto: "Ist hier frei? Kann ich fahren?", sondern eher "Achtung, hier komm ich!" - also genau mein Stil!
• Bambus wächst hier öfter am Wegrand
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30. April
Heute habe ich viel vor: mein Leben hier organisieren.
Erste und allerwichtigste Amtshandlung: ein Fahrrad kaufen. Schon in Deutschland habe ich einen Gebrauchtfahrradladen entdeckt und gespeichert.
Zweite Amtshandlung: Lebensmittel einkaufen. Natürlich im Bioladen. Und tatsächlich scheint es einen Biosupermarkt in Prato zu geben!
> Ausflug nach Prato (Innenstadt)
Das Wetter ist traumhaft sonnig und sehr warm (ca. 24°C), als ich gegen 10 Uhr loslaufe. Da ich ja noch kein Fahrrad habe, muss ich mein Lieblingstransportmittel -nicht!- benutzen: einen Bus. Na, gut.
An der Bushaltestelle angekommen stelle ich fest, dass der nächste Bus erst in 25 Minuten kommt. Ich setze mich also direkt an die Haltestelle, damit ich ihn ja nicht verpassen kann. Auf dem Platz links von mir haben einige Chines:innen Stände aufgebaut, an denen sie Kleidung verkaufen. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass das meine Vorurteile bestätigt. Direkt gegenüber von mir ist ein kleines Café, wo buntes Treiben herrscht. Vielleicht hole ich mir dort einen Kaffee… und ein Croissant. Ich habe furchtbar Hunger und der Bus kommt ja erst in 25 Minuten. Gesagt, getan.
Als der Eigentümer mir gerade den Kaffee fertig macht und das Croissant schon vor meiner Nase steht, sehe ich wie draußen ein Bus ankommt. Verdammte Axt!! So schnell kann ich weder den Kaffee trinken, noch das Croissant essen. Und bezahlen muss ich auch noch. Und bis ich ihm erklärt habe, dass ich schnell weg muss (wenn das überhaupt klappt), ist der Bus wahrscheinlich schon weg. Ok – piano, piano! Das ist nur ein anderer Bus, der zwar auch in die richtige Richtung fährt, aber nicht „mein“ Bus. Also erstmal entspannt meinen Cappuccino trinken!Ich setze mich raus auf die kleine Terrasse -mit Blick auf die Bushaltestelle!- und eine Italienerin macht mir Platz, obwohl genügend Platz da wäre. Sie redet irgendwas und ich sage ihr, dass ich nur ein bisschen Italienisch spreche. Sie: „Ah, bist du Ausländerin?“ – „Ja“ „Schön! Ich warte auf eine Freundin, aber sie ist noch nicht da“. Ich bin stolz, dass ich überhaupt etwas verstanden habe und adäquat antworten konnte! Schweigend trinke ich meinen Cappuccino, esse das Croissant und setze mich dann wieder an die Bushaltestelle.
Der Bus kommt pünktlich, ich steige ein und los geht’s! Ich habe ein Wochenticket von Florenz nach Prato, weiß aber nicht, ob das auch für die Busse IN Prato gilt. Da hier aber keiner Englisch spricht, traue ich mich nicht, nachzufragen und sitze etwas angespannt im Bus. Glücklicherweise kommt kein Kontrolleur!
Ich steige etwas früher aus, um das Risiko einer Kontrolle zu minimieren und laufe den letzten Kilometer zum Fahrradladen. Es ist so schön warm und sonnig und es richtig nach Blumen. Ich genieße die sommerliche Atmosphäre und atme die satte Luft ein. Hatschi! …und auch mein Heuschnupfen gehört zu dieser Atmosphäre.
Am Fahrradladen angekommen wird es mal wieder spannend: der Eigentümer spricht 0 Englisch und ich erkläre ihm, dass ich ein Fahrrad für mich suche. Er sagt, er habe gerade keins, weil die Leute nur saisonal fahren und jetzt im Frühjahr alle ein Fahrrad gekauft haben. Nächste Woche würde evtl. eines in meiner Größe reinkommen. Ich bin sehr enttäuscht und traurig und nehme seine Visitenkarte mit, um ihn nächste Woche zu kontaktieren. So lange ohne Fahrrad! No way! Eventuell kann ich doch das von Marta flott machen und mir in Florenz im Juni ein anderes kaufen. Happy bin ich mit der Lösung aber gar nicht.
Aber jetzt geht’s erstmal weiter zum Supermarkt – der tatsächlich ein >richtiger< Biosupermarkt ist, teilweise mit Produkten aus Deutschland, die ich sonst auch kaufe. Lustig! Allerdings ist es sogar teurer als bei uns, obwohl Italiener etwas weniger verdienen. Ich shoppe also in einem Luxusladen!
Ich bin sehr angespannt, weil ich hoffe, dass mich keiner plötzlich anspricht oder irgendwas schief geht und ich einen Verkäufer bzw. Verkäuferin ansprechen muss. Leider ist mir das Glück nicht hold: die Rolle für die Preisetiketten im Drucker der Gemüse- und Obstwaage ist leer, als ich meine Kartoffeln wiegen möchte. Ich schaue dumm durch die Gegend, weil ich mich nicht traue, mich wieder als den Volldepp ohne Sprachkenntnisse zu outen. Die Kassiererin sieht mein Problem und redet irgendwas – also muss ich mich doch wieder outen und sage, dass ich kein Italienisch spreche aber bedeute ihr mit Körpersprache mein Problem. Sie versteht es zum Glück und holt einen Kollegen, der das Problem behebt. Oh man, is das anstrengend, wenn man sich nicht mitteilen kann!
Anschießend bringe ich meine Einkäufe schnell nach Hause, ziehe mich um (mittlerweile hat es 28°C und ich will was Leichteres anziehen) und fahre nach Florenz. Ich bin schon sehr gespannt, einen ersten Blick auf die Stadt zu werfen!
> Erster Besuch in Florenz
1. Coworking-space auschecken
2. Nico treffen
3. Free treffen
1. Coworking-spcae auschecken
Ich lasse mir eine Führung durch den Coworking-space in Florenz geben. In Deutschland hatte ich bereits Kontakt mit einem Mitarbeiter, um die Rahmenbedingungen abzuklären. Der space ist sehr groß, modern und ist kombiniert mit einem Hotel für Studierende. Ich fühle mich wie in New York o.ä., weil ein deutlicher internationaler Flair zu spüren ist. Bei der Führung fällt mir die Kinnlade herunter: es gibt eine Küche, diverse Arbeitsplätze in verschiedenen Räumen, eine Bar, ein Restaurant, eine Außenterrasse mit Tischtennis, abends verschiedene Kurse (Vorträge, Yogakurse, etc.), ein Fitnessstudio – und einen Pool auf der Dachterrasse. WTF! Und jetzt rate mal, wieviel man dafür im Monat bezahlt? 140€. Ich kann es nicht fassen.Da am nächsten Tag der erste Mai ist, kann ich den Vertrag erst am Donnerstag starten.
2. Treffen mit Nico
Nico ist ein italienischer Touristenführer, den ich auf Couchsurfing kennen gelernt habe und mit dem ich seit Ende März ab und zu schreibe. Er hat mir schon viel geholfen und ich bin gespannt, ihn jetzt persönlich zu treffen. Nico spricht gutes Englisch (und diverse andere Sprachen), d.h. die Kommunikation ist in dem Fall gesichert!
Ich schlendere zum Treffpunkt mit Nico in der Stadtmitte von Florenz. Da ich gerne Dinge spontan entdecke, habe ich mich sehr wenig mit der Stadt und ihren Sehenswürdigkeiten beschäftigt. Sonst rennt man mit einer Liste herum, die man abhakt, um dann alles ganz gewissenhaft erledigt zu haben. Als ich auf dem Platz ankomme, tut sich langsam der Blick auf der beeindruckende Dom auf. WOW! Mir verschlägt es wirklich den Atem beim Anblick auf den gigantischen weißen Dom.
Ich bin beeindruckt vom Gebäude rechts... (und von den vielen Touristen :-O )
...und sehe dann erst den Dom links davon! Das Foto kann absolut nicht einfangen, welche Wirkung der Dom hat
Da ich -mal wieder- Hunger habe, suchen wir nach einem geeigneten Platz, um erstmal ein Panino zu essen. Er zeigt mir eine wunderschöne Bibliothek, die mal ein Kloster war, und in der ich bei Bedarf auch Home Office machen könnte (oder auf die Toilette gehen, falls es mal dringend ist, sagt er).
Leider hat das Café in der Bibliothek keine Paninis mehr, sodass wir woanders hingehen und dort ein phänomenales Brot mit Tomaten und Oliven essen. SOOOO lecker!!! (und Nico verdreht die Augen, als ich einen Cappuccino bestelle, da man nach 11.30h nur noch Espressi trinke, sagt er). Als wir an dem Tisch sitzen, reicht er mir eine Tüte, die er die ganze Zeit getragen hat und bedeutet mir, dass es ein Geschenk für mich sei. Ich bin sehr überrascht und freue mich wahnsinnig, dass er mir ein Willkommensgeschenk gebracht hat!
Es ist ein zweisprachiges Buch „Wie wird man Italiener“, das von einem Deutschen geschrieben ist, der eine Italienerin geheiratet hat. Ich bin absolut begeistert und bedanke mich 1000x. Wie nett ist das denn !!
Danach gehen wir mein erstes Gelato essen. Ich versuche auf Italienisch zu bestellen und der Bedienende ist extrem freundlich und geduldig mit mir. Ich bin absolut platt, wie sehr ich hier willkommen geheißen und nett behandelt werde. …bei all den Touristen, die hier täglich reinschneien, wäre ich glaube ich tierisch genervt und hätte sicher nicht die Geduld. Ist das eine italienische Eigenheit? Alles nicht so schwer nehmen und daher für gewisse Dinge mehr Geduld mitbringen? Stress fühle ich hier jedenfalls deutlich weniger – aber das kann natürlich auch daran liegen, dass ich nicht mehr in meinem Alltag bin.
Wir laufen etwas durch die Gegend, wieder Richtung Stadtmitte. Auf einmal bleibt Nico an einem kleinen unscheinbaren Laden stehen, den ich gar nicht als solchen identifiziert hatte. Unscheinbar, dunkel und vielleicht 12m2 groß: ein Fahrradladen! Ich bekomme große Augen. Nico übersetzt dem Verkäufer / Fahrradschrauber, dass ich ein Fahrrad kaufen möchte. Er zeigt mir sein Angebot und ich entscheide mich für ein Rad mit Gepäckträger, Kettenschaltung (immerhin 6 Gänge) und einem Korb. Perfekt! 120€ bezahle ich für meine Unabhängigkeit, Freiheit und mein Glück. Ich strahle über beide Ohren. Jetzt bin ich zu Hause!
Nico und ich verabschieden uns. Ich fahre wieder Richtung Bahnhof, denn dort in der Nähe arbeitet ein Freund in einer Bar/Café, den ich in Deutschland kennengelernt hab: Freemitive (ja, er heißt wirklich so).
3. Free treffen
Ich rufe in die Bar rein: „Ciao, Free!“ – das würde ich in Deutschland nie machen! Free kommt hinter der Bar hervor und begrüßt mich. Ah ist das schön, ein bekanntes Gesicht zu sehen!
Wir quatschen lebhaft über das, was ich in Italien vorhabe, wo ich bleibe, wie es ihm so geht, etc. in einem Mix aus Italienisch, Englisch und Deutsch (Free ist Italiener, spricht aber sehr gut Englisch und gut Deutsch). Ich bin ultra happy, ihn zu sehen, obwohl wir uns nicht so gut kennen. Auf Reisen jemanden zu treffen, den man kennt, ist was ganz Besonderes!
Nach ca. einer Stunde verabschiede ich mich auch von ihm, denn es wird langsam spät (ca. 20 Uhr) und ich muss ja noch mit dem Zug zurück nach Prato. Stolz wie Oskar schiebe ich mein Fahrrad durch den Bahnhof. Und frage am Schalter komplett auf Italienisch (!), ob ich für das Fahrrad eine Karte brauche und wo ich sie bekomme. Juhuu! Erstes sprachliches Erfolgserlebnis :-)
In Prato angekommen fahre ich im Dunkeln auf dem Fahrrad nach Casale und bekomme das Grinsen nicht aus meinem Gesicht. Was für ein toller Tag!Les mer