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- Jun 13, 2024, 11:56 AM
- ☀️ 23 °C
- Altitude: Sea level
JapanEhimeWakayama34°13’45” N 133°11’7” E
Inselleben

Japan besteht im Prinzip nur aus Inseln. Genauer gesagt sind es 6825. Die vier großen Hauptinseln Kyushu, Shikoku, Honshu und Hokkaido werden wir nach unseren zwei Monaten jeweils zu (kleinen) Teilen beradelt haben. Nach Griechenland sind wir wieder auf Fähren angewiesen, um übers Meer zu kommen. Von Kyushu schippern wir über Shikoku zu den vielen kleinen Inseln der Seto-Inlandsee. Die Schiffe sind hier ganz anders als wir es kennen. Große Bereiche sind ohne Sitze und Tische. Vor dem kleinen Treppenabsatz stellen wir unsere Schuhe ab und fläzen uns gemütlich hin. Viele Japaner:innen nutzen die Überfahrten zum Nickerchen und diese Chill-Out Flächen mit sauberen Teppichen sind perfekt dafür. Es gibt Platz genug und niemand muss sich auf irgendeinem Sitz den Hals verrenken oder beim Einschlafen aufschrecken, weil mal wieder der Kopf nach unten kippt – wer kennt das nicht?!
Nach den Vulkanen, Reisfeldern und Zedernwäldern auf Kyushu, kommt bereits bei der ersten Übernachtung auf Shikoku im Zelt unter einer Palme Strandfeeling auf. Die bepackten Räder sind immer auch unsere Eisbrecher und ein Grund für die Einheimischen mit uns zu sprechen. Der Hausmeister bringt uns beim Frühstück gleich mal vier kleine hartgekochte Eier von seinen Hühnern vorbei. Wir laden ihn auf Kaffee und Toast mit Erdnussaufstrich ein. So „plaudern“ wir über die Übersetzungsapp – wie gern würde ich diese Sprache sprechen, um noch mehr von den Leuten zu erfahren.
Unser Inselhopping ist ein leichtes Radeln. Höhenmeter machen wir nur, um über die teilweise monströsen Brücken zu fahren. Es ist schwül-heiß. Wir sind mitten in der Regenzeit, die erstmal noch recht trocken ist. Die Sonne steht im Zenit, doch die Strände sind menschenleer. Nur im Juli und August gehen die Japaner:innen im Meer baden – warum, können Sie uns gar nicht so genau sagen. Wie so viele andere Dinge, die hier so anders sind, als wir es im europäischen Kulturkreis kennen. Dafür haben wir die Strände für uns und genießen immer wieder eine Abkühlung im glasklaren Wasser. Die Inseln sind noch nicht vom Übertourismus heimgesucht und versprühen ihren eigenen Charme. Orangen und Zitronen werden kultiviert, wir finden sogar einen richtig guten Limoncello.
Dann ist Denise an ihrem persönlichen Ziel der Reise und dem ersten Teil des Blognamens: Okunoshima – die Kanincheninsel. Dank ihrer Freundin Carola hat sie davon erfahren und da sie Hasen (insbesondere Lola und Lumpi) über alles liebt, war klar, dass dieses Fleckchen auf der Must-Do-Liste steht. Schon bei der Ankunft hoppeln die ersten Kaninchen auf uns zu. Wir müssen echt aufpassen, nicht über eins der Tiere drüber zu fahren, denn sie sind an Menschen gewöhnt und fordern geradezu aufdringlich etwas zu fressen ein. Auch um unser Zelt auf dem Campingplatz wimmelt es von braunen, beigen, schwarzen Karnickeln. Unser Zeltnachbar hat zwei Säcke Futter dabei und schenkt Denise eine große Ladung. Somit ist sichergestellt, dass sie ständig von Hasen umgeben sein kann. Ein Traum wird wahr😊- Hasenfans aus aller Welt kommen hierher.
Die Insel an sich hat eine traurige Geschichte. Während des Zweiten Weltkriegs wurde hier Giftgas produziert. Die einen sagen, dass damals Kaninchen als Versuchstiere genutzt wurden und so auf die Insel kamen und blieben. Die romantischere Variante macht Kinder dafür verantwortlich, die ein Hasenpaar hier zurückgelassen haben sollen. Wie immer hat alles zwei Seiten. Ich könnte jetzt schreiben wie süß und putzig die Tiere sind und alles sei in bester Ordnung. Wir sehen auch einige wenige Tiere, denen es augenscheinlich nicht so gut geht und die eine tierärztliche Behandlung gebrauchen könnten. Stattdessen kümmern sich zahlreiche Freiwillige um die Tiere. Wir treffen neben japanischen Frauen mit Ziehwagen, einen US-Amerikaner. Er kommt jedes Jahr her und verteilt gerade Vitamindosen an die Hasen. Die Kosten für Flug, Unterkunft im einzigen Inselhotel und Hasenversorgung trägt er selbst. Warum nicht jede:r Tourist:in hier eine kleine Hasenabgabe leisten muss, um die Versorgung zu gewährleisten, ist traurig. In der Hauptsaison kommen an Wochenenden bis zu 3000 Menschen – da käme richtig was zusammen.
Schon von Südkorea haben wir uns entschieden wieder einen Ort zu suchen, wo wir mithelfen und dafür Unterkunft und Essen im Austausch erhalten. Eine der Inseln im Seto-Archipel ist es geworden. Wir bleiben zehn Tage und lernen ein bisschen was über autarke Solaranlagen, da der Gastgeber ein absoluter Freak ist. Wir betonieren, streichen, bauen eine Holzständerwand und helfen Stromkabel zu verlegen. Dafür haben wir einen Strand ganz für uns, unser Zelt steht auf der Baumterrasse und wir schlafen mit Meeresrauschen, ohne künstliches Licht, Fische klatschen aufs Wasser, Denise sieht einen Rochen springen, handtellergroße Schmetterlinge flattern zwischen beindickem Bambus und üppigem Grün, rote Krebse krabbeln lustig seitwärts, die riesigen Spinnen lassen uns in Frieden, selbst die Moskitos können uns das Paradies nicht verderben. Wir bestaunen den Vollmond zur Sommersonnenwende wie er majestätisch aufgeht und starten mit Kaffee am Meer und Yoga in den Tag – hier verbringen wir unsere 100ste Nacht im Zelt.
Manchmal merke ich das erst rückblickend wie einzigartig etwas war. Es ist aber einer der Orte, bei denen ich direkt weiß: das ist besonders - auch wenn wir im Prinzip mitten auf einer Baustelle wohnen und sehr spartanische Tage verbringen. Ich werde mir wieder bewusst, wie wenig ich brauche, um ganz bei mir zu sein. Wir sind dankbar die Freiheit zu haben so zu reisen, jeden Tag zu entscheiden, was wir machen wollen, auch wenn es zeitweise fordernd und sehr zeitintensiv ist. Es ist niemand da, der dir sagt: „Du musst!“ Selbst das Mithelfen in diesem Projekt, bei dem wir bereits um 7 Uhr starten, weil es nachmittags einfach zu heiß ist, fühlt sich nach Freiheit an und es macht uns Spaß.
Zum Abschluss haben wir uns noch für einen Seegras-Tofu-Kochkurs angemeldet. Wir sind die einzigen Ausländerinnen. Nur Inselbewohner:innen sind hier, um von älteren Frauen die traditionelle Herstellung zu erlernen. Wir werden so freundlich aufgenommen und einige Frauen sprechen Englisch bzw. sind ganz wild darauf mit der Übersetzungsapp mehr über uns zu erfahren. Es ist ein tolles Erlebnis – auch wenn wir den Tofu so nie nachkochen können, weil wir zuhause nicht an dieses Seegras kommen. Am zweiten Tag ist die Verkostung und wir verbringen mehrere Stunden mit den Erklärungen und Erzählungen einer älteren Frau, die einmal Grundschullehrerin war. Satt sind wir danach nicht – in Japan isst man wirklich zu kleine Portionen für Radfahrerinnen!
Dann ziehen wir weiter. Im strömenden aber warmen Regen erreichen wir die Fähre, reinigen uns in den Schiffs-Onsen und kommen am nächsten Morgen sehr früh in der Millionenstadt Osaka an. Von hier geht es weiter in Richtung Alpen und dann nach Tokio.Read more
Traveler HASENINSEL 🐇🐇🐇Oh da wird ein Traum wahr, das kann ich mir vorstellen 🥰 Ein ganz wunderbarer Bericht wieder und so einzigartige Fotos. Wann kommt ihr eigentlich zurück?
Traveler Du hättest auch deine wahre Freude dort gehabt 💓...noch einen Monat Japan😉
Traveler
Die Aufnahme ist der Knaller 😂