Magie wie bei Disney
9 de fevereiro, México ⋅ ⛅ 28 °C
Nach einer wunderbaren Surfsession am point break La Punta geht es freitags ein letztes Mal zur Spanischstunde. Eine meiner Lehrerinnen hat sich jedoch scheinbar vorgenommen diese zur Therapiestunde umzufunktionieren und so erzählt sie mir eiskalt eine Stunde lang von ihrem Date am Vortag, bei dem sie ge-"naked man"-ed wurde, Details werden (leider) nicht ausgelassen, um anschließend die Beziehung mit ihrem Ex-Freund auszurollen. Ganz schön ausgeklügelt - sie weiß schließlich genau, dass ich mich auf Spanisch nicht wehren kann. Dann besteht sie noch darauf mir Tarot-Karten zu legen (was ist hier eigentlich los, ich habe doch schon durch mein drittes Auge geguckt vor ein paar Tagen...) und die Stunde ist endlich vorbei.
Abends geht es dann zur Bioluminescence-Tour - leuchtendes Plankton! Mit ein paar Leuten aus den Surfhäusern werden wir zu einer Lagune gebracht, fahren dort auf einem Bötchen durch das Dunkel der Nacht und dürfen am Ort des Planktons ins Wasser hüpfen. Ich bin froh, dass es dunkel ist, denn ich vermute im Hellen wäre das Wasser der Lagune eine ziemliche Siffe und ich wäre nicht freiwillig reingesprungen. Aber was man nicht weiß....
Und so plantschen wir (unwissend) im Wasser und freuen uns über das neon-hellgelbe Leuchten und Glitzern des Planktons bei jeder Bewegung - schon irgendwie unwirklich! Schließlich steigen wir zurück ins Boot, wobei für einige Sekunden winzige leuchtende Planktonteile an uns haften bleiben - ich fühle mich wie in einem Disneyfilm. Danach geht es wieder zurück, ich trinke noch einen Schlummer-Margarita mit den beiden Schweizerinnen Charlotte und Nora und schon ist der Tag vorbei.
Da Samstag ist, wird am nächsten Tag ausgeschlafen (bis ganze 7 Uhr - meine innere Uhr interessiert der Samstag herzlich wenig), ich packe meine Sachen (denn heute ziehe ich innerhalb des Surfhauses um) und um 10 Uhr gehts zum Surfen. Wieder fahren wir nach La Punta, heute ist es dort nochmal deutlich voller, heißer und die Wellen sind irgendwie schwieriger für mich. Trotz so viel positivem Komparativ ist der Tag leider weniger erfolgreich und so fühle ich mich ein bisschen als würde mein Surflehrer mit mir eine Runde Gassi paddeln - "Eva, come here", "Paddle out!", dann hält er mein Board fest, dann zieht er mich an der Leash aus einer Welle raus, dann schubst er mich auf meinem Board in eine Welle rein, damit sie nicht über mir bricht und wohlerzogen paddel ich natürlich immer brav bei Fuß. Oder so ähnlich.
Nach der Stunde geht es über den heißen Sand zurück zum Schrotti-Bus und unfreiwillig grille ich meine Füße bis sie sich mal mindestens medium rare anfühlen - autsch!
Zurück im Ort gibt es erst mal Kaffee und Panini mit den beiden Schweizerinnen, danach wird genapt (love siesta!) und abends geht es endlich zur liberación de tortugitas, worauf ich mich schon die ganze Woche freue. Natürlich ist das Erlebnis ein wenig eigenartig durch die hohe Nachfrage, insgesamt aber trotzdem richtig schön.
Erst gibt es ein paar Informationen, wie dass wir heute kleine Oliv-Bastardschildkröten freilassen, dann wird bis 18.30 Uhr gewartet, um möglichst wenig Schildkröten an die Seemöwen zu verlieren. In dieser Zeit sitzen wir herum und dürfen den schönen Sonnenuntergang genießen. Danach geht es los, die Kleinen werden einzeln in unsere Schälchen verteilt - Anfassen streng verboten, da unsere Pflegeprodukte giftig für die Tiere sind - und wir dürfen sie nochmal ganz von Nahem bestaunen - diese Tortugitas sind so wunderschön, unglaublich klein und gucken einen aus hübschen, weisen Augen an. Natürlich darf man seiner Schildkröte einen Namen geben, ich entscheide mich für Esmeralda und hoffe sehr dass sie wirklich ein Weibchen ist und nun nicht in einen furchtbaren Geschlechterkonflikt gerät.
Nachdem Esmeralda also ihr Schälchen verlässt, ist sie zunächst etwas ratlos in welche Richtung sie muss (in der kurzen Zeit, die wir uns kennen, muss sie das wohl von mir gelernt haben) und guckt mich eine Weile an. Dann entscheidet sie sich zu meiner Erleichterung aber für die richtige, krabbelt eisern los und erreicht schließlich auch das Meer. Das ist tatsächlich nicht selbstverständlich, denn hungrig kreisen trotz später Stunde die Seemöwen über den Köpfen unserer Sprösslinge, während ein paar freiwillige Helfer der Organisation versuchen sie mit Sand zu vertreiben. Aber Esmeralda hat es fürs Erste geschafft - so fühlt sich wahrer Mutterstolz an!
Dann gehe ich nach Hause (sogar auf Anhieb in die richtige Richtung) und freue mich über das schöne Erlebnis, auch wenn es letztendlich wenig Auswirkung auf den tatsächlichen Schildkrötenbestand hat. Aber immerhin spendet man Geld für die Naturschutzorganisation dahinter und darf für einen Moment die Schönheit der Natur in einem Schälchen bewundern. Und wieder einen Disneymoment erleben (auch wenn das in den Filmen natürlich etwas anders abläuft, sich die Tiere freiwillig zu einer singenden Titelheldin begeben und schließlich mitsingen... aber ich hab ja auch nicht gesungen, also kann man das auch nicht von den Schildkröten erwarten).
Danach folgt ein lazy sunday - so geht es nämlich auch mit dem Überleben - einfach mal einen Tag faulenzen.
Und montags gehts zur letzten Surfstunde mit Paco, diesmal die sunrise-Stunde um 6 Uhr - so schön! Es ist etwas windig und so fröstelt es mich außerhalb des Wassers, aber zum Glück ist das Wasser selbst weiterhin schön warm und ich falle oft genug rein. Zugegeben, ich hatte schon erfolgreichere Tage als heute, Spaß macht es trotzdem wieder und wie sich das gehört für die letzte Stunde demoliere ich meinen Körper zuende - jede bislang freie Stelle meiner Haut ist nun endlich mit einem blauen Fleck verziert, meine Füße und nun auch meine Knie sind aufgeschrammt und sogar meine Hände haben etwas abbekommen - ich sehe aus wie eine Vierjährige die (das Rennen gegen ihren Vater verlierend) nun lernt ohne Stützräder Fahrrad zu fahren. Nur dass es heutzutage keine Zauberpuste mehr gibt (enttäuschend!).
Danach geht es hungrig nochmal bei der Surfschule vorbei, um mir meine superduper Profi-Surfer-Fotos abzuholen - am besten gefällt mir die Serie, die meinen beinahe-Crash mit dem Kanadier Anthony dokumentiert (nur fürs Protokoll, ich hatte da eigentlich Vorfahrt) - und danach gibt es noch einmal eine leckere Zimtschnecke zum Frühstück. Und so überlebe ich wohl eine der größten Gefahren Mexikos - meine selbstdestruktiven Surf-Skills - und die Tage 31-35.Leia mais