E1’-Italien-4

November 2022
Die vierte E1-Tour durch Italien. Auf dem Pilgerweg <Via Francigena> durch die Toscana von Pietrasanta nach Siena
200km | E1'-Tag 185 - 192
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  • 17footprints
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  • 145kilometers
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  • Day 9

    Castelfiorentino > San Gimignano

    November 15, 2022 in Italy ⋅ 🌧 12 °C

    E1'-Tag 190, 22km, reichlich Regen und Höhenmeter
    Etwas wehmütig schließe ich die Tür des Appartements hinter mir. Es ist das letzte Mal. Heute habe ich nicht den Tagesrucksack auf dem Rücken, sondern das volle Gepäck. Viel ist es ja nicht, passt alles in den 24l Rucksack. Aber das Wandern fühlt sich anders an damit. Am Bahnhof von Lucca gibt es wieder Probleme mit der Bahn. Hier geht gar nichts, weder in Richtung Florenz noch nach Pisa. Menschentraube warten bereits. Auch ich muss warten in einem Zug, der mich nach Pisa bringen soll, dicht gedrängt mit anderen Menschen, die erstaunlich gelassen bleiben. Er fährt dann auch, mit 1 1/2 Stunden Verspätung. Ab Pisa läuft es reibungslos. Bis zum Startpunkt ist es noch eine Stunde Zugfahrt mit 1x Umsteigen.
    Kurz vor 12 Uhr geht es in Castelfiorentino endlich los. Viel zu spät bei der Etappenlänge; wahrscheinlich werde ich im Dunkeln ankommen. Richtig hell ist es auch jetzt nicht, denn es regnet ohne Unterlass, der Himmel ist bleischwer, die Sicht bescheiden. Es ist so gar nicht wie die Tage zuvor. Nun, es ist November, mit solchen Bedingungen muss man rechnen. Dazu geht es noch hoch hinauf, zwei Mal bis auf 400m. Dort oben ist es frisch, am Ende, kurz von San Gimignano streife ich sogar die Handschuhe über. Aus den Regenklamotten komme ich heute nicht raus.
    Dabei ist die Landschaft, die ich regenverhangen zu sehen bekommen, vermutlich zauberhaft. Weinberge, eher -hügel überall. Kirchen gibt's keine auf der Strecke, ich hätte auch keine Zeit dafür. Die eine in Gambassi Terme ist verschlossen. Ohne große Pausen eile ich dahin, esse mein morgens geschmiertes Brot schnell im Regenschutz von Mutter Maria.
    Es geht den letzten Hügel hinauf nach San Gimignano, verborgen im Nebel liegend. Es dämmert. Ich hole die Taschenlampe heraus, um Autos auf mich aufmerksam zu machen, denn ich gehe wieder einmal auf einer Straße ohne Fußweg dem Ort entgegen. Durch das helle Tor schreite ich in die mittelalterliche Stadt hinein. Die Straßen innerhalb der Stadtmauer liegen im Halbdunkel. Durch viele geheimnisvolle Gassen muss ich schlüpfen, bis ich mein Hotel erreiche. Warm ist der Empfang, ich bin der einzige Gast heute Nacht. Doch ich muss noch einmal raus, denn ich habe Hunger. Die Restaurants sind geschlossen bis auf eine kleine Pizzeria. Hier treffen sich Einheimische, trinken Bier und palavern. Ich bestelle Pizza, die mir über den Tresen gereicht wird, das Bier nehme ich aus dem Kühlschrank. Mir gefällt's, doch hatte ich es mir ganz anders vorgestellt in dieser Touristenhochburg. Morgen werde ich sie mir anschauen.
    Route bei Komoot:
    https://www.komoot.de/tour/980252411?ref=aso
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  • Day 10

    La città delle torri: San Gimignano

    November 16, 2022 in Italy ⋅ 🌧 16 °C

    Der heutige Tag gehört dem kleinen Ort San Gimignano. Aber erst einmal ist Ausschlafen angesagt, dann ein Frühstück in der Bar Le Torri. Weil's zum Hotel gehört, gibt's für das italienische Frühstück einen günstigen Hauspreis. Bevor die Touristen in der kleinen Ortschaft, die noch wie im Mittelalter ausschaut, einfallen, habe ich das Meiste schon gesehen. Vieles, was Geld (und das nicht zu knapp) kostet, hat seit November eh geschlossen. In den Dom kommt man zur persönlichen Andacht rein. Prompt werde ich angeraunzt, als ich zwei Bilder mache. Die Stadtmauer muss ich erst mal suchen, um sie dann teils zu umrunden. Und auf den Torre Grande will ich erstmal nicht rauf, weil es 11€ kosten soll. Schon zurück auf der Piazza Doma überlege ich es mir anders. "Hier komme ich doch nie wieder her, also komm schon!" Beim zweiten Anlauf an der Kasse kostet das Ticket "nur" noch 9€. Hat die Dame an der Kasse ein Herz oder werden die Preise gewürfelt? Nun, es hat sich gelohnt, den höchsten Turm der Stadt zu besteigen. Die Aussicht auf die Stadt und die umliegende Toscana ist famos! Die Türme haben übrigens nie einen praktischen Nutzen gehabt. Das ist wohl so wie heutzutage das Ding mit dem größten Auto...
    Etwas mehr gibt's bei Komoot:
    https://www.komoot.de/tour/980599023?ref=aso
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  • Day 11

    San Gimignano > Strove

    November 17, 2022 in Italy ⋅ ⛅ 17 °C

    E1'-Tag 191, 22km, kein 🌈 ohne 🌧️
    Den Spruch des Tages lese ich am Wegesrand erst, nachdem ich den Anruf schon erhalten hatte: das Hotel, das ich in Strove vorab gebucht hatte, muss heute schließen! Corona! Ja, es ist noch da. Meine Unterkunft ist die einzige in Strove, dem Zielpunkt der heutigen Etappe. Sie könnten mir als Alternative das Hotel Borgo San Luigi anbieten. Da muss ich erst einmal schauen, wo es liegt. Ja, passt, ist rund einen Kilometer vor Strove. Ich willige telefonisch ein und hoffe auf das Beste - und wandere erst einmal weiter.
    Die Etappe selbst ist schön, eigentlich die Beste der bisherigen VF. Kein Asphalt, weiche Wege, wobei nun der lehmige, noch feuchte Boden an meinen Stiefeln kleben bleibt. Nach 7 km wähle ich eine Alternative zum VF. Auch dieser Weg ist als VF bestens markiert, da kann man nicht meckern. So komme ich durch Colle Val d'Else und dann endlich bin ich im Val d'Elsa. Wegen des Flusstales bin ich hier! Was folgt, ist etwas zwischen Alsterwanderweg und Wutachschlucht. Ein paar Furtstellen, auf denen ich die Ufer der Elsa wechsle, sorgen für Abenteuer.
    Danach ist es nicht mehr weit zur alternativen heutigen Unterkunft. Das Borgo San Luigi liegt fast am Weg. Die lange Auffahrt sorgt für Spannung. Was erwartet mich hier? Es ist eine große Anlage. An der Rezeption weiß man Bescheid. Ich bekomme ein schönes Zimmer. Zum Abendessen geht's in ein anderes Haus, das Anwesen ist groß. Vorbei am großen, beleuchteten Pool schreite ich in meinen Wanderklamotten in den edlen Speisesaal. Ich bin der erste Gast, fühle mich in diesem Luxus in meiner Kluft etwas deplatziert. Denn hier wird gespeist, nicht gegessen. Aber ich habe Hunger, was soll's. So feiere ich das Ende dieser Tour halt vorzeitig schon heute! Wo kein Regen, auch kein Regenbogen ...
    Die Route bei Komoot, wie mittlerweile gewohnt:
    https://www.komoot.de/tour/981093795?ref=aso
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  • Day 12

    Strove > Siena

    November 18, 2022 in Italy ⋅ ⛅ 13 °C

    E1'-Tag 192, 24km, dem Ziel schon nahe.
    Die Nacht war herrlich ruhig auf dem riesigen Anwesen, das Frühstück nicht italienisch, sondern üppig. Richtig viel Lust habe ich nicht, als ich mir den Rucksack überwerfe. Muß ja! Doch bald ist die Wanderlaune zurück. Der Tag verheißt schön zu werden. In Strove schaue ich kurz vorbei, wo ich hätte nächtigen wollen. Ich denke, ich hab einen guten Deal gemacht.
    Der Weg ist heute anders als die Tage zuvor. Es geht durch waldige Abschnitte und der Boden ist sehr steinig. Dann kommt der Abzweig nach Monteriggione. Soll ich zur Burg hinauf? Mein Plan war, vorbei zu gehen, denn die Etappe ist lang. "Ich würde mich doch ärgern, wenn ich nicht oben gewesen wäre", denke ich noch, als ich schon auf dem Weg hinauf bin. Die Steigung ist beträchtlich, vor allem das letzte Stück. Zum Burgtor geht's hinein, es mutet an, als würde man ins Mittelalter wechseln. Eine Kirche, ein Platz, eine Stadtmauer, ein paar Häuser. Das ist also Monteriggione! Touristen gibt es nicht viele. Ein Café gibt es auch, das sogar geöffnet hat. Das kommt mir gerade Recht, denn auf dem weiteren Weg wird es wohl keine Optionen mehr geben.
    Weiter geht's auf der anderen Seite zum zweiten Burgtor hinaus, den Berg wieder runter, zurück in den Wald, der wieder steinige Wege zu bieten hat.
    Nach 15km komme ich zu einem seltsamen Ort: Punto Sosta La Villa. Bänke und Tische gibt es hier, einen Spiegel. Kaffee kann man hier kriegen, nur nicht mehr im November. So etwas wie Trail Angels?
    Etwas weiter - und ich muss mich entscheiden: weiter auf der VF durch Wald und Flur im großen Bogen Richtung Siena oder den kürzeren Weg auf Straße. Ich entscheide mich für Straße, muss die Abkürzung dafür mit reichlich Höhenmetern bezahlen. Irgendwann erreiche ich das Ortsschild von Siena. "Geschafft", denke ich. Doch weit gefehlt, denn weitere Höhenmeter wollen noch genommen werden, bevor ich das Hotel Italia erreiche, dass mir Heimat für die nächsten zwei Nächte geben soll.
    Das war's also fast. Diese Etappe ging merkwürdig unspektakulär zu Ende. Nur gut, dass ich morgen noch einen Tag für Siena habe. Im Dom will ich diese Tour dann richtig enden lassen.
    https://www.komoot.de/tour/981564585?ref=aso
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  • Day 13

    Siena - mit Regen und -bogen

    November 19, 2022 in Italy ⋅ 🌧 9 °C

    Ein kleines Stück fehlt noch bis zum Ende der Tour... Heute soll es nach Siena gehen. Sie gilt als eine der schönsten Städte Italiens, ist Teil des Weltkulturerbes, hier finden jährlich halsbrecherische Pferderennen auf dem Piazza del Campo statt. Und hier steht der weiß-marmorne Dom von Siena, ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg der Via Francigena nach Rom. Ich bin gespannt, was mich erwartet.
    Als Erstes: Regen! Nun gut. Mit Schirm geht's.
    Bevor es zum Dom geht, schaue ich mir noch die Burg, die Gassen, kleine und größere Plätze, bedeutende und unbedeutende Kirchen an. Alles gibt es hier in Hülle und Fülle.
    Der berühmte Piazza del Campo liegt fast verlassen da, der Regen hält offenbar die Touristenströme fern. Auch mich zieht es ins Trockene, so schaue ich mir das Museum im Palazzo Pubblico an. Unglaublich, diese vielen Fresken, die die Jahrhunderte überdauerten. Die Fülle erdrückt beinahe. In diesen Räumen des Rathauses wurde einst große Politik gemacht. Fotografieren darf man nicht. In den Kellergewölben gibt es als Zugabe noch eine Fotoausstellung.
    Dann endlich ist der Dom dran. Man muss einen Obulus vorab an der Kasse entrichten, um Zugang zu erhalten. Damit liegt mir das Kirchenschiff zu Füßen. Der Dom ist mondän, monströs, beeindruckend. Und sollte noch viel größer werden! Die Pest hat das wohl verhindert. Kann man bei Wikipedia nachlesen.
    Für mich ist es hier allerdings nicht der richtige Rahmen, meine Tour zu beenden. Den finde ich später, in einer Kirche außerhalb der Stadtmauern, auf dem Rückweg zum Hotel. Es beginnt bereits zu dämmern, als ich eintrete. In der kleinen Kirche brennt kein Licht. Überhaupt keines! Dafür leuchten die Kirchenfenster, das es eine Pracht ist. Ja, hier kann sie enden, meine Tour. Ich bin zwar kein Pilger, aber doch unterwegs auf einem Pilgerweg und dieser Ort nimmt mich nun gefangen. Oder besser: in seine Obhut.
    Hier an diesem ruhevollen Ort kann es weiter gehen, wenn es weitergeht auf meinem Weg Richtung Süden.
    https://www.komoot.de/tour/982164307?ref=aso
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  • Day 14

    Aspettando a Siena

    November 20, 2022 in Italy ⋅ ⛅ 7 °C

    Ich habe verschlafen und muss mich eilen. Züge fahren in Italien nicht immer dann, wann man sie braucht....
    Der Weg vom Hotel zum Bahnhof ist schon fast ein eigenes Abenteuer. Es ist ein komplexes Rolltreppensystem, das den geneigten Fußgänger zum 50 Höhenmeter tiefer liegenden Bahnhof transportiert. Und es gleicht einem Wunder: alle Rolltreppen funktionieren! Natürlich gibt es auch Treppen, für den unwahrscheinlichen Fall eines Defektes...
    Während ich am Bahnsteig auf meinen Zug nach Florenz warte, spielt sich auf dem Gegengleis ein Spektakel ab. Vielleicht deshalb hat mein Zug dieses Mal Verspätung?
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  • Day 14

    Troppo affollato a Firenze

    November 20, 2022 in Italy ⋅ 🌙 9 °C

    Das bedeutet: viel zu voll in Florenz. Das liegt nicht nur daran, dass es viel zu sehen gibt, was Touristen mögen, sondern auch, weil Sonntag ist und besonders wohl am guten Wetter. Ein bisschen gemein ist es schon, gestern nur Regenschauer zu kassieren und heute, am Zugabetag außer Konkurrenz, die Sonne pur genießen zu können. Was ich alles gesehen habe, ohne es wirklich zu betrachten, habe ich bei Komoot gepostet. Es sind die touristischen Highlights.
    https://www.komoot.de/tour/982803745?ref=aso

    An dieser Stelle möchte ich nur ein paar Statuen zeigen, die ich sämtlich auf der Piazza Delle Signoria entdeckt habe. Ganz schön, aber auch schön brutal.
    Es ist nicht etwa der Platz der Frau, wie man als Deutscher vielleicht denken mag, sondern der Platz der würdigen Herren (SIGNORIA), den Häuptern der republikanischen Regierung zwischen dem 12. und 16. Jhd.. Der Platz wurde auch für öffentliche Hinrichtungen benutzt, das mag einiges erklären. Die geposteten Exponate sind nur ein kleiner Teil der ausgestellten Schrecklichkeiten. Irgendwie sind sie aber auch männlich schön. Möge jeder selbst urteilen!
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