E1-Schweden-4

August - September 2019
Die vierte E1-Tour in Schweden:
Siljanleden,
Vasaloppsleden,
Södra Kungsleden (Sälen->Grövelsjön)
E1-Tag: 125-139
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  • 33footprints
  • 2countries
  • 20days
  • 228photos
  • 2videos
  • 255kilometers
  • 255kilometers
  • Day 10

    Närfjällsstugan> Björnholmstugan

    August 22, 2019 in Sweden ⋅ 🌧 10 °C

    Erst durch das Weckerklingeln werde ich wach, so fest habe ich geschlafen. Die Sonne blinzelt bereits durch das Fenster hinein und taucht die Notunterkunft in ein goldenes Licht, lässt sie freundlicher wirken, als sie in Wirklichkeit ist. Draußen vor dem Fenster liegt eine wahre Mondlandschaft. Ich komme mir vor wie in einer Landekapsel, während mein Blick aus dem kleinen Fenster über die Einöde des Fjälls schweift. Doch statt Sauerstoffgerät schultere ich Kumpel und gemeinsam machen wir uns wieder auf unseren Weg. Es geht weiter nordwärts - durch das karge Fjäll. Eine Weile führt der Weg noch über das Hochplateau, dann steige ich gemächlich ab. Bald ist die Baumgrenze wieder erreicht, ein Stück tiefer wabern Wolken durch's Tal, während ich noch in der Sonne gehe.
    Frühstück gibt es in der Granfjällstuga. Dort treffe ich auf Inga, die in der kleinen Stuga übernachtet hat. Endlich begegne ich mal einem Fernwanderer! Sie kommt von Storlien herunter, ist also den ganzen Kungsleden gelaufen. Sie wirkt tiefenentspannt.
    Nach einer längeren Plauderer geht's für mich weiter Richtung Tal, dort über eine Brücke zur Pausenhütte am Göralvjen. Dort treffe ich gleich die nächsten Wanderer, ein Pärchen aus Deutschland, die ebenfalls in Storlien gestartet sind. Er erzählt mir Horrorgeschichten über sumpfige Abschnitte weiter nördlich. Will ich gar nicht wissen! Lange tauschen wir Wandergeschichten aus, dann trennen sich unsere Wege. Für mich geht es jetzt zur Lilldalsstugan hoch. Die 7km bergan vergehen recht flott. Oben angekommen, gibt's Regen, den ich in der Stuga bei einem Schläfchen abwettere. Doch der Regen hört nicht auf. Also Regenkleidung für mich und Kumpel angelegt und weiter. Im Regen geht es wieder abwärts, der Weg geht sich einfach, nur die Steine und Wurzeln sind nun glatt wie Schmierseife. Glücklicherweise gibt es davon auf diesem Stück nicht so viele wie sonst.
    Bei Regen verfliegt das Glücksgefühl rasch, nun möchte ich nur noch ankommen. Punkt 18 Uhr erreiche ich endlich die Björnholmsstugan, in der man offiziell übernachten darf. Sie verfügt über richtige Kojen mit Matratzen. Immer zwei übereinander. Anna und Nele aus Berlin, sind vor mir angekommen. Sie habe zwei Hunde dabei, die aber nicht in die Hütte dürfen. Deshalb wollen sie zelten, während ich mir die beste Koje in der Hütte aussuche. Im Zelt bei dem Regen - also - nee!
    Wir habe den gleichen Weg, so habe ich ab jetzt abends vielleicht Gesellschaft. Ein bisschen reden am Abends tut gut!
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  • Day 11

    Björnholmstugan > Tangjöstugan

    August 23, 2019 in Sweden ⋅ 🌧 6 °C

    Die Nacht ist früh zu Ende. Ich mache mir im Morgengrauen erst einmal meinen Nescafé, schlüpfe damit noch einmal in den Schlafsack zurück. Um 7 Uhr aber geht es los. Auf den steinigen Pfaden kommt man nur langsam voran, der Weg ist weit und ich will nicht so spät ankommen. Sonst bleibt mir zu wenig Regenerationszeit.

    Der erste Anstieg ist gleich beschwerlich. Weit über mir liegt das nackte Fjäll im Morgennebel. Die Wolken wabern die Geröllfelder hinab, hüllen auch mich ein, als ich allmählich an Höhe gewinne. Mit den Wolken kommt die Kälte, ich muss Mütze und Handschuhe aus dem Rucksack ziehen.
    Lost in space.
    Mich einsam fühlend steige ich immer weiter hinauf bis auf 900 Höhenmeter. Das weite Summetfjället wirkt im Dunst bedrohlich. Hier wächst nur wenig. Ich hätte jetzt eine grandiose Aussichten, nur sehe ich wegen Nebel nichts. Dafür spüre ich den kalter Wind um so mehr.
    Während einer langen Pause in der Tangådalsstugan bricht plötzlich die Sonne durch die Wolken. Sie wärmt mich auf. Alles sieht schlagartig freundlicher aus. Ich bin gerade im Aufbruch, da strauchelt ein junger Wanderer heran. Er sieht mächtig fertig aus, seine (leichten) Stiefel sind patschnaß. Wir wechseln ein paar Worte - auch er ist aus Deutschland. Er erzählt, da wäre einen Bach weiter oben, den man furten müsse. Daher seine nassen Schuhe. Nun denn! So gehe ich durch das bewaltete Tal des Tangsjö und denke fortwährend ans Furten. Der Weg ist streckenweise moorig, schlimmer aber ist, er zieht sich furchtbar in die Länge. Haltepunke anzupeilen hilft da. Ein Baum, geschichtete Steinhaufen, eine pittoreske Gesteinsformation. Darauf zuzulaufen, gibt Halt in der immer gleichen Landschaft, die gleichzeitig abwechslungsreich ist. Eben im Kleinen. Hier besondere Moose, da ein eigenwilliger Bachlauf, dort ein besonders seltsam gewachsener Baum. Unendlich lang kommt mir die Strecke, die stetig bergan führt, trotzdem vor. Dann kommt die Furtstelle. Sie ist gar nicht schlimm! Besonnen die Stiefel von Stein zu Stein gesetzt, schon bin ich drüben. Meine Stiefel bleiben trocken, Goretex sei Dank! Noch sind die Membranen offenbar in Ordnung.
    Der Bachlauf, den ich jetzt verlasse, wird von mehreren aufeinander folgenden Seen gespeist, an denen es nun entlang geht. Das glasklare Wasser lädt zum Baden ein, doch es ist eiskalt.
    Und endlich kommt die Tangsjöstugan in Sicht. Sie liegt einer Verheißung gleich auf einer Anhöhe am letzten See. Ein kleiner Wasserfall plätschert, eine kleine Brücke führt zur Hütte.
    Innen ist die Stugan hell und freundlich. Auch diese ist zum Übernachten gedacht. Ein junges schwedisches Pärchen ist schon da, scheint über mein Erscheinen etwas verstimmt. Vielleicht haben die beiden auf eine verträumte Nacht zu zweit gehofft. Daraus wird nun nichts. Bald treffen auch Nele und Anne ein, die Hunde sind platt, kringeln sich im Vorraum sogleich unter der Bank zusammen und schlafen ein.
    Noch zwei andere Wanderer trudeln ein, sie rasten aber nur und ziehen schnell weiter.
    Nele klagt über Schmerzen, ihre Hüften sind blau und wund. Sie schiebt sich eine Isoprofen rein und beschließt, morgen aufzuhören. Wie schade!
    Wir sind alle müde, um acht Uhr ist Ruhe in der Stugan, während es draußen noch lange sonnig ist, es wird hier erst um 23 Uhr dunkel. Und dabei ist schon Ende August!
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  • Day 12

    Tangjöststugan > Gördalen

    August 24, 2019 in Sweden ⋅ ⛅ 6 °C

    Ganz früh bin ich wach, schleiche nach draußen, um die anderen nicht zu wecken, entzünde den Brenner für den Morgenkaffee und schaue verträumt zu, wie die aufsteigende Sonne See und Fjäll golden färbt. Schön hier, einfach nur traumhaft schön!
    Bevor die anderen munter werden, bin ich schon unterwegs. Übers Fjäll. Bis zur Rördjöststugan sind es acht Kilometer. Es ist eine große Stuga, die bewirtschaftet wird und einen Kiosk hat. Ich hoffe auf einen frischen Kaffee und vielleicht etwas zu Essen. Ich komme zwar mit den 1 400 kcal/Tag zurecht, spüre aber doch Energiemangel. Bald bin ich da. Aus der Stuga, über deren Tür "Storestuga" steht, tritt eine Frau. Im Glauben, es sei die Kioskbetreiberin, die gerade aus ihrem Shop tritt, spreche ich sie unverblümt an, ob sie Kaffee und etwas zu essen hätte. Erst mustert sie mich erstaunt, macht dann mit den Worten "ah, you're hungry" kehrt, kommt kurz darauf mit einem Pott Kaffee und ein paar trockener Tortillas in Plastik (+Crème) wieder zum Vorschein. Sie sei selbst Gast, aber ich solle beherzt zugreifen. Ups! Das ist mir nun aber peinlich. Ihr jedoch nicht. Sie setzt sich zu mir, stellt Fragen, wir plaudern. Sie macht hier mit der Familie Urlaub und alle wollen gleich um den See gehen. Ich bedanke mich mit abgezählten zehn Haselnüssen aus Italien, meiner tägliche Portion Geschmacksluxus, die ich heute gerne für die Extraportion Kalorien eintausche. Beschwingt gehe ich nach dieser Begegnung weiter. Eine Weile geht es auf Holzbohlen schnell voran, doch bald ist der Weg wieder steinig und macht das Vorankommen schwierig.

    Am Nachmittag wird es richtig anstrengend. Immer weiter geht es über's Fjäll, das heute bei Sonnenschein bezaubernd aussieht. Aber auch eintönig. Eine archaische Steinwüste, die unendlich weit zu sein scheint. Unzählige rote Barken, die Winterzeichen für die Schneescooter sind meine Wegweiser. Jede Barke steht ein wenig höher als die Vorherige, es geht also kontinuierlich bergauf. Das ist auf Dauer furchtbar anstrengend und ermüdend. Drei Kilometer erscheinen wie eine Unendlichkeit. Ich brauche eine Stunde dafür. Und dann drei weitere Kilometer. Noch eine Stunde.
    Doch die karge Schönheit der Umgebung belohnt für die Mühsal.
    Schließlich geht es wieder bergab. Das Zeichen, das Gördalen nicht mehr weit ist. Ups! Nun wird es steil. Rasch bin ich unterhalb der Baumgrenze und bald in Gördalen.
    Hier gibt es das B&B Skärddans, dort buche ich mich ein. Ich bin der einzige Gast bei der älteren Dame, mich wundert das, liegt ihr B&B doch direkt am Kungsleden. Das Hauptgeschäft seien die Scooterpiloten im Winter, Wanderer kämen nur wenige bei ihr vorbei, meint sie später im Café Gosen, das gleich um die Ecke liegt. Dort verbringen wir den Abend gemeinsam. Während ich einen riesigen Burger vertilge, erfahre ich von den Plänen, die die über 70-jährige nun nach dem Tod ihres Mannes hat.
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  • Day 13

    Gördalen > Id Persätern

    August 25, 2019 in Sweden ⋅ ⛅ 18 °C

    Frühstück gibt es um acht, wie von mir bestellt. Ich will es genießen. Was mir die Wirtin hin gestellt hat, ist gut und reichlich. Und vor allem: endlich wieder richtiger Kaffee! Nescafé ist auf Dauer nichts. Sie setzt sich zu mir und erzählt wieder von ihrem dementen Mann, den sie 10 Jahre lang gepflegt hat. "Keine schöne Zeit", meint sie. Trotzdem fehle er ihr jetzt. Sie will ihr B&B verkaufen, um nach Stockholm in die Nähe ihres Sohnes zu ziehen. Um zu tanzen und im Chor zu singen, solange es noch geht. Während sie davon erzählt, glänzen ihre Augen, doch etwas Schwermut schwingt auch mit. Abschied nehmen ist nicht leicht.
    Um neun Uhr geht es für mich weiter. Es fällt mir nicht leicht, die Zivilisation erneut los zu lassen, um für weitere vier Tage in die Wildnis zu ziehen.
    Ich verabschiede mich mit den Worten: " thanks for all you did for my luxary day". Sie muss lachen.

    Was es gestern am Ende der Etappe bergab ging, muss ich heute wieder rauf. Denn Gördalen liegt in einem Tal. 300 Höhenmeter geht es wieder hinauf, dann bin ich oberhalb der Baumgrenze, nun im Drevfjället, dem nächsten Naturschutzgebiet. Es ging erstaunlich leicht da hoch, die zusätzlichen Kalorien des riesigen Burgers von gestern im Café Gosen haben offenbar die Kraft dafür gegeben. Das Plateau des Drevfjället ist lieblicher als das des Fulufjället, durch das ich die letzten Tage wanderte. War jenes sehr steinig, ist hier mehr Bewuchs, vor allem Gräser und Heide, mehr Tümpel und kleine Seen. Auch der Weg ist angenehmer zu gehen. Trotzdem bin ich für die Pause in der Drevsjösatern sieben Kilometer weiter sehr dankbar.
    Weiter geht es nun am Drevsjön entlang, von dem man allerdings nichts zu sehen bekommt. Es geht recht konstant auf ca. 800 Höhenmetern weiter Richtung Norden. Endlich mal nur gerade aus und nicht rauf oder runter! Die Sonne kommt hervor, zwischen den Krüppelbirken wird es richtig warm. Der Weg ist nicht anstrengend - ich schwitze mal nur wegen der Sonnenstrahlen. Bald ist die kleine Schutzhütte am Ende des Drevsjön erreicht. Zwischendurch höre ich Kinderstimmen. Aber hier ist doch niemand. Sind es Geister? Danach nehme ich noch Petroleumgeruch wahr. Fange ich an zu spinnen? Dann ist der Spuk vorbei. Vielleicht waren das Trolle?

    Nun sind es nur noch drei Kilometer bis Id Persätern. Ein Klacks.
    Die heutige Etappe ist leicht und beschwingt gewesen.
    Nun bin ich in Id Persätern, einer kleine Pausenhütte, in der man Schutz suchen darf. Das mache ich!😆. Die Hütte liegt auf einer großen Wiese, sie erinnert an eine Almhütte. Draußen ist es zwar noch sonnig, aber windig. Schön, hier drinnen zu sein und nicht im Zelt. Übernachten darf man in der Hütte eigentlich nicht.
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  • Day 14

    Id Persätern > Bosjön

    August 26, 2019 in Sweden ⋅ ☁️ 19 °C

    Das Fjäll liegt hinter mir, heute geht es durch niedrigen Krüppelwald. Auf 800 Metern Höhe wächst alles sehr langsam. Neben dem Wald gilt es heute auch viele Moorflächen zu überwinden. Man erkennt sie gut an dem hellen Bewuchs. Man kann sich dort leicht nasse Füße holen, wenn das Wasser in die Stiefel läuft, während man langsam im Morast versackt. Davon bleibe ich verschont, denn es hat seit Tagen nicht geregnet, der Wasserstand ist entsprechend niedrig. Glück gehabt! Trotzdem bin ich über jede Holzbohle dankbar, die über die Feuchtflächen gelegt wurde. Denn dann kann man für ein kurzes Stück entspannt gehen. Sonst ist der Weg sehr steinreich, was das Vorwärtskommen anstrengend macht. Der Blick ist dann nach unten auf den Pfad gerichtet, es geht nur langsam voran.
    Das heutige Ziel ist Bosjön, nur siebzehn Kilometer vom Startpunkt entfernt. Ich kann bummeln und mache es auch. Viel Stehenbleiben, Schauen, Fotos machen, an den Pausen- und Schützhütten in der Sonne liegen.
    Am Ziel angekommen, bin ich etwas enttäuscht, denn die Schutzhütte Bosjön ist kitzeklein, was nicht schlimm ist, aber sie hat keinen festen Boden. Ameisen krabbeln herum. Am nahen See findet sich keine Stelle zum Baden. So geht auch heute nur Katzenwäsche. Schade, ich hätte gern eine Runde im See gedreht. Der Bosjön ist nicht so kalt wie die Seen im Fjäll. Draußen kann man nicht sitzen, weil die Ameisen mich dann überfallen. Die können beißen, habe ich feststellen müssen. Mücken dagegen gibt es weiterhin nur wenige, das wundert mich. Ich bin aber froh dafür. Ich will auch nicht weiter über die Hütte klagen, denn es immer noch besser, hier drinnen zu übernachten als draußen im Zelt (für das hier gar kein Platz ist).
    Gleich geht es in den Schlafsack, während draußen noch die Sonne scheint. Macht nichts. Ich mache es mir mit Hörbuch jetzt gemütlich.
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  • Day 15

    Bosjön>Flötningen

    August 27, 2019 in Sweden ⋅ ⛅ 19 °C

    Den heutigen Bericht teile ich mal in drei Teile auf. Warum? Siehe Teil 2.
    Heute soll es ein langer Schlag werden. Ich rechne mit 30 km und bei dem Untergrund, den ich bisher vorfand, mit mindestens 10 Stunden reiner Wanderzeit. Mehr als drei Kilometer pro Stunde ist hier für mich nicht drin.
    Die aufgehende Sonne kitzelt mich durch das klitzekleine Fenster, taucht den Raum in ein goldenes Licht und macht die Behausung zu einem freundlichen Ort.
    Um sieben Uhr bin ich wieder auf dem Trail (wer mich kennt, weiß, was das für mich bedeutet).
    In den ersten zehn Kilometern liegt noch einmal alles drin. Es geht nun durch höheren Nadelwald, denn ich bin unter 800 Höhenmetern. Der Wuchs ist hier wieder kräftiger als weiter oben. Was 100 Höhenmeter so ausmachen! Die Moorflächen dagegen sind nicht weniger geworden. Zu meinem Leidwesen ist der Pfad heute schlecht und wenig markiert. So bin noch mehr froh als sonst über jede Holzplanke, die über den Modder führt. Durch viele Moorwiesen muss man aber auch so stiefeln. Wie das schmatzt, wenn ich die versinkenden Stiefel aus dem Wasser ziehe! Manches Mal ist es knapp davor, das eklig braunes Wasser in die Stiefel rinnt. Doch immer habe ich Glück.
    Als ich einen Blick auf eine etwas abgelegene alte Sennerei werfe, ist der Weg weg! Erst irre ich ein wenig herum, doch das Navi zeigt, das ich im Kreis laufe. Dann erinnere ich mich, dass ich doch den neuen Kompass dabei habe. Der kommt jetzt zum Einsatz. Und tatsächlich finde ich mit seiner Hilfe zurück auf den Trail.
    Vier Stunden brauche ich für diese zehn Kilometer! Zwei Kilometer pro Stunde, was für ein Wahnsinn! Dann ist das Naturschutzgebiet, durch das ich seit Tagen laufe, zu Ende. Kurz darauf geht der Trail in einen Schotterweg über. Nun geht es wieder schneller voran. In Windeseile laufe ich in Flötlingen ein, dem Sehnsuchtsort momentaner Begierden...
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  • Day 15

    Ein Supermarkt am Ende des Universums

    August 27, 2019 in Sweden ⋅ ⛅ 20 °C

    Wer kennt nicht die Geschicht von Douglas Adams "Per Anhalter durch die Galaxis"? Im zweiten Band geht es um ein Restaurant am Ende des Universums. Ähnlich liegt Gransbua, das Gottlob offen hat. Nun bin ich nicht per Anhalter, sondern zu Fuß hier angelangt und Gransbua ist auch kein Restaurant, sondern ein gar nicht so kleiner Supermarkt, der vom Grenzverkehr der Norweger lebt. Die Grenze ist gleich nebenan.
    Sehnsüchtig scanne ich die Regale ab, mein letzter Besuch eines Supermarktes liegt sechs Tage zurück - ich habe Gelüste und packe munter ein. An der Kasse sitzt Simon. Bis vor einiger Zeit saß dort noch eine deutsche Frau, die von Kungsledenwanderern in ihren Blogs gerne erwähnt wird. Lasst euch gesagt sein: sie ist in Pension und zurück nach Deutschland gezogen. Sagt Simon, mit dem ich eine gute Zeit verbringe in meiner Pausenstunde. Kaffee gibt's gratis und auf meinen Einkauf packt er noch ein paar Dinge gratis obendrauf. Das Sandwich, das Simon mir zubereitet, schmeckt köstlich (many thank's, Simon), drauf noch einen Trinkjoghurt, ein Salmi-Eis und noch einen Kaffee. Ich hätte den ganzen Nachmittag dort im Supermarkt am Ende des Universums verbringen können. Aber ich muss ja weiter. Zum Abschied schenkt Simon mir noch Bonbons von Werthers Echte und Stork Riesen. Simon hat deutsche Wurzeln, vielleicht daher. Er spricht auch ein bisschen Deutsch.
    Hey Simon, wenn Du mal nach Hamburg kommst, kontaktiere mich vorher. Wir gehen dann auf die Reeperbahn - oder machen eine Hafenrundfahrt.

    Diese Pause werde ich nicht vergessen.
    Viele Grüße Simon! Ich hoffe, Du verfolgst ab jetzt meinen Block. Für Menschen wie Dich mache ich das.
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  • Day 15

    Flötningen>Guttadalskonan

    August 27, 2019 in Sweden ⋅ ⛅ 18 °C

    Nach der langen Pause im Gransbua ist es gar nicht so leicht, wieder den Tritt zu finden. Doch dann geht's, die vielen Kalorien befügeln mich regelrecht. Die Strecke ist einfach, es geht immerzu auf Schotter weiter. Doch gelegentlich biegt der Kungleden auch ab, um ein kleines Stück als schmaler Pfad noch mal Zähne zu zeigen. Moorstücke wollen hier überwunden werden, über die keine Bohlen führen, nicht mal ein Weg ist zu erkennen, aber die roten Kreuze, die als Markierung dienen, leiten mich. Doch diese Stücke sind recht kurz und irgendwann hören sie ganz auf. Nun geht's immer geradeaus auf Schotter. Eben nicht! Da sehe ich auf dem Navi, dass ich vor einem Kilometer hätte abbiegen müssen. Ärgerlich ist das! Der Weg ist schon weit genug. Zwei Kilometer Umweg.. 🤪
    Während ich so auf den breiten, weiten Schotterpisten vor mich hin trotte, komme ich das erste Mal im Schwedenland in den Wanderflow. In der Regel muss man ja sehr auf die Bodenbeschaffenheiten achten. Bei diesem Flow wird der Kopf erst leer, füllt sich dann und wann mit Gedanken, die kommen und gehen. Wie bei einer Meditation. Wandermeditation eben. Im ersten Wanderjahr hatte ich das oft, als es über die schnurgeraden Forstwege Niedersachsens ging und auf nichts zu achten hatte. Die Gedanken flossen träge dahin, irgendwie quer zur Laufrichtig.
    So ist es auch jetzt. Viele Gedanken kommen von links aus dem Nichts und verschwinden nach kurzer Betrachtung rechts im Wald. Doch an eines erinnere ich mich noch sehr intensiv: es waren Gedanken an meine Mutter, die im letzten Jahr verstarb. Ich weiß noch, wie ich bedauerte, ihr nicht mehr von diesem Abenteuer erzählen zu können. Doch andererseits - würde sie noch leben, wäre es gar nicht möglich gewesen, so lange weg zu bleiben. Sie brauchte meine stetige Zuwendung.
    Nun bin ich frei, zu tun, was ich will.

    Dann bin ich da, die Schutzhütte Guttadalskojan liegt vor mir. Ich bin gar nicht geschafft. Welch einen Unterschied es doch macht, ob man über Stock und Stein muss oder eine Wanderautobahn nutzen kann. Heute war mir die Wanderautobahn ganz recht.
    Die Hütte ist ein Traum, wenn man das von einer Schutzhüttte behaupten kann. Sie ist hell und freundlich, verfügt über einen kleinen Küchenblock.
    Kleiner Wermutstropfen: die Pritsche ist kurz.
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  • Day 16

    Guttadalskonan>Grövelsjön

    August 28, 2019 in Sweden ⋅ ⛅ 17 °C

    Irgendwie soll es heute ein besonders runder Tag für mich werden. Aber der Morgen scheint eher so zu sein wie die anderen auch.
    Wandermorgenroutine halt:
    Aufwachen - Nescafé kochen - Plumpsklo aufsuchen (Klopapier nicht vergessen) - zum Bach für die Katzenwäsche (brrr) und Zähne putzen - Trinkflasche auffüllen - zurück in die Schutzhütte - Nachtwäsche lüften, Schlafsack auch - anziehen (Unterhose ist meist noch feucht wegen Wäsche am Abend) - Müsli zubereiten (Wasser 150ml, Trockenmilch einrühren - 100-150g Müsli reinschütten, dazu 5 Haselnüsse aus dem Piemont (Britta sei dank, die sind oberlecker) - Müsli genießen - Daunenschlafsack in Sack drücken, ab in den Rucksack (ganz nach unten) - Luft aus Isomatte drücken, einrollen, in Sack verstauen, ab in den Rucksack - Sonnencreme auftragen, Vitamintablette schlucken, alles im Kulturbeutel verstauen, ab in den Rucksack - Kleiderbeutel wenden (dient nachts als Kopfkissen), Klamotten verstauen, ab in den Rucksack - Wandersandalen in den Beutel, ab in den Rucksack - Kocher von Kartusche abschrauben, alles in den Becher (Kocher, Messer, Kaffeedose, Spoon, Feuerzeug, Messer, Taschentücher), vorher Becher säubern, dann ab in den Rucksack, auch Gaskartusche - Proviantrucksack packen (der jeden Tag leichter wird 😄), ab in den Rucksack - Pullover (entweder anziehen oder zusammen mit Fleeceweste in den Rucksack drücken (füllt die Lücken) - Rucksack zuschnüren - - Elektronik zusammen packen in wasserdichten Beutel, ab ins Deckelfach, Klopapier in wasserdichten Beutel packen, ab ins Deckelfach. Deckel zuklappen, Schnallen befestigen - Schaum-Isomatte einrollen, am Rucksack befestigen, Wasserflasche in Maschtasche unterbringen -- Stiefel anziehen und zuschnüren. Umschauen, ob etwas vergessen - Rucksack aufschnallen -- fertig und abmarschbereit.
    Das alles dauert meist so eine Stunde. Stehe ich um sechs Uhr auf, kann ich etwa um sieben Uhr los marschieren.
    So auch heute.
    Obwohl es gar nicht mehr so weit ist.
    Erst wieder Schotterpiste, was ich gut finde. Doch sie wird immer schmaler, dann wieder Waldpfad mit Steinen (Sch......), noch einmal Moor ohne Planken (Sch...), Bis zur Schutzhütte Valdalsbygett komme ich nicht recht in Tritt. Dort setze ich mich auf die Bank vor der Hütte und esse, worauf ich Lust habe: ein Apfel, 100g Schokolade, ein Chrunch-Riegel), dann bin ich pappsatt. Den Proviant muss ich ja nicht mehr rationieren.
    Weiter.
    Jetzt geht es leichter. Der Weg ist nun auch viel besser. Menschen kommen mir entgegen - Touristen aus Grövelsjön. Es werden immer mehr. Sie wollen zum Wasserfall "Silverfallet", den ich einfach links liegen lasse. Versäume ich was? Mir steht der Sinn mehr nach Duschen und Kaffee. Das befeuert meinen Schritt. Auf einmal ist das Hochplateau zu Ende, das Gelände fällt zum Grövelsjön-See hin ab. Ein grandioser Blick präsentiert sich mir über den See und das dahinter aufsteigende Fjäll. Wow! Damit geht's abwärts. Am Ende gibt es sogar Stufen und einen breiten Plankenweg. Er endet an einem voll belegten PKW-Parkplatz. Noch einen Kilometer auf Asphalt, dann bin ich da, wo ich so lange schon hin wollte: STF-Grövelsjön Fjällstation, die teuerste Herberge im hinteren Teil des Universums. Ein Standardzimmer ist noch frei. Ich buche für zwei Nächte, egal, was es kostet. Ich will den Moment genießen. So ein Tag wie heute kommt kein zweites Mal. That's shure!
    Dinner verbringe ich umgeben von äußerst netten Schweden. Alle reden Englisch, so bin ich in ihrer Mitte. Doch keiner weiß, was dieser Tag für mich bedeutet. So soll es auch sein. Wie kann man schöner feiern? 60!
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  • Day 17

    STF Grövelsjön Fjällstation

    August 29, 2019 in Sweden ⋅ 🌧 15 °C

    Zur Regenerierung logiere ich noch einen Tag in der Fjällstation, die der Schwedische Touristenverband (STF= Svenska TouristFöreningen) in Grövelsjön unterhält. Das STF betreibt auch die Übernachtungs-, Schutz- und Pausenhütten entlang des Södra Kungsledens (und auch anderswo in Schweden), die ich intensiv genutzt habe. Die Fjällstation ist irgend etwas zwischen Herberge und Mittelklassehotel, die Preise reichen in die 3-4 Sterne Kategorie, dessen Komfort mein Zimmer jedoch nicht erreicht. Immerhin habe ich ein eigenes Duschbad. Das war mir gestern etwas wert. Der hohe Preis ist denn der besonderen Location geschuldet, von hier aus kann man verschiedene Wanderungen unternehmen, auf dem See herumschippern, im Winter mit dem Schneescooter herum cruisen oder Skifahren. Außer der Station gibt es hier keine nennenswerte Infrastruktur. Drei Mal am Tag kommt der Bus. Wer will, bucht Vollpension, Nachmittags gibt es ein Tapas Buffet ("After Fjäll") oder Kaffee und Kuchen. Das ist geradezu luxuriös für schwedische Verhältnisse. Abends kann man ein 4-Gänge Menü genießen, gestern durfte ich Rentierfleisch kosten. Hier ist das sicherlich nichts Außergewöhnliches, denn die Tiere laufen zu Tausenden im Fjäll herum (auch wenn ich noch keines gesichtet habe), für mich war es natürlich etwas Besonderes. Es schmeckt nach Wild.
    Da es heute bisher nur regnet, habe ich, statt auf dem Jacobshöjden zu steigen und die Aussicht zu genießen, eine ausführliche Exkursion durch das Haus gemacht. Im Haus steht ein Sammelsurium von Dingen anderer Zeiten herum (Schneeschuhe, Holzski, alte Bilder), so das es hier nicht langweilig wird.
    Aber nun ist alles erkundet und ob es nun regnet oder nicht - ich muss noch mal an die hier so frische Luft, vermutlich zum Grövelsjön See, an dem ich gestern schon vorbei kam. Doppelt hält besser!
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