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- Feb 16, 2025, 9:55 PM
- ⛅ -3 °C
- Altitude: Sea level
NorwayNordland FylkeHadselMelbuNonsholman68°29’42” N 14°48’50” E
Polarlicht statt Elchblick

Rolf ist heute fieberfrei und fühlt sich wieder halbwegs menschlich. Der Husten klingt allerdings immer noch wie ein stotternder Dieselmotor. Sprechen? Fehlanzeige. Aber keine Sorge – das Womodach vom Schnee befreien geht trotzdem problemlos. Prioritäten müssen eben gesetzt werden!
Während Rolf draussen den Schnee von Knutschi fegt, schwinge ich drinnen das Zepter. Aufräumen, putzen, Tee in die Thermoskanne füllen – die allmorgendlichen Rituale laufen wie ein Uhrwerk. Und dann: Abfahrt! Heute steht nur eine kurze Strecke an, knapp eine Stunde bis auf die Insel Hadseløya.
Knutschi rollt gemächlich über die Brücke nach Stokmarknes, wo das Hurtigrutenmuseum liegt. Ein Muss für alle, die sich für Schiffe, Seefahrt und die dramatische Geschichte der norwegischen Küstenschifffahrt interessieren. Hier thront die MS Finnmarken von 1956 – ein komplettes Hurtigruten-Schiff, mitten in einem riesigen Glashaus. Man kann an Bord gehen, die Brücke erkunden und sich in die luxuriösen Salons der 50er-Jahre versetzen lassen. Wir haben das vor elf Jahren schon gemacht – und es ist wirklich eindrücklich. Wenn man in einem der alten Ledersessel Platz nimmt, kann man sich direkt vorstellen, wie es wäre, mit einem Martini in der Hand und einem dampfenden Teller Rentiergulasch auf hoher See unterwegs zu sein.
Am meisten beeindruckt hat mich aber das Untergeschoss des Museums, wo man unter den gewaltigen Schiffsrumpf treten kann. Es fühlt sich an, als würde man in den Bauch eines Wals spazieren. Genau da wird einem bewusst, was für ein Kraftakt es war, diese Schiffe zu bauen – und warum sie für die norwegische Küste so essenziell sind.
Heute fahren wir allerdings nur am Museum vorbei, weiter über die Strassen von Hadseløya – einer kleinen, aber feinen Insel in den Vesterålen. Die Landschaft wechselt zwischen schroffen Küsten, weissen Hügeln und Wäldern, die so dicht sind, dass man fast erwartet, hinter der nächsten Biegung einem Troll zu begegnen. Stattdessen: Elche!
Ja, sie gibt es hier wirklich. Diese nordischen Riesen mit ihren tollpatschig anmutenden Beinen und riesigen Nasen stolzieren durch die Wälder, als gehörte ihnen der ganze Laden. Wahrscheinlich tut er das auch. Wir halten gespannt Ausschau, aber natürlich zeigen sich die Elche genau dann nicht, wenn man es am meisten hofft. Typisch. Im Sommer haben wir sie hier schon gesehen – gewaltige Tiere!
Unser Stellplatz ist ein echtes Juwel: direkt am Wasser, mit Blick auf die Lofoten und das sanfte Schaukeln der Fischerboote in der Ferne. Während Rolf sich noch ein wenig schont, steht Knutschi fest und sicher, und auf dem Bildschirm läuft der Herrenslalom.
Doch dann zieht es uns nach draussen. Die klare, kalte Luft ruft, und die Landschaft lockt mit ihrem winterlichen Zauber.
Als die Dämmerung langsam der Nacht weicht, packt uns die Entdeckerlust erneut. Wir fahren noch einmal um die Insel, die sich nun in sanftes, bläuliches Licht hüllt. Jeder dunkle Waldrand, jede Lichtung wird aufmerksam gescannt – vielleicht zeigt sich ja doch ein Elch? Aber nein, die majestätischen Tiere lassen sich heute nicht blicken.
Dafür erwartet uns zurück am Stellplatz ein anderes, weitaus magischeres Spektakel: Die ersten zarten Nordlichter flackern am Himmel. Anfangs noch schüchtern, als würden sie sich erst aufwärmen, doch dann – plötzlich – explodiert der Himmel in einem intensiven, fast unwirklichen Grün. Es tanzt, es wirbelt, es spielt mit uns. Solch kräftige Nordlichter haben wir auf dieser Reise noch nicht gesehen!
Knutschi steht still, und wir stehen staunend daneben, gefesselt von diesem himmlischen Schauspiel.
Keine Kamera der Welt kann festhalten, was wir in diesem Moment fühlen: Ehrfurcht, Glück und dieses überwältigende Staunen über die Natur. Ein Augenblick, den wir niemals vergessen werden.Read more
Traveler
👍
Traveler
Wunderschön 🤩
Womoblog.ch Danke Dir!😊