Norway
Hol

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Travelers at this place
    • Day 21

      36 km nach Geilo

      June 20, 2023 in Norway ⋅ ☁️ 16 °C

      Als ich wach werde, regnet es leicht. Eine kurze Regenpause nutze ich, um „auf‘s Klo“ zu gehen. Schon bald regnet es kräftiger weiter. Ich lasse mir Zeit und hoffe auf eine weitere Regenpause. Um 09.00 Uhr fange ich an, meine Sachen im Zelt vorzubereiten und zu packen. Dann kommt das Zelt heute mal zum Schluss in den Rucksack. Der Regen lässt noch einmal nach und ich mache meinen Rucksack draußen fertig. Wieder rolle ich das nasse Zelt zusammen und verstaue es im Rucksack. Noch bevor ich ganz fertig bin setzt der Regen wieder ein. Diesmal hatte ich mir Regenjacke und Regenhose schon im Zelt angezogen. Um Punkt 10.00 Uhr mache ich mich auf den Weg.

      Die ersten Kilometer laufen sich angenehm. Der Pfad ist trotz Regen meistens fest und führt allmählich bergab in ein Tal. Hier werde ich mehrere Flüsse überqueren müssen. Einen großen Fluss habe ich von meinem Lagerplatz schon gesehen. Furten wird hier wohl nicht möglich sein, dafür sah der Fluss zu groß aus. Während es weiter runter geht, wird auch die Vegetation wieder höher. Junge Birken und jede Menge Gestrüpp. Ich höre einen Fluss, der immer lauter wird. Irgendwann so laut, dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen würde. Und dann sehe ich einen beeindruckenden Wasserfall mit wild schäumendem Wasser. Wahnsinn, was das für eine Naturgewalt ist! Allein beim Anblick wird mir leicht mulmig. Hier reinfallen wäre vermutlich das sichere Ende. Über das ganze Geschehen führt eine schmale Hängebrücke. So ganz neu sieht sie nicht mehr aus. Ich gehe die ersten Meter und stelle fest, dass sie ganz schön schaukelt und ich gehe gleich etwas zügiger auf die andere Seite. Ich bin sicher, diese Brücke hält eine ganze Wandergruppe aus. Aber ich fühle mich trotzdem nicht so sicher mit dem tosenden Wasser unter mir. Ich mache noch einige Fotos und gehe weiter. Das war echt ein kleines Highlight gleich zu Tagesbeginn. So ein Wasserfall wäre in anderen Ländern eine Hauptattraktion, hier ist er einfach so am Wegesrand.

      Bei leichtem Regen geht es weiter. Ich quere noch zwei breite Flüsse über Brücken, jedoch nicht so spektakulär wie die Brücke am Wasserfall. An einer Kreuzung mit mehreren Schildern zu unterschiedlichen Hütten geht mein Pfad rechts ab. Er sieht unscheinbar und wenig begangen aus. Es geht direkt in den Sumpf. Gewürzt wird der Spaß durch unzählige Mücken, die hier deutlich talentierter auf mir landen und versuchen, zu stechen. Es dauert nicht lange und ich bin mir sicher, der linke Schuh ist undicht. Vor ein paar Tagen noch konnte ich den Schuh in einen Bach stellen ohne nasse Füße zu bekommen. Heute dauert es nicht lange und ich merke, wie es im Schuh schmatzt, wenn ich gehe. Das ist echt ärgerlich, denn halbwegs trockene Füße sollten auf so einer Tour gewährleistet sein. In Geilo werde ich schauen, ob ich mir neue Schuhe organisieren kann. Allerdings habe ich mit Schuhgröße 48,5 oft nicht die große Auswahl. Jetzt ist es aber wie es ist.

      Der Weg führt weiter stetig bergauf. Die jungen Birken sind oft so in den Weg gewachsen, dass ich mir vorkomme wie in einer Waschanlage. Jedesmal, wenn ich mich zwischen den kleinen Bäumen hindurch zwänge, gibt es eine Portion kaltes Wasser von beiden Seiten. Von unten kühlt der stetige Sumpf oder kleine Bäche, die mir vorzugsweise auf dem Pfad selbst entgegenfließen. Es geht nur langsam und sehr beschwerlich voran. Nach zwei Stunden Gehzeit wird die Vegetation wieder spärlicher und ich bin wieder oben im Fjell. Kurze Pause! 6,5 Kilometer habe ich in etwas mehr als zwei Stunden geschafft. Das ist wenig!

      So geht es, immer noch in voller Regenmontur, weiter. Zumindest zu Beginn ist der Pfad sehr angenehm zu laufen. Mein 15km-Ziel heute ist die Tuva-Turisthytte. Ich nehme mir vor, diese bis 15.00 Uhr zu erreichen. Das sollte machbar sein. Dann habe ich noch den Nachmittag, um auf meine 25km zu kommen.

      Mein Pfad führt vorbei an Hütten, einer kleinen Gruppe Schafen mit vielen Lämmern. Der Regen nimmt deutlich zu, während der Pfad deutlich steiler wird. Es ist ein wenig wie gestern. Mir fehlt einfach der Drive. An die Landschaft um mich herum habe ich mich ebenfalls sehr gewöhnt, dass ich hauptsächlich auf mich und mein Vorankommen konzentriert bin. Oben angekommen mache ich eine kurze Pause und setze mich auf einen Stein. Das Shirt unter meiner Hardshelljacke ist durchgeschwitzt. Alles ist irgendwie nass und ungemütlich. Es ist kein Tiefpunkt. Ich nehme die Situation einfach so hin. Aber von echter Motivation bin ich weit entfernt. Ich schaue auf mein Handy und überraschenderweise habe ich richtig guten Empfang als ich den Flugzeugmodus ausstelle. Mehrere Nachrichten ploppen im Display auf. Meine Schwiegermutter schreibt mir, dass sie mein Abenteuer hier mit Spannung verfolgen und so gerne meine Berichte lesen. Ich bin gleich gerührt. Ich schreibe tatsächlich in erster Linie für mich. Wenn ich dann aber so ein schönes Feedback bekomme, freut mich das total! Die nächste Nachricht ist von Sören, der ebenfalls gerne hier mitliest und besorgt ist über meinen Instant-Cappuccino-Konsum. Ob er mir nicht was Anständiges, einen guten Kaffee irgendwo hinschicken könnte. Der alte Gourmet! Aber später melde ich mich bei ihm und versichere ihm, dass diese kaffeeersatzähnlichen Heißgetränke hier draußen ein echter Seegen sind, wenngleich man die nicht mit echtem Kaffee vergleichen kann. Die dritte Nachricht kommt von Stanley. Er schreibt, die nächste große Pizza mit Bier gehe auf ihn. Ich solle morgen auf mein Konto schauen. Ich bin echt einfach nur gerührt. Da sitzt du mutterseelenallein irgendwo in der Pampa, alles ist irgendwie nass, die Motivation ist am Boden und dann erreichen dich genau da drei so wundervolle Nachrichten. So allein bin ich dann doch nicht!

      Ich ziehe den linken Schuh aus und wringe noch einmal den Socken aus. Dann geht es weiter. In ganz anderer Haltung und mit ganz anderem Tempo. Gleich in den nächsten Sumpf. Links oder rechts vorbei wäre hier eine halbe Stunde Umweg. Also mittendurch! Das Sockenauswringen hätte ich mir sparen können. Aber jetzt ist es mir einfach egal. Ich bin motiviert und pflüge einfach durch den Sumpf. Dann eröffnet sich vor mir ein großes, weites Tal mit einem großen See. Am Ende dieses Tals liegt irgendwo die Tuva Turisthytte. Ich folge dem Pfad bergab bis ich unten in der Ebene angekommen bin. Auch hier ist jede Menge Sumpf. Nach kurzer Zeit komme ich wieder an einen Fluss. Schnell wird klar, ich muss Furten. Ich habe keine Lust darauf aber es führt kein Weg daran vorbei. Also raus aus den mittlerweile vom Wasser richtig schweren Wanderschuhen, rein in die Wasserschuhe. Das Wasser hier ist ruhig und richtig tief ist es auch nicht. Auf der anderen Seite dann wieder Schuhtausch. Der immer wieder sehr sumpfige Pfad führt durch dichtes, kniehohes Gestrüpp. Ich scheuche tausende Mücken auf, in in großem Schwarm um meinen Kopf fliegen. Ich renne ein paar Meter und versuche, sie abzuschütteln. Ein klein wenig hat es was gebracht. Ich will nur noch raus aus dieser Sumpf- und Mückenhölle. Gegen 14.40 Uhr erreiche ich endlich die Turisthytte am Ende der Ebene. 15 Kilometer sind geschafft. Bis hierhin ein ganz schöner Kampf! Ab hier sind es nach Geilo noch 21 Kilometer. Wenn ich, wie geplant meine 25 Kilometer „vollmache“, sind es morgen nur noch 11 Kilometer.

      Bei leichtem Regen geht es weiter. Wieder etwas motivierter, weil ich die scheiss Mückenschwärme hinter mir gelassen habe. Der Weg bis Kilometer 20 zieht sich. Wie immer vergehen die Kilometer am Nachmittag noch langsamer. Aber mit Kilometer 20 erreiche ich eine neue Marke. 500 Gesamtkilometer habe ich bis hierhin zurück gelegt.

      Die Kilometer bis zur 25 ziehen sich noch mehr. Allerdings finde ich hier kaum Bäche, die ich für gut befinde. Plan B wäre einfach, Wasser aus den zahlreichen kleinen Seen abzukochen. Gas habe ich genug. Einen potenziellen Übernachtungsplatz schaue ich mir genauer an. Obwohl der linke Fuß seit einigen Kilometern wieder schmerzt, zieht es mich weiter. Bis zum Campingplatz sind es noch 11 Kilometer. Ich teile mir die Route gedanklich in drei Etappen ein. 5 km durchhalten, 4 km bis zum Supermarkt, 2 Kilometer bis zum Campingplatz. Der Plan steht. Ich will das probieren. Ich habe keine Lust, hier morgen in meine tonnenschweren Sumpfschuhe zu steigen und das ganze nasse Zeug im Rucksack zu verstauen. Ich will mein Zelt aufstellen und dann eine heisse Dusche nehmen. Ich will was geiles essen und ich will ein kaltes Bier trinken. Der Gedanke an Stanleys gesponserte Pizza ist das dicke Ausrufezeichen hinter dem Plan, Geilo heute noch zu erreichen.

      Es ist anstrengend. Muskulär und von der Ausdauer her habe ich aber keine Probleme. Es ist der linke Fuss, der mal mehr weh tut, mal weniger. Aber ich ziehe es jetzt durch. Noch vor 20.00 Uhr erreiche ich den Supermarkt in Geilo und kaufe Brot, Salami, Käse, Cola, Bier und Chips. Ausgewogene Ernährung mal wieder. Die letzten 2 Kilometer humpel ich schon, weil ich links nicht normal auftreten kann. Der flache Asphalt ist ein echter Gegner für die Füße. Gegen halb neun erreiche ich den Campingplatz. 250 Kronen soll die Nacht kosten, was ok ist (21 EUR). Ich buche gleich drei Nächte. Mein Fuß soll die Chance haben, sich zu erholen und ich habe eh viel zu erledigen. Ich bekomme die drei Nächte sogar zu 600 Kronen und finde schnell einen schönen Platz für mein Zelt. Nach dem Zeltaufbau geht’s um duschen. Herrlich! Allerdings sind meine Füße über den Tag in den nassen Schuhen unschön aufgequollen. In der Schuhfrage muss ich echt eine Lösung finden!

      Dann ist Zeit für Abendessen und Bier! Dann ziehe ich mir noch die Fäden am Schienbein.
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    • Day 9

      Regentag in Geilo

      August 15, 2023 in Norway ⋅ 🌧 13 °C

      Unseren unliebsamen Regentag haben wir mit Autofahren und Camping in Geilo verbracht. Wirklich ein lustiger Ort, hier gibt's Geilo Sushi, Geilo Pizza, Geilo Camping. Da heute aber die Sonne mal durchblitzt können wir endlich wieder wandern gehen. ❤️Read more

    • Day 10

      Hoch hinaus! (Teil 1)

      August 16, 2023 in Norway ⋅ ⛅ 15 °C

      Wow. Wow, was für ein erfüllender Tag nach einem faulen Regentag in Geilo haben wir heute nochmal richtig Gas gegeben. Eine wunderschöne Wandertour liegt hinter uns. 900 Höhenmeter, 16 km, 31.000 Schritte. Daher gibt's nur nen kurzen Text - bin müde. 😀Read more

    • Day 5

      Geilo

      September 13, 2022 in Norway ⋅ 🌧 10 °C

      Pas grand chose d'extraordinaire ordinaire dans cette petite ville de 2500 habitants, mais c'est ici que se situe notre hôtel pour cette 2e étape. La ville est à mi-chemin entre Oslo et Bergen, notre 3e et ultime destination Norvégienne. Exemple d'une petite ville iciRead more

    • Day 5

      Fun Fact Norvège

      September 13, 2022 in Norway ⋅ 🌧 10 °C

      - Internet en Norvège : 4G dans tous les coins, même dans la campagne profonde, même dans les tunnels ! Pas de zones blanches, impressionnant ! Je capte mieux ici que chez nous 😅

      - Les maisons en montagnes possèdent une lumière en façade, que les Norvégiens allument le soir et toute la nuit. Pourquoi? Pour aider les randonneurs ou skieurs à se repérer et s'abriter chez l'habitant, lors de grosses intempéries. #entraide

      - Les Norvégiens sont très patriotiques. Ils ont, pour la très grande majorité, des mâts sur leur maisons avec le drapeau national 🇳🇴

      - Les Norvégiens nous voient comme des pauvres ... 😅 Mais nous avons la richesse gastronomique !!

      - La Norvège est un pays pétrolier (nombreuses plateformes pétrolières en mer) et pourtant le prix au litre est à plus de 2€/L.... Taxes, taxes, taxes....

      - Le pain ici est excellent !! Aux céréales, complet, pain de mie maison .... c'est de loin le meilleur aliment de leur gastronomie
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    • Day 6

      Ohne Gaustatoppen weiter nach Geilo

      September 13, 2022 in Norway ⋅ 🌧 10 °C

      Der starke Regen und Wind hielten den ganzen Abend und die Nacht an.
      Schlafen war eher schlecht möglich.

      Auch den ganzen Morgen regnete es ununterbrochen bei 3°C.

      Eine gewisse Zeit harrten wir noch aus und hofften auf Besserung. Leider vergebens.
      Also fuhren wir erstmal weiter, mit dem Ziel irgendwo laufen zu gehen wo das Wetter besser ist.
      Schön ist es hier zum Glück fast überall.
      Es ging mit verblüffen über 2 weitere Hochebenen.
      Faszinierende Landschaft, aber für Aktivitäten heute leider nix bei dem Wetter.
      Einzig für ein paar Fotos quälte man sich aus dem Fahrzeug.
      Nach einer ganzen Weile fahrt stoppten wir auf einem Rastplatz mitten im Wald.
      Sehr schön angelegt, inklusive der Möglichkeit sich zu bewegen.
      Also erkundeten wir einfach dort die Natur und liefen eine Runde am Fluss entlang.
      Nach der Pause ging es dann weiter zu unserem heutigen Zielort.
      Zufahrt zum Parkplatz waren 12km nasse Schotterpiste bis wir an einer Hütte mitten im Fjell standen.
      Super schön, nur leider wieder Regen und noch stärkerer Wind als die Tage zuvor.
      Der Wetterbericht schrieb etwas vor 65km/h.
      Auf jeden Fall musste man die Hecktüren zu zweit festheben.
      Durch die Zufahrt waren sämtliche Crashsensoren der Gasanlage ausgelöst, so musste man trotz Wind und Wetter an das Heck.
      Wenigstens einen Kaffee wollten wir hier oben trinken.
      Als Übernachtungsplatz leider ungeeignet bei dem Wetter.
      Einen Schlafplatz fanden wir erst nach sehr langem Suchen.
      Rund um Geilo ist einfach zu viel Zivilisation und auf die Hochebenen konnten wir ja nicht zurück.
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    • Day 22

      Abendsonne

      June 21, 2023 in Norway ⋅ ☁️ 13 °C

      Die Nacht habe ich richtig schlecht und wenig geschlafen. Mein Körper fühlt sich ein wenig an wie nach den ersten Etappen. Klar, die 36 km sind eine deutliche Leistungssteigerung. Zum Frühstück gibt es wieder Brot mit Käse und Salami. Dabei mache ich mir Notizen, was ich alles erledigen will bzw. muss.

      Als aller erstes schreibe ich meinen Tagebucheintrag von gestern. Gestern Abend hatte ich dazu einfach keine Lust mehr. Obwohl ich „frei“ habe, bin ich nur so mittelmäßig gelaunt. Die weitere Route macht mir Kopfzerbrechen. Mein Fuß ebenfalls. Ich konnte zwar seit Dalen, wo das Problem erstmals aufgetreten ist, in Summe jeden Tag gut laufen. Aber das sollte keinesfalls, so wie es ist, zum Dauerzustand werden. Und das Schuhthema nervt mich.

      Zu allererst kümmere ich mich um meine Wäsche. Waschmaschine und Trockner sind vorhanden und für zusammen 7 Euro auch bezahlbar. Am Campingplatz gehe ich so oft es geht barfuß, damit der Fuß sich erholen kann. Sobald ich aber doch mal in die Schuhe schlüpfe, spüre ich den Fußballen. Ich bin irgendwie genervt. Beim Rückweg von der Waschmaschine kommt mir ein Mann, etwas jünger als ich, mit großem Rucksack und Hund entgegen. Der Campingplatzbesitzer hatte gestern schon erwähnt, dass ein weiterer norwegischer NPLer hier mit seinem Hund übernachtet. Ich spreche ihn direkt an und frage ihn nach seiner Routenwahl. Er will es durch Jotunheimen, das vor uns liegende Gebirge, was mir so viel Kopfzerbrechen macht, probieren. Er ist sicher, dass es geht. Dafür mache er das ganze auch und nicht, um Straße zu laufen. Das stimmt auch mich optimistisch.

      Ab Mittag setzt der Regen ein. Ich liege im Zelt und schreibe Tobi, warum er sich gegen den Versuch entschieden hat. Er meinte, es hätten wohl zwei versucht, die seien aber umgedreht. Ihm sei das zu riskant. Bei Instagram schaue ich, ob ich über Hashtags aktuelle Bilder von dort oben finden kann. Aber so richtig Aussagekräftiges finde ich nicht. Dafür werde ich auf Peter aufmerksam. Ihm bin ich irgendwann mal gefolgt, weil er dieses Jahr auch Norge på langs läuft. Wie es aussieht, ist er irgendwo in Jotunheimen. peter_early_retired, also „Frührentner Peter“, scheint zumindest was sein Instagramprofil betrifft, ein ziemlich schräger Vogel zu sein. Aber mit guten Vibes! Ich schreibe ihn einfach mal an und warte was kommt. Aber eigentlich habe ich mich nach dem Austausch mit Tobi schon so gut wie entschieden: Ich gehe die unspektakuläre, sichere Variante.

      Den Nachmittag liege ich im Zelt und versuche etwas zu schlafen, während der Regen auf‘s Zelt prasselt. Als ich mich wieder aufraffe, hat Peter mir geantwortet. Ich sollte unbedingt auch den Weg gehen. Er käme aus der Schweiz und sei dementsprechend bergverwöhnt. Aber das hier sei der Hammer. Wir vernetzen uns auch über WhatsApp und tauschen uns hier weiter aus. Und plötzlich bekomme ich doch wieder Lust, es zu versuchen. Aber es gibt noch ein paar Fragezeichen. Peter schreibt, dass der Schnee auch Vorteile hätte. Dass man auf Schneebrücken die Flüsse überqueren könne. Hier bin ich aber ein kleiner Schisser. Allerdings sind das Dinge, die in meinen Vorstellungen immer schlimm sind. Vor Ort kann ich eine Situation dann wieder ganz anders einschätzen. Aber es kann auch sein, dass man eher ein Risiko eingeht, weil man nicht drei Tage zurück laufen möchte.

      Ich lass das Thema erstmal ruhen. Mein Plan für heute Abend ist, erst in die Sportgeschäfte nach Schuhen schauen und danach Pizza essen. Allerdings sehe ich bei Google, dass die Sportgeschäfte hier um 17.00 Uhr schließen. Das nervt mich wieder etwas, weil ich die Schuhfrage gerne heute schon angegangen wäre. Ich prüfe meine Schuhe, die ich unter einem Vordach einer Hütte zum Trocknen hingestellt habe. Sie wiegen immer noch unfassbar viel und sind total nass. Ich stelle sie ohne zu fragen in den Raum, wo Waschmaschine und Trockner sind. Hier stehen die Heisswasserkessel und es ist hier deutlich wärmer als anderswo. Ich hoffe, dass die Trocknungsdünste gut abziehen. Niemand mag eine Sauna mit Obazda-Aufguss. Aber das ist mir gerade egal.

      Heute bin ich einfach nicht gut drauf. Viele ungeklärte Fragen und am späten Nachmittag das Gefühl, nichts geschafft zu haben. Peter schickt mir den Link zu seinem Blog, wo er auch ein paar Videos verlinkt hat. Er hat seine Tradition darin gefunden, an irgendwelchen Orten ein Tänzchen aufzuführen. Mal im Fjell, mal im Supermarkt. Dabei filmt er sich. Er ist definitiv ein lebensfroher Mensch! Etwas schräg aber absolut gut drauf. Die Videos hat er mir geschickt, weil ich ihm geschrieben habe, dass ich heute ein kleines Tief habe. Er wollte mich aufheitern, was er auch geschafft hat. Er schreibt, er sieht das Nordkap als „Nice to have“ und dass auf dem Weg dorthin soviel schief gehen könne. Wenn das sein ultimatives Ziel sei und er irgendwann aus irgendeinem Grund abbrechen müsse, sei er gescheitert. Er versucht lieber, jeden Tag zu einer Party zu machen.

      Recht hat er. Natürlich macht diese Einstellung nicht potenzielle Gefahren wett, die in den Bergen lauern. Aber es motiviert mich, zumindest weiter über den Versuch nachzudenken, Jotunheimen anzugehen. Überhaupt glaube ich, dass gerade die augenscheinlich „schrägen Vögel“, wie ich Peter direkt meinen Stempel aufgedrückt habe, diejenigen sind, die das Leben wirklich leben. Denn wenn man es wirklich schafft, so zu leben, dass es einem egal ist, was andere über einen denken, dann wirkt man wohl zwangsläufig „schräg“. „Befreit“ wäre aber vielleicht das bessere Wort.

      Jetzt, wo ich in der Abendsonne sitze und diese Zeilen schreibe bin ich richtig dankbar für diesen netten Austausch mit Peter. Wir kennen uns gar nicht. Und trotzdem verbindet uns die gemeinsame Reise.

      Vorhin war meine Laune noch schlecht. Ich habe mich bei Regen auf den Weg Richtung Geilo „City“ gemacht, der Campingplatz liegt zwei Kilometer ausserhalb, um mit Pizza und Bier wenigstens ein Highlight heute zu haben. Aber kurz bevor ich das Ziel erreicht habe, habe ich mich entschlossen, das auf morgen zu verschieben und stattdessen etwas für heute Abend im Supermarkt zu kaufen. Die Pizza soll ein Highlight sein, das ich genieße. Auf dem Rückweg telefoniere ich mit Nicole und die Stimmung wird zunehmend besser. Auch der Regen hat aufgehört. Ich setze mich auf einen Stuhl auf die Terrasse der unbewohnten Hütte nah bei meinem Zelt und esse zu Abend. Und als meine schlechte Stimmung vollends verzogen ist, kommt auch die Sonne raus und scheint mir ins Gesicht.

      Morgen soll das Wetter besser werden. Ich glaube, morgen wird ein guter Tag!
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    • Day 24

      Trockene & schmerzfreie Füße

      June 23, 2023 in Norway ⋅ ☀️ 12 °C

      Um 6:30 Uhr werde ich wach. Ich versuche es gar nicht, mich noch einmal umzudrehen, obwohl ich noch recht müde bin. Heute geht es endlich weiter. Auch, wenn ich ehrlich gesagt nur ungern meine Komfortzone hier verlasse. Insbesondere mit dem vor mir liegenden Versuch, Jotunheimen zu durchqueren. Ich gönne mir noch eine heiße Dusche und beginne dann direkt, mein Zelt auszuräumen. Auf Frühstück habe ich irgendwie keine Lust. Als das Zelt halb ausgeräumt ist, nehme ich mir doch noch die Zeit für einen Kaffee und eine Portion Porridge. Das Porridge ist mit Zimt und riecht beim Aufgießen mit dem heißen Wasser richtig gut. Schmecken tut es allerdings so lala.

      Um 8:40 Uhr bin ich abmarschbereit. Ich melde mich noch bei Simon, dass aus unserem Kaffee leider nichts wird, da ich mich nun für Jotunheimen entschieden habe und Geilo direkt vom Campingplatz nördlich ins Gelände verlasse. Die ersten Meter geht es über Straße. Aus der Straße wird irgendwann eine Schotterstraße, aus der Schotterstraße irgendwann ein Feldweg, welcher irgendwann nur noch als Pfad weiterführt. So mache ich meine ersten Höhenmeter aus Geilo heraus, vorbei an unzähligen, wunderschönen kleinen Hütten. Ich frage mich, ob das alles Ferienhütten sind oder auch Leute hier wohnen. Wie so oft sieht hier aber vieles unbewohnt aus.

      Nach einer Dreiviertelstunde bin ich oben im Fjell. Es weht ein frischer Wind, aber die Sonne scheint und es ist unfassbar schön hier. In der Ferne sehe ich den ersten höheren Berg, der noch mit vielen größeren Schneefeldern bedeckt ist. Der Pfad ist die meiste Zeit trocken und in meinen neuen Schuhen komme ich zügig voran. Zu Beginn fühlen sie sich noch ein wenig fremd an, mit jedem Meter laufe ich sie aber weiter ein. Mein linker Fuß macht aktuell keine Probleme. Ich merke, dass die angepasste Sohle mein Fuß auch über das Fußgewölbe stützt und somit Druck von der Problemstellen nimmt. Außerdem ist der Schuh merklich gedämpfter.

      Ich genieße das Wetter, die Landschaft und das zügige Gehen. Nach 2 Stunden komme ich an eine Hütte. Der Wind weht stark aber auf der Leeseite der Hütte ist eine kleine Bank in absoluter windstille. Fast 9 km hab ich schon geschafft. Hier genieße ich die Ruhe und die Wärme der Sonne. Obwohl die Schuhe nicht drücken, ziehe ich sie aus und lasse etwas Luft an die Füße. Außerdem mache ich ein paar Dehnübungen. Dann geht es weiter. Den Pfad, der von hier aus weiterführen soll, kann ich auf Anhieb nicht finden. Ich finde immer etwas „pfadähnliches“, aber immer wieder verlieren sich die Wege. Mit der App und GPS versuche ich jedes Mal, zurück auf den Pfad zu kommen. Nach einer halben Stunde bin ich leicht angenervt, weil ich hauptsächlich querfeldein gehe und überhaupt nicht das Gefühl habe, dass es hier einen durchgehenden Pfad gibt. Ich schau noch mal auf meine digitale Karte. Im Tal auf der anderen Seite des Flusses, ein paar 100 m weiter, ist ebenfalls ein Weg eingezeichnet, welcher ebenfalls von der Hütte kommt, wo ich Pause gemacht habe. Ich suche ein wenig, kann den Pfad dann aber eindeutig erkennen, obwohl er mehrere 100 m entfernt ist.

      Ich entschließe mich, querfeldein runter zum Fluss zu gehen, zu furten und meinen Weg auf diesem eindeutigen Pfad fortzuführen. Ich bin gleich deutlich schneller unterwegs. Ich finde eine Stelle, an der der Fluss zwar breit ist, dafür aber nicht tief und wenig Strömung hat. Auf der anderen Seite trockne ich die Füße und wechsel zurück in die neuen Wanderschuhe. Von hier an komme ich wieder deutlich schneller voran. Der Weg führt leicht bergauf und die Gegend wird immer schöner. Unzählige Bäche kreuzen alle paar Meter meinen Weg, ohne aber echte Hindernisse darzustellen. Trinkwasser alle paar Meter. Ich bin richtig zufrieden. Egal, was die kommenden Tage bringen mögen, diesen Tag kann mir keiner mehr nehmen. Ich entschließe mich, noch etwas weiter zu gehen, bis laut Karte ein größerer Fluss kommen soll. Ich bin gespannt, ob ich hier wieder furten muss oder ob es eine Brücke gibt.

      Irgendwann, vermutlich, als ich gerade über einige Steinplatten gelaufen bin, bin ich nicht mehr meinem Pfad gefolgt. Versehentlich bin ich etwas zu weit abgestiegen. Ich überlege, ob ich alles wieder aufsteigen soll oder ob ich querfeldein eine bessere Lösung finde. In dieser Gegend lässt sich sehr gut lesen, was sumpfig ist und wo ein gutes Vorankommen möglich ist. Sowohl Vegetation, als auch Geländeformation verraten viel über den Untergrund. So entscheide ich mich, querfeldein zu gehen und kann sogar ein paar Meter abkürzen. Schon aus der Ferne sehe ich, dass hier eine kleine Brücke über den Fluss geht. Hervorragend! Hier auf der anderen Seite des Flusses mache ich meine zweite Pause. Es ist 14:00 Uhr und ich habe schon fast 20 km geschafft.

      Es ist wieder recht windig. Aber ich lehne mich an einen Fels, ziehe die Schuhe aus und genieße das Nichtstun. Weit und breit kein anderer Mensch. Lediglich ein Transporthubschrauber, der zweimal an mir vorbei fliegt. Immer noch habe ich keine Probleme mit meinem linken Fuß. Dafür habe ich festgestellt, dass der Mann bei Intersport bei meiner rechten Sohle tatsächlich zu viel abgeschnitten hat. Das nervt mich doppelt. Zum einen, weil die Sohle dadurch nicht ganz genau sitzt und ich mit dem großen Zeh immer eine kleine Lücke spüre. Zum anderen ärgere ich mich über mich selbst. Im Laden habe ich mit den Händen schon gespürt, dass da bestimmt 1/2 cm Platz ist. Ich hätte einfach sagen sollen: Sorry, aber das geht nicht. Das müssen wir noch mal machen. Aber ich hasse es, Dinge zu reklamieren. Und außerdem stand hier auch noch im Raum, dass ich eh zwei Tage später da bin, und wir dann nachbessern können. Da ich jetzt die andere Route gewählt habe, ist das natürlich nicht möglich. Aber jetzt ist es, wie es ist. Und lieber habe ich diese Störgefühl am rechten Zeh, als die Schmerzen im linken Fuß.

      Nach der Pause gehe ich weiter und schaue nach 100 m noch einmal auf die Karte. Ich stelle fest, dass ich nicht auf meiner eigentlichen Route bin. Da wo ich Pause gemacht habe, hätte noch ein Pfad abgeben sollen. Da ich aber keinen Pfad gesehen habe und keine Lust habe erneut alle paar Meter den Weg zu verlieren, folge ich dem eindeutigen Pfad. Er bringt mich zwar um einiges früher aus dem Fjell raus, ist dafür aber auch 2 km kürzer. Aber das wichtigste, er ist eindeutig. Nach einiger Zeit komme ich an einen See mit Sandstrand. Zwei Wanderer kommen mir entgegen und weitere sehe ich hinten am Ufer. Ganz schön was los hier, dafür, dass ich bis jetzt niemanden getroffen habe. Der Pfad führt vom See weg, immer weiter herunter aus dem Fjell raus. Ich laufe durch einen Birkenwald. Ein Blick auf die Karte verrät mir, dass ich hier ganz schön Höhe vernichten werde. Außerdem führt der Pfad später durch ein Skigebiet und eine Feriensiedlung. Meine Euphorie von Beginn schwindet etwas. Ich habe bei der Planung zwar gesehen, dass ich noch hier und da ein paar Straßenkilometer habe, aber ich war davon ausgegangen, dass es trotzdem menschenleere Gegend ist.

      Richtig ins Gelände geht es erst morgen. Und den ersten höheren Berg habe ich sogar erst übermorgen auf der Route. Ich komme an eine Hauptstraße. In diesem Moment habe ich 25 km geschafft. Mit meinem linken Fuß bin ich wirklich zufrieden. Natürlich zwickt hier und da mal etwas, aber die Probleme, die ich in den vergangenen Tagen hatte, habe ich heute gar nicht. Ich folge der Straße für zwei Kilometer und biege dann links ab. Hier habe ich die Chance, alternativ zur Straße einen Wanderweg zu laufen, ohne zusätzliche Kilometer machen zu müssen.

      Einen richtigen Plan habe ich nicht. Ich will noch ein paar Kilometer machen, aber es ist schwierig, hier unten einen Schlafplatz zu finden. Mein Wanderweg führt entlang an einem wunderschönen Fluss. Allerdings sind immer wieder Hütten da und Hinweise, das es Privatgelände sei. Hier kann ich mein Zelt nirgends aufstellen. Auch Wasser brauche ich noch. Ich gehe weiter, aber die Situation wird nicht wirklich besser. Auf der Karte habe ich mir einen kleinen Berg ausgesucht, den ich eigentlich auf der Straße umgehen würde, um die Höhenmeter zu sparen. Aber hier oben könnte eine Schlafgelegenheit sein. Als ich den kleinen Pfad erreiche, der von der Straße abgeht, habe ich immer noch kein Wasser fürs Lager. Und weder auf der Karte noch beim Blick um mich herum sehe ich Möglichkeiten, meine Wasserreserve zu füllen. Ich bin etwas planlos und mittlerweile ganz schön platt.

      Wenn ich die Straße entlang gehe, komme ich irgendwann an einen Stausee. Da würde ich aber auch hinkommen, wenn ich über diesen Berg gehe. Es sind nur 250 Höhenmeter aber so richtig Lust habe ich darauf jetzt nicht. Zumal ist nicht ein Bach auf der Karte eingezeichnet. Wenn ich jetzt wirklich in Not wär, könnte ich ein Auto anhalten oder weiter die Straße entlang zu Häusern laufen und anklingeln. Ein Notfall ist es hier nicht. Aber deswegen ist die Wasserfrage trotzdem nicht geklärt.

      Ich entscheide mich, über den Berg zu gehen und hoffe, dass ich trotzdem einen kleinen Rinnsal finde, der nicht auf der Karte vermerkt ist. Zunächst geht es wieder durch Birkenwald. Mücken schwirren um mich herum und versuchen, mich zu stechen. Weiter oben liegt links und rechts vom Weg jeweils ein Schneefeld, nicht besonders groß. Ab einer gewissen Größe der Schneefelder fließt unten eigentlich immer etwas Schmelzwasser heraus. Ich inspiziere das linke Schneefeld. Unterhalb davon ist es sumpfig. Aber nichts, wo ich irgendwo Wasser abschöpfen würde. Ich könnte auch Schnee schmelzen, diesen Aufwand will ich aber nur im Notfall machen. Beim rechten Schneefeld sieht es auch nicht viel besser aus. Immerhin sind hier einige größere sehr klare Pfützen. Dann entdecke ich unterhalb dieser Pfützen einen kleinen Rinnsal. Es fließt gar nicht mal so wenig und immerhin so schnell, dass ich glaube, dass sich das Wasser nicht allzu lang in den Pfützen aufhält. Die Chance nutze ich und fülle meine Flaschen.

      Ich gehe weiter hoch und finde eine wunderschöne Aussicht. Gleichzeitig stelle ich fest, dass ich gar nicht auf dem Gipfel dieses kleinen Berges bin. Es ist eine Art Vorgipfel. Der Weg geht noch weiter den Grad entlang und es geht noch mindestens 100 Höhenmeter weiter hoch. Das hebe ich mir aber für morgen auf und finde relativ schnell eine Stelle, wo ich mein Zelt gut aufbauen kann. Der Wind bläst recht stark und ich muss alle Leinen abspannen. Ich räume das Zelt ein, und bevor ich es mir gemütlich machen, schnappe ich mir Waschlappen und Handtuch. Nicht weit vom Zelt, ein paar Meter abwärts, sehe ich weitere Schneefelder. Unter einem dieser finde ich eine große, klare Pfütze, die ich zum waschen nutze. Dann lege ich mich ins Zelt und esse zu Abend. Heute waren es 32,5 Kilometer ohne Fußprobleme! :-)

      Ich habe meine Entscheidung für Jotunheimen immer noch nicht bereut. Leise Zweifel melden sich dann doch immer wieder mal. Aber was soll’s. Ich muss alle Situationen vor Ort einschätzen. Zweifel hin oder her.
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    • Day 23

      Schuhe, Pizza, Bier

      June 22, 2023 in Norway ⋅ ☀️ 10 °C

      Für meine Verhältnisse wieder mal gut geschlafen, wache ich auf und alles im Zelt ist klamm und feucht. Insbesondere der Schlafsack. Sowas nervt und gerade Feuchtigkeit hab ich gerade einfach satt. Außer die der heissen Dusche, mit der ich in den Tag starte. Mein linker Fuß fühlt sich am Morgen genauso an wie an den vergangenen Tagen.

      Nach meinem Kaffee mache ich mich auf den 2 km langen Weg Richtung Geilo. Sportgeschäft Nummer 1 hat so ziemlich gar keine Schuhe in meiner Größe. Weder Wanderschuhe, noch Laufschuhe, die ich als zusätzliches Paar für Strassenabschnitte in Erwägung ziehe. Ich brauche grundsätzlich was mit mehr Dämpfung. Zuhause laufe ich auch mit meinen Salomon Speedcross auf den Berg. Hier bevorzuge ich hohe Schuhe vor allem wegen der Sumpf- und Schneeabschnitte.

      Dann geht’s zum Intersport. Der Mann ist super hilfsbereit und hat gleich ein paar Vorschläge. Leider stellt er schnell fest, dass meine Größe ausverkauft sei. Erst gestern wäre jemand mit ähnlichen Problemen bei ihm gewesen und hätte die letzten in meiner Größe gekauft. Pech gehabt. Als ich ihn nach den aktuellen Bedingungen frage, meint er, es könnte schon gehen. Es sei aber mit großer Sicherheit sehr viel Sumpf und allgemein viel Wasser. Die kommenden Tage sei es noch schön, dann wird es ein ziemlicher Wettermix mit 2-3 Grad und Regen dort oben. Das Wetter ist für mich das stärkste Argument gegen einen Jotunheimenversuch. Aber bevor ich mich hier entscheide, muss ich erstmal mein Schuhproblem lösen.

      Im dritten und vierten Sportgeschäft, was dann alle in Geilo wären, gibt es ebenfalls nichts in meiner Größe. Ich recherchiere nach dem Modell, was mir der Intersportmann empfohlen hat. Da es die gleiche Marke wie meine aktuellen Schuhe sind, sollte die Größe eigentlich nicht variieren. Auf intersport.no finde ich heraus, dass der nächste Laden, der den Schuh in meiner Größe auf Lager hat, in Gol ist. Das könnte ich heute mit dem Bus erreichen. Ich rufe dort an und die freundliche Dame am Telefon verspricht mir, dieses Paar und sogar noch eines in einer halben Nummer grösser zu reservieren.

      Ich gehe zurück zum Campingplatz. Mittlerweile knallt die Sonne auf das dunkle Zelt, nur selten unterbrochen von einer Wolke, die sich dazwischen schiebt. Es ist richtig dampfig im Zelt und ich freue mich, dass nun alles trocknet.

      Als ich an der Bushaltestelle unweit des Campingplatzes auf den Bus warte, kommt ein Wanderer mit schwerem Rucksack auf mich zu. Ich frage ihn, ob er auch Norge på langs läuft. Das tut er aber nicht. Er ist Deutscher, dem Dialekt nach Berliner und will sich auch zwei freie Tage auf dem Campingplatz gönnen. Wir quatschen etwas und dann kommt der Bus.

      Nicht weit von der Bushaltestelle in Gol finde ich den Intersport. Tatsächlich sind die Schuhe für mich zurückgelegt. Grundsätzlich fühlen sich die Schuhe gut an. Aber wie immer, wenn ich neue Schuhe kaufe, bin ich trotzdem skeptisch. Besonders hier ist es viel Geld, das ich investiere. Ich entscheide mich für das „kleinere“ Modell. Dazu frage ich nach Einlegesohlen. Er empfiehlt mir eine Sohle, die noch vor Ort direkt an meinen Fuß angepasst wird. Das Ganze kostet umgerechnet 60 EUR, ist aber vermutlich eine gute Investition. Das erste Testen im Schuh fühlt sich gleich gut an, ich bin aber nicht sicher, ob er von der rechten Sohle beim Zuschnitt nicht doch zu viel weggenommen hat. Wenn ich nicht über Jotunheimen laufe, komme ich hier in zwei Tagen eh wieder vorbei. Dann könnten wir nochmal nachbessern, sagt der Verkäufer. Das klingt gut und so kann ich die Sohle auch auf knapp 50km richtig testen.

      Dann warte ich noch über eine Stunde auf den Bus zurück. Das Ticket für die rund 50 Km lange Strecke kostet übrigens 5 Euro. Fairer Preis! Eine junge Frau fragt mich irgendwas auf Norwegisch. Optisch scheine ich hier als Norweger durchzugehen. Sie wechselt auf englisch und wollte wissen, welcher Bus der richtige sei. Sie sei ebenfalls nicht von hier. Dann fragt sie mich, wo ich herkomme und was ich hier mache. Ich erzähle von Norge på langs, dass ich Norwegen der Länge nach zu Fuß durchqueren wolle. Sie schaut etwas irritiert und fragt mich dann, ob es eine Art Job sei oder warum ich das tue. Herrlich! Das wäre ein geiler Job! Dann kommt der Bus.

      Während ich im Bus sitze arbeitet das Routenthema wieder in mir. Wenn ich Jotunheimen umgehe, bin ich in zwei Tagen schon wieder in Gol. Was ein Schwachsinn. Ich müsste zwar nicht auf der Hauptstraße laufen aber es wären mindestens vier langweilige Tage. Peter, von dem ich gestern geschrieben habe, ist heute sogar auf den 2469m hohen Galdhøppigen gestiegen. Der verrückte Hund!! Natürlich kann ich auf der Route Pech haben und muss an einem unüberwindbaren Fluss umdrehen. Aber ich habe die Worte des Norwegers mit dem Hund im Ohr. „Walking through that wonderful nature. That‘s why we are here!“ Ich habe gestern und heute viel darüber nachgedacht, was mir eigentlich wichtiger ist. Das Nordkap erreichen oder den Weg als eigentliches Ziel betrachten. Ich mag diese Oder-Fragen nicht. Ich will beides! Aber ich habe noch Peters Nachricht präsent. Wenn man irgendwann doch abbrechen muss, aus welchen Gründen sich immer, welchen Wert haben dann die vielen Strassenkilometer und welchen die Aufenthalte in einzigartiger Natur?

      Am Zeltplatz angekommen, lege ich mich gleich ins Zelt und schlafe etwas. Danach telefoniere ich mit Simon. Flo, Freund aus Aschau und Nachbar, hatte den Kontakt hergestellt als er hier gelesen hat, dass ich mein Equipment in Oslo „deponiere“. Simon ist gerade mit seiner Frau Natalie auf Hochzeitsreise mit dem Camper in Norwegen unterwegs. Die beiden fahren auch über Oslo und würden meine Kameraausrüstung von Christian mitnehmen. Ich freue mich riesig, dass das klappt, da egal wieweit ich komme, ich das Thema noch irgendwie organisiert bekommen müsste. Schließlich verdiene ich mit der Ausrüstung mein Geld und brauche sie, sobald ich wieder zurück bin. Die beiden fahren morgen sogar vielleicht über Geilo. Vielleicht geht sich noch ein gemeinsamer Kaffee aus.

      Dann mache ich mich wieder auf den 2 km langen Weg nach Geilo zum Einkaufen und Pizza essen. Vorher wandern die alten Schuhe noch in den Müll. Es tut mir schon ein wenig weh, etwas wegzuschmeißen, was irgendwie ja noch funktioniert. Aber die Finger sind einfach durch. Und übrigens trotz des ganzen Tages in der Sonne immer noch nicht richtig trocken!

      Während ich Richtung Geilo laufe, wird mir klar: Ich gehe morgen über Jotunheimen. Ich bin nicht sicher, ob es eine endgültige Entscheidung ist. Aber es ist doch eine Entscheidung! Und mit dieser freue ich mich besonders auf Stanleys Pizza.

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      Die Pizza ist nicht so groß wie die letzte. Aber sie ist so gut belegt, dass ich am Ende wirklich satt bin. Dazu gibt es ein großes Bier. Der Laden ist recht voll. Aber ich habe einen schönen Tisch direkt am Fenster für mich alleine. Im Moment fühlt sich meine Entscheidung richtig gut an und ich kann Pizza und Bier richtig genießen. Gleichzeitig denke ich schon ein paar Tage voraus und stelle mir vor, wie ich mich zu diesem Moment zurück sehne, weil es vielleicht gerade richtig kalt, regnerisch und ungemütlich ist. Die nächsten 11-14 Tage werden ein richtiges Abenteuer. Nach fünf Tagen erreiche ich (hoffentlich) noch einmal einen kleinen Ort, wo es einen Intersport und einen Supermarkt gibt. So muss ich nicht jetzt schon für so viele Tage einkaufen. Jotunheimen heißt übersetzt übrigens „Heim der Riesen“. Vielleicht bin ich da mit meinen 1,96m gar nicht so falsch aufgehoben.

      Nach dem Pizzaessen geht’s zurück zum Campingplatz, wo ich mir noch ein Dosenbier genehmige. Die Hütte neben mir ist mittlerweile von drei Bikern besetzt. Drei „ältere Herren“ aus Wolfsburg, wie sich beim Gespräch mit einem der drei herausstellt. Nach dem Bier geht’s ins Bett. Ich bin gespannt auf morgen!
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    • Day 47

      Bjalfellenden 3

      February 21 in Norway ⋅ ☁️ -4 °C

      Dag 3! Vandaag gingen we naar de cabin met het mooiste uitzicht ooit! We hadden veeeel beter weer (eindelijk) en alles ging top! Ik ben wel 1 keer op men gezicht gegaan en met men hoofd op de slee en de schup gevallen, maar daar volgen nog foto’s en video’s van!
      Ciaociao
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    Hol

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