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- Dag 106
- mandag den 11. december 2023 kl. 10.56
- ⛅ 13 °C
- Højde: 3 m
GrækenlandMegara37°58’38” N 23°21’31” E
3000 Kilometer
11. december 2023, Grækenland ⋅ ⛅ 13 °C
Die ersten 1000 Kilometer in Griechenland. Noch 50 km bis Athen!
Hier gibt es noch so Vieles zu entdecken.
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- Dag 106
- mandag den 11. december 2023 kl. 16.00
- ☀️ 15 °C
- Højde: 142 m
GrækenlandParthenon37°58’18” N 23°43’36” E
Athen - einst die Wiege der Demokratie
11. december 2023, Grækenland ⋅ ☀️ 15 °C
Sollte ich Athen beschreiben, wären es Worte wie: Papageien, Moloch, Graffiti, irrer Verkehr, linke Szene, wahnsinns Geschichte.
Nachdem wir uns langsam nähern und die Fahrt von Piräus nach Athen trotz des irren Verkehrs tatsächlich überleben, werden wir in der Stadt von wilden Papageien begrüßt, die sich entlang des einzigen Fahrradweges der Stadt versammeln.
Wir merken schnell, dass die Bewohner Athens nicht wirklich an Radfahrer gewöhnt sind, denn sie tummeln sich auf dem Radweg und sind zum Teil sichtlich irritiert, wenn wir klingeln.
Eigentlich ist es verrückt hier Rad zu fahren, denn der Autoverkehr ist lebensgefährlich. Kilometerlange Staus und Hupkonzerte sind keine Seltenheit auf unserem Weg durch die Stadt.
Athen ist im übrigen eine der Städte mit der höchsten Luftverschmutzung und ändert trotzdem nichts am bestehenden Verkehrskonzept - so unser Eindruck.
Auf den ersten Blick ist es wirklich keine aufgehübschte, für Touristen hergerichtete Stadt und vielleicht gefällt sie uns deshalb nach ein paar Tagen so gut.
Athen ist schmuddelig, es wimmelt von archäologische Ausgrabungsstätten und es hat eine sehr aktive linke Szene.
Nicht zu vergessen ist natürlich die weltbekannte Akropolis. Sie liegt auf dem der Göttin "Athene", der Namensgeberin der Stadt, geweihten Burgberg.
Ihre Geschichte ist ebenso alt wie die Geschichte Griechenlands und immer wieder waren es andere Völker (Griechen, Römer, Perser...), die die Festungsanlage für sich nutzten und veränderten.
Im demokratischen Athen wurde sie schließlich als Sitz der Götter (Tempelanlage) ausgebaut.
Sanne, die wir bei der Olivenernte in Selegoudi kennengelernt haben und die wir seitdem regelmäßig trafen, ist geschichtlich sehr interessiert und gibt uns eine Privatführung. Dank ihr verstehe ich die Geschichte Griechenlands nun ein bisschen besser und bin beeindruckt von all dem, was sich in der Menschheitsgeschichte hier abgespielt hat.
Natürlich lassen wir uns in Athen das archäologische Nationalmuseum nicht entgehen und bewundern auch hier die zum Teil sehr, sehr gut erhaltenen Fundstücke. Vorallem der Goldfund von Heinrich Schliemann aus der mykenischen Zeit beeindruckt mich sehr.
Schliemann, der durchaus kritisch hinterfragt wird, begann 1869 mit Ausgrabungen in Mykene und stieß hierbei auf besagten Goldfund.
Die mykenische Kultur gilt als eine der ersten Hochkulturen Europas und das antike Mykene ist wirklich eine Besichtigung wert. Die alte Festungsstadt mit ihren vielen Gräbern und den Mauern aus riesigen Steinquadern fesselt uns sehr.
Aber nochmal zurück zu Athen😊, das für mich nicht nur wegen seiner archäologischen Bedeutsamkeit interessant ist, sondern auch wegen aktueller Geschehnisse. Einst die Wiege der Demokratie, bekommen wir nach Gesprächen mit unterschiedlichen Menschen das Gefühl, dass hier einiges in Schieflage geraten ist.
Da gibt es beispielsweise die linke Szene, die sich mit vollem Einsatz für den Erhalt einer Parkanlage einsetzte und trotzdem verlor. Die Parkanlage wird seitdem von hoch ausgerüsteten Polizisten bewacht und ist abgeriegelt.
Da gibt es einzelne Menschen, die sich für die stark machen, die nicht das nötige Kleingeld haben, um gerichtlich gegen mächtige Menschen vorzugehen, die ihnen Unrecht angetan haben.
Da gibt es den Hostelbesitzer, der sich mit Freiwilligen für Geflüchtete einsetzt und der jetzt zur Kasse gebeten wird, da er Freiwillige bei sich arbeiten hat.
Da gibt es diejenigen, die von heftiger Polizeigewalt auf Demonstrationen berichten, obwohl sie friedlich auf die Straße gingen.
Und da gibt es die Menschen, die wir im Dunkeln in den Straßen liegen sehen- eine obdachlose alte Frau, Junkies, die Drogen verticken oder konsumieren, obdachlose Menschen, die sich in Hausecken eingerichtet haben.
Kurzum in der Nacht zeigt Athen auch sein hässliches Gesicht in den Seitenstraßen.
Mit einem Gefühl zwischen Bewunderung und Abscheu verlassen wir Athen und Griechenland für einen Weihnachtsbesuch zu Hause.
Unsere Fahrräder und Taschen lassen wir in unserem Hostel stehen.
3 Wochen später sind wir zurück in Athen und erholen uns erstmal von der zweieinhalb tägigen Anreise aus Deutschland, auf der wir nahezu alle Verkehrsmittel (außer Flugzeug und Fahrrad) nutzten.Læs mere
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- Dag 134
- mandag den 8. januar 2024 kl. 15.00
- ⛅ 16 °C
- Højde: 89 m
GrækenlandPlatia Exarchion37°59’12” N 23°44’5” E
StreetArt in Athen
8. januar 2024, Grækenland ⋅ ⛅ 16 °C
Die großformatigen Hauswände der Stadt bieten eine riesige Fläche für StreetArt Künstler:innen. Die Werke bewegen sich im Spektrum zwischen politischen Statements, Gesellschaftskritik und dem puren Ausdruck von Ästhetik. Manchmal muss man beim Flanieren durch diese irre Stadt aber genau hinsehen, um die versteckten Botschaften zu erkennen. Ich lasse einfach die Bilder sprechen...Læs mere
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- Dag 137
- torsdag den 11. januar 2024 kl. 14.00
- ☁️ 12 °C
- Højde: 23 m
GrækenlandLiménas Irakleíou35°20’23” N 25°8’53” E
"Erstmal einen Raki...
11. januar 2024, Grækenland ⋅ ☁️ 12 °C
...dann was zu essen", sagt die Besitzerin der Minimarkt-Bar-Taverne sehr bestimmt zu uns und stellt uns eine "kleine" Flasche Trester-Schnaps hin - immerhin drei Gläschen für jede von uns zum Mittagessen.
Wir trauen unseren Augen nicht, was sie danach noch alles an unseren Tisch bringt: Fetacreme, eingelegte Zwiebeln, gebratene Pilze, Fleischbällchen mit sowas wie Schmand, frische Pommes und zuguterletzt Leber. Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass wir nichts davon bestellt haben, sondern nur nach etwas Kleinem zu essen fragten.
Gelernt haben wir daraus, ab jetzt immer direkt mitzuteilen, dass wir kein Fleisch essen wollen. Die Fleischbällchen haben wir dann doch gegessen, nur bei der Leber mussten wir echt passen...
Die Gastfreundschaft hier auf Kreta ist immens. Wir haben das Gefühl gefüttert zu werden, zumal wir für kretische Vorstellungen wohl zu dünn sind. Immer wieder zeigen sie uns, wie schmal wir sind und dass wir doch viel, viel Kraft auf unseren Rädern brauchen.
Und irgendwie stimmt das ja auch, denn Kreta mit dem Rad zu entdecken ist kein Zuckerschlecken.
Die Insel ist durch eine große Gebirgskette in einen nördlichen und südlichen Teil geteilt. Die höchsten Erhebungen sind das Ida Gebirge in Zentralkreta, das Lefka Ori Gebirge weiter westlich und das Dikti Gebirge im östlichen Teil, von denen die höchsten Gipfel derzeit schneebedeckt sind.
Heraklion, die Hauptstadt, liegt im Norden der Insel.
Natürlich bewundern auch wir hier zunächst den Palast von Knossos, kulturhistorisch die wichtigste Städte Kretas, Sitz der Minoer und die erste Hochkultur Griechenlands in der Bronzezeit um 2600 vor Christus.
Im Sommer ist die Anlage übervoll. Wir haben sie fast für uns allein und kommen in den Genuss einer Führung. So erfahren wir viele interessante Fakten über die Minoer: die Wein anbauten, ein Zysternensystem erfanden, 2-3 stöckig bauten, Mosaike entwarfen, als erste mit Fresken Räume verschönerten, das wohl erste Olivenöl pressten und und und. Zugleich wird uns klar, dass man unter anderem vor dem geschichtlichen Hintergrund sehr stolz darauf ist, Kret:in zu sein.
Der Entdecker Knossos', Arthur Evans hat den Palast im 20 Jh. teilweise nach eigenen Ideen ein Stück weit aufbauen lassen, was zum Teil sehr kritisch beäugt wird.
Wie auch immer, mir hilft es eine Idee davon zu bekommen, wie der Palast einst ausgesehen haben könnte. Die beeindruckenden Fundstücke sind im archäologischen Museum der Stadt ausgestellt.
Nachdem wir von Heraklion ein kurzes Stück Richtung Osten geradelt sind, müssen wir uns über die Berge nach Süden kämpfen.
Östlich der Stadt sind es vorallem große Hotelanlagen und völlig ausgestorbene Touriorte, die das Bild bestimmen.
In Agios Nikolaos müssen wir uns dann entscheiden...entweder weiter in den Osten oder aber auf zur Südküste.
Wir entscheiden uns für den Süden und bezwingen das erste Gebirge.
Im Süden, in Ierapetra empfangen uns große Plastiktunnel Gewächshäuser und uns wird klar, dass hier wohl der größte Teil der kretischen Tomaten, Gurken etc. angebaut werden. Kein schöner Anblick, aber irgendwo muss das Obst und Gemüse ja herkommen. Gerade Saison haben Zitrusfrüchte, die wir meist einfach an übervollen Bäumen, die scheinbar niemand beerntet, abpflücken. Auch Avocados und kretische Bananen sind jetzt reif - ein Träumchen.
Wir radeln ein kurzes Stück entlang der Südküste Richtung Westen, bevor wir wieder ins Landesinnere fahren müssen, um weiter zu kommen.
Von der Küste weg zu radeln bedeutet immer auch viele Höhenmeter zu machen, da sich die Erhebungen eigentlich direkt hinter der Küste auftürmen.
Nach einem zweitägigen Abstecher nach Matala, ein ehemaliger Hippie Ort, der vorallem im Sommer sehr frequentiert ist, kämpfen wir uns wieder Richtung Berge.
Die Radtage in den Bergen Kretas sind wunderschön und ich habe das Gefühl, dass mir Kreta vorallem im Landesinneren gefällt.
An vielen Tagen können wir in kurzen Sachen radeln, denn die Sonne hat hier noch eine unglaubliche Kraft, die uns sogar etwas Farbe verleiht. Auch sonst ist hier außer den bepuderten Bergen der Winter ganz anders und farbenfroher: Blumen blühen, Schmetterlinge flattern und sogar Stechmücken hat es noch.
Ein Blick auf die Karte verrät, dass Kreta auch nicht wirklich weit weg von Afrika liegt.
Kommt der Wind aus Süden, ist es eine fast warme Briese, die uns um die Ohren weht. Der Winter bringt aber auch den dringend benötigten Regen, der uns auch schon gut gewaschen hat. Gerade fegt ein Sturm über die Insel mit Böen von bis zu 100 Kilometern pro Stunde - an Zelten und Radfahren für einige Tage nicht zu denken.
Und dann sind da die Begegnungen mit den Menschen. Vaggelio, die Besitzerin eines Minimarktes in dem kleinen Bergdorf Sykologos, bekreuzigt sich direkt dreimal, als sie hört, dass wir von Deutschland bis nach Griechenland Fahrrad gefahren sind. Nachdem sie dabei auch immer wieder "oh panagia" (Mutter Gottes) ausruft, packt sie uns kurzerhand in ihr Auto, um uns zu einem tollen Aussichtspunkt zu bringen. Wir genießen einen Panoramablick auf einige Buchten der südlichen Insel.
Ich bin ihr an dieser Stelle des Tages mehr als dankbar, für diese zwanzig Minuten mal nicht in die Pedale treten zu müssen.
In den vielen kleinen Bergorten fallen mir die Gedenktafeln auf. Luzi recherchiert und findet heraus, dass die Nazis während des zweiten Weltkrieges auf Kreta ziemlich wüteten, zum Teil ganze Dörfer niederbrannten und die Bewohner, darunter auch Kinder, aus Rache vor der verlustreichen Landung der Fallschirmjäger erschossen. Auch in dem kleinen Sykologos hat sich solch ein dramatisches Ereignis abgespielt.
Um so schöner finde ich es, dass sich die Kreter ihre Gastfreundschaft bewahrt oder wieder aufgebaut haben und wir sie tagtäglich zu spüren bekommen.Læs mere
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- Dag 161
- søndag den 4. februar 2024 kl. 10.35
- ☀️ 13 °C
- Højde: 87 m
GrækenlandTheologòs36°22’23” N 28°2’41” E
Inselhopping: Rhodos
4. februar 2024, Grækenland ⋅ ☀️ 13 °C
Nach drei Wochen auf Kreta sind wir der Berge ein wenig müde - nicht, dass die anderen Inseln flach wären, aber keine von ihnen hat so hohe Erhebungen wie Kreta. Das Wetter war wechselhaft von Hagel, Gewitter, Sturm über wärmende Sonne war alles dabei. Knapp 500 km haben wir auf der größten griechischen Insel zurückgelegt und hatten Lust, weiter zu kommen. Für die letzten 80 km haben wir den Bus von Rethymno nach Heraklion genommen, um dort am nächsten Morgen um 6 Uhr die Fähre nach Osten zu den Dodekanes-Inseln und zuerst nach Rhodos zu nehmen.
An Rhodos hatten wir ehrlich gesagt keine allzu großen Erwartungen, es war eher die Notwendigkeit hier zu stoppen, um einige Tage später das nächste Schiff auf eine kleine Vulkan-Insel zu nehmen. Bei unserer Ankunft wurden wir positiv überrascht: eine mittelalterliche Stadtmauer mit beeindruckenden Toren und Türmen aus der Zeit der Kreuzritter des Johanniter-Ordens sowie ein pittoresker Fischerhafen hießen uns nach acht Stunden Fahrt bei strahlendem Sonnenschein willkommen.
Um ein Bier zum Sonnenuntergang zu erstehen, sahen wir schon, was Rhodos Stadt im Sommer noch zu bieten hat: neben Bars und einladend aussehnden Restaurants, die leider meist verschlossen sind, kommen wir auch durch die Vergnügungsmeile, die mit Striptease, Tanz und Sex um Gäste wirbt. Klingt hier ganz nach Halligalli-Party Insel.
Wir fahren nach der Nacht im echt netten Hostel (endlich gibt es mal eins) entlang der geschäftigen Küste Richtung Theologos, wo Denise sogar einen Campingplatz entdeckt hat und die freundliche Besitzerin uns trotz Winterpause beherbergt. Mit Efigenia kommen wir ins Gespräch. Sie schwärmt von der Schönheit der Insel. Es gäbe hier seltene Tierarten und wunderschöne Natur. Sie beklagt, dass trotz Naturschutz immer mehr Hotelanlagen Baugenehmigungen erhalten - als wenn es nicht schon genügend Betten gäbe.
Das größte Problem der Insel sei aber das Wasser, erzählt sie uns. Im Sommer wenn die Touristenmassen hier sind und viel Wasser benötigt werde, kann sie sich in diesem Jahr nicht vorstellen, wo das herkommen soll. Die Speicherseen sind nicht gefüllt, da es nicht ausreichend geregnet hat.
Wir radeln über einen Pass auf die andere Inselseite. In den Bergen erahnen wir die Schönheit, von der Efigenia erzählt hat. Die Küste ist uns beiden aber einfach zu be- und verbaut. Sicher gibt es auch tolle naturbelassene Abschnitte, aber der Radius mit dem Fahrrad lässt uns diese nicht entdecken. Wir feiern noch eine Premiere: ein absolutes Super-Schnäppchen verlockt uns dazu für eine Nacht in einem all-Inklusive Hotel in Rhodos Stadt einzuchecken. Unser Fazit: viel, aber eher mittelmäßiges Essen, passable Cocktails, sich am echt guten Frühstücksbuffet bedienen und ein warmes Bett (die Nächte im Zelt waren etwas frisch) - nur die Schüler:innen auf Abschlussfahrt aus Athen erhöhen nachts in den Fluren den Lärmpegel.
Nach drei Tagen verlassen wir die Insel in Richtung Norden per Schiff. Ahoi Nisyros, wir kommen!Læs mere
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- Dag 162
- mandag den 5. februar 2024 kl. 12.30
- ☀️ 16 °C
- Højde: 93 m
GrækenlandKratíras Stéfanos36°34’44” N 27°10’4” E
Inselhopping: Nisyros
5. februar 2024, Grækenland ⋅ ☀️ 16 °C
Wir lassen Rhodos hinter uns und schippern mit einem etwas in die Jahre gekommenen Boot zur kleinen Vulkaninsel Nisi Nisyros.
Nisyros ist ein aktiver Vulkan und liegt in der südöstlichen Ägäis. Schon beim Ankommen spüre ich eine Ruhe, wie ich sie bisher in Griechenland so noch nicht erfahren habe. Die Insel ist nur per Schiff erreichbar. Fallen die Schiffe wegen schlechten Wetters aus, gibt es erstmal keine Möglichkeit die Insel zu verlassen.
Hier ticken die Uhren, vorallem um diese Jahreszeit, anders: es gibt genau ein Taxi, eine Tankstelle, zwei Obst- und Gemüseläden, eine Schule, kleine Minimärkte, tolle Bäckereien und eine Krankenstation. Bei schweren Notfällen muss erstmal ein Helikopter angeflogen kommen.
Diese Abgeschiedenheit, die mir immer mal wieder bewusst wird, beunruhigt mich nicht. Allerdings stelle ich mir ein ständiges Leben hier schon speziell vor.
Es scheint, als ob außer den Einheimischen aktuell niemand auf der Insel ist. Zumindest fühlt es sich für uns so an.
Wir radeln durch den kleinen, sehr hübschen Hauptort "Mandraki" und haben schon nach dem ersten Tag das Gefühl, dass uns alle kennen und wissen "es sind zwei Radfahrerinnen auf der Insel unterwegs".
Die gesamte Insel hat rund 1000 Einwohner. Im Sommer kommen zahlreiche Touristen hinzu, die entweder einen oder mehrere Tage auf der Insel verbringen.
Wir lassen uns insgesamt drei Tage Zeit. Wie auf allen Inseln geht es bergauf, bergab und das Radeln ist schweißtreibend.
Nachdem wir es dann auch noch schaffen uns auf dieser Miniinsel mit gefühlt zehn Straßen zu verfahren, sind wir nahezu alle Straßen geradelt, die es hier gibt. Da wir den falschen Weg nach oben in eine Sackgasse genommen haben, machen wir nach kurzem Ärgern über die Höhenmeter an der falschen Stelle das Beste draus: Wenn wir schon mal oben sind, besteigen wir einfach den höchsten Berg der Insel und genießen schon von hier oben einen eindrucksvollen Blick in die Caldera.
Das Highlight folgt am nächsten Tag - eine Radtour durch die Caldera und ein Spaziergang durch den Stefanoskrater.
Schon beim Hochstrampeln steigt uns ab und zu ein leichter Schwefelgeruch in die Nase.
Die seismische Aktivität wird hier seit 1995 streng überwacht, da es von 1995 - 1999 zu Temperaturveränderungen und Änderungen in der Zusammensetzung der ausgestoßenen Gase kam. Seitdem gab es keine besorgniserregenden Aktivitäten mehr.
In der Caldera angekommen, steigen wir die Treppenstufen in den Krater hinab. Es qualmt und blubbert an manchen Stellen und ich kann meine Hände nur schwer bei mir halten. Am liebsten würde ich alle Steine in meine Radtaschen stopfen. Wie immer, wenn wir in vulkanischen Gefilden sind, fasziniert mich diese absolute Vielzahl an Gesteinsarten und Farben, die ein Vulkan in seinem Innern produzieren kann.
Wir lassen uns Zeit in der Caldera und bestaunen alles ganz in Ruhe. Hetzen müssen wir hier ja eh nicht. So viele Möglichkeiten in die Pedale zu treten gibt es nicht mehr.
Unser nächstes Ziel ist eine kleine "Sauna" am Straßenrand, die dank des Vulkans beheizt wird. Ein weiterer Vorteil dieser Jahreszeit, wir haben die Sauna für uns alleine und es fährt genau ein Auto vorbei, als wir drinnen saunieren.
Danach noch ein schönes Zeltplätzchen suchen, was hier wirklich nicht schwer ist und schon ist unsere Zeit auf dieser besonderen Insel auch schon wieder vorbei. Ein absolutes Highlight unserer Reise bisher.Læs mere
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- Dag 165
- torsdag den 8. februar 2024 kl. 13.30
- ☀️ 18 °C
- Højde: 649 m
GrækenlandKalymnos36°58’49” N 26°58’25” E
Inselhopping: Kalymnos
8. februar 2024, Grækenland ⋅ ☀️ 18 °C
Nach unserem Ritt durch und auf dem Vulkan Nisyros, geht es für uns weiter nach Norden. Das Schnellboot nimmt jede Welle und außer den Horizont anzupeilen, ist nicht viel möglich. Ein Stopp in Kos bringt eine Verschnaufpause, bis wir schließlich in Kalymnos ankommen und uns über festen Boden unter den Füßen freuen - wir sind etwas schiffsmüde.
Der Hauptort ist geschäftig. Hier merken wir kaum, dass Nebensaison ist. Das Inselleben hat hier seinen Dreh- und Angelpunkt. Händler:innen verkaufen Obst und Gemüse aus kleinen LKWs am Straßenrand. Die Sonnenplätze der Cafés sind gut besucht. Auch wir kehren erst einmal in einer Fischtaverne ein, die uns ein Einheimischer, der uns auf deutsch angesprochen hat, empfohlen hat. Viele Griech:innen haben einige Zeit im Ausland verbracht, um zu arbeiten. In Deutschland war es den meisten zu kalt, zu trüb und zu hektisch. Manche haben auch die schlechte Laune erwähnt - die bei dem Wetter nachvollziehbar sei. Während daheim die Wintergeister an Faasend und Karneval vertrieben werden, fühlt es sich hier schon nach Frühling an. Die Mandel- und Orangenblüten bringen Farbe in die Landschaft. Vogelgezwitscher, Schmetterlinge und das Summen der Bienen (machen die hier eigentlich überhaupt Winterpause?) ergänzen diesen Eindruck.
Unsere Unterkunft liegt über einen kleinen Hügel fünf Kilometer weiter in einem, um diese Jahreszeit verschlafenen Touristenort. Von Frühjahr bis Herbst sind die Felsen der Insel ein riesiges Kletterparadies. Wir haben uns fünf Tage hier eine Ferienwohnung gebucht, um mal eine Auszeit zu nehmen. Wir sind tatsächlich auch ein wenig reisemüde. Sehen auch wenig Sinn darin auf Inseln immer im Kreis zu fahren. Es fühlt sich wenig nach weiterkommen an.
Wir gehen auf die Suche nach weiteren Freiwilligen Jobs gegen Unterkunft und Verpflegung, doch ad hoc ist nichts dabei.
Noch dazu recherchieren wir, dass der Weg Richtung Osten komplizierter wird als angenommen. Wir sind etwas gefrustet. Wir waren ja schon einige Male so lange unterwegs und wissen, dass diese Phase auch immer dazugehört - wir lassen es zu und kämpfen nicht dagegen an.
Den höchsten Berg, mal wieder dem Propheten Elias gewidmet, erklimmen wir noch, radeln in die Nachbarbucht, aber viel mehr als Yoga, Pilates, Sonnenuntergang schauen, Wäsche machen und Artikel schreiben über den italienischen Nationalpark Gran Sasso (wie weit weg fühlt das sich schon an...) passiert nicht.
Kurz vor Abreise komme ich noch mit einem Schwammverkäufer ins Gespräch. Um die 30 Taucher gibt es auf Kalymnos noch, die Naturschwämme im Meer ernten. Schwämme zählen zu den Tieren - das was man später benutzt, ist nur noch das Skelett. Larven bauen dieses Skelett - es scheint mir ein hochkomplexes Thema zu sein. Er erklärt mir, wie ich einen echten Naturschwamm von Kopien unterscheiden kann - er ist ein wandelndes Lexikon, den ich alles über dieses Lebewesen fragen kann. Um einen Schwamm so groß wie eine Orange zu erhalten, brauchen die Larven ein Jahr "Bauzeit". Er zeigt mir ein riesiges Exemplar...ein jahrzehntelanges Meisterwerk.
Apropos Meisterwerk: Die Mehlknepp, die wir hier gekocht haben waren die besten aller Zeiten - Dank einer guten Portion griechischem Joghurt.Læs mere

RejsendeEs kommen noch weitere, damit ihr Lesestoff für das Wochenende habt:) waren etwas schreibfaul letzte Zeit.
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- Dag 171
- onsdag den 14. februar 2024 kl. 15.50
- ☀️ 16 °C
- Højde: 10 m
GrækenlandLimáni Sámou37°45’4” N 26°58’37” E
Inselhopping: Samos
14. februar 2024, Grækenland ⋅ ☀️ 16 °C
Samos hatten wir eigentlich nicht als Ziel vorgesehen. Von Kalymnos sollte es über Samos nach Ikaria gehen. Wir wussten, dass weniger (Inseln) mehr (intensivere Eindrücke) wäre. Doch oberste Reiseregel ist: immer schön flexibel bleiben. Unsere Abreise aus Kalymnos war für 6 Uhr morgens geplant. Wir also Wecker auf 4:55 gestellt, gefreut, dass das Gewitter gerade eine Pause eingelegt hat, schnell in Klamotten geschlüpft. Als wir zur Tür raus wollen, bekommt Denise eine SMS der Fährgesellschaft: Abfahrt auf Grund des Wetters erst um 13.30h nach Samos.
Um 5 Uhr war schon klar, dass wir dadurch die Fähre am gleichen Tag nach Ikaria nicht bekommen würden...also erst mal wieder hingelegt, dann alles wieder neu durchdacht. So sind wir zwei Nächte auf Samos gelandet, da die Schiffe hier nicht täglich fahren im Winter.
Wir kommen im netten Hafenort Pythagorio an und radeln entlang der Ostküste in die Hauptstadt mit dem kreativen Namen Samos. Es sind nicht viele Kilometer, aber es gibt einiges zu entdecken: schöne Strände, ein Naturschutzgebiet mit Flamingos und gut getarnten Chamäleons, wilde Orchideen wie daheim im Bliesgau - und viel Militär.
Das hat seinen Grund, denn die Türkei ist hier zum Schwimmen nah. An der engsten Stelle der Meerenge von Mykale sind es nur 1,7 Kilometer. Sowohl die griechische als auch die türkische Küstenwache patrouilliert in den Gewässern. Als wir im Hafen ein Boot der EU Agentur Frontex sehen, realisieren wir DAS ist die gut bewachte EU Außengrenze.
Wir campen an einem Strand und in einer unruhigen, weil auch stürmischen Nacht, gehen mir Gedanken durch den Kopf: Hat hier schon mal ein Boot voll mit Geflüchteten an diesem Strand angelegt? Wie gefährlich ist die Überfahrt in einem Schlauchboot? In Samos Stadt sind sehr viele Flüchtlinge unterwegs: Kinder toben auf dem Spielplatz, die Erwachsenen schleppen die Einkäufe in Plastiktüten zur Haltestelle. Von hier werden sie mit Bussen zum vollen Camp (über 3000 Einwohner, obwohl nur für 2000 ausgelegt) in den Bergen, fern von Ortschaften und ohne fließendes Wasser gebracht - so wird es uns erzählt.
Wasser erhielten sie in Plastikbehältern - täglich eine gewisse Menge, so ein Helfer von Samos Volunteers, der in seiner Rente jedes Jahr mit seiner Frau ein halbes Jahr aus den USA herreist, um zu helfen. 80% der Bewohner:innen dürfen das Camp verlassen, während der Rest unter haftähnlichen Bedingungen lebt. Die Erzählungen sind bedrückend - jede der Fluchtgeschichten hätte ein eigenes Buch verdient, sagt der Freiwillige. Er kenne mittlerweile viele der Geschichten, da er seit 2019 jährlich hier sei. Als wir dann noch erfahren, dass die Menschen pro Person und Monat 90 Euro erhalten, davon ihre Lebensmittel kaufen müssen, wird mir noch klarer: die Not muss sehr groß sein, wenn man eine gefährliche und ungewisse Flucht über das Mittelmeer auf sich nimmt, um sein Land, seine Arbeit (sofern es welche gibt), Freunde, Familie und seinen Kulturkreis zu verlassen.
Dass die griechische Küstenwache auch Push-Backs (d.h. die Boote werden zur türkischen Küste zurückgebracht) durchführt, bei denen Menschen ums Leben kommen, hören wir auch...obwohl sie verpflichtet sind, schiffbrüchige Menschen zu retten. Verifizieren können wir das natürlich nicht...
Auch mit einem Kapitän von Frontex reden wir, da er am Nachbartisch sitzt und uns auf die bepacken Räder anspricht. Sie unterstützen die Griechen und patrouillieren. Push-Backs von Seiten Frontex werden verneint - es könnte sein, dass die griechische Küstenwache welche durchführe.
Da sind wir also an der EU Außengrenze...und könnten ganz einfach per Fähre hinüber in die Türkei...
Gut, dass das Schiff von Kalymnos Verspätung hatte, sonst wären uns einige interessante Begegnungen entgangen.Læs mere

RejsendeHallo ihr zwei, bedrückend was ihr schreibt, wenn man so nah dran ist. Sind die Berge auf dem Bild schon die Türkei? Bin gespannt wie es für euch weitergeht. Auf der anderen Seite wird es kulturell etwas anders sein. Euch alles Gute weiterhin. Liebe Grüße Birgit

RejsendeHallo liebe Birgit, ja die Berge sind bereits die türkische Küste. Sind jetzt noch auf Lesbos. Ähnliche Situation hier.
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- Dag 173
- fredag den 16. februar 2024 kl. 02.20
- 🌬 9 °C
- Højde: 399 m
GrækenlandKosoíkia37°35’9” N 26°9’42” E
Inselhopping: Ikaria
16. februar 2024, Grækenland ⋅ 🌬 9 °C
Die Nacht ist kurz. Um 2 Uhr steigen wir in Ikaria von der Fähre. Der Wind ist so stark, dass wir mitsamt der Räder fast umgehauen werden. Jetzt heißt es mitten in der Nacht in die Pedale treten, um zur Unterkunft zu kommen. Googlemaps sagt, die 2 km bis zu unserem Schlafplatz seien weitestgehend flach. Kaum radeln wir jedoch aus dem Ort geht es mega steil nach oben. Tagsüber schon frustrierend, ist es nachts echt die Hölle. Egal - müssen wir durch. Umso schöner ist es um 3 Uhr ins Bett zu fallen.
Ikaria, eine Insel in der nördlichen Ägäis, besteht vorallem aus einem - aus Bergen und heißen Radon Quellen, die sich ins Meer ergießen.
Die Insel zählt außerdem zu einer der fünf "blue zones" auf der Welt, was bedeutet , dass hier überdurchschnittlich viele Menschen über 90 und 100 Jahre alt sind. Erklärt wird dies mit der mediterranen Ernährung, Bewegung bis ins hohe Alter, einem sozialen Leben und wie man auf japanisch sagt dem "Ikigai" (einfach übersetzt, "das wofür es sich zu leben lohnt" = Leidenschaft).
Auch wenn ich nicht wirklich 100 werden möchte, spazieren wir am nächsten Morgen zur ersten Radon Quelle.
Luzi stürzt sich umgehend ins Meer und schwimmt zur dampfenden Stelle...ich warte erstmal bis sie bestätigt, dass es auch wirklich, wirklich warm ist.
Während der ersten Tage in Ikaria lernen wir die Griechinnen Makrina, Kiki und Sophia kennen. Sophia lebt in der Schweiz und ist seit 3 Monaten auf Ikaria, die anderen beiden sind Freundinnen, die hier ein Wochenende verbringen. Sie sprechen perfektes Deutsch und während wir uns unterhalten, erzählen sie, dass sie in Deutschland groß geworden sind, mittlerweile aber seit vielen Jahren wieder in Griechenland leben. Nicht nur das Wetter sage ihnen hier mehr zu.
Ganz spontan laden sie uns ein mit zum Spaghettifest in einem der umliegenden Dörfer zu kommen.
Obwohl wir heute eigentlich schon weiter zur anderen Inselseite wollten und unsere Räder quasi schon bepackt auf uns warten, fällt uns die Entscheidung leicht: wir bleiben noch eine Nacht länger hier. Denn ein griechisches Spaghettifest darf man sich doch echt nicht entgehen lassen.
Auf dem Fest werden wir nicht nur mit Essen (natürlich Spaghetti) und griechischem Rotwein belohnt, sondern auch mit Musik, Tanz und dem Aufschneiden eines Neujahrkuchens, in dem eine Münze versteckt ist und dem Finder ewiges Glück verspricht.
Während ich mir noch überlege im Fall der Fälle die Münze einfach unterzuschlucken, um nicht nach vorne zu müssen, schwingt Luzi schon mit den Anderen ihr Tanzbein.
Zurück vom Fest beschließen wir gemeinsam noch die etwas in die Jahre gekommene Therme mit ihren Indoorbadewannen zu nutzen und am nächsten Morgen gemeinsam zu frühstücken, bevor wir uns von den Dreien verabschieden und schließlich aufs Rad schwingen. Die erste Ikaria-Etappe schreibt Rekorde: nach ganzen 5,6 Kilometern gefällt es uns an den nächsten heißen Meeresquellen so gut, dass wir einfach die Nacht hier bleiben.
Dann kommt der unausweichliche, harte Ritt über Ikaria's Berge, um nach Evdilos zu gelangen.
In Evdilos angekommen wissen wir beide, dass wir diese Seite mit dem Fahrrad definitiv nicht mehr verlassen werden. Kurzerhand kümmern wir uns um ein Mietauto für die nächsten drei Tage. Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen in diesem Jahr kein Auto zu mieten, aber nach so vielen bergreichen Inseln habe ich einfach keine Lust mehr in die Pedale zu treten, um gefühlt im Kreis auf einer Insel zu fahren.
Mit dem Auto sehen wir Teile der vielfältigen Insel, die wir mit dem Rad niemals erkundet hätten. Wir genießen diese drei einfachen Tage voll und ganz - einfach noch schnell ein Bierchen kaufen gehen, einfach noch schnell zu einem Strand runter fahren, einfach noch schnell bis zum Leuchtturm der Insel fahren und einfach schnell ein schönes Plätzchen zum Zelten suchen. Toll, es mal einfach einfach zu haben!!!
Nach 8 Tagen Ikaria kann ich sagen, dass mir diese Insel ganz besonders gefällt. Dies liegt wahrscheinlich in erster Linie an den netten, herzlichen Menschen, die wir hier getroffen haben, zugleich an der Vielfalt der Insel auf relativ kleinem Raum. Læs mere
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- Del
- Dag 184
- tirsdag den 27. februar 2024 kl. 11.30
- ☀️ 16 °C
- Højde: 5 m
GrækenlandÁkra Asfalí39°8’7” N 26°32’34” E
Inselhopping: Lesbos
27. februar 2024, Grækenland ⋅ ☀️ 16 °C
Lesbos - unser letzter Stopp des Inselhoppings quer durch die Ägäis, bevor es in die Türkei geht, ist für mich ein sehr emotionaler Ort. Er wühlt mich auf und meine Gedanken kreisen sehr viel um das Thema "Flüchtlinge".
Dass wir zu Beginn auf dieser Insel erstmal nach Skala Eressos aufgebrochen sind, um uns von der "Frauenkommune" einen Eindruck zu verschaffen, ist in den Hintergrund gerückt. Dennoch möchte ich auch diesen Ort würdigen, da er vermutlich einzigartig ist.
In Skala Eressos habe ich das Gefühl, "hier ist die Welt noch in Ordnung". Egal ob hetero, lesbisch, schwul, trans, binär oder oder, hier wird man so genommen, wie man ist. Der Ort ist bekannt für sein einwöchiges Frauenfestival im September. Und es gibt mir einfach ein gutes Gefühl zu spüren und zu erfahren, dass sich hier viele Frauen entschieden haben zu leben, die einfach ihr Ding machen. Ich fühle mich hier irgendwie frei.
Luzi und ich haben ganz blauäugig keine Schlafmöglichkeit gebucht, weil wir dachten, ein Hotel hat ganz sicher auf. Aber Pustekuchen! Wir stehen vor verschlossenen Türen und ich bin kurz davor die Nerven zu verlieren, weil ich mich (nach 4 Tagen wild campen und baden in heißen Quellen) endlich wieder duschen möchte und mich wirklich auf ein Bett gefreut habe. Luzi ist entspannt - ganz nach dem Motto "ach, es wird schon eine Lösung geben". Und in der Tat - sie hat recht. Nachdem sie in einer Bar nach einer Schlafmöglichkeit gefragt hat, laufen die Handys heiß im Ort und wir werden in ein Reisebüro geschickt, was sich auf Frauenreisen spezialisiert hat und schwupps di wupps organisiert die Besitzerin den Schlüssel eines eigentlich geschlossenen Hotels und wir haben ein Zimmer 🙃. Der Ort liegt in einer wunderschönen weiten Bucht mit Sandstrand. Die Fahrt hierher war landschaftlich spektakulär. Tolle und abwechslungsreiche Berge. In der Saison muss es noch schöner hier sein, wenn die hölzernen Terrassen der Restaurants und Bars voller Leben sind und Lebensfreude pur versprühen. Wir haben einen schönen Abend im Ohana Saloon bei leckerem Essen, Bier, netten Gesprächen mit Expats und griechischer live Musik.
Nach diesem schönen Wochenende sind wir wieder in Mytilini und beginnen unsere Arbeit im Hope Project.
Phillipa und Eric aus Großbritannien, die seit vielen Jahren in Lesbos leben, gründeten das Projekt 2015, nachdem sie zahlreiche Flüchtlinge an der Küste im Meer gerettet hatten. Zu diesem Zeitpunkt gab es kaum Hilfe für die Geflüchteten.
Von den Geschichten und Erfahrungen der beiden bekomme ich Gänsehaut. Es ist bedrückend und traurig zu hören, wie mit den ankommenden Menschen umgegangen wird und wie sie hier leben. Ganz davon abgesehen, dass sie bereits viele Tote, Sterbende und Verletzte gesehen haben. Zugleich erzählen sie uns auch von der Freude und Erleichterung der Menschen, die diese Überfahrten überleben, und an der Küste Hilfe bekommen.
Mittlerweile macht sich jede Person strafbar, die Menschen aus dem Meer rettet - quasi als Beihilfe zur Schlepperei. Bis zu zehn Jahren Gefängnisstrafe erhält man dafür. Eric und Philippa droht, sollte das Verfahren jemals eröffnet werden, eine unendlich lange Haftstrafe. Deshalb haben sie sich von der Rettung an der Küste zurück gezogen und konzentrieren sich voll auf ihr Projekt und damit auf die Unterstützung der Menschen aus dem Flüchtlingslager.
Auch wenn in Moria, das Camp, welches 2020 abbrannte schlechtere Bedingungen herrschten, sieht das aktuelle Lager von außen ziemlich abschreckend aus. Es ist von Mauern mit Stacheldraht umgeben und hat für mich eher einen Gefängnis Charakter.
Wir arbeiten mit dem Hope Project außerhalb des Lagers, denn alle NGOs, die im Camp sind, müssen krasse Verhaltensregeln unterschreiben und versichern, dass sie nichts nach außen tragen. Eric und Philippa haben sich bewusst dagegen entschieden, da sie sich nicht den Mund verbieten lassen, sondern lautstark auf Missstände hinweisen möchten. Eric schreibt übrigens jede Woche eine Mail an die EU - noch nie kam eine Antwort.
Die EU scheint die Augen vor den Misständen und beweisbaren Pushbacks, sprich dem offensichtlichen Verstoß gegen internationales Recht zu verschließen. Die griechische Regierung behauptet, es gäbe sie nicht. Dabei finde ich im Internet zahlreiche Videos auf NGO Seiten.
Im Hope Projekt helfen zahlreiche Menschen verschiedenster Nationen in der Kleiderkammer - unentgeltlich. Doch sie erhalten im Gegenzug eine Wohlfühlzone außerhalb des Camps. Es gibt eine Küche für die Freiwilligen, einen Kunstraum auch für Interessierte aus dem Camp, sowie einen kleinen Trainingsraum und einen Beautysalon. Das gibt den Freiwilligen ein Stück Normalität. Ansonsten sind ihr Alltag und ihre Gedanken nämlich vorallem von einem beherrscht: Warten!
Warten auf die Eröffnung ihres Asylverfahrens, warten auf die Entscheidung des Asylverfahrens und warten auf eine (vielleicht) bessere Zukunft. Viele Monate können bis dahin vergehen. Eine Familie aus Afghanistan hat sich nach 14 Monaten über die Bewilligung des Asylantrags riesig gefreut. Sie machen sich jetzt auf den Weg nach Finnland.
Ihre Geschichten, die wir hören sind unvorstellbar für uns. Manche sind seit Jahren auf der Flucht, manche wurden an Grenzen zusammen geschlagen und manche hatten Todesängste in dem Schlauchboot über das Mittelmeer - auch um diese Geschichten aus erster Hand zu erfahren, sind wir hier und es ist heftig und aufwühlend.
Wir werden von allen herzlich aufgenommen und kommen mit vielen ins Gespräch. Nach Deutschland möchten übrigens die wenigsten von ihnen. Wir essen gemeinsam mit ihnen zu Mittag und vorallem in den ersten Tagen habe ich das Gefühl, dass ein krasser Unterschied zwischen uns herrscht: unser Pass!
Während wir aus dem Zufall unserer Geburt heraus in der glücklichen Situation sind, reisen zu dürfen, wohin wir möchten, steht diesen Menschen kein Land in Europa einfach offen. Sie müssen hoffen und bangen, dass sie aufgenommen werden. Uns gibt das nicht nur ein gutes Gefühl, es nagt an uns und macht uns sehr nachdenklich und auch demütig. Fast schäme ich mich für meine Priviligien.
Wir sind auch dankbar, dass es Menschen wie Eric und Philippa gibt, die sich aufopfern und einsetzen für Menschlichkeit und Würde. Trotz aller Anfeindungen (ja, es gibt auch Griech:innen, denen nicht gefällt, dass sie helfen) und Widrigkeiten (korrupte Politik), bleiben sie auf Lesbos - "There is always HOPE" sagen sie und ich ziehe meinen Hut vor ihnen.
Es fühlt sich schon etwas seltsam an, jetzt in die Türkei zu fahren - von dort sind alle hierher übergesetzt und wir machen uns in die entgegengesetzte Richtung auf.
Hier noch einige Links:
Hope Project Greece
https://www.hopeprojectgreece.org/
Dokumentation von Push-Backs https://aegeanboatreport.com/Læs mere

RejsendeEuer Bericht ist in der Tat aufwühlend. Nach wir vor unterstütze ich Pro Asyl und erhalte dadurch immer wieder Einblicke und Geschichten über Themen, die niemand (mehr) hören will. Was sich an den europäischen Außengrenzen abspielt ist grauenvoll! Wie eine Lösung aussehen kann- ich weiß es nicht! Doch ich stehe ganz klar aif der Seite der Menschlichkeit❤️ Daher schön zu lesen welche engagierten Menschen es gibt und auch toll, dass ihr mitgeholfen habt und diese spontane Spendenaktion ins Leben gerufen habt 👏💝

RejsendeMenschlichkeit und Würde haben sich hier für uns wieder neu definiert...und es ist insgesamt ein hochkomplexes Thema für das es keine einfache Lösung gibt. Wir haben auch oft gegrübelt - wir wissen es auch nicht. Im Endeffekt geht es immer um Menschen, die sich ein besseres Leben erhoffen. Wo auch immer sie das finden können...

Liebe Luzi, liebe Denise, "Hut ab" auch vor eurer Courage. Ich empfinde es als ein heftiges Thema voller Gewalt, und ich bin sehr beeindruckt, dass ihr vor Ort seid und in Aktion geht und auf mutige Menschen trefft, die die Hoffnung in die Menschlichkeit nicht aufgeben und gleichzeitig die Erfahrung macht, dass es in der "Frauencommunity" einen Ort mit einer positiven Atmosphäre gibt. Liebe Grüße Eva. [Eva]
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- Dag 196
- søndag den 10. marts 2024 kl. 13.34
- ☀️ 13 °C
- Højde: Havoverfladen
TyrkietEskiiskele Burnu39°32’44” N 26°36’35” E
Den nächsten Tausender voll gemacht
10. marts 2024, Tyrkiet ⋅ ☀️ 13 °C
Mit dem Gesang des Muezzin im Rücken und dem Meeresrauschen vor uns, machen wir an der türkischen Küste die 4000km voll.
Es gibt sogar einen Radweg!!!
Mit Blick auf Europa (Lesbos), sind wir mittlerweile in Asien.Læs mere
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- Dag 200
- torsdag den 14. marts 2024 kl. 15.00
- ☁️ 15 °C
- Højde: 9 m
TyrkietÇanakkale Halk Parkı40°9’5” N 26°24’20” E
Merhaba Türkiye
14. marts 2024, Tyrkiet ⋅ ☁️ 15 °C
Es ist vier Uhr in der Nacht. Ich habe mir vorsorglich Ohropax gegönnt, denn der Muezzin ruft schon vor sechs Uhr zum Gebet, wenn ich noch ein bisschen schlafen möchte. Trotz der Stöpsel werde ich jetzt wach. Ich höre dumpfe Trommelschläge und Rufe, die eine ganze Zeit lang andauern, dann wird es wieder still bis später die Lautsprecher am Minarett den Gesang in den Ort verbreiten und den Tag ankündigen.
Wir sind in einer anderen und für uns neuen Welt angekommen. Bei vergangenen Reisen sind wir schon in muslimischen Ländern gewesen, aber mit dem Fahrrad erleben wir es hier intensiver. Wir sind fast pünktlich zum Ramadan von den griechischen Inseln hier eingereist. Viele Fragezeichen schwirren in unseren Köpfen. Wir haben keinen Reiseführer à la Lonely Planet oder ReiseKnowHow dabei, wo man schnell mal das Kapitel über Land und Leute nachlesen kann. Daher rätseln wir erst einmal und überlegen selbst, warum hier etwas so und nicht anders ist. Dann fragen wir letztendlich Einheimische oder das Internet, das ich für die Auflösung der Fragezeichen echt liebe.
Wir haben in dieser Nacht die Wecktrommler gehört, die noch in einigen Gegenden nachts durch die Straßen ziehen, um im Ramadan die Menschen vor dem Sonnenaufgang zu wecken, damit sie sich noch den Bauch vollschlagen, trinken und rauchen können. Denn bis zum Sonnenuntergang nach 19 Uhr ist Fasten und Enthaltsamkeit angesagt. Nicht alle Menschen nehmen aktiv am Ramadan teil, aber er ist schon allgegenwärtig: viele Restaurants öffnen zum Beispiel oft erst am Abend statt zum Mittagessen. Da die Supermärkte geöffnet sind, haben wir aber keine Probleme uns zu versorgen.
Wir radeln von Ayvalik entlang der Küste - sogar mit Radwegen, aber auch auf einer vielbefahrenen Schnellstraße. Lesbos ist noch zu sehen. Einiges erinnert uns auch an Griechenland. Vor allem auf dem Teller gibt es Ähnlichkeiten. Sesamkringel, Feta, Gurken, Tomaten, Oliven und Olivenöl gehören auch hier zu den Grundnahrungsmitteln. Etwas ausladender ist das türkische Frühstück. "Serpme Kahvalti" war mit die erste Vokabel, die wir beherrschten. Der Tisch wird nach und nach vollgeladen mit kleinen bunten leckeren Schälchen. Pommes gehören genauso dazu wie Eier, Käse und Süßkrams.
Die Griechen und Türken haben eine gemeinsame bewegte Geschichte hinter sich. Dies und jenseits des Bosporus lebten einst beide Nationen. Das osmanische Reich war bereits im 1. Weltkrieg zerfallen. Als Folge des Unabhängigkeitskrieges gegen Griechenland 1919-22, den die Türken gewannen, wurde die griechische Bevölkerung (die überlebt hatte) vertrieben und zwangsumgesiedelt, so dass Teile Anatoliens (zum Beispiel die Gebiete um Izmir an der Westküste) rein türkisch wurden.
Mustafa Kemal, besser bekannt unter dem Namen Atatürk (Vater der Türken), spielte damals eine bedeutende Rolle. Er wird als Begründer der Türkei verehrt und sein Konterfei ist auch heutzutage noch an allen Ecken sichtbar. Als erster Präsident der neuen türkischen Republik im Jahr 1923 setzte er auf Modernisierung, Trennung von Religion und Staat und eine Orientierung eher nach Westen als nach Osten. Wir nehmen dies hierzulande als Personenkult wahr, ohne dass man sich wirklich kritisch mit seinen Handlungen auseinandersetzt, denn es gab da sicherlich auch eine Kehrseite der Medaille.
Schnell wird uns die türkische Gastfreundschaft zuteil. Ein älterer Mann stellt mir gleich am ersten Morgen einen Stuhl zum Hinsetzen mitten auf den Bürgersteig und bietet mir Tee an - auch wenn wir keine gemeinsame Sprache haben. Insgesamt sind die Menschen hier nach unserem Eindruck sehr neugierig, sprechen uns an wegen des Fahrrads und begegnen uns insgesamt offener als in Griechenland. Ein paar Tage verbringen wir helfend in einem Gemeinschaftsprojekt in den Ida Bergen. Wir durchqueren einige kleine Dörfer und sehen den krassen Unterschied zwischen Stadt und dem sehr einfachen Landleben, mit Ziegen, Schafen und Landwirtschaft. Dann sind wir zu Gast bei Derya und ihrem lustigen Mann in Canakkale, die wir über Facebook gefunden haben. Ein toller Einstieg in dieses neue Land.
Wir setzen die Kultur-Tour fort und wollen das sagenumwobene Troja besuchen. Mal wieder verlassen wir uns voll auf Komoot, unserem Navi. Zu naiv mal wieder und wirklich dumm, führt es uns auf einen ungeteerten Weg, eigentlich schon nah an den Ausgrabungen. Da beginnt unsere Matsch-Schlacht um Troja. Der Lehm setzt sich so fest, dass die Laufräder irgendwann gar nicht mehr weiterdrehen. Denise baut kurzerhand ihr komplettes Rad auseinander und wir tragen die Einzelteile bis wir auf Asphalt stoßen. Merke: Umkehren, denn es kann immernoch schlimmer kommen. Und einem Gerät sollte man weniger trauen als Denises Bauchgefühl...wir hätten einfach auf der Hauptstraße bis Troja auf Teer bleiben können...
Istanbul wir kommen!Læs mere
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- Dag 202
- lørdag den 16. marts 2024 kl. 12.00
- ☁️ 11 °C
- Højde: 57 m
TyrkietSüleymaniye Moschee41°0’58” N 28°57’50” E
Heute fährt die 18 bis nach Istanbul...
16. marts 2024, Tyrkiet ⋅ ☁️ 11 °C
...und für alle, die keine Jecken sind...das ist der Anfang eines Karnevalsliedes, was mir direkt zu Istanbul einfällt 😜.
Irgendwie auch passend, denn mit Verlassen Griechenlands geht dort die Karnevalszeit los🎉.
Auf dem Weg in die Türkei denken wir immer mal wieder drüber nach- Istanbul mitnehmen oder links liegen lassen. Denn uns ist schon dort klar- Istanbul ist eine riesige Stadt und Radfahren wird wahrscheinlich die Hölle.
Wir entscheiden uns mit der Fähre von Bandirma aus nach Istanbul zu schippern, um nicht mit dem Fahrrad auf einer 8 spurigen Schnellstraße zu landen. Denn so beschreiben andere Radfahrer:innen ihre Anfahrt in die Stadt. Dafür habe ich keine Nerven und möchte vorallem am Stück in Istanbul ankommen.
Auch aus diesem Grund wählen wir ein Hostel sehr nah am Fährhafen. Zumindest auf Googlemaps sieht es so aus. Ich erstelle die Route und sehe, es sind 4 km...auch da werden mir nochmal die Dimensionen klar.
Istanbul ist mit 16 Mio. Einwohnern die größte Stadt Europas. Zum Vergleich: in Berlin leben 3,6 Mio. Menschen. Und so fühlt es sich auch an - Berlin ist richtig entspannt im Vergleich zu Istanbul. Wir sind echt geflasht von den Menschenmassen in dieser Stadt. Und das nicht nur an den Hauptattraktionen wie der "Blauen Moschee" oder der "Hagia Sophia". Unser Hostelbesitzer erklärt uns, dass es in unserem Viertel vor 20 Jahren nur etwa zehn Hotels gab. Heute sind es zehn pro Straße.
Die Stadt hat eine aufregende Geschichte hinter sich, was vor allem ihrer einzigartigen geographischen Lage zwischen dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer, sowie ihrer Lage zwischen zwei Kontinenten, Europa und Asien geschuldet ist.
Griechen, Perser, Römer, Osmanen ließen sich hier nieder.
Die Römer riefen die Stadt 330 nach Christus zur Hauptstadt Europas "Konstantinopel" aus, benannt durch den Kaiser Konstantin I. Um die Geschichte abzukürzen, da ich sie gar nicht in kurze Worte fassen kann: es folgte eine byzantinische Zeit, bevor die Osmanen die Stadt für sich einnahmen und sie in Istanbul umbenannten.
Nach dem Untergang des osmanischen Reiches von 1913 - 1923 und mit der Unabhängigkeit der Türkei, gehört Istanbul seit 1923 zur türkischen Republik.
Die Geschichte Istanbuls zeigt sich unter anderem auch an dem Nebeneinander von Moscheen, Kirchen, Synagogen und anderen antiken Gebäuden.
Schon immer war sie ein Schmelztiegel der Nationen und so scheint es auch noch heute zu sein.
Luzi und mich überfordert die Stadt. Sie ist uns zu groß, zu hektisch, zu voll. Wir schauen uns am ersten Abend eine Dokumentation über Istanbul und seine heikle Lage in der Nähe zweier Erdplatten an. Ein großes Erdbeben ist längst überfällig. Da bin ich froh, dass die Wahrscheinlichkeit in den drei Tagen, die wir hier verbringen, recht gering scheint.
Abgesehen vom Sightseeing, machen wir mal wieder Erledigungen. Luzi lässt kaputte Reißverschlüsse an Jacken wechseln - Toparbeit für ein paar Euros. Zum Waschsalon müssen wir von der europäischen Seite unter dem Bosporus mit der U-Bahn in den asiatischen Teil der Stadt. Wir wohnen im touristischen Viertel und da kann man nur Wäsche für viel Geld zum Waschen abgeben. Das Viertel Kadiköy gefällt uns sehr gut. Nette, hippe Cafés und kleine Läden gibt es hier.
Insgesamt ist es in Istanbul viel teurer als anderswo. Sowieso ächzt das ganze Land unter der hohen Inflation. Wir suchen uns ein indisches Restaurant zum Essen aus und checken die Preise online. Als wir ankommen sind die tatsächlichen Preise jedoch viermal so hoch. Wir sind allerdings in der glücklichen Lage, dass der Euro Kurs derzeit besonders gut ist und wir trotzdem viel günstiger als in Griechenland unterwegs sein können. Wie die Menschen das hier machen, ist mir ein Rätsel, da die Gehälter nicht im gleichen Maß und Tempo steigen. Ob die Regierung hier auch Maßnahmen zur Abfederung eingeleitet hat, wissen wir noch nicht.
Nach drei Tagen lassen wir die Stadt hinter uns. Ein weiteres persönliches Ziel habe ich an dieser Stelle erreicht- ich bin mit dem Fahrrad bis nach Istanbul gefahren und das ist irgendwie ein schönes Gefühl, was mich auch stolz macht.
Abgesehen von der Hektik und der unbeschreiblichen Größe der Stadt nehme ich die vielfältigen Gerüche auf den Märkten mit, die bunten Farben, die Gesänge der Muezzine, die vielen, vielen Kätzchen und ihre Häuschen und das vielfältige, friedliche Miteinander unterschiedlicher Nationen und Religionen.
(Denise)Læs mere
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- Dag 217
- søndag den 31. marts 2024 kl. 12.00
- ☀️ 20 °C
- Højde: 941 m
TyrkietŞereflikoçhisar38°56’38” N 33°32’3” E
Auf dem Weg nach Zentralanatolien
31. marts 2024, Tyrkiet ⋅ ☀️ 20 °C
Als wir in Istanbul los radeln wissen wir, vor uns liegen knapp 900 km bis zu unserem nächsten Ziel: Kappadokien.
Luzi plant eine Strecke durch das Landesinnere. Wir hoffen, dass es dort beschaulicher und ruhiger wird.
Ein 30 km langer Radweg führt uns aus Istanbul raus. Fast immer entlang der Küste schlängelt er sich durch eine Vielzahl an Parkanlagen. Wir sind erstaunt, wie lange sich Istanbul und auch die Vororte ziehen. Irgendwann endet der Radweg ziemlich abrupt vor einem eingezäunten Militärgelände. Komoot möchte uns dort durch lotsen, der Wachposten hält allerdings wenig davon 😉.
Mit Ende des Radweges geht es dann auch los- Industriegebiet an Industriegebiet. Wir fahren auf der Autobahn Fahrrad. Es ist laut, staubig und wegen der LKWs nicht ganz ungefährlich hier zu radeln. Spaß macht es so auf jeden Fall gar nicht!
Wir sind froh, als wir bei Fatma und Gülay ankommen. Die beiden Frauen sind bei der Plattform "Warmshowers" angemeldet und bieten Radler:innen eine Übernachtungsmöglichkeit. Wir haben viel Spaß zusammen. Fatma ist Frisörin und schenkt mir einen Haarschnitt. Wir schlagen unser Bett im Frisörsalon auf. Im Gegenzug kochen wir für die beiden Käsespätzle und Salat. Die beiden Frauen sind ein Paar, was in der Türkei nicht selbstverständlich offen gelebt wird.
Wir freuen uns, uns offen mit ihnen austauschen zu können - vorallem auch über LGBTQ Themen in der Türkei . Werden wir ansonsten hier gefragt, wie wir zueinander stehen, sagen wir immer "Freundinnen", was uns beiden irgendwie nicht wirklich gefällt.
Auch bei einem unserer nächsten Warmshowers, Meltem und Fatih können wir offen sagen, dass wir ein Paar sind, da die beiden sehr weltoffen sind und vieles was politisch in der Türkei geschieht hinterfragen. Die landesweiten Bürgermeisterwahlen stehen kurz bevor. Es scheint als ob unendlich viel Geld in den Wahlkampf gesteckt wird. Ganze Straßenzüge sind mit Fahnen geschmückt, Bässe wummern aus vorbeifahrenden Wahlkampfautos. Fatih und Meltem sind wie alle Türken gespannt, wie die Wahlen ausgehen werden.
Nachdem wir uns morgens von Meltem und Fatih verabschieden, ist es endlich so weit: unsere gefühlt erste landschaftlich richtig schöne Straße in der Türkei tut sich vor uns auf. Endlich die endlose Weite, die ich mir seit dem Nationalpark Gran Sasso in Italien gewünscht habe. Ich schaue mich um und kann so weit blicken, dass ich es selbst kaum fassen kann. Das ist dann auch endlich wieder einer der Momente, wo ich weiß, warum ich zu solchen Reisen aufbreche. Solche Weiten ohne Häuser oder verstellten Blicken gibt es in Deutschland einfach nicht.
Ab jetzt tauchen wir ein in das Landleben der Türkei. Keine Touristen weit und breit. Sind wir vorher schon mehr als nett begrüßt und immer wieder gefragt worden, was wir mit dem Rad hier machen, woher wir kommen und wohin wir fahren, begrüßt uns jetzt fast jedes Auto mit einem Hupen und Winken der Fahrzeuginsassen. Wir kommen aus dem Zurückwinken schon fast gar nicht mehr raus.
Die kleinen Ortschaften gewinnen hier wirklich keinen Schönheitspreis, dafür sind die Menschen umso gastfreundlicher. Kaum steigen wir von den Rädern, werden wir zu einem Chai (Tee) eingeladen. Aus manch größeren Ortschaften kommen wir kaum los, weil uns immer wieder Menschen ansprechen und einladen wollen. Es entstehen skurrile Situationen, so sitzen wir z.B. plötzlich im Büro eines Mannes, der mit Salz und Kohle handelt. Nachdem er gehört hat, dass wir aus Deutschland kommen, telefoniert er kurz und ruft seinen Bruder mit dazu, der wiederum einen Freund dazu ruft, der eigentlich in Bayern lebt und auf Heimatbesuch ist. Irgendwann sitzen wir zwei mit sieben türkischen Männern im Büro und trinken zusammen Chai. Zum krönenden Abschluss bekommen wir noch zwei große Einmachgläser geschenkt. Eins mit Marmelade und eins mit süß eingelegten Gurken. Lieb gemeint, allerdings echt schwierig in die Radtaschen zu stopfen:).
In bestimmten Gebieten Zentralanatoliens werden wir so oft auf Deutsch angesprochen, dass es schon fast irritierend ist. Es scheint hier kaum jemanden zu geben, der nicht jemanden aus der Familie hat, der in Deutschland lebt oder mal gelebt hat. Zum Teil scheinen es ganze Generationen zu sein, die im Zuge der Gastarbeiterbewegung nach Deutschland gingen. Viele kehrten in die Türkei zurück, viele Familien leben auch heute noch in Deutschland und sind nur noch zum Urlaub in der Türkei. Wir fahren durch Geisterstädte, wo tolle Häuser stehen, aber alle Rollläden geschlossen sind. Später erfahren wir, dass das die Urlaubshäuser der Deutsch-Türken sind.
Ich denke in diesen Tagen viel darüber nach, wie es bei uns zu Hause um die Gastfreundschaft steht und nehme mir vor einen Teil des hier Erlebten mitzunehmen.
Auch landschaftlich sind die Etappen durch Zentralanatolien wirklich ein Traum. Wir radeln auf einer Hochebene vorbei an Bergen unterschiedlicher Farbe und Form, an blühenden Mandelbäumen und über den Salzsee Toz Gölü. Hier legen wir einen verdammt langen Fotostop ein, um ähnliche Fotos zu schießen wie 2012 im "Salar di Uyuni" in Bolivien. Salz wird hier ebenfalls im großen Stil abgebaut, wie wir bei unserer Weiterfahrt sehen.
Die unendliche Weite begleitet uns die gesamten Radtage. Die Temperaturen steigen, die Sonne brennt gnadenlos. Während dieser Tage fühlen wir uns wie im Sommer - auch hier zu heiß für die Jahreszeit.Læs mere

RejsendeIch liebe eure Fotostops und die tollen Geschichten. Freue mich immer diese zu lesen.
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- Dag 218
- mandag den 1. april 2024 kl. 14.45
- ☀️ 23 °C
- Højde: 1.155 m
TyrkietGöreme38°38’50” N 34°49’19” E
Im Himmel Kappadokiens
1. april 2024, Tyrkiet ⋅ ☀️ 23 °C
Wir haben uns für die Tour mitten durch Anatolien ein besonderes Ziel ausgesucht, das gleichzeitig einer der weltweiten Touri-Hot Spots ist: Kappadokien. Nach dem Salzsee Töz Gölü geben wir es uns radmäßig nochmal so richtig. Steile Rampen, die endlos scheinen uns aber durch wirklich herrlich weite Landschaften bringen, machen uns mit der sommerlichen Hitze ziemlich fertig. Und dann ist es endlich soweit - knapp 900 Kilometer nach Istanbul tun sich Pilze, Zipfelmützen und Kamine aus Stein vor uns auf. Kappadokien hat seine wunderschön bizarre Landschaft zwei Vulkanen zu verdanken, die vor 50 Millionen Jahren alles mit Asche bedeckten und woraus sich im Laufe der Zeit in Verbindung mit Basalt, Asche und Sand ein weicher Tuff entwickelte, der langsam durch Wind und Wasser so abgetragen wurde, dass diese einzigartigen Formen entstanden. In der Bronzezeit höhlten die Menschen die „Zipfelmützen“ aus und hatten so ein Haus gebaut, ohne Baumaterial nutzen zu müssen. Es gibt ganz Felsenstädte in der Umgebung. Auch Kirchen sind so entstanden.
Hauptausgangsort ist Göreme, das wir nach einer aussichtsreichen Abfahrt erreichen. Der Ort ist nicht sehr groß und die Masse an Touristen, die bereits jetzt Anfang April hier ist, übersteigt die Einwohnerzahl um ein Vielfaches. Ich mag solche Orte eigentlich gar nicht so sehr und versuche sie zu vermeiden, aber bei dieser Landschaft, ist das gar nicht möglich. Und wir freuen uns auch schon darauf mal wieder andere Touristen, ja vielleicht sogar Radreisende zu treffen, denn durch ganz Anatolien ist uns außer zwei französischen Wohnmobilisten, kein Urlauber begegnet. Tourismus ist hier die Haupteinnahmequelle. Höhlenwohnungen wurden zu Hotels umgebaut. Es gibt unzählige Restaurants, Souvenirshops und Touranbieter. Neben Reiten, Quad fahren, Wellness im Hamam, ist eine Ballonfahrt das Must-Do von Kappadokien. Wir sind beide noch nie in einem Ballon mitgefahren und entscheiden: das machen wir auch. Jetzt in der Nebensaison zahlen wir pro Person 160€, in der Hauptsaison sind bis zu 300€ fällig.
Wir beziehen Quartier auf dem Panorama-Camping, der hält, was der Name verspricht. Die Tuff Landschaft und Göreme liegen uns zu Füßen. In der Ferne blicken wir auf den schneebedeckten Vulkan Erciyes Dağı (3916 Meter) und eine Berglandschaft, die mich farblich an den Grand Canyon erinnert. Dann wird auch unsere Hoffnung auf Radfahrgespräche erfüllt: Sophie und Tom aus Neuseeland und Australien schlagen ihr Zelt neben uns auf und wir haben endlos Themen, die man einfach nur mit Radfahrenden bequatschen kann. So gruseln wir uns über Stories von bellenden Hunden, ärgern uns über wahnwitzige Verkehrssituationen und tauschen uns über die Gastfreundschaft der Türk:innen aus.
Am nächsten Morgen müssen wir um 5:30 Uhr raus aus den Daunenfedern. Unterschwelliges Brummen und Rauschen ist von überall zu hören. Schon vor Sonnenaufgang beginnt man damit die Ballone mit großen Ventilatoren aufzupusten, damit man die ersten Sonnenstrahlen schwebend über Göreme einfangen kann. Wir fahren aus dem Ort heraus und da sehe ich schon die unzähligen aufleuchtenden bunten Ballone, die nach und nach vom Boden abheben.
Unser Gefährt wird jetzt erst mal ausgepackt. Pünktlich mit dem Sonnenaufgang heben wir aber schließlich ab. Ich hatte mir das ja so richtig romantisch vorgestellt: wir und vielleicht 2-3 andere Leute sind mit Pilot im Korb – so wie daheim halt. Die Körbe sind hier aber gigantisch groß und so sind wir mit insgesamt 20 Touristen, einer Pilotin plus Co-Pilot für die nächste Stunde recht eng zusammengepfercht miteinander unterwegs – neben uns direkt acht junge Chinesinnen aus Shanghai, die sich so richtig in Schale geschmissen haben. Die Fahrt ist ganz anders als ich sie mir vorgestellt hatte: statt direkt in die Höhe zu steigen, schweben wir durch das tieferlegene Taubental mit vielen tollen Felsformationen. Ich bewundere die Navigationskünste der Pilotin. Als wir den Nachbarballon sogar berühren, ruft eine Chinesin panisch: „Das ist viel zu eng!“ Aber die Pilotin ist völlig entspannt: „Kein Problem, das ist mein Ehemann.“ Kiss in the sky! Neben der Landschaft erfreuen wir uns auch an den Posen der Digital Natives. Ich weiß gar nicht, wie viele Fotos, Selfies und Videos direkt in den unendlichen Weiten der chinesischen sozialen Netzwerke als digitaler Datenmüll gelandet sind. Virtuelles Leben in Echtzeit. Was würden die wohl machen, wenn das Internet crashed?
Ich mache aber auch viel zu viele Fotos, weil immer wieder neue Details auftauchen. Als der Ballon bis auf 900 Meter hochsteigt, fühle ich mich in die Welt von Yann Arthus-Bertrand versetzt. Die Welt von oben ist einfach fantastisch. Über 100 Heißluftballone sind an diesem Morgen hier aufgestiegen. Eine echt unglaublich schöne Ansicht des Massentourismus‘. Wenn ja nur ein paar einzelne Touris hier wären, kämen diese tollen Fotos ja gar nicht zustande. Natürlich wurde auch sehr viel Propangas an diesem Morgen nur für „die Plaisir“ verbraucht – würde mich mal interessieren, wie viele Haushalte wir stattdessen hätten vorsorgen können.
Wir schauen uns noch das Love-Valley an bevor uns der Rückenwind direkt ins Busterminal nach Kayseri weht, wo wir im fast leeren Nachtbus in zwölf Stunden recht entspannt nach Kars, in den äußersten Nordosten des Landes, fahren.
In der Türkei feiert man ab dem 9. April Bayram, das auch Zuckerfest genannt wird. Die Supermärkte sind übervoll mit Süßkrams: Pralinenschachteln, Turkish Delight, Baklava und auch Bonbons wandern massenweise in die Plastiktaschen. Nach der langen und enthaltsamen Ramadan Zeit wird jetzt geschlemmt, was das Zeug hält. Es ist ein Fest, das an unser Weihnachten erinnert. Söhne und Töchter besuchen ihre Eltern und nehmen dafür lange Wege quer durch dieses riesige Land in Kauf. Es gibt vier Feiertage, an denen alle in der Türkei frei haben. Da es ein Fest in den Familien ist, werden wir vermutlich nicht viel davon mitbekommen, daher beschließen wir uns schon vorher auf den Weg ins benachbarte Georgien zu machen und der Türkei Hoşça kal (tschüss) zu sagen.Læs mere
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- Dag 220
- onsdag den 3. april 2024 kl. 14.02
- ☁️ 25 °C
- Højde: 961 m
TyrkietSarıhıdır38°42’42” N 34°54’34” E
Weiter ostwärts...
3. april 2024, Tyrkiet ⋅ ☁️ 25 °C
Ganz in der Nähe einer seldschukischen Karawanserei aus dem 13. Jahrhundert haben wir wieder genullt.
Ein passender Ort, denn hier rasteten Händler, verkauften ihre Waren und es war ein Kommen und Gehen von Reisenden. Wir spüren hier einen Hauch vom Orient. Für uns geht es weiter Richtung Osten - ein gutes Stück per Nachtbus.Læs mere
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- Dag 226
- tirsdag den 9. april 2024 kl. 15.30
- ☀️ 12 °C
- Højde: 1.823 m
GeorgienAkhalkalakis Munitsip’alit’et’i41°14’8” N 43°12’9” E
Es gibt Grenzen...
9. april 2024, Georgien ⋅ ☀️ 12 °C
Voller Vorfreude und auch sehr emotional haben wir uns der Grenze auf der Hochebene zwischen der Türkei und Georgien genähert. Schließlich war es unsere erste Grenze außerhalb Europas, die wir auf dem Landweg zu überschreiten hatten.
Wetter und Wind waren mit uns an diesem Radtag. Bei einer tollen Abfahrt bin ich sanft und sicher auf 69,9km/h gekommen. So schnell war ich noch nie im Sattel unterwegs. Geht auch nur, wenn der Straßenbelag perfekt ist - dafür hat Erdogan in den letzten Jahren im ganzen Land fast übermäßig gesorgt....und leider auch für vieles andere, für das er indirekt in der vergangenen Regionalwahl abgestraft wurde.
Dann sehen wir die Flaggen der Länder in der Ferne, wischen uns heimlich ein paar Abschiedstränen von den Augen und sagen noch einmal teşekkürler Türkiye!
Die Prozedur an der Grenze ist dagegen sehr ernüchternd. Bürokratiekram halt...und ein Telefonat des Grenzbeamten. Wir sind in der Ägäis mit dem Personalausweis eingereist und wollen auch mit diesem wieder ausreisen. Dieses Privileg ohne Reisepass hier zu reisen verdanken wir dem Pauschaltourismus an der türkischen Riviera. Das ist hier im äußersten Osten, wohl nicht klar und der Grenzbeamte weiß nicht, wie er uns abwickeln soll. Aber es klappt. Die türkische Zollbeamtin kramt dann noch stümperhaft in unseren Taschen herum, so dass sie es auch einfach hätte lassen können.
Dann rollen wir zur georgischen Seite. Nettigkeit ist sicherlich hier kein Einstellungsgrund bei Grenzbeamt:innen. Und dabei gebe ich mir echt Mühe mit ein paar extra gelernten georgischen Vokabeln. Mit dem Stempel im Pass und dem gechillten Zollbeamten, der uns nach ein paar Standardfragen durchwinkt, sind wir in Georgien, dem kleinen bergigen Land mitten im Kaukasus, eingereist.
Neues Land, neue Schrift, neue Sprache, neue Mentalität...Nur die frühlingshaft zwitschernden Feldlerchen und der Müll am Straßenrand begleiten uns weiter. Wir waren sehr gespannt, was uns erwartet würde. Georgien eilt der Ruf seiner Gastfreundschaft voraus und wir freuten uns schon auf viele Begegnungen.
Unser erstes Ziel ist die Hauptstadt Tbilisi, die vier Tagesetappen entfernt liegt. Danach wollen wir noch die Weinregion per Rad erkunden.
Die Gegend hier oben ist rauh und untouristisch. Es gibt einige größere Orte, wo wir uns verpflegen können, ansonsten kleine Dörfer mit Landwirtschaft. Die schwarze Erde ist bereits umgegraben, aber die Seen sind noch gefroren und es liegt oberhalb von 2000 Metern Schnee. Wir werden durch die Höhe in den Winter zurück katapultiert. Im eisigen Gegenwind fühlen sich Temperaturen um die 5 Grad viel kälter an. Wir packen uns dick ein. Pausen sind nur kurz und mit wärmendem Tee. Es gibt hier nichts zum Einkehren. Wenn wir an Leuten vorbei fahren werden wir kaum gegrüßt. Manche winken zurück - wir haben den Eindruck, dass man Fremden gegenüber in dieser Gegend nicht gerade aufgeschlossen ist. Es ist ein so krasser Unterschied zur Türkei. Dort wurden wir vor zwei Tagen ins Büro einer Tankstelle zu Kaffee vor dem Heizstrahler eingeladen - total durchnässt. Die Männer waren empathisch und haben gesehen, was wir gebraucht haben. Ein paar Menschen sprechen uns dann doch an. Ein Grieche und Armenier. Einen größeren Gegensatz in der Mentalität habe ich durch einen Grenzübertritt noch nie erlebt. Dabei hätte ich es ehrlich gesagt eher umgekehrt erwartet.
Dazu kommen die Hunde, die mich bei einer Abfahrt fast vom Rad holen - noch nerviger als in der Türkei. Den letzten Stich versetzt uns der Verkehr. Hier gilt das Recht des Stärkeren und Schnelleren und das sind die unzähligen Mercedes Sprinter, die hier als Busse fahren oder der BMW X7. Es gibt keinen Seitenstreifen für uns. Als ein überholendes Taxi mir auf meiner Fahrbahn so knapp entgegen kommt, habe ich einen kleinen Nervenzusammenbruch. Ich schreie die überholenden Auto mit "Abstand, Abstand" an, verschaffe mir Platz bis zur Fahrbahnmitte und verursache schließlich einen kleinen Stau, weil ich niemanden mehr überholen lasse. Die Autofahrer bleiben ziemlich gelassen und schütteln nur den Kopf, keiner steigt aus, um mir eine zu scheuern:))
Ich bin am Anfang dieses Landes gerade fertig mit ihm, dabei hatte ich so hohe Erwartungen...der Regen lässt uns fast einen ganzen Tag im Zelt in the middle of nowhere ausharren und ich komme wieder runter.
Wir beschließen schon hier oben die Räder in Tiflis abzustellen und mal eine Radfahrpause einzulegen. Wir wollen dem Land noch eine Chance geben und sind sicher, dass Tiflis ganz anders wird. Die Temperaturen steigen mit den Höhenmetern, die wir abfahren. Es wird endlich grüner und die Sonne schenkt uns Hoffnung.
(Luzi)Læs mere

RejsendeOh je, ich hoffe ihr müsst dort nicht mehr so viel fahren - passt bitte gut auf euch auf 😘

RejsendeWir fahren in Georgien gar kein Rad mehr. Entweder werden wir nämlich von nem Auto überfahren oder Luzi wird von nem georgischen Autofahrer erschossen, weil sie sich quer auf die Straße stellt und ihn anbrüllt.🤣
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- Dag 229
- fredag den 12. april 2024 kl. 15.00
- ☀️ 24 °C
- Højde: 439 m
GeorgienTbilisi - Freedom square41°41’38” N 44°48’3” E
Tiflis, Tblissi oder Tiblissi
12. april 2024, Georgien ⋅ ☀️ 24 °C
Nach einem sehr holprigen Start in Georgien erreichen wir die Hauptstadt Georgiens, Tiflis. Übrigens die Partnerstadt Saarbrückens, weshalb wir hier den "Saarbrücken Platz" und die "Saarbrücken Brücke" entdecken.
Wir fühlen uns wie in einem anderen Land. Nach dem kargen Hochland ohne touristische Infrastruktur, finden wir uns plötzlich inmitten schöner Cafés, ansprechenden Restaurants und vielen hübschen Unterkünften wieder.
Ich genieße die Annehmlichkeiten der Stadt und freue mich über guten Kaffee und tolles Essen.
Außerdem stolpern wir über das riesige Fahrrad Monument und fragen uns schon irgendwie, was das hier soll. Denn Georgien ist vieles, aber definitiv kein Fahrradland. Auch in Tiflis sind Radwege sehr, sehr selten.
Sehr schnell fallen mir die Graffitis auf, die immer wieder sehr anti Russland sind. Ebenso sind die Farben der Ukraine an jede Ecke gesprüht.
Zum einen ist die Ukraine natürlich geographisch nicht weit entfernt, zum anderen fürchtet man auch hier, dass sich Putin weitere Teile des Landes unter den Nagel reißt. Denn Russland hat bereits Teile Georgiens annektiert. Um es in Zahlen auszudrücken - 20% des Landes sind russisch besetzt.
Hierzu zählen die Gebiete Abchasien und Südossetien. Diese beiden Regionen versuchten sich von Georgien mit russischer Unterstützung loszulösen. Im sogenannten 5 Tage Krieg zwischen Georgien und Russland 2008 unterlag Georgien. Moskau erkennt diese Staaten seitdem als eigenständige Staaten an und erhöhte vor Ort seine Truppenpräsenz.
Es scheint als ob dieses Land politisch zerrissen ist.
Die Menschen, mit denen wir sprechen, wünschen sich den EU Beitritt.
Und dann gibt es noch die Menschen, eher aus der älteren Generation, die sich Russland zugehörig fühlen und wenig von der EU halten.
Dass sich viele Menschen lautstark für einen EU Beitritt einsetzen, sehen wir selbst, als wir eine Demonstration in Tiflis vor dem Parlament miterleben und gestern Teil der Massendemonstration waren. Wir sprechen mit einigen Demoteilnehmer:innen, die uns alle das gleiche sagen. Russland versucht mehr und mehr an Einfluss zu gewinnen und setzt die Menschen unter Druck, indem sie unter anderem Fakenews verbreiten.
Wir lernen auch eine junge Russin aus Sibirien kennen, die ihr Land wegen seiner Politik verlassen hat. Sie möchte ihre Steuern nicht einer Regierung zahlen, die damit einen Krieg finanziert. Als sie uns davon erzählt, hat sie Tränen in den Augen, da sie Sibirien und ihre Familie sehr vermisst.
Was die Demonstrierenden rufen, verstehen wir natürlich nicht. Aber wir sehen die riesige EU Flagge, die Schilder der Demonstranten und hören "Freude schöner Götterfunken". Für uns als Ausstehende ist dieser Moment sehr ergreifend und uns wird zum 100sten mal klar, welches Glück wir haben in einem Land zu leben, in dem Freiheit eins der wichtigsten Güter ist und jeder so leben kann, wie er möchte- unabhängig von Glaube, Sexualität oder politischer Gesinnung.
Und alle die glauben, es sei anders, empfehle ich an dieser Stelle einen Ausflug in ein Land, in dem Menschen aus unterschiedlichen Gründen unterdrückt werden und so etwas wie Meinungsfreiheit nicht existiert.
Wir hören hier häufig, dass die georgische Regierung zwar oberflächlich an dem EU Beitritt festhält, jedoch anders handele.
Die Menschen fühlen sich belogen.
Sollte sich Georgien für das sogenannte "Agentengesetz" aussprechen, rückt der EU Beitritt ein Stück weit in die Ferne und der Frust in der Bevölkerung wird steigen. Die Stimmung ist schon jetzt aufgeheizt.
Es bleibt abzuwarten, was die Regierung unternimmt und in welche Richtung sich Georgien politisch entwickelt.
Für mich persönlich ist Tiflis bisher die schönste und interessanteste Stadt auf unserer Reise und ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass es eine der schönsten Städten überhaupt für mich ist.
Die Stadt versprüht einen jungen, kreativen Charme und in den Abendstunden pulsiert Tiflis mit seinen vielen Bars, Clubs und Lokalen. Da ich mich nach wie vor sehr von der elektronischen Musik angezogen fühle, war mir Tiflis schon vor unserer Reise ein Begriff für seine Techno Musik, die hier für das freie, junge, aufrührerische Lebensgefühl steht.
Und ich glaube, es ist diese Verbindung zwischen alt und neu, was den Charme der Stadt ausmacht.
Auch, dass sie noch nicht an allen Orten aufgehübscht ist, gefällt uns sehr.
Wir schlendern mehrere Tage durch die Straßen und entdecken immer wieder neues. Vorallem die Hinterhöfe der Häuser faszinieren mich. Es ist wie eine Stadt hinter der Stadt. Die Bewohner:innen haben sich die Hinterhöfe wohnlich gestaltet und wir merken, dass sie mit Leben gefüllt sind.
Im Gegensatz zu gestern, wo die Straße trotz der Menschenmassen zunächst nicht von der Polizei für Autos gesperrt wurde, ist die Hauptstraße durch die Stadt seit heute morgen (29.04.24) gesperrt. Wie wir erfahren gibt es heute eine Kundgebung der Regierungspartei, die sich für das Agentengesetz ausspricht. Busse werden aus dem ganzen Land angekarrt. Es gibt eine große Bühne vor dem Parlament und heute morgen wurde dort auf der Bühne das Fahnenschwingen einstudiert.
Es bleibt spannend, wie es politisch weitergehen wird in diesem kleinen Land und wir werden es jetzt mit anderen Augen verfolgen.
(Denise)Læs mere
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- Dag 245
- søndag den 28. april 2024 kl. 19.33
- ⛅ 16 °C
- Højde: 7 m
GeorgienStadion Dinamo41°39’23” N 41°37’59” E
Radlos durch Georgien
28. april 2024, Georgien ⋅ ⛅ 16 °C
Die Entscheidung, die Fahrräder und viel Gepäck in Tbilisi abzustellen, war vernünftig. Jetzt sind wir mit unseren kleinen Rucksäcken bepackt in Bussen unterwegs. Ich vermisse trotzdem schmerzlich das Rad, weil es mir die Last zu schleppen abnimmt. Rollenderweise fühlt sich das Gewicht anders an. Und wir waren gerade so gut drin im Fahrradfahrrhythmus.
Wenn ich aber aus den Fenstern auf die Straße schaue, bin ich mir sicher: mit Fahrrad hätte ich noch so manch einem Autofahrer (es fahren hier tatsächlich hauptsächlich Männer) böse Gesten und Rufe geschickt. Für einen Seitenstreifen hat scheinbar der Teer nirgends gereicht in diesem kleinen und doch so vielfältigen Land.
Wir merken aber auch beide schnell, dass diese Rucksacktouren so gar nicht unser Ding momentan sind. Es erfordert unglaublich viel Planerei: wie kommen wir von A nach B? Wann fährt ein Bus? Wo fährt er ab? Wie kommen wir dorthin? Ist der Zug eine Alternative? Wie viel kostet es? Bisher waren wir durch die Fahrräder immer autonom, was die Mobilität anging. Es nervt mich auch, dass wir an tollen Fotomotiven einfach vorbeirauschen. Mit dem Rad kann ich flexibler als jedes Auto einfach halten, wo ich will.
Wir machen erstmal eine Touri-Tour im Minibus mit - so kommen wir ohne viel Planerei und mit vielen Infos über Land und Leute bis in den Großen Kaukasus. Wir fahren im beheizten Gefährt ganz komfortabel über den 2395 Meter hohen Kreuzpass, der ringsherum noch voller Schnee im April ist und uns tolle Ausblicke beschert. Wir haben so ein Glück mit dem wolkenlosen Himmel und sehen den Kazbegi, der mit seinen 5047 Metern erhaben da steht. Stepansminda ist der letzte Ort in Georgien. Wenn man weiter nach Norden fährt, kommt einige Kilometer weiter die russische Grenze.
Die zahlreichen LKW, rollen weiterhin ins Nachbarland. Wir wollten diese Strecke eigentlich mit dem Rad fahren, dann über Russland und der mit Transsibirischen Eisenbahn in die Mongolei reisen. Aber nach vielem Überlegen, Abwägen und mit dem Mauscursor auf Maps, haben wir uns zwischen Pest und Cholera entscheiden müssen. Dann haut das Auswärtige Amt auch noch eine Reisewarnung raus und wir geben unseren Plan auf. Wir werden in Tbilisi ins Flugzeug bis Westchina steigen, denn wir wollen Russland nicht durch hohe Visa Gebühren und Zugtickets (Staatsbetrieb) unser Geld geben und damit indirekt einen Krieg finanzieren. Für mich ist es ein echter Bruch in der Reise. Mein Ziel war es klimafreundlich ohne zu fliegen in Japan anzukommen...aber jetzt umkehren und Heimradeln war auch keine wirkliche Option. Die Vorfreude und Neugier auf das verrückte Japan war schon zu groß.
Auf eigene Faust geht es nach dem Ausflug in die hohen Berge weiter in den Borjomi Nationalpark. Hier wollen wir eine kleine Trekking Runde mit Zelt in die Berge machen. Dann Ernüchterung im Visitor Center: noch zu viel Schnee auf dem Panorama Trail. Also nochmal Plan ändern und andere Tour, die leider nicht ganz so hoch geht, aber durch herrlichen Wald. Endlich fließt auch mal klares Wasser in den Bächen. Das hatten wir bisher kaum, entweder war es furztrocken oder dreckig.
Dann erleben wir doch noch georgische Gastfreundschaft der anderen Art. Im Visitor Center lernen wir die Freiwillige kennen, die hier mithilft und uns kurzerhand zur Übernachtung in ihre Wohnung einlädt. Mao kommt aus Japan und wir verstehen uns auf Anhieb. Mit ihr tauchen wir mehr ins georgische Leben ein, weil sie ihre Erfahrungen mit uns teilt, die sie seit einem halben Jahr hier gesammelt hat. Gleichzeitig können wir auch schon unsere Fragen zu Japan stellen. Eine tolle Kombi. Wir werden auch schon gleich zu ihrer Mutter nach Osaka eingeladen - mal sehen, ob wir da durchkommen.
Gastfreundschaft bedeutet für uns nicht, dass man ständig eingeladen wird. Es kann auch ein einfaches Lächeln sein, grüßen, Hilfe anbieten, wenn man sieht, dass sich jemand nicht zurecht findet...wir haben in Georgien durchaus noch (sehr) gastfreundliche Menschen kennen gelernt. Gleichzeitig ist es für uns zumindest nicht das gastfreundlichste Land, wie es in den schönen Reisedokus suggeriert wird. Sicher haben andere Menschen auch andere Erfahrungen gemacht. Wir mögen sie ja auch, diese leicht verschrobenen, eher zurückhaltenden Menschen und wissen, dass die Geschichte dieses Landes nicht gerade zum Ausgelassen und Fröhlich sein steht...
Batumi am Schwarzen Meer ist eher künstlich. Wie aus der Retorte schießen neue Wolkenkratzer weltweit bekannter Hotelketten aus dem Boden. Trotzdem sind zwei Sonnenuntergänge am Meer mal wieder schön. Dass auf der anderen, weit entfernten Seite ein Krieg tobt, stört hier niemand so wirklich beim Urlaub machen.
Dann verbringen wir noch drei schöne Nächte auf dem Dumbo Eco Camp im subtropischen Gurien, das uns wie ein grüner Dschungel umschlingt. Liza ist 21 Jahre jung und managed hier alles in dieser Saison. Wir sind die einzigen Gäste und beim Lagerfeuer führen wir gute Gespräche über das Land und seine Jugend, die so voller Hoffnung auf
Europa ist, bevor wir zum kulinarischen Feuerwerk (Kochkurs und Weinprobe) nach Tbilisi zurück kehren.
Beim "Kargat brzandebodet!" an der Passkontrolle am Flughafen, luchse ich der Beamtin dann noch ein Lächeln ab mit der schwierig auszusprechenden georgischen Verabschiedung ab. Wir kommen bestimmt mal wieder, aber sicher ohne Fahrrad!
(Luzi)Læs mere

Rejsende
Ich freue mich für euch, dass ihr so schöne Dinge erlebt! Allerdings... leise flüstern... ihr fehlt mir 😗

RejsendeTrotz der Schwierigkeiten sehen die Bilder wunderschön aus! Bin mal gespannt, was ihr jetzt so in China erlebt!

RejsendeGeorgien ist ein so vielfältiges Land. Wanderparadies...aber noch besser im Sommer!!!
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- Dag 247
- tirsdag den 30. april 2024 kl. 09.30
- ☀️ 18 °C
- Højde: 819 m
KinaErgong43°50’21” N 87°31’36” E
Lost in Translation
30. april 2024, Kina ⋅ ☀️ 18 °C
Das Flugzeug von Tbilisi nach Ürümqi (gesprochen Urumtschi) ist eine Zeitmaschine. Sie katapultiert uns in nur viereinhalb Stunden nach Westchina in die Provinz Xinjiang. Obwohl Peking tausende Kilometer weit entfernt im Osten liegt, müssen wir unsere Uhren auf die Zeit der Hauptstadt umstellen - der Sonnenstand hier würde eine andere Zeitzone vorgeben. Da wir im Kontakt mit anderen Radreisenden stehen, wussten wir vorab, dass die Einreise über Land von Kasachstan ziemlich ätzend sein soll: lange Befragungen der Grenzpolizei im separaten Zimmer, Checken des Handy auf auffällige Fotos, lange Durchsuchungen des gesamten Gepäcks. Das wollten wir uns ersparen und haben daher auch Kasachstan überflogen.
Und siehe da: die Einreise erfolgt am Flughafen relativ unkompliziert. Fingerabdrücke, Foto und ein paar Fragen später haben wir den Stempel im Pass und dürfen 15 Tage bleiben. Das ist derzeit ohne Visumsantrag möglich. Wie privilegiert wir mal wieder mit deutschem Pass unterwegs sein können.
Wir lassen uns auf zwei "Taxifahrer" ein, die uns mit samt dem ganzen Gerümpel zum Gepäckservice der chinesischen Bahn bringen sollen. Über die Art und Weise wie die Fahrradkartons transportiert werden, sind wir erst mal nicht begeistert. Nur ein dünnes Seilchen hält die Box auf dem Autodach. Aber es gibt keine Vans oder Minibusse hier, also hoffen wir, dass alles gut geht.
Dann startet unser China-Abenteuer. Der Geldautomat zieht erstmal die Kreditkarte ein und rückt sie nicht mehr raus, unsere Fahrer verfahren sich ständig, wissen eigentlich gar nicht so genau, wo wir hin wollen und wir haben noch nix gefrühstückt. Das heißt dieses ganze Tohuwabohu ohne die morgendliche Dosis Koffein nach schlafloser Nacht im Flugzeug ist ziemlich anstrengend.
Die nächste Herausforderung ist es (immernoch kein Kaffee) die Räder und das Gepäck gleich weiter zu verschicken. Denn wir werden hier weite Strecken mit dem Zug zurücklegen und die Mitnahme von Fahrrädern ist nicht erlaubt. Wir nutzen Google Translate (nur dank VPN können wir die chinesische Firewall umgehen), um uns verständigen zu können. Dann spricht der nette junge Mann ins Handy und zeigt uns die Übersetzung: "Die Fahrräder werden nicht am Zapfhahn, sondern in der Kutsche fahren." OK?! Was soll das jetzt bedeuten? So geht es uns sehr oft. Und wir schwanken zwischen Belustigung, Verwirrung und Ungeduld, wenn die App so mies übersetzt.
Der Weg ins Hotel, das laut Google Maps nur wenige Schritte entfernt vom Bahnhof liegt, dauert dann nochmal eine Stunde. Die Position ist komplett falsch auf Maps und wir irren herum, rufen letztendlich ein Taxi, das uns abermals nicht direkt am Hotel absetzt und wir nochmals rumfragen müssen. Das Zimmer verlassen wir gar nicht mehr an dem Tag. Wir haben die völlige Kulturschock-Überforderung inklusive Schlafentzug.
Aber dann merken wir hier ganz schnell, dass wir auf die Menschen hier vertrauen können und sind total begeistert. Ohne das Verständnis, die Hilfsbereitschaft und die Freundlichkeit der Menschen wären wir hier komplett aufgeschmissen. Bei den ersten Begegnungen lachen wir einfach viel und sie lachen mit uns. Das durchbricht die Sprachbarriere und die Kommunikation klappt irgendwie.
Es ist eine echte Herausforderung hier individuell herumzureisen aufgrund der Sprache. Wir müssen uns neue Vorgehensweisen überlegen. Es fühlt sich an, wie in einer anderen Sphäre. Wir waren schon mal in Taiwan mit Rucksack unterwegs, aber das hier ist eine andere Hausnummer. Kaum jemand spricht Englisch. Im Hotel lassen wir uns die Orte, wo wir hin wollen auf Chinesisch notieren. Auch die genaue Adresse des Hotels haben wir beim Verlassen immer in Landessprache dabei. Wenn wir Essen suchen, schauen wir auf Bilder, zeigen darauf oder versuchen es mal wieder mit der Übersetzungsapp, was mehr oder weniger aufschlussreich ist.
Wir schließen dieses Land mit seinen Menschen, das eigentlich nur Transit ist und wir daher eher geringe Erwartungen hatten, ziemlich schnell ins Herz. Wir sind fasziniert (und manchmal auch verstört) über die Eindrücke und Bilder, die wir sehen und die wir so nie ablichten können. Wir sind nur zwei Nächte in Ürümqi. Die vier Millionenstadt ist modern, voller neuer Hochhäuser und Hauptstadt der Provinz der islamischen uigurischen Minderheit, die es nicht gut hat hier. Auch in den deutschen Medien wird immer wieder darüber berichtet (deutsche Autobauer in China).
Wir sind an den Maifeiertagen hier, die auch als Tage der Arbeit begangen werden. Die Parks sind voller Menschen, die spielen, tanzen und singen. Kinder angeln echte Goldfische im Planschbecken.
Die Stadt ist voll von bewaffneten Militärs in panzerähnlichen Fahrzeugen und es gibt hohe Polizeipräsenz, wie sonst nirgends in China. Kameras mit Gesichtserkennung an jeder Ecke. Beim Betreten von Gebäuden werden wir vorher gescannt und durchsucht. Nicht schlimm, wenn wir die Provinz schnell hinter uns lassen.
Dann geht es per Schnellzug nach Zhangye in der Provinz Gansu, wo wir ein wenig Radfahren wollen.Læs mere

RejsendeIch bin sooo froh, wieder von euch zu hören und dass es euch gut geht - ist für mich immer wieder unvorstellbar, was ihr euch alles traut und lehrreich, wie viel gute Erfahrungen ihr auf euer Reise macht 😘
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- Dag 258
- lørdag den 11. maj 2024 kl. 14.24
- ☀️ 24 °C
- Højde: 1.489 m
KinaZhangye38°55’34” N 100°26’59” E
In und um Zhangye
11. maj 2024, Kina ⋅ ☀️ 24 °C
Nach einer sehr komfortablen Zugfahrt von Urumqi nach Zhangye, sammeln wir unsere bereits vorgeschickten Räder ein. Noch in den Kartons möchten wir sie zum Hostel transportieren lassen. Leider passen sie in kein Taxi und die super nette Mitarbeiterin von China Railway Express, mit der wir uns nur dank google Translator irgendwie verständigen können, gibt uns zu verstehen, dass sie uns jemanden organisiert. Nach 45 Minuten taucht ihr Sohn mit einem Freund auf und die beiden packen die Räder, unser Gepäck und uns in ihre Autos. Den großen Karton für den Weitertransport in ein paar Tagen, hebt sie für uns auf. Und das ist nur ein Beispiel dafür, wie hilfsbereit die Menschen uns gegenüber in China sind.
Eigentlich hatten wir die Idee über eine Passtraße 300 km von Zhangye nach Xining zu radeln, um dann von dort aus die Räder mit China Railway Express 3000 km an die Ostküste zu schicken. Wie so oft auf dieser Reise müssen wir jedoch sehr spontan umplanen. Die Fahrräder brauchen länger als gedacht und uns bleibt weniger Zeit zum radeln, so dass wir den Pass, den uns auf Höhen von über 3000 Metern bringen würde, nicht in der Zeit schaffen. Rückblickend eine gute Fügung, denn wir treffen eine andere Radfahrerin, die später bei der Passüberquerung von der Polizei eingesammelt wurde und 200 Kilometer nach Xining gefahren wurde. Begründung: Ausländer seien in der Gegend mit vielen ethnischen Minderheiten nicht erlaubt.
Wir verbringen mehrere Tage in Zhangye und seiner vielfältigen Umgebung.
Die Stadt liegt an der Seidenstraße und schon Marco Polo, dem hier ein Denkmal gewidmet ist, hat hier ein Jahr verbracht.
Für uns fühlt sich die Stadt schon fast klein an, dabei hat sie 1,1 Millionen Einwohner.
Auch wenn es stressig ist die Räder nur für ein paar Tage wieder zusammen zu schrauben, entscheiden wir uns dafür.
Unser erstes Ziel sind die Rainbow Mountains, Sandsteinberge in unterschiedlichen Farben.
Die Radtour dorthin ist wenig spektakulär. Es geht gefühlt immer geradeaus entlang einer großen Schnellstraße, aber mit viel Platz für uns. Selbst ein Stück der chinesischen Mauer gibt es noch zu bestaunen, die hier eher ein Lehmklotz, als ein prächtiges Bauwerk ist.
Vor Ort bei den Rainbow Mountains trifft mich dann der Schlag... Menschen, Menschen, Menschen. Es wimmelt nur so vor chinesischen Touristen. Wir sind während chinesischer Feiertage unterwegs und haben das Gefühl, das ganze Land ist ebenfalls in Bewegung.
In China sind die touristischen Highlights in unterschiedlichen "A" Kategorien eingeteilt und die Rainbow Mountains sind mit AAAAA ausgeschrieben - der höchsten Punktzahl, die es gibt.
Auch dachte ich, dass wir ganz entspannt durch die hübsche Kulisse spazieren könnten. Fehlanzeige. Wir werden mit Bussen durch die Attraktion gekarrt und dürfen an bestimmten Stellen aussteigen, die künstlich angelegten Wege ablaufen, um dann wiederum bis zum nächsten Stop gebracht zu werden. Genau unser Ding 😜. Die Landschaft ist natürlich trotzdem mega schön und gut ist ja auch, dass die Massen nicht einfach überall rumlaufen dürfen.
Wildcampen ist in China strengstens untersagt. Wir haben Stories von Radreisenden gehört, die mitten in der Nacht von der Polizei weggeschickt wurden. Wir versuchen es trotzdem, denn wir suchen immer Plätze, wo uns niemand finden kann. Hier in China checken wir noch schnell, ob eine Kamera in der Nähe ist und so finden wir zwei wunderbare Zeltplätze, herrlich ruhig und idyllisch gelegen, ohne nächtlichen Besuch. Es wird nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird! Und manchmal muss man einfach mal machen.
Unser nächstes Ziel sind die Mati Tempel. Bei flirrender Hitze über 30 Grad Celsius müssen wir bis auf 2600 Meter hochstrampeln, was eine ziemliche Strapaze ist und es auch weiter oben nicht wirklich abkühlt.
Dabei sind die Tempelanlagen "nur" mit AAAA ausgegeben. Ich frage mich an dieser Stelle, anhand welcher Kriterien das festgelegt wird. Denn vor Ort stelle ich fest, dass die in den Berg gehöhlten Tempel mindestens genauso beeindruckend sind wie die Rainbow Mountains. Vielleicht sind es die fehlenden künstlichen Wege, die für den Punktabzug verantwortlich sind.
Wir dürfen selbstständig durch die Tempelkulisse radeln und staunen immer wieder über die Schönheit der Landschaft und buddhistischen Höhlentempel.
Teile der Höhlentempel reichen bis in die Jahre 304 - 439 n.Chr. zurück.
Unser Weg im langen Bergab zurück nach Zhangye führt uns durch eine ländliche Gegend. Bauern, die auf Feldern arbeiten und kleine Dörfer säumen den Wegesrand. Plötzlich höre ich Musik und sehe eine riesige, bunte Pagoden-Laterne. Fröhliche in weiß gekleidete Menschen, die immer wieder Essen in der Hand haben, kommen aus einem Innenhof. Ganz unerschrocken fährt Luzi zu den Menschen und fragt, welches Fest hier gefeiert wird. Die Frauen erklären uns, dass dies eine Beerdigung sei. An dieser Stelle bin ich erschrocken und fühle mich irgendwie fehl am Platz. Für die Familie, die an der weißen Kleidung zu erkennen sind, und Dorfbewohner kein Problem. Sie laden uns spontan ein, führen uns in den Innenhof, wo Musik gemacht wird und nehmen uns mit in ein Zimmer, wo der Tote aufgebahrt liegt. Um den Toten zu ehren muss Luzi Spielgeldscheine verbrennen und sich mehrmals verneigen, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen. Zum Abschied schenken uns die Menschen eine Tüte voller Obst und Momo, das tibetische gedämpfte Brot. Hätten wir daheim das auch so gemacht mit zwei fremden Frauen?
Voller Dankbarkeit und unbeschreiblicher Eindrücke radeln wir zurück nach Zhangye, um dort ein paar Tage die Stadt, deren kulinarischen Highlights und den Pingshan Canyon zu entdecken. Niemand bleibt so lange im Hostel wie wir...wir genießen es diese Stadt näher kennenzulernen und es war eine mehr als gute Entscheidung hierher zu kommen - und auch nur paar Tage mit dem Fahrrad unterwegs zu sein, denn da erlebt man Sachen, die man sonst nicht erleben würde. Und das macht es aus!Læs mere
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- Dag 260
- mandag den 13. maj 2024 kl. 16.10
- ☀️ 19 °C
- Højde: 7 m
KinaZhong Gang36°5’6” N 120°18’40” E
Querbeet durch China
13. maj 2024, Kina ⋅ ☀️ 19 °C
Wir haben China hauptsächlich als Land gewählt, weil es einfach und recht schnell mit dem Zug zu durchqueren ist. Es ist beeindruckend, welche Investitionen die Regierung in den vergangenen Jahrzehnten in die Infrastruktur gesteckt haben muss, wenn wir uns das Schienen- und Straßennetz anschauen. Auch in anderen Dingen hat sich das Land komplett umgestellt (ob immer erstrebenswert, sei mal dahingestellt). Wir zahlen noch gern mit Bargeld, weil wir kostenlos Geld abheben können. Damit sind wir die Ewiggestrigen. Alle zahlen mit dem Smartphone. Überall, auch am Mangostand auf Rädern, hängen QR Codes zum abscannen. Gläserne Menschen bei jedem Einkauf.
Wir steigen in Xining nur am Bahnhof um. Kurz haben wir die riesige Bahnhofshalle zwecks Essenssuche verlassen, um uns erst mal in einem labyrinthartigen Parkhaus eine halbe Stunde zu verlaufen (wie die Doofen tappen wir rum, weil mal wieder nix auf der Online-Karte stimmt). Wieder am Tageslicht, sehen wir die Vielfalt der Ethnien hier. Buddhistische Mönche und Nonnen kommen vom naheliegenden Kloster zum Shoppen in die Stadt. Auch traditionell gekleidete Tibeter:innen machen genauso ihre Erledigungen hier wie muslimische Frauen mit Hijab.
Wir kaufen zweckmäßiges Essen für 29 Stunden Zugfahrt, mit der wir an der Ostküste in Qindao ankommen werden. China ist ein Thermoskannenland. Überall, auch in den Zügen, gibt es heißes Wasser, um Tee oder Instant-Nudelsuppe zu kochen. Jemand hat mir erzählt, dass manche Leute hier denken, dass kaltes Wasser sie krank macht – stimmt sicher auch, denn aus dem Wasserhahn sollte man hier nicht direkt trinken.
Um kurz vor 23 Uhr fährt der Zug pünktlich ab – und bleibt es auch. Wir liegen im Sechserabteil ganz unten auf den Pritschen. Bis zum ersten Halt um 1:15h in Langzhou, sind wir allein und machen schon mal die Augen zu. Dann füllt sich das Abteil schlagartig. Koffer werden unter unsere Liegen gequetscht und ein Mann setzt sich dazu auf mein Bettchen, was mir gar nicht gefällt. Dann verschwinden alle ihren höher gelegenen Kojen und der Zug schaukelt und rumpelt alle in so was wie Schlaf. Dumpf höre ich von der obersten Etage ein ziemlich unangenehmes Schnarchen – gut, dass der Zug so laut ist, sonst müsste ich ausrasten. Ich brauche dringend eine Form der Meditation, die mich Frieden schließen lässt mit diesen Geräuschen
Die Nacht geht vorbei. Erholsam ist anders. Dann muss ich zur Toilette. Eine Edelstahl-Stehschale mit einem mini Loch erwartet mich. Dazu eine Reinigungsbürste und eine Würstchenzange. Nach kurzem Grübeln, geht mir ein Licht auf. Die ist wohl dazu gedacht, die Hinterlassenschaft durch den kleinsten Abfluss der Welt zu manövrieren, weil die Schwerkraft das alleine nicht schafft, je nach Konsistenz. Die Verfärbungen am Zangenende bestätigen meine Vermutung. Mein Körper reagiert angemessen: alles was nicht ganz dringend raus muss, bleibt drin.
Ich bin irritiert, denn bisher waren wir anderes von diesem Land gewohnt. Moderner, neuer, sauberer. Komisch, wenn mich jemand vor der Einreise nach meinen Erwartungen gefragt hätte, hätte ich aber genau solche Züge erwartet.
Wir berufen beim Nudelsuppenfrühstück mit Kaffee eine Krisensitzung ein. Eine weitere Nacht stünde uns in diesen Räumlichkeiten bevor. Gott sei Dank funktioniert gerade das Internet reibungslos. Das war ansonsten hier wirklich nervig. Wir haben uns VPN Apps aufs Handy geladen, damit wir die Firewall umgehen und wir unsere Apps wie gewohnt nutzen können. Unsere VPN funktioniert leider nur die Hälfte der Zeit. Wir merken, wie sehr wir mittlerweile auf die praktischen Infos im Internet angewiesen sind. Unseren Travel-Flow müssen wir hier ja eh etwas umstellen – ich weiß rückblickend gar nicht, wie wir das vor zehn Jahren in Taiwan ganz ohne Übersetzungs-App überhaupt geschafft haben – ging scheinbar auch.
Wir checken, ob noch ein Viererabteil frei ist, aber Fehlanzeige. Dann recherchieren wir, wo der Zug noch überall hält und suchen nach Umsteigeverbindungen mit den schönen und erschwinglichen Schnellzügen. Yes! Wir werden in einigen Stunden den Würstchenzangen-Express verlassen und diesen mit einem Sprinter einholen, um sogar noch vorzeitig in Qindao anzukommen. Man wird doch älter und komfortbedürftiger – naja das nötige Kleingeld zu haben, macht es eben auch leichter. Warum wir nicht von Anfang an ein schöneres Viererabteil gebucht haben, lässt sich auf den Reisemodus zurückführen. Es ist kein Urlaub, wo man sich mal so richtig was gönnt, sondern wir wollen unser Geld wohl bedacht einsetzen (und nicht am Essen sparen).
In Qindao ziehe ich noch meinen Fahrradhelm vor dem sympathischen Hostelbesitzer. Er hat als erster Chinese sein Land zu Fuß umrundet. Hat nur fünf Jahre gedauert. Mit dem Fahrrad ohne Gangschaltung ist er auch bis Tibet geradelt (er musste oft schieben). Im Hostel
treffen wir einen jungen Dänen, der Chinesisch spricht, dem wir noch allerlei Fragen stellen können, um einiges hier besser zu verstehen. Wir haben einen schönen letzten Abend. Wheat, der Hostelbesitzer, schenkt uns ein von der Familie gekochtes Abendessen im Innenhof der Unterkunft. Das bekommen nur Radfahrer:innen, die hier übernachten. Wir sind mal wieder unendlich dankbar, was das Leben so für uns bereit hält. So sitzen wir mit bunt gemischten Menschen, mit Live-Musik von der Bambusflöte am kleinen Lagerfeuer – ich schätze mal, es ist das einzige in der Sechsmillionenstadt.
Abschließend noch eine kleine Bilderschau zu dem Land, das uns in nur zwei Wochen um so viele Erfahrungen reicher gemacht hat. Die Zeit hat sich sehr intensiv angefühlt. Wir haben uns geärgert, viel gelacht, waren irritiert, angeekelt, überrascht und haben ganz viele Vorurteile abbauen können (und mache bestätigt).
Südkorea wird sicher ganz anders sein? Oder?Læs mere

RejsendeWas wissen wir eigentlich von China - eigentlich nichts. Von Eurem Reisebericht und den Fotos dazu war ich gerade so fasziniert, dass ich doch glatt meinen Bus verpasst habe 😂 Aber, dass war es auf jeden Fall wert 😉

Rejsende😂 ja...wir wissen so vieles nicht. Ich dachte, ich wüsste wie es wäre und es ist ganz anders...
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- Dag 261
- tirsdag den 14. maj 2024 kl. 12.00
- ☀️ 18 °C
- Højde: 6 m
SydkoreaHangdong Chil Ga37°27’13” N 126°35’41” E
Südkorea-ein Land mit vielen Gesichtern
14. maj 2024, Sydkorea ⋅ ☀️ 18 °C
Was fiel mir vor der Reise zu Südkorea ein? Eigentlich nur Kimchi, Kimbab und Bibimbap. Und natürlich die angespannte Situation mit Nordkorea.
Wir kommen pünktlich und vorallem gut ausgeschlafen mit der Fähre über das Gelbe Meer in Incheon an. Es ist etwas absurd, dass man uns bei der Abfahrt auferlegt hat unsere Fahrräder die echt steilen Rolltreppen hoch zu hieven, damit sie in einen Abstellraum an Deck gestellt werden können. In der Regel radeln wir mit unseren Rädern ganz entspannt in das Autodeck ein. War vielleicht nett gemeint mit dem Deck, zugleich sehr unpraktisch für uns.
Von daher heißt es bei Ankunft erstmal wieder die Räder und unser ganzes Gepäck von Deck 7 schaffen. Schweißgebadet radeln wir in Incheon Richtung Seoul. Spaß ist anders, denn Fahrradwege gibt es hier null. Unser Weg führt uns durch ein großes, tristes Industriegebiet.
In einem, für uns neuen Land ankommen, heißt auch immer, sich neu orientieren und eingrooven. Sprich, wo können wir Geld abheben, wie ist der Wechselkurs, wie läuft es mit der Bezahlung hier, was gibt es in den Supermärkten, wie klappt es mit der Verständigung etc. Nachdem unsere Kreditkarten erstmal nicht am Kaffeeautomat funktionieren, lädt uns eine Koreanerin direkt zu einem Kaffee ein. Wir merken schnell, dass uns auch hier die Menschen mit offenen Armen empfangen. Sehr neugierig und freundlich werden wir immer wieder angesprochen und nach unserer Reise gefragt. Mit Google Translator und mit Händen und Füßen versuchen wir den Menschen dann zu erklären, was wir machen.
Mittlerweile habe ich ein Schild gestaltet, was unsere Reise abbildet und was wir den Menschen zeigen können. Wir ernten immer wieder erstaunte und bewundernde Ausrufe, die mich nur zu oft innerlich schmunzeln lassen, da es für mich Geräusche sind, die ich so nicht kenne.
Nach unendlich langen 20 Kilometern kommen wir endlich am Fluss und somit an unserem eigentlichen Start der Reise quer durch Südkorea an: dem 4 River Cycling Path. Ein Radweg, der Südkorea von Nord nach Süd durchquert.
Kaum am Radweg, treffen wir endlich mal wieder andere Radreisende. Deren nächstes Ziel ist allerdings die Grenze zwischen Süd - und Nordkorea. Die demilitarisierte Zone kann besucht werden und scheint ein sehr merkwürdiges Erlebnis zu sein.
Im Laufe unserer Radtour sprechen wir mit einem Südkoreaner, der Tränen in den Augen hat, als er von der Teilung seines Landes spricht. Es seien doch seine Brüder und Schwestern, die da hinter der Grenze leben. Es sei doch eigentlich ein Land und nicht zwei.
Ähnlich wie Deutschland wurde Korea nach dem zweiten Weltkrieg und mit der Kapitulation Japans 1945 in zwei Teile geteilt: der Süden wurde von den USA verwaltet, der Norden von der ehemaligen Sowjetunion. Die Grenzziehung verlief Recht willkürlich entlang eines Breitengrades. Die Geschichte der daraus resultierenden Konflikte ist lange und kompliziert. Leider ist es nie gelungen die beiden Landesteile zu einem Land zu vereinigen, wie es in Deutschland gelungen ist. Und was in Nordkorea so los ist, ist ja bestens bekannt.
Hier in Südkorea ist man dennoch scheinbar gelassen bzgl. einer realen Bedrohung durch Nordkorea. Das Leben läuft hier ganz normal. Aber was bleibt den Menschen auch anderes übrig?!
Schnell merken wir, dass hier vieles möglich ist, aber eine Sache nicht: spontan sein.
Wie in anderen Ländern radeln wir in der Stadt, hier die Metropole Seoul, zu einem Campingplatz. Der Platz liegt auf einem Hügel. Schweißgebadet oben angekommen, stellen wir mit Freude fest, dass der Platz riesig ist. Es sollte also kein Problem sein, ein Plätzchen für unser Minizelt zu ergattern. Denkste - nicht in Korea. Wir haben nicht reserviert, also gibt es keinen Platz! Wir fassen es nicht. Es ist am dämmern und man schickt uns weg?!? Richtig. Ist uns so noch nie irgendwo passiert. Nach mehreren Versuchen den Campingplatzbesitzer von unserer Situation zu überzeugen und ihn von seinen Richtlinien abzubringen, radeln wir angep... wieder bergab in den größten Park von Seoul. Etwas ratlos überlegen wir, was wir machen sollen. Bis in die Stadt ist es noch ein Stück und es wird dunkel. Da wir uns hier sehr, sehr sicher fühlen, schlagen wir unser Zelt, nachdem ich einen Polizisten um Erlaubnis gefragt habe, kurzerhand im größten Park der Metropole auf. Niemals hätten wir das in Athen, Istanbul, Tiflis oder sonstwo getan! Morgens um 5h schrecken wir dann doch hoch, als es an unser Zelt "klopft" und uns jemand darauf aufmerksam macht, dass Zelten nur von 7h morgens bis 21h abends erlaubt ist. Day Camping - für uns neu und bisher Sinn befreit. In Korea sehr beliebt.
Sowieso lernen wir in den ersten Tagen viel Neues zu Südkorea:
- Die Koreaner:innen lieben das Neuste vom Neusten. Egal ob bei Rädern, Autos oder sonst was. Konsum steht hoch im Kurs und sie brauchen Statussymbole.
- selbst wenn man nur spazieren geht, kleidet man sich wie zu einer Expedition.
- Hunde sind vorallem hübsch zu kleiden und zu frisieren.
- Radwege in Städten quasi Fehlanzeige.
- Auch öffentliche Toiletten können wie geleckt aussehen.
- Schönheits-OPs gibt es als Geschenk zum 18. Geburtstag.
- Südkorea ist das Land mit der geringsten Geburtenrate: 0,72 .
- Das Bildungssystem ist vorallem eins: stressig! In die Schule geht man je nach Alter von 7h - 18h/19h/20h. Danach wird gelernt.
- die Suizidrate ist hoch, sowohl bei Jugendlichen, als auch bei alten Menschen.
- körperliche Fitness steht hoch im Kurs. Spätestens ab 6h morgens wird sich an der frischen Luft bewegt.
- Augen auf, bevor man in einem Motel eincheckt. Es könnte nämlich sein, dass man in einem "Love Hotel" landet, in dem unverheiratete Paare oder auch Singles absteigen, die Spaß haben wollen. Uns passiert. Deshalb lieber mal das Zelt aufs Bett gebaut. Matratze mochten wir nicht😜.
- Safety first! Egal ob Taschenlampe oder Ablassseil im Hotelzimmer ist alles vorhanden für irgendeinen Fall der Fälle. Verbotsschilder gibt es überall.
- Keine Sonne an die Haut lassen, ist oberstes Gebot. Ich werde davor gewarnt die Sonne auf meine Arme scheinen zu lassen.
- mehrfach zeigt man uns die korrekte Technik mit Stäbchen zu essen. Wir sind nämlich bei Nudeln recht unbeholfenLæs mere

RejsendeAndere Länder, andere Sitten - das denke ich bei gefühlt jedem Artikel von euch. Danke, dass ihr mir Südkorea etwas näher bringt. Bis dato verbinde ich damit nämlich gar nichts... Meine Highlight: Das Zelt - im Park und auf dem Bett 🤣
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- Dag 270
- torsdag den 23. maj 2024 kl. 12.00
- ⛅ 28 °C
- Højde: 17 m
SydkoreaCham-san35°42’4” N 128°22’19” E
Konfuzius sagt: Der Weg ist das Ziel
23. maj 2024, Sydkorea ⋅ ⛅ 28 °C
Nach nur 500 Kilometern im letzten Monat in Georgien und China, haben wir endlich mal wieder richtig Strecke gemacht in Südkorea. 6000 Kilometer haben wir jetzt auf dem Tacho und über 55000 Höhenmeter.
In der Nähe lag eine UNESCO Welterbestätte. Der Dodong Seowon Konfuzius Tempel ist ein Ausbildungsort des Neokonfuzianismus' aus dem 15. Jahrhundert. Konfuzius selbst lebte im 6. Jahrhundert vor Christus. Sein philosophischer Ansatz hat Korea geprägt.
Hierarchie und Respekt spielen eine große Rolle. Das zeigt sich auch in der Sprache. Es gibt sechs verschiedene Anreden zwischen Menschen je nachdem auf welcher "Stufe" der Hierarchie man zueinander steht. Ich persönlich denke, dass Hierarchie ein Konzept ist, das längst überholt ist und in den allermeisten Bereichen ein Agieren auf Augenhöhe angemessen wäre.
Wir hören ein Beispiel vom Korea Air Flug 801. Die Maschine mit 254 Menschen an Bord ist 1997 abgestürzt, weil der Co-Pilot, der in der Hierarchie dem Pilot untergeordnet ist, nicht deutlich genug den Fehler des Piloten angesprochen hat, um den Absturz zu verhindern. Der niedere Rang hat es ihm schlicht nicht erlaubt, ihn so stark zu kritisieren. Eine extreme Story. Seitdem dürfen Pilot:innen im Cockpit nur noch Englisch miteinander sprechen, weil es da nur ein "you" zur Absprache gibt.
Zum Respekt: Wir sehen auch hier in diesem reichen Land, dass viele ältere Menschen Pappe und Papier sammeln und mit einem Karren zum Recycling bringen, um ein bisschen was zur mickrigen Rente dazu zu verdienen. Wo ist da die Verehrung der Eltern und Alten, von der Konfuzius sprach...
Bei Respekt denke ich noch oft an die Menschen auf Lesbos, die auf der Suche nach einem besseren Leben in Frieden und ohne Gewalt sind. Ich wünsche mir sehr, dass die rechten Parteien bei der anstehenden Europwahl die Wählerstimmen nicht mit ihrer Angstmache gewinnen...der Kurs der EU ist mit den Flüchtlingsdeals für mich sowieso schon kaum tragbar.Læs mere
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- Dag 271
- fredag den 24. maj 2024 kl. 10.30
- ☀️ 22 °C
- Højde: 9 m
SydkoreaGwangallihaesuyokjang35°9’15” N 129°7’9” E
In den Süden von Südkorea
24. maj 2024, Sydkorea ⋅ ☀️ 22 °C
Radfahren, Zeltplatz suchen, Essen, Schlafen…Endlich sind wir wieder Radfahrvagabunden.
Wir genießen es einen wirklich top ausgebauten und beschilderten Radweg zu haben. Der erste seit dem Rhein, würde ich sagen. Bislang haben wir immer viel Zeit dafür aufgewendet die Strecken zu planen, zu recherchieren, wo es landschaftlich schön ist, wo sich Höhenmeter lohnen und wo nicht. Das fällt hier alles weg.
Südkorea ist ein touristisches Radparadies. Der 4 River Cycling Path beginnt westlich von Seoul und führt bis in den Süden nach Busan am Japanischen Meer. Wir gehen es ganz entspannt an. Nichts muss, alles kann. Jeden Tag entscheiden wir neu, wie weit wir radeln. Es ist auch denkbar einfach einen Stellplatz fürs Zelt zu finden. Wildcampen wird in Südkorea geduldet, wenn man nicht die Verbotsschilder ignoriert und wenn eine Toilette in der Nähe ist. Das beachten wir und finden einige richtig tolle Plätze. Noch dazu ist es hier so sicher, dass wir auch an Stellen das Zelt aufschlagen, wo wir sonst niemals übernachten würden, wie zum Beispiel im Stadtpark von Seoul. Am liebsten verschwinden wir immer spurlos, so dass uns niemand sehen kann oder auch auf dem Weg zum Platz gesehen hat. Hier geht es manchmal nicht anders, aber das Bauchgefühl ist hier ok, wenn wir auch so stehen, dass uns morgens die ersten Spaziergänger um 6:00 Uhr sehen.
Weil wir auch mal duschen wollen, nehmen wir uns alle paar Tage ein Zimmer. An einem Tag bleiben wir nach nur zwölf Kilometern in einem Thermalort hängen. Die Werbeschilder mit 53 Grad Celsius (mehr können wir ja nicht lesen) sind verlockend genug den Tag zu beenden und ins heiße Wasser zu hüpfen. Ein Erlebnis der besonderen Art – dessen Beschreibung ich mir aber noch ein wenig aufspare. Nur soviel: hier herrscht ein anderes, bürstigeres Verständnis von Wellness als bei uns. Sauberkeit hat höchste Priorität.
Der Weg ist nur mit ein paar Höhenmetern gespickt. Einmal klettern wir auf über 500 Meter. Und einmal auf 170 Meter, aber mit durchgehend 14 Prozent. Wie fertig kann man denn sein, nach einem Kilometer steil bergauf? Ansonsten macht uns die Hitze zu schaffen – schließlich radeln wir in Richtung Subtropen je weiter nach Süden wir kommen. Beim Fahren haben wir wenigstens Wind um die Ohren.
Wir genießen die Kulinarik entlang des Weges und staunen nicht schlecht über die Preise bei Obst und Gemüse, wenn wir einkaufen. Drei Äpfel für 8€…Eine Bibimbab Bowl kostet dagegen nur 6€. Die bei uns so teuren Pilze sind hier spottbillig und in großer Auswahl zu haben.
Später erfahren wir, dass der komplette Radweg auch ein Greenwashing Projekt ist. Der K-Water Konzern, der beinahe jeden großen Fluss gestaut hat und damit massiv in die Ökosysteme eingegriffen hat, finanzierte den Radweg quasi zur Wiedergutmachung. So erzählt es uns hier jemand. Wie auch immer: der beschilderte Weg bringt die Menschen aufs Rad in ihrer Freizeit, das finde ich genial. An den Wochenenden ist ganz schön was los. Wir begegnen vielen interessanten Menschen…in den Fotos stellen wir euch einige vor.
Einen möchte ich aber besonders erwähnen: als wir nach über 600 Kilometern in Busan ankommen, gönne ich meinen Füßen ein heißes Bad mitten auf einem großen Platz. Da setzt sich ein älterer Mann neben mich und wir kommen ins Gespräch – er spricht ein wenig Englisch. Ich erzähle von unserer Reise und frage ihn, was ihn auf den Radweg bringt. Er ist ehemaliger Radprofi und fährt jeden Tag 100 Kilometer mit seinem Rennrad. Bei seinem Alter staune ich und mache eine kleine Verbeugung. Mit 91 Jahren ist das noch alles möglich.
Also Vorsicht: Radfahren kann das Leben verlängern - wenn es gute und sichere Radwege gibt😊Læs mere

RejsendeIch freue mich immer sehr über eure Berichte. Die sind so toll geschrieben und die Bilder sind auch klasse.

RejsendePasst auf, dass euch keine Fäkalien auf den Kopf fallen 🤣 https://orf.at/stories/3359068/
























































































































































































































































































































































































































































RejsendeGRATULIERE 👏
RejsendeIhr seid der Wahnsinn 👏👏👏
RejsendeMega 🎉🎉🎉🎉♥️😘