• Robert Janzen

Skandinavien 2022

A 52-day adventure by Robert Read more
  • Farvel Norge - Hei Suomi

    June 22, 2022 in Finland ⋅ 🌧 13 °C

    (Mach's gut Norwegen - Hallo Finnland)
    Auf geht’s und das heute sehr früh. Ich lasse den Kaffee und da Frühstück erst einmal aus und fahre zurück nach Kirkenes. Diese ziemlich enge Straße möchte ich in Ruhe zurückfahren. Ich treffe doch noch einen Radfahrer aus Schleswig den ich gestern bereits getroffen hatte und mir von seinem Vorhaben erzählt, dass er mit dem Hurtigrouten bis nach Kirkenes gefahren sei und nun, entlang des eisernen Vorhangs über Finnland und die baltischen Republiken, weiter über Polen auf dem Fahrrad zurück nach Hause fahren wird. „Oha, Respekt“ sage ich und wünsche ihm eine gute Reise. Ich denke noch einmal an meine Begegnung mit einem Wanderer in der Nähe von Lindesnes, dem Südkap Norwegens, zurück. Der hatte einen ähnlich verrückten Plan. Er wollte vom Südkap bis zum Nordkap laufen. Wie weit der wohl bisher gekommen sein mag?
    Ich tanke noch einmal voll und mache mich auf den Weg nach Inari in Finnland. Es geht natürlich erst einmal ein Stück zurück auf der E6, biege dann aber in Neiden links auf die 92 ab. An diesem Abzweig mache ich noch einen Halt, denn hier befindet sich noch ein Wasserfall, der Skoltefossen. Den möchte ich mir noch einmal ansehen. Einige Fliegenfischer wittern dort ihre Chance vielleicht doch die ein oder andere dicke Forelle zu fangen. Ich schaue mir das eine Weile an, beobachte wie sie immer und immer wieder die Fliege an der Nylonschnur in die Mitte der wilden Strömung werfen, und hoffe mehrere Minuten auf einen Fang. Ich verliere dann aber bald die Geduld und ziehe weiter! Kurz darauf fahre ich an einem großen Schild vorbei, an dem die Öffnungszeiten der Zollstation bekannt gegeben werden. Fünf Kilometer weiter passiere ich, mitten im Nichts, die scheinbar verlasse Zollstation. Dann, nach weiteren fünf Kilometern fahre ich über die Grenze. Jetzt bin ich in Finnland und auch die Landschaft verändert sich abrupt. Die ersten Rentiere stehen wieder an der Straße, andere nehmen Reißaus vor mir und meiner tönenden Ferienwohnung. Das war’s mit Norwegen, die nächsten Kilometer habe ich Zeit ein Fazit zu schließen und schaue sehr, sehr zufrieden zurück. Es war wirklich alles dabei, mehr als ich überhaupt erwartet habe. Unzählige Fjorde, Seen, Berge, Brücken, Tunnel und wunderschöne Fährfahrten. Wunderschöne Straßen und Wanderwege. Rentiere, Wale, Schafe, Polarhasen und viele verschiedene Vogelarten. Und die Landschaft ist so vielseitig, eben nicht nur rau und schroff, sondern manchmal auch sanft mit riesigen gelben Wiesen. Ich bin sicher ich werde wiederkommen und Norwegen Linda zeigen, sie kennt es noch nicht und wird sicher genauso begeistert sein.
    Dann irgendwann verschwindet auch der norwegische Radiosender. Farvel Norge!

    Ich fahre durch Lappland. Durch die Kiefern und Birken, entlang der Straße, sehe ich links und rechts jede Menge Seen, große und kleine. An einigen Abschnitten ist der Bewuchs so dicht, dass dahinter nichts mehr zu erkennen ist. Für diese Momente hält das Wetter aber Ersatz in Form von Regen für mich bereit. Für Wasser ist also gesorgt. Es ist grau, sogar dunkelgrau. Die Fahrt ist eher monoton, keine Berge, kaum Kurven. Das Auto fährt schon beinahe alleine. Kurz vorm Ziel muss ich dann aber doch eingreifen. Die 971 endet und ich biege auf die E75 ab. Nach zwanzig weiteren Kilometern komme ich in Inari an, finde aber keinen Parkplatz, was ja gut zu meiner Stimmung, die sich mittlerweile dem Wetter angepasst hat, passt. Ich stelle mich erst einmal vor einen Supermarkt und kaufe ein, nicht weil ich etwas brauche, eher zum Zeitvertreib.
    „Es nützt ja nix“ versuche ich mich anschließend zu motivieren Inari doch noch einmal kennenzulernen und mache mich stöhnend auf den Weg. Genau jetzt beginnt es aber wieder an zu gießen und ich falle zurück auf die „Couch“. Doch erstmal Kaffee, dann aber wirklich. Ich schaue mir Inari an, aber wie sich herausstellt hat Inari auf den ersten Blick nicht so viel zu bieten. Also mache ich mich wieder auf den Rückweg und schaue auf meine Karte um einen Platz für die Nacht zu finden. Ich entscheide mich für einen Platz ganz in der Nähe. Dort angekommen mache ich dann doch noch einen ausgiebigen Spaziergang auf dem Juutua Trail, einem gute ausgebauten Wanderweg entlang der Ufer des Juutuas. Es ist ein schöner Weg auf dem ich nur einmal auf andere Wanderer treffe. Nach etwas mehr als 6 km bin ich wieder zurück. Die Sonne zeigt sich mittlerweile doch noch mal und so nutze ich, genauso wie eine andere Camperin neben mir, diesen Moment und setze mich noch einige Minuten zu ihr und genieße den Moment.
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  • Offroad zum Weihnachtsdorf

    June 23, 2022 in Finland ⋅ ⛅ 18 °C

    „Bin im Weihnachtsdorf.“ Ganz nüchtern gebe ich diese Meldung nachhause ab. DAS Weihnachtspostamt steht hier, fast direkt neben mir. Eigentlich wollte ich hier nur einen Fotostop machen und dann schnell weiter, denn trotz der dauerhaft dudelnden Weihnachtsmusik will bei mir hier wirklich keine Weihnachtsstimmung aufkommen. Es scheint die Sonne, es sind 22 Grad und von Schnee ist hier weit und breit nichts zu sehen.
    Aber der Tag begann alles andere als sonnig. Im Gegenteil, es war kalt und naß. Das eigentliche Ziel für heute ist der Pallas-Yllästunturi-Nationalpark. Fest entschloss mache ich mich also auf den Weg, fahre auf der 955 Richtung Osten. Abgesehen von Kälte und Regen läuft es gut. Es ist überhaupt nichts los. Auch wie gestern hält die Landschaft keine großen Überraschungen bereit, es wird immer eintöniger, so dass ich in einen tranceartigen Zustand verfalle. Alles geht automatisch. Eine kräftige Bodenwelle holt mich für einen Moment aus diesem Zustand, in den ich aber unmittelbar wieder zurückfalle. Ich glaube die Sami Musik aus dem Radio verstärkt diesen Zustand noch erheblich. Hier ist einfach nichts außer Bäume. Selbst die Rentiere bleiben fern. Nach etlichen vielen Kilometern erreiche ich eine Kreuzung, aber selbst da muss ich nur gerade aus rüber. Mir ist langweilig und da kommt das, was da auf mich wartet, gerade recht. Die offizielle Straße 955 auf der es weiter geht ist unbefestigt. Na endlich denke ich, zögere aber trotzdem einen Augenblick, schaue doch noch einmal nach einer Alternative und fahre dann weiter gerade aus. Es ist schmierig, ein wenig Split liegt auf der Straße und tatsächlich gibt es kaum Schlaglöcher. Allerdings muss ich doch aufpassen, denn ab und an beginnt das Fahrzeug zu rutschen. Ich schalte einen Gang runter, fahre langsamer und muss mich konzentrieren. Der nächste Wegepunkt auf der Karte befindet sich in 20 km. Dort angekommen muss ich feststellen, dass es weiter offroad geht. Okay, ich akzeptiere, weiter geht’s. Es fängt mittlerweile wieder an aus Eimern zu schütten, was die Bahn noch rutschiger macht. Langsam hört der Spaß für mich auf, spätestens nachdem sich weitere etliche Kilometer anschließen. Nach ca. 60 Kilometern erreiche ich wieder eine befestigte Straße. Das Auto sieht aus wie Sau, aber das ist mir fast egal. Ich fahre weiter und zu meinem Entsetzen verwandelt sich diese Straße wieder in eine unbefestigte Straße. Wenn das bis zum Nationalpark so weitergeht habe ich so noch etwa 100km vor mir. Jetzt habe ich doch die Faxen dicke. Ich werfe noch einen Blick in die Wetter App und meine Entscheidung steht fest. Ich lasse den Nationalpark aus und fahre direkt nach Rovaniemi. Von dem Ort in dem ich mich befinde erreiche ich bald die 79 die mich ans Ziel bringt. Ein dicker Regenguss noch und dann kann ich zusehen wie das Thermometer steigende Temperaturen anzeigt. „Richtige Entscheidung“, bestätige ich mich selbst. Sogar Rentiere sehe ich dann doch noch ganz nah. In Rovaniemi mache ich noch eine kurze Tour durch die Stadt, aber auch diese Stadt ist alles andere als ein Perle. Ich fahre zum Weihnachtsdorf, das etwas außerhalb, in der Nähe des Flughafens liegt. Motor aus! Hier bleibe ich für diese Nacht…
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  • Die kleine Bärenrunde

    June 24, 2022 in Finland ⋅ ⛅ 20 °C

    Ich fahre auf der E4 und bin auf dem Weg zum Oulanka-Nationalpark. Gestern war ich mir wirklich nicht sicher ob sich dieser Weg überhaupt lohnt. Die Wettervorhersage für heute ist allerdings super, genauso wie für die kommenden Tage. Ohnehin habe ich bereits vieles über diesen Nationalpark gelesen, was alles sehr vielversprechend klingt.
    Ich komme auf meiner Fahrt durch Kemijärvi und die Aussicht ringsum begeistert mich. Viel Wasser und viele kleine Inseln. Ich möchte mir dafür etwas Zeit nehmen und halte hier. Die Sonne scheint genau durch das Skyroof und es wird dadurch schon ziemlich warm im Auto, also kommt dieser Halt ohnehin gerade sehr gelegen. Ich laufe eine kleine Runde durch den Ort, der wieder mal nicht so viel Charme versprüht. Aber um so mehr das was ihn umgibt. Ich setze mich einige Zeit ans Wasser rund genieße. Es ist toll.

    Plötzlich tauchen da wieder Rentiere vor mir auf, eines hat ein richtig großes Geweih. Praktischerweise befindet sich einige Meter weiter gerade eine Bushaltestelle an der ich spontan halte. Ich möchte die Tiere aus der Nähe fotografieren. Tatsächlich lassen mich die Tiere relativ nahe an sich heran. Ich mache meine Fotos, dann werden sie aber doch nervös und verschwinden im Dickicht. Glücklich darüber diese Fotos im Kasten zu haben fahre ich weiter. Irgendwann muss ich die E4 verlassen und biege auf die 8693 die ich nach einigen weiteren Kilometer wieder verlasse. Es geht wieder weiter auf eine der vielen unbefestigten Straßen in Richtung Juuma. Ich suche mir einen Platz, an dem ich auch heute Nacht bleiben möchte. Dann mache ich mich auf den Weg die kleine Bärenrunde zu laufen. Die Bärenrunde ist angeblich in Finnland einer besten Wanderwege für den man eigentlich mehrere Tage benötigt. Ich laufe heute nur die kleine Runde, die ca. 14 km lang ist. Und sie ist wirklich toll. Die Wege sind in einem super Zustand. Da wo es nass wird helfen Holzwege trockenen Fußes weiterzukommen. Steile Kanten werden über Treppen bewältigt, aber es ist trotzdem anstrengend. Es geht hoch und runter. Die Wärme der Sonne sorgt dafür, dass der Wald intensiv nach Tannen riecht. Tief einatmen! Fast von jedem Ort habe ich einen tollen Blick auf den rauschenden Kitkajoki, den ich mehrfach auf Hängebrücken überquere. Ab und an komme ich an Hütten vorbei an denen sich auch immer eine Feuerstelle befindet. Die Wanderer, zumeist Finnen, verbringen ihre Pausen dort. Das Motto hier ist: "Bring your own Wurst"! Der Duft der gegrillten Würstchen steigt mir tief in die Nase. Ja, so eine könnte ich jetzt auch gut vertragen, denke ich irgendwann zum wiederholten Male. Das Feuer hilft auch gegen die Mücken, die hier allgegenwärtig sind. Stehen bleiben ist keine Option, immer schön bewegen und ab und an mal eine klatschen. Das hilft und macht es erträglich. Nach drei Stunden bin ich wieder zurück, ich gehe duschen und mache mir eine Dosenkartoffelsuppe auf. Noch ein bisschen Pfeffer, Salz und einen kleinen Schuss Senf dazu. Lecker! Schön dass ich hier bin.
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  • Oulanka Nationalpark - Oulu

    June 25, 2022 in Finland ⋅ ⛅ 20 °C

    Oh da steht ja noch ein Camper, stelle ich heute Morgen fest als ich die Jalousien nach oben schiebe. Wann ist der denn angekommen? Kennzeichen BB-…Böblingen. Aha!
    Nach dieser Erkenntnis und einem Kaffee weiter verlege ich meinen Platz um 20 Kilometer, zum Visitor Center des Oulanka Nationalparks. Von dort möchte ich heute noch eine kleine Runde laufen. Ich komme dort an und der Parkplatz ist fast leer nur ein paar Rentiere begrüßen mich dort. Ich starte direkt von hier. Den Wanderweg zu finden ist nicht schwer. Alles ist super ausgeschildert und auch wie gestern bestes ausgebaut. Es ist erst 9 Uhr, aber schon ziemlich warm. Ich bleibe heute immer in der Nähe des Oulankajoki, dem Nationalpark namensgebender Fluss. Nach einigen Kilometern stehe ich dann doch mitten in einem Kiefernwald, ganz alleine. Weit und breit nichts, außer Vogelgezwitscher. Jetzt steigt doch etwas Unbehagen in mir auf und denke an die Bären die hier in der Gegend leben. Mistiges Kopfkino… Ich beruhige mich selbst in dem ich mir all das was ich darüber gelesen habe noch einmal ins Gedächtnis hole. Sie mögen keinen Lärm und gehen Menschen grundsätzlich aus dem Weg. Also mache ich mich vor jeder Kurve rechtzeitig bemerkbar, pfeife, schnipse oder klatschen die Hände. Nur das Singen deutscher Wanderlieder, nein, das möchte ich sogar einem Bären nicht antun. Ich komme mir jetzt selbst etwas bescheuert vor, aber es hilft mir und so soll man es schließlich auch machen. Natürlich treffe ich auf keinen einzigen Bären, dafür macht mir jetzt aber ein riesiger Brummer Avancen und umkreist mich minutenlang. Ich halte das aus, das ändert auch nichts, dann beginne ich genervt rumzufuchteln. Hilft auch nicht. „Man du nervst Digger“, beginne ich auf ihn einzureden und tatsächlich macht er sich kurz darauf von dannen. Endlich! Mittlerweile höre ich auch Stimmen von Kanuten die unter mir auf dem Oulankajoki paddeln und nehme mir jetzt endgültig für den Fall eines weiteren Urlaubs in Finnland vor, ein Kanu dabei zu haben. Ja, so mache ich es. Auch dieser Weg führt mich wie gestern durch Wald, Wiese, an Seen und Stromschnellen vorbei. Es gefällt mir, irgendwann setze ich mich auf eine Bank und genieße den Moment vollkommener Stille.
    Zurück an meiner Ferienwohnung auf vier Rädern ist es draußen richtig warm geworden, 25 °C zeigt das Thermometer an und im WoMo ist es noch viel schlimmer. Was würde ich jetzt für ein eiskaltes Pils geben, aber der Kühlschrank gibt leider nichts her. Schade eigentlich!
    Das erste Mal auf dieser Reise tausche ich die lange Hose gegen eine Short und die festen Schuhe gegen Schlappen. Mir steht der Schweiß auf der Stirn. Puh.
    Ich fahre fast durchgängig auf der E20, die Außentemperatur steigt stetig, sehe immer wieder größere Herden Rentiere, fast ein bisschen inflationär. Ich bin auf dem Weg nach Oulu, angeblich die Stadt mit der saubersten Luft in Europa. In Oulu sind leider die ersten Plätze die ich ansteuere alle voll, also muss ich etwas suchen und mache so, ganz unfreiwillig, bereits die erste Stadtbesichtigung. Am Ende werde ich aber fündig und stehe, wie in Finnland eigentlich nur möglich, ganz in der Nähe des Wassers, das Thermometer zeigt 29 Grad an. Bei diesen Temperaturen könnte, aber wirklich nur könnte, ich mir vorstellen morgen in der Ostsee, am Finnischen Meerbusen, baden zu gehen.
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  • Sonntags in Oulu

    June 26, 2022 in Finland ⋅ ☀️ 20 °C

    Guten Morgen, mit diesen Gedanken öffne ich die Tür und wie zur Ladenöffnung stürzen sich gleich mehrer Mücken in mein Wohnmobil. Herrjemine, wieso das denn jetzt? Also verbringe ich die nächsten Minuten damit den ungebetenen Gästen den Garaus zu machen. Ob mir das wirklich gelungen ist werde ich sicher heute Nacht erfahren. Auch heute Morgen genieße ich das Leben bei frischem Kaffee und buche nebenbei eine Fähre von Vaasa nach Umea.
    Ich beschließe heute eine Pause zu machen, mache einen Spaziergang an die Ostsee. Allerdings stelle ich fest, das diese hier eher brackig ist. Nicht so wie ich es von der Ostsee zuhause kenne. Es gibt hier auch nur zwei kleine Strände, die aber beide gut besucht sind. Einige Kitesurfer nutzen die steife Brise die heute weht. Ich beobachte Siebenen Weile und spaziere weiter durch Dickicht und den Küstenwald weiter in Richtung Hafen. Um dorthin zu gelangen spaziert man über mehrere kleine Inseln, die alle mit Brücken verbunden sind. Ich habe das Gefühl die ganze Stadt ist auf den Beinen, zu Fuß, auf dem Fahrrad, auf Skatern, auf Skiern mit Rollen, auf E-Scootern. Am Hafen tobt der Bär, einige wenige, meist russisch sprechende Menschen haben sich für eine Friedensdemo für Frieden in der Ukraine versammelt und ziehend dann singend dich die Stadt. Im Stadion findet wieder, genauso wie gestern, eine Sportveranstaltung statt. Überall sitzen die Menschen am Wasser und genießen das Wetter. Ja, mich steckt das an und immer öfter setze ich mich ans Wasser und genieße den Ausblick. Mir fällt auf, dass ich hier unheimlich viele junge Leute sehe. Vielleicht liegt es an der Universität und/oder das Oulu der IT Standort in Finnland ist?
    Irgendwann zieht aus einem Verkaufsstand, der sich hier an der Straße befindet, der Duft von frisch gebackenen Waffeln zu mir. Dem kann ich natürlich nicht widerstehen und bestelle mir eine große, frisch gebackene Waffel mit Erdbeeren und Schlagsahne. Lecker! Etwas Eierlikör dazu, das wäre jetzt noch die Krönung. Am späten Nachmittag bin wieder zurück am WoMo und aus dem Spaziergang sind dann doch eben 14 km Weg geworden. Es läppert sich.
    Da ich heute hier bleibe, habe ich genug Zeit um ausgiebig zu telefonieren, Emails zu schreiben, Nachrichten zu beantworten und auch Kram zu erledigen.
    Ich haue mich früh in die Koje, denn irgendwie bin ich kaputt und müde. Ich schaue mir noch eine Folge Teheran (eine echte Empfehlung) an, dann noch eine. Draußen knattern Jugendliche mit ihren Mopeds die Straße hoch und runter. Das geht schon den ganzen Abend so und kann deshalb nicht schlafen. Irgendwie nervt es und hoffe das sich das bald von alleine gibt, schließlich ist es spät und morgen ist ja auch wieder Montag. Eine weitere Folge muss helfen. Gegen Mitternacht verschwindet das Knattern dann in der Ferne und ich hoffe das bleibt auch so. Tatsächlich kommen sie nicht wieder zurück und ich kann endlich schlafen.
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  • Erst Oulu dann Kukkola

    June 27, 2022 in Finland ⋅ ⛅ 18 °C

    Puh ist das schon warm heute Morgen, ich reiße erst einmal alle Schotten auf und werfe einen Blick nach draußen, da machen schon wieder Leute Sport. Ich frage mich ob ich da eigentlich mitmachen müsste? Um diese Frage für mich zu beantworten nehme ich mir eine Kaffeelänge Zeit. „Später vielleicht“ ist dann mein Entschluss, der mir noch ein Schlupfloch bietet. Bewegung steht allerdings auch für mich heute wieder auf dem Programm. Heute möchte ich mir Oulu, die Kulturhauptstadt 2026, noch mal ansehen. Ich marschiere also schnurstracks los, vorbei an Ruderbooten die alle schön in einer Reihe am Ufer liegen, hin zur ersten Brücke die ich überqueren muss. Dort fällt mir ein Boot im Oulujoki auf in dem ein Mann sitzt und in gleichmäßigen Zügen gegen den Strom rudert. Er kommt keinen Meter voran, aber er fällt auch nicht ab. So kann man auch Sport machen, denke ich und erkenne beim näher kommen, dass er drei Angeln im Wasser hat. Gemächlich macht er einen Ruderzug nach dem anderen. Seine Position verschiebt sich lediglich von einem Ufer an das andere und wieder zurück. So geht es ewig und ich kann beim Angler nicht ein Anzeichen von Erschöpfung erkennen. Wie lange er das wohl durchhalten kann?
    Ich komme direkt zum Marktplatz wo Gemüse und Fisch, aber vor allem Essen angeboten wird. Auch die alte Markthalle befindet sich dort. Diese wird von einer Bronzestatue, dem Toripolliisi bewacht. Am Markt selbst befinden sich vor allem historische, ziegelrote Schuppen in denen sich vor allem Restaurants befinden.
    Auch den Dom von Oulu möchte ich mir ansehen und laufe dafür durch die Einkaufsmeile, was alles sehr schön anzusehen ist. An vielen, vor allem historischen Gebäuden wird gebaut. Oulu putzt sich bis 2026 raus. Der evangelisch-lutherische Dom gehört zum nördlichsten Bistum Finnlands. Fast 80 Prozent der finnischen Bevölkerung zählen sich zur evangelisch-lutherisch Kirche. Die Orthodoxe Kirche ist die zweite Volkskirche Finnlands. Der Dom ist zu meiner Überraschung offen und ich kann einen Blick hineinwerfen. Eine freundliche Dame empfängt mich und drückt mir gleich etwas Infomaterial in die Hand. Ich sehe mich um, für einen Dom hätte ich eine größere Kirche erwartet, aber immerhin sollen hier bis zu 1.000 Menschen hineinpassen. Ich lese in dem Infomaterial und sehe mich noch eine Weile um, ich mag dieses nordisch Schlichte. Dann verabschiede ich mich und gehe zurück zum Markt, laufe dabei durch den einen oder anderen der unzähligen Parks.
    Ich habe Hunger. Döner oder doch lieber Pizza? Ich entscheide mich für Fisch. Ich bekomme Lachs und eine Portion Muikku, kleine Fische die mit Kopf und Schwanz gebraten und auch so gegessen werden. Ich schaue etwas skeptisch, was der Verkäufer offensichtlich bemerkt. „It tastes better than it looks“, versucht er mich zu überzeugen. Er hat Erfolg, ich bleibe aber weiterhin skeptisch. Den Ersten esse ich noch zögerlich, aber dann.., doch irgendwie lecker. Vollkommen satt mache ich mich auf den Weg zurück, ich möchte heute noch weiterfahren.
    Ich fahre auf der eintönigen E8 und biege dann nach 170 km in Kokkola ab, fahre noch einige Kilometer Schotterpiste und stehe nun in einem Fischerhafen. Richtig idyllisch hier, und ein Wahnsinns Ausblick. Gegen Mitternacht wird es hier auf dem Platz noch einmal richtig voll. Mehrere Autos halten hier und die Leute gehen direkt zu einer der zwei hier vorhanden Aussichtsplattformen. Es muss der beste Ort sein um einen Blick auf den jetzt bevorstehen Sonnenuntergang über dem Meer zu haben. Ein Traum...
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  • Kvarken Archipel

    June 28, 2022 in Finland ⋅ ☀️ 23 °C

    Das war‘s jetzt mit Kukkola, da ist sonst nichts, weiter gehts. Zum heutigen Ziel, den Kvarken Archipel, sind es ungefähr 150 Kilometer auf der E8. Es ist ein langweiliges Fahren, links und rechts der Piste ist eigentlich nichts interessantes zu sehen. Anders als in Norwegen gibt es hier die Küstenstraßen eher nicht. Alles ist gerade, man möchte hier von A nach B und das möglichst schnell und direkt. Einzig die zahlreichen Blitzer an der Straße verhindern ein schnelleres Vorankommen. Für mich aber keine Problem, denn ich schaukele ohnehin sehr gemächlich über die Straße. Irgendwann kurz vor Vaasa verlasse ich dann doch die E8 und fahre Richtung Replot. Diese Insel gehört schon zum Kvarken Archipel. Um aber auf die Inseln zu kommen muss ich über die riesige Replot Bron. Eine Brücke in dieser Größe hätte ich in Finnland jetzt nicht mehr erwartet. Ich bin richtig beeindruckt. Kurz hinter der Brücke mache ich eine Pause. Es ist heute wirklich fürchterlich warm und schwül. Ich mache ein kleines Mittagsschläfchen, dann eine Kaffee, dann gehe ich für Fotos auf die Brücke und mache noch Fotos von unten. Dort passiert mir wieder das Gleiche wie bereits am Fähranleger in Andenes, wieder werde ich von Möwen attackiert. Bin wohl schon wieder ihrem Nest zu nahe gekommen. Garstige Viecher fällt mir dazu nur ein und denke unvermittelt an den Film „Die Vögel“. Jetzt sind es nur noch 11 Kilometer zu meinem Stellplatz den ich bei Park4night gefunden habe. Das Ziel ist schnell erreicht. Meine erste Maßnahme ist nun den Campingstuhl rauszuholen um mich erst einmal in die Sonne zu fläzen. Oder doch lieber Schatten? Ja Schatten, aber erst Anti-Brum. Eigentlich hatte ich mir für heute eine kleine Radtour vorgenommen, aber bei dem Wetter kommt mir das als völliger Quatsch vor. Allerdings habe ich nach zwanzig Minuten schon wieder genug. Ich kann hier nicht einfach rumsitzen. Hier eine kleine Notiz an mich selbst. Entspann dich! Ich hole mir trotzdem etwas Wasser aus der Ostsee, von der ich hier 5 Meter entfernt stehe und fange an die ganzen Insekten vom Auto zu putzen. Zwischendurch immer einen Schluck von der finnischen Apfelsinenlimonade und weiter gehts. Ein schöner Caipirinha wäre mir viel lieber gewesen, der würde mir heute wahrscheinlich aber den Rest geben.
    Ich versuche etwas über Kvarken Archipel herauszufinden und stoße bei nordicmarketing.de auf interessante Fakten. Hier kann ich lesen, dass diese Gegend während der letzten Eiszeit mit einer 3,5 Kilometer dicken Eisschicht bedeckt war. Das hat soviel Druck auf die Landmasse ausgeübt, dass diese in die Erdkruste versunken ist. So weit, so gut. Vor 9.000 Jahren begann sich die Erdkruste wieder zu heben und so tauchen heute jedes Jahr ca. 1 Hektar Land aus dem Wasser wieder auf, Land dass Finnland jedes Jahr dazu gewinnt. Das Kvarken Archipel gehört zum UNESCO Weltkulturerbe.
    Wusste ich es doch, ich hätte schwören können, die kleine Insel da drüben war vorhin noch nicht da.
    Am Abend zieht hier ein Gewitter auf und es regnet ordentlich und bringt etwas Abkühlung. Ein dicker Schwarm Mücken formiert sich derweil vor meinem Fenster zum Angriff, aber das ringt mir nur ein müdes Lächeln ab….
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  • Vaasa

    June 29, 2022 in Finland ⋅ ☁️ 25 °C

    Diese Nacht habe ich ausgesprochen gut geschlafen. Geweckt werde ich durch aufgeregtes Möwengeschrei, aber das haben sie gestern Abend auch schon gemacht. Ein Schwan fliegt tief über mich hinweg und landet auf der Ostsee. Schön so ist das beim ersten Kaffee, morgens draußen vor der Tür. Das Gewitter gestern Abend hat gut getan, die Luft ist super heute Morgen. Ich nehme noch einen zweiten Kaffee und eine Portion Haferflocken. Alles schön langsam heute, keine Hektik. Ich überfliege noch einmal meinen Blog und dann ab dafür. Ich möchte heute, bevor es nach Vaasa geht, unbedingt noch nach Svedjehamn um dort die Budvattnet runt zu laufen. Dafür muss ich nur einige Kilometer weiter fahren. Irgendwann mache ich das und lande in einem ziemlich verschlafenen Ort. Aber gut, der Wanderweg ist ausgeschildert und ist weitestgehend gut ausgebaut. Überall am Rande des Weges sind Infotafeln über die erdgeschichtlichen Hintergründe des Kvaner Archipels. Dann führt der Weg in einen Waldabschnitt und hier warten die fiesen Mücken, denen ich gestern Abend die kalte Schulter gezeigt habe. Erst nur ein Summ, dann immer mehr fiese Summ‘s. Ich werde fast wahnsinnig. Das Anti-Brumm verhindert wahrscheinlich das allerschlimmste. Im Stechschritt versuche ich diesen Abschnitt möglichst schnell hinter mir zu lassen und laufe auf ein deutsches Pärchen auf (seit Tagen glaube ich der einzige Deutsche hier zu sein). Was ich da hinter dem Rücken des Mannes sehe erzeugt bei mir pures Entsetzen, ein riesiger Schwarm verfolgt ihm auf Schritt und tritt. Ich wage keinen Blick nach hinten zu werfen. Wedel hier, klatsch da, irgendwie entkomme ich dieser Hölle und stürze mich direkt auf das Café das in der Nähe des Parkplatzes ausgeschildert war. Ich brauche jetzt dringend etwas erfrischendes. Meine Enttäuschung ist groß als ich feststelle das es geschlossen ist, dann muss es eben wieder Apfelsinenlimonade sein. Ich mache mich sofort auf den Weg nach Vaasa mit einem Zwischenhalt an einer Entsorgungsstation und finde dann einen Platz direkt neben dem örtlichen Gefängnis, welches natürlich die bester Lage am Wasser hat. Auch Vaasa möchte ich mir ansehen und es ist eine schöne, grüne Stadt. Ich werfe einen Blick in die orthodoxe Kirche, dann in die Stadtkirche, trinke einen Kaffee in der Markthalle, laufe durch die Innenstadt am Rathaus vorbei und schlussendlich über die Uferpromenade zurück zum Wohnmobil. Alles ist zweisprachig ausgeschildert, denn hier in Vaasa ist neben Finnisch auch Schwedisch die zweite Amtssprache. Am frühen Abend geht dann wieder ein richtiges Unwetter über Vaasa nieder. Zwei Mädchen, die mit viel Mühe eine Viertelstunde vorher ihre SUP‘s aufgepumpt haben, kehren nun zurück um diese wieder einzupacken. Irgendwie tun sie mir leid. Obwohl ich weder Finnisch noch Schwedisch verstehe, kann ich wohl raushören wie sie ganz aufgeregt über den Blitzeinschlag direkt im Gefängnis nebenan sprechen. Ich glaube in diesem Moment jedem hier in der Umgebung das Herz für eine Sekunde stehengeblieben.
    Auch das hier ist wieder ein letzter Abend, wenn alles gut geht, nehme ich morgen früh um acht die Fähre nach Umea. Dann heißt es „Exploring Sweden“
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  • Umea 🇸🇪 und Husum

    June 30, 2022 in Sweden ⋅ ☀️ 26 °C

    So ein Morgen wie heute ist doch anders als alle anderen Tage, ein bisschen wie in den Urlaub fahren. Ich habe mir den Wecker gestellt um heute rechtzeitig wach zu sein. Meine Fähre nach Umea fährt heute um acht Uhr, spätester CheckIn ist um sieben. Ich werde heute aber schon vorbedenkt Wecker wach und habe also noch ausreichend Zeit heute morgen. In meinem Stellplatz bis zum Terminal sind es nur zehn Minuten Fahrt. Ich bin pünktlich am Terminal und da ist schon richtig Betrieb. „Lane seven“ gibt mir das Personal vor Ort etwas barsch zu verstehen, etwas eingeschüchtert folge kommentarlos. Jetzt heißt es warten, warten und nochmals warten. Aber dann geht es plötzlich schnell und ich finde mich auf der Fähre wieder und die legt überpünktlich ab. Ganz gemächlich dreht das Schiff im Hafenbecken und nimmt Kurs auf Umea. Eine Dreiviertelstunde lang fahren wir vorbei an den vielen kleinen Inseln, die See ist fast spiegelglatt und die Sonne gibt heute wieder alles. Es ist ein toller Anblick, jetzt schon hat sich die Fahrt gelohnt. Ich gehe unter Deck und hole mir in der Cafeteria einen Kaffee und genieße den Ausblick aus dem großen Panoramafenster.
    Schlag 10:30 Uhr Ortzeit kommen wir in Umea, genau genommen in Holmsund an. Das nenne ich mal pünktlich. Von der Fähre runter geht es ziemlich zügig und ich steuere einen Stellplatz in der Nähe an. Ich möchte mal wieder Wäsche waschen und auf diesem Stellplatz soll es eine Waschmaschine und einen Trockner geben. Als ich dort ankomme teilt man mir allerdings mit, dass diese defekt sind. Ich beschließe weiterzufahren. Wenn ich schon mal hier bin möchte ich mir die Universitätsstadt Umea auch ansehen. Ich laufe dennoch etwas planlos durch die doch recht überschaubare Innenstadt, kaufe mir noch ein Eis an einer der zahlreichen Buden und mache einige Fotos. Es ist alles ganz schön, viele Restaurants und Bars. Auffällig sind die unzähligen Fahrräder die hier an jeder Ecke stehen. In Umea möchte ich aber heute nicht bleiben und fahre noch etwa hundert Kilometer Richtung Süden und finde in Husum, ja Husum, einen netten Stellplatz mit einem kleinen Strand. Das Wasser hier hat fast Badewannen-Temperatur, ob ich hier wohl schaffe baden zu gehen?
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  • Badplats ☀️

    July 1, 2022 in Sweden ⋅ ⛅ 21 °C

    (Badestelle)
    Heute ist Badetag. Das Wetter ist so großartig, dass ich mich entschließe noch einen Tag zu bleiben. Gleiche heute Morgen, als alle anderen am Platz noch schlafen gehe ich zum Strand. Das Wasser ist spiegelglatt und es hat sich deutlich abgekühlt. Ich kann locker fünfzig Meter reinlaufen bis es Sinn macht mit Schwimmbewegungen zu beginnen. Dann wird es aber schnell deutlich tiefer, ich nehme eine tiefen Atemzug und tauch ab. „Ist gar nicht so schlimm“ denke ich, die Frostbeule. Ich mache einige Schwimmzüge, dann reicht es mir fürs erste. Dann folgt erst einmal alles nach dem gleichen Prozedere, Kaffee, dann noch einen dann Frühstück. Ich höre mein Hörbuch, Schwestern des brennenden Himmels von Hanna Caspian, weiter. Dann wird es mir aber wieder zu warm, da muss ich was unternehmen und beginne meine Wäsche zu waschen, das ging ja gestern nicht. Selbst ist der Mann. Ich drapiere das Wohnmobil mit an Bügeln aufgehängten T-Shirts, der Rest kommt an eine zwischen zwei Birken gespannte Wäscheleine. Erledigt, jetzt habe ich mir wieder etwas Luft verschafft. Der Tag dümpelt weiter so vor sich hin und ich genieße das. Am Nachmittag mache ich einen kleinen Walk durch einen Teil des Ortes Husum. Der ist soweit nichts besonderes, also fotografiere ich Wiesen, auf denen vor allem Lupinen wachsen, aber natürlich auch alles andere.
    Ich gehe noch einmal an den Strand, bade noch einmal. So vergeht der Tag ohne besondere Ereignisse. Das ist auch in Ordnung.
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  • Skuleskogen Nationalpark

    July 2, 2022 in Sweden ⋅ ☁️ 19 °C

    Ich bin vollkommen geschafft. 21 Kilometer auf einem Trail im Skuleskogen Nationalpark liegen hinter mir und bin froh wieder zurück zu sein. Es war am Ende nicht die Entfernung die mir zu schaffen gemacht hat, vielmehr war es der Untergrund der mir vor allen mental einiges abverlangt hat. Nachdem der Weg auf dem ersten Kilometer mit Holzplanken gut ausgebaut war, änderte sich das schlagartig am ersten Abzweig. Der Weg ist über weite Strecken voll mit freiliegenden Wurzeln der Baume, sicher verursacht durch die vielen Menschen die dort durch den Wald laufen. Durch den Regen waren diese Wurzel vor allem glatt. Nach dem ersten Kilometern erreiche ich ein Plato. Hier muss ich nun Felsen hoch und Felsen runter, die ebenfalls teilweise sehr rutschig sind. Ich muss mich schon sehr konzentrieren um nicht auf die Nase zu fallen und trotzdem nehmen meine Beine das ein oder andere Mal plötzlich Schwung, so das ich Mühe habe das Gleichgewicht zu halten.
    Aber egal, ich mag das ja grundsätzlich. Immer nur gerade aus laufen ist auf Dauer auch langweilig. Für all die Strapazen werde ich schließlich durch tolle Ausblicke und Orte belohnt die anders nicht zu erreichen sind. So komme ich zum Trolls Door und zum Slåttdalsskrevan, einer 200 Meter langen und 30 - 40 Meter tiefen Felsspalte, die sich durch den Nebel heute besonders mystisch gibt. Ich komme an einen Strand der an dem ich eine Pause machen, denn genau in diesem Moment zeigt sich die Sonne heute das erste Mal. Irgendwie passend. Schon bis zu Strand bin ich gute zwei Stunden vollkommen alleine gelaufen, ich höre nur die Vögel, den Wind der durch die Baumkronen weht, meine eigenen Schritte, meinen eigenen Atem. Spätestens als sich die nächste Stunde vollkommener Einsamkeit anschließt, beginnt sich bei mir ein Gefühl von Unbehagen einzuschleichen. Keine Angst, vielleicht fühle ich mich das allererste Mal auf dieser Reise wirklich alleine.
    Aus dem Nichts tauchen dann aber irgendwann zwei Backpacker auf und sie laufen bis zur nächsten Hütte einige Meter vor mir her. Damit ist Schluss mit dem Alleinesein. Auch wenn ich mit ihnen kein Wort wechsle, fühle ich mich erleichtert.
    Nach etwas weniger als sechs Stunden komme ich wieder am Parkplatz an. Ich sehe dort den CamperVan eines Pärchens aus Greifswald, die ich bereits in Husum (gestern) getroffen habe und stelle nun endgültig fest, ich bin Teil einer Karawane und muss ein bisschen schmunzeln.
    Nach einem großen Glas Wasser und einer Dusche fahre ich heute noch einige Kilometer weiter. Ich muss mich wieder dringend um die Ver-/ und Entsorgung kümmern, genauso muss ich noch ein paar Lebensmittel einkaufen. All das ist dann problemlos erledigt und am Ende des Tages strande ich in Härnösand auf der Insel Härnön in der Ostsee. Trotz des tollen Blicks auf die Ostsee gehe ich heute früh ins Bett, ich bin müde aber sehr zufrieden mit dem Tag.
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  • Härnösand

    July 3, 2022 in Sweden ⋅ ⛅ 21 °C

    Also das ist ja mal ein Tag, beim Kaffee am Strand beschließe ich heute Morgen einfach noch einen Tag länger hier zu bleiben. Ich habe keine Lust heute weiterzufahren. Eigentlich stand Sundsvall für heute auf dem Programm, aber das wird morgen auch möglich sein. Also verbringe ich den Vormittag weiter am Strand, höre weiter in meinem Hörbuch und verfolge das Treiben am Strand. Das Wasser hier ist super, schön klar, einen Tick zu kalt für mich, aber ich kann dem dann doch nicht widerstehen. Zum Mittag frischt es etwas auf, ich packe meine Sachen zusammen und verschwinde in meiner mobilen Ferienwohnung. Dann, am Nachmittag mache ich, fast pflichtgemäß, einen gemütlichen Stadtrundgang. Am Sonntag ist allerdings auch hier Totentanz. Gut, denn dann steht mir auf meinen Fotos niemand vor der Linse.

    Zurück im WoMo mache ich mir einen Kaffee, ich finde an solchen Tagen trinke ich definitiv zuviel Kaffee, streame ich eine Folge All mankind, telefoniere einmal und telefoniere nochmal, sitze am Notebook. Irgendwie ein ganz normaler, vergammelter, schöner Sonntag, nur eben in Härnösand.
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  • Sundsvall

    July 4, 2022 in Sweden ⋅ ☁️ 18 °C

    Heute hole ich die Sightseeingtour in Sundsvall nach. Es sind mit dem Auto bis hierher knappe 60 Kilometer auf der E4. Ich stelle das Auto etwas oberhalb der Stadt, auf dem Parkplatz des Heimatmuseums ab, denn von dort sind es nur 20 Minuten zu Fuß in das Zentrum der Stadt. Schon auf den ersten Metern habe ich einen super Blick auf die Stadt und auf die große Brücke über die die E4 über die Ostseebucht verläuft. Ich laufe auf einem serpentinenartig angelegten Holzweg den Berg hinunter, an dem Stadion vorbei und direkt auf die Gustav Adolfs Kyrka (Kirche) zu. Es ist eine aus Steinen gebaute Kirche, wie auch die ganze Innenstadt, die auch Stenstaden (Steinstadt) genannt wird. Im 19. Jahrhundert wurden bei einem Stadtbrand nahezu alle Holzhäuser zerstört und anschließend aus Steinen neu aufgebaut.
    Ich bin etwas früh dran, außer Handwerker laufen hier noch nicht viele Leute durch die Stadt. Ich nutze die Zeit für Fotos, suche mir einen Platz in einem Straßenkaffee und lasse das Treiben in der Stadt auf mich zu wirken. Händler bauen ihre Stände auf, ein Gärtner fährt mit seinem Mobil durch die Einkaufsstraße und bewässert Pflanze für Pflanze unter dem allgegenwärtigen Geschrei der Möwen. Verlassen Gäste ihren Platz im Café, kümmert sich eine Dohle zuverlässig um die auf den Tischen verbliebenen Krümel, eine andere schaut ihr geduldig dabei zu.
    Ich zahle 42 Schwedische Kronen, das sind umgerechnet 3,92 Euro für ein belegtes Brötchen und Kaffee satt. Ich finde das fair.
    Danach laufe ich kreuz und quer bis zum Yachthafen und dann langsam zurück zum Parkplatz. Auf dem Weg komme ich noch durch das Heimatmuseum wo mittlerweile der Bär steppt. Viele Eltern sind dort mit ihren Kindern, denn auch in Schweden sind mittlerweile Sommerferien. Es ist richtig idyllisch hier und ein Mann, der auf seinem Akkordeon spielt, sorgt für die richtige Atmosphäre. Ja, hier kommt Schweden irgendwie rüber.
    Dann fahre ich weiter nach Delsbo, muss dafür wieder auf die E4 und zahle das erste mal in Schweden Maut. Ich möchte dort morgen wieder wandern gehen. Als ich dort allerdings ankomme und den Platz mitten auf einer Wiese, die einem Acker gleicht sehe, kein alternativer Stellplatz in der Nähe zu finden ist, kehre ich um und fahre das Stück auf der 84 zurück und möchte nun nach Hölick. Ich fahre nicht ganz bis dort hin, sondern biege vorher auf einen geschotterten Küstenweg ab, der mich über vier Kilometer einspurig zu meinem heutigen Stellplatz bringt. Ich drücke mir noch fest die Daumen, dass mir kein anderes Fahrzeug entgegen kommt, denn ein links oder rechts ran ist schlicht nicht möglich. Dann heißt es für einen von beiden im Rückwärtsgang etliche Meter zurück. Es gibt auf dieser Strecke lediglich zwei oder drei Einbuchtungen um auszuweichen.
    Puh, mir kommt kein Fahrzeug entgegen. Als ich hier an Stellplatz ankomme merke ich es nun endgültig, auch in Deutschland hat die Reisesaison begonnen. Es ist hier am Stellplatz richtig voll. Au Backe!
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  • Hölick - Naturschutzgebiet

    July 5, 2022 in Sweden ⋅ ⛅ 16 °C

    Los geht’s, um diese Uhrzeit sollte mir bei der Rückfahrt zur „Hauptstraße“ niemand entgegenkommen. Zehn Minuten später habe ich die Gewissheit, ich musste niemandem ausweichen, nicht zurücksetzen. Läuft, würde ich sagen. Holick ist auch nur ein paar Kilometer entfernt. Die Straße endet an einem Campingplatz , der Bereich in dem die Anwohner leben ist durch ein Schranke abgetrennt. Da ist nichts, außer ein echt schöner Strand. Ich suche mir vor dem Ort einen Platz auf einem der beiden großen vorhanden Wanderparkplätze, packe meine sieben Sachen und mache mich auf den Weg zur Lotsenstation, das ist der erste Stopp auf meiner heutigen Wanderung. Von dort aus führt mich der Weg entlang des genannten Strandes in einen Küstenwald, bestehend auf Kiefern und Tannen. Die Ostsee habe ich immer im Blick, wenn nicht dann ist die wenigstens die Brandung zu hören. Es ist heute sehr wechselhaft, nicht so richtig kalt, aber auch nicht so richtig warm. Dementsprechend kann ich mich auch schlecht entscheiden, Jacke an oder Jacke aus?
    Ich komme an einer Ausgrabungsstätte vorbei, an der eine Menge Steine aufeinander gestapelt sind. Mich überzeugt das nicht wirklich, denn in einem Steinwall, Steine aufeinander zu stapeln, das habe ich jetzt auf zu vielen Wegen gesehen und ist eine allseits beliebte Beschäftigung bei Wanderern. Aber ein amtliches Schild bescheinigt diesem Ort eine Ausgrabungsstätte zu sein. Na mir soll’s recht sein. Ich stiefle weiter, ich möchte noch zur zweitlängsten Grundgebirgshöhle Europas, die sage und schreibe 1.340 Meter lang sein soll. Die möchte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Ich hatte gelesen, dass man dort nur mit Führung reinkommt, ja das passt für mich. Ich muss dafür einen kleinen Abstecher machen. Als ich der Höhle näher komme ahne ich schon das etwas nicht stimmt. Ich folge der gelben Markierung die mich sicher vor den Höhleneingang bringen soll. Laut Karte stehe ich jetzt direkt vor dem Höhleneingang, sehe aber nur einen riesigen Haufen Blockschutt. Na gut, kann ja sein, dass der sich irgendwo da oben befindet. Ich klettere auf den Haufen, sehe mich weiter um, aber nichts zu sehen. Laufe nach links, dann nach rechts. Ich zweifle hier wirklich am richtigen Ort zu sein. Wenn das ganze hier nur mit Führung geht, dann muss doch hier irgendjemand sein. Nada, Niente, Nichts! Ich gehe noch einmal zurück, orientiere mich neu und dann sehe ich ihn, den Eingang. Ein kleines Loch im Schutthaufen, in ein Seil eingehängt ist. Das soll es sein? Hinter diesem winzigen Loch durch das ich eben gerade durch passen würde sollen 1.340 Meter Höhle sein? Das Highlight dieser Wanderung entpuppt sich für mich als Enttäuschung und stelle mal wieder fest wie weit Vorstellung und Wirklichkeit auseinander liegen können. Ich kehre um, jetzt ist es nicht mehr weit und ich habe es geschafft. Zurück beim Auto gibts natürlich erst einmal Kaffee. Und dann, ich muss da noch ein wenig drüber nachdenken, entschließe mich dann weiter in Richtung Stockholm zu fahren.
    Ich komme nich bis nach Stockholm, die Fahrt auf der E4 hat mich müde gemacht. Für heute ist in Skutskär Schluss. Dort finde in einem kleinen Hafen einen Platz für eine Nacht.
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  • Öregrunds

    July 6, 2022 in Sweden ⋅ ⛅ 17 °C

    Was soll‘s, wieder nicht bis Stockholm. Aber ich habe ja Zeit. Heute Morgen packe ich das erste mal mein Fahrrad aus um eine kleine Tour zu machen. Ich packe alles was ich so benötige ich meinen Rucksack und auf geht’s. Ich komme nicht weit, vielleicht einen Kilometer als ich die Richtung ändere und sehe was da gerade auf mich zurollt. Ich sehe eine dunkle Wolkenwand aus der es bereits sichtbar regnet. Was für ein Mist, denke ich und mache kehrt. Am Auto angekommen dauert es auch nicht mehr lange und es schüttet. Na gut, dann nicht. Ich möchte heute aber auf gar keinen Fall wieder auf der E4 fahren, das ist vielleicht effizient aber mega langweilig. Ich bleibe also weiter auf der 76, das Ziel ist weiterhin grob Stockholm, aber ich möchte mich da auch gar nicht so genau festlegen, erst mal fahren. Irgendwann plötzlich gibt mir der Fahrer eines entgegenkommenden Fahrzeugs aufgeregt Lichthupe und eine kurzen Moment später erkenne ich den Grund. Zuerst glaube ich ein ausgebüchster Esel rennt da neben der Fahrbahn auf mich zu, aber dann erkenne ich zu meiner Überraschung das doch ein wahrhaftiger Elch läuft. Damit habe ich überhaupt nicht mehr gerechnet und ganz aufgeregt fingere ich irgendwie mein Handy raus um ein Foto zu machen. Jetzt möchte mein Telefon erst einmal sicher sein, dass ich nicht fahre. „Ja ich fahre nicht“ entfährt es mir etwas genervt. Jetzt noch die Foto App starten und Schuss. Mist, daneben. Ich bremse abrupt und halte an, die Leute hinter mir werden hoffentlich Verständnis haben, oder auch nicht, das ist mir eigentlich auch gerade egal, schließlich bin ich ja Tourist. Zack, im Kasten! Suuuper, ich freu mich. Es geht weiter auf der 76, der nächste Regenschauer ergießt sich. Für morgen ist es auch nicht viel besser vorhergesagt. Ich beschließe nach Öregrund abzubiegen. Ich suche dort einen Parkplatz und finde den dann auch noch einigen Runden. Ich löse einen Parkschein, gleich bis morgen, und gehe in die Stadt, fest entschlossen Pizza zu essen. Dann wieder, ein Regenguss. Ich stürze in das nächste Restaurant. Pizza haben die nicht, dafür aber Fish & Chips. Auch gut.
    Beim Schlendern durch das wunderschöne Fischerdorf entdecke ich in der Marina einen Waschsalon. Das ist doch die Gelegenheit. An der Rezeption zahle ich 50 SEK und darf dafür Waschmaschine und Trockner benutzen. Cool soweit, nur steht das WoMo auf der anderen Seite des Dorfes. Egal, ich werfe alle Klamotten, Handtücher und Waschmittel in eine Plastikbox und laufe mit der einmal quer durchs Dorf. Jetzt habe ich wieder 90 Minuten Zeit bis das Programm durch ist. Ich setze mich ans Wasser und beobachte das nächste sich anbahnende Unwetter. Das sieht nicht gut aus, befinde ich. Ich bin rechtzeitig zurück am Waschsalon, werfe alles in den Trockner. Mittlerweile hat es begonnen zu pladdern und wie. Im Laufschritt geht’s für mich dann zurück zum Auto. Vor der Tür läuft mir dann das Wasser dann nur noch so an mit herunter. Zwei Stunden noch, dann muss ich die Wäsche abholen und es sieht draußen nicht so aus als ob es jemals wieder aufhören würde zu regnen.
    Am Abend, es hat dann doch irgendwann aufgehört, mache ich noch eine kleine Runde durch den Hafen, es ist ruhig hier man hört die leise die dumpfen Stimmen der Gäste auf den Terrassen der Restaurants während die Sonne langsam am Horizont versinkt. Wie gesagt, schön hier …
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  • Raining Day

    July 7, 2022 in Sweden ⋅ ⛅ 17 °C

    Ich bin jetzt wirklich auf dem Weg nach Stockholm. Ich starte spät und lasse mir Zeit, denn es regnet heute mal wieder ununterbrochen. Ich lasse mich auf der Straße einfach so dahin treiben, fahre kaum schneller als 70 km/h und genieße es fast alleine auf der Straße unterwegs zu sein. Das ändert sich natürlich als ich in die Umgebung von Stockholm eintauche. Es wird mit jedem Kilometer zunehmend voller auf der Straße. Auch hier habe ich mir einen Stellplatz rausgesucht, dieses Mal einen „richtigen“ Campingplatz, den ich problemlos finde. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Anfahrt mitten durch ein Wohngebiet, aber gut. Als ich dort ankomme gibt der Regen noch einmal alles. Die Fahrzeuge stehen auf einer triefnassen Wiese, und die Leute sitzen unter den Markisen in Regenklamotten eingepackt davor. Ein betrübliches Bild. Die Rezeption ist nich besetzt, ich muss also warten. Mir fällt ein Schild auf, auf dem darauf hingewiesen wird, dass für Fahrzeuge mit einem Gewicht über vier Tonnen oder länger als sechs Meter keine Plätze vorhanden sind. Hmm, mein Hümi ist knappe sieben Meter lang. Ich beschließe das erst einmal zu ignorieren, schaue mich aber in der App sicherheitshalber schon einmal nach Alternativen um. Nach einer Stunde ist die Rezeption wieder besetzt und ich bekomme dann doch problemlos einen Platz zugewiesen. Um dann mit meinem Auto in den mir zugewiesenen Bereich zu kommen muss ich etwas hin und her rangieren, aber das alles gelingt ohne Kratzer und Dellen.
    Da es draußen immer noch regnet, studiere ich sämtliche Handbücher meines WoMo‘s und schaue mir noch einmal die Elektrik an. Dann baue ich einmal exemplarisch die Sitzgruppe zur Schlafgelegenheit um und räume die Schränke etwas um. Das Wetter lässt nun doch noch etwas Gnade walten und dreht den Wasserhahn für heute ab. Für mich die Gelegenheit mich hier mal umzusehen. Morgen ist dann wieder Sightseeingtour. Ich bin gespannt…
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  • Stockholm

    July 8, 2022 in Sweden ⋅ ⛅ 18 °C

    Ich habe heute Morgen ein Stück zu laufen bis ich die Metro Station erreiche. Ich kaufe mir ein Tagesticket, das kostet 185 SEK umgerechnet also etwas mehr als 17 Euro. Damit kann ich alle öffentlichen Verkehrsmittel, inkl. Fähren für 24 Stunden benutzen. Ich komme auf den Bahnsteig und die Metro ist auch schon da. Ich fahre bis zur Station Gamla stan (Altstadt). Hier bin ich auch schon mitten drin im Gewimmmel. Die Gäste von MSC und Mein Schiff sind auch schon da. Ich setze mich erst einmal direkt in eins der ersten Cafés und verdrücke noch eine Zimtschnecke und einen Kaffee. Erst mal ankommen. In der Gamla Stan gibt es ein, zwei, drei größere Gassen mit vielen Geschäften und Restaurants. Von diesen Wegen gehen immer wieder kleinere Gassen ab, in denen sich ebenfalls kleine Restaurants oder eben einfach nur Wohnhäuser befinden. Ich sehe auch Galerien und Geschäfte in denen Kunsthandwerk angeboten wird. Es ist alles wirklich sehr schön weil hier der historische Stadtkern sehr gut erhalten ist. Irgendwann stehe ich auch vor der Tyska Kyrkan (deutsche Kirche), wo gerade einem Deutschen die Nerven durchgehen und er eine andere Touristin beschimpft weil sie ihm vor der Linse steht. „Meine Güte, entspanne dich, es ist doch erst zehn.“ denke ich „Wenn deine Neven jetzt schon blank liegen solltest du lieber nachhause fahren“ und fremdschäme mich ein wenig.
    Trotz der vielen Menschen hat mich Stockholm hier schon eingefangen. Die Sonne heute Morgen trägt ihren Teil dazu bei. Ich laufe in der Altstadt Gasse für Gasse ab und ganz zwangsläufig komme ich auch zum königlichen Schloss, das sich auch auf dieser Insel befindet. Hier stehen heute unter anderem auch eine Soldatin Wache, finde ich richtig gut. Bevor ich nun ins ABBA Museum gehe, ich finde must see wenn ich schon hier bin, besuche ich noch die Ausstellung Avicii Experience. Es geht um den erfolgreichen schwedischen DJ und Musikproduzenten Avicii (Tim Bergling) der 2018 im Altern von 28 Jahren verstorben ist. Eine sehr coole, interaktive Ausstellung über sein Leben. Gleich danach gehe ich zu Fuß zum ABBA Museum und auf dem Weg dahin macht das Wetter wieder das was es hier eigentlich täglich tut. Der Himmel sperrt die Pforten auf und es gibt einen kräftigen Regenguss. Ich habe Glück und kann einen großen Teil und einer Allee laufen, was verhindert dass ich total nass werde.
    Das ABBA Museum ist vollkommen überlaufen, aber ich habe ein Ticket mit reservierter Zeit. Also komme ich problemlos rein. Ja, ist ganz okay. Das Highlight für mich ist die Bühne mit den vier virtuellen Bandmitgliedern Agneta, Björn, Benny, Anni-Frid. Ein fünftes, „echtes“ Bandmitglied kann sich dazustellen und mitsingen, Karaoke mal etwas anders.
    Langsam knurrt mir der Magen, weshalb ich das nächste Burger Restaurant ansteuere. Tatsächlich ist mir dann die Portion doch zu viel, so das ich in der Folge an jedem weiteren Stand mit Leckereien vorbeigehe, eigentlich untypisch für mich. Ich sehe viel, so richtig viel, so dass es kaum zu beschreiben ist. Diese ganzen Eindrücke müssen jetzt erst einmal sacken. Ich bin ziemlich beeindruckt von Stockholm und beschließe definitiv ein weiteres Mal hierher zu kommen, dann vielleicht für ein verlängertes Wochenende. Es lohnt sich definitiv.
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  • Wandertag in Ånnaboda

    July 9, 2022 in Sweden ⋅ ⛅ 18 °C

    Von Stockholm auf der E20 Richtung Westen, anschließend auf die E18 weiter nach Westen und kurz hinter Örebro ein Stück nach Norden, dann bin ich schon in Ånnaboda. Ich muss in die Karte schon ziemlich weit rein zoomen um diesen Ort zu finden. Jetzt bin ich hier und möchte wieder einmal durch die Natur, durch Wald und Wiese laufen. Da bin ich hier genau richtig, denn außer das gibt es hier nicht viel. Eine Skianlage befindet sich hier, die aber natürlich jetzt er ein trostloses Dasein fristet. Ihre große Zeit kommt ja erst wieder. Es gibt noch einige Seen hier, um die ich heute herumlaufen werden. Gegen Mittag bin ich hier angekommen und bin eine halbe Stunde später auch schon auf dem Weg. Den Einstieg finde ich problemlos und lasse schnell die ersten Kilometer hinter mir. Es ist vollkommende Stille, bis ich Stimmen höre. Ich glaube erst es badet jemand in dem See neben mir, aber ich kann dort niemanden entdecken. Viele Minuten später kommen mir dann zwei, fortlaufend schnatternde Wanderinnen entgegen. Wir grüßen uns und wechseln ein paar Worte und gehen wieder unseres Weges. Es dauert wieder Minuten bis ich die Stimmen nicht mehr höre. Dieser See, mit seinen zum Teil steilen Ufern, wirkt wie ein Verstärker.
    Irgendwann laufe ich mehrere Kilometer an einem militärischen Speergebiet entlang. Ich komme an einer Schranke vorbei die zur Zeit geöffnet ist. Das wird für mich am Abend noch wichtig sein, denn laut Aussage einiger Einheimischer, darf dieses Gebiet dann befahren werden. Der Weg ist in großen Teilen nicht sehr anspruchsvoll, also habe ich viel Zeit über einiges nachzudenken. Und dann, endlich, finde ich viele reife Blaubeeren. "Ohoohooooo", denke ich wahrscheinlich laut. In Norwegen und vor allem in Finnland und natürlich hier in Schweden sind die Wälder quasi voll mit Blaubeersträuchern, aber bisher waren die Beeren einfach noch nicht so weit. Diese hier sind zwar sehr klein, aber dafür richtig lecker. Für mich ein kleines Highlight.
    Irgendwann fängt es natürlich wieder an zu regnen, was wäre das für ein Tag wenn es das mal nicht tun würde. Zum Glück zieht der Regen aber relativ schnell wieder ab. Nach ungefähr fünfzehn Kilometern bin wieder zurück, setze mich in die Sonne und genieße die Wärme. Später verlege ich noch meinen Stellplatz, denn hier kann ich für die Nacht nicht bleiben, NO CAMPING steht hier groß und deutlich. Ich fahre also in das Sperrgebiet, das heuten keines ist und finde einen tollen Platz an einem See. Das das wirklich in Ordnung ist, erkenne ich bald, denn hier und dort sehe ich einheimische Leute die hier ebenfalls übernachten oder nur zum Angeln hier sind.
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  • Sonntag in Karlstad

    July 10, 2022 in Sweden ⋅ ☁️ 16 °C

    Ich breche heute nach einem ausgiebigen Frühstück, bei dem ich ausführlich die Nachrichten durchstöbere, auf. Ich möchte heute weitere einhundert Kilometer auf nach Westen fahren. Es sind wieder einige Oldtimer unterwegs, so wie ich es auch schon in den letzten Wochen immer wieder sonntags gesehen habe. Richtig herausgeputzt sind die Dinger, da kommt dem Stofftaschentuch, von dem ich ausgehe, dass dieses immer dabei ist, eine ganz neue Verwendung zu. Sicher wird jedem Staubkorn das sich auf diesen Autos niederlässt sofort der Garaus gemacht. Aber es lohnt sich, viele Autos sind eine echte Augenweide.
    Ziel für heute ist dann Karlstad, welches am nördlichen Ufer des Vänern liegt. Ich fahre etwas an Karlstad vorbei und finde im Naherholungsgebiet Skutberget einen Platz am See. Ich beschließe heute weder zu wandern noch mir irgendetwas anzusehen. Ich ziehe einen Stuhl aus der Heckgarage, parke mich selbst, etwas vom Wind abgeschattet, auf der Wiese vor mir und beobachte Enten und Gänse die von meiner Anwesenheit ganz unbekümmert auf dieser weiden. Weiden? Ist das das richtige Wort? Naja, sie fressen auf der Wiese. Am späten Nachmittag mache ich dann doch noch einen kleinen Rundgang in der Umgebung und riskiere einen Blick auf den Campingplatz der sich ganz in der Nähe befindet. Dieser ist rappeldicke voll, mehrere norwegische Wohnmobile stehen noch in der Warteschlange vor der Einfahrt. Schön dass ich meinen Platz schon gefunden habe. Am Abend gibts Spagetti und, wie immer eigentlich, sind es schon wieder viel zu viele davon. Bleibt was für morgen. Am Abend schnappe ich mir mein Notebook schaue mir einige kurze Webdesign Videos an und probiere ein wenig rum und plötzlich ist es schon fast Mitternacht. Uups.
    Zu meiner Freunde ist es draußen schon fast dunkel, so richtig wird’s immer noch nicht, aber immerhin.
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  • Radtour um Karlstad

    July 11, 2022 in Sweden ⋅ ⛅ 19 °C

    Sechs Uhr und ich bin schon wieder wach. So geht das nicht. Sechs Wochen bin ich jetzt unterwegs und nur einmal habe ich bis halb acht geschlafen. Was soll‘s, draussen gibt die Sonne gerade alles, ich mache mir einen Kaffee und genieße den Morgen vor der Tür. Es ist noch total ruhig, alle Nachbarn schlafen noch, oder tun vielleicht auch nur so oder versuchen es ebenso verzweifelt. Ich lese Nachrichten, hören meinen allmorgendlich Podcast. So wie fast jeden Tag. Plötzlich geht die Tür des Wohnmobils neben mir auf und es springt vergnügt ein kleiner Hund heraus. Auch der ist noch etwas steif in den Gliedern. Er schnüffelt sich einmal über die Wiese. Dann setzt erst sich fünf Meter vor mir hin und macht das was wir Menschen gewöhnlich nach dem ersten aber spätestens nach dem zweiten Kaffee machen. Ich überlege kurz ob ich etwas sage, aber zu wem eigentlich? Der Hund wird mich möglicherweise nicht verstehen. Aber die Nachbarswohnmobilistin hat es dann doch bemerkt und kommt mit einer Tüte und sammelt das Häufchen ein und murmelt mir ein etwas verschämtes „T’schuldigung“ rüber.

    Guten Morgen!

    Anderthalb Stunden später, ich schnappe mir mein Fahrrad und starte eine Fahrradtour. Linda ruft an, da möchte ich natürlich rangehen. Wir telefonieren und ich schiebe mein Rad die ersten Kilometer. Dann aber. Der Weg führt mich durch Wald, ein Stück an einer größeren Straße, dann aber einen langen Teil am Fluß Klarälven entlang. Ein sehr schöner Abschnitt. Dann biege ich ab, ich möchte noch in die Innenstadt. Ich stelle mein Fahrrad ab und weiter gehts zu Fuß. In einigen Ecken ist Karlstad ganz schön, in anderen eher gewöhnlich. Mir fallen die Vielzahl an Dönerbuden auf und das ist für mich wie ein Zeichen. Einer der Läden wird es dann und um es mir einfach zu machen sage ich
    „Number Five and a Coke please“
    Die Bedienung gibt mir zu verstehen, dass er nicht weiß was Five ist, ich müsse es ihm schon sagen. Ja okay, kein Problem denke ich und lese es ab,
    „One Döner Kebab Mos please“
    „Fries?“
    fragt er zurück.
    „not Fries“,
    erwidere ich. Er schaut mich fragend an.
    „With Moos“,
    versuche ich es erneut. Seinem Gesichtsausdruck entnehme ich, dass er es immer noch nicht verstanden hat. Das kann doch nicht so schwer sein, beginne ich zu zweifeln und versuche es noch mit zwei weiteren Betonungen. Jetzt scheint es ihm zu dämmern, zum Glück denn langsam komme ich mir irgendwie blöd vor.
    „Muus“,
    sagt er endlich und macht das Kartoffelpüree auf den Teller. Schwere Geburt 🙂

    Als ich am Stellplatz zurück bin, hat die komplette Belegschaft einmal durch getauscht. Ich bleibe heute noch hier, fahre morgen weiter.
    Ich nutze die Zeit, lese noch einige Magazine und knubber ein paar leckere Kirschen. Ein Hubschrauber knattert immer über mich hinweg. Muss mal gucken was der so macht, denke ich. Er landet ganz in der Nähe und fliegt von dort fortwährend wieder weg. Sieht aus als würde er Rundflüge machen. Tatsächlich, auf dem Campingplatz werden Rundflüge angeboten. Fünfzig Euro für 5 Minuten, das ist mir aber zu teuer.
    Ich schaue mir das Treiben eine Weile an und verschwinde dann wieder. Bleibt für mich heute nur noch der Blick auf die Karte, wo soll es denn morgen hingehen?
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  • Schleusen in Trollhättan

    July 12, 2022 in Sweden ⋅ ⛅ 24 °C

    Nach einhundertsechzig Kilometern und einem Ver -/ und Entsorgungsstopp befinde ich mich auf einem Parkplatz mit Stellplätzen für Wohnmobile ganz in der Nähe der Schleusen des Trollhättan-Kanals. Die Schleuse ist nicht nur eine einfache Schleuse, sondern hier werden die Sportboote aber auch größere Schiffe in vier Stufen jeweils von oben nach unten oder umgekehrt geschleust. Jede Schleusenkammer wiederum hat, so schätze ich, jeweils eine Höhe von zehn bis zwölf Metern zu überwinden. Boote und Schiffe die hier geschleust werden möchten, müssen los etwas Zeit mitbringen. Die Schleuse selbst ist in einen Felsen geschlagen und somit ist der Anblick etwas ganz besonderes. Alles sehr beeindruckend. Die alten Schleusenanlagen können hier auch noch besichtigt werden, alles in allem ist das hier alles sehr idyllisch und strahlt eine ungemeine Ruhe aus.
    Etwas weiter nördlich sind auch noch die Stauwerke zu sehen, die einen dort befindlichen Wasserfall aufstauen und für die Stromerzeugung genutzt werden. Zudem werden die Staustufen auch zur Regulierung des Wasserstands des Vätterns genutzt. Hier werden im Juli und August an einigen Tagen die Schleusen weit geöffnet, so dass das Wasser für einen Moment wieder in seinem ursprünglichen Fall das Tal hinunterstürzen kann. Morgen ist so ein Tag!
    Am Abend drehe ich noch eine Runde durch den Park, wo am Ufer auch Segelboote festgemacht haben. Es wird gegrillt, geangelt, gequatscht, gealbert und drum herum totale Ruhe.
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  • Radtour nach Vänersborg

    July 13, 2022 in Sweden ⋅ ☀️ 20 °C

    Der Wind weht heute Morgen kräftig und schüttelt meine mobile Ferienwohnung ordentlich durch. Hmm, eigentlich wollte ich heute eine Radtour machen, aber bei dem Wind? Die Wetter App prognostiziert sogar noch zunehmende Winde. Ach was soll‘s. Ich packe das Rad aus, kehre noch einmal durch und dann bin ich auch schon unterwegs. Der Wind schiebt mich ein wenig, was bei mir vorerst für gute Laune sorgt. Ich muss erst ein paar Kilometer durch die Stadt fahren, komme dann aber bald ins Grüne. Einen ersten Halt mache ich bei einer alten Kirchenruine aus dem 15. Jahrhundert. Kurz darauf entdecke ich ein Reh, nicht weit neben mir. Es schaut mich an und als ich stehen bleibe um ein Foto zu machen, rührt es sich kein Stück. Komisch...
    An der nächsten Schleuse, in der gerade ein niederländischer Holzfrachter geschleust wird, mache ich eine Pause. Bei diesem vielen Holz das der geladen hat muss ich gleich an den kommenden Winter denken und frage Linda ob es nicht eine gute Idee wäre das Holz direkt bei ihr vorbeibringen zu lassen. Nachdem das Schiff nun die Schleuse verlassen hat, länger und breiter hätte er wirklich noch sein dürfen, fahre ich jetzt weiter entlang des Göta älv. In Vänersborg stelle ich das Fahrrad ab und laufe etwas durch die Stadt. Da mich hier aber nichts besonderes erwartet, fahre ich bald weiter, zurück in Richtung Trollhättan. Jetzt muss ich allerdings den Preis für den Rückenwind auf der Hinfahrt zahlen, der Wind kommt jetzt fast direkt von vorne. Oh man, nicht schön, gar nicht schön.
    Am Abend gehe ich noch einmal zur Schleuse, dort findet heute ein Oldtimer Treffen statt, was dann wahrscheinlich auch viele Skipper dazu veranlasst spontan hier im kleinen Hafen anzulegen. Deshalb ist es heute Abend hier im Hafen, ganz anders als gestern, lebendig und laut. Heute wird gefeiert.
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  • Göteborg

    July 14, 2022 in Sweden ⋅ ⛅ 16 °C

    Trotz aller Vorsätze fahre ich heute morgen doch nach Göteborg. Eigentlich wollte ich mir die Stadt für eine andere Reise „aufheben“, aber was soll‘s, wenn ich schon mal hier bin, dann kann ich hier auch halten. Ich suche mir in Park4night einen Stellplatz der als einigermaßen sicher gilt, denn von Göteborg hört man häufig, dass Camper und Wohnmobile aufgebrochen werden. Deshalb schließe ich heute, nachdem ich nach einer kurzen Irrfahrt wegen gesperrter Straßen in Göteborg angekommen bin, alles wichtige ein oder nehme es einfach mit. Bis zum Zentrum sind es ca. zweieinhalb Kilometer und starte meinen Stadtrundgang an der Domkirche. Hindurch durch die zahlreichen Einkaufsstraßen, lande ich ziemlich bald am Hafen, dort wo die Viermastbark Viking liegt. Das Opernhaus befindet sich ebenfalls ganz in der Nähe. Es ist heute extrem windig und es gibt immer wieder kurze Schauer. Morbide kalt, muss mich dringend irgendwo reinsetzen. Einen Kaffee später bin ich aber wieder unterwegs, auf dem Weg zum Trädgårdsföreningen, ein Rosenpark mit einem Palmenhaus. Das ist für mich im Moment die sichere Bank. Am Kunstmuseum erwischt mich dann doch wieder der nächste Schauer, aber es ist der letzte für heute. Vorbei und durch die Markthalle, in der man auch sehr preiswert und gut essen kann, laufe ich kreuz und quer durch die Stadt. Irgend etwas gibt es immer zu sehen. Bevor ich mich auf den Rückweg mache möchte ich mir noch das Kronhuset ansehen. Anschließend laufe ich noch durch Haga, ein sehr anschauliches, gemütliches Viertel in Göteborg. Hier wird Musik gespielt und riesige Kanelbullar (Zimtschnecken) angeboten. Mir läuft da auch gleich das Wasser im Mund zusammen, so ein Stück würde mir jetzt aber auch gut schmecken. „Disziplin“, zwinge ich mich selbst es nicht zu tun. Morgen vielleicht…Read more

  • Falkenberg

    July 15, 2022 in Sweden ⋅ ⛅ 17 °C

    Es geht jetzt Richtung Heimat, kommenden Mittwoch setze ich mit der Fähre von Trelleborg nach Rostock über. Heute bin ich in der Nähe von Falkenberg, das ist ca. 100 km südlich von Göteborg. Ich habe einen Platz direkt am Meer gefunden. Es ist der zweite Anlauf heute. Der erste Platz war heute Morgen war in Kärradal. Da war es mir aber viel zu voll. Gut gemacht, denn hier in Falkenberg habe ich einen wahnsinnig tollen Blick auf die See, sehe Segelboote die heute bei einem frischen Wind mit gerefften Segeln gut vorankommen. Der Wind schüttelt auch mein Wohnmobil ziemlich gut durch. Genau das Richtige, die Sonne durch das Sky Roof, die Windgeräusche und die Spagetti Bollo sind eine gute Mischung für ein ausgewachsenes Mittagsschläfchen.
    Ich habe heute überhaupt keine Lust irgendetwas zu unternehmen und so scheint es auch anderen anwesenden zu gehen. Irgendwie lungern alle am oder um ihre Camper rum. So kommen wir ins Gespräch, tauschen uns über alles mögliche aus. Für mich mal eine willkommene Abwechslung.
    Als ich das Fahrrad aus der Heckgarage hole, stelle ich fest, dass es auf dem Vorderrad einen Platten hat. Ich überprüfe den Reifen und komme zu der Erkenntnis, ein neuer Mantel muss her. Also werde ich morgen mal einen Fahrradhändler anfahren und versuchen einen neuen Mantel zu bekommen.
    Am frühen Abend marschiere ich doch noch eine kleine Runde, ganz ohne geht’s dann doch nicht. Es ist immer noch ziemlich windig, aber lange nicht mehr so kalt. Es ist tolles Licht, das Meer zeigt dich in verschiedensten Blautönen. Richtig schön ist das.
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  • Radtour nach Helsingborg

    July 16, 2022 in Sweden ⋅ ☀️ 18 °C

    Was für eine Nacht. Der Wind hat in der Nacht noch einmal gezeigt was in ihm steckt, das macht nicht nur Krach im WoMo, sondern schüttelt es ordentlich durch. Wenn man das WoMo in so einer Situation in den Wind stellt, spürt man vom Wind fast nichts. Das war hier aber leider nicht möglich und damit muss ich es einfach aushalten. Gegen zwei Uhr in der Nacht fängt es dann auch noch an zu regnen, wirklich nicht schön, denn nun kommt zum Schütteln und Pfeifen auch noch Klopfen. Ich schlafe dann irgendwann trotzdem ein und fühle mich heute morgen wie einmal durch den Wolf gezogen. Wie jeden Tag mache ich zum Lüften die Tür auf, ich spüre die frische Luft am ganzen Körper. „Zu kalt“, beschließe ich und mache die Tür wieder zu.
    Ich schaue mir das Wetter beim Frühstück von drinnen an und mache dabei einen Plan für heute. Dann noch schnell duschen und los geht’s. Erste Ziele für heute:
    - Klo leeren
    - Wasser nachfüllen
    - Lebensmittel einkaufen (es ist Samstag, morgen haben auch in Schweden alle Läden zu)
    - Mantel für Fahrrad kaufen
    - Fahrrad reparieren ( geht nur wenn Kauf erfolgreich)

    In Schweden ist es ja so, dass selten alles auf einmal geht, was so das Wohnmobil angeht. Entweder Toilette oder Frischwasser oder Grauwasser. Selten geht alles zusammen. Also nutze ich die erste Gelegenheit um die Toilette, bzw. deren Inhalt zu entsorgen. Etwas später, in einem großen Gewerbepark, finde ich eine Tankstelle an der ich Frischwasser nachfüllen kann. Ich muss dafür eine eigens dafür mitgeführte Gießkanne verwenden. Das ist etwas mühselig aber ich habe darin schon eine gewisse Routine. Zack, Zack, Zack ist das auch erledigt. Glücklicherweise befinden sich in diesem Gewerbepark auch ein Coop und ein Sportfachhandel. Perfekt, ich kann den Rest erledigen, nur die Reparatur verschiebe ich noch.
    Dann juckel ich weiter über die E20 in Richtung Malmö. Ich glaube ein Schwede mit Wohnwagen hat seinen Abstandsassistenten auf mich eingestellt, denn er weicht mir über Kilometer nicht von der Pelle. Mir soll’s recht sein, aber eigentlich ist das meine Strategie entspannt zu fahren. Kurz vor Helsingborg fahre ich dann aber von der Autobahn und überlasse den Schweden seinem Schicksal. Jetzt muss er alleine klar kommen.
    Ich finde einen Stellplatz in der Marina von Råå auf Anhieb und bekomme den letzten Platz in der ersten Reihe.
    Ich mache mich gleich an die Reparatur meines Fahrrads. Zwanzig Minuten später ist alles wieder schön und ich bin bereit für eine kleine Radtour. Alles wichtige kommt wieder in den Rucksack und auf geht’s. Nach zwei Kilometern stelle ich fest, dass ich irgendwie in die falsche Richtung fahre, hmm…, nicht schlimm, der Blick nach rechts aufs Meer war ja trotzdem schön. Nach einem großen Bogen, befinde ich mich jetzt wirklich auf dem Weg nach Helsingborg. Ich fahre ja nach einer Karte und suche mir immer kleine Wege raus um möglichst wenig an Hauptstraßen zu fahren. So führt mich auch jetzt der Weg geradewegs auf eine Schießbahn. Das Hinweisschild lese ich noch, die Absperrung ist jedoch offen. Ich blicke an den Büschen der Schießbahn etwas verstohlen vorbei. Sieht so aus als würde nicht geschossen werden. Ich mache mich nun deutlich sichtbar, es passiert nicht. Alles super. Dann trete ich forsch in die Pedale, mit wahnsinniger Beschleunigung und eingezogenem Kopf fahre ich wie ein querlaufendes Blechkaninchen in der Schießbude an den Nummern der einzelnen Schießbahnen vorbei. Puh, das ist ja nochmal gut gegangen. Mit ein bisschen Restadrenalin stehe ich jetzt vor der nächsten Herausforderung, der Weg führt nun über mehrere Meter (vielleicht fünfzig) auf Brettern über eine Feuchtwiese. Achtung Kopfsache. Ich kann ja sonst auch ganz gut geradeaus fahren, aber hier eiere ich plötzlich von einer Bretterkante zur anderen. Gut dass mich hier niemand sieht. Nach einigen Metern fange ich mich aber dann doch und es klappt hervorragend, sogar so gut, dass ich einen Moment darüber nachdenke noch einmal zurück zu fahren. Macht ja irgendwie Spaß. Ich lasse es dann aber doch. Weiter gehts.
    Bald danach erreiche ich das Zentrum von Helsingborg. Es ist internationales Food Festival und die deutsche Bratwurstbude ist die erste in der Reihe. Danach ist mir jetzt gerade nicht, allerdings ist das Festival grundsätzlich ja wieder mal genau das richtige für mich. Ich umkreise die Stände und schaue mir genau an was da so in den Pfannen brutzelt. Ich entscheide mich für die französische Küche, „Blue Cheese Chicken and Mushrooms“. Das klingt zwar irgendwie gar nicht französisch, aber was soll‘s. So richtig lecker ist’s dann leider nicht, aber wenigstens bin ich satt, das ist doch auch schön, oder doch nicht? (nachdenkliches Smiley)
    Das Zentrum von Helsingborg ist wirklich überschaubar, zusammen mit dem großen Yachthafen, dem Hafenviertel und die historische Innenstadt ist das aber alles sehr sehenswert. Die dänische Küste und vor allem Helsingør sind zum Greifen nah.
    Irgendwann reicht es mir dann doch und ich mache mich auf den Rückweg. Das war heute ein richtig schöner Tag und merke: Helsingborg ist auf jeden Fall ein Abstecher wert.
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