Zwei auf Weltreise

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  • Es rappelt im Karton - und raucht

    26 Ekim 2018, Avustralya ⋅ ⛅ 17 °C

    Melbourne ist eine total sportliche Stadt. Furchtbar sportlich. Man(n) ist sofort unter Druck, diesen schrecklich gesunden Lebensstil mitzuleben. Schrecklich. Zum Glück verfügt unser temporäres örtliches Zuhause neben Indoorpool, Spa, Kino, Karaoke- und Games-Room auch über ein eigenes Gym. Alles ultra-modern und im Herzen Melbournes mit Blick auf den Yachthafen. Vom Bett aus. Total angemessen und schön eben. Wir wohnen die Tage bei Clara, Sue's Freundin aus Studienzeiten, die seit ein paar Monaten hier lebt und arbeitet. So ein toller Mensch. Wenn auch kein Penthouse im eigentlichen Sinn, gehört diese Bleibe definitiv in die gleiche Kategorie. Und einmal mehr mietfrei. Total klasse. Was ich von gewissen Fähigkeiten Mitreisender so nicht sagen würde. Von anderen schon. Aber der Versuch mittels Mokkakanne einen morgendlichen Kaffee zuzubereiten - offensichtlich der allererste Versuch überhaupt - war jämmerlich. Angebräuntes Wasser. Schau Foto. Pfui. Naja, sie ist ja noch jung. Und schön.

    So sehr ich mich auch über das schöne neue Zuhause freue, lange hält es nicht. Nach nur einer Nacht müssen wir die Koffer packen und ausziehen. Nein, ich habe weder teure Dinge zerstört oder geklaut, noch mich mit irgendwelchen Leuten gestritten oder gar geprügelt. Ich bin schliesslich praktizierender Pazifist, ehemaliger Alchemist und bekennender Atheist. Aber was war passiert? Kaum zu Hause von der Arbeit, will sich Clara noch kurz um die Post kümmern. Zurück in der Wohnung, präsentiert sie das eben angelieferte Paket. Es wiegt geschätzte neunzig Kilogramm - vielleicht auch fünfundneunzig - und hört auf den Namen Marc. Ich bin fassungslos und begreife für einen Moment gar nicht, wer da vor mir steht. Tatsächlich, es ist mein lieber Freund Marc Taeschler. Und nein, der Familienvater von zwei Kindern ist nicht sonst am Reisen oder geschäftlich in Down Under oder sonst etwas. Nein, er ist einzig und alleine wegen uns hier. Meine Fresse, der Typ hat doch total einen an der Klatsche. Lässt Job, Frau und Kinder zurück, nur um uns zu sehen. In Australien. In etwa der am Weitesten entfernte Ort von zu Hause. Unglaublich und unvergleichlich. Sneaky-Sue war natürlich von Beginn weg eingeweiht und hat den Plot über weite Strecken mitorganisiert. Trotz grosser Freude ist mein Vertrauen ihr gegenüber verständlicherweise ziemlich erschüttert. Habe zur Sicherheit alle meine Pin-Codes geändert und spreche seither nur noch selten mit ihr.

    Die überschwängliche Freude über das Wiedersehen mit meinem guten Freund währt allerdings - wie schon bei Clara's Wohnung - nur kurz. Kaum hält der lustige Marc ein Glas Wein in der Hand, eröffnet er umgehend das Feuer. Ich sei ja gar nicht so skinny, wie die Fotos vermuten lassen, schwafelt das unsympathische Stück Mensch. Schwer getroffen und unfähig zum direkten Gegenschlag auszuholen, halte ich mich an einer meiner herausstehenden und gut sichtbaren Rippen und denke wortlos: „Schön das cho bisch, chum guet Hei!“ ...

    Doch der Marc ist gekommen um zu bleiben und wie man mir erklärt, liegt nach ein paar gemeinsamen Tagen in Melbourne noch ein gemeinsamer Roadtrip durch den Südosten Australiens vor uns. Total Geil. Ich freu mich wie Oskar und zum Feiern geht es im Anschluss ins Munich Brauhaus. Die haben zwar keine Cervelats, aber sonst ein paar leckere Würste. Bei Wurst und Bier erfahre ich dann noch, dass der gute Marc hier ausserdem das Rauchen aufgeben will. Gute Idee. Schliesslich kostet hier eine Schachtel der stinkenden Sargnägel fast zwanzig Stutz. Und wer jetzt denkt, der Marc würde in der Folge entzugsbedingt total nerven, der liegt vollkommen richtig. Natürlich ist eine massive Reduktion schon ein tolles Ergebnis, aber wie beim Tennis entscheiden nicht irgendwelche erzielten Punkte das Spiel, sondern einzig und alleine der Matchball. Wobei das Nerven irgendwie auch gar nichts mit dem Rauchen respektive dem bescheiden erfolgreichen Versuch dieses zu beenden zu tun hat. Das scheint ihm ausser Bauchschmerzen nichts anzuhaben. Aber wer bitte schmuggelt anstelle einer lang ersehnten Cervelat als Überraschung lieber die letzte Ausgabe der hier bestimmt verbotenen Weltwoche ins Land? Genau, der lustige Marc. Man muss ihn einfach gern haben.

    Trotz der ganzen Glücksgefühle aufgrund des unerwarteten und hohen Besuchs, trinke ich die Tage mehr Pretuval-C als Bier. Es scheint, als ob der gute Marc neben der beknackten Kack-Zeitung auch noch ein paar Bazillen mitgebracht und beim überschwänglichen Willkommensgeknutsche übertragen hat. Das oder die Schuld liegt bei Sue, die mir tags zuvor fatalerweise die kurzen Hosen rausgelegt hat. Am Wahrscheinlichsten ist aber, dass es sich um eine völlig nachvollziehbare allergische Reaktion auf die Intellekt vergiftende Quatschwoche handelt. Egal, ich freue mich trotz tropfender Nase riesig auf die kommenden Tage. Und nachdem wir in Saint Kilda einige der kleinen blauen Pinguine inklusive Nachwuchs zu Gesicht bekommen haben - die siebte Pinguin-Sichtung verrät die Statistik -, fehlt uns eigentlich nur noch ein Mietwagen für den bevorstehenden Roadtrip.

    Als erfahrene Budget-Traveler, finden die schöne und schlaue Sue und der ... hm, und ich natürlich auch ein tolles Mietwagen-Schnäppchen. Aber zu welchem Preis? Die Kommunikation per SMS und Telefon gestaltet sich von Beginn weg schwierig. Conrad, die kleine Schlampe, antwortet nur sporadisch und meist unvollständig. Der Preis ist aber so gut, dass wir uns zu dritt auf den Weg zum vereinbarten Pickup-Point machen. Eine Stunde später am Bahnhof angekommen, erreicht uns die nächste Nachricht vom bereits unbeliebten Conrad. Er hätte gerade Kundschaft und wir sollten doch bitte kurz herlaufen, das Office sei ja nur um die Ecke. Nach rund dreissig Minuten erreichen wir den verdammten Verleih und die Bitch hat tatsächlich noch immer Kundschaft, die den optisch ungepflegt und leicht verpeilt wirkenden Conrad noch für sage und schreibe neunzig Minuten beschäftigt. Nachdem unsere Abwicklung weitere fünfundvierzig Minuten in Anspruch nimmt, sitzen wir gegen halb Sieben endlich in unserem weissen Nissan Pulsar und eilen zurück. Ziel war es, um Fünf wieder in der City zu sein, um ein BBQ für Clara und ihren Freund vorzubereiten. So gesehen, wie das übliche Ergebnis vom Jass-schwachen Taeschler beim Differenzler: "Agseit 4, gmacht 154, Differänz en halbe Tag". Egal, wir haben die Karre. Also lasset die Spiele beginnen!
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  • Marc, Schlangen und sonstige Traumata

    29 Ekim 2018, Avustralya ⋅ 🌙 15 °C

    Da wir nun schon mehr Posts haben, als der Federer Titel hat, werden die Beiträge in Zukunft vielleicht etwas seltener. Vielleicht aber auch nicht. Der erste Halt auf unserem Roadtrip ist ein unscheinbares Kaffee im Otway National Park, auf dessen Parkplatz sich trotz bescheidenen Wetterverhältnissen diverse Papageien tummeln, die furchtbar gerne auf Köpfen rumsitzen. Zumindest auf männlichen Glatzen. Sue’s Schulter wird erst bei der Aussicht auf Sandwich-Krümel berücksichtigt, was ihre unendliche Freude darüber aber nicht zu schmälern weiss. Dafür wäre sowieso keine Zeit, denn kaum ist die Vogelfreude leicht verflogen, steht ein Gruppe Koalas bereit, um den Serotonin-Haushalt weiterhin auf Trab zu halten. Furchtbar süss. Unser Trip führt uns über die Great Ocean Road, wobei die gemeinsame tierische Wunschliste nach dem ersten Stopp erst teilweise abgehakt ist. Es fehlen noch Emus, Schlangen, Kookaburras und natürlich Kängurus. Von den knuffigen Hüpfern soll es hier ja über vierundvierzig Millionen geben. Fast doppelt so viele wie Einwohner. Es dauert denn auch tatsächlich nicht lange, bis wir das erste Känguru erspähen. Also ich. Allerdings wie schon zuvor vom Auto aus und eindeutig zu nahe an der Fahrbahn. Sue ist verständlicherweise emotional aufgewühlt ob der traurigen Nachricht und ich versuche die Stimmung teilweise zu retten, indem ich behaupte, es hätte sich um ein ausgewachsenes Tier gehandelt. Das beruhigt sie ein wenig. Doch dann meint der einfühlsame Marc, es könnte aber auch ein Muttertier gewesen sein, in deren Beutel zum Zeitpunkt des Unglücks noch ein Bébé wohnte. Wow. Das entschärft die Situation emotional nicht wirklich. Danke. Marc.

    Schuld an dieser tierischen Tragödie dürfte einmal mehr der Linksverkehr sein. Damit habe auch ich die Tage überraschend viel Mühe. Die Rollen waren beim Mietwagen-Pickup ja schnell verteilt und werden sich im Laufe des Roadtrips auch nicht mehr ändern. Ich fahre, Sue navigiert und Marc ... hm, ja, Marc sitzt hinten, schaut aus dem Fenster oder schnarcht. Meistens. Hat er sich ja auch verdient der gute Mann, ist schliesslich in den Ferien hier. Manchmal greift er aber auch spontan ins Geschehen ein, um mich schleunigst wieder auf den rechten Weg zu bringen, was in unserem Fall die linke Spur ist. Wobei das gilt ja auch ganz generell im Leben und trotzdem ist es nicht dem Marc seine bevorzugte Seite. Aber egal. Und ist es nicht der Marc, der unser Leben rettet, dann ist es die unentwegt alarmierte Sue. Oder auch gerne mal eine wild fuchtelnde Dame auf dem Fussgängerstreifen. Ja und in einem Fall ist es der Aussi-Ramon, ein erschreckend unfreundlicher Nachkomme eines vor zweihundertdreissig Jahren hier ausgesetzten Sträflings.

    Als ich mich bei einer Schlange vor einer Tankstelle von der falschen Strassenseite her anstelle, sieht der ganz offensichtlich geisteskranke Ramon rot und sich gezwungen, mitten auf der Strasse anzuhalten, das Fenster zu öffnen und mit aggressiver Miene wild zu gestikulieren. Ein paar Sekunden ginge ja noch - da unsere Fenster zu sind, verstehe ich sowieso nicht, was der Fascho labert -, aber der als Kind wohl oft verprügelte Ramon ist aufgrund meiner lächerlichen Fahrleistung total ausser Rand und Band und will seine Hände gar nicht mehr still halten. Also so geht es ja auch nicht. „Du aufgeblähter Stinkstiefel beweist hier eindrücklich, dass dein Selbstwertgefühl bei Null oder gar darunter liegt. Du hasst dich. Nicht mich. Obwohl du in keinster Weise von meinem schwachen Auftritt betroffen bist, nutzt du den kurzen Moment meiner Hilflosigkeit, um völlig unnötig und übertrieben auf mich loszutreten. Hättest du auch nur einen Funken Wertschätzung für dich selbst, könntest du mich einigermassen freundlich und sachlich über meinen Fehler aufklären und mich korrigieren. Hast du aber nicht. Du hast nichts. Ausser diverse Kindheitstraumata und ein Gefühl der physischen Überlegenheit. Siehst ja auch aus wie ein verdammter Bär. Aber nicht die kuschelige Version, auf die Mädchen stehen. Nein, die hässliche Version, vor der Menschen Angst haben und weg rennen! Verstehst du armes Schwein überhaupt, was ich dir sage?“ All das würde ich dem rot angelaufenen Ramon sagen, hätte ich den Mut, auszusteigen. Den hab ich aber nicht. Trotz Marc „Nasenbeinbrecher“ Taeschler auf dem Rücksitz. Also lächle ich eingeschüchtert vor mich hin und hoffe der Arsch bleibt auch sitzen.

    Nachdem wir das Tanken tatsächlich überlebt haben, wartet schon die nächste heikle Situation auf uns. Bei den „Twelve Apostels“ begegnet uns die erste Schlange auf unserer Reise. Eine schön gezeichnete „Tiger Snake“ - eine der giftigsten Schlangen Australiens - quert vor uns den Gehweg zum Aussichtspunkt. Mehrheitlich entzückt setzen wir den kurzen Walk fort, doch am Aussichtspunkt keine zwanzig Meter weiter, versperrt ein weiterer spitzzüngiger Geselle den Weg. Oder vielmehr seine grimmigen Beschützer vom hiesigen Secret Service. Drei Meter vor uns steht doch tatsächlich Mr Scott Morrison, seines Zeichens Premier Minister Australiens, der gerade irgendwelche belanglosen Dinge in ein paar Kameras faselt. Der Typ war aufgrund von Unvorstellbarkeit definitiv nicht auf unserer Begegnungs-Wunschliste, aber trotzdem ein Foto wert. Sprechen wollte der feine Pinkel dann aber nicht mit uns. Zumindest nicht wenn Marc dabei ist. Schade.

    Nachdem wir die Great Ocean Road hinter uns gelassen haben, verbringen wir zwei Nächte in einem Holidaypark im Grampians Nationalpark, wo wir in kurzer Zeit alle Kästchen der Wunschliste abhaken können. Unzählige Emus und Kängurus, diverse Papageien und beim Pinnacle-Hike noch ein Kookaburra und eine unscheinbare „Brown Snake“, nach Morrison die giftigste Schlange dieser Region. Total lässig alles. Und eine Sache hat der Marc ja schon auch richtig gemacht. Neben der komischen Zeitung schaffte es auch ein ausgewachsenes Fläschchen Moët in seinen Koffer und die pfeifen wir uns inmitten all der Tiere hier genüsslich rein. Was will man mehr in und von Australien? Richtig, nettere Menschen und billigeres Bier. Aber hey, wir haben ja noch ein paar Tage und vielleicht finden wir das ja auch noch.
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  • Übergart, übersäuert und happy

    2 Kasım 2018, Avustralya ⋅ ⛅ 24 °C

    Unsere kleine Reise führt uns weiter auf Phillip Island - we found penguins again! - und die Wein-Regionen Mornington und Yarra Valley. Billiges Bier gibt es auch hier nicht, dafür aber gute Weine zum selben Preis. In etwa. Nach mehreren Winery-Besuchen stapeln sich die Flaschen im Kofferraum und wir haben nur wenige Tage für deren Verzehr. Aber wie so oft, gemeinsam schaffen wir das. Gemeinsam sind wir stark. Stark alkoholisiert zumindest. Bei einem der zahlenmässig aus dem Ruder gelaufenen Tastings finden wir sogar nette Einheimische, die uns spontan ein improvisiertes Käseplättli zusammenstellen, da die Küche längst geschlossen hat und wir feste Nahrung bitter nötig haben. Es gibt sie also doch, diese freundlichen Australier. Und wenn wir für einen Moment schon die positive Schiene fahren, dann darf man auch der schönen Sue ein weiteres Kompliment machen. Die Routenplanung war wirklich top und auch als Navi taugt sie was. Ganz toll, Sue. Nicht zuletzt darum spreche ich nach dem kürzlich erlittenen Vertrauensverlust auch ab und zu wieder mit ihr.

    Ansonsten kämpfen wir wie schon erwähnt täglich darum, die in der Tasting-Euphorie erworbenen Weine brav zu leeren. Versagen ist keine Option und als Team erringen wir einen önologischen Sieg nach dem anderen. Es ist schön, einen so erfahrenen und starken Mann wie Marc im Team zu haben. Nach zehn Tagen sieht die Erfolgsbilanz allerdings ähnlich ernüchternd aus, wie nach der gemeinsamen Zeit in der Oberstufe. Während mein Notenschnitt damals um eine ganze Note abnahm, habe ich in diesem Fall beträchtlich zugenommen. Fast fünf Kilo verrät die Waage. Doch dieses Opfer erbringe ich - wie schon damals - gerne. Und nachdem wir als Trio-Luegisland auch noch das als äusserst knifflig zu wertende Weltwoche Kreuzworträtsel schaffen - Lösungswort: „Redensarten“ -, hat auch dieses scheussliche Mitbringsel noch einen Zweck erfüllt und uns scheint allen gleichzeitig die Sonne aus dem Arsch. Sehr schön. Und warm.

    Was uns hier aber noch fehlt, ist ein anständiges BBQ mit reichlich Beef. Davon produzieren die hier ja massig und von hoher Qualität. Als man(n) sich im Laden aber nicht wirklich einig ist, welches Stück es denn werden soll, schnappt sich einfach jeder, was er auf seinem Teller sehen will. Im Resultat landet bei mir das Grösste (700g Rumpsteak), bei Marc das Gröbste (500g T-bone) und bei Sue das Teuerste (400g Filet) im Teller. War ja klar. Doch trotz peinlich dilettantischer Übergarung der ersten beiden Stücke auf dem Grill - was eindeutig auf meine Kappe geht -, sind zum Schluss alle happy. Insbesondere der Rosenkohl aus der Sterne-Küche kann eine weitere Übersäuerung verhindern. Für diese sorgt im weiteren Verlauf dann eher der hemmungslose Weinkonsum und die angeregten politischen Diskussionen. Wie man uns kennt, drehen wir den Kopf ja meist in unterschiedliche Richtungen. Wenn also Koala-Spotter Sue ein lautstarkes „Koala, hinter euch!“ von sich gibt, schaut der Marc konsequent und ohne viel nachzudenken über seine rechte Schulter, während ich wohlüberlegt, differenziert und besonnen über die richtige, bessere, logischere und sozialere linke Schulter schaue. Egal, wir lieben uns trotzdem und beim Schreiben und Tennisspielen bin ich ja auch Rechtshänder. Bezüglich der die Schweiz bewegende Kuhhorn-Initiative war man(n) sich denn auch einig. Lasst die Hörner wieder wachsen. Sowohl das Linke wie auch das Rechte!

    So, der Besuch in Down Under geht langsam zu Ende. Wir hatten eine wirklich tolle Zeit in Australien mit vielen tierischen Begegnungen, haben viel gelacht, viele spannende Gespräche geführt und grandiose Momente erlebt. Herrlich. Ok, gelegentlich gesellte sich Marc dazu, aber davon liessen wir uns nicht weiter stören.
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  • Tandoori-Fondue im Dschungelcamp

    5 Kasım 2018, Singapur ⋅ ⛅ 25 °C

    Wir verlassen Australien in einem Dreamliner von Scoot für zweihundert Stutz inklusive Gepäck. Klingt erst mal ganz toll. Billiger geht definitiv nicht. Erwartungsgemäss kostet dafür ausnahmslos alles extra. Unterhaltung. Essen. Ja sogar Strom kostet. Strom? Hm ... Ein Schluck Wasser auch. Wasser auch?! Auf einem 8h-Flug? Irgendwelche Nestlé-Verwaltungsräte in den eigenen Reihen? Verdammte Ausbeuter und Folterknechte. Und ist ein Sitz mal kaputt. Ja dann ist der Sitz eben kaputt. Nein, ich habe auf diesem Nachtflug nicht gut geschlafen. Sue auch nicht. Als zwei leicht genervte Sparfüchse landen wir kurz vor vier Uhr morgens in Singapur und dürfen sogleich die Gäste-Suite in Thorsten‘s Downtown-Mansion im zwölften Stock beziehen, um noch ein paar Stunden zu schlafen. Wie schon in Melbourne, bietet sich uns so viel mehr als erwartet. Es hat einfach alles. Grosse Pool-Anlage mit Jacuzzy, Spa, Gym, Lounges, BBQ, und so weiter. Kategorie Penthouse eben. Hinzu kommt die wahnsinnig herzliche und grosszügige Gastfreundschaft von Thorsten und seiner Frau Vanessa, die nebenbei und in Minuten die halbe Karte vom Samui Thai aus der Küche zaubert. Das alles ist so gut, dass ich für einen Moment ein ungutes Gefühl bekomme. Beim letzten Mal mussten wir das schöne Zuhause ja bereits nach einer Nacht räumen, nur weil überraschend so ein Verrückter aus der Schweiz zu Besuch kam. Verdammt. Wer ist es diesmal? Sue? Suuue?!?!!

    Sehr zu meiner Freude kommt diesmal niemand zu Besuch und wir dürfen bleiben. Nichts gegen Marc und seinen Überraschungsbesuch in Melbourne, das war ganz grosses Kino, aber hier hätten wir ein echtes Highlight und Reise-Novum verpasst. Die Zubereitung von saftigen Steaks im heimischen Beefer. Völlig klar, dass ich so ein Teil haben muss, sollten wir je wieder nach Hause kommen. Die Chancen sind zwar intakt, den dringenden Wunsch danach konnten wir mit einem waschechten „Moitié-Moitié“ Käsefondue aus importiertem Gruyère und Vacherin jedoch vorerst abschwächen. Herrlich. Wir wollten ja in eines der Fondue-Chalets, aber sowohl Bauschänzli als auch Sihlcity waren für den Abend bereits ausgebucht und zum Glück gibt es im wunderbar übertriebenen Singapur einfach alles. Ausser Kaugummis. Die sind verboten.

    Unsere tägliche „Gym, Pool, Breakfast, Chill, Eat, Drink, Eat, Eat, Repeat“-Routine wird vom Deepavali, dem indischen Neujahrsfest, kurzzeitig unterbrochen. Und wo will man das zusammen mit Indern am Liebsten feiern? Genau, in Little India natürlich. Für ein paar Minuten zumindest, dann will man nichts wie raus da. Viel zu viele Leute. Furchtbar heiss. Unendlich viel mehr als nur Tandoori-Geruch in der Luft. Und das Fest findet erst in ein paar Stunden statt. Ich will zurück in eine der klimatisierten Luxus-Malls. Jetzt. In einer Fussgängerpassage laufen wir noch einem Fotografen über den Weg, der uns sofort als kolumbianische Hobby-Models identifiziert und ein paar Portraits-Fotos schiessen möchte. Klar, machen wir doch gerne. Nach einigen - scheinbar wenig gelungenen - Versuchen, folgt dann allerdings eine klare Anweisung an beautiful Sue: „Don’t smile!“ ... Autsch. Und Gratis-Bier gibts diesmal auch nicht. Verdammt. Sind somit wohl offiziell von M- zum N-Promis abgestiegen und wohl nicht mehr auf der Liste fürs Dschungel-Camp. Schade.

    Den nächsten Flug nach Cebu auf den Philippinen hat Sue gebucht. Auf meinem Ticket steht „Mittelsitz“. Bin gespannt was passiert.
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  • Berufswunsch: Influencer

    8 Kasım 2018, Filipinler ⋅ ⛅ 31 °C

    Nach einem herzlichen Abschied von Vanessa und Thorsten boarden wir kurz nach Mitternacht eine Maschine nach Cebu. Ich lasse mich wie befürchtet in einen Mittelsitz fallen und platze fast. Teils vor Wut, teils aus Platzmangel. Ein Mittelsitz wie man ihn sich an einem ganz düsteren Tag mit schlechter Grundstimmung vorstellt. Also so, wie ich mir jeden Mittelsitz vorstelle. Neben mir am Fenster ein etwa zweihundert Kilogramm breiter Asiate, der wirklich streng riecht. Ein beissender Geruch. Der Herr ist bestimmt ein toller Mensch, den ich keinesfalls für irgendwelche Äusserlichkeiten verurteilen möchte. Das war ich vor einigen Jahren mit deutlich mehr Masse ja auch. Oder auch nicht, aber das hatte wohl mehr mit meinem egozentrischen Karrieredenken und der „I bi dee, I bi dee“-Attitüde zu tun, als mit unangenehmem Geruch. Nicht, dass ich dieses Gebaren seither abgelegt hätte, ich biete einfach weniger Angriffsfläche. Physisch. Aber egal. Mr Sumo scheint dann doch kein so toller Mensch zu sein, denn neben der Geruchsattacke erwidert der Stinker auch mein ach so freundliches Hallihallo nicht. Die ignorante Sau.

    In dem Moment denke ich mir schon diverse Strafen für die am Elend schuldige Sue aus, während ich ihren zögerlichen Annäherungsversuchen gekonnt ausweiche. Ich ignorante Sau. Aber eigentlich ist es ja meine Schuld. Wieso lasse ich sie auch wieder Flüge buchen?! Ich Idiot. Als die Flugzeugtüre ins Schloss fällt, ein Hoffnungsschimmer. Die Reihe schräg gegenüber ist komplett frei. Über den Lautsprecher faselt Madame zwar was von Umsitzen verboten, aber da sitze ich schon längst am Fenster. Zum Glück für Sue. Immerhin hat sie den Wechsel in einem kurzen Gespräch mit einer Stewardess noch rechtlich abgesichert. Das rechne ich ihr zwar nicht hoch an, aber es reicht als Wiedergutmachung. Für den Moment.

    Wie schon in Singapur, landen wir auch im philippinischen Cebu um vier Uhr in der Früh. So ist das eben, wenn man aufgrund wachsender Armut ausschliesslich auf Flüge zu „günstigen Randzeiten“ setzt. Aber wie schon beim lieben Thorsten, lässt uns auch das liebe Hostel in dieser Herrgottsfrühe bereits ins riesige Zimmer mit bequemem Bett, was uns nochmals ein paar Stunden Schlaf ermöglicht und das Hostel zu einem Top-Kandidaten für die letzten zwei Nächte auf den Philippinen macht, für welche wir noch keine Unterkunft gebucht haben. Kaum ausgeschlafen, buchen wir trotzdem was anderes. Der Wasserhahn im Bad ist kacke.

    Nachdem uns im eher kühlen Australien die Sonne dank des freudigen Besuchs eines Freundes bekanntlich a u s dem Arsch schien, lassen wir uns diese im eher heissen Cebu zur Abwechslung a u f den Arsch scheinen. Höchste Zeit, wieder an der Tan-Line zu arbeiten. Wir wollen ja zu Weihnachten schön braun sein, damit dann Freunde und Familie all unsere Hochglanzfotos und -videos vom zuckersüssen Leben auf Reisen auch schön liken. Gelb vor Neid - oder einfach blass - und mit dem Wunsch, irgendwann auch so etwas tolles zu erleben. Die Realität, dass wir uns in der wunderbar festlichen (Vor-)Weihnachtszeit eigentlich nichts sehnlicher wünschen, als einfach mit Freunden und Familie zusammen zu sein und wir uns lediglich bräunen, um nicht das eigene Gelb sichtbar zu tragen, zeigen die ganzen Socialmedia- und Pinguin-Posts natürlich nicht. Wäre ja total uncool. Tja, so ist das eben mit dem modernen „Influencer“-Leben. Nie war es einfacher, eine übertrieben schöne Fassade aufzubauen, um anderen und vor allem sich selber etwas vorzumachen. Ganz professionell. Traurig. Aber wahr. Irgendwie.
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  • Auf Messers Schneide

    11 Kasım 2018, Filipinler ⋅ ⛅ 28 °C

    Nach der analytisch-depressiven Grundstimmung zum Schluss des letzten Beitrags, setze ich in diesem Post wieder verstärkt auf Fassade. Gibt erwiesenermassen mehr Likes und darum geht es ja im Leben. Zumindest im virtuellen und für Influencer relevanten Teil. Wir reisen also total entspannt nach El Nido auf der Insel Palawan. Ein Paradies für Schnorchler, Taucher und Partygänger gleichermassen. Die sechs Stunden im viel zu kleinen Shuttle-Bus sind total gemütlich und die übrigen teils übel riechenden Passagiere nerven kein bisschen. Wirklich tolle Stimmung kommt auf, als zuletzt ein älterer Herr - er erinnert entfernt an einen etwas abgehalfterten Richard Gere - mit Sohn, Tochter, Lover oder was weiss ich zusteigt und den Bus somit voll macht. Auch das Alter der asiatischen Begleitung gibt uns Rätsel auf. Könnte von zehn bis dreissig eigentlich alles sein. Ich tippe auf zwölf. Trotz der Tatoos. Ich erwähne diese Details wie schon bei Mr Sumo aber keinesfalls, um selber irgendjemanden aufgrund von Äusserlichkeiten zu diskreditieren oder zu verurteilen. Ich nutze die übertrieben bildliche Sprache lediglich, um dem aufmerksamen Leser - und Kurt - dies zu ermöglichen. Ich finde das furchtbar. Shame on you!

    Kaum sitzt Richard Gere neben mir im Bus, will der lustige Vogel auch schon wieder raus. An seine Tasche im Kofferraum. Kaum hält er diese in der Hand, lässt er den verdutzten Fahrer mit ernster Miene wissen, dass er den nächsten Flug nach El Nido nehmen wird. Sei ihm alles viel zu eng und so. Seine Begleitung würde aber mitfahren. So so. Ich denke noch, du übertrieben unflexibler Pinkel! Machst einen auf Etepetete und lässt deine Begleitung einfach so zurück?! Ich komme mit. Tschüss Sue. Da der Fahrer dem feinen Richard aber umgehend „shotgun“ - also den Beifahrersitz - anbietet und dieser das an den hinteren Sitzen gemessen überaus grosszügige Angebot mürrisch annimmt, bleibe ich bei Sue sitzen. Schade. Wie sich im Laufe der Fahrt dann herausstellt, handelt es sich beim zugestiegenen Jungen um Richards gleichermassen asiatisch-androgyne wie bezaubernd burschikose Tochter, die zusammen mit ihm für einen Urlaub aus Australien angereist ist. Ich freu mich total für die zwei. Ich bin etwas überrascht, aber ich freue mich. Es heisst ja nicht um sonst, man soll ein Buch nicht nach seinem Umschlag werten. Ausser beim Wein im Supermarkt, da stecken hinter den schönsten Etiketten auch immer die besten Tropfen. Und umgekehrt.

    Neben Löffel und Gabel - wieso gibt es in diesem Land nie Messer zum Essen?! - sind Alter und Geschlecht die Tage des Öfteren eine Herausforderung. Bei gefühlten fünfzig Prozent der Menschen, sind wir uns gendertechnisch unsicher und verweigern die Einschätzung. Und da es auf den Philippinen keine Pinguine gibt, droht unser Aufenthalt hier ein erfolgloses Desaster zu werden. Pinguine gefunden? Fail! Alter ansatzweise erraten? Fail! Geschlecht erkannt? Fail! Wenigstens jemanden influenced? Kaum. Doch zum Glück gibt es noch diese eine, universelle Mission, die uns Disney schon vor Jahren mit auf den Weg gegeben hat. „Finding Nemo!“ Und was soll ich sagen? Ja! Wir haben ihn gefunden! In seiner Amemome. Mit seinem grenzdebilen Papa. Total süss. Nach einigen wunderschönen Schnorchel- und Tauchgängen sind wir uns allerdings nicht ganz sicher, welcher der vierhundertfünfundsechzig gesehenen Clownfische nun der echte Nemo war. Aber er war ganz sicher dabei! Egal was Sue sagt.

    Zum Essen händigt man den Menschen hier wie gesagt keine Messer aus. An schlechtem Essen und möglicher Konsequenzen für den Koch, kann es aber meiner Meinung nach nicht liegen. Uns schmeckt eigentlich alles. Ist wohl eher so eine kulturelle Sache. Von daher auch ok für mich. Die zwei mehrheitlich sympathisch lächelnden Saudis auf dem Schnorchel-Schiff essen sowieso lieber nur mit den Händen. Verdammte Tiere! Hätte ich das laut gesagt und es wären Messer auf dem Tisch, würde mich wohl ein ähnliches Schicksal ereilen, wie den armen Khashoggi in Istanbul. Das war ja auch so ein Influencer. So gesehen bin ich froh, dass das einzige Messer an diesem Tag in der Hand vom Kokosnuss-Jungen am Strand liegt. Doch auch der philippinische Bengel schafft es, mich zu verunsichern. Während er in Sue's Coco Loco - ein Drink in einer Kokosnuss, deren Wasser mit Rum verfeinert wurde - ein normales, gleichmässiges Loch schneidet, schnitzt der kleine Romantiker in meine Nuss ein verdammtes Herz. Echt jetzt?! Ich sehe also trotz der schönen Sue an meiner Seite aus, als ob ich was für philippinische Jungs übrig hätte?! Unangenehmer sind eigentlich nur nach die Bettwanzen, die mich mit Stichen übersät aus El Nido abreisen lassen. Keine Ahnung wer mir die schon wieder untergejubelt hat. Wahrscheinlich die grinsenden Saudis.

    Bevor wir die Philippinen wieder verlassen, bleiben uns noch eine Nacht in Puerto Princesa und zwei Nächte in Cebu, von wo wir dann ungewohnt spät - erst um sieben Uhr in der Früh - nach Taiwan fliegen. Vorausgesetzt die Saudis und andere Verehrer lassen das zu. Wir werden sehen.
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  • Trump und andere kleine Pimmel

    18 Kasım 2018, Tayvan ⋅ ⛅ 28 °C

    Wir verlassen Cebu via dem beeindruckend modernen „International Terminal“. Ebenso beeindruckend und ein weiteres Reise-Novum ist die spontan erhobene „Terminal Fee“ von achthundertfünfzig philippinischen Pesos pro Person. Irgendwie will der Prunkbau ja finanziert werden. Um die Relation zu verstehen, damit kriegt man hier ein gediegenes Dinner für zwei in einem gehobenen Restaurant. Mit Wein. Billigem scheiss Wein, aber mit Wein! Egal, Hauptsache wir kommen irgendwie nach Taiwan. Sue hat den letzten Tag noch genutzt, um sich wie üblich den Haaransatz nachzufärben. Mir fällt die Auffrischung natürlich erst im Flieger über den Wolken auf. Toller Freund. Muss am guten Licht hier oben liegen. Wobei, eigentlich hätte mir die Veränderung sofort auffallen müssen, denn die Färbung ist weit weniger „asch“ und weit mehr „gold“ als sonst. Bei genauerer Betrachtung erkenne ich sogar einige Noten aus dem Trump’schen Farbspektrum. Ganz schön gewagt. Sue ist gar nicht happy und macht mich irgendwie für ihre falsche Farbwahl verantwortlich. Wie genau bleibt allerdings ein Rätsel. Und dank der kürzlichen Auffrischung unserer güldenen Bräune, kommt es bei ihr zu einem ziemlich fliessenden Übergang zwischen Gesicht und Frisur. Definitiv unvorteilhaft. Wie bei mir. Einfach anders.

    In Taiwans Hauptstadt Taipeh sind wir nur aus einem einzigen Grund. Weil der Flug super billig war. Und weil der herzige Miro Geburtstag hat und sich mit Viola für diesen Anlass wie üblich ins ferne Ausland abgesetzt hat. Ich freu mich tierisch. Auf den Billigflug. Auf die beiden anderen auch ein wenig. Zur Feier des Tages färbt sich die ebenfalls herzige Sue extra nochmals die Haare. Aber „asch“ ist das auch nicht, eher so blond-blond. Egal, ich finds schön. Asien auch. Da die Menschen hier auch sonst total auf Spa und Beauty stehen, findet man an jeder Ecke lustige und weniger lustige Masken zur Gesichtspflege. Ich nutze die Zeit, die das Wasserstoffperoxid braucht, um Sues güldenes Haar weiter aufzuhellen, für eine kleine Verjüngungskur mittels Hyaloron-Maske. Auch wenn ich Gefahr laufe, dass man mir bei der nächsten Grenzkontrolle meinen Jahrgang endgültig nicht mehr abnimmt und meinen Pass für eine Fälschung hält. Das Risiko gehe ich ein. Für fünfzehn Minuten fühle ich mich weniger wie ein unbedeutendes Hobby-Model und mehr wie Topmodel Winnie Harlow. Schau Foto. Und als ob die reine Anwesenheit nicht schon Geschenk genug wäre - was natürlich nie der Fall ist -, bringen uns die zwei Kurzurlauber auch noch ein helvetisches Fresspäckli mit. Schokolade, Malbuner, Käse, Mini-Pic, Biberli, Etter-Schnaps und so weiter. Die haben für uns trotz drohender Deportation in ein chinesisches Arbeitslager tatsächlich heimische Käse- und Fleischwaren durch den Zoll geschmuggelt - Mam! Ich werd verrückt. Und dick.

    Gefeiert wird im authentisch Taiwanesischen Restaurant mit Hot Pot - quasi das echte „Fondüü Schinuas“ - und anschliessend im stylischen Club, wo das klassische Protz-Klientel aus Taiwans Geld-Adel - Miro trifft also auf sein lokales Pendant - und die üblichen peripheren Prostituierten und Schmarotzer - mein Pendant - ausgelassen feiern. Die „Champagne Trains“ - eine Bestellung mehrerer Flaschen, die mit viel Tamtam ausgeliefert werden - werden hier von halbwegs glamourösen Girls begleitet, die lediglich mit Dollar-Noten gekleidet sind. Genau unser Ding also. Würde mich nicht wundern, wenn wir uns heute auch noch fünf bis zehn Flaschen des güldenen und somit zu Sues Haaren passenden Ace of Spades von Armand de Brignac bestellen. Kostenpunkt: ein halbes Jahr Weltreise. Also nicht der Rede wert. Neben Miros Geburi feiern die leuchtend blonde Sue und ich seit Mitternacht schliesslich noch unser zehnmonatiges Reisejubiläum. Aber anstatt echte, rauchende Party-Fackeln, stecken die hier billige LED-Fackeln an den teuren Schampus. Total stillos. Ohne uns. Dafür geben wir Miros Geld nicht aus! Auch wenn es davon Gerüchten zufolge dank dem Fuchsberg mehr als genug gibt. Sue - aka Trumpy Spice - hält das allerdings für Fake-News. Wie auch immer.

    Teile des eben Gesparten fliessen nach dem Verlassen des Clubs dann aber in einige der omnipräsenten Spielautomaten, aus denen man sich mittels Kran irgendwelchen wertlosen Scheiss angeln kann. Nachdem Münzen im Gegenwert einer Magnum-Flasche Moët in den Automaten verschwanden, schafft es der angetrunkene und umso herzigere Miro dann doch noch, ein furchtbar hässliches und einfältig grünes Stoffteil zu angeln. Zu seinem eigenen Überraschen, wie das Video beweist. Den Rest der Zeit verbringen wir - neben zig Mal und gelb vor Neid die Fotos der heimischen Koch- und Tennis-Events durchzugehen - vornehmlich auf Night-Markets, wo wir uns quer durchs bisweilen grenzwertige Angebot fressen. Den Taiwanesen und das Gemüt freuts. Die Waage weniger. Nachdem unsere Freunde nach zwei feucht-fröhlichen Tagen weitergereist sind, hiken Blondy und ich noch auf den Qixin Mountain. Das anschliessende Bad in den öffentlichen Hot Springs wird uns - also mir - allerdings verwehrt. Meine supercoolen Superdry-Badeshorts entsprechen nicht den Vorgaben. Das Betreten ist lediglich in hautengen Speedos gestattet. Ich hab keine Ahnung wieso. Sue auch nicht. Hat wohl was mit den kleinen Pimmeln der Asiaten zu tun. Klein Trumpy wittert natürlich sofort wieder Fake-News! Mir egal. Asiaten haben kleine Pimmel!
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  • Hong Kong hat die Haare schön

    21 Kasım 2018, Hong Kong ⋅ ⛅ 26 °C

    Nun sind wir schon knapp drei Wochen in Asien und hatten noch keine einzig Massage. Ausser gegenseitige. Aber Sue mag es nicht, wenn ich erotische Details ausplaudere und somit zählen die nicht. Unsere Mission in Hong Kong ist sowieso eine ganz andere. Wir brauchen noch ein Visum für China, welches man uns in Singapur nicht ausstellen wollte. Oder konnte. Habe einmal mehr nicht genau zugehört. China ist bezüglich Visa generell nicht ganz einfach. Die umfangreichen Anträge - es wird ein kompletter Reiseplan mit bestätigten Flug-, Zug- und Hotel-Buchungen verlangt - wurden von der hoch qualifizierten Sue dank Abschlüssen von ETH und Imperial College erstklassig vorbereitet. Trotzdem dauert die Übung mehrere Stunden, in denen an diversen Schaltern Nümmerli gelöst und diverse Dokumente nachgereicht werden müssen. Ok, Buchungsbestätigung in Englisch anstatt Deutsch. Darauf hätten wir auch selber kommen können. Also Sue. Ich war ja mit extrem wichtigen Recherchen zu den Hintergründen von Elon Musks und Jürgen Klopps Haarpracht beschäftigt. Von Natur aus wären ja beide schon längst kahl. Sind sie aber nicht. Das will ich auch. Zusätzlich zum chinesischen Visum.

    Neben dem Thema Haupthaar bleibt auch Essen ein Hauptthema. Ramen, Dim Sum, Pho, Bao-Burger mit Trüffel-Fries oder Waffeln mit Michelin-Stern. Ganz egal, Hauptsache Chopsticks und vielleicht noch ein Suppenlöffel. Hong Kong ist total vielseitig und irgendwie total crazy. Die Stadt mit den meisten Wolkenkratzern auf der Welt. Acht tausend und somit doppelt so viele wie die Nummer zwei - New York. Viele davon sind Teil der allabendlichen jedoch eher enttäuschenden Laser- und Licht-Show im Hafen. Die gibt es seit 2004. Jeden Tag! Ein markantes Gesicht mit verrückter Frisur quasi. Die Stadt mit den höchsten Mieten vereint eigenwillig Prunk und Reichtum mit übertriebenem Kitsch und dem Zerfall nahen und übel verdreckten Plattenbauten. Dazu gibt es ein paar wunderschöne Strände und die wohl höchste Tesla-Dichte überhaupt. Noch dichter als dem Elon sein mehrfach überarbeitetes Haupthaar. Also uns gefällts, dieses Hong Kong. Ausser die Lifttüren. Die sind total gemein hier und schon bei mehreren Gelegenheiten auf uns los gegangen. Hierzulande bedarf es ganz offensichtlich keiner Singularität, damit Maschinen systematisch Menschen töten. Denn entgegen der ursprünglichen Idee von Robert Schindler, scheint beim chinesischen Setting die Effizienz höher gewertet, als das einzelne Menschenleben. Hat ja auch genug hier.

    Im Gegensatz zu den unnötig aggressiven Liften, ist die Octopus Card - wie die Oyster Card in London, eine aufladbare Magnetkart für den öffentlichen Verkehr - ein Highlight. Hier kann man mit der farbenfrohen Karte neben Bus, Schiff und U-Bahn besteigen auch Fahrräder ausleihen, den Kopierer im Visa-Office bedienen oder den Kaffee im McDonalds bezahlen. Praktisch. Fehlt nur noch die Möglichkeit, die bald gänzlich wertlosen Bitcoins auf die Karte zu laden. Kommt bestimmt noch. Oder auch nicht. Wichtiger ist sowieso das Mail, welches ich an diesem Morgen erhalten habe. Die Antwort eines deutschen Anbieters für Beauty-Reisen nach Istanbul, dem ich zwecks Lagebeurteilung ein paar schlecht belichtete Fotos meiner Haupthaar-Situation übermittelt hatte. Gespannt auf die zu erwartenden Kosten, öffne ich die elektronische Post, während ich mich nervös am nach wie vor reich behaarten Hinterkopf kratze. Der im Mail enthaltene ärztliche Attest vermag mich dann aber zu überraschen. Es wird völlig unverständlich von einem Eingriff abgeraten, da der Haarsusfall bereits zu weit fortgeschritten, der Spenderbereich am Hinterkopf zu klein und das Haar sehr dünn sei. Echt jetzt? Das klingt nach einem ganz schlechten Arzt. Zu dem geh ich bestimmt nicht. Verdammter Pfuscher. Vielleicht liegt es auch an den katastrophalen Fotos. Hat Sue ganz schlecht gemacht. Verdammt. Ich will was trinken! Und rauchen.

    Doch dann wird es wirklich spannend, wir müssen zum Visa-Center, um unsere Pässe abzuholen. Mit oder ohne Visum drin. Man weiss es nicht. Um Punkt neun Uhr sind wir vor Ort und bekommen D0019, während am zuständigen Schalter aktuell D0004 bedient wird. Toll. Doch dann geht es sehr schnell. D0009 ... 11 ... 14 ... Ist das ein gutes Zeichen? Ich weiss es nicht. Hätten wir die lediglich provisorisch gebuchten Hotels bei Booking.com wirklich wieder stornieren sollen, da wir noch diverse andere Orte besuchen wollen? Oder rufen die da an, um die Buchungen zu bestätigen? Nach der niederschmetternden - jedoch völlig falschen - Diagnose zu meinem Haupthaar, darf die Grundstimmung als eher pessimistisch bezeichnet werden. Wer sollte mir ein Visum geben? Mir, einem Arbeitslosen der sich trotz furchtbar schlechter Haare teilweise zu billigen Foto-Shootings überreden lässt, aber ausser Freibier nichts verdient? Genau, China. Lustiges Land. Selber schuld. Wir werden die nächsten zwei Wochen somit auch im Reich der Mitte einer illegalen Tätigkeit nachgehen und versuchen, Leute zu beinfluencen. Ich freu mich. Sue auch.
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  • Kondome im Reisfeld

    24 Kasım 2018, Çin ⋅ ⛅ 17 °C

    Keine zwei Stunden nachdem wir unser Visum in den Händen halten, verlassen wir Hong Kong in Richtung Mainland China. Unsere erste Fahrt in einem Highspeed-Zug, dessen Abfertigung ebenso komplex wie effizient ist. Wir sind tatsächlich leicht beeindruckt. Mit über dreihundert Sachen geht es von Hong Kong über Shenzen nach Guilin, eine bei Ausländern scheinbar wenig bekannte Stadt in der Nähe eines Nationalparks, der für seine malerischen Reisterrassen bekannt ist. Eine Massage hatten wir noch immer nicht. Nix. Nada. Ich bin fest entschlossen, das zu ändern. Zur Not würde ich auch einen erzwungenen Händedruck als Massage werten. Hier gibt man sich ja nicht die Hand, sondern verneigt sich voreinander. Um die offensichtlichen Machtverhältnisse weiter zu untermauern, gehe ich dabei natürlich nie zu tief. Eigentlich nicke ich bloss. Ausser bei der schönen Sue, sie bete ich ja bekanntlich an und für sie würde ich ständig auf die Knie. Geht sie für mich ja manchmal auch.

    China ist wie befürchtet - oder erhofft? - anders. Die Schrift. Die Sprache. Alles völlig unverständlich und ausserhalb der Touri-Spots existiert nur wenig bis gar kein Englisch. Doppelt schwierig für jemanden wie mich, der auch sonst nie genau zuhört. Und man kann sich nicht mit Anfängerkenntnissen in Französisch oder Italienisch durchmogeln. Zum Glück habe ich Sue und ist ebendiese nicht nur schön. Sondern sehr schön. Das hilft. Die zweieinhalb Stunden Zwischenhalt in Shenzen reichen zumindest, um mittels Übersetzungs-App und nettem Grinsen Geld zu besorgen, SIM-Karten zu erwerben und ein paar Dumplings zu futtern. Aber schon beim Bus in unserer Zieldestination wird es komplizierter, bleibt mit etwas Glück aber machbar. Beim Blick aus dem Fenster wird mir das ganze Ausmass erst klar. Auf den ersten Blick kann ein Ladengeschäft eigentlich alles sein. Ein Glace-Stand, ein Werkzeug-Handel oder auch ein Strip-Schuppen. Äussere Merkmale geben keine eindeutigen Hinweise. Das kann ja heiter werden. Denn Google-Maps gibt es hier ja auch nicht. Bei mir funktioniert das Internet generell nicht wirklich und mein Akku ist noch schneller leer als sonst. Haben die Russen oder Saudis den Chinesen wohl einen Tipp gegeben und mich auf so eine verdammte Liste gesetzt. Ich hänge also irgendwo in der „Great Firewall“, während bei der schönen Sue alles funktioniert. In erster Linie dank VPN, welches in meinem Fall nicht tut. Ich könnt kotzen. Scheiss ETHler.

    Im Hostel offeriert man uns zum Empfang Mini-Mandarinli, welche sie hier allerdings Orangen nennen. Klar, Mandarinli ist ja ihre Sprache und keine Frucht. Womit wohl auch die Herkunft der kleinen Früchtchen überraschend einfach geklärt wäre. Die süssen Dinger - die sich zum Glück für das Gemüt überraschend gut schälen lassen - entspannen die Situation ein wenig und für einen kurzen Moment kommt sogar ein Funken Weihnachts-Stimmung auf. Guilin überrascht auch sonst, kaum ist es dunkel. Der Stadtkern ist dank eines Festes vor wenigen Wochen eine Art Märchenland, gebaut um zwei Seen mit unendlich vielen Lichtern, Musik, Tanz, Tai Chi und sonstiger Action. Das würde Mama Rode auch gefallen, schliesslich hat sie einen schwarzen Gürtel in Tai Chi. Oder war es ein Panda-Aufnäher? Ich weiss es nicht mehr. Sue auch nicht.

    Eine Nacht verbringen wir inmitten der nahe gelegenen Reisterrassen, um mehr von Chinas Landschaft zu sehen. Die Terrassen sind zur Zeit allerdings weder saftig grün wie im Sommer noch goldig leuchtend wie im Herbst. Die Ernte war vor zirka einem Monat. Jetzt ist alles eher kack-braun. Aber egal, die Ausblicke sind trotzdem eindrücklich und für den güldenen Schimmer sorgt ja nach wie vor Trumpy Spice. Die aktuell unüblich blonde Sue ist an diesem Tag allerdings leicht irritiert, als sie auf dem Nachttisch vom vermeintlichen Romantik-Hotel mehrere Kondome findet. Ich auch, denn es handelt sich bei den „Kondomen“ eindeutig um die abgepackten Duft-Kissen, die man in den daneben liegenden Anti-Mücken-Stecker steckt. Schau Foto. Wobei ich werte es irgendwie als gutes Zeichen, dass meine Lieblingsfreundin nicht genau weiss, wie Kondome aussehen. Oder auch nicht. Hab sie trotzdem lieb.
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  • Kamera- und Katzenjammer

    26 Kasım 2018, Çin ⋅ ☀️ 22 °C

    Dieses China würde dem Marc wohl auch gefallen. Hier rauchen alle. Überall. Gerne auch während dem Essen. Bezieht man die ganze Schmatzerei noch in die Bewertung mit ein, ziemlich grob. Aber China ist wie bereits erwähnt auch ziemlich schwierig. Und darauf sind wir zwei zarte Pflänzchen dann eben doch eher schlecht vorbereitet. Also ich. Madam ETH hat ja irgendwelche Übersetzungs-Apps, ein funktionierendes VPN und sonstige Helferlein. Das Bestellen im Restaurant ohne Bildchen ist dennoch fast unmöglich. „Waste for a while“, „bad cabbage meat“, „handbag food“ oder „the sour soup is fat“ heissen die verheissungsvollen Übersetzungen. Oft bleibt die Herausforderung auch mit Bildern bestehen, da diese selten genau zeigen, was denn nun wirklich im Teller landet. Zum Schluss zeigt man eben auf irgendetwas und hält die Erwartungen trotz massivem Hunger tief. Aber wie sich das für zwei so hart arbeitende Menschen wie uns gehört, haben wir natürlich jedes Mal Glück und bekommen die Tage das beste Wok-Essen der bisherigen Reise serviert. Darunter kulinarische Überraschungen, wie wir sie sonst nur vom Stauber Robin oder Meier Andi aufgetischt bekommen. Muss am Karma liegen. Oder Sue.

    Irgendwann funktioniert dank Hotspot von meiner Lebensabschnittspartnerin dann auch bei mir ein neu herunter geladenes VPN und ich komme auch wieder in den Genuss von Whatsapp- und Instagram-Bildern. ETHler sind schon cool. Und gut im Bett. Wir sind in der Zwischenzeit mit dem Boot über den Li River nach Yangshuo gereist. Schön hier. Schön touristisch. Voll mit chinesischen Touristen. Und dann passiert es schon wieder. Kaum haben wir die Spitze eines steilen Hügels erklommen, kommen wir mit einem Ecuadorianer ins Gespräch, dessen Drohne aktuell über dem Gipfel kreist. Wie sich herausstellt, ist Esteban professioneller Fotograf und macht am Liebsten Aufnahmen von extremen Orten, an denen sich eine Person befindet. Zwei Sekunden später sitze ich auf einem verrosteten Stahlgerüst und schaue wehmütig in die Ferne. Das kann ich ganz gut. Aber auch dieser Auftritt bringt weder Geld noch Freibier ein. Verdammte Scheisse. Gut möglich, dass wir uns demnächst komplett aus diesem Model-Business zurückziehen und das tun, was erfolglose Models eben tun. Pornos. Mal schauen.

    Da wir neben den hektischen und überbevölkerten Städten auch hier Chinas Landschaft sehen wollen, schwingen wir uns für einen Tag aufs Rad. Die Dragon Bridge, um die unzählige Touri-Flosse mit bunten Sonnenschirmen festmachen und auf der ausser uns nur zwei weitere Personen stehen, markiert in etwa unsere halbe und bis anhin wunderschöne Tagesstrecke und Sue beginnt umgehend mit dem fotografischen Festhalten der idyllischen Szenerie. Die Stimmung kippt allerdings rasant, als Foto-Sue zurück zum Velo geht. Die GoPro ist weg. Die zwei Typen auch. Soviel zum Thema Karma. Einer hatte einen komischen schwarzen Hut auf, da bin ich mir sicher. Nach kurzer Verzweiflung fahren wir ein Stück zurück. Sie könnte ja auch aus dem Körbli gefallen sein. Ist sie natürlich nicht und als wir nach einigen Minuten zurück zur Brücke kommen, sehe ich doch tatsächlich den Typ mit Hut auf der anderen Seite. Er sieht mich auch und relativ unaufgeregt dreht er um und läuft langsam davon. Sein Kumpel auch. So ein Schlawiner. Na warte.

    Mittels kurzem Spurt erreiche ich das ein Meter fünfzig grosse Arschgutzi in etwas mehr als zwei Sekunden. Kaum hinter ihm, tut der Typ so, als hätte er gerade einen Anruf bekommen. Anstatt ihn von hinten anzusprechen, beginne ich den feindlichen Kontakt direkt mit äusserlichem Abtasten des Mantels und der Taschen. Der kurze Scan führt leider zu keinen verwertbaren Beweisen und so wechsle ich zur verbalen Investigation, nachdem sich der kleine Stinker aufgrund meiner physischen Kontaktaufnahme erschrocken umgedreht hat. „Where is the GoPro? Where is the GoPro?!! Where is the f***ing GoPro!!??!!!“ Doch Jacky Chan ist natürlich völlig ahnungslos und versteht auch meine Sprache nicht. Lediglich „no, no, no“ bringt der Arsch über die Lippen. In dem Moment will ich ihm eine klatschen, um der bis dato erfolglosen Befragung etwas mehr Tiefe zu verleihen. Das tue ich aber nicht - wohl aufgrund meiner pazifistischen Kernprogrammierung ... oder weil ich ein Waschlappen bin - und er und sein Freund entfernen sich vom Schauplatz. Nach mehreren vermeintlichen Verlusten ist es also soweit. Wir wurden das erste Mal effektiv bestohlen. Die GoPro ist weg. Und Sue traurig. Zu Recht. Somit wäre auch bewiesen, dass Chinesen nicht nur kleine Pimmel sondern auch ganz üble Charakter haben. Zumindest zwei von 1’400’000’000. Blöde Wixer.

    Und was macht jeder vernünftige Mensch, wenn er traurig ist? Genau, hemmungslos fressen als ob es kein Morgen gäbe und ausreichend alkoholische Flüssigkeit zu sich nehmen. Das machen wir dann auch - insbesondere Dumpling-Sue - und da uns das Essen hier so gut mundet, melden wir uns gleich noch zu einem China-Wok Kochkurs an. Das gab es auf der Reise noch nicht und wenn wir schon die GoPro hier lassen, dann nehmen wir wenigstens ein paar geile Rezepte mit. Dank Off-Season sind wir an diesem Tag die zwei einzigen Schüler von Sofia. Doch bevor es an den Herd geht, geht es auf den lokalen Markt. Neben der sehr ansprechenden Gemüse-Halle beäugen wir auch die für westliche Augen teilweise verstörende Fleisch-Halle. Wie in vielen Ländern mit unzureichender Kühlkette, mögen es auch die Chinesen, lebendige Tiere zu kaufen und sie vor Ort schlachten zu lassen. Soweit verständlich. In dieser Region Chinas landen aber neben Hühnern, Enten und Hasen eben auch Hunde und Katzen im Wok. Wir hatten davon gehört, sind dann aber doch etwas schockiert, dies auf dem Markt um die Ecke anzutreffen. Sue will sich diesen Teil des Marktes zurecht nicht ansehen. Unsere Köchin übrigens auch nicht. Und ich? Ich will es wissen und drehe eine kurze Runde.

    Der Anblick von Hunden und Katzen, verängstigt und apathisch in Käfigen oder ausgenommen und hängend, ist, sagen wir mal, gewöhnungsbedürftig. Zumindest werden die Tiere hier nicht unnötig gequält - was in anderen Regionen Chinas im Glauben den Geschmack zu verbessern durchaus der Fall ist - und im Grunde geht es hier lediglich um die Unterscheidung in Haus- und Nutztiere. Und das muss jede Gesellschaft - gell, liebe Appenzeller? - und jeder mit sich selbst ausmachen. Wir wollen ja eh weniger Fleisch essen und so ein morgendlicher Besuch auf einem chinesischen Fleisch-Markt hilft dabei ganz gut. Sue für ihren Teil ist nach eigener Aussage und mit glasigen Augen auf der Stelle Vegi. Also war sie. Zumindest bis wir am Herd stehen und unter fachkundiger Anleitung neben allerlei Gemüse unsere eigenen Pork-Dumplings, Steamed Chickens und Pork-Stirfries zubereiten. Lecker wars. Dieses Fleisch.
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