Rheinburgenweg

October 2023
Eine Woche zwischen Koblenz und Bingen auf dem Rheinburgenweg. Read more
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  • Day 1

    Schaulaufen entlang des Rheins

    October 21, 2023 in Germany ⋅ 🌙 13 °C

    Eine Woche werde ich auf dem Rheinburgenweg von Koblenz nach Bingen wandern, mit einer Überraschung in Bacharach, auf die ich mich schon sehr freue.

    Aber eines nach dem anderen, den erst einmal musste ich nach Koblenz kommen. Die Bahn hatte nur 30 Minuten Verspätung, dafür saß ich in einem Abteil mit lieben Mitmenschen und guten Gesprächen. Ein junger Mann erzählte von seinem Medizinstudium, und dass er kurz vor dem 3. Staatsexamen steht, also der letzten Prüfung.

    Erstaunlicherweise erzählte er mir auch davon, dass sich die Stimmung unter den Studenten gerade in eine Richtung wendet, mit der ich nicht gerechnet hatte: immer mehr junge Ärzte wollen auf dem Land Hausarzt werden, so wie er selbst auch. Sie wollen aus den Mühlen der Krankenhäuser fliehen, in denen sie ausgenutzt und aufgerieben werden. Er dachte darüber nach, nur 70% zu arbeiten, um eine gute Life-Work-Balance zu haben.

    Der Weg aus Koblenz heraus führt über die Karthause: ehemals Kloster, dann Festung, genau gegenüber Ehrenbreitstein gelegen, mächtig und steil. Endlich oben angekommen passierte ich das Löwentor hin zum Bundesarchiv, ein gewaltiger Baukomplex, vielleicht aus den 1970/1980er Jahren.

    Es braucht fünf Kilometer, um dem urbanen Umfeld zu entkommen, doch so ganz gelingt es nicht. Links Ruinen eines Schießstandes; rechts der Blick hinunter zur breiten Mosel kurz vor der Mündung in den Rhein, dem deutschen Eck. Unten sehe ich Lay und Winningen und einen Kilometer weiter treffe ich auf ein älteres Ehepaar, die mir von Winningen vorschwärmen. Beide topfit und das mit 82. Liegt am Hund, meinten sie, doch der ist vor sechs Monaten an Leberkrebs gestorben. Die Stimmung ist getrübt, bevor der Mann sagt, vier Kilo hat er schon zugenommen, seit er nicht mehr Gassi geht.

    Inzwischen bin ich an der Hütte angekommen, oberhalb des Rheins mit Blick auf Koblenz in der Ferne. Natürlich ist es bereits stockdunkel um mich herum. Das Zelt steht schon, gegessen habe ich im Forsthaus Kühkopf, Footprint ist geschrieben - Zeit, mich schlafen zu legen.

    Gute Nacht ihr Lieben!
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  • Day 2

    900.000 Jahre ...

    October 22, 2023 in Germany ⋅ ⛅ 11 °C

    ... ist das Mittelrheingebiet bereits besiedelt, lange bevor es den Neandertaler gab, vom modernen Menschen ganz zu schweigen. Heute kam ich an so vielen interessanten archäologischen bzw. kulturellen Orten vorbei, einfach fantastisch.

    Altsteinzeit, Jungsteinzeitliche Hügelgräber, römischer Merkurtempel, mittelalterliches Schloss, neu errichtet von Wilhelm I. und, und, und.

    Dazu wunderschöne Begegnungen mitten in der Natur. Von zweien möchte ich erzählen, da sie für mich ganz besonders gewesen sind.

    Kurz vor Schloss Stolzenfels traf ich auf Heide, die dort Maronen sammelte. Wir kamen übers Wandern ins Gespräch, ich erzähle vom NST und sofort machte sich Sehnsucht bei ihr breit. Wenn sie nur so lange Urlaub machen könnte, meinte sie, dann würde sie Norwegen der Länge nach durchwandern. Eine halbe Stunde redeten wir, und als ich los musste, steckte sie mir eine handvoll Marone in den Rucksack. Für später, meinte sie und lachte dabei. Was für eine herzliche Begegnung!

    Ich kam beim Merkurtempel an, wo ich auf ein Trio traf. Die beiden Frauen sind schon oft in Oberstdorf wandern gewesen, das Haldenwanger Eck kannten sie jedoch nicht. Sie erzählten mir vom Salzalpensteig, von der Tour vom Tegernsee nach Sterzing und von Oberstdorf nach Meran. Natürlich erzählte ich vom NST und dem Grenzstein 147, woraufhin die beiden sofort Feuer und Flamme waren. Ach, einfach schön, solch spontanen Begegnungen.

    Dann kam ich zum Vier-Seen-Blick mit der Wahnsichtsaussicht, gefolgt von einem Abstieg, der mich an den Hexatrek erinnerte: felsig und steil, dabei nicht ungefährlich. Was für ein Abenteuer!

    Mittlerweile bin ich in einer Hütte oberhalb von Boppard angekommen und werde super schlafen bei der herrlich frischen Luft hier oben.
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  • Day 3

    Traumpfade zu zweit

    October 23, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 12 °C

    Die Welt um mich herum lag im Nebel. Strassenlärm, das Donnern der Züge, Glockengeläut drang aus dem Tal zu mir nach oben. Zeit für das Frühstück.

    Doch kaum war ich nach einer durchgeschlafenen Nacht aus dem Zelt gekrochen, bekomme ich einen Anruf: Düsselsieg hat noch eine Rechnung mit dem RBW offen, weshalb er mich heute gerne begleiten würde. Gesagt, getan!

    Vier Kilometer ging ich durch eine nebelverhangene Landschaft, fast schon skurril, um mich in Bad Salzig mit Düsselsieg zu treffen, was problemlos geklappt hat.

    Wir unterhielten uns unglaublich viel auf dem Weg, der heute so wunderschön gewesen war! Ein Traumpfad nach dem anderen, nur durch Verbindungswege unterbrochen. Ich schätze, mindestens die Hälfte der heutigen Etappe verlief über Höhenwege, steile Gradwege oder schmale Waldpfade, gerade mal so an den Hang geschmiegt. Einfach unbeschreiblich schön.

    Dann, kurz vor Sankt Goar, wir dachten schon fast am Ziel zu sein, kam eine letzte große Herausforderung: unzählige steile Treppen hinauf zur Burg Rheinfels, nur um anschließend wieder einen Kilometer hinunter in die Stadt zu laufen.

    Nach einem guten Abendessen beim Italiener verabschiedeten wir uns am Bahnhof, doch mein Weg ging noch etwa zwei Kilometer weiter zu einer Hütte am Waldrand. Regen peitschte mir auf dem Weg hierher ins Gesicht, hoch über dem Rheintal. Heftiger Wind ließ den Regenschirm umklappen, auf den glitschigen Wegen wäre ich um Haaresbreite gestürzt, konnte mich gerade noch mit den Stöcken abfangen, alles gut gegangen.

    Kaum hatte ich die Hütte erreicht, hörte der Wind und der Regen auf. C’est la vie.

    Lieber Düsselsieg, vielen herzlichen Dank für den schönen gemeinsamen Tag, der mir sehr viel Freude beteitet hat.

    Gute Nacht euch allen!
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  • Day 4

    Der verlorene Ehering ...

    October 24, 2023 in Germany ⋅ ⛅ 9 °C

    ... und weitere fantastische Erlebnisse vom RBW.

    Nicht lange nach meinem Aufbruch treffe ich auf ein älteres Ehepaar, das mit Stöcken im Laub herum kratzt. Auf meine Frage, ob sie Maronen sammeln, sprachen beide ganz traurig und gleichzeitig hektisch davon, dass die Frau vor etwa einer Woche ihren Ehering auf einer Wanderung verloren hat. Sie waren von Sankt Goar zum Spitzenstein gegangen. In Urbach hatte sie den Ring noch, auf dem Stück von Maria Ruh zum Camping Sankt Goar muss sie ihn verloren haben, denn ab da war er auf den Fotos nicht mehr zu sehen. Bei dem Brückchen ist sie gestolpert und gefallen, wobei der Ring wahrscheinlich verloren ging. Falls ihn jemand findet, bitte zum Tourismuscenter Sankt Goar abgeben. Sie hatte den Ehering 36 Jahre ...

    Der Weg begann heute richtig gut, ich kam gegenüber der Loreley vorbei, doch der Weg war auch anstrengend gewesen, entlang des Ölbersteigs. Einmal bin ich gestürzt, aber alles gut gegangen. Der Steig ist bei Nieselregen richtig rutschig. Dann, mitten drin, ein Umleitungsschild, da der Steig gesperrt sei. Natürlich ging's knackig steil den Berg nach oben raus, dann weiter hoch über Feldwege, immer weiter weg vom RBW. Dann gab's auch keine Schilder mehr. Auf eigene Faust zurück zum Trail, wobei ich etwa einen Kilometer Umweg hatte.

    In Oberwesel in ein kleines Café, wo ich auf einen Mann traf, der ein Buch über eine amerikanische Forschergruppe las, die im 18. Jahrhundert in Asien Weisheiten des Lebens sammelten. Wir unterhielten uns lange, er und seine Familie sind Selbstversorger, was ich total beeindruckend fand. Dann, als er ging, stellte sich heraus, dass er vom Albtrauf kommt. Die Welt ist klein.

    Der weitere Tag war richtig toll! Oberwesel hat eine riesige Stadtmauer mit vielen Türmen sowie Kirchen und historische Gebäude ohne Ende. Die Kirche aus dem 13./14 Jahrhundert mit ihrem massiven Wehrturm sah ich mir an. Hinter der Stadt gings steil hoch zur Burg Schönau, wo ich im "Bistro" - ein Nobelcafé mit Teppich auf dem Boden und an den Wänden - einen Kaffee trank und mich angeregt unterhielt.

    Beim Gehen sagte mir die Bedienung, dass man hier auch Übernachten könne, die Suite für 350-450€ pro Nacht und Person. Sie hätten aber auch welche mit Sauna, die dann etwas mehr kosten würden. Dann meinte sie noch, hier werden alle gleich behandelt, ob der Kaiser aus China oder solche wie ich, wäre ganz egal. Sie meinte das nett, doch ich musste innerlich lachen.

    Die Stunden vergingen, schon stand ich oberhalb Bacharach und bestaunte die Schönheit des Seins. So unglaublich schön! Ich denke, die Bilder sprechen für sich.

    Jetzt liege ich im Zelt in einer Hütte ganz nahe am Rhein, wo ich beim Abendessen zusehen konnte, wie der Nebel aufzog und mich mit allem um mich herum verschlang. Was für ein Erlebnis: gerade war der Mond und die Venus noch am klaren Himmel zu sehen, doch im nächsten Augenblick hatte der Nebel die Welt verborgen.

    Was für ein Ausklang eines wunderschönen Wandertages. Was für ein Ausklang ...
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  • Day 5

    Der alte Mann mit dem Stock

    October 25, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 12 °C

    Heute ist der Tag der Überraschungen. Die schöne Überraschung ist der Besuch von Sandra Soundso! In der Jugendherberge Burg Stahleck hatte ich ein Familienzimmer gebucht, und da sich Sandra schon immer mal den historischen Ort Bacharach näher ansehen wollte, kam sie mich kurzerhand besuchen.

    Morgen gibt's daher einen Zeroday, denn wenn's darum geht, sich alte Orte anzusehen, dann bin ich dabei! Dazu bin ich am Nachmittag zurück nach Bacharach gefahren - nach einem heftigen Regen- und Nebeltag.

    Dazu die zweite Überraschung, denn der GPX-Trek von der offiziellen RBW-Website stimmt nicht, wenn man der Beschilderung folgt. Dadurch kam meine gesamte Tagesplanung durcheinander, was bei dem Wetter doch unangenehm gewesen war.

    Am Morgen stand mein Zelt im Nebel, und ich dazu. Kalter Wind blies in die Hütte, weshalb ich bei Zeiten aufbrach. Die Landschaft lag in Nebel gehüllt. Feiner Nieselregen fiel. Ich trug meine Regensachen, was sich bald lohnen sollte, als heftiger Regen einsetzte.

    Kurz davor traf ich auf einen alten Mann, der an einem Haselnussstrauch herumhandtierte. Als ich näher kam, sah ich ihn einen Ast abschneiden. Ich ging zunächst grüßend an ihm vorbei, blieb stehen und sprach ihn an, ob er sich einen Wanderstock schnitzen würde.

    Sofort begann er mir davon zu erzählen, wie gut diese Stöcke sind, wenn sie erst einmal getrocknet wären. Unterdessen sägte er mit seiner Klappsäge die kleinen Ästchen ab, und ich wusste nicht, ob es Geschick war oder pures Glück, dass er sich dabei keinen Finger abgesägt hat.

    "85 Jahre", antwortete er mir auf meine Frage nach dem Alter, und als ich sagte, wie fit er noch sei, winkte er ab. Das täuscht, denn er habe bereits sechs Stents im Herzen und eine Krebszeit hinter sich. Damals, als er mit sechzig jede Woche beim Krebsarzt war, da erzählte er mir von den schönen Damen mit den kurzen Röcken in der Praxis. Alle ausgesucht, meinte er.

    Eines Tages sagte ihm der Arzt, es täte ihm leid, aber er würde den Krebs wohl nicht überleben. Er antwortete nur, wissen sie Herr Doktor, sie verstehen ganz gewiss etwas von hübschen Damen, aber nichts von Patienten, drehte sich um und ging. Das war vor über 20 Jahren. Inzwischen geht er regelmäßig zur Routineuntersuchung und sei krebsfrei.

    Was für eine Geschichte!

    Als wir uns verabschiedeten, legte er den Stock mit den Worten ins Gebüsch, wenn er wieder hier vorbei kommt, hat er jetzt einen Stock, wenn er einen braucht.

    Nachdenklich setzte ich meinen Weg fort, hoch über den Berg ohne Namen bis nach Trechtingshausen, wo mich die Bahn zurück nach Bacharach zu einem wunderbaren Abend mit tollen Gesprächen brachte. Na ja - und zu einer Dusche.
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  • Day 6

    Bacharach

    October 26, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 9 °C

    Heute gibt es ein paar Eindrücke von Bacharach. An vielen Stellen erkennt man die einstige Bedeutung der Stadt, die heute wie ein Schatten ihrer selbst auf mich wirkte.

    Mit Sandra durch die Stadt zu schlendern ist schon etwas ganz besonderes, da sie zu vielen etwas beizutragen weiß, was die Stadtbesichtigung um vieles interessanter gestaltet hat.

    Nach dem verspäteten Mittagessen ging's noch einmal weit vor die Tore der Stadt, um einen kleinen Bergwerkstunnel anzusehen, den meine App anzeigt. Der Tunnel führt etwa 20m in den Berg und endet in einer kleinen Kapelle, also einem kleinen höheren Raum in den Fels getrieben. Was hier abgebaut wurde ist mir völlig unbekannt ...

    Morgen geht es auf die letzte Etappe des Rheinburgensteigs, auf die ich mich schon richtig freue.
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  • Day 7

    Unverhofft kommt oft

    October 27, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 10 °C

    Nach einem ausgiebigen Frühstück in der Jugendherberge fuhr mich Sandra Soundso zurück auf den Trail und in den Regen. Danke dir, liebe Sandra, für die schöne Zeit in Bacharach und für das Bringen. Allerdings müssen wir noch einmal über, "Wenn Engel reisen" usw. reden! Hat heute nicht geklappt.

    Bis kurz vor Bingen regnete es heftig, dann, gerade als ich mit meiner kleinen Mittagspause fertig gewesen war, schien die Sonne.

    Natürlich traf ich heute bis kurz vor Bingen keine Menschenseele auf dem Trail; nur ein alter Freund hat mich mit einem Lächeln begrüßt: Für einen kurzen Moment wanderte ich im Morgenbachtal auf dem NST. So viele schöne Erinnerungen durchströmten mich, ich hätte Weinen können vor Glück. Der Regen war vergessen.

    Wenig später trat ich fast wie in ein Labyrinth in die mystische Steckenschlääferklamm mit ihrem vielen Brückchen ein, ließ mich vom Plätschern des schmalen Bachs mitnehmen, immer höher durch dieses regennasse wunderschöne Tal. Welch ein Zauber!

    Als ich aus der Klamm heraustrat, funkelten mich durch das Gebüsch helle Lichter wie riesige Spinnenaugen an - ein Harvester war aus dem Wald gefahren und streckte seinen Arm nach mir aus. Nichts wie weg!

    Mit dem Sonnenschein kam auch die römische Villa Rustica, bei der noch immer Ausgrabungen stattfinden, und - eine Hängebrücke nur wenig abseits des Weges. Natürlich musste ich darüber gehen, rutschte auf dem nassen Holz aus und zerrte mir den rechten Oberschenkel. Nun ja. War nicht so schlimm.

    Zum Glück lag der Bahnhof nur noch zwei Kilometer entfernt. Mit leichten Schmerzen schaffte ich den rutschigen Abstieg, erwischte den ersten Zug, und erhielt eine Nachricht von der Wandermaus. Sie ist auf dem Weg zum Trail, hat aber einen Zwischenstopp in Ffm, genau zur gleichen Zeit wie ich! Unverhofft kommt oft! So trafen wir uns auf einen schnellen Kaffee, bevor jeder seinen Anschluss erwischen musste. Was für ein schöner Zufall.

    In den nächsten Tagen folgt noch ein kurzes Fazit, doch für heute soll's erst einmal gut sein. War so schön, dass ihr mich auf meiner Tour begleitet habt, ganz viele hier bei den Pinguinen, Düsselsieg und Sandra sogar auf dem Trail. Unvergesslich!

    Euch allen wünsche ich eine wunderschöne Zeit. Bis bald mal wieder ... und always: Happy Hike!
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  • Day 16

    Mein Fazit zum RBW

    November 5, 2023 in Germany ⋅ 🌧 11 °C

    Im letzten Jahr ging ich etwa 250 Kilometer auf dem Rheinsteig (RS), jetzt 118 Kilometer auf dem Rheinburgenweg (RBW), wobei sich diese Abschnitte von den Höhenmeter nicht viel nehmen: der Rheinsteig entspricht mit seinen ca. 9.700 hm umgerechnet in etwa dem RBW mit seinen ca. 5.000 hm.

    Dennoch empfand ich den RBW als leichter zu wandern, denn während auf dem RS die Höhenmeter durch ständiges auf und ab entstehen, geht's auf dem RBW nur halb so oft steil hoch und runter. Dafür geht man öfters mal durch hügeliges Gebiet, wodurch sich viele wenige Höhenmeter am Ende des Tages auf beispielsweise 1300 hm bei 25 Tageskilometern addieren.

    Landschaftlich ist der RBW auf weiten Strecken urbaner als der RS. Selbst mitten im Wald stößt man auf Häuser oder kleine Ansiedlungen, aufgelassene Weinberge, Ruinen oder Devotionalien in Form von Bildstöcken, Kreuzen usw. Dazu kommt, das ich den Lärm aus dem Rheintal intensiver empfand als auf dem RS, da der RBW näher am Rhein entlang führt.

    Das allerdings ist zugleich sein großes Plus, denn die herrlichen Ausblicke über das wunderschöne Rheintal bei Tag und Nacht bleiben für mich unvergessen!

    Gleichwohl bietet der RBW unzählige wunderschöne Abschnitte durch Wald, entlang schmaler Bäche, über Trails und Steige, die den Weg für mich zu einem wahren Genuss gemacht haben. Nicht immer ungefährlich, nicht immer einfach, aber immer spannend und abwechselungsreich.

    Augenmerk gilt den Abschnitten hinunter nach Boppard, denn der steile Abstieg über den rutschigen Fels war wirklich gefährlich. Auch der Ölbergsteig war nicht einfach gewesen, wo der steilschräge Schieferboden mir einfach unter den Füßen davongerutscht ist, wodurch ich auf meinem Allerwertesten landete.

    Kulturell hat der Weg unglaublich viel zu bieten, weshalb ich mir oft wünschte, mehr Zeit zu haben. Obwohl ich mir mit der Burg Stolzenfels, der Kirche und Stadtmauer von Oberwesel sowie Bacharach eigentlich viel Zeit gelassen habe, fühlt es sich dennoch an, als hätte ich dreiviertel verpasst: so viele Museen, Burgen, Schlösser, die ich links liegen lassen musste.

    Der RBW ist nicht nur voll erschlossen, sondern oft über-erschlossen, wie ich finde, denn so viele Bänke, Hütten, Liegebänke, touristische Abschnitte usw. habe ich bisher auf keinem anderen Trail erlebt. Das wusste ich vorher, kam jedoch aufgrund des schlechten Wetters mit keinem Tourismus in Kontakt. Fast schade, denn viele schöne Gasthäuser bzw. Biergärten hatten bereits geschlossen (Gedeonseck, Loreleyblick usf.).

    Eine Übernachtungshütte zu finden, einzukaufen, Cafébesuch oder einfach im Gasthaus zu Abend zu essen - der RBW macht es dem Wanderer leicht. Dazu eine Burg, in der ich übernachten konnte und - in meinem Fall gewiß eine besondere Überraschung - haben mich Düsselsieg und Sandra Soundso auf dem Trail besucht, und die Wandermaus traf ich auf der Heimfahrt.

    Der RBW war für mich ein gelungener Abschluss meines abwechslungsreichen Wanderjahres, den ich auf keinen Fall missen möchte. Würde ich den RBW weiterempfehlen? Auf jeden Fall uneingeschränkt an erfahrene Thru Hiker, die Spaß an einem eher urbaneren Weg mit viel Kultur haben. Ist man unerfahren, würde ich auf die gefährlichsten Abschnitte verzichten, da der Weg auch so ganz viel zu bieten hat. Vor allem - und das kann ich nicht oft genug wiederholen - traf ich auf ganz viele wunderbare Menschen, die meinen Weg außergewöhnlich machten. Begegnungen. Gespräche. Freude. So viel mehr, als ich erwartet hatte ...
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