• Wilhelm Töff

MÜNCHEN - LHASA

16 128 Kilometer mit dem Motorrad auf dem Landweg nach Tibet... Read more
  • Kirgistan - fantastisch!

    August 12, 2024 in Kyrgyzstan ⋅ ☀️ 22 °C

    Das Tian Shan-Gebirge dominiert die Landschaft Kirgistans. Nicht umsonst wird der Name mit "himmlische" oder "göttliche" Berge übersetzt, denn mehr als dreissig Gipfel erreichen eine Höhe von über sechs Kilometern. Damit ist der Tien Shan eines der majestätischsten Gebirge der Erde. Kurzum, ich erlebe die bisher schönste Etappe meiner Reise.Read more

  • Gestrandet in Narin

    August 12, 2024 in Kyrgyzstan ⋅ ☀️ 22 °C

    Wir erreichen Naryn bereits am Mittag. Doch die abgelegene Stadt, bekannt als Ausgangspunkt für Reisen entlang des Pamir Highways, wird zum Ort eines längeren Werkstattbesuchs: Rahmenbruch an der Aprilia Capo Nord eines Kunden. Erst am Abend nehme ich daher die letzten 110 Kilometer der Tagesetappe in Angriff...Read more

  • Jurtencamp in der Grenzregion

    August 13, 2024 in Kyrgyzstan ⋅ ☀️ 12 °C

    Die Ténéré ballert zunächst auf einer asphaltierten Strasse durch ein weitläufiges, unberührtes Gebirgstal, das oft mit dem tibetischen Hochland verglichen wird. Zurecht. Schneebedeckte 7000er umrahmen die Szenerie. Endlich die Abzweigung. Eine unbefestigte Piste, die direkt zur Karawanserei Tash Rabat führt: Auf 3200 Metern bot hier einst eine „steinerne Herberge“ aus dem 15. Jahrhundert Unterschlupf für Karawanen der Seidenstrasse. Heute steht hier mein Bett in einem Jurtencamp. Im Filz-Zelt ist der Boden mit Teppichen ausgelegt, im Holzofen knistert das Feuer. Stille. Draußen funkeln die Sterne, Wildpferde grasen im Mondlicht. Nur noch 120 Kilometer bis zur chinesischen Grenze sind es von hier – trotzdem heisst es früh aufstehen.

    Hier spüre ich zum ersten Mal, wie ergreifend der Moment werden wird, sollte ich die eisgepanzerten Gipfel des Himalaya erstmals erblicken.
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  • Grenzübertritt China

    August 13, 2024 in Kyrgyzstan ⋅ ☁️ 15 °C

    Bereits der kirgisische Grenzzaun mit dem roten Revolutionsstern kündet von einer anderen Welt. China! Die blauen Berge rücken näher und mit ihnen der Torugart-Pass. Auf 3'752 Metern bildet er die Demarkationslinie. Man fühlt sich ziemlich klein in dieser Ecke der Welt, nicht nur wegen der hohen Berge, sondern auch wegen der chinesischen Grenzformalitäten.

    Das Prozedere der Chinesen degradiert die Grenzkontrollen zwischen Georgien und Russland zum Kindergeburtstag: Ein bürokratisches Spießrutenlaufen beginnt: Abpacken, Gepäck scannen, Interviews, Smartfotos, Irisscans, Fingerabdrücke, Drogenhunde, Nacktscanner, Röntgen des Motorrads. Dann Laptop auspacken! Ein Grenzer durchsucht Dateien, schaut sich Fotos an. Die moderne chinesische Mauer, die sich da vor dem Reisenden digital und analog aufbaut, ist eine Machtdemonstration: Sieben Stunden dauert der Grenzübertritt – ohne Essen, ohne Wasser, ohne Toilette! Wer muss, wird hinter den Zaun geschickt und dabei gefilmt. Das Menschlein, das eingeschüchtert zur Notdurft schleicht – ein Objekt totaler Überwachung.

    Was folgt, ist eine Lächerlichkeit nach der anderen – Numerous Checks and Delays: Hinter der Grenze warten 120 Kilometer, gespickt mit Checkpoints. An jedem Punkt werden erneut Papiere und Dokumente kontrolliert und Fotos gemacht, was den Prozess erheblich verlangsamt. An manchen Stellen gibt es lange Schlangen von Lkw und Pkw, die ebenfalls auf ihre Freigabe warten.

    Auf der Fernstrasse GR15 blitzen alle paar Kilometer Kameras, Scannersysteme registrieren jedes Fahrzeug. Big Brother macht ab jetzt die nächsten Wochen permanent Fotos, zeigt dir unverhohlen, dass du beobachtet wirst.

    Zusätzlich zu den Kontrollen kann es vorkommen, dass man auf eine Begleitperson warten muss, die einen zur nächsten Kontrollstelle bringt, was die Wartezeit weiter verlängert. Diese strengen Sicherheitsmassnahmen und Kontrollen sind typisch für die chinesischen Grenzregionen, insbesondere in Xinjiang.

    Der erste Tankstopp in China entpuppt sich als absurde Farce: Motorräder dürfen nur in das Tankstellenareal geschoben werden. Betankt wird aus einer Giesskanne in 20 Metern Abstand von den Zapfsäulen – aus Angst vor Terroristen. Warum? Die Provinz Xinjiang an der Grenze zu Kirgistan ist, wie Tibet, eine Region voller Spannungen. Die Uiguren, einst 95 Prozent der Bevölkerung, stellen heute nur noch 55 Prozent. Die UN prangert die Menschenrechtslage an.
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  • Kashgar

    August 15, 2024 in China ⋅ ☁️ 27 °C

    Checkpoints und Kontrollen am laufenden Band: Erst nach Mitternacht erreichen wir Kashgar – eine Stadt voller Geschichte. Hier kreuzen sich die Routen der Seidenstrasse. Doch bevor wir das Hotel beim historischen Zentrum erreichen, ziehen kilometerlang gesichtslose Hochhausviertel vorbei – seelenlose Betonwüsten.

    Kashgar ist die Hauptstadt des uigurischen, autonomen Gebiets Xinjiang. Der Ort mit 350'000 Einwohnern ist seit jeher ein bedeutender Handelsplatz... ...hier vereinen sich die nördliche und südliche Route der Seidenstrasse, entlang des Tarim-Beckens, und hier endet auch der Karakorum-Highway von Pakistan kommend... Morgen werden hier die temporären Führerausweise und Nummernschilder ausgestellt.

    Wissenswertes zur Region: Neben Kasachen, Kirgisen und Usbeken bilden die Uiguren mit rund zehn Millionen Menschen die grösste ethnische Gruppe in der Region Xinjiang. Ihr Bevölkerungsanteil liegt heute bei 55 Prozent, 1949 waren es noch 95 Prozent. Das erklärt die völlig überzogenen Prozeduren beim Grenzübertritt. Die Zentrale in Peking wittert überall Separatismus. Das Netz der systematischen Überwachung ist so dicht geworden, dass normales Reisen kaum möglich ist.
    Was soll's. Hinter Kashgar wartet morgen eine Stadtbesichtigung und übermorgen das tibetische Hochland, Berge, die fast doppelt so hoch sind wie unsere höchsten Alpengipfel, Seen über 4000 Meter und Pässe, die höher sind als der Mont Blanc.

    Mit dem Anbruch des nächsten Tages wartet jedoch zunächst bereits ein weiterer bürokratischer Akt: Temporärer chinesischer Führerschein, Fahrzeugzulassung und eine Art TÜV für die Ténéré. Alles ist in nur sechs Stunden erledigt – gut so, denn morgen brechen wir ja ins tibetische Hochland auf, dachte ich...

    Es gibt schlechte Nachrichten: Der Traum, Tibet bis zum heiligen Berg Kailash mit dem eigenen Motorrad unter die Räder zu nehmen, ist ausgeträumt. Über Nacht wurde Westtibet zum militärischen Sperrgebiet erklärt. Unsere Route wird behördlich neu festgelegt: Ein riesiger Umweg von über 2000 Kilometern in einem weiten nördlichen Bogen, bis in die Nähe der mongolischen Grenze, vorbei an den Städten Aksu und Hami... Die Folgen sind gravierend: Ab jetzt warten elf Fahrtage und über 5061 Kilometer bis Lhasa im Sattel ohne auch nur einen einzigen Tag Pause!

    Am Abend verblasst die Ernüchterung etwas in den Basargassen Kashgars: Der Orient zieht uns in seinen Bann: Garküchen, zerhackte Schafsköpfe, Hühnerfüsse, Tauben am Spiess. Rosinenberge, Bonbonpyramiden, Teppichstände. Ein quirliges Völkergemisch aus Uiguren, Kasachen, Mongolen, Tadschiken, Usbeken und Han-Chinesen heisst uns willkommen. Verständigung? Mit Händen und Füssen. Selbst die Polizei spricht kein Englisch.
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  • Schlechte Nachrichten...

    August 15, 2024 in China ⋅ ☀️ 35 °C

    Am Arsch der Welt führt auch ein Weg vorbei... Fernab jeglicher Seidenstrassenromantik geht es früh morgens vierspurig ins Nichts. Mitten hinein in zwei der heissesten Wüsten der Welt: Taklamakan und Gobi. Mitten im August! 10 Uhr – es herrschen 38 Grad.

    Taklamakan – „Wüste ohne Wiederkehr“. Früher war diese Route ein wichtiger Teil der nördlichen Seidenstrasse, und Kashgar war einer der wichtigsten Knotenpunkte, an dem Karawanen aus Zentralasien, Persien und dem Nahen Osten auf Händler aus China trafen. Durch den Handel mit Seide, Gewürzen, Edelsteinen und anderen wertvollen Gütern trug diese Route zum grossen Reichtum und zur kulturellen Vermischung der gesamten Region bei...

    13 Uhr: Das Display der Ténéré meldet 42 Grad. Das kameraüberwachte Asphaltband durchschneidet ein brennendes Universum aus Staub, Sand und Geröll. 15 Uhr: 45 Grad. Der Helm wird zum Dampfdrucktopf, die Motorradkombi zum Folterinstrument. Hitzeschlag droht, Schwindel kriecht in den Kopf. Übelkeit. Sekundenschlaf. Die Strasse verschwimmt, der Horizont flimmert. Die Motortemperatur steigt auf 102 Grad.
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  • Highlife in Aksu

    August 15, 2024 in China ⋅ 🌙 24 °C

    Nach 470 Kilometer Fernstrassentortur erreichen wir am Spätnachmittag Aksu. Die Grossstadt am nördlichen Rand der Taklamakan-Wüste war einst ein Zentrum für die Verbreitung des Buddhismus in Zentralasien. Viele alte buddhistische Stätten und Höhlen befinden sich in der Umgebung der Stadt. Später, mit der Ausbreitung des Islams in der Region, wurde Aksu zu einem bedeutenden islamischen Zentrum, das weiterhin eine wichtige Rolle im religiösen und kulturellen Leben der Region spielte.

    Heute ist Aksu eine moderne Stadt und ein wichtiges Wirtschaftszentrum in Xinjiang. Die Region ist reich an Bodenschätzen wie Erdöl, Erdgas und Mineralien. Daneben ist die Landwirtschaft nach wie vor ein wichtiger Wirtschaftszweig, vor allem die Baumwollproduktion macht einen grossen Teil der lokalen Wirtschaft aus und mit ihr die Baumwollverarbeitung und Textilproduktion.
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  • 10 000 Kilometer seit Uster

    August 16, 2024 in China ⋅ ☀️ 35 °C

    46 Grad! Eine Gluthölle. Zähne zusammenbeissen. Festkrallen am Lenker. Weiter. Immer weiter… Die Strasse gleitet endlos unter mir hinweg, Kilometer um Kilometer, als wäre ich in einer Blase gefangen – abgeschirmt von Raum und Zeit, eingelullt vom monotonen Dröhnen des Motors. Da! 10'000 Kilometer erscheinen auf dem GPS-Tripzähler. Die zurückgelegte Distanz seit dem Start in Zürich. Ein Meilenstein? Kaum. Statt mit einem Lächeln im tibetischen Hochland feiere ich ihn mit einem Schluck 40 Grad warmen Wassers aus dem Camelbag in der Gobi, während mein Gehirn weiter im Solarofen gart.Read more

  • Bayingguoling - fernab der Romantik

    August 16, 2024 in China ⋅ 🌙 30 °C

    Miles and not much more – fernab jeglicher Seidenstrassen- und Tibetromantik – so lässt sich der heutige Kilometerfresser über 540 Kilometer am besten charakterisieren. Normalerweise wären wir auf der ursprünglichen Route längst in den faszinierenden Landschaften des tibetanischen Hochlands. Doch Westtibet ist für den Tourismus komplett gesperrt. So fahren wir bis Lhasa einen Umweg von 1000 Kilometern auf Autobahnen durch eine völlig unattraktive Landschaft.

    Historisch gesehen verläuft die Strecke zwar in der Nähe der alten Seidenstrasse, aber von der Autobahn aus sind keine sichtbaren Zeugnisse dieser Geschichte zu erkennen. Im Gegenteil: Der Strassenrand ist geprägt von eintöniger Architektur mit typischen Industrie- und Zweckbauten. Schwerlastverkehr und rauchende Schwerindustrieanlagen sorgen für die „passende“ Ergänzung.
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  • Miles and nothing more

    August 17, 2024 in China ⋅ ☀️ 43 °C

    Es gibt Tage, da hat man 669 Kilometer auf der Uhr, noch 140 vor sich und steckt mitten in einer Sinnkrise.

    44 Grad Celsius und 810 Kilometer sind zu viel. Gestern 10000 Kilometer, heute 11000. Chinas B-Seite entlang dieser Zwangsroute ist von atemberaubender Hässlichkeit. 30 Stunden 1000 Kilometer abgespulte Monotonie: Rostige Pipelines, Windparks, Solarkraftwerke, Hochspannungsleitungen, rauchende Schlote und Wüstenstaub... Auch die architektonische Identitätslosigkeit erreicht ihren Höhepunkt: Moderne, quaderartige Schachteln mit Flachdach – eine globalisierte Nutzbauten-Ödnis, massgebend ist die maximale Rendite.Read more

  • Und ewig grüsst das Murmeltier...

    August 18, 2024 in China ⋅ ☀️ 36 °C

    Seit Tagen dasselbe. Tausende von Kilometern. Staub, Dreck, Gluthitze von 40 Grad und mehr. Kontrollen, Überwachung, Mautstellen. Warten ohne Schatten, ohne Toilette. Fahren zwischen Lastwagen...

    Die Nordroute entlang der mongolischen Grenze macht als Motorradstrecke überhaupt keinen Sinn. Und Spass schon dreimal nicht! Und fünf Tage durch die Wüste im August ist nicht nur unangenehm, sondern auch sehr riskant.

    Im Moment sind wir in Dunhuang. Dunhuang liegt am Rande der Wüste Taklamakan. Der Ort ist heute vor allem für die Mogao-Grotten bekannt, eine Ansammlung von Höhlentempeln mit über tausend Jahre alten buddhistischen Kunstwerken. Ehrlich gesagt fehlt mir die Energie, um mich bei 40 Grad noch einmal in die Motorradkombi zu zwängen und diesen Ort zu besuchen.
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  • Der große Aufstieg

    August 19, 2024 in China ⋅ ☀️ 18 °C

    Raus aus der Wüste – hinein in die Berge... Endlich! Die heutige Etappe führt aus der Einöde hinaus – 560 Kilometer voller Kontraste. Zunächst schnurgerade, auf nur 300 Metern Seehöhe, zieht sich die Strasse durch eine karge Steppe. Dann folgt ein spektakulärer Abschnitt: endlose Dünen, Sand in Bewegung, eine Landschaft, die sich mit dem Wind verändert.

    Hinter Dunhuang erstreckt sich noch die westliche Gobi-Wüste – rau, trocken, fast leblos. Spärliche Vegetation kämpft gegen die Trockenheit, während die Strasse sich scheinbar endlos durch diese surreale Einöde zieht. Keine Dörfer, keine Menschen. Nur Weite.

    Doch dann, fast unbemerkt, beginnt der Aufstieg. Die ersten sanften Steigungen leiten in die Ausläufer des Qilian-Gebirges über – der natürlichen Grenze zwischen den Provinzen Gansu und Qinghai. Mit jedem Kilometer wächst das Relief. Die Strasse schlängelt sich durch enge Täler, entlang steiler Berghänge. Die Luft wird frischer, und in der Ferne ragen die ersten schneebedeckten Gipfel über den Horizont.

    Nach 150 Kilometern erreiche ich eine erste Passhöhe: 3.700 Meter. 12 Grad. Ich friere. Drei weitere Pässe folgen, jeder fordert mehr. Die Heizgriffe leisten gute Dienste. Dann – ein abrupter Wechsel. 100 Kilometer vor Golmud, dem Tor nach Tibet, breitet sich eine riesige Ebene aus, dominiert von Salinen und Schwerindustrie.

    Anhalten zum Pinkeln? Fotografieren? Verboten! Unser Aufpasser duldet keine Zuwiderhandlung.

    Die Region ist ein Zentrum für Gasförderung, Salzabbau und Mineralverarbeitung. Vor allem Lithium, das weisse Gold der Elektromobilität, wird hier in gigantischen Mengen gewonnen. Die Industrieanlagen ziehen sich bis zum Horizont – eine karge, abweisende Welt, die in starkem Kontrast zur majestätischen Landschaft steht.
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  • Golmud - eine Stadt mit nix besonderem

    August 19, 2024 in China ⋅ 🌙 24 °C

    Noch 1540 Kilometer zum Everest. Tashi Delek! Mit dieser tibetischen Begrüssung beginnt der Tag in Golmud. Die Motoren brummen dumpf in der Dämmerung, ein vibrierender Start in das, was uns erwartet: Vier Tage Höhenrausch, zahllose Pässe und hunderte Kilometer lange Strecken über 4000 Meter hohe Hochebenen.Read more

  • Dem Himmel entgegen...

    August 20, 2024 in China ⋅ ⛅ 15 °C

    Das finale „Hoch, höher am höchsten“ beginnt am Kunlun-Pass. Die Luft ist kühl und klar, die Weite der Landschaft atemberaubend. Auf 4767 Meter kämpfen Mensch und Maschine mit der dünnen Luft, während farbenfrohe Gebetsfahnen im Wind flattern. Danach öffnet sich das Hochplateau des Hoh-Xil-Naturreservats, eine unberührte Gegend. Stundenlang kein Mensch links oder rechts des Asphaltbandes. Plötzlich Bewegung: Tibet-Antilopen, wilde Yaks, scheue Gazellen huschen über die endlose Weite.
    Die Strasse steigt wieder an. Kurz vor dem Ort Tanggulazhen erscheint erstmals die magische 5000-Meter-Höhenmarke auf dem GPS.
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  • Übernachten auf 4600 Metern

    August 20, 2024 in China ⋅ 🌙 13 °C

    Dann erreichen wir Tangulazhen, eine karge Ansammlung von Behausungen auf 4.530 Metern, an den Ufern des Tuotuo-Flusses – jener legendären Quelle des gewaltigen Yangtse, dem längsten Fluss in China und dem drittlängsten der Welt. Hier oben, wo die Welt dünn und die Luft eisig ist, fliesst das Wasser wovon später Millionen abhängig sind.

    Am Abend liege ich erschöpft in einer kargen Unterkunft, Sauerstoffschläuche in der Nase, ein dumpfes Pochen hinter der Stirn. Die Höhenkrankheit hat mich erwischt.
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  • Hoch, höher...

    August 21, 2024 in China ⋅ ☁️ 9 °C

    Tangulazhen – Nagqu: Die Grenzen der Welt. Kilometer 12'170 seit dem Start in Zürich: Die Nacht war eisig, die Ténéré ist mit Raureif überzogen.
    Kaum haben wir uns in den Sattel geschwungen, erhebt sich die nächste Superlative in Sachen Höhenflug vor uns: der Tanggu-La-Pass. Auf 5'231 Metern winden sich neben dem Asphalt die Gleise der Tibet-Bahn, der höchsten Bahnstrecke der Welt, durch das Hochgebirge.

    Die Kälte kriecht durch jede Naht meiner Jacke. Ich aktiviere zum ersten Mal die beheizbare Weste.

    Der Blick schweift über endlose, wellenartige Plateaulandschaften, die in der Ferne mit dem Himmel verschmelzen. Dies ist das wahre Dach der Welt, wo die Natur unbarmherzig, aber von unvergleichlicher Schönheit ist.
    Die Maschinen kämpfen sich durch die dünne Luft, während wir in das tibetische Kernland eintreten.

    Die 410 Kilometer bis Nagqu, zu einer der höchstgelegenen Städte der Welt, sind eine brutale Prüfung. Die Strasse gleicht einer in Asphalt gegossenen Motocrosspiste. Schlaglöcher tief wie Krater, Bodenwellen hoch wie Sprungschanzen. Die Ténéré steckt alles klaglos weg. SUVs rasen, was das Zeug hält, werfen beim Überholen Essensreste und Zigarettenstummel aus dem Fenster. Umgekippte LKWs liegen an abgerutschten Strassenrändern.
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  • Atemlos

    August 22, 2024 in China ⋅ ☁️ 14 °C

    Nagqu – Xigaze: Strasse in den Himmel. Wir folgen der G109 nach Damxung, dann beginnt das Eldorado für Kurvenjunkies: der Suge-La-Pass, 5452 Meter hoch, einer der höchsten asphaltierten Pässe der Erde. Die Luft ist dünn, jeder Atemzug ein Kampf.

    1800 Meter tiefer: Eine andere Welt. Der Fluss Yarlung Tsangpo schlängelt sich durch fruchtbare Täler, vorbei an Klöstern und Siedlungen. Die Ténéré frisst derweil die Kilometer bis Xigaze, der zweitgrössten Stadt Tibets. Sehenswürdigkeiten? Naja. Vielleicht der Xigazê Dzong, eine Kopie des Potala-Palasts. Egal. Morgen ruft der Everest.
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  • Kaum 100 Kilometer weiter

    August 22, 2024 in China ⋅ ⛅ 24 °C

    Man sollte sich nicht täuschen lassen: Noch immer sind wir 3800 Meter über dem Meer... Weiter geht es entlang des Yarlung Tsangpo, jenes mythischen Flusses, der sich durch das tibetische Hochland schlängelt. Sein Wasser, lebensspendend für unzählige Kulturen, fliesst in tiefen, zerklüfteten Schluchten. Der Fluss begleitet uns, bis wir Xigaze erreichen, eine pulsierende Stadt, die Tradition und Moderne vereint. Unser Hotel liegt zentral, nur einen Steinwurf entfernt von geschäftigen Märkten, auf denen das Leben in bunten Farben pulsiert.Read more

  • Xigazê

    August 22, 2024 in China ⋅ ⛅ 22 °C

    Xigazê, die zweitgrösste Stadt Tibets, liegt auf 3'800 Metern Höhe – eine pulsierende Enklave im Spannungsfeld zwischen uralter Tradition und chinesischer Moderne.

    Über der Stadt thront das gewaltige Tashilhunpo-Kloster, Sitz der Panchen Lamas, ein labyrinthartiges Geflecht aus Kapellen, goldenen Stupas und jahrhundertealten Wandmalereien. Mönche in tiefroten Roben huschen durch enge Gänge, während Pilger aus ganz Tibet Murmeln in den Händen drehen und leise Mantras murmeln. Doch die Kulisse täuscht – Xigazê ist mehr als ein spirituelles Zentrum.

    Chinesische Militärpräsenz ist allgegenwärtig. Kameras überwachen die Strassen, Polizisten patrouillieren. Moderne Hochhäuser wachsen und tibetische Traditionen weichen immer mehr der staatlich gelenkten Entwicklung. Doch hinter dieser Fassade schlägt ein anderes Herz – in den Teehäusern am Markt, in den versteckten Schreinen, in den Gesichtern der Alten.

    Xigazê ist mein Tor zum Himmel. Von hier führt die Strasse nach Süden, vorbei an türkisblauen Seen und tiefen Schluchten, hinauf zum Everest Base Camp. Die Magie des Himalayas beginnt genau hier.
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  • Ganz nah an Tibets Eisgiganten

    Aug 23–24, 2024 in China ⋅ ⛅ 14 °C

    Xigazê – Everest Base Camp: Gipfeltreffen der Giganten. Die morgendliche Route führt uns nach Tingri, von wo aus sich die Welt plötzlich öffnet. Noch 80 Kilometer bis zum Everest-Basislager. Mein Herz pocht rasend, während ich mich Kehre um Kehre dem Gawula-Pass nähere. Dann, auf 5'411 Metern, geschieht es. Ein erster, ungläubiger Blick zwischen die Wolkenfetzen. Es öffnet sich ein Panorama mit einer Wucht, die mich umhaut. Dort ragen sie in den Himmel, die 8000er des Himalaya, aufgereiht wie Wächter an der Schwelle zu einer anderen Welt: Shishapangma, Cho Oyu, Lhotse, Makalu – und dann, mit einer Erhabenheit, die keine Worte fassen können, der Everest! Ein fast neun Kilometer hoher Felskoloss, seine Flanken von endlosen Eismassen überzogen... eine 8'848 Meter hohe Naturgewalt, die sich über alles erhebt. Es ist vollbracht. In 38 Tagen vom Grossglockner hierher! 13'320 Kilometer voller Freude, Entbehrungen und Erschöpfungen kulminieren in diesem Moment. Tränen steigen auf, unaufhaltsam, überwältigt von der Bedeutung dieses Augenblicks.

    Am späten Nachmittag erreiche ich das Mount-Everest-Basislager. Hier steht man so nah an dem Mount Everest, als ob man den Gipfel anfassen könnte. Die Luft ist dünn. Was für eine Belohnung. Dies ist der ultimative Höhepunkt einer Reise, die für immer bleibt.
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  • Sakya-Kloster – Die Festung der Weisheit

    August 24, 2024 ⋅ ☀️ 19 °C

    Nach nur einer Nacht am Everest Base Camp auf 5'012 Metern Höhe bin ich bereits wieder auf Achse. Die Fahrt nach Sakya ist eine Reise mitten ins Herz der tibetischen Spiritualität. Das Sakya-Kloster ist noch immer das geistige Zentrum der Sakya-Schule des tibetischen Buddhismus, eine Tradition, die einst das ganze Land beherrschte.

    Im 13. Jahrhundert war Sakya der Sitz der Macht – hier regierten die Sakya-Lamas mit Unterstützung der mongolischen Khane. In seinen dunklen Hallen lagert eines der grössten Geheimnisse der buddhistischen Welt: eine Bibliothek mit über 84'000 alten Manuskripten, versteckt in Wandregalen, die die riesige Haupthalle umschliessen. Ein Ozean an Wissen, bewacht von riesigen Buddhastatuen, deren vergoldete Gesichter selbst die Schatten durchdringen.

    Die Bibliothek beherbergt eine umfangreiche Sammlung tantrischer Schriften, die für die tantrischen Rituale und Meditationspraktiken der Sakya-Schule von sehr grosser Bedeutung sind. Ein zentrales Anliegen des Tantrismus ist die Transformation gewöhnlicher Erfahrungen und Wahrnehmungen in erleuchtete Zustände. Dies geschieht durch die Nutzung von Energie und Bewusstsein, oft durch die Praxis von Meditation und Ritualen.
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  • Grün in der Wüste

    August 24, 2024 in China ⋅ ⛅ 19 °C

    Als wir die Tore des Sakya-Klosters hinter uns lassen, geht es zügig voran, die Strassen sind noch passabel – schmal, aber gut befahrbar. Der Wind bläst unaufhörlich über das Plateau, und die tibetische Hochebene erstreckt sich in alle Richtungen. Schafe und Yaks grasen am Rande der Nebenstrecke, Hirten ziehen schweigend vorbei, das Gesicht gezeichnet vom harten Klima. Staubfahnen wirbeln auf, während sich die Strasse immer weiter durch die einsame Weite schlängelt.

    Dann trifft die Weite der Tingri-Wüste auf den klaren blauen Himmel. Eine surreale Szenerie, die ihresgleichen sucht, tut sich auf. Sanddünengebiete, die sich malerisch rechts der Strasse verlaufen. Umrahmt von schneebedeckten fünf- bis 7000 Meter hohen Gipfeln. Zwischen den Dünen und steinigen Hügeln liegen verstreute Salzseen, die in der Sonne schimmern und die Szenerie in eine fast ausserirdische Ruhe tauchen.

    100 Kilometer weiter, beim Dorf Shongma, verändert sich die Gegend drastisch. Ein Fluss, der sich durch das Tal schlängelt, bringt Leben in die Umgebung. Hier wird die Landschaft fruchtbar – weite Felder, sattes Grün und vereinzelte Dörfer, die sich entlang des Flusses hinziehen. Es ist ein überraschender Kontrast zur kargen Wüste, die wir zuvor durchquert haben.
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  • Xigazê

    August 25, 2024 ⋅ ⛅ 12 °C

    Wieder zurück. In Xigazê, zwischen den goldenen Stupas und den modernen Hochhäusern, geht diese Reise in ihre Endphase - das wird mir jetzt richtig bewusst. Lhasa ruft. Und nach einem Ruhetag dort die letzte Woche... Die Fahrt nach Dali.Read more