Argentinien/Chile 22/23 Teil 4

February - March 2023
A 34-day adventure by Martin & Regine Read more
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  • Day 34

    16 km Fussmarsch: Punta Rasa und zurück

    March 25, 2023 in Argentina ⋅ ⛅ 21 °C

    San Clemente del Tuyú, Samstag, 25. März 2023

    In der Nacht wachen wir auf, geweckt von einem heftigen Gewitter, das offenbar direkt über unseren Köpfen niedergeht. Wir denken zuerst an eine intensive, aber kurze Sache. Jedoch weit gefehlt: Mit ganz kurzen Unterbrechungen schüttet es wie aus Kübeln bis nach 8 Uhr und es fällt so viel Regen, dass es aus dem Garten/Innenhof bis in unsere Unterkunft hinein schwappt! Das Sommerhaus entspricht eben nicht unbedingt unseren europäischen Qualitätsstandards:-)
    Regine schiebt das Wasser mit dem Gummischieber wieder hinaus…Glücklicherweise haben wir einen!!
    Schon um 11 Uhr zeigt sich wieder die Sonne und als Regine mit dem Hochladen der Blog-Fotos von gestern Abend fertig ist, steht unserem heutigen Ausflug zur Punta Rasa nichts mehr im Wege.
    Die Punta ist der äusserste Zipfel der Landzunge und genau dort stösst der Atlantik mit dem Rio Plata zusammen, so dass hier der Übergang von Süss- zu Salzwasser stattfindet. Diese Punta (Spitze) wollen wir erreichen, sind uns aber bewusst, dass 8 km im Sand und entlang der Küste kein Zuckerschlecken sind.
    Schon im Dorf, wo nur die wichtigsten Strassen asphaltiert sind und das über keinerlei Kanalisation verfügt, müssen wir um lauter Pfützen herum auf vielen Umwegen zum Beginn unseres Strandweges wandern.
    Am Meer selbst bietet sich dasselbe Bild: Überall haben sich grössere Seen gebildet, welche von unzähligen unterirdischen Bächlein gespeist werden; alles eine Folge der heftigen Niederschläge der vergangenen Nacht!
    Wir ziehen also unsere Wanderschuhe aus und betrachten das Gehen positiv als Kneipp-Kur :-)
    Barfuss durchwaten wir auf diese Weise etliche „Spontangewässer“, bevor wir am vordersten Strandabschnitt ankommen. Dann geht die 8 km-Wanderung los und immer, wenn wir meinen, die Landspitze von weitem zu sichten, kommt eine neue Wendung oder eine weitere Furt, die zu überqueren ist.
    Martin fragt im Hinblick auf die Rückkehr einen Argentinier mittleren Alters, der nicht wie ein Tourist aussieht, wann denn mit der Flut zu rechnen sei. Etwa um 14:30 Uhr beginne das Wasser zu steigen und gegen 18 Uhr sei die Flut dann am höchsten, so die Auskunft. Bei unserem Rückweg stellt sich diese Information als komplett falsch heraus, aber dazu später…
    Nach fast drei Stunden (!) und viel Muschelsammeln (Regine) kommen wir bei einem Ungetüm an Fahrzeug an, das sich als die Station der Guardavida (Lebensrettung) herausstellt. Nur noch 200 Meter weiter und wir sind am äussersten Punkt, der Punta Rasa (flache Spitze) angekommen.
    Verschwommen sehen wir linkerhand das Ufer des Golfo Samborombón, aber für einen Blick nach dem 60 km entfernten Montevideo (Uruguay), auf der anderen Seite des Rio Plata, reicht es nicht: zu weit weg!
    Mit Entsetzen sehen wir hinter unserem Rücken neue Gewitterwolken aufziehen. Wir haben zwar unsere gesamte Regenausrüstung dabei, aber das hat uns gerade noch gefehlt!
    In der Ferne sehen wir ein blaues Partyzelt mit einem geparkten Pickup und steuern direkt darauf zu, weil uns dies als einzige Chance scheint, nicht nass zu werden. Wir schaffen es gerade noch rechtzeitig dorthin und werden beim Einsetzen des Regens von einer freundlichen chinesischen Familie unters Dach gebeten und auf die wenigen Camping-Stühle gesetzt. Sie selbst finden Platz auf einigen der zahlreichen Kühlboxen, in denen wohl all die Leckereien transportiert wurden (Krebse, Schweinefüsse, geröstete Bohnen, Whisky und Bier). Bald zieht der Regen ab und wir verabschieden uns stilgerecht mit vor der Brust gefalteten Händen - ganz zum Amusement der Chinesen!
    Da wir immer noch nicht genau wissen, wann mit der Hochflut zu rechnen ist, beraten wir hin und her, ob wir am Strand oder auf der (offenbar komplett überfluteten) Landstrasse zurück nach San Clemente gehen sollen. Wir entscheiden uns für den Strand, was sich als das absolut Richtige erweist. Zwar müssen wir uns bald wieder unserer Schuhe entledigen, um über zahlreiche Tümpel hinwegzusteigen, aber mit dem ständigen Blick aufs Meer mit vielen verschiedenen Wasservögeln ist es einfach spannender als auf einer Strasse…
    Leider sehen wir bald, dass hinter uns und eher im Landesinneren eine erneute Gewitterfront heranzieht! Wir besprechen, wie wir uns am geschicktesten verhalten sollen: Regenponcho überziehen, eine bislang noch trockene Stelle suchen, niederkauern und sitzend abwarten, bis der Spuk vorbei ist, so unser Plan.
    Martin fragt dann noch ein paar „Einheimische“ und alle sind der Ansicht, dass „das Ding da“ (die Gewitterfront) demnächst bei uns eintreffen werde. Natürlich kommt es auch hier ganz anders und wir gelangen nach weiteren zweieinhalb Kilometern Fussmarsch und mit reichlich Gegenwind (der uns wohl vor dem Regen geschützt hat) in San Clemente an, wo wir noch rasch im Supermercado (das heisst: dem Dorfladen) etwas für das Abendessen einkaufen.
    Zu Hause ist zunächst eine heisse Dusche angesagt, anschliessend das Abendessen und zum wiederholten Male werden wir den Rucksack packen. Mauro, unser Gastgeber, organisiert uns für morgen freundlicherweise ein Remis (eine Art argentinisches Uber, nur ohne App :-). Es kostet aber genauso viel wie das Taxi, das wir bei der Ankunft mit 1500 Pesos (13 Euro) bezahlten. Für die drei Kilometer ist dies ein Wucherpreis! In Buenos Aires zahlen wir die Hälfte.
    Das Remis soll uns um 8 Uhr zum Busbahnhof von San Clemente bringen, wo wir vermutlich unsere letzte längere Busreise in Argentinien antreten werden.
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  • Day 33

    Bei Orca und Delfinen im Mundo Marino

    March 24, 2023 in Argentina ⋅ ☁️ 22 °C

    San Clemente del Tuyú, Freitag, 24. März 2023

    Ja, wir wissen, dass man das eigentlich nicht tun sollte bzw. dass es in Europa gar nicht mehr möglich ist, „so was zu machen“, weil es schlichtweg verboten ist.
    Wir meinen hier den Besuch eines Parks, in dem seltene Wildtiere dem Publikum vorgeführt werden. Auch wissen wir, dass die Shows vorwiegend der Bespassung dienen, auch wenn dem Besucher natürlich lauter hehre Ziele vorgegaukelt werden.
    Wir konnten es aber trotzdem nicht lassen, den Mundo Marino (also die Meerwelt), einen grossen Aqua-Park hier am Ort, zu besuchen. Das liegt einerseits daran, dass es in diesem Kaff sonst nicht allzu viel zu tun gibt und anderseits, dass die Möglichkeit, einen echten Orca aus zehn Meter Distanz zu sehen, einfach zu verlockend ist.
    Man erinnere sich: Auf der Peninsula Valdés wollte sich keiner Regine zeigen und Martin lag an jenem Tag ohnehin noch mit Schwindel darnieder - er ist mittlerweile wieder ganz gesund :-).
    Also machen wir uns am heutigen Tag - einem Feiertag in Argentinien (Tag der „Erinnerung und Gerechtigkeit“, im Gedenken an die Opfer der Militärdiktatur) - zu Fuss auf zum 2,5 Kilometer entfernten Park.
    Dies tun wir im Wissen, dass es sicher auch ein teurer Spass werden könnte, weil man uns davor gewarnt hat, dass neben dem Eintritt von 5400 Pesos (circa 25 Euro) pro Person alle Events zusätzlich bepreist werden. Das stimmt dann wiederum nicht, aber die Preise für Snacks oder Getränke sind wirklich exorbitant hoch.
    Die vielen argentinischen Besucher scheint das aber wenig zu beeindrucken und anhand der Marken der geparkten Autos stellen wir fest, dass hier eher die gehobene Mittelschicht aus dem Grossraum Buenos Aires präsent sein dürfte.
    Als erstes besuchen wir die um 11:35 Uhr angesetzte Orca-Delfin-Show und sind tatsächlich beeindruckt, wie gross der „kleine“ Orca ist (4,5 Tonnen schwer) und mit welcher Eleganz er durch das für ihn eher bescheidene Wasserbecken zieht und dabei noch Kunststücke darbietet.
    Regine ist so gefesselt, dass sie das Filmen und Fotografieren vernachlässigt und am Schluss das firmeneigene Video der Show kauft!
    Auch die vier Delfine sind gut geschult und absolvieren ihren Parcours mit Bravour. Wir klatschen und ziehen weiter zur nächsten Darbietung, den Seelöwen mit ihren Tricks. Das kennen wir schon eher aus Europa und Martin erinnert sich noch daran, dass früher Ähnliches auch im Zoo Basel dargeboten wurde (oder vielleicht sogar noch wird).
    Auch das ist toll anzusehen und wir verfallen in beinahe kindliche Begeisterung :-)
    Die dritte, gleich anschliessende Show ist Tieren wie Ziegen, Schweinen, Flamingos, Lamas etc. gewidmet. Auch hier ist die Performance professionell eingeübt und wird perfekt abgespult.
    Dabei begegnen wir per Zufall dem gleichen Vogel wie jener, den wir in der Nähe von Ushuaia mit Brotkrümeln und Keksen gefüttert haben: Es ist ein Caracara (deutsch: Schopfkarakara), der laut Internet Ähnlichkeit mit dem Falken haben soll.
    Nach dieser dritten Darbietung dürfen wir den 40 Hektar grossen Tierpark dann auf eigene Faust erkunden, was wir bis zur Schliessung um 18 Uhr ausgiebig tun. Da gibt es ein Haifischbecken, einen Streichelzoo mit Ziegen und Schafen, ein grosses Becken mit zwei Nilpferden, gut hundert Magellan-Pinguine mit Bassin sowie eine Art Zoo im Zoo, wo wir mit einer von einem Traktor gezogenen Bahn an den Tieren vorbeigezogen werden, die sich allesamt in einem riesigen gemeinsamen Gehege aufhalten: Affen, Lamas, Ñandus, Hirsche, Carpinchos usw.
    Später besuchen wir auch noch das Bassin mit den Seelöwen. Auffallend hier ist auch, dass die Besucher die Tiere (gegen ein Entgelt) selber füttern dürfen, was die Argentinier sehr gerne machen. So bekommen wenigstens die frechsten und dominantesten Seelöwen viel Futter - …Fische zum Vesperbrot.
    Zum Schluss können wir es nicht lassen, uns noch in eine Video-Show zu setzen, die sich dann aber als kurze und langweilige Eigenwerbung des Parks entpuppt.
    Zum Trost und auf speziellen Wunsch von Regine :-) schauen wir uns auch die zweite Ausgabe der Orca-Delfin-Show an und kehren dann - mit vielen Eindrücken gesättigt - in unser Zuhause in San Clemente zurück.
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  • Day 32

    Nach San Clemente del Tuyú

    March 23, 2023 in Argentina ⋅ 🌙 22 °C

    San Clemente del Tuyú, Donnerstag, 23. März 2023

    Dies ist unsere vorletzte Station, bevor wir uns nächste Woche von Buenos Aires verabschieden, um dann mit dem Flugzeug am 31.3. nach Rio de Janeiro zu brausen. Dort werden wir am 4.4. das Kreuzfahrtschiff „MSC Fantasia“ besteigen, das uns zurück nach Europa bringen wird, genauer gesagt, bis Lissabon.
    Zu diesem Luxus wollte Regine vermutlich nochmals einen Kontrast bieten! Sie hat in San Clemente eine Cabaña (kleine Hütte, ähnlich wie ein Mobilhome) am Rande des Ortes gemietet, die das Label „Basic“ absolut verdient. Aber es hat immerhin fliessendes Wasser, ein Mini-Bad mit Toilette und heisser Dusche, einen Herd, Kühlschrank, Wasserkocher und sogar eine Mikrowelle, zudem ein Doppelbett und zwei Etagenbetten (die wir nicht brauchen), einen grossen Esstisch und im Garten einen Grill (Es regnet heute!) und - wie in jeder argentinischen Unterkunft - auch einen Fernseher (zwar vorsintflutlich, aber immerhin…. Wir haben noch nie irgendwo den Fernseher eingeschaltet!). Im Grunde ist fast alles vorhanden, was wir benötigen, aber über die Sauberkeit insgesamt wollen wir schweigend hinwegsehen…
    Wir verlassen die Unterkunft in Mar del Plata um 09:30 Uhr, noch bevor die Verwalterin eintrifft, obwohl wir sie 24 Stunden zuvor darum gebeten hatten, pünktlich im Apartment zu sein, um die Schlüssel entgegenzunehmen. Wir gehen zur vereinbarten Zeit; sie verspätet sich….Es folgt eine magere Entschuldigung und „Gute Reise“ - typisch argentinisch eben! Mit der Pünktlichkeit ist es meist nicht allzu weit her!
    Per Taxi fahren wir zum Busterminal, wo Martin vor der heutigen Abfahrt noch unsere letzte Busreise am kommenden Sonntag von San Clemente nach Buenos Aires bucht.
    Ziemlich pünktlich um 11:07 Uhr geht die Fahrt weiter in den Nordosten, immer der Atlantikküste entlang. Wir durchqueren Santa Clara (wo man uns nicht wollte….Airbnb lässt grüssen) und viele andere kleine Orte, in denen jene Leute, welche sich Mar del Plata nicht leisten können, ihren Sommerurlaub verbringen.
    Um 15 Uhr (und noch vor der fahrplanmässigen Ankunft) erreichen wir San Clemente, das an der äussersten Spitze des Atlantiks liegt, dort, wo sich der Rio de la Plata mit dem Atlantik vereint.
    Hier an der Küste wollen wir noch zwei ruhige Tage verbringen, bevor wir uns in Buenos Aires mit dem Künstler treffen, das eine oder andere Souvenirs kaufen und dann zu „unserem“ Schiff fliegen.
    San Clemente stellt sich als noch wesentlich „rustikaler“ heraus als angenommen: Die meisten Strassen sind nicht asphaltiert und weil es geregnet hat, muss die Taxifahrerin die vielen Pfützen, welche sich gebildet haben, grosszügig umfahren. Dafür verlangt sie dann mit 1500 Pesos (13 Euro) für drei Kilometer auch einen so saftigen Fahrpreis, dass Martin seine Wut nur mit Not zügeln kann.
    Die Unterkunft, eine Sommerhütte mit nicht mehr, als man im Hochsommer braucht, ist sehr bescheiden, aber wir sind ja einiges gewohnt und mit der Aussicht auf bessere Zeiten stecken wir diese Tatsache problemlos weg.
    Da die Hochsaison bereits vorbei ist, haben die meisten Lokale und Läden nicht mehr geöffnet. Wir finden aber trotzdem einen „Supermercado“ in der Nähe, bei dem vor allem die Preise super, das heisst weit überzogen sind.
    Dafür „logieren“ wir in der Nähe des Strandes und machen vor dem Abendessen noch einen ausgedehnten Spaziergang entlang des fast endlosen und leeren Strandes.
    Morgen wollen wir die Gegend noch weiter erkunden (eine lange Strandwanderung machen) oder ins angesagte „Oceaniarium“ mit vielen Tieren gehen: Entscheidend für die Wahl ist die Wetterprognose für die nächsten Tage.
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  • Day 31

    Spaziergang zum MAR

    March 22, 2023 in Argentina

    Mar del Plata, Mittwoch, 22. März 2023

    Da wir uns an die bald folgende Kreuzfahrt zurück nach Europa gewöhnen müssen, unternehmen wir immer weniger und hängen auch mal ab. Aber die Tage und Wochen zuvor hatten wir ja genügend Ganztagesaktivitäten im „Programm“, so dass wir ganz bewusst einen Gang herunterschalten.
    Als Pensionäre sind wir in Mar del Plata mit den anderen Sommerfrischlern auf einer Linie, auch wenn diese sich für ihre Bräunung viel mehr als wir ins Zeug legen. Hautkrebs scheint man hier nicht zu kennen! Wir hingegen cremen unser Gesicht beim ersten Sonnenstrahl mit UV50 plus-Sonnenschutz ein! Schliesslich sind wir hier - was den Breitengrad betrifft - südlich von Kairo.
    An allen möglichen Orten setzen sich die Urlauber der UV-Strahlung aus, selbstverständlich ohne Sonnenschutz, denn sonst dauert ja die Bräunung zu lange. Vor allem die Männer zeigen sich gerne mit nacktem Oberkörper, wohingegen „oben ohne“ für Frauen im streng katholischen Argentinien kein Thema ist.
    Für uns kommen „Liegestunden“ am Strand nicht in Frage, denn nach wie vor können wir uns mit der steifen Brise nicht anfreunden.
    Dafür imitieren wir die zweitliebste Beschäftigung der Rentner hier mit Freuden: das Flanieren, das heisst, das langsame Spazieren ohne erkennbares Ziel - einfach so, weil es Spass macht… wobei wir als Europäer natürlich immer ein Ziel haben! Regine kann sich mit dem Schaufensterbummel-Tempo nur schwer abfinden… :-)
    Für heute haben wir einen Spaziergang zum Museo de ARte Contemporaneo Mar del Plata ins Auge gefasst, abgekürzt MAR. Wenigstens die fünf Kilometer Hinweg wollen wir auf Schusters Rappen bewältigen, denn es ist ein schöner Weg auf der Strandpromenade, immer der Küste entlang mit Blick aufs Meer.
    Etwa auf der Hälfte des Weges entdecken wir eine Grido-Eisdiele, wo wir uns für unseren „Wander“-Einsatz mit einem Eis belohnen: Cappuccino granizado, una bocha en cucurucho (Cappuccino mit Schokoladenstückchen, eine Kugel in der Waffel). Einfach lecker! Das werden wir zu Hause sehr vermissen!
    Da wir ein gegenüber Argentiniern erhöhtes Marschtempo aufweisen, kommen wir etwas zu früh am Museum an, denn es öffnet laut Angaben im Internet erst um 16 Uhr. Aber als wir dort eintreffen, merken wir, dass es von März bis Dezember schon um 14 Uhr öffnet und nur in der Hochsaison (Januar und Februar) ab 16 Uhr! Argentinien eben…
    Es ist ein sehr modernes staatliches Museum und kostet aus diesem Grund keinen Eintritt.
    Die Ausstellung ist überschaubar: ein Werk einer argentinischen Künstlerin auf der Basis von hunderttausenden von Glasmurmeln, das wir nicht verstehen. Aber Kunst muss man ja auch nicht verstehen, sondern….
    Nebenan gibt es einen zweiten Saal, der mit 32 kürzlich prämierten Werken von ebenfalls argentinischen Künstlerinnen gefüllt ist. Auch hier gibt es eindrucksvollere und belanglose Objekte und das Schönste daran ist, dass sich die Kuratorinnen keine Mühe gemacht haben, die ausgestellten Dinge zu interpretieren.
    Dafür haben wir zum Abschluss einen prächtigen Blick aus den Ruhesesseln des Museums hinüber zum Strand und zur Brandung, wo sich mutige Kite-Surfer in die Wellen stürzen.
    Zurück nehmen wir den Bus und sind erstaunt, dass der Fahrer der gewählten Linie 221 der Gesellschaft „Costa Azul“ die SUBE-Karte nicht akzeptiert, sondern auf Barzahlung besteht. Na denn halt, die Fahrt ist ja trotzdem billig (120 Pesos pro Person, momentan etwa 60 Cent) und der Bus bringt uns fast bis vor unsere Haustüre. Jetzt noch Gemüse für den Salat und etwas Süsses für den Nachtisch gekauft, dann sind wir mit unserem „Tagesprogramm“ fertig und müssen nach dem Abendessen nur noch für die morgige Weiterfahrt nach San Clemente del Tuyú packen.
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  • Day 30

    Bei den Seelöwen von Mar del Plata

    March 21, 2023 in Argentina ⋅ ☀️ 19 °C

    Mar del Plata, Dienstag, 21. März 2023

    An den langen Sandstränden der Stadt liegen (und sitzen) in langen Reihen die Rentner*innen und andere Sonnenhungrige und lassen sich bräunen und den (für uns) etwas steifen Wind um die Ohren brausen.
    Das Pendant dazu befindet sich im Hafen von Mar del Plata, circa 4 km vom Stadtzentrum entfernt: Es handelt sich um eine grössere Kolonie von Seelöwen (lobos marinos de una piel), die sich hier nach der anstrengenden Paarungszeit in subantarktischen Gewässern und vor ihrem Weiterzug in Richtung Norden ausruhen.
    Mar del Plata verfügt über ein dichtes und gut dokumentiertes Busnetz und deshalb nehmen wir ab Stadtmitte die Linie 571, welche uns in 30 Minuten zum Hafeneingang bringt. Von dort aus gehen wir zu Fuss weiter, bestaunen die riesigen Schiffswerften, in denen alte Schiffe restauriert werden, bis wir schliesslich an die fast 2 km lange „Hafenmole“ gelangen, eine Aufschüttung zum Schutz des Hafenbereichs.
    Dort, ungefähr in der Hälfte des Weges bis zur Landspitze, befindet sich das, was sich „Reserva de lobos marinos de Mar del Plata“ nennt und das wir durch Zufall im Internet gefunden haben. Denn eine eigentliche Werbung dafür gibt es nicht. Wir vermuten den Grund darin, dass die Einrichtung (Fundación Fauna Argentina) staatlich und gratis ist; es hat also niemand ein (ökonomisches) Interesse daran, es zu bewerben…
    Nachdem wir uns zuerst etwas am Strand verlaufen und den Weg zur „Reserva Natural Puerto Mar del Plata“ eingeschlagen haben, weist uns ein freundliches und stark gebräuntes männliches Exemplar der Gattung Mensch den richtigen Weg. Und tatsächlich finden wir schon 500 m weiter, was wir nie gedacht hätten: Über hundert Seelöwen tummeln sich vor unseren Augen nur wenige Meter von uns entfernt an einem kleinen Strandabschnitt bei der Hafenmole! Welch ein Anblick!
    Der Unterschied zu den menschlichen Ansammlungen hier ist, dass diese noch einen zivilisierten Abstand zueinander einhalten, während es bei den Seelöwen ein ständiges Geschiebe, Gedränge und Gehopse gibt, das dazu noch von lautstarkem Brummen und heftigen Bissbewegungen begleitet wird.
    Wir schauen dem Treiben einige Zeit fasziniert zu und fragen Umstehende, ob es weiter vorne noch mehr Seelöwen gebe. Dies wird bejaht, so dass wir hoffnungsfroh die eineinhalb Kilometer weiter bis zur Spitze der Landzunge spazieren, welche eine magere Kopie des Cristo Redentor von Rio schmückt. Aber dort folgt auch gleich die Enttäuschung: Hier - mit Blick auf den weiten Atlantik - sichten wir kein einziges Tier, weil diese ja den Schutz vor dem offenen Meer suchen.
    Also wandern wir wieder zu „unseren“ Freunden zurück und bestaunen das eifrige Treiben aufmerksam. Die ganze Unruhe in dem dicht an dicht liegenden Haufen rührt offenbar daher, dass jeder den besten Ruheplatz sucht, dies aber durch Geschlecht und Hierarchie in der Gruppe stark erschwert wird.
    Die dominierenden Bullen verteidigen ihren Platz und ihren Harem gegen andere, vorwiegend junge Bullen, wenn diese sich zu nahe heranwagen. Regine kommt einem ganz nahe am Zaun zur Strasse liegenden Alpha-Männchen zu nahe (Regine steht glücklicherweise jenseits des Zaunes!); sie wird heftig angefaucht, zuckt zusammen und erhält somit einen bleibenden Eindruck vom Imponiergehabe des grossen Tieres.
    Bei all den Scharmützeln in der unübersichtlichen Menge sind auch die (offenbar) ranghöheren älteren Weibchen beteiligt, welche das Revier ihrer Gruppe sowohl gegen Jungbullen als auch gegen gruppenfremde - und meistens jüngere - Weibchen verteidigen.
    Weil der Platz ausserhalb des Wassers sehr beschränkt ist und immer wieder neue Tiere anlanden (Woher sie kommen und was sie draussen im Meer getrieben haben, wissen wir nicht.), nimmt die Unruhe kein Ende. Das liegt natürlich daran, dass die Tiere, um vom Wasser ans Ufer oder umgekehrt hinein ins Wasser zu gelangen, mit recht ungelenken Bewegungen über die Liegenden und Ruhenden patschen, worauf diese immer schauen, ob es sich um „Freund“ (nichts tun) oder „Feind“ handelt. Bei letzterem werden schnell einmal die Zähne gebleckt! Es entstehen aber keine Verletzungen, weil es sich offenbar eher um Drohgebärden und Zurechtweisungen als um echte Kämpfe handelt.
    Erst nach langer Zeit, in der Regine unendliche Male die Kamera für Fotos und Videos gezückt hat, nehmen wir Abschied und gehen den Weg zurück zum Beginn des Hafenbeckens. Hier erwartet uns bei untergehender Sonne eine weitere Überraschung: Auf den warmen Steinen liegen gut und gerne hundert Seelöwen - vermutlich jene, die weiter vorne (wie beschrieben) im Gedränge keinen Ruheplatz gefunden haben.
    Da mittlerweile die Sonne schon tief steht und wir die Daunenjacken überziehen müssen, verabschieden wir uns bald von diesem Anblick, der uns gewiss noch lange in Erinnerung bleiben wird.
    Wir fahren nun mit dem Bus der Linie 522 zurück ins Zentrum. Regine erblickt beim Aussteigen eine noble Bäckerei, in der wir uns für das Abendessen 12 Empanadas und zum Nachtisch einige süsse Stückchen kaufen.
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  • Day 29

    Im Rentnerparadies

    March 20, 2023 in Argentina ⋅ ⛅ 18 °C

    Mar del Plata, Montag, 20. März 2023

    Wie bereits geschrieben, muss man sich Mar del Plata wie eine typische grosse Touristenstadt am Meer vorstellen. Rimini, Marbella, aber auch Nizza oder Cannes kommen einem in den Sinn. Aber es gibt zwei wesentliche Unterschiede: Erstens ist Mar del Plata mit 600’000 festen Einwohnern und bis zu zwei Millionen Touristen in der Hochsaison VIEL grösser als die genannten europäischen Destinationen und zweitens gibt es hier (wie überall in Argentinien) wenig bis gar nichts Historisches. Alles ist auf Ferien und Konsum getrimmt und obwohl die Saison seit Ende Februar offiziell vorbei ist, wimmelt es heute (bei Sonnenschein und blauem Himmel) am Strand und im Zentrum noch von Leuten. Aber besonders im Januar soll es so schlimm sein, dass man für einen Sitzplatz in einem Restaurant stundenlang Schlange stehen muss - so der Taxifahrer, der uns zur Unterkunft gefahren hat.
    Uns fällt sofort auf, dass die Mehrheit der Sonnenhungrigen das Pensionsalter bereits überschritten hat. Mondäne, aufgetakelte Altersschönheiten und braungebrannte ältere Herren mit strammen Waden in kurzen Hosen sind stark vertreten. Es gibt aber auch viele ältere Paare, die hier (in der etwas günstigeren Nachsaison) die Sommerfrische des Atlantiks geniessen und der Hitze von Buenos Aires entflohen sind. Wir passen also gut ins Bild! :-))
    Und was auch auffällt, ist, dass der kühle Meereswind und das kalte Wasser dem Vergnügen offenbar keinen Abbruch tun: Samt und sonders sind die Urlauber kurzärmelig und mit kurzen Hosen unterwegs und wir fallen auf, weil wir unsere Daunenjacken übergezogen haben.
    Das Schöne jedoch ist, dass die Stadt über schier endlosen Strand verfügt und wir an diesem entlang flanieren und uns in die Sonne setzen können.
    Aber vor dem Vergnügen kommt die Arbeit: Zuerst bucht Regine erfolgreich eine bezahlbare Airbnb-Unterkunft im Zentrum von Buenos Aires, womit auch die letzte Buchung für unsere Reise gemacht wäre! Alle anderen Buchungen, die in Zusammenhang mit unserer Rückkehr nach Europa per Schiff stehen, haben wir bereits vor einiger Zeit schon getätigt.
    Hier in Mar del Plata müssen wir wieder einmal Geld „tanken“. Es gibt zwar eine grosse Zahl an Western-Union-Filialen in der Stadt, aber die meisten wechseln Geld nur bis Ende Februar (bis die Hochsaison vorbei ist).
    Eine weitere grössere Filiale in der Nähe hat nicht genug Bargeld vorrätig (Wir wollen Pesos für 400 Euro.), sodass wir zur Zentrale von Western Union spazieren und uns dort in die lange Warteschlange einreihen. Die Wartezeit versüssen wir uns mit einem Eis, natürlich von Grido! :-)
    Jetzt ist bei Sonnenschein und wenig Wind endlich Strand- und Flanierzeit angesagt!
    Zunächst fällt unser Augenmerk jedoch auf eine sehr aktive Rentnergruppe. Mit schwungvollen Ausholbewegungen werden auf einem Sandplatz Scheiben geworfen, ähnlich den Pucks beim Eishockey, nur mit größerem Durchmesser. Bei näherem Zuschauen stellen wir fest, dass Boule gespielt wird, allerdings nicht mit Kugeln, sondern mit den eben genannten Scheiben. Da sich in unserem Apartment ein derartiges Spiel befindet, haben wir zur Veranschaulichung ein Foto gemacht. Wir könnten ja versuchen, uns morgen im Rentnerclub einzubringen….:-)
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  • Day 28

    Erneuter Ärger mit Booking.com

    March 19, 2023 in Argentina ⋅ ☁️ 23 °C

    Puerto Madryn, Sonntag, 19. März 2023

    Hätten wir nicht noch einigen Ärger - erneut wegen Booking - wäre dem Tag nichts mehr hinzuzufügen (siehe gestriger Footprint).
    Nach der Ankunft und den notwendigen Hygienemassnahmen versucht Regine, uns eine Unterkunft in Buenos Aires zu organisieren. Sie macht eine Buchung, die auch umgehend bestätigt wird. Aber kurz danach meldet sich der Besitzer der Ferienwohnung und verlangt eine Bezahlung in US-Dollar, was wir freundlich, aber konsequent ablehnen. Er versucht aber mit allen Tricks, uns hereinzulegen und lässt sich von uns - trotz besseren Wissens - nicht über die Regel bei Booking belehren: Der Gast bezahlt die Unterkunft immer am Tag der Anreise in der entsprechenden Landeswährung. Das ist ihm also egal…
    Um dem Streit ein Ende zu setzen, kontaktiert Martin den argentinischen Support von Booking.
    Was nun folgt, ist ein Lehrstück argentinischer Schelmerei (oder Inkompetenz): Martin muss viermal anrufen, bevor wir endlich eine verbindliche Lösung haben!
    Bei der ersten Dame bricht die Verbindung plötzlich ab; die zweite lässt sich die ganze Geschichte erneut erzählen und verspricht, nach einer Abklärung zurückzurufen - was aber nie geschieht! Beim dritten Anruf (Martin muss den gesamten Vorgang nochmals erklären.) wird Martin langsam ungeduldig. Aber Dame Nummer 3 erklärt, sie müsse nur kurz intern etwas klären und sei sofort wieder zurück in der Leitung, um uns dann 25 Minuten erfolglos warten zu lassen!
    Jetzt platzt Martin der Kragen: er ruft ein viertes Mal an und erklärt der (nun vierten) Dame namens Paula klipp und klar, dass er weder interne Abklärungen noch Wartezeiten akzeptieren werde und sie doch bitte (der Einfachheit halber) die Buchung stornieren solle. Wir können von unserer Seite aus keine Stornierung vornehmen, weil diese für uns kostenpflichtig wäre (195$!!). Das gelingt tatsächlich und wir bedanken uns bei Paula dafür, dass wir das Problem endlich gemeinsam gelöst haben!
    Das Unschöne an der ganzen Sache ist aber einerseits, dass bei Booking offenbar jeder Vermieter seine eigenen Zahlungsregeln aufstellen kann (und Booking sich einen Sch…. darum kümmert!). Anderseits, und das ist das Schlimmste an der Sache, interpretiert jede Support-Mitarbeiterin die Booking-Regeln auf ihre ganz eigene Art: Nummer 1 gibt uns vollumfänglich recht und bestätigt dies schriftlich auf Englisch. Nummer 2 ist sich nicht so sicher und Nummer 3 gibt dem Vermieter recht (!), während Nummer 4 keine eigene Meinung hat, aber wenigstens den Fall zu unserer Zufriedenheit löst.
    Fazit: Auch so geht die Zeit vorbei… und Regine muss sich erneut auf die Suche nach einer geeigneten Unterkunft machen.
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  • Day 27

    Nachtfahrt nach Mar del Plata

    March 18, 2023 in Argentina ⋅ ☁️ 19 °C

    Mar del Plata, Samstag, 18. März 2023

    Die 1500 km von Buenos Aires nach Puerto Madryn haben wir eigentlich nur gemacht, um dort in der Nähe und auf der Penísula Valdés die verschiedenen putzigen Tierchen (See-Elefanten, Seelöwen und Pinguine) anschauen zu können. Martin findet aber, dass es sich auch wegen der Landschaft (aus der Pampa in die aride Steppe der Meseta) schon gelohnt hat…
    Nun geht es aber wieder zurück, wobei wir der Atlantikküste folgen wollen. Zuerst steuern wir Mar del Plata an, das Rimini oder Marbella von Argentinien.
    Der Bus fährt erst um 14:35 Uhr los und wir dürfen netterweise bis 13 Uhr in der Unterkunft bleiben, bevor wir per Taxi zum Busterminal fahren. Zufälligerweise holt uns dieselbe Taxifahrerin ab, die uns vor vier Tagen hergefahren hat und sie fragt genau das, was hier wohl die die ganze Stadt denkt: Wie steht es mit der Gesundheit von Martin? :-)
    Im Busbahnhof warten wir geduldig und Regine kauft dort zu einem Schnäppchenpreis (Wir wundern uns….!) Brot und süsse Stückchen für die Fahrt ein.
    Dann geht es los: zuerst durch die tatsächlich langweilige Steppe, wo links und rechts nichts als Sand, Steine und Dornenbüsche zu sehen sind. Die grosse Abwechslung kommt erst in Sierra Grande, wo aus der endlosen flachen Weite ein paar Berge (besser gesagt: Hügel) - ragen. Anschliessend geht es wie gehabt weiter, bis die Landschaft kurz vor Bahia Blanca (Es ist jetzt bereits 23 Uhr und wir sind schon 8,5 Stunden unterwegs) fast abrupt wechselt und Sträucher sowie Bäume auftauchen, die auf richtig grünem Grasboden stehen.
    Ab Bahia Blanca, einer touristisch eher uninteressanten Grossstadt, sind wir dann in der südlichen Pampa, in der Graslandschaft mit Hügeln und viel Vieh vorherrschen. Da es aber stockfinster ist (auch weil die argentinische Strassenbeleuchtung - wenn überhaupt, dann eher am Tag als in der Nacht - eingeschaltet ist! :-) und es streckenweise zu regnen beginnt, sehen wir davon nur wenig.
    Und sowieso ist es jetzt Zeit, ein wenig zu schlafen. Regine nützt die Tatsache aus, dass sie keinen Sitznachbarn mehr hat und okkupiert liegend beide Plätze. Auch Martin hat mittlerweile keinen Sitznachbarn mehr und hätte genügend Platz um sich herum, aber er schläft halbsitzend weit besser als quer liegend. Allerdings klagt er trotz eines Schmerzmittels über anhaltendes Kopfweh und schläft aus diesem Grund aus Erschöpfung nur wenig.
    Um 7 Uhr kommen wir mit nur 20 Minuten Verspätung in Mar del Plata an. Es hat hier bis vor kurzem geregnet und beim Aussteigen schlägt uns feuchtwarme Luft entgegen. Das hatten wir nicht erwartet!
    Vorerst müssen wir uns aber weiter gedulden: Unsere Wohnung im Zentrum und in Strandnähe ist erst ab 12 Uhr bezugsbereit. Bis dahin heisst es warten, was wir mit argentinischer Geduld tun. Ein argentinischer Pianist, der 25 Jahre in Florida gelebt hat und nun wieder zurück in seiner Heimat ist, vertreibt uns die Zeit mit englischer und spanischer Konversation.
    Kurz vor 12 Uhr bringt uns ein Taxi, das einen Zuschlag für unser Gepäck verlangt (eine ganz neue Erfahrung!!) zur Unterkunft, die sich im dritten Stock eines Hochhauses befindet. Das Apartment ist nett, klein und sauber und es hat ausreichend heisses Wasser. Martin duscht ausgiebig und wäscht all seine Wäsche, denn hier kann sie in den vier Tagen Aufenthalt gut trocknen.
    Wir unternehmen am Nachmittag noch einen Spaziergang zum Strand, bewundern dort Windsurfer, die ihr Können zeigen und staunen über das Outfit der Spaziergänger: Für uns ist wegen des kräftigen Windes nach wie vor die Daunenjacke angesagt, während hier - obwohl bereits der Herbst Einzug gehalten hat - die Leute noch mit Shorts und T-Shirts unterwegs sind. An der Strandpromenade finden sich zu einer Art „Five o`clock-Tanztee“ Pärchen zum Outdoor-Tanzen ein. Am begeisterten Publikum, das auch mit Beifall nicht geizt, fehlt es nicht.
    Da wir in unmittelbarer Strandnähe wohnen, ist der Heimweg nicht weit und wir bummeln durch den grossen Park mit Kinderkarussell (auf „Alt“ getrimmt) zurück zur Unterkunft.
    Zum Abendessen gibt es noch Reste von gestern; bei uns wird halt nichts weggeworfen! :-))
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  • Day 26

    Bettlägerig und Península Valdés

    March 17, 2023 in Argentina ⋅ ☁️ 17 °C

    Puerto Madryn, Freitag, 17. März 2023

    Heute ist der zweite Ganztagesausflug angesagt: Die Peninsula Valdés steht auf dem Programm, aber Martin kommt nicht mit. Mit weiser Voraussicht hat er sich ausgeklinkt, obwohl es ihm am Morgen eigentlich gar nicht so schlecht geht…
    Aber kaum ist Regine ausser Haus, hat er eine neue Übelkeitsattacke grösseren Ausmasses; es ist so schlimm, dass er über die Eigentümerin der Wohnung medizinische Hilfe anfordert. Zum Glück ist deren Schwester im Gesundheitswesen tätig und kommt innerhalb kurzer Zeit mit dem Köfferchen vorbei. Sie untersucht Puls, Blutdruck und Zuckerwerte (alles okay) und verpasst Martin eine Injektion gegen das Erbrechen. Den Rest des Tages verbringt er meist schlafend im Bett und ist am Abend sogar wieder fähig, das Abendessen zuzubereiten.
    Regine hingegen hat heute einen zwölfstündigen „Action“-Tag vor sich. Ebenso wie bei der gestrigen Exkursion wird sie von der Agentur „Animal Travel“ an der Unterkunft abgeholt, nicht ohne zuvor eine kurze Nachricht des Fahrers per WhatApp erhalten zu haben, dass er in fünf Minuten vor der Türe steht.
    Wir schätzen diese Vorgehensweise sehr, noch mehr natürlich den Hol-und Bring-Service. Mehrere Exkursionen während unserer Reise haben wir über dieselbe Agentur gebucht, die wiederum mit lokalen Anbietern zusammenarbeitet und immer waren wir mit der gebotenen Leistung mehr als zufrieden. Je nach Dauer und „Exklusivität“ der Tour haben wir pro Person zwischen 90 und 175 Euro bezahlt. Dass es sich hier nicht um Schnäppchenpreise handelt, ist auch klar. Die Inflation von mittlerweile über 100 Prozent geht auch an den Tour-Anbietern nicht vorbei.
    Heute wird Regine vom Chauffeur namens Facundo abgeholt, ein - ebenso wie gestern - erfahrener Guide, der mit Informationen nicht geizt. Im Gegensatz zu allen bisherigen Touren, die wir in spanischer Sprache mitgemacht haben, ist heute Englisch angesagt, da das junge Paar, das im Nobelhotel im Stadtzentrum logiert und dort zusteigt, in Kalifornien beheimatet ist.
    Von Stadtmitte aus geht es vorbei am grossen Frachthafen, in dem Containerschiffe ankern und an einem riesigen Aluminiumwerk, das einzige in ganz Argentinien. Abgesehen vom Tourismus ist dieses für die Einwohner einer der wichtigsten Arbeitgeber.
    Auf noch gut asphaltierter Strasse legen wir die 95 Kilometer bis Puerto Pyramides zurück, dem einzigen Ort auf der etwa 3635 qkm grossen Halbinsel Valdés an der Atlantikküste.
    Sie ist ein Naturreservat und wurde 1999 von der UNESCO auf die Welterbeliste gesetzt. Die Halbinsel besteht grösstenteils aus karger Landschaft und einigen kleineren Salzseen, deren grösster mit 35 Metern unter dem Meeresspiegel den tiefsten Punkt der Halbinsel bildet. Kommerzieller Salzabbau wurde 1901 bis 1920 mit Hilfe der „Ferrocaril“ (Eisenbahn) betrieben.
    Der Hauptgrund für unseren Besuch auf der Halbinsel sind jedoch die vielen Meeressäugetiere, die sich an ihrem Ufer und vor ihren Küsten tummeln. Dies sind unzählige Seelöwen und See-Elefanten sowie mehrere Kolonien der Magellan-Pinguine, die wir gestern schon in Punta Tomba (an der Küste des Festlandes) aus allernächster Nähe beobachten konnten. Sie zeigen auch hier keine Scheu vor Menschen und leben friedlich in unmittelbarer Nähe zu den imposanten See-Elefanten.
    Was wir nicht sehen können, das sind die Wale (Puerto Madryn hat - wie beschrieben - den Wal als Symbol der Stadt gewählt.). Sie kommen in der zweiten Jahreshälfte hierher, um sich fortzupflanzen und ihre Jungen zur Welt zu bringen. da das Wasser im Golf ruhiger und wärmer ist als auf dem offenen Meer.
    Vor den Küsten der Halbinsel leben auch Schwertwale, die Orcas. Da etliche von ihnen in den letzten Tagen auf der Halbinsel bei Punta Norte gesichtet wurden, bietet Facundo an, dort bei Hochflut Stellung zu beziehen (gegen 18:15 Uhr).
    Um es vorwegzunehmen: Wir hatten leider kein Glück, aber ein Foto des Informationszentrums zeigt, wie sich die Orcas an die Seelöwen „heranmachen“, sie töten und dann verspeisen. So ist die Natur!
    Dafür begegnen uns auf dem Weg zur Küste im Inneren der Insel sehr viele Guanakos (Verwandter der Lamas), Nandus (südamerikanischer Straussenvogel), Gürteltiere und Hasen. Regine ist ganz aus dem Häuschen und Facundo hält auf der Schotterpiste immer wieder an, damit wir aus dem Auto heraus fotografieren können. Aussteigen ist nicht erlaubt. Wird der Fahrer erwischt, droht eine hohe Geldbusse (Naturreservat).
    Facundo bittet uns, nur noch dann „Ah“ und „Oh“ zu rufen, wenn wir ein anderes Tier als die genannten sehen, Schafe inbegriffen, denn viele Farmer lassen ihre Tiere hier weiden.
    Das Innere der Insel ist eine trockene und heisse Steppenlandschaft mit kniehohen Sträuchern und von der Sonne verbrannten, dürren Grasbüscheln. Offensichtlich finden die Tiere trotz des Klimas ausreichend Nahrung.
    Von einer hohen Klippe aus weist uns Facundo auf eine kleine Insel hin, mit der es etwas ganz Besonderes auf sich habe (siehe Foto). Wir können jedoch überhaupt nichts Aussergewöhnliches an der Form erkennen. Er gibt uns einen Tipp: Ob uns St. Exupéry etwas sagt? Regine überlegt und ihr kommt auf die Schnelle nur in den Sinn, dass der französische Flieger und Autor in Argentinien die erste Fluggesellschaft des Landes gegründet hat und gleichzeitig dessen erster Pilot wurde. Fucundo erzählt, dass St. Exupéry die kleine Insel als Vorlage nahm für eine Zeichnung in seinem Buch „Der kleine Prinz“. Die Erwachsenen sehen jedoch nicht die Insel, sondern einen Hut; der kleine Prinz aber sieht den Elefanten, den eine Schlange verspeist hat. Alles ist eben eine Frage der Perspektive!
    Nebenbei: Ob die Info mit St. Exupéry und der Insel stimmt, lässt sich natürlich nicht beweisen!
    Voller überwältigender Eindrücke und um tausend Informationen reicher geht dieser Ausflugstag (auch ohne Orcas gesichtet zu haben) gegen 21.30 Uhr zu Ende.
    Martin hat die richtige Entscheidung getroffen: Ihm geht es deutlich besser und Regine ist darüber glücklich.
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  • Day 25

    Zu den See-Elefanten und Pinguinen

    March 16, 2023 in Argentina

    Puerto Madryn, Donnerstag, 16. März 2023

    Für den nahenden Abschluss unserer Reise haben wir von Puerto Madryn aus nochmals zwei begleitete Exkursionen gebucht. Jene zu den See-Elefanten und Magellan-Pinguinen wollen wir heute machen.
    Martin scheint es besser zu gehen und wir werden von der Agentur „Animal Travel“ um 8 Uhr „zu Hause“ abgeholt. Wir haben - wie schon öfter - einen Minibus (mit 12 Sitzplätzen) erwartet, da aber schon die Nebensaison begonnen hat und weniger Touristen unterwegs sind, reisen wir heute im PKW: der Fahrer, zwei Damen aus Buenos Aires und wir beide.
    Wir wissen, dass es ein langer Tag wird, weil allein schon die Anfahrt (und darum dann auch die Rückfahrt) drei Stunden dauert; davon geht es eine Stunde lang über eine Schotterpiste.
    Über Trelew (Das sprechen sie hier Trelëu aus.), wo wir eine Replik des weltweit grössten, jemals als Ganzes ausgegrabenen Dinosauriers bestaunen, geht es weiter in den Süden zur Isla Escondida. Die kleine Insel liegt zwar nur circa 5 Kilometer vor der Atlantikküste, aber dort können wir gar nicht hin: Sie gehört einzig und allein den See-Elefanten!
    Wir bleiben am Strand und erst, als wir uns nähern, sehen wir, dass sich keine fünf Meter von uns entfernt ein gutes Dutzend See-Elefanten im seichten Wasser tummeln und im Sand dösen.
    Es handelt sich um Jungtiere (ein Jahr alt), die erst circa zwei Meter lang sind, auf uns aber schon mächtig Eindruck machen, wenn sie sich aufrichten. Zum Glück sind die ausgewachsenen Weibchen (drei Meter) und Bullen (bis fünf Meter) nicht vor Ort, denn vor allem die Männchen können ungemütlich werden, wenn man sich ihrem Harem zu stark nähert. Dies alles und viel mehr erfahren wir von René, unserem heutigen Fahrer und Guide. Er wohnt schon sein ganzes Leben hier und macht den Job als Fremdenführer seit über 12 Jahren.
    Die See-Elefanten besitzen zwar keine Ohren, haben jedoch unser Kommen sofort registriert und beäugen uns mit ihren grossen schwarzen Augen. Manchmal richtet sich einer auf und immer wieder drehen sie sich wie Würste auf dem Grill. Das machen sie laut René, um ihr Babyfell (das, was die Kinder in früheren Zeiten an den Schulranzen hatten) loszuwerden und um sich in der Sonne nicht zu stark zu erhitzen.
    Die beiden mitfahrenden Frauen knipsen mit ihren halbprofessionellen Kameras (mit Teleobjektiven bester Qualität) wie wild. Regine ist wesentlich diskreter und pirscht sich auch nicht so nah heran, aber ihre Fotos sind trotzdem spektakulär!
    Es ist übrigens, laut René, die weltweit einzige Stelle, wo man sich diesen Tieren - wenn man möchte - bis auf zwei Meter nähern kann.
    Lange können wir nicht bleiben, denn in Puerto Tomba warten noch 500 Magellan-Pinguine auf uns. Bis vor einer Woche wurden noch über 2000 in dieser Kolonie gezählt; jetzt aber verlassen sie ihre Brutstätten, um weiter Richtung Norden zu wandern, wo bessere Fanggründe zur Nahrungsaufnahme vorliegen.
    Der Ort hat seinen Namen bekommen, weil französische Seefahrer an dieser Landzunge Gräber (la tombe) von Ureinwohnern (Tehuelche) gefunden haben. Der Weg dorthin dauert wieder eine Stunde, der grösste Teil erneut über eine Schotterpiste und wir sind froh, als wir dort ankommen und endlich auch etwas essen können; Regine und Martin essen bei ein wenig Sonnenschein draussen das mitgebrachte Brot, eine Orange und Kekse; die zwei Porteñas gehen ins parkeigene Restaurant.
    Anschliessend dürfen wir allein den zwei Kilometer langen Holzsteg entlang spazieren, wo links und rechts Pinguine in ihren Nestern hausen. Unter einem Holzsteg suchen Junggesell*innen ohne eigenes Nest dicht an dicht Schutz - vielleicht vor der Sonne?? Alle Tiere warten darauf, dass sie ihr nicht wasserdichtes Sommerkleid abgestossen haben, um anschliessend nordwärts nach Uruguay und Brasilien zu schwimmen.
    Es sind weit mehr Pinguine da, als wir angenommen haben und sie sind natürlich ganz putzig. Auch hier kann man sich ihnen bis auf einen Meter nähern, darf die Tiere aber keinesfalls berühren. Dazu haben die Magellan-Pinguine auf ihrer Wanderung vom Meer zu ihren Nistplätzen jederzeit Vortritt vor den Besuchern; es gibt dafür sogar entsprechende „Verkehrsschilder“ :-)
    Leider passiert fast am Schluss das, wovor wir etwas Angst hatten: Martin hat erneut einen heftigen Schwindelanfall, der so stark ist, dass ihn die Park-Rangerinnen zuerst mit einem Rollstuhl, dann mit einem Spezialfahrzeug zur Krankenstation fahren, wo ihn die ebenfalls parkeigene Krankenschwester untersucht. Es ist aber soweit alles normal, alle Werte sind in Ordnung, sodass Martin mit dem Hinweis, er solle in Puerto Madryn unbedingt das Krankenhaus aufsuchen, entlassen wird.
    Jetzt geht es bei einsetzender Dämmerung zurück und Martin entscheidet, dass er lieber nach Hause möchte anstatt ins Spital: dort würden sie nochmals dieselben Untersuchungen machen… und zu futtern gäbe es zu dieser Uhrzeit gewiss auch nichts!
    Zu Hause scheint es Martin tatsächlich besser zu gehen und er bereitet sogar das Abendessen vor. Am Tisch hat er dann aber den nächsten, noch stärkeren Anfall, sodass er sich mit letzter Kraft zum Bett schleppt und halb sitzend/ liegend dort zu Abend isst. Jetzt hoffen wir beide, dass es ihm morgen für den Ausflug auf die Halbinsel Valdés besser geht. Die Reiseagentur ist so kulant, dass er sich morgen bis zum letzten Moment vor der Abfahrt entscheiden kann…
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