Europe along the Coastline (1)

czerwca 2024 - lutego 2025
  • Spaziergänge mit Hilde
Eine Fahrt um das Festland Europas inklusive ausgewählter Inseln Czytaj więcej
  • Spaziergänge mit Hilde

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Plaża, Bus, Camper, Kultura, Natura, Fotografia, Podróż w pojedynkę, Duchowość
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  • Goch

    20–21 wrz 2024, Niemcy ⋅ 🌙 12 °C

    3.007 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 286 km/ Gesamt 364.733 km /Ø121,29 km)

    19.09.2024
    Wohnmobilstellplatz
    Friedensplatz
    47574 Goch
    Deutschland

    Jeden Morgen erfinde ich mich in gewisser Weise neu, beende den Schlaf, den Traum mit dem überraschenden Klingeln des Weckers, wenn ich mich auf eine neue Uhrzeit einrichten will.

    In der letzten Woche mochte ich nicht gerne aufstehen und habe mich solange verschlafen lasse, bis ich merke, wie unzufrieden ich bin. Fünf Uhr ist das richtige Timing, wobei mich jedesmal die ominöse Zeitumstellung aus der Bahn wirft.

    Jetzt ist es noch dunkel, aber die ersten Geräusche eines erwachenden Ortes, helle Lichtkegel, abschwellendes Motorengeräusch, Schritte auf Asphalt, erreichen meine Sinne. Tee, Kerze, Medikamente. Jetzt muss ich wieder intensiver den Blutdruck messen, weil ich ab heute den Betablocker nehmen muss.

    Neues. Veränderungen meiner Lebenssituation. All das empfinde ich als Herausforderung. Ich muss es annehmen können, in mein Sein übertragen. Das fällt mir nicht leicht. Weil es Zweifel weckt, ob ich das wirklich brauche, was daraus wird.

    Bei Medikamenten benötige ich jemanden, der meine Zweifel mit seiner Kompetenz überragt. Der mir sagt, Du verträgt das, dagegen bist Du nicht allergisch. Zu tief sitzt die Sorge in mir und wird nicht weniger, nur weil ich älter bin, auf so viel Erfahrung zurückgreifen könnte. Dünnes Eis wird nicht plötzlich dick, nur weil ich einmal habe drauf gehen können.

    Viertel nach sechs, die ersten Flugzeuge steigen von Weeze auf, mit südlichen Zielen verebben ihre Motoren im Dunkel der Nacht. Heute vormittag werden Hilde's Tacker gezogen, die Wunde sieht gut verheilt aus. Wir werden uns mit einem Buch bedanken für die kompetente, ruhige Behandlung, so bleibt die Hilde noch ein bisschen in der Erinnerung.

    Kerzenlicht und Tee. Ich habe ein schönes Glas geschenkt bekommen, mich an einige Lichter erinnert, die mir noch verblieben sind. Aber es gibt neue, schöne Kerzen in lebhaften Farben, die ich vor wenigen Wochen geschenkt bekommen habe.

    Gestern dann die Nachricht neuester Forschungsergebnisse, die mir der Reisedoktor zuträgt. Bei Vorhofflimmern sind auch kleine Mengen Alkohol schädlich. Jetzt muss ich doch schlucken, das ist ein großer Brocken. Das rüttelt an meinem Lebensgefüge, habe ich doch gerne dem Wein zugesehen, wie er im Becher mich anlächelt. C'est la vie. Ich könne doch stattdessen mit einer Tasse Kaffee starten.

    Ja, da denke ich drüber nach, weil ich mit dem Tee morgens überhaupt nicht warm werde, obwohl er ziemlich heiß in der Tasse ist. Hilde ist ein bisschen unruhig unter der Bettdecke, heute morgen ist die Luft angenehm, weil es dann doch tagsüber noch lebhaft warm wird.

    Wir machen gestern einen großen Sprung von Kassel über Dortmund nach Kevelaer. Erst die kleinen Orte mit den imposanten Kirche, die "Bunte" ist in Kleinenberg im Kreis Warburg. Der wartende Mann steht in Kevelaer schon länger an der Bushaltestelle.

    Dazwischen hundertfünfzig Kilometer Autobahn im Nachmittagsverkehr. In Bottrop umgehen wir den Stau um das Kreuz von 2 und 42 mit einer Stadtfahrt, der Feierabendverkehr ins Ländliche begleitet uns. Nicht jeder möchte im Ballungsgebiet des Ruhrgebietes leben, das kann ich gut verstehen.

    Die rote Sonne über den Feldern auf dem Weg nach Goch, der helle Mond wacht in einer ruhigen Nacht. Kein Wind in den hohen Bäumen, der Tag erwacht.
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  • Lanaken

    21–22 wrz 2024, Belgia ⋅ ☀️ 24 °C

    3.008 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 222 km/ Gesamt 364.955 km /Ø121,32 km)

    20.09.2024
    Wohnmobilstellplatz
    Oud - Rekem
    3621 Lanaken
    Belgien

    Wir sind schon eine Stunde südlich von Kevelaer, als ich sehe, dass Hilde's Wunde wieder offen ist. Morgens wurden die Tacker gezogen, da sah alles gut verheilt aus. Dann hat sich Silvia gemeldet und gefragt, ob wir uns abends in der Nähe von Maastricht treffen. Also sind wir unterwegs und müssen jetzt doch erstmal zum Tierarzt zurückfahren.

    Dieses Mal ist es sehr schwer für Hilde, sie zittert am ganzen Körper, während die Ärztin vorsichtig die Wunde behandelt, eine Probe fürs Labor nimmt, weil vielleicht ein Keim drin ist, der nicht auf das Antibiotika reagiert hat. Jetzt gibt es Salbe in die Wunde und einen Auftrag für mich übers Wochenende, die Wunde zu spülen und zu salben. Montag liegt das Ergebnis vom Labor vor, aber wir hoffen, dass das neue Antibiotika jetzt wirkt.

    Abends zurück nach Belgien, wo der Treffpunkt in der Nähe der holländischen Grenze liegt. Schön am Fluss, abgedeckt durch hohe Maispflanzen, sind auch Millionen Moskitos auf die Idee gekommen, dass es sich hier ideal übernachten lässt. Also müssen wir uns verändern und in der einbrechenden Nacht einen anderen Platz finden, was nicht so schwer ist, weil es im Grenzgebiet um die Maas herum doch einige nette Orte für die Nacht gibt.

    Wir landen unterhalb eines Kanals mit holzumrandeten Pferchen für Esel, Schaf und Ziege. Am Morgen wird eine laut schnatternde Gänseschar in einen Garten gelassen. Dahinter ein altes, großes Haus mit einem Schlossgefühl, dessen Türmchen und Fenster in der aufgehenden Sonne leuchten, zum Teil von hohen Kastanien geflankt, die fast zum Dach reichen und leichte Herbstfarben in dem Blättern tragen.

    Davor kleinere Backsteingebäude, rotweise Schirme einer Bierseligkeit sind aufgespannt, Lachen und Stimmen erhellen den Abend. Ein paar späte Fußgänger mit Hunden, die Hilde aufregen, schnelle Radler, sanfte, gelbe Lichter werfen Spiegel ins stille Wasser, weiter unten ist ein kleiner Frachter am Ufer festgemacht.

    Wir sitzen lange im Gespräch im blauen Bus, die Seitentür geöffnet, durch die der sanfte Wind mehr Kühle bringt, je später der Abend wird. Um Mitternacht sollten wir besser schlafen gehen, trotzdem wird es eine unruhige Nacht, weil es immer mal jemand gibt, den die nachtdunklen, leeren Straßen einladen, aufs Gaspedal zu treten.

    Am Morgen ist die Wunde von Hilde oben und unten geschlossen, lediglich mittig träufeln wir Kochsalzlösung zum Reinigen ein, spritzen später die Wundsalbe zur Heilung auf. Die neuen Antibiotika zeigen ihre Wirkung, was uns sehr glücklich macht.

    Mit Silvia's Unterstützung ist die Behandlung von Hilde natürlich leichter, darüber bin ich sehr froh. Die meisten Camper fahren früh weiter, nur zwei junge französische Frauen aus Reims bleiben länger in ihren VW Bus stehen. Wir unterhalten uns ein wenig, ich muss meine verschlafenen Sprachkenntnisse auspacken, weil wir sonst nicht miteinander reden können.

    Es verwundert mich ein bisschen, dass sie kein Englisch sprechen, denn die junge Generation ist doch auch in Frankreich da schon ein wenig offener. Im Laufe des Vormittags füllt sich der Platz zusehends. Viele Belgier haben ihre Räder mitgebracht, sausen den Kanal entlang und machen die Straßen unsicher.

    Da wird es bald Zeit für uns, ein ruhigeres Plätzchen für den Nachmittag zu suchen, zumal Silvia für den Abend gutes Internet braucht, um zu arbeiten. Wir haben schon lange nicht mehr mit jemandem zusammen gestanden und schätzen ihre rücksichtsvolle Art sehr.
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  • Pietersheim

    22–23 wrz 2024, Belgia ⋅ ☁️ 18 °C

    3.009 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 18 km/ Gesamt 364.973 km /Ø121,29 km)

    21.09.2024
    Wohnmobilstellplatz
    Oud - Rekem
    3621 Lanaken
    Belgien

    Am Abend kommen wir zurück zum Kanal, lassen die Bilder der schwindenden Sonne auf einem Spaziergang an uns vorbei übers Wasser fließen, um Kraft für die dunkle Nacht zu sammeln, die mit einem Lächeln auf uns wartet.

    Als es mittags zu unruhig wird, fahren wir zum nahegelegenen Nationalpark "Pietersheim", wo wir in einer halbwegs versteckten Ecke eines der vielen Parkplätze im Halbschatten den Nachmittag verbringen. Ein nahegelegener kleiner Ententeich mit Fischbesatz, den ein Komoran mit ernstem Blick überwacht, reicht uns gerade aus für einen Spaziergang.

    Hilde würde gern zum Wasser, aber mir ist gerade die Lust auf verwunschene Binnengewässer vergangen. Die Wunde geht zwar langsam zu, aber noch steckt viel Geduld und Vertrauen in Gottes Schutz darin, dass die Verletzung komplett verheilt.

    Zusammen mit Silvia ist die Behandlung der Wunde durchaus entspannt, zumal auch Hilde ohne große Probleme und Widerstände zulässt, dass wir ihr dabei so nahe kommen. Silvia reicht so ein kleiner Spaziergang nicht aus, sie kommt erst viel später zum Bus zurück, da haben wir schon ein Schläfchen gemacht.

    Wir haben bisher immer Belgien als Reiseland vermieden, obwohl ich keine schlechten Erfahrungen gemacht habe. Das ist auch so ein Phänomen, dass wir Vorurteile in uns tragen, ohne einen wirklichen, persönlichen Grund nennen zu können.

    Tatsächlich gibt es für mich leicht zu bereisende Länder wie Frankreich und Norwegen, aber eben auch sogenannte blinde Flecken auf der Landkarte. Im Laufe der letzten neun Jahre habe ich viel Erfahrung gesammelt und jeweils die positive Erkenntnis, dass dort, wo wir ankommen, die Menschen uns gegenüber sehr freundlich gesinnt sind.

    Trotzdem bin ich immer wieder erstaunt, wie sich Herzen gleich Türen öffnen in freundliche Begegnungen, ein Lächeln im Vorbeifahren, oder ein kleines Gespräch mit Polizisten, die ich wegen einer Übernachtung ansprechen.

    Da bleibt gerne mal jemand stehen, um mit uns zu erzählen, sodass ich eine Freude entwickele, ein anderes Mal ein bisschen länger zu bleiben als nur ein Wochenende. Der Park leert sich gegen Abend, die Schatten mehren sich, und die Windstille lässt erahnen, dass es auch eine Zusammenkunft der Moskitos geben könnte.

    Deshalb fahren wir über Nacht zum freien Kanal, finden tatsächlich zwischen der Vielzahl der parkenden Fahrzeuge unsere Plätze von der Nacht zuvor als einzig freies Angebot. Wenn das keine Einladung ist. Ein ruhiger Abend, eine gute Nacht, unter dem versteckten Licht der Straßenlaterne ein erholsamer Schlaf.

    Früh am Morgen wachen wir auf und spazieren im Licht der aufgehenden Sonne am Kanal entlang, während unter der Brücke im aufsteigenden Nebel zwei Angler im Boot sich in völliger Stille vom Wasser treiben lassen.

    Von unseren Spaziergängen bringen wir Bilder mit und hoffen, sie werden dein Herz und deine Sinne berühren und erfreuen. In dem Buch von Anselm Grün 'Im Wandel wachsen' heißt es: "Ich versuche, meinen Beitrag zu leisten, dass durch mich die Welt um mich herum sich wandelt, heller und wärmer und liebevoller wird."

    In diesem Sinne wünsche ich Dir einen guten Tag voll innerer und äußerer Wärme!
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  • Video Tipp

    22 września 2024, Belgia ⋅ ☁️ 18 °C

    https://youtu.be/SpE4sSVhYO4?si=OvXPChpCzkz3-rtE

    Das Video ist eine besondere Empfehlung von mir über die Möglichkeiten, die wir Menschen haben, wenn wir etwas erreichen wollen, und ein gutes Netzwerk haben. Schau es dir einfach an, es ist exciting!

    3.010 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 21 km/ Gesamt 364.994 km /Ø121,26 km)

    22.09.2024
    Wohnmobilstellplatz
    Oud - Rekem
    3621 Lanaken
    Belgien
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  • Abschied

    23 września 2024, Holandia ⋅ ⛅ 18 °C

    3.010 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 21 km/ Gesamt 364.994 km /Ø121,26 km)

    22.09.2024
    Wohnmobilstellplatz
    Oud - Rekem
    3621 Lanaken
    Belgien

    Ich bin sehr früh aufgewacht, und da wir heute mittag einen letzten, Termin bei der Tierärztin im Kevelaer haben, einfach aufgestanden. Es hat in der Nacht leicht geregnet und ich höre einige christliche Podcast, was ich übers Wochenende versäumt habe.

    Jeder Mensch hat eine unterschiedliche Art, seinen Morgen zu beginnen, für mich sind das Gedanken über Gott. Es ist viel zu dunkel, um etwas zu lesen. Aber beim Hören kann ich mich waschen und frühstücken, den Tag aufwachen sehen, darüber sinnen, was ich aus den Gedanken anderer für mein Leben mitnehmen kann.

    Neben uns steht zur einen Seite eine junge Frau aus den Niederlanden, die heute ihren Wohnungsschlüssel abgibt, um auf Reisen zu gehen. Ich bin erinnert an jenen 27. Juni 2016, an dem ich ebenfalls aufgebrochen bin. Ein Tag, der mir immer präsent ist, der aber zusehends sich gedanklich von mir entfernt, weil es auch kaum noch Menschen gibt, die es "geschafft" haben, von damals ins Heute persönlich mit mir zu gehen. Zu weit habe ich mich vielleicht über das Geländer gelehnt, das uns begrenzt hat.

    Natürlich gibt es noch Menschen, die uns von Beginn an als Leser begleiten. Aber trotz aller gegenseitigen Interessenslage bleiben unsere persönlichen Entwicklungen oft voreinander verborgen. Das ist ein normaler Prozess und keineswegs verwerflich. Aber selbst wenn wir uns immer mal wieder begegnen, bleiben viele Nuancen des eigenen Selbst vor dem anderen Menschen verborgen.

    Vielleicht ist das nicht so gravierend, wenn man sesshaft ist, und von der gegenseitige Anteilnahme profitiert. Auf unserer anderen Busseite steht Silvia, die uns zu diesem Wochenende in Belgien eingeladen hat. Sie wird heute wieder nachhause fahren, weil sie schon um zehn Uhr arbeiten muss. Tatsächlich hat sie das Wochenende bis zum letzten Moment ausgereizt, weil es auch wirklich eine sehr schöne Zeit nach innen und außen war.

    Gestern sind wir zu Dritt zur Maas gefahren, die hier in der Gegend nur mit Paddelbooten und Kanus befahren werden kann. Am Ufer leben Pferde und auf den vielen angeschwemmten Astgewirren im Wasser eine Vielzahl äußerst lebendiger Vögel, die den stillen Tag mit ihren Stimmen erweitern.

    Sonnenschein, Temperaturen bis 25 °C, tolle Himmelsbilder, und ganz viel Ruhe schöpfen. Viele Gespräche in unterschiedlichen Konstellationen, die Anspannung bei der jungen Frau aus den Niederlanden ist genauso spürbar wie die Vorfreude auf eine Zukunft außerhalb des bisher bekannten Lebens.

    Hilde's Wunde öffnet sich, wenn sie sich wieder einmal über jedweden echauffiert, und schließt sich in dem ganz stillen Zeiten unserer Zurückgezogenheit mehr und mehr, sodass ich hoffnungsfroh bin, da wir diese Woche sehr still und leise reisen wollen.

    Morgenspaziergang. Hilde spürt, dass Abschied in der Luft liegt. Frühstück. Musik von Warren Haynes und der Dave Matthews Band. Grade ist Stille eher ziemlich laut. Und laut macht uns still, und fast andächtig beim melodischen Blues des alten Songs von Edda James "I'd rather go blind" in einer neuen Version.

    Dann fährt Slivia. Ich baue den Bus um, starte den Motor, biege oben an der Straße nach rechts ab.
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  • Isselburg

    24–25 wrz 2024, Niemcy ⋅ ⛅ 14 °C

    3.011 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 182 km/ Gesamt 365.176 km /Ø121,28 km)

    23.09.2024
    Wohnmobilstellplatz
    46419 Isselburg
    Deutschland

    Der kleine Stellplatz liegt zwischen Friedhof und Kirche, die der Fluss Issel trennt, der in Raesfeld entspringt und in den Niederlanden in die IJssel nach gut achtzig Kilometer mündet. Auf den Friedhof dürfen keine Hunde und in der Kirche sind sie nicht gern gesehen. Also spazieren sie an der Issel entlang mit ihren Besitzern männlicher und weiblicher Gene, die sich oft ähnlich ausdrücken.

    Wir leben zurückgezogen, Hilde will niemanden begegnen, und für mich hält sich das gerade auch so gut aus. Nach einem intensiven, zwischenmenschlichen Wochenende, dem anstrengenden, aber durchaus freundlichen Tierarztbesuch, suchen wir die Stille, die uns behütet.

    Vielleicht ist das auch der Ansatz im alten Kloster, das wir passieren, um in den Feldern dahinter einen Spazierweg zu finden. Auf einer Webseite heißt es,
    "Die Fazenda da Esperança ist eine Lebensgemeinschaft, die vor über 40 Jahren in Brasilien aus dem Leben einiger engagierter Mitglieder einer katholischen Kirchengemeinde entstand.

    Sie nahmen sich die Worte der Bibel als Leitlinie für ihr Leben und erfuhren, wie dadurch ihr Denken und Handeln erneuert wurde. Ausgeschlossene und vernachlässigte Menschen, wie Drogen- und Alkoholabhängige lernten das Leben dieser Gruppe kennen, begannen deren Leben zu teilen und erfuhren so einen Neuanfang in ihrem Leben...

    Mit den jungen Leuten leben und arbeiten auf den Höfen der Hoffnung Frauen und Männer unterschiedlicher christlicher Konfessionen, die sich ganz dieser Aufgabe widmen und die Gemeinschaft 'Familie der Hoffnung' bilden...

    Heute können 16 junge Männer im Kloster Mörmter leben. Sonntags feiert die kleine Gemeinschaft mit Gottesdienstbesuchern von Nah und Fern um 17.00h die Heilige Messe in der Klosterkirche, das Klostercafé hält immer einen leckeren Kaffee bereit und alle, die Interesse haben auf einen Besuch am Niederrhein, sind herzlich willkommen."

    https://www.sankt-viktor-xanten.de/caritas-hilf…

    Vielleicht hat sich das auch der alte Hase gedacht, dessen Fell blutig und voller Fliegen ist, als er auf den Asphalt hoppelt und sitzen bleibt, sodass ich ihn vorsichtig umfahren muss. Nicht ohne in seine Augen zu schauen, die lebensmüde wirken. Ob Hasen ebenso wie Menschen sich einfach auf die Straße setzen, um zu sterben, um überfahren zu werden.

    Nachdenklich fahre ich weiter, beim Kloster ist niemand, den ich auf sein Schicksal aufmerksam machen kann, auch der Jakobsweg ist frei von Pilgern. So bleiben uns die Erinnerungen.

    Der große Junge hält die Friedhofskerze verschämt versteckt, während er mit seiner älteren Schwester den Friedhof betritt. Seine Mutter, die Oma, vielleicht der Hase. Es gibt immer Wesen, für die es sich lohnt, ein Licht zu entzünden.

    Sechs Plätze auf dem Stellplatz, ein großer Schwede in meinem Alter, der immer noch 3,4 Marathons im Jahr läuft. Er würde sich aber schon nach zehn Kilometern richtig müde fühlen. Wahrscheinlich braucht er dafür die gleiche Zeit, wie ich auf fünfhundert Metern, denn dann bin ich auch sehr müde.

    Ein Niederländer schläft in seinem PKW uns gegenüber. Lange als Maurer in Deutschland gearbeitet, spricht er die Sprache gebrochen, aber verständlich. Die Kinder sind erwachsen, er hat Zeit und läuft nicht. Aber er fährt Rad, schaut sich um, geht wieder nachhause, um dann neu zu starten.

    Ein Ehepaar aus Kleve hat seinen Wohnwagen hier geparkt. Der Kassenautomat ist defekt, Strom und Platz sind kostenlos, das spricht sich rum. Fünf Euro gespart, früher hast du drüber gelacht.

    Letzten Monat habe ich 670 Euro verbraucht für Diesel und Lebensmittel. In etwa im Verhältnis 1:3. Dazu ein paar Ersatzteile und Sticker für unsere Werbung. Mit tausend Stück komme ich länger hin. Dann 240 Euro für den Tierarzt, 50 für Bandagen, und demnächst will das Finanzamt fast zweihundert Euro von mir, obwohl meine Ausgaben die Einnahmen mindestens ausgeglichen haben. Aber die finden ja immer einen Trick. Ich werde mich nicht aufregen, aber es wie im Sprichwort "wie gewonnen, so zerronnen".

    Wer unsere Reise gerne einmalig oder regelmäßig unterstützen möchte, der darf das natürlich über Paypal oder das Konto machen, am besten unter dem Stichwort 'blauer Bus', denn der gehört nicht zum Betrieb und ist sehr anfällig.

    Mein Konto bei der
    Nord LB Braunschweig
    IBAN: DE72 2505 0000 0201 4093 07
    BIC: NOLADE2HXXX
    Kontoinhaber: Peter Kopfermann
    Zahlungen per PayPal sind unter der E-mail Adresse möglich - bitte unter "Freunde" überweisen -
    spaziergaenge.mithilde@gmx.de

    Es gibt immer mal Leser, die mich bitten, doch so ein Konto zu verankern, um mich nach Bedarf unterstützen zu können. Da ich mit dem Internet nicht so leichtfüßig unterwegs bin, mach ich es erstmal auf diese Weise.

    Anfangs habe ich mich davor gefürchtet, Hilde's Wunde zu behandeln, und war froh, dass Silvia mich da unterstützt hat. Aber jetzt merke ich, wie gut Hilde und ich auch hier als Team funktionieren. Die Ärztin ist zufrieden, da die Wunde heilt, aber wir wissen, dass es mindestens die nächsten zwei Wochen uns noch beschäftigen wird.

    Meist sind wir in dieser Zeit alleine, das passt gut. Wenn du dich fragst, warum kein Meer in Sicht ist, wir haben ab 2. Oktober wichtige Verabredungen im Großraum Braunschweig, die mich eine Woche lang binden, sodass es sich trotz der Nähe zur holländischen Küste nicht lohnt, diesen Umweg zu fahren. Aber ich halte es fest im Blick.

    Heute gibt es Nutella zum Zwieback, das ist was Besonderes fürs Frühstück. Ein Glas, das ich lange ungeöffnet mit mir herumfahre, und meist als Frustfutter öffne. Heute läute ich den Herbst ein. Windstille, Rabenrufe in den letzten Stunden der Nacht, grauer Morgenhimmel.

    Das niederländische Ehepaar hat gestern noch die letzten Sonnenstrahlen genossen, sie hat mich nachdenklich angeschaut, während er Kreuzworträtsel gelöst hat. Der Bocholter nebenan hat eine spanischen Steuernummer und fliegt nächste Woche nach Alicante, hofft auf einen Job als LKW-Fahrer.

    Er erzählt vom kühlenden Wind vom Meer her, die Schweden sind überrascht, dass es im Oktober am französischen Atlantik noch so warm sein soll. Es wäre die richtige Zeit, um in den Süden zu fahren, sagen die Zugvögel. Ob das auch für uns gilt, wird sich zeigen.
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  • Werne

    25–26 wrz 2024, Niemcy ⋅ ☁️ 15 °C

    3.012 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 136 km/ Gesamt 365.312 km /Ø121,28 km)

    24.09.2024
    Wohnmobilstellplatz
    59368 Werne
    Deutschland

    Natürlich habe ich gewusst, dass späteres Aufstehen Stress verursacht, weil ich mich "duschen" und die frischen Stützstrümpfe anziehen muss. Also ich hätte dran denken müssen, aber weil ich von meinem Vater geträumt habe, als wir alle jünger waren, dachte ich, es gäbe vielleicht eine neue Erkenntnis.

    Etwas, das ich bei ihm übersehen habe, oder damals nicht erkennen konnte. Irgendein Muster, in dem ich mich wiederhole, jetzt wo ich so alt bin wie er. Außer den Erkenntnissen, die ich eh schon habe. Die Tendenz zum Rückzug, das Aushalten können von Stille und Einsamkeit, die Neigung zu Asthma.

    Als ich aufwache, muss ich mich beeilen. Der Platz ist unruhig, und wir fahren zehn Kilometer weiter. Auf die Rückseite der Marina Rünthe, an einem dunklen Parkplatz unter alten, hohen Bäumen. Vorne Brombeerranken, ein grünes Männchen mit Kappe, das Zähler ablesen und montieren kann, eine riesige Satschüssel über einem löchrigen Zaun, ein vergessenes Außenlicht.

    Manchmal spielt der SV gegen andere Sportfreunde in so niedrigen Klassen, dass die Nachbarn sich alle kennen. Der grüne Rasen das Herz des Viertels. Hundegebell, Hilde hebt ihren Kopf, den sie neben mir ausruht nach dem Frühstück aus Fleisch und Fisch.

    Mein Vater hat mal erzählt vom Stabhochsprung und letztens habe ich gelesen, dass Rolf Wohlshohl verstorben ist, den haben wir mal auf einem Querfeldeinrennen in Solingen gesehen. Selbst habe ich meinen Vater nie Radfahren gesehen, im Krieg brauchte man seine Beine, um zu laufen.

    Ich kann mich nicht erinnern, wie ich Radfahren gelernt habe, ich weiß nur, dass ich mit 16 Jahren von einem Autofahrer umgefahren wurde, der meine Vorfahrt nicht beachtet hat. Da kam keine Polizei, ich konnte aufstehen und das Rad nachhause schieben.

    Dass es schon damals Schutzengel gegeben hat, war mir lange nicht bewusst. Aber irgendwie habe ich das alles überlebt, damals als Jugendlicher. Und manchmal wacht eine gute Erinnerung auf. Davon leben wir später, wie von den Sonnenstrahlen, die gerade das Laub auf dem Asphalt in Licht und Schatten teilen.

    Das Mordkreuz der Mersche von Tilbeck, ich habe das Wort lange nicht verstanden, weil ich es in dieser Konstellation noch nie gesehen habe. Wir sind von Nottuln gekommen mit der Christopheruskirche im Zentrum des alten Städtchen, und ich wusste mir keine Richtung. Dann habe ich diese Historische Sehenswürdigkeit entdeckt und wollte wissen, was es ist.

    "Der Sage nach wurde die Frau nach einem Gastwirtschaftsbesuch von Landsknechten beraubt und ermordet. Diese hatten das spätere Opfer demnach zuvor in der Gastwirtschaft in einem vollen Beutel nach Geld kramen sehen und ihr daher in der Hoffnung auf reiche Beute aufgelauert. Der Beutel enthielt jedoch nur Nägel. Das Kreuz...ist stark verwittert und stammt aus dem Jahr 1164, wurde jedoch im Jahre 1764 erneuert." (Wikipedia)

    Folgende Inschrift ist zu erkennen "INRI
    ANNO 1164 ALDA BI DIG CRe.IST.RebORHReT.DAS.
    AL= =HIeeINeMeIRSCHe.TILBICK VeRMOR DeT IST"

    Inri - Jesus von Nazareth, König der Juden. Als habe sich jemand an diese Tat erinnert, die auch wie ein sinnloser Mord gesehen werden könnte. Das kleine Kreuz steht zwischen ausufernden Wurzeln alter Bäume am Beginn eines Hohlweges, dessen Sandstein ausgewaschen wirkt.

    Ich staune über die gelben Blüten am Wegesrand, hinter denen sich ein farbenfroher Pfau von https://www.lackaffen.de/
    befindet. An einem vertrockneten Maisfeld gehen wir spazieren, dem gegenüber sind Früchte gewachsen, die mich an Tomaten erinnern, was sicherlich falsch ist, weil der Acker so gewellt ist wie beim Spargelanbau.

    Hilde würde gerne in den Wassergraben dazwischen gehen, aber mein Bedarf an Überraschungen ist grade ziemlich gedeckt. Wir übernachten in Werne vorm Gradierwerk, hinter dem ein Seerundweg viel besucht ist. Kastanienzeit, die Wege werden zu einem gefährlichen Hindernislauf. Manchmal bin ich geneigt, mich zu einer schönen Kastanie runterzubeugen.

    Ich glaube, es gab eine Mark pro Kilo, damals als ich den Unfall mit dem Rad hatte, beim Tierpark, wobei das Trinkgeld als Schloßführer in Braunfels ungleich höher und deutlich leichter zu verdienen war. Zumal sich mein Taschengeld in Grenzen hielt, während die Zigaretten im Preis nicht gleich geblieben sind.

    Ach, die guten alten Zeiten. Ja, die habe ich mit den guten, neuen Zeiten getauscht. Vielleicht nicht eins zu eins, aber dennoch ist heute vieles ziemlich gut und lebenswert. Und wenn ich vergleichen können würde, dann wäre ein Tausch eher ein Verlust. Aber ich habe die ersten zwanzig Jahre überlebt, und danach war zwar nicht alles perfekt, aber in einem, wenn auch nicht stetigen, Wachstum begriffen. Fast bin ich geneigt zu sagen, dass ich mir eine Never- -ending-story durchaus vorstellen kann.
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  • Waldbröl

    26–27 wrz 2024, Niemcy ⋅ ☁️ 16 °C

    3.013 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 148 km/ Gesamt 365.460 km /Ø121,29 km)

    25.09.2024
    Wohnmobilstellplatz
    51545 Waldbröl
    Deutschland

    Im Regen gibt es nicht viel zu fotografieren. Vor dem Fenster laufen schemenhaft kleine Menschen mit großem Gepäck beschirmt und bejackt an den wartenden Fahrzeugen vorbei, die an der Ampel der Baustelle halten müssen. Ab sieben Uhr wird es lichter, meine kleine Kerze ist gelöscht, nur das Weihnachtsgeschenk vom Enkelzwerg leuchtet.

    Heute habe ich mir zum ersten Mal seit der Wende eine Kanne Chai Latte gemacht. Das hat so ein Ankommensgefühl in meinem neuen Leben ohne Kaffee, Wein und Cola. Bisher waren die Morgende zerrissen von Frage, was trinke ich jetzt, und Tee mag ich morgens nicht.

    Aber heute war es selbstverständlich. Darüber bin ich froh. Die Thermoskanne ist ein Geschenk meines Sohnes, und ich brauche solche Rituale. Auf Reisen sprengt sich der Rahmen Leben leicht durch äußere Umstände, die uns verunsichern. Nicht nur im Traum, sondern gerade auch durch meine Gedanken, durch innere Missstände, die, wie ein Steinwurf im Wasser, immer größere Kreise ziehen.

    Vier Camper auf dem Platz. Einer will nach Norwegen, der andere hat eine Freundin im Ort, der neben mir wohnt sogar hier. Nur in der Mitte steht eine nette Frau aus Köln, sagt Jens im Regen, und erzählt von seinen Träumen und der Realität. Das ist immer ein Mix auf Reisen. Wie viele Geschichten habe ich schon gehört.

    Früher waren wir unterwegs, weil das Leben im eigenen Land nicht mehr gut gegangen ist. Heute sind viele auf Reisen, weil sie es mit sich nicht mehr gut aushalten können, weil sie eine Sehnsucht von Ferne in sich tragen. Aber jeder hat Träume, Wünsche, Vorstellungen in sich von dem, was auf ihn wartet. Und von der Heimat. Was werden könnte wenn. Oder so.

    In Deutschland im Herbst zu reisen, das ist nicht so einfach. Auch wenn ich froh bin, dass es überhaupt geht. Die Nacht ist ruhig, ich wache drei, viermal auf. Immer regnet es. Stetig. Beständig. Dauerhaft.

    Der Morgen ist grau verhangen, im blauen Bus ist es licht. Laub auf den Steinen, einige parkende Autos. Aber wenn wir rausgehen, werden wir den rauschenden Bach hören. Sein Lauf ist angeschwollen, hoch am Uferrand reißt er die Erde, Wurzeln, Gras mit sich. Lebensgefahr heute, und später wieder fast ein Rinnsal, aus dem die Tiere Wasser trinken.

    Landschaftlich ein Traum, eine Berg- und Talbahn, kurvenreich, Wald und Wiesen verliebt. Unna, Finnentrop, Waldbröl. Zwischen Westerwald, dem Bergischen Land, und der siegerländischen Seenplatte. Unsere Eckpunkte bilden Sorpesee und Biggetalsperre, weiter westlich der Rhein. Südlich von hier bin ich zur Schule gegangen. Und in Lüdenscheid habe ich gewohnt.

    Und obwohl ich ungern hier bin, führt mich mein Weg immer mal wieder hier vorbei. Wie die alte Leier, die der Bettler spielt, bis die Sehnsucht ihn vertreibt. Ach ja, das Leben ist ein seltsames Spiel. Ein Gedanke, der mich zu Connie Francis treiben lässt, und mich erfreut zu sehen, dass sie noch lebt.

    Wer wohl von den Freunden von früher sonst noch leben mag. Das frage ich mich manchmal. Und ob sie ihre Träume verwirklichen konnten. Manchmal ist es schon gut, wenn man gegen die täglichen Anforderungen bestehen kann, seinen Geist frei hält von den Verwirrungen und Irrwegen.

    This is my daily job. Und mit Hilde spazieren zu gehen, deren Wunde Fortschritte macht. Wünsche Dir einen guten Tag!
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  • Homberg/Ohm

    27–28 wrz 2024, Niemcy ⋅ ☁️ 14 °C

    3.014 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 154 km/ Gesamt 365.614 km /Ø121,30 km)

    26.09.2024
    Wohnmobilstellplatz
    35315 Homberg/Ohm
    Deutschland

    Da mein aktuelles Leben sehr unruhig geworden ist mit all dem, was ich gerade behalten und aushalten muss, und sich wie eine Überforderung anfühlt, zumal ich auch noch einen Altersschub bekommen habe, wache ich mehrfach in der Nacht auf, und fühle mich morgens ziemlich erschöpft.

    Deshalb habe ich mir den Wecker um fünf Uhr mit dem Gedanken "Freu dich auf den neuen Tag!" belegt. Das macht jetzt mein Leben nicht bunter und strahlender, es ist eher die stille Erleichterung, oh wie schön, dass ich aufgewacht bin und lebe.

    Als ich fünfzig Jahre alt wurde, hatte ich die ersten Ausfallerscheinungen. Wortfindungsstörungen im Gespräch oder wenn ich in Gedanken war, dieses Gefühl irgendwas vergessen zu haben, beim Einkaufen mir eine Liste machen zu müssen.

    Da das mehrere Tage angedauert hat, und ich natürlich als Sozialarbeiter über die Folgen langjährigen, regelmäßigen Konsums von alkoholischen Getränken besser Bescheid wusste, war ich entsprechend erschreckt.

    Aber nach einigen Tagen lief mein Leben wieder in den alten Bahnen, und ich habe gelernt zu verstehen, dass solche Phasen unversehens kommen, sich manchmal monatelange Pausen gönnen, und dann plötzlich wieder im Raum stehen. Und mit der Zeit habe ich den Schrecken verloren, weiß es aber trotzdem sehr zu schätzen, weitestgehend körperlich und geistig gesund zu sein.

    Natürlich habe ich ein halbes Dutzend chronischer Erkrankungen, die mich mehr oder weniger einschränken. Aber selbst wenn dies ziemlich belastend ist, führen sie nicht zwangsläufig zum Ende meines Lebens.

    Und so komme ich zurück zur Freude und der Dankbarkeit über den neuen Tag, denn gerade heute darf ich besonders staunen. In der Nacht der stürmische Regen, am Morgen der unglaubliche Sonnenaufgang, die Elemente des Himmels meinen es wieder besonders gut mit uns.

    Unterwegs hat sich Hilde die Wunde aufgekratzt und muss seitdem ihre Pantoffel tragen. Der Heilungsprozess scheint ziemlich zu jucken, und so ist sie mit mir ärgerlich, wenn ich sie behandele. Und mich ärgert es natürlich auch, wenn sie so doof ist. Aber ja, sie ist ein Hund, und ich darf dankbar sein, dass Hilde bei dem Kampf keine schlimmeren Verletzungen erlitten hat.

    Das wird schon heilen. Und dann zähle ich mir an den inneren Fingern ab, ob ich auch an alles gedacht habe. Da ich keinen tatsächlichen Reiseplan habe, justiere ich meinen Weg an jedem Morgen neu. Und so komme ich auch dort zu neuen Ecken, wo ich dachte, schon alles zu kennen.

    Wer war schon in Holpe und im Biebertal, bei der Amöneburg oder in Bellnhausen. Ja, ich weiß, dass kennt so mancher, und jemand hat sogar einen Blutegelanlegelehrgang dort gemacht.

    Aber wer hat schon mal beim Metzger Kutsch in Ebsdorf Leberwurst gekauft, die dort in der Kugel hergestellt wird, und so ganz anders ist, wie ich das kenne. Nebenan beim Bäcker gibt es auch Käse zum Puddingteilchen, das ist jetzt fast so wie in Frankreich oder Spanien. Nur der September ist schon ein bisschen kühl geworden.

    Über Nacht stehen wir in Homberg/Ohm, fahren zum Sonnenaufgangsspazieren nach Appenrod, und zum Frühstück in den Wald an der L3343 bei Maulbach, wo auch die Geschichte entsteht.
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  • Alsfeld

    28–29 wrz 2024, Niemcy ⋅ ☀️ 9 °C

    3.015 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 91 km/ Gesamt 365.705 km /Ø121,29 km)

    27.09.2024
    Wohnmobilstellplatz
    36304 Alsfeld
    Deutschland

    Wir sind mit Carmen in Neustadt verabredet, dessen Wahrzeichen der Junker Hansen Turm ist.

    "Mit einem Durchmesser von 12,60 m und einer Gesamt­höhe von 48,80 m ist der Junker-Hansen-Turm der größte erhaltene Fachwerkrundbau der Welt.

    Errichtet wurde dieses imposante Gebäude um 1480–1483 vom landgräflichen Baumeister Hans Jakob von Ettlingen. Auftrag- und Namensgeber war Hans von Dörnberg, Hofmeister des hessischen Landgrafen Heinrich III. und seit 1477 alleiniger Pfandherr von Neustadt.

    Das Besondere am Junker-Hansen-Turm ist, dass er die vielen Kriege fast unbeschadet überdauert hat und sich außerdem ca. 90 % originale Bausubstanz erhalten haben. Dank der Wiederherstellung der historisch belegten Schieferabdeckung an der Wetterseite sowie der aufwändigen Neueindeckung des Daches präsentiert er sich heute in seinem ursprünglichen Erscheinungsbild."

    https://www.schloesser-hessen.de/de/junker-hans…

    Carmen ist deutlich jünger und macht sich immer mal auf, uns zu treffen, sobald wir durch die Gegend streifen, denn around Alsfeld ist irgendwie in der Mitte von Deutschland, also fahrtechnisch. Ich habe sie gebeten, mir einige Lebensmittel einzukaufen, da ich Hilde aktuell nicht gerne alleine lasse.

    Früher in meiner Arbeit haben wir für alte, gebrechliche Menschen Einkäufer gesucht, die sich jede Woche eine Stunde oder zwei Zeit genommen haben, die notwendigen Lebensmittel zu besorgen. Im Gegensatz zu der bezahlten Tätigkeit sind meine Helfer Menschen, die stattdessen noch Leckerlis für Hilde mitbringen.

    Am Freibad in Neustadt ist ein ziemlich offener Stellplatz, sodass wir die Spaziergänger im Blick haben. Aktuell treffen wir selten jemand, so ist es schön, den Geschichten eines anderen Menschen zu folgen. Immer wieder fallen heftige Regenschauer vom Himmel. Mal hält ein Lastwagen zur Pause, der Schulbus, und später die Eltern, die ihre Kinder noch persönlich von der Schule abholen.

    Sommer ist vorbei, schon stehen die Herbstferien vor der Tür. In Deutschland zu reisen ist anders. Frisches Wasser gibt es am schicken Terminal nur gegen Wertmarken und dann gleich im Hunderterpack. Gut gemeint ist nicht immer gut durchdacht. Und nicht allein die Vorstellung eines Bauherrn macht das Ergebnis sinnvoll.

    Im Gegensatz zum Junker-Hannes-Turm beispielsweise. Dafür hat der Stellplatz in Oberaula eine kostenlose "Quelle", die ich erst finde, als ich in der App ein Bild sehe. Trotz eines Klebeverbandes, der das Ganze zusammenhält, kommt Wasser raus. Und alleine dieses Konstrukt ist mitteleuropäisches Denken wert.

    Eine metallene Säule, vielleicht einen Meter hoch und zehn Zentimeter im Durchmesser, hat zwei Wasserhähne, die sich gegenüber liegen und nur in der Funktion unterscheiden. Der eine gibt Trinkwasser, der andere reinigt Klos.

    Praktisch, quadratisch, gut. Sozusagen die Rittersport der Entsorgungsanlagen. Vielleicht nicht unbedingt hygienisch perfekt, da kenne ich ganz andere Systeme, wo der Eindruck entsteht, dass es tatsächlich zwei unterschiedliche Wasserleitungen für verschiedene Aufgaben gibt.

    Also fülle ich die Kanister auf der richtigen Seite, wasche gleich noch meine Haare, und verschwinde im warmen Bus. Der Nachmittag sonnt sich wie gewohnt im schönsten Lichte. Wir durchfahren kleine Orte am Wegesrand, die Künstlerkolonie Willingshausen hatten wir ja schon kurz hinter Neustadt besucht.

    Jetzt ist Zeit für einen schönen Spaziergang, und da bietet sich doch geradezu ein Sonnenblumenfeldweg an. Gegenüber abgeerntete Rüben mit Rückständen von zu klein, zu dick, zu hässlich, oder was auch immer der Maßstab dafür sein mag, dass so viele Früchte auf dem Feld liegenbleiben. Hilde holt sich eine kleine Rübe zum Abendessen, die sie genüsslich unter Sonnenblumen frisst.

    Durch eine schöne Landschaft nähern wir uns sozusagen Alsfeld von hinten. Der Stellplatz quillt aus allen Nähten. Fast jeder Parkplatz ist mit Campern besetzt, die treu fünf Euro Gebühren zahlen, auch wenn sie den speziellen Komfort der richtigen Plätze gar nicht nutzen können.

    Es ist Wochenende, und wir haben den Platz mit offenem Blick hinaus zum Sportplatz und nette Nachbarn, die das Abenteuer Camperleben heute zum ersten Mal in geliehenen Fahrzeugen testen. Zwei freundliche Ehepaare aus dem Ruhrgebiet, die sich mal gleich nach unseren Beweggründen erkundigen, und beruhigt sind, dass wir aus Hobby und nicht aus Not in einem VW Bus leben.

    Sie gehen Alsfeld bei Nacht angucken, und gleich mal was Leckeres essen. Sie wären früh am Morgen weg, aber nun schlafen sie doch länger, während die ersten Reisenden schon um sechs Uhr morgens aufgebrochen sind. Wir bekommen von all dem nur wenig mit, denn wenn ich den Bus von innen verdunkele, dann bleibt uns die kleine Hülle zum guten Leben zu Zweit.

    Der Blick zum Sonnenaufgang oder nachts die Sterne, dafür müssen wir nicht auf einem Berg schlafen. Das geht zur Not auch in einer Stadt. Es hat geregnet, die Straßen sind noch nass, wir fühlen uns wohl. Das sei doch die Hauptsache, dass Menschen glücklich sein können. Denn noch leben wir in einem befriedeten Land, das kann man gar nicht oft genug betonen.
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