BABYBOOMERS 🫶🏻 SUDAMÉRICA

august - desember 2024
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  • Von Putre via Arica & Iquique to Calama

    13. oktober 2024, Chile ⋅ ☀️ 28 °C

    Vier Übernachtungen nehmen wir uns Zeit, um nach Calama wieder zurückzukehren.
    Vier Übernachtungen um den Kreis der Umrundung in der Zona Norte de Chile zu schließen. Dem nördlichsten Zipfel Chiles.
    Die Bezeichnung, die ich gewählt habe, ist allerdings nicht ganz korrekt. Denn die Zona Norte reicht ein tausend Kilometer gen Süden und umfasst auch das Gebiet der Atacama. Meine Zona Norte, unser Adventure, beschränkte sich auf das Gebiet des Altiplano ganz im Norden Chiles.

    Am Sonntag machen wir uns auf den Weg, das Altiplano zu verlassen. Aus Putre - im Osten - geht es in den nordwestlichsten Ort Chiles, nach Arica.
    Chile ist hier knapp 140 Kilometer breit.
    Gleich als wir die Ruta 11 erreichen, das ist die, die wir täglich aus dem Fenster gesehen haben, ist Wartezeit angesagt. Die kommenden 26 Kilometer befinden sich im Bau. Bis das erlösende „Siga“ kommt , kann es noch dauern. Laut Tafel - denn die Öffnungszeiten sind streng festgelegt - sind es noch etwa 20 Minuten Wartezeit.
    Rainer findet beim draußen rumtigern einen gleichaltrigen Freund. Ein Fahrer aus Bolivien. Jeder ist am anderen interessiert und ich höre immer nur „muchos platos“ (viel Geld) als er hört, was wir gerade machen.
    Er kommt aus Oruro. Als wir ihm mitteilen, dass wir es kennen, guckt er ganz ungläubig. Wer fährt schon nach Oruro 🤔

    Nach dem wir den Baustellenabschnitt überstanden haben, folgen etwa 130 superglatt asphaltierte Kilometer - wieder durch gigantische Schluchten.
    Von oben bis Arica sind es etwas mehr zwei Stunden Fahrt. Dabei verlieren wir 3.550 Meter Höhe. Mein verschnupftes Ohr öffnet sich nicht mehr. Den restlichen Tag.

    Wir haben einen neuen Plan gemacht. Die gebuchten Hotels haben wir storniert und anders bzw. neu gebucht. Das brachte eine Ersparnis von etwa 180€. Denn ausgebucht sind die Hotels hier nicht. Und die Preise sind zwei oder einen Abend davor wesentlich niedriger. So etwas ist eigentlich nicht unser Ding. Aber wir haben es ganz durch Zufall entdeckt. Und warum nicht nutzen?

    Für die nächsten zwei Nächte lassen wir uns in einem DesignerHotel nieder. Das war schon zum Anfang der Reise gesetzt. Direkt am steinigen Strand. Ich liebe solche Hotels. Hier ist nichts dem Zufall überlassen. Hier hat alles seinen Platz. Selbst wie man das Geschirr zum Frühstück deckt, ist ein Hingucker wert.
    Das Bett ist ein Himmelbett, der Balkon und die anderen Liegen und Stühle sind limitiert und vermitteln so immer ein Gefühl, man sei allein.

    Die Decke im Bad hat eine Öffnung zum Kosmos. Seltsamerweise kommt kein beißwütiges Viech rein.

    Arica lassen wir Arica sein. Irgendwo habe ich notiert, was man sich hier anschauen könnte. Ja aber da müsste man unsere Oase verlassen. Einmal tun wir‘s doch: Wir fahren zu Líder, es ist 1:1 ein amerikanischer Walmart. Hier finden wir für knapp 9€ Campingstühle für die weitere Fahrt.

    Nach zwei Tagen geht es weiter über die Ruta 5 gen Süden.
    Was die Höhe anbetrifft ist es noch einmal ein auf und ab.
    So ist es eben am Rand des Altiplano.
    Bei Humberstone, der Oficina, der Geisterstadt aus Salpeterzeiten, geht’s auf 1.155 Höhenmeter.

    Das Teilstück der Ruta 5, das ist die, die immer noch wegen dem Erdrutsch nach der Sprengung einspurig ist, beginnt etwa auf 1.300 Höhenmetern und führt uns nach Cuyo, dem Unfallort, wo wir auf einer Länge von nur 16 Kilometern auf 390 (in Cuyo) und letztendlich auf 90 Höhenmeter fallen.

    Iquique, unser Ziel, liegt ebenfalls am Meer. Doch die Stadt liegt hinter einem Berg. Dafür führt die Straße wieder über 2.150 Meter. Das ist schon verrückt!

    Am Ende des Tages checken wir in einem NH Hotel in Iquique ein. Es ist, wie in die westliche Welt versetzt zu werden. Hier ist alles, wie man es kennt in diesen Hotels. Nur gibt es hier eine Nespresso Maschine.
    Wir bleiben nur eine Nacht.

    Ganz anders als zwischen Arica und Iquique haben wir hier die Wahl. Wir sind nicht nur auf die Panamericana angewiesen, hier gibt es eine zweite Verbindung. Die Ruta 1. Und die führt entlang der Küste.
    Das Navi sagt: „Folgen Sie dem Strassenverlauf weitere 218 Kilometer“ - super.
    Eine wunderhübsche Strecke, ganz ohne dem hässlichen Sandsturm auf der Ruta 5. Dieser Küstenstreifen ist vom Tourismus noch nicht entdeckt. Zwischen den riesigen „Kleckerburgen“, die durchaus 20, 30 oder mehr Meter hoch sind, gibt es Abschnitte, die fantastische Strände mit karibisch anmutenden Farben bieten. Nur mit den Temperaturen haperts noch etwas. Es sind gerade knapp über 20 Grad.

    Bevor wir aber Calama erreichen geht es wieder auf’s Hochplateau. Kurzzeitig auf knapp über vier Tausend, um dann bei 2.550 Höhenmetern in Calama-City anzukommen.

    Calama? da wollten wir ja nie wieder hin. Weil es so oberhässlich ist.
    Hm. Ich… ach quatsch… wir beide müssen uns revidieren. Denn die Stadt ist gar nicht so hässlich, wenn sie - so wie heute - bei klarer Sonne ganz ohne diesen Sandsturm den Blick frei gibt.
    Wir übernachten in einem Geotel. Das haben wir gestern Abend erst gebucht. Für 68USD bekommen wir ein kleines Apartment in einer hübschen Anlage inklusive „Desayuno“. Also Frühstück. Leider ist unser zu Hause für nur eine Nacht. Ach und einen Pisco-Sour-Gutschein für jeden von uns gibt es auch noch. Die anderen Gäste sind auffallend männlich. Es sind ganz offensichtlich Angestellte in höheren Positionen der Minenfirmen, die von überall eingeflogen werden.

    Hier endet unser zweite Teil der Langzeitreise.
    Am 17. geben wir unser Auto ab.
    Und holen gleichzeitig ein neues ab. Eins, mit dem wir auch nach Argentinien fahren werden.
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  • Antofagasta und mehr

    17. oktober 2024, Chile ⋅ ☀️ 15 °C

    Nach Teil 1, also Brasilien und Teil 2 in der Zona Norte beginnt hier Teil 3 unserer Langzeitreise.

    Teil 3 wird uns bald über die Grenze nach Argentinien bringen. Wir planen da anzuschließen, wo wir im letzten Jahr über Tilcara und Cafayate die Kehrtwende gen Norden nach El Peñon im argentinischen Altiplano gemacht haben.
    Dieses Jahr werden wir die Strecke von Fiambala bis kurz vor Mendoza erkunden, um dann über den weltberühmten Pass - dem Paso de la Cumbre - wieder nach Chile zu fahren. Den Abschluss soll dann eine knappe Woche Santiago bilden, das wir im letzten Jahr so lieben gelernt haben.
    Das ist der Plan.

    Beginnen tun wir mit dem Wechsel des Autos in Calama. Eigentlich wäre dieser Akt nicht der Rede wert. Und eigentlich würde ich gern darüber schreiben wie mir beim Anblick der wüstenhaften Umgebung das Herz aufgeht. Trotz des Sandes 🙈

    Den Hyundai Tucson tauschen wir nach 17 Tagen bei Europcar gegen einen neuen Hyandai Tucson ein. Europcar bietet in Calama beim Buchen eines SUV mit 4WD nur diese Autos an. Und alle sind in Weiß. Das ist ok so. Denn der Innenraum heizt sich nicht so auf.

    Das Besondere am Neuen: Mit dem dürfen wir über die Grenze nach Argentinien fahren.
    Die Übergabe gestaltet sich ätzend. Erst ist ewiges Anstehen am Schalter angesagt und dann sollen wir ein Exemplar nehmen mit Reifen, deren Profil uns nicht genügend Fahrsicherheit bietet. Die Mitarbeiterin kann nur feinstes Spanisch. Wo nur ist diese Rothaarige, die so klasse Englisch kann? Die, die bei der letzten Übergabe da war. Wir sind etwas geklatscht, als wir erfahren, dass das Aufziehen neuer Reifen ok wäre, das Auto aber zur Werkstatt muss. Und somit wäre es erst morgen abholbereit. Dann erklären wir der Frau, dass wir heute Abend im zweieinhalb Stunden entfernten Antofagasta sein wollen/werden. Also wie kommen wir jetzt zum Auto mit entsprechenden Papieren, die uns genehmigen über die Grenze zu fahren?
    Just in time kommt glücklicherweise auch schon diese rothaarige Mitarbeiterin. Was für eine Erlösung. Rainer bietet sich an nun selbst in die nahegelegenen Werkstatt zu fahren, während ich im alten Auto sitzen bleibe. Das Tauschen geht recht fix. Und als Bonbon wird auf Wunsch auch der Luftfilter, der uns im letzten Auto so geärgert hat, ausgetauscht.
    Halb Fünf ist das alte Auto abgegeben und wir können endlich nach Antofagasta fahren, wo wir drei Tage bleiben werden.
    Ein wenig Luft holen für die folgenden Abenteuer.

    Wahrscheinlich bin ich abgehört worden. Denn die gesamte Reise über habe ich genörgelt, dass ich als Beifahrer immer auf der Sonnenseite sitzen zu müssen. Da wo einem die rechte Körperhälfte verkokelt.
    Als wir von der Hochebene in eine Schlucht tauchen, tauchen wir in eine Wolke. Noch glauben wir da bald rauszukommen. Tun wir aber nicht.
    Antofagasta erreichen wir über den Norden. Genau wie im mitteleuropäischen Novembergrau sieht auch diese Stadt hässlich aus. So auch Antofagasta. Die Häuser runtergekommen. Bald durchqueren wir einen modernen Teil mit Hochhäusern. Dem Zentrum. Aber auch vielen kleineren Häusern mit vielen schönen Graffiti-Werken.

    Wieder übernachten wir in einem Geotel. Dieses Mal haben wir eine Juniosuite gemietet. Ein Apartment mit Küchenzeile. Leider herrscht in den Küchenschränken gähnende Leere. Weder Geschirr noch Besteck noch Wasserkocher ist vorhanden. Geschweige Töpfe für den Herd. Das Personal ist ganz verwundert - aber bemüht. Denn noch nie hat jemand danach gefragt. Sie wollen helfen und kriegen - auch wenn es länger dauert - alles zusammengetragen.

    Das Wetter ist auch am nächsten Tag enttäuschend. Ohnehin fühle ich mich nicht fit. Seit wir aus Putre, ganz oben auf dem Altiplano runtergefahren sind, bettelt mein linkes Ohr um volle Aufmerksamkeit. In weiser Voraussicht, dass wir uns in ein paar Tagen wieder auf den Weg in die Höhe um anschließend in Argentiniens Nowhere unterwegs sein, stelle ich mich beim Arzt vor. Der bescheinigt mir, dass es keine Entzündung ist, sondern eine Folge des vorhergehenden Infekts und der extremen Trockenheit. Das Ohr braucht am längsten um sich an Druckveränderungen anzupassen. Das kranke eben noch länger. Mit dem Rezept bekomme ich Medizin, die die Wirkung von mehreren Cocktails ersetzen. Ach ja. Ausruhen soll ich mich auch.

    Am letzten Tag Antofagasta müssen wir weg. Raus aus dem Wolkenkessel. Denn es bedarf nur einer Fahrt von acht Minuten, dass wir eine entspreche Höhe erreichen wo es Sonne gibt.
    Es geht zum Cerro Paranal, wo sich die ESO (European Southern Observatory) in 2.600 Metern Höhe vier Kuppeln mit je etwa 8.20 Metern großen Spiegeln (von Zeiss) die zusammen ein VLT, ein Very Large Telescope, simulieren. Die super interessante Führung findet zufällig auch nur Samstags statt ( also heute) und ist kostenlos. Die vielen Fakten sind definitiv fesselnd. Zum Abschluss tauchen wir ab in die tiefgelegene Wohnanlage der Astronomen, Techniker und Ingenieure. Beeindruckend für uns ist die Wahrnehmung als wir von draußen, mit einer Feuchtigkeit von etwa 6% Luftfeuchtigkeit in die Oase mit etwa 40% Luftfeuchtigkeit eintauchen. 40% ist weitaus weniger als wir das von zu Hause gewöhnt sind. Und dennoch fühlt es sich an, als wenn wir gerade im feuchten Singapore gelandet wären.
    Zuletzt geht’s zur Mano del Atacama. Der 11 Meter hohen Hand, die aus der Wüste ragt. Eigentlich habe ich gedacht, wir wären die Einzigen da. Und eigentlich wollten wir den Sunset an dieser Stelle beobachten. Wie so oft kommt alles anders. Denn die Mano (Hand) steht unweit der Ruta 5, also der Panamericana. Das heißt es herrscht reger Besucherverkehr. Der Wechsel erfolgt recht schnell. Aus dem Auto krabbeln - Foto - abfahren.
    Bis zum Sunset dauert es leider noch zwei Stunden. Ganz tapfer stellen wir unsere neu erworbenen Campingstühle auf versuchen bei heißem Tee, Sandwich und Muffins auszuharren. Aber der starke Wind macht die Schose recht ungemütlich.
    Nach Selfie mit Handy und Drohni fahren wir eben ab. Genug gesehen. Genug erlebt. Und ausserdem soll ich mich ja schonen.
    Wir gehen auch ausnahmsweise früher ins Bett denn morgen wollen wir uns 600 Kilometer gen Süden antun.
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  • Zwischenstopp Copiapó

    20. oktober 2024, Chile ⋅ ☀️ 24 °C

    Knapp 600 Kilometer sind es zum nächsten, unserem heutigen Ziel. Es geht nach Capiapó im Chico Norte, dem kleinen Norden Chiles.

    Ein letzter Blick vom Balkon des Zimmers in Antafagasta zeigt: Antofagasta gehört zu den sonnigsten Orten. Wir waren nur zur falschen Zeit da 😐

    Wir schaffen es mit viel Überwindung „schon“ kurz vor Zehn loszufahren, nehmen die Ruta 710 gen Süden, um dann auf der Ruta 1 zu fahren. So richtig spannende Erlebnisse gibt es nicht. Es ist die immer wieder schön anzusehende Landschaft, die uns begleitet.
    Am Parque Nacional Pan de Azúcar ändern sich lediglich die Farben. Berglandschaft in hellem Pastell.

    Nach fast fünf Stunden machen wir halt im weit und breit angesagtesten Badeort Bahia Inglesia. Uns haut der Stand nicht wirklich vom Hocker, aber wir stellen unsere Stühlchen am Strand der riesigen Bucht auf und kochen uns einen Tee. Dazu gibt es köstliches Gebäck.

    Kurz vor Capiapó befindet sich unsere Unterkunft. Ein Bungalowdörfchen. Schön und gepflegt sieht es aus.
    Wir bitten um ein Bungalow mit zwei getrennten Betten.
    Es ist sicher meine subjektive Empfindung. Aber als Ehepaar zwei getrennte Betten haben zu wollen, scheint in Südamerika einer Sünde zu gleichen. Es folgt nochmals die Rückfrage, ob wir wirklich - wirklich zwei Betten haben wollen. Wir bekommen letztendlich ein Bungalow mit einem Ehebett in einem Zimmer und vier Einzelbetten im anderen Zimmer.
    Anscheinend sollten wir es uns doch noch überlegen 😂
    Mit zwei Bettdecken haben wir so himmlisch wie schon lange nicht geschlafen. Leider ist die Toilette am nächsten Tag verstopft (nicht unser Verschulden!) und wir müssen dann doch in eine Cabaña mit einem Ehebett und nur einer Decke umziehen 😐

    Das Desierto Florido ist, was wir uns anschauen wollen. Das sind Wüsten die nur aller paar Jahre blühen. Meist wenn El Niño außergewöhnlich viel Regen bringt. 2024 ist genau das passiert. Deshalb fahren wir viele Kilometer, um das zu sehen. Und gut dass wir auf halben Weg einem einzigen entgegenkommenden Auto begegnen, den wir fragen können, wie weit es noch wäre. Der Fahrer winkt ab und meint: Es lohne sich nicht. Es blüht nichts. Dann nennt er uns eine andere Wüste, in der es blühen soll, doch leider kann sich keiner von uns beiden den Namen merken. Wir machen uns auf den Rückweg und finden doch noch ein Highlight. Nämlich zwei Kaninchenkauze, die uns eine kleine Show abliefern.
    Nun ist noch viel Tag übrig und wir schauen uns die Stadt Capiapó, die mitten im Nowhere des Norte Chico de Chile liegt, an. Eine, die wohl kaum ein Reisender kennt bzw. wahrnimmt. Und doch hat sie eine Geschichte, die schon in der vorspanischen Zeit begann. Wie so oft wurden Menschen durch grosse Silber- , Gold- und Kupferfunde in diesen Ort gezogen. Bis heute reiht sich eine Mina an die andere. Heute wird Kupfer aus der Erde geholt. Capiapó hat auch eine traurige Geschichte. Wer erinnert sich nicht an das Grubenunglück im Kupfer- und Goldbergwerk vom August 2010, als selbst in Deutschland fast täglich von den 33 Miñeros berichtet wurde, die in einer Tiefe von 700 Metern ganze 69 Tage ausharren mussten. Dank internationaler Beachtung und Hilfe sind alle lebend geborgen worden.

    Die Stadt selbst überrascht uns sehr angenehm mit Kleinigkeiten, die wir so nicht erwartet hätten. Es gibt neben recht vielen modernen Bauten auffallend viele Parks, die wirklich zum Verweilen einladen. Das Grün ist super gepflegt und die Gehwegplatten werden gewischt!!! Damit sie schön sauber und glänzend bleiben.
    Wir staunen auch über die begrünten Mittelstreifen, die so perfekt gestaltet sind, wie ich sie in Berlin noch nie gesehen habe.

    Zum Abschluss gönnen wir uns einen Ausflug in eine US-amerikanische Schnellkette, zu Papa Johns Pizza. Eine köstliche Pizza die nach all den chilenischen Speisen unserem westlichen Gaumen sehr schmeichelt. Denn irgendwie gab es immer wieder gutes Essen, aber irgendetwas fehlt insbesondere mir. Ich liebe Bohnen. Ich liebe Kartoffeln. Ich liebe Quinoa. Alles Dinge, die ich hier gern essen würde. Aber wo bitte gibt es das? Im Norden Chiles jedenfalls haben wir noch nichts dergleichen essen können.

    Nun. Nach zwei eher unspannenden Tagen hier in Capiapó stellt sich die Frage, warum wir hier überhaupt waren. Die Antwort folgt im nächsten Footprint ✌🏻
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  • Hasta luego 🇨🇱 - Bienvenidos 🇦🇷

    22. oktober 2024, Chile ⋅ ☀️ 14 °C

    Der Wecker macht uns um Sieben wach. Eine Zeit, die so gar nicht unserem Naturell entspricht. Glücklicherweise fällt Rainer just in diesem Moment ein, dass es das Frühstück erst ab Acht gibt. Also verzögern wir das Aufstehen - das tut einfach nur gut.

    Wieder ist heute ein langer Reisetag angesetzt. Wir werden heute über den nicht so sehr frequentierten Paso San Francisco nach Argentinien fahren. Man nennt ihn auch Ruta de la 6000, die „Rute der Sechstausender“. Sie führt über den höchsten Abschnitt der Anden zwischen zwanzig !!!Sechstausendern.
    Das ist doch schon mal etwas Beeindruckendes. Wo auf der Welt gibt es sonst noch so etwas?

    Der höchste Punkt auf dem Pass befindet sich bei etwas über 4.700 Höhenmetern. Der Ojos de Salado ist mit seinen 6.893 Metern Höhe dabei nicht nur der Höchste auf der Strecke, es ist der höchste Vulkan der Welt. Das zum Grundwissen.

    Es wären nicht wir, wenn alles schon in trockenen Tüchern wäre.
    Ich habe mich auf der offiziellen Website der Grenzstationen informiert. Und da steht geschrieben, dass der Pass zwischen 8.30 und 17.30 Uhr geöffnet ist. Doch das Netz gibt viele, auch neuere schlechte Stories
    her. Natürlich wird ein Pass in dieser Höhe auch mal wetterbedingt plötzlich geschlossen. In diesem Fall müssten wir in den sauren Apfel beißen und nach mehr als drei Stunden Fahrt wieder zurück nach Capiapó fahren. Denn die letzten Übernachtungen auf der chilenischen Seite befinden sich in diesem Ort.

    Und in Argentinien? Ja das ist Problem No 2. Ich habe GoogleMaps Millimeterweise abgesucht und die erste Übernachtung etwa 120 Kilometer vor Fiambalá entdeckt. Die Hosteria Cortaderas. Es gibt natürlich keine Website. Nur eine Telefon/WhatsApp Nummer bei Instagram. Vergeblich habe ich versucht, mit denen Kontakt aufzunehmen. Aber nichts. Die Rezi in Capiapó war so nett und hat das Gleiche versucht. Mit mittelmässigem Erfolg. Per WhatsApp bekam sie dann wenigstens eine Preisliste und sie hat uns beim Auschecken versichert, dass unser Name notiert worden ist. Ok. Klingt gut - aber nicht sicher. Und wenn alle Stricke reißen sollten, gibt es zwei Refugios. Was genau das ist, werden wir auf dem Weg sehen.

    Die Fahrt auf der Ruta 31, die unweit hinter Capiapó beginnt,
    bedarf keines Navis. 255 Kilometer nur dem Strassenverlauf folgen und man erreicht den Paso San Francisco. Klingt easy.

    Es bleibt nicht aus, dass wir oft stehen bleiben - müssen. Es ist schwer zu beschreiben, was man beim Anblick dieser gigantischen Landschaft fühlt. Das muss man selbst sehen.
    Ach ja. Und dann kommt ein Abschnitt, den man hier Desierto Florido nennt. Es ist eine kleine Ecke, in der die Wüste blüht.

    Nach 90 Kilometer sehr gut asphaltierter Straße folgen vier
    Kilometer mit einer sehr rumpeligen, einst asphaltierten Strecke durch eine etwas beängstigend enge Schlucht. Mein Kopfkino ist sehr aktiv und ich sehe jeden großen Stein über mir sehr kritisch an.

    Als wir diese Quebrada verlassen, geht es auf gewohnt guter Straße weiter. Hier passieren wir die Marke der 2.000 Höhenmeter.
    Nach 182 Kilometern erreichen wir die Chilenische Grenze bei 3.802 Höhenmetern. Die Beamten arbeiten recht flott. Nicht zu vergleichen mit den Grenzabläufen im letzten Jahr.
    Gleich neben der Grenze befindet sich die erste wunderschöne Lagune im gewohnten karibischen Blau. Am liebsten würden wir hier Drohni hochschicken. Aber der Wind ist unglaublich stark.

    Auch die weitere Fahrt beglückt uns wieder mit fantastischer Landschaft. Bei um 4.200 Höhenmetern entdecken wir den ersten Büßerschnee auch Büßereis genannt. Verursacht durch ungleichmäßige Abschmelzung bei starker direkter Sonnenstrahlung und geringer Luftfeuchtigkeit in der randtropisch-subtropischen Trockenzone. Die Spitzen der Schneepyramiden zeigen Richtung Mittagssonne. (Quelle Wikipedia)

    Der Parque Nacional Tres Cruces befindet sich auf der chilenischen Seite, direkt an der Grenze. Hier stehen sie, die Sechstausender.
    Aber sie wirken so gar nicht imposant. Wir selbst befinden uns zwischen 4.500 und 4.700 Höhenmetern und die Differenz bis zum Gipfel ist recht „gering“.

    Schnappatmung - und ich übertreibe jetzt nicht - bekommen wir als plötzlich die Laguna Verde (ein leider ungeschützter Name, der wie Sand am Meer verteilt wird) in einer Höhe von 4.376 Metern auftaucht. So eine Farbe für ein Wasser haben wir definitiv noch nie gesehen. Von Verde, also grün, kann auch nicht die Rede sein. Es ist dunkles Türkis. Leider herrscht auch hier ein beißender Wind. Und so entfällt auch hier ein mögliches Picknick.

    4.747 Höhenmeter zeigt meine Watch am Pass an. Kurze Zeit später erreichen wir Argentiniens Kontrollposten bei 4.068 Höhenmetern. Auch hier verläuft der Einreisevorgang flott.

    Nun geht es deutlich bergab.
    Es ist kurz nach Vier als wir den ersten Bau, das Refugio Nr. 5 erreichen. Wir parken im Windschatten und picknicken.
    Das Refugio schauen wir uns bei dieser Gelegenheit auch an. Es ist eine sehr primitive Hütte mit Kamin und zwei Banken, auf den man mit mitgebrachten Schlafuntensilien eine sehr einfache aber geschützte Nacht verbringen kann.

    Kurz nach Fünf stehen wir vor der Hosteria. Es ist ein riesiger recht neumoderner Bau. Eine Reservierung gibt es hier nicht. Und wir müssen bangen nichts zu bekommen. Hier läuft alles recht langsam ab. Verschiedenen Personen müssen wir immer die gleiche Story erzählen. Dann endlich kommt Cheffe und nimmt die Sache in die Hand. Es folgt das immer wiederkehrende Szenario:
    Wir: Wir möchten ein Zimmer mit zwei Betten
    Er: Wirklich kein Ehebett?
    Rainer: Nein. Es ist uns zu klein
    Darauf Cheffe: Aber unsere Betten sind groß.
    Er zeigt uns beide Varianten von Zimmern und wir entscheiden uns letztendlich doch fürs Matrimonio. Denn das ist wirklich riesig. Spätestens beim Blick ins Bad wird deutlich, wir sind in Argentina. In keinem argentinischen Bad fehlt ein Bidet.

    Abendbrot gibt es im kalt wirkenden und riesigem Restaurant. Doch das Essen ist recht lecker. Und je später der Abend desto mehr Gäste erscheinen. Wir fragen uns allerdings woher, da die Hosteria nicht so viele Zimmer bietet. Am großen Schirm läuft ein Fußballspiel und alle schauen gebannt hin. Nicht unser Ding. Wir verziehen uns auf unser Zimmer und nutzen die Zeit mit Duschen. Denn heißes Wasser gibt es nur zwischen 19 und 22 Uhr.

    Morgen früh wollen wir - je nach Befinden - entscheiden, ob wir eine weitere Nacht hier bleiben werden. Denn die Hosteria befindet sich bei 3.370 Höhenmetern. Und nach einer Woche in Tieflage ist nicht nur unser Puls hoch. Mich plagt ein leichter Kopfschmerz.
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  • Ein Balkon der besonderen Art

    23. oktober 2024, Argentina ⋅ 🌬 14 °C

    Unsere Entscheidung fällt am Morgen: Wir bleiben eine weitere Nacht in der Hosteria Cortaderas und werden den Tag nutzen, um zum Balcon de Pisses fahren.

    Wieder gibt es zur Fahrzeit bei gleicher Strecke unterschiedliche Angaben zwischen GoogleMaps und der OSM-App. GM zeigt pro Strecke vier Stunden Fahrzeit an. Das kommt überhaupt nicht in Frage. Wogegen wir mit OSM schon in zwei Stunden da wären.

    Wir vereinbaren eine Kehrtwende, sollten wir nicht in zweieinhalb Stunden annähernd das Ziel erreicht haben.

    Los geht’s.
    Neun Kilometer geht’s auf der gepavten Ruta 60 bevor wir die Rumpelstrecke erreichen. Wegen der vielen spitzen Steine und dem teilweise argen Waschbrett sind nicht mehr als 20 bis 30 km/h drin. Nach etwa einer halben Stunde kommt uns das erste Auto entgegen. Doch bald entpuppt sich die Piste als „very busy“. Es sind Tourenveranstalter und noch mehr Minenautos. Eigentlich wurden diese Pisten nämlich nicht für Touristen gemacht. Es sind Verbindungen zu den Minen, die, wie wir auf Schildern lesen können, von argentinischen und chinesischen Firmen betrieben werden.
    Egal wie und warum. Uns gibt es Sicherheit, im Falle einer Panne nicht allein in dieser unwirklichen Gegend zu sein.
    Eine ganze Stunde fahren wir bis zur einer weitläufigen Ebene, die bei etwa 4.300 Höhenmetern liegt.
    Hier beginnt der recht gut präparierter Abschnitt und Rainer atmet auf. Schließlich leidet er bei jedem Stein, als wenn er selbst barfuß unterwegs wäre 😉

    Linkerhand lockt die Laguna de los Aparejos in der Flamingos waten. Den Besuch verschieben wir auf den Rückweg. Erst wollen wir sehen, wie weit wir kommen.
    Plötzlich kreuzen meterhohe Sandverwehungen unseren Weg. Noch denken wir, es sei ein interessantes Naturphänomen.

    Nach insgesamt eindreiviertel Stunden erreichen wir die Laguna mit dem Doppelnamen Celeste/Azul. Das Ziel ist also fast erreicht.
    Ganze zwölf Touren-Pickups stehen am See.

    Bis zum Balcon del Pisses, dem Ziel, brauchen wir eine weitere Viertelstunde. Ein gut gemachter Weg führt uns zur freiliegenden recht kleinen Parkplatzfläche.
    Zwei Drittel der Fläche ist begrenzt von einem Nichts 🙈
    Der Balkon mit der grandiosen Rundumsicht ist erreicht.

    Der Wind hat an noch nie erlebter böiger Stärke zugenommen. Hier oben wird er auch von Nichts gebremst.
    Das Auto wackelt fürchterlich. Mir ist überhaupt nicht wie aussteigen. Rainer verlässt als erster das Auto. Ich traue mich erst später raus.

    Es ist schwierig die Balance zu halten. Es fühlt sich an, als wenn mir der Wind die Klamotten vom Laib reißen würde. Mein Smartphone habe ich an einer kurzen Schlaufe safe. Aber es still zum fotografieren zu halten, ist illusorisch. Ich versuche es mit dem Fotoapparat. Das funktioniert besser. Aber mir reißt es den fast aus der Hand. Es fehlt die Ruhe beim Auswählen des Motivs. Die Sinne sind gefordert! Am Ende des Tages werde ich leider feststellen müssen, dass es nur ein IPhone-Foto gibt und fünf Kameraaufnahmen. Die restlichen Bilder habe ich im Sinn gespeichert. Im Grunde genommen will ich nichts wie weg hier. Schade eigentlich. Es ist eine sensationelle Stelle, die ich gern als „Top of the World“ genießen würde. Schade auch, dass wir nicht noch den weiteren Weg fahren. Zur nächsten Lagune. Aber der Aufenthalt ist alles andere als angenehm!
    Als die Tourenautos hoch kommen gibt es einen Platzwechsel. Nun haben wir die Laguna Celeste/Azul für uns allein. Doch auch hier ist von Genuss keine Spur. Es macht eben auch hier kaum Freude draußen zu stehen und vielleicht etwas spazieren zu gehen.
    Der Wind trägt ne Menge Sand mit sich. Und der tut echt weh im Gesicht.

    Wir machen uns auf den Rückweg. Der Sturm wird immer stärker und teilweise fahren wir wie im Nebel.
    Wenn der Sand auf die Karosserie trifft, hört es sich an, als wenn das Auto sandgestrahlt würde.
    So geht es die gesamte Zeit bis zur der Ebene, wo die riesige Lagune mit den Flamingos ist.
    Hier versuchen wir hinter einer Erhebung in den Windschatten zu kommen, um den Blick auf die wohl letzte Lagune mit watenden Flamingos der diesjährigen Reise zu haben. Es ist schon interessant zu sehen, dass es einigen Flamingos mit ihren dünnen Beinchen, die so gar kein Widerstand darstellen sollten, die Beine wegreißt und sie ins Wanken kommen. Das Gefieder wird vom Sturm zerfleddert.
    Mit meinem Ofenrohr versuche ich ein schönes Bild einzufangen. Aber ich kann es kaum halten. Auch der Versuch aus dem Auto zu fotografieren ist eher ein Verzweiflungsakt. Denn nun hat der Sturm auch unsere Ecke entdeckt und es schüttelt uns durch.

    Als wir die nächste Schlucht erreichen, scheinen wir den schlimmsten böigen Sturm überstanden zu haben.

    Am Abend erreicht der Sturm das gesamte Gebiet. Die Fenster klappern die gesamte Nacht und der feine Sand kriecht durch jede Ritze. So kann ich nicht schlafen und suche im Netz nach Daten wie stark der Wind ist. Es sind Windböen von 135kmh. Und im Gebiet um den Balcon del Pisses sind es 180km/h.
    Als die Sonne wieder aufgeht, schwächt sich der Sturm ab. Die Heizung im Schlafraum und Bad sind bedeckt vom feinsten roten Staub, der durch die geschlossenen Fenster reingepresst worden ist.

    Was für eine Naturgewalt!
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  • Bunte Steine & noch mehr Wind

    24. oktober 2024, Argentina ⋅ 🌬 25 °C

    Nun ist es so weit.
    Wir verlassen das Altiplano.
    Wir verlassen den Tuschkasten Argentiniens. Das dunkelste Blau, das ein Himmel haben kann. Die Lagunas, Vicuñas und Llamas.

    Cut.

    Wir tauchen ab Richtung 1.500 Höhenmeter. Unterwegs durchfahren wir noch einmal ein schönes Tal mit dunkelroten, steilen Wänden. Und dann folgen eher graue Felsen. Langweilig? Mit Nichten. Es staken bunte Steine drin. Fünf Zentimeter, zehn Zentimeter oder auch viel viel größere Exemplare.
    Um nicht zu zeitig am Ziel anzukommen, geht’s in den Cañón del Indio. Ein schöner Slotcanyon, leicht zu erwandern und dennoch breche ich auf der Hälfte ab. Ich hab keine Nerven unter Steinen zu laufen, die aus meiner - absolut unwissenschaftlichen Eingebung - beim kleinsten Erdbeben runterfallen könnten. Rainer läuft allein bis zum Ziel. Das was man hier sehen kann, entdeckt er aber nicht. Auch nicht die Gruppe junger Menschen aus Buenos Aires. Das wiederum lässt ihm keine Ruhe. Nachdem er im Netz die „Lösung“ findet, ärgert es ihn sogar so sehr, dass er am nächsten Tag nochmals hinfährt und tatsächlich das steinerne, sich küssende Paar entdeckt.

    Noch am Ankunftsabend fahren wir schnell ins Tal, wo der Abaucán durchfließt. Also rein theoretisch. Denn dieses Flussbett hat wer weiß wann, das letzte Mal Wasser mit sich geführt hat. Die Felsflanken werden herrlich von der untergehenden Sonne rot gefärbt. Wir kommen etwas spät. Denn kurze Zeit später ist die Sonne weg. Schon machen wir Pläne für morgen. Mit einer Flasche Wein werden wir auf unseren Stühlchen auf das gleiche Szenario warten.
    Aber dann kommt alles anders.
    Den ersten Vormittag trödeln wir etwas rum. Das braucht auch mal der Langzeitreisende.
    Dann fahren wir zum Informationscenter, wo wir die Tickets für die Hauptattraktion von Fiambalá, die Thermen, erwerben wollen. Leider nimmt man hier keine Kreditkarte. Bargeld haben wir. Nämlich die Reste vom letzten Jahr. Aber das reicht nicht aus.
    Also stehen wir vor einer neuen Herausforderung. Im einzigen Cambio des Ortes sitzt eine Frau, die nicht bei Sinnen ist. Oder sie hofft, wir wären es. Auf den Punkt gebracht: Sie will einfach mal bescheissen. Rainer versucht es an der Tanke. Kreditkarte hin - Bargeld zurück. Geht doch.

    Inzwischen hat eine mächtige Sandsturmwand Fiambalá erreicht. Man sieht nichts mehr. Das hört erst am frühen Abend auf. Ein sich täglich wiederholendes Ereignis, wie wir von Sol, der Inhaberin unserer Bleibe, Posada del Cañons, hören. Fiambalá heißt nämlich Haus des Windes in der Sprache der hiesigen Indígenas. Man beginnt deshalb mit dem Kehren des Hofes. Auch andernorts. Auf den Straßen fahren Autos, die Wasser auf die Straße sprühen. Und morgen folgt das Gleiche. Wieder kommt der Sturm gegen Mittag. Wieder verschwindet er am frühen Abend. Und wieder kehren alle vor ihren Häusern, damit sie vom vielen Sand nicht irgendwann von der Landkarte verschwinden.

    Am nächsten Morgen ist der Himmel Sandgelb. Wir fahren erst gen Norden zur welthöchsten Düne. Der Weg dahin ist Abenteuer pur. Die einzige Brücke ist mit einem Band abgesperrt. Ein weitere angezeigter Übergang über das Flussbett ist Brückenlos. Erst debattieren wir ob man durch die tiefe Pfütze kommen. Dann kommt ein Moped vorbei und zeigt uns wie‘s geht. Nun gut. Der Erfolg bleibt trotzdem aus. Denn die allerletzte Verbindung ist geschlossen. Vielleicht auch verweht 🤷‍♀️ Die Rückfahrt soll über die gesperrte Brücke gehen. Noch überlegen wir, denn auf dieser Seite liegt als Absperrung ein halb zur Seite gelegter fetter Balken.
    Noch planen wir, als ein Hillux Pickup ohne stehen zu bleiben am Balken vorbeifährt. Als wenn da Nix wäre. Am Absperrband bleiben sie stehen. Rainer hilft das Band mit den Insassinnen noch höher zu halten, damit wir alle durchfahren können. Die Drei sind happy. Es stellt sich heraus, dass sie aus Buenos Aires sind und zwei von ihnen sprechen sogar deutsch. Welch Zufall.

    Danach geht’s zu den Thermen, die bis zu 400 Meter höher als Fiambalá mitten in die Bergschlucht gebaut wurden. Fünfzehn Becken mit Quellwasser von 30 bis 45Grad gibt es hier. An der wirklichen Quelle sind es 80 Grad. Aber da kommt man nicht rann. Uns reichen die 40 Grad. Für‘s Foto aber lassen wir uns auch im 45Grad-Becken kurz abbrühen. Die Anlage gefällt uns sehr gut. Das Blätterwerk der knorrigen Bäume geben Teilen der Becken Schatten. Und beidseitig befinden sich genügend teils überdachte Picknickplätze. Es ist ein wirklich schöner Ort. Einer an dem wir vom Sandsturm in der tiefen Ebene kaum etwas mitbekommen.
    Ansonsten vermissen wir gutes Essen. Edle Menüs würden auch gehen 😉
    Wir schlagen uns mit einheimischen Essen den Bauch voll. Mit Locro, einer Bohnensuppe, Empanadas und Milanesas, dünn Geklopftes und Paniertes. Kann man machen - nun nach insgesamt fünf Tagen reicht es aber auch.
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  • Ein wenig Luxus in Villa Unión

    27. oktober 2024, Argentina ⋅ ☀️ 30 °C

    Bisher bin ich mit meiner Auswahl der verschiedenartigen Unterkünfte sehr zufrieden.
    Bisher war es der totale Mix aus Unterkünften, die eine tolle Aussicht hatten, die sehr komfortabel waren, oder durch eine hippe Einrichtung den Aufenthalt sehr angenehm gemacht haben. Und dann gab es die, die „very very basic“ waren, so wie die in Camiña und Colchane, die ein Waschbecken in Größe eines DIN A4 Blattes hatten und aus dem nur saukaltes Wasser rauslief. Wenn - so wie in Colchane - wir froh waren unter den drei Decken zu liegen, die so schwer wie drei Teppiche waren. Das war wohl aber auch der Höhepunkt an Minimalismus.

    Und dann kam das Weingut in Villa Unión. Das Tres Cruces. Obwohl es sich in der ärmsten Provinz Argentiniens befindet, in Rioja, und obwohl hier auf einen Quadrat-!!!- Kilometer ein Einwohner kommt, erleben wir eine Art Resort, wie wir das noch nicht hatten. Es geht nicht nur um den Komfort. Es ist diese unendliche Weite in alle Richtungen. Die Dinnerreservierung tätigen wir online. Das Frühstück steht schon am Abend davor im Kühlschrank. Das hat den Vorteil, dass wir bis in die Puppen ausschlafen können. Es gibt eine Nespresso Maschine und eine Flasche Malbec kostenlos. Zum Anfüttern sozusagen. Es gibt zwei Pools bei neun Cabañas. Die während unseres Aufenthaltes zu 30% belegt sind.
    Hier stimmt irgendwie alles. Das Dinner findet bei abendlichen Temperaturen von 28 Grad unter freien Himmel statt und wir sind meist allein. Denn wir kommen “schon” 20 Uhr zum dinnieren 😉

    Und dennoch „opfern“ wir einen Tag dieses Aufenthaltes dem Parque Nacional Tampalaya, der etwa 60 Kilometer südlich von uns liegt. Im Tampalaya kann man nicht individuell auf Entdeckungsreise gehen. Eine Tourbuchung ist zwingend notwendig. Und der Preis für diesen Spaß ist mit knapp 100€ für uns beide gepfeffert. Jedenfalls im Verhältnis zu dem Preisniveau hier im Norden Argentiniens. Für das Parken im Nowhere zahlen wir allein umgerechnet 25€ 😳.
    Der Tampalaya gehört seit 2000 zum UNESCO Weltnaturerbe.

    Wir haben nicht vorreserviert und als wir kurz nach Zwölf ankommen gibt es nur noch Tickets für eine Tour in zwei Stunden. Geduldig sitzen wir die Zeit ab. Denn es gibt hier außer einem Andenkenladen und einen kleinen Dinogarten nichts interessantes.
    14.30 Uhr holt uns (eine Truppe aus knapp 15 Teilnehmern) ein Offroad Bus endlich ab.
    13 Kilometer fahren wir erst gesittet auf Asphalt und dann nur noch auf sandiger Piste. Mit uns fährt eine Rangerin. Die Tour entpuppt sich als wirklich gelungen. Besonders als wir auf das obere, dachlose Deck steigen dürfen. Die Schlucht ist riesig. Die steilen Felswände, zwischen den wir fahren, sind bis zu 150 Meter hoch! Die Formationen sind beeindruckend. Und nichts davon haben wir jemals schon gesehen.
    Das Picknick ist eine Überraschung für alle. Und das Angebot beschränkt sich - verglichen zu solchen gebuchten Touren in den USA, wo es immer Sandwiches etc. gibt - auf Produkte aus der Region. Also wirklich leckere Walnüsse, sehr gute Oliven und Rosinen. Und natürlich Wein und Sekt. Schließlich ist Rioja eine Weinprovinz.

    Den anderen Tag wollen wir eigentlich mit Nichtstun verbringen. Nur mal ins Städtchen fahren und bei Western Union Bargeld holen. Villa Unión ist der neuzeitliche Name der Stadt als Zeichen der Integration zwischen Einheimischen und chilenischen Einwanderern. Es ist ein stiller Ort. Ohne Highlights. Und doch so liebenswert zu Verweilen. Da lockt der Dorfplatz und dann eine kurze Fahrt zum Embalse Lateral und dann die roten Steine westlich des Ortes. Banda Florida. Aus einem reinen Pooltag wird wohl nichts. Das absolut einsame Hinterland ist interessanter. Auch wenn wir gelesen haben, das sich Villa Unión für den Tourismus rüstet, ist hier kein Veranstalter weit und breit auf den Pisten zu sehen. Momentan konzentriert sich alles auf Tampalaya. Gut so.

    Morgen werden wir weiter ziehen. Weiter gen Süden. Und ich hoffe wir werden wieder so ein herrlich entspanntes und komfortables Domizil haben. Und endlich Zeit für einen Pooltag haben 😎
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  • Von La Rioja nach San Juan

    30. oktober 2024, Argentina ⋅ ⛅ 31 °C

    Gestern haben wir nochmals scharf geplant, um den uns empfohlenen Ischigualasto Provincial Park in die Tour gen Süden zur nächsten Unterkunft rein zu quetschen. Mindestens acht Stunden wären wir unterwegs. Würden auch sehr spät ankommen. Nach langem Abwägen lassen wir es sein mit dem Park.
    Leider. Aber dann ist das so.

    Kurz nach Zehn stehen wir am Eingang zum Auschecken. Es tut mir echt leid, das schöne Anwesen der Posada Tres Cruces zu verlassen.
    Ein Mitarbeiter hat ein waches Auge und deutet auf den hinteren Reifen. Platt ist er nicht aber ziemlich schlapp. So können wir natürlich nicht sechs Stunden bis Barreal fahren! Rainer ist ziemlich sauer. Da er ja bei der Übernahme des Mietwagens in Calama schon auf den schlechten Zustand der Reifen hingewiesen hat und nur den Tausch der vorderen Reifen durchsetzen konnte. Bei Europcar können wir trotz Mühe aller niemanden erreichen. An der Rezi ruft man in der nahe gelegenen Werkstatt an, worauf wir nach der Verabschiedung hin fahren. Für umgerechnet etwa 5€ wird der Reifen repariert und neu aufgesetzt.

    Halb Zwölf sind wir endgültig ausgerüstet mit vier vollen Reifen Villa Unión zu verlassen.
    Die Fahrt entlang der Kordillere gen Süden ist mittelspannend. Kann natürlich auch daran liegen, dass es einen Gewöhnungseffekt gibt.
    Mein Vorschlag noch einen „klitzekleinen“ Umweg gen Westen zu fahren, um den Lago Cuesta del Viento zu tangieren, wird ohne Diskussion angenommen. Ohnehin ist die Strassenbeschaffenheit der Ruta 150 etwas besser als die auf der Ruta 40.
    Die Strecke entpuppt sich dann sogar als absolut sehenswert. Also nix mit Gewöhnungseffekt!

    Der Lago Cuesta del Viento , eine Talsperre mit Kraftwerk ist außergewöhnlich fotogen. Ein wenig wie der Lake Powell. Wir stehen bei knapp 1.500 Höhenmetern. Nur dass der hier schön gletschergrün ist. Auf der einen Seite eingerahmt von wunderschönen Formationen. Wo also zuerst hingucken?
    Zum Baden lädt er dennoch nicht ein. Die Lufttemperatur ist es nicht. Es ist die fehlende Zeit. Und obwohl wir gerade niemanden auf dem Wasser sehen, ist es als absoluter Surferspot ausgewiesen.
    Dennoch… wir stehen ne Weile und denken, was für ungenutzte Ressourcen für den Tourismus und verschenkte Geldeinnahme. Wie viele Jahre wird es dauern, bis sich das Blatt wendet und man hier keinen Parkplatz mehr findet? Hoffentlich noch seeeehr lange. Hoffentlich bleibt dieser schöne Fleck noch lange so, wie er jetzt ist.

    Die weitere Strecke gleicht fast einem Zickzack in Richtung Süden.
    Die RN149 ist in so einem guten Zustand, dass wir uns glatt fragen, ob die erst gestern geöffnet worden ist.
    Ich weiß nicht, wie die einzelnen Kordilleren heißen. Fest steht : Wir sind mitten in den Anden. Die so viele Facetten haben, dass man die nicht einfach mal schnell beschreiben kann.

    Kurz vor 5pm stechen wir in die
    Quebrada Río San Juan ein. Die habe ich mir wesentlich enger vorgestellt. Das Gegenteil ist der Fall. Es ist ein breites Tal für den der mächtige 500 Kilometer lange Río San Juan Platz hätte. Es ist der wichtigste Wasserversorger der gleichnamigen Provinz. Wenn er sich nicht gerade - wie jetzt - so dünn machen würde, wäre er sicher beängstigend stark.

    Am Ende dieser fantastischen Schlucht, an der der Río San Juan und der Río los Patos fließt, suchen wir uns einen schönen Platz zum Picknicken. Ein wunderschöner Platz mit Blick auf die Bergflanken, die Zypressen… doch wir werden überfallen. Überfallen von Mikro-Viechern, die etwa einen Millimeter lang und nur ein Drittel breit sind. Die stechen so was von aufdringlich! Bis ich mein vietnamesisches Bio-Zeugs drauf habe. Das mögen sie nicht. Aber es ist wohl zu spät. Mein zarter Körper meldet in der Nacht Alarm. Zig Stiche von den kleinen Biestern schlagen Beulen. Während Rainers Haut so gar nicht reagiert 😐

    In der Posada Posta Celestino habe ich drei Nächte reserviert. Die Anlage ist eine Augenweide. Der Stil der einzelnen Häuser ist genau mein Ding.
    Aber was bitte wollen wir hier tun? Denn anders als auf anderen Kontinenten gibt es in Südamerika’s Unterkünften - egal ob nun Posada oder Hotel - keine Flyer mit Infos über die Umgebung.
    Die Posada ist in privater Hand. Die Familie ist erst vor ein paar Jahren aus Buenos Aires hergezogen. Den Eltern gehört das Anwesen. Die Tochter und Ehemann betreuen den Restaurantbereich. Aus der Unterhaltung mit der jungen Generation hören wir feine unstimmige „Vibrations“ heraus. Sie sind verwundert, wie wir sie überhaupt gefunden haben. Denn Vater macht keine Anstalten seine Unterkunft, die in einer von Argentinien wenig geförderten und touristisch total hinterherhinkenden Gegend liegt, auf irgendeiner Plattform bekannt zu machen. Dabei - und das ist unsere Einschätzung - hat die Posada das so verdient.
    Nach dem ersten fantastischen Ojo de Bife seit wir wieder in Südamerika unterwegs sind, bin ich auch im Frieden mit diesem Ort. Kein Wunder. Der junge Koch gesteht uns, dass er keinen Tag verstreichen lassen kann, ohne Fleisch zu essen. Das erinnert mich doch glatt an die Ermahnung meines Arztes, nicht täglich rotes Fleisch zu essen 😂
    Um noch besser die Qualität zu verdeutlichen: Normalerweise bekommt man ja ein Steakmesser serviert. Hier liegt eine „stumpfe Nachbildung“ eines solchen Besteckteils. Und dennoch schneide ich wie durch Butter. Tropft jetzt jemanden nicht der Zahn?

    Ok. Was also tun in Barreal?
    Glücklicherweise hat mir Mutter Natur die Geduld geschenkt - verglichen zu Rainer - in solchen Fällen in GoogleMaps millimeterweise die Gegend abzusuchen, bis ich etwas attraktives finde.
    Wir nehmen uns dieses Ziel für den zweiten Tag vor. Denn am ersten Tag soll sich mein Fahrer nach der letzten langen Fahrt erholen. Doch leider zeigt die Wetterprognose nur für Tag 1 schönes Wetter an. Also optimieren wir den Plan.

    Der Wettervorhersage zu folgen war die richtige Entscheidung.
    Tag 1 - für den es einen gesonderten Footprint geben muss - lassen wir unser Auto noch einmal auf unbefestigter sandigen Piste so richtig einsauen.
    Tag 2 wird nach zwei Monaten der Reise ein wirklicher day-off mit Poolen. Denn „schlechtes Wetter“ heißt hier nicht gleich kalter Regen. Es sind 28 sonnige Grad. Der Pool ist genau der richtige Ort zum Überleben. Die Wolken werden von der Cordillera de Ansilta aufgehalten. Dort ist es jetzt schattig.
    Unser Auto bekommt endlich eine Grundreinigung. Insbesondere freut mich, dass die Sanddünen im Inneren entfernt werden. Und das für weniger als 5€. Rainer bekommt einen neuen, frischen Haarschnitt im Freien, so werden die Haarfusseln sofort vom Winde verweht.

    Und abends? Da soll es nur noch in eine andere Posada zum Dinner gehen. Denn die Mannschaft unserer Posada ist heute bei einer Familienfeier.
    Da fällt Rainer ein, dass er doch auf dem Hinweg etwas gesehen hat, das er sich aus der Nähe anschauen möchte. Und so pesen wir noch schnell zum Cerro Alcázar und zum Cerro de los 7 colores. Das Ganze ist natürlich frei zu besichtigen. Dass wir die Einzigen überhaupt hier sind, setzt dem Ganzen noch das i-Tüpfelchen auf die Krone!
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  • Laguna Blanca

    31. oktober 2024, Argentina ⋅ ☀️ 9 °C

    …oder wieso dürfen Farbenblinde Namen für eine Lagune bestimmen?

    Das Ziel, die Laguna Blanca, ist etwa 70 Kilomter von unserer Posada entfernt.
    Die Entfernung klingt nach „machbar“. Wie so oft können wir uns nur auf die OSM App erlassen. Zum einen führt die Route genau zur Laguna und zum anderen zeigt sie eine annehmbare Anreisezeit von 1.5 Stunden an. Plus ständiges Stehenbleiben ergibt für uns etwa zwei bis zweieinhalb Stunden pro Strecke.
    Der Anfang der Anreise ist dennoch etwas holprig. Wir wollen tanken, doch man nimmt nur Bargeld. Auch an der nächsten Tanke. Also geht’s flugs zurück in die Posada um „efectivo“ zu holen.

    Pünktlich um Zwölf verlassen wir die schön asphaltierte Ruta 149 und müssen uns nun mit der gut präparierten, unbefestigten Piste zufrieden geben. Rechterhand begleitet uns zunächst die teils verschneite Bergkette Cordillera de Ansilta.
    Etwas verunsichert sind wir von der riesigen Tafel, auf der etwas von Wegezoll steht. Während Rainer nun alle Varianten, die auf uns zukommen könnten, durchgeht, sage ich mir: Ich bin in Argentinien - also keep cool 😎

    Nach dreißig Kilometern beginnt die Strecke landschaftlich interessant zu werden. Es beginnt mit dem wild tosenden Río de los Patos und zieht sich fort bis über den immer höher kletternden Weg, der uns vier mal durch eine Wasserader führt - nämlich der, die von der 3.000 Meter hochgelegenen Lagune kommt - und nur drei Mal gibt es eine Art trockene Überführung. Die Bergflanken werden immer enger und zuletzt fahren wir eine steile Serpentine.

    Oben angekommen sind wir etwas enttäuscht. Laguna Blanca - das können wir mit unseren rudimentären Spanischkenntnissen übersetzen - heißt „Weiße Lagune“! Nicht Grün, nicht Lehmgelb, nicht Matschepampenbraun.
    Hm. Wir packen unser Picknick-Equipment aus und trinken Tee. Und dann kommt wieder Wind auf. Wie wir das lieben 😡 Glücklicherweise stürmt der an uns vorbei und wirbelt Sand in der Düne auf.
    Eine weitere halbe Stunde Fahrt soll es zum Gletscher Caballito gehen. Es ist der Gletscher am Cerro Mercedario. Aber es stellt sich heraus, dass ich da nicht richtig geguckt habe. Denn es ist eine Wanderstrecke. Eine ziemlich Steile. Es ist halb Vier und viel zu spät für eine ausgedehnte Wanderung. Also kehren wir zurück.
    Wir entdecken gefühlt mitten in der Lagune eine befahrbare Insel mit einer Anhöhe. Ich laufe dann noch weiter bis zur Düne und kann den Cerro Mercedario, mit seinen 6.770 Höhenmetern sehen. Er ist Teil der Cordillera de la Ramada.
    Die Sonne steht jetzt tief und die Farben sind noch intensiver.
    Drohni soll jetzt mal einen Blick in die Schlucht machen. Aber wir dürfen nur 120 Meter nach oben fliegen. Damit ist noch lange nicht die Oberkante erreicht, um einen guten Einblick zu schaffen.

    Wir haben auf der gesamten Zeit drei weitere Autos getroffen. Eins war mit jungen Leuten besetzt, die gerade ihre mehrtägige Trekkingtour beendet haben. Das heißt also, es waren heute maximal drei Tagestouristen hier. Wenn überhaupt. Vielleicht waren die anderen auch Mehrtagestrekker.

    Als wir unten an der Kontrollstelle vorbeifahren, winkt der Typ, der uns auf dem Hinweg fragte, was wir vorhaben. Er freut sich in Form eines 👍🏽 Ich frage mich, ob man uns am Ende des Tages geholt hätte, wären wir nicht zurück gekommen.

    Kurz bevor wir wieder den Asphalt unter dem Auto spüren, sammeln sich immer mehr Wolken an. Aber nicht so normale, wie wir das kennen. Geschuldet der trockenen Luft haben die alle so schöne definierte Untertassenformen.
    Kurz vor Sieben erreichen wir wieder unsere Posada. Hier erst habe ich wieder Netzanbindung. Die Bestellzeit für die heutige
    „cena“, die wir immer per WhatsApp bestätigen müssen ist schon längst durch. Hm. Außerdem steht da ein Gericht mit „pollo“. Wir wollen aber wieder das leckere „Ojo de bife“…. Wir wären nicht in Argentinien wenn das nicht klappen würde 😎
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  • Ups wie Uspallata

    2. november 2024, Argentina ⋅ ☀️ 20 °C

    Seit der zweiten Langzeitreise, die vom Februar bis Juni stattgefunden hat, fertige ich eine Tabelle an, in der die anzufahrenden Orte stehen, das gebucht Hotel, das Datum usw. Das Schöne ist: Rainer hat auch Zugriff und weiß jederzeit wohin es als Nächstes geht.
    Wie lange wir an einem Ort bleiben, lasse ich durch die Tabellenfunktion ausrechnen. Somit ist diese Fehlerquelle ausgeschlossen.
    Nicht ausgeschlossen ist ein entscheidender Fehler, den wir am Abreisetag erst bemerken.
    Denn wir checken in Barreal am 2. November aus und das nächste Hotel ist erst ab dem 3. reserviert.

    Ups 😬

    Eigentlich ist auch das normalerweise nicht so dramatisch. Außer hier am Ende der Welt, wo die eSIM so gut wie keine Anbindung ans Netz bekommt. Guter Rat ist teuer. Zuerst versuchen wir am Dorfplatz wenigstens über Edge zu erforschen, ob im Hotel de Cielo, dem Hotel das erst für morgen reserviert ist, schon für heute Nacht etwas frei ist.
    Rödel - rödel - rödel …Nein.
    Alles ausgebucht. Nun. Dann fahren wir eben nach Mendoza. Da wollte ich zwar nicht hin. Aber nicht zu ändern.

    Unsere heissgeliebte Ruta 149 bringt uns gen Süden. Doch kaum dass wir von der Provinz San Juan in die Provinz Mendoza wechseln, ändern sich der Strassenbelag von asphaltiert auf unbefestigt.
    Das kann doch nicht wahr sein. Unser schönes sauberes Auto!

    Kurz vor Uspallata verabschieden wir uns endgültig von der 149.
    Im ersten Vorort gibt es Netz. Yäääh.
    Uspallata scheint ein Touriort zu sein. Jedenfalls sehen wir mehr Menschen als in Barreal 😂

    Noch immer steht die Frage Mendoza oder nicht Mendoza.
    Beim Blick auf die Karte wird der Umweg deutlich. Also schaue ich bei Booking, wo man hier in Uspallata übernachten könnte. Es handelt sich ja nur um eine Nacht. Ich werde fündig! Etwas außerhalb des Ortes gibt es Glamping-Zelte in Form einer Kuppel. In so einem Ding wollte ich schon immer mal übernachten. Der Blick auf die Verfügbarkeit: 👍🏽
    Rainer ist etwas skeptisch. Also schauen wir uns das vor Ort erst an.

    Die Lage ist erst einmal perfeto.
    Der Angestellte ist so nett und zeigt uns eine Kuppel. Wir beide sind gleich hin und weg. Nehmen wir!
    Aber das Gezeigte ist reserviert und so nehmen wir das baugleiche Modell ganz am Ende der Reihe
    Die Nummer 8.
    Die Einrichtung fasziniert. Es wurde an alles gedacht. Eine Miniküche mit allen Grundnahrungsmitteln ist vorhanden. Das Bad hat eine richtige Toilette und eine Dusche. Und im Hauptraum ist es zwar jetzt, wo die Sonne reinknallt warm aber es gibt eine Klimaanlage, zwei Fenster für frische Luft, einen Holzofen für die Frostmemmen in der Nacht (Nicht für uns).
    Es gibt natürlich ein Ehebett und auf halber Höhe noch eine Matratze für weitere zwei Gäste. Am kleinen Tisch sitzen wir direkt am Fenster und haben die beste Aussicht der Welt auf die Cordillera. Und ich kann nicht genug schwärmen. Es gibt sogar eine Yogamatte! Auch einen Esstisch. Das Essen wählen wir aus dem Menü per WhatsApp aus und zur argentinischens Essenzeit, also kurz vor 9pm, wird es in unser Domizil gebracht.
    Und der Preis? 120€ mit Frühstück, das eben so liebevoll zubereitet gebracht wird, wie schon das Abendbrot.

    Leider leider bleiben wir nur eine Nacht. Es tut insbesondere Rainer leid weiter zu ziehen. Und das ist ein absolutes Novum.
    Oder vielleicht doch eine Vorhersehung?

    Kurz nach Elf verlassen wir das Anwesen. Per WhatsApp bedankt man sich für den Aufenthalt und verabschiedet sich nochmals mit den Worten: See you next time.
    Wie bald das passiert , das kann kein Hellseher vorhersagen.

    Die kommende Tour wird mit 92 Kilometern angezeigt. Eine Fahrt auf landschaftlich wunderschöner Strecke. Nur… so viel Verkehr haben wir seit Monaten nicht gesehen. Als wenn irgendwo ein Pfropfen geöffnet worden wäre. Aber unsere Seite läuft gut.

    Am Embalse Potrerillos (embalse - Staudamm) schauen wir uns um. Es ist Sonntag und hier ist mächtig viel los. Auch auf der weiteren Strecke wird entlang des Flusses gegrillt, was das Zeug hält. Obwohl höchste Waldbrandstufe herrscht.

    Das Hotel für die kommenden zwei Nächte befindet sich im Nowhere südwestlich des Lago de Potrerillos. Zunächst geht es über die Ruta 89. Ausgerechnet in Las Vegas endet die asphaltierte Straße.
    Zugegeben. Über diesen Umstand sind wir genervter, als man das für gewöhnlich vielleicht ist.
    26 Kilometer geht es über eine steil ansteigende, kurvige und vor allem mit spitzen Schotter belegte Verbindung.
    An der schier unendlich großen Estancia Atamisqueso müssen wir uns anmelden. Hier befinden wir uns bei etwa 2.000 Höhenmetern. Die höchsten Berge sind zum Greifen nahe.
    Das Hotel de Cielo (Cielo heißt Himmel) ist Teil dieser Estancia.
    Hier habe ich ein Spiegelglashaus gebucht, in dem sich die Landschaft spiegelt und das Haus kaum zu sehen ist.
    So die Bilder auf jeder Plattform.
    Es soll sozusagen eine Art Höhepunkt bzw. Abschluss dieser Reise durch Chile und Argentinien sein, die Anfang Oktober
    im chilenischen Calama begann. Es soll auch eine Überraschung für Rainer sein.
    Die Rate? Das Dreifache, das ich sonst bereit bin zu zahlen.
    Das Anwesen des Hotels wirkt großzügig und modern.
    Große Loungemöbel im Garten mit weißem Bezug unterstreichen den edlen Look. Stutzig macht uns, dass
    viele Sitzmöbel aussehen, als wenn sie weggeräumt werden müssen. Sie stehen übereinander.
    Unser Haus ist noch nicht fertig. Wir warten geduldig bei einem Glas Weißwein bis auch wir - es warten auch andere - zum Haus gebracht werden.
    Die Villas, die sich hier Lounge nennen, stehen im deutlichen Abstand von Haupthaus.
    Beim Anblick unseres Hauses, der Villa Nr.6 sehe ich schon, dass sich in der Spiegelfassade Nix spiegeln kann. Denn die Folie ist defekt, gebrochen, zerkratzt und blind. So stark, dass man von innen nur mit Augenschmerzen durchgucken kann!
    Ich bin fassungslos und verwirrt über diese Frechheit, dass uns so etwas angeboten wird.
    Das moniere ich natürlich und bin nicht bereit diese Villa zu beziehen. Die Front der Villa nebenan sieht aber nicht besser aus. Doch diese Mieter stört es vermutlich nicht.
    Der private Pool ist kein Pool sondern ein ungepflegter Betonrand mit Steinen drin.
    Die Aussage, dass die Fenster am Dienstag, dem Tag an dem wir auschecken werden, repariert werden, toppt das Ganze.

    Der Mitarbeiter meint, er müsse schauen, ob eine andere Villa frei sei und fährt mit dem Moped ab.
    Doch auch das entpuppt sich als Lüge.
    Wartend auf seine Mitteilung schauen wir uns um. Von insgesamt acht Villas dieser Art haben nur zwei eine unversehrte Spiegelfassade. Doch an der einen hat die eingetrocknete Vogelkacke schon wieder lange weiße Linien gezogen.
    Wir warten und warten, bis wir uns entscheiden zur Lobby zu fahren.
    Hier sitzt der Gute am Rechner, hatte offensichtlich nicht vor, uns zu informieren und meint, er habe nichts anderes.
    Auf unsere Bemerkung, dass wir dann wieder abfahren, zuckt er nur mit den Schultern.
    Rainer verlangt den Manager. Aber auch ihn scheint es nicht sonderlich zu interessieren. Als Entschädigung erhalten wir ne Flasche Rotwein.

    Inzwischen habe ich Kontakt mit der Unterkunft in Uspallata aufgenommen. Und ja. Wir können für die kommenden zwei Nächte wieder den Kuppeldom No 8 haben. Also machen wir uns auf den Rückweg. Es ist halb Vier. Zwei Stunden brauchen wir bis zu den Domos de Uspallata. Hier fühlen wir uns sauwohl. Der Natur so nah. Und die Angestellten sind allesamt so freundlich. Für die kommenden zwei Nächte zahlen wir nur noch je 104€.
    Kurze Zeit später kommt ein heftiger Wind auf. Das kennen wir schon aus Fiambalá. Die Kuppel hält. Nur reisst der Wind extrem laut an den Weiden, die neben dem Zelt stehen.
    Den letzten Tag hier in der Anlage machen wir zum ersten Mal wirklich nichts. Wir gehen nicht einmal zum Pool. Das Frühstück bringt man uns eh halb Zehn, am Nachmittag essen wir Kuchen (leftovers vom Frühstück) und abends bringt man uns das Abendbrot zur gewohnt späten Zeit.
    Was wir gemacht haben?
    Gesonnt, Bilder geguckt und sortiert, die gegenüberliegende Bergkette angehimmelt und Footprints geschrieben 🤙🏻
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