Politically incorrect durch Kopenhagen
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"Guuuuys, no questions 'til the tour has started, please!"
Hochtheatralisch schnaubt unser Guide in seinen Hipsterbart, grinst uns dabei etwas provokant an und zieht sich die 10 cm lange Fischgräte zurecht, die in seinem rechten Ohr baumelt.
Vielleicht bringt er sie aber auch nur in Stellung, um störenden Leuten wie mir damit rechtzeitig das Wort abzuschneiden...?
Ich grinse leicht verunsichert zurück und bin kurz sprachlos - sicherheitshalber.
Dann muss die peripher relevante Frage, ob wir bei ihm auch bargeldlos zahlen können, halt warten...
Aber ist ja auch 'ne FREE walking tour, für die wir gerade im Weg rumstehen. Im Zweifel gibt's dann halt nur einen feuchten Händedruck. Oder ein paar Fischgräten fürs linke Ohr. 🤷♀️
Der schnoddrigen Begrüßung nach könnten wir auch gut und gerne wieder in Berlin sein, denke ich mir so. Da kommen ja fast schon heimelige Gefühle auf...
Tatsächlich sind wir jedoch sehr spontan im schicken Kopenhagen gelandet.
Stand so gar nicht auf dem Zettel, als wir die Reise grob vorgeplant haben, aber das ist ja das Schöne auf einem Roadtrip: Man weiß manchmal morgens nicht, an welchen Ort einen die Straßen abends führen.
Anyway, unser Guide Max nimmt das Motto seiner Firma ("politically incorrect Tours") jedenfalls äußerst ernst und begrüßt jeden ankommenden Gast genauso derbe wie uns.
Sensiblere Gemüter sollten sich die Teilnahme an der Tour da lieber nochmal überlegen, denn das Konzept sieht eine "Stand-up Comedy" - Komponente vor, die scheinbar darauf baut, Witze auf Kosten möglichst vieler Anwesenden und in möglichst kurzer Zeit zu reißen.
Ganz nebenbei wird dann noch was zur Stadtgeschichte und dänischen Kultur erzählt.
Ich habe ja durchaus ein Herz für stumpf-fiese Kalauer, Christians Miene wirkt hingegen schon jetzt so begeistert wie die Queen, die gezwungen wird, einem jodelnden Mr.Bean beim Strippen zuzuschauen. Not amused auf jeden Fall.
Sein Eindruck wird vermutlich auch nicht besser als Max uns nach unserem Wohnort fragt, bei der Antwort dann aber unsere schlabbrigen Outdoorklamotten und schlammigen Schlappen kritisch beäugt und Zunge schnalzend den Kopf schüttelt.
"Also, wie Berliner seht ihr aber nun ECHT nicht aus!" , ruft er. Plötzlich auf deutsch und nicht ahnend, dass ich mich mit dieser Einschätzung sogar irgendwie...geschmeichelt fühle.😅
Die Tour selbst ist dann wieder auf englisch. Nachdem auch wirklich jeder der Anwesenden zur Begrüßung sein Fett weg bekommen hat, geht es endlich los mit der Führung.
Ja, und was soll ich sagen...nach dem etwas "grätigen" Start wurde die Tour dann überraschend richtig gut.
Max hat ziemlich was auf dem Kasten und scheinbar mehrere Geschichtsbücher gefressen, so viel kann er uns erzählen. Zudem zeigt er uns auf unterhaltsame Art u.A.
- diverse Kirchen (alle mehrmals abgebrannt),
- das Schloss Amalienburg (Überraschung, auch abgebrannt!), und
- die Börse (mehrmals abgebrannt, kürzlich war es leider wieder soweit).
Fazit: Puh, Kopenhagen ist echt "on Fire!"
Unser Guide liefert auch gleich die passende Erklärung für den historischen Trend, und das ist die dänische Obsession für Kerzen.
Alles im Leben muss nämlich möglichst "hyggelig" sein, also gemütlich, und das geht nun mal nicht ohne einen 1000er Pack Ikea-Teelichter. Klingt plausibel!
Dennoch schade, denn die vielen historischen Gebäude mit ihren Türmchen und elegantem Fassaden sind doch viel zu schön, um stimmungsvoll abgefackelt zu werden.
Kopenhagen besuche ich nun zum zweiten Mal und bin wieder sehr angetan. Ich finde sogar, es ist eine der schönsten Städte Europas und freue mich, dass die Öresundbrücke uns heute kurzfristig hierher ausgekippt hat.
Und der Tag ist noch für weitere Überraschungen gut ... hatte ich nicht erwähnt, dass die sehr direkte und leicht pöbelige Art von Max irgendwie heimelige Gefühle in mir ausgelöst hat?
Haha. Es ergibt nun, nachdem wir mit ihm doch noch warm geworden sind und ein bisschen geplauscht haben, alles einen Sinn.
Max heißt eigentlich Jack, ist Engländer, der aber erschreckend authentisch deutsch spricht (Weirdo!)
uuund....er wohnt seit Jahren in Berlin. Ohne Witz 500 Meter Luftlinie von uns entfernt.
Hipster-Attitude, Bart, Tattoos, seltsame Gegenstände im Ohr - wir hätten es merken können! 🤣🤣🤣
Ach ja, und: Er hatte Paypal.Read more
Traveler 🤣
Traveler 🤭🤷♀️
Traveler Oops. Das war ja ne Tour. Gut das er noch abgeliefert hat. 😆 Wie klein die Welt doch echt ist. Gute Einstimmung für die Rückkehr nach Berlin war das wohl 🤣 ich liebe Kopenhagen übrigens auch sehr 👌❤️
Traveler Haha, ja das war es wohl! Am Anfang haben wir echt überlegt, zu gehen... waren nur zu faul, uns was anderes zu überlegen😅 zum Glück, muss man diesmal aber sagen!