E1-Dänemark

5月 - 9月 2017
Der E1 verläuft in nördlicher Richtung durch Dänemark. Ich hatte so meine Probleme mit der Route...
375 km, E1 Tag 73 - 88
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  • E1-87-DK Rugaard Camping (30km)

    2017年5月27日, デンマーク ⋅ 🌙 19 °C

    Ich schaffe den Weg (3)

    Nackt wie Gott ihn schuf, steht Björn am Morgen am Strand, während ich mich verschlafen aus meinem Schlafsack schäle. Wir sind ja auch am Busen der Natur, da ist das völlig in Ordnung. Ein gemeinsamer Kaffee noch, dann will Björn wieder los, denn er hat noch viel vor an diesem Wochenende. Tschüss denn, Björn, war schön mit dir. Ich frühstücke in aller Ruhe zu Ende. Eine Weile lasse ich so die schöne Bucht auf mich wirken, schaue zur Burg Kalø herüber. Eine Besichtigung würde mich schon reizen. Zwar führt ein Damm nicht weit von hier zur Ruine hinüber, doch hin und zurück wären es wohl zwei Stunden Zeitaufwand. Das ist wieder einmal zu lange für den Wanderer, der seinen Weg zu gehen hat. So laufe ich auch an diesem touristischen Highlight vorbei.
    Nach einem Stück Landstraße verschwindet die Molsrute gottlob im kühlen Wald. Damit lasse ich die Ostsee für heute hinter mir, jetzt geht es ostwärts durch den Nationalpark Mols Bjerge. Doch abends werde ich wieder am Ostseestrand sein, der Rugaard Campingplatz direkt an der Ostsee ist mein Ziel.
    Was habe ich vom Nationalpark gesehen? Viel Wald, hügeliges Gelände (Bjerge=Berge), üppig gelb blühenden Ginster auf zahlreichen Lichtungen, die alte Wassermühle - Ǿrnborn Molle -, den langgestreckten Stubbe Sø, den Safari Park Ebeltoft, in dem ich „von hinten“ Giraffen und Strauße bewunderte. Ein alter und sehr langer Schienenweg, auf dem ich Demüt üben konnte.
    Am Schönsten jedoch war der Blick runter zum Campingplatz Rugaard an der Ostsee, denn damit hatte ich das Tagesziel fast erreicht. Anzukommen ist immer eine Freude, vor allem nach einem langen Weg. Es ist kurz vor 18 Uhr, als ich einchecke. Auf dem Rasen direkt am Strand soll ich mein Zelt aufstelle. Der Platz ist zwar schön, aber sehr windig. Eine Parkbank muss dem Zelt vor der steifen Brise, die den Strand entlang weht, Schutz bieten. Ich hoffe inständig, dass mit dem Sonnenuntergang der Wind einschlafen wird, andernfalls könnte die Nacht ungemütlich werden. Die heiße Dusche im beheizten Sanitärbereich wird mit sanfter Musik aus der Decke untermalt. Auch Camping kann Luxus sein. Gegessen wird direkt am Strand. Die zwei kühlen Biere, die ich vorhin beim Kiosk erstanden habe, munden köstlich dazu.
    Kann das Leben schöner sein als in diesem Moment?
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  • E1-88-DK Grenaa (22km)

    2017年5月28日, デンマーク ⋅ ☁️ 18 °C

    Ich schaffe den Weg (4)

    Tatsächlich - der Wind schläft mit dem Sonnenuntergang ein und die Nacht ist ruhig. Das Wellenrauschen weckt mich am Morgen, oder ist es ein Sonnenstrahl, der meine Nase kitzelt? Die Weite des Meeres direkt vor dem Zelt ist unglaublich! Das Paradies kann nicht mehr fern sein. Ich könnte ewig hier liegen und aus dem Zelt über das Wasser schauen. Doch auf! Vor mir liegt der letzte Wandertag! Hurra! Ich weiß ungefähr, was mir heute bevor steht: bis nach Grenaa geht es immer direkt am Strand entlang.
    Der Weg startet vielversprechend: als schmaler Pfad verläuft er parallel zum Strand und das Laufen ist entspannt. Bis nach Glatved Strand. Dort ragt eine Förderanlage weit in das Ostseewasser hinaus. Hier wird Kalk gewonnen und als Abfallprodukt fallen massenhaft Steine an, die nach Durchmessern geordnet in Haufen zu Tausenden gelagert werden. „Where nature meets industry“, meint die Infotafel. Hübsch ist anders. Aber gelegentlich muss das wohl sein.
    Jenseits der Anlage verläuft der Weg direkt auf den Strand. Welcher Weg? Hier ist nur Strand, der aus tausenden und abertausenden Steinen besteht. Ich gehe wie auf Eiern und verliere schon mal wegen des Gewichts auf meinem Rücken das Gleichgewicht. Nur gut, dass der Rucksack leicht ist. Gut auch, dass eine frische Brise von achtern kommt und schiebt. Nicht gut, dass die Brise auch dunkle Wolken mit sich bringt. Wir es kurz vor dem Ende noch einmal Regen geben?
    Die halbe Strecke bis Grenaa ist geschafft, ich bin es auch. Da kommt die rote Hütte, die direkt am Strand steht, genau richtig. Ich stehe soeben davor und staune noch, da beginnt es zu schauern. Das nennt man Timing, denn den Regen kann ich ja nun in der Hütte abwettern, denn die Tür ist nicht verschlossen und lädt geradezu zum Verweilen ein. Drinnen gibt zwei Liegestühlen (für draußen bei Sonnenschein), eine Sitzbank (für drinnen bei Regen), einen Tisch, ein Gästebuch. Sogar an eine Lesebrille wurde gedacht. Hier versuchte jemand, dem Wanderer seine Pause angenehm wie zu gestalten. Ich schreibe dem Unbekannten meinen Dank in sein Gästebuch.
    Der Schauer zieht vorbei, ich kann weiter. Doch nicht lang, da regnet es wieder. Und zwar sehr heftig! So kommt kurz vor dem Ziel die neue Regenjacke doch noch zu ihrer Bewährungsprobe. Blöd nur, dass es gleich ein Lanzeittest wird, denn erst in Grenaa, dessen Türme gerade erst am Horizont auftauchen, hört es auf zu regnen.
    In Grenaa wechselt die Molsrute vom Strand in die Heide und strebt dem Hafen entgegen. Was war das für eine Plackerei! Wer hat sich das nur ausgedacht, einen E1-Wanderer mit Mehrtagesrucksack über die Steine zu schicken? Aber nun ist es geschafft. Zum Abschluss machen die dunklen Wolken tatsächlich noch der Sonne Platz, die Regenjacke hat ihren Test bestanden und kann wieder im Rucksack verschwinden.
    Der letzte Kilometer führt an einem überdimensionalen Campingplatz und einer Strandhaussiedlung vorbei. Dann bin ich am Hafen, wo der dänische Teil des E1 und auch die Molsruten enden. Jetzt könnte ich eine Fähre nehmen und nach Varberg in Schweden übersetzen, um anschließend die paar tausend Kilometer bis zum Nordkap zu wandern. Aber ich habe ja schon beschlossen, dass der nördliche E1 ist nicht mehr mein Weg sein wird.
    Ich drehe mich um, wende dem E1 den Rücken zu und gehe ohne Wehmut in die entgegengesetzte Richtung. Für zwei Kilometer oder so geht es den kanalisierten Verlauf der Grenåen entlang. Wer hier wohnt, hat's schön.
    Ich stehe am Bahnhof von Grenaa, der etwas herunter gekommen ist, vielleicht, weil kein Zug hier mehr hält. Schon kommt der blaue Bus der Midttrafik, mit einmal Umsteigen geht es in einer Stunde zurück nach Aarhus, wo ich vor vier Tagen zu Fuß gestartet bin.
    Schon verrückt, wie schnell die Technik uns Menschen gemacht hat.
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  • Intermezzo (4)

    2017年6月8日, ドイツ ⋅ 🌧 14 °C

    Manchen mag es überraschen: noch einmal reise ich nach Dänemark, um auf dem Haervejen zu wandern.
    Mein Startpunkt ist Viborg, wo der dänische Ochsenweg beginnt oder endet. Von dort geht es dieses Mal nicht nordwärts, sondern in südliche Richtung. Das Ziel ist Silkeborg, das Nørre-Snede nahe ist. Wer sich erinnert, weiß, dass ich dort meine zweite Haervejen-Tour wegen Schlechtwetter abbrach. Das hat mir keine Ruhe gelassen. Ich musste noch einmal los, um den Haervejen-Weg zu vollenden.

    Mein ursprünglicher Plan war, Dänemark von Süd nach Nord, von Flensburg bis Skagen, in einem Rutsch zu durchwandern. Plan B war, auf dem E1 von Flensburg nach Grenaa zu gehen. Der Punkt der Entscheidung lag in Nr. Snede.
    Woran ich vorher nie dachte: unterwegs aufgeben. Doch genau das geschah! Das kalte, regnerische Wetter zwang mich in die Knie, ich brach die Haervejen-Wanderung vorzeitig ab und nach der zweiten Tour bog ich in Nr. Snede endgültig auf die E1-Route ab. Vielleicht beruhte der Abbruch auf mangelndem Training oder nicht angepasster Kalorienzufuhr. Ich berichtete davon.
    Ich entschied ich mich also, Plan B umzusetzen. Die folgenden Touren machten dann mehr Spaß, denn die Landschaft wurde interessanter und das Wetter besser. In Grenaa hätte meine Wanderung durch Dänemark enden können, das eigentliche Ziel - Plan B - war ja erreicht.
    Doch die ursprüngliche Idee, den Haervejen von Nord nach Süd vollständig abzugehen, ließ meine Gedanken routieren. Der Plan A wollte umgesetzt sein! Ein innerer Zwang führte mich also zurück auf den Haervejen, um den Weg zu Ende zu gehen. Ich konnte nicht anders.
    Diese letzte Tour in Dänemark war dann auch die Schönste. In der Wegführung abwechslungsreich, führt dieses Teilstück überwiegend durch ruhige Wälder weitab von störendem Verkehrslärm, den es ja auch in Dänemark gibt. Es ist ein Weg, wie ihn wohl alle Wanderer mögen.
    Ich kann ihn sehr empfehlen.

    Route: https://www.komoot.de/tour/17950496/zoom
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  • DK - Hald Sø (14km)

    2017年6月9日, デンマーク ⋅ 🌧 17 °C

    Haervejen - Zugabe (1)

    Nach meiner Ankunft ist mein erstes Ziel der Dom von Viborg, von dem man sagen könnte, er sei Start oder Schlusspunkt des Haervejen. Obwohl doch viel schlichter als die Kathedrale von Santiago de Compostela, kommt mir der Viborger Dom gerade sehr bedeutend vor. Ziele, auf die man zustrebt, sind immer gewichtig. Der Dom hat in seinem Innern schöne Malereien zu bieten, die über Wirken und Sterben Jesu berichten. Ich schaue mir jedes genau an und bleibe lange in der Kirche. Dann geht es durch die lange Einkaufsstraße von Viborg zurück, bald liegt die Stadt hinter mir. Ich bin gerade mitten im Wald, der Hedeplantage, da bricht der Regen los, der für den Nachmittag angesagt war. Er trifft mich nicht unvorbereitet, ich habe mich aufgrund des schlechten Wetters auf den vorangegangenen Touren mit neuer Regenbekleidung versorgt. Kaum habe ich sie angelegt, kübelt es wie aus Eimern. Es soll auch nicht mehr aufhören. Unter der Kapuze ist das Gesichtsfeld begrenzt, weshalb ich die alten, knorrigen Eichen, an denen ich vorbeilaufe, nicht recht wahrnehmen kann. Die alten Hohlwege, durch die ich stolpere, dafür um so mehr, denn sie füllen sich rasch mit Regenwasser, große Pfützen machen das Vorankommen schwierig.
    Kurz vor Hald Sø stoße ich, vor Nässe triefend, auf ein gelb-weißes Hinweisschild, das typisch ist für den Haervejen. Es könnte zur Haervejen Herberge weisen, nach der ich schon eine Weile Ausschau halte. Ich folge dem angezeigten Weg und tatsächlich, da liegt das langgestreckte Gebäude der Herberge ved Hald Hovedgård. Die Tür steht weit offen, eine Gruppe dänisch sprechende Wanderer, die es sich in der Herberge bereits gemütlich gemacht haben, heißt mich willkommen. Ein paar der Etagenbetten an den langen Wänden sind noch frei. Eines von den oberen Betten wird für diese Nacht zu meinem. In der Herberge gibt es alles, was das Wanderherz begehrt: Dusche, Tisch, Stuhl und frisches Wasser. Während die Wandergruppe zum Abendessen den nahen Kro aufsucht, sitze ich mit einem dänischen Einzelwanderer zusammen und staune nicht schlecht, was er alles aus seinem Rucksack zaubert, während wir in Englisch unsere Wandergeschichten austauschen. Zuerst ein Sechserpack Bier, später eine Flasche Rum Captain Morgan, abgefüllt in eine 0,5l Plastikflasche, man muss ja auf das Gewicht achten! Als alle alkoholischen Vorräte vernichtet sind, gehen wir schwankend ins Bett. Kurz darauf purzelt die Wandergruppe herein, auch sie sind beschwingt und lustig. Nach und nach kehrt die Nachtruhe ein, hier und da unterbrochen von mehr oder weniger heftigem Schnarchen. Glücklicherweise habe ich mir vorsorglich Ohropax in die Ohren gesteckt.
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  • DK - Bolling Sø (30km)

    2017年6月10日, デンマーク ⋅ ☁️ 15 °C

    Haervejen Zugabe (2)

    Am frühen Morgen, als ich erwache, ist die Wandergruppe schon putzmunter. Mir ist es recht, denn ich will auch bald los, eine lange Strecke liegt vor mir. Ich sammle die zum Trocknen verstreuten Klamotten zusammen, alles ist wieder trocken, bis auf Rucksack und Wanderschuhe, die sich innen noch klamm anfühlen. Noch vor den anderen geht es für mich weiter. Schon vor acht Uhr bin ich am Niels Bugge's Kro vorbei, wo die Wandergruppe gestern gespeist hat. Der Kro macht einen gemütlichen Eindruck, hier hätte es sich sicher auch trefflich übernachten lassen.
    Jetzt geht es am Ufer des Hald Sø entlang, von dem langgestreckten See ist jedoch nur ein Stück zu sehen, das größere Stück wird von der Halbinsel verdeckt, an deren Fuß es einen Hügel steil bergauf und weg vom See geht. Der Lohn des steilen Aufstiegs ist ein herrlicher Blick über See und Halbinsel und wenn man den Blick um einhundertachzig Grad wendet, sieht man den Heideweg, der sich über die nächsten Hügel schlängelt. Da geht es jetzt lang. Schön ist es hier!
    In Skelhøje findet sich ein kleinen Supermarkt, der sich auf die Haervejen-Wanderer eingestellt hat. Ich kaufe frisch gebrühten Kaffee und süßes Brot. Mit diesen Extra-Kalorien setze ich mich draußen auf eine bereit gestellt Bank und genieße die warmen Sonnenstrahlen. Dankbar und gut gestärkt geht es weiter.
    Es geht durch die Havredal Plantage. Hier gibt es mehr als fünfzig Hügelgräber zu entdecken. Die, die direkt am Wegesrand liegen, schaue ich mir genauer an, die anderen lasse ich links (und rechts des Weges) liegen. So spannend sind Hügelgräber auch nicht, dass ich sie mir alle ansehen muss.
    Irgendwann komme ich an einem Haervejen Depot vorbei, einer kleinen Schatzkiste für Wanderer, die mit Snacks und heißem Wasser für Nescafé und Tee angefüllt ist. Gegen eine Kostenerstattung darf man sich nehmen, was bereit liegt. Mir steht der Sinn nach einer Prinzenrolle, damit es mit der Kalorienzufuhr für die nächsten Kilometer hinhaut. Diese Art von Depots soll es auf der Strecke zwischen Viborg und Nr. Snede alle zehn Kilometer geben.
    Südlich von Thorning streift der Haervejen die Grathe Heide, ein mooriges Gebiet, das 1157 Schauplatz mehrerer Schlachten gewesen sein soll. Kaum vorstellbar, dass hier Menschen gegeneinander gekämpft haben. Ein Aussichtsturm gewährt einen guten Überblick über die gewaltigen Dimensionen des Moores. Ich finde es überwältigend!
    Weiter geht es auf vom Regen gesättigten Waldpfaden. Unter den Wanderstiefeln federt der Waldboden, in Senken haben sich große Pfützen haben gebildet. Der Pfad gleicht einem Hindernisparcour. Ich erinnere mich an ein Erlebnis einer frühen Wanderung. Meine Stiefel versanken damals überraschend in einem Schlammloch, gerade als ich mich fragte, was das Wandern mir noch Neues geben könnte, ob ich nicht schon alles erlebt hätte. Ich war gerade dabei, mir eine falsche Antwort zu geben, da erhielt ich das Zeichen. Seitdem bin ich schon so weit gewandert und erlebe ständig weitere Abenteuer.
    Nach dreißig Kilometern soll es für heute genug sein. Und tatsächlich, am Christianshøj steht ein Schild, das den Weg zum nahen Shelter weist. Das es ein Hinweisschild gibt, ist nicht immer selbstverständlich, wie ich auf dem Haervejen lernen musste. Manchmal muss man suchen. Wieder erwartet mich am Ende eines Wandertages eine komfortable Übernachtungsmöglichkeit. Heute ist der Unterschlupf von der Kommune gestellt. Er ist mit einem neuen, sauberen Shelter, einer Feuerstelle mit Grill (das findet man eigentlich immer), Brennholz, Brunnen mit Frischwasser, Mülleimer (sehr praktisch) und Luxus-Plumsklo ausgestattet. Genug Platz für ein paar Zelte ist auch vorhanden. Ich ziehe jedoch das Shelter vor, das Zelt bleibt im Rucksack. Ein Blick ins Gästebuch zeigt, wann jemand hier übernachtet hat. Das letzte Mal ist schon ein paar Tage her. Ich verbringe noch ruhige Stunden in der Abendsonne, die im Juni erst spät untergeht, bald wird Sonnenwende sein.
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  • DK - Silkeborg (22km)

    2017年6月11日, デンマーク ⋅ ☁️ 18 °C

    Haervejen - Zugabe (3)

    Ich habe verschlafen! Erst um halb neun krieche ich aus dem Schlafsack. Kalt war es nicht in der letzten Nacht, da bin ich schon Schlimmeres in Dänemark gewohnt.
    Die Sonne scheint breit aus blauem Himmel, doch im Westen brauen sich dunkle Wolken unheilvoll zusammen.
    Zunächst geht es in den Stenholt Skov, ein seit 1988 unter Naturschutz stehender Wald mit niedrig wachsenden Eichen. Das Besondere ist, das deren Stämme früher an den Wurzeln gekappt wurden, um kleine Schößlinge zu erzeugen, die als Weidezäune und Brennholz Verwendung fanden. Ähnliches habe ich in der Lüneburger Heide gesehen. Die zahlreich aufgestellten Infotafeln kann ich jedoch nicht in der gebotenen Ruhe lesen. Bleibe ich stehen, stürzen sich sogleich hunderte hungriger Mücken auf mich. Im Gehen lassen sie mich dagegen in Ruhe. Also weiter.
    Nun geht es zum Bølling Sø, diesen See hat die Eiszeit geformt. Im 19.Jahrhundert wurde er trocken gelegt, um Ackerfläche zu schaffen. Doch er gab nur minderwertiges Land, Anfang diesen Jahrhunderts begann die Renaturierung. Manch Baum, der jetzt im Wasser steht, hat die Wiederbelebung nicht überlebt, davon zeugen zahlreiche Baumskelette am Wasser.
    Ein einsam gelegenes Shelter liegt am Weg, bietet letzte Gelegenheit für eine Pause. Es beginnt wieder zu regnen, heute ist es aber nur Sprühregen. Und doch sinkt gleich die Laune. So viel hängt beim Wandern von gutem Wetter ab. Nun heißt es Abschied nehmen vom Haervejen, der weiter Richtung Nr.Snede zieht, ich aber will nach Silkeborg und das geht gerade aus. Zum Haervejen sage ich: "Auf Wiedersehen". Ein Stück geht es noch weiter durch den Wald, es folgen vereinzelt liegende Bauernhöfe, dann wird die Gegend allmählich urbaner. Hinter der Autobahnunterführung ist die Stadtgrenze erreicht, eine mäßig befahrene Umgehungsstrasse Richtung Innenstadt muss ich folgen. Der Sprühregen bleibt auch auf diesem langweiligen Weg mein ständiger Begleiter. Der Silkeborg Langsø liegt vor mir, über die viel befahrene Brücke des Søndre Ringsvej geht es auf die andere Seite. Ein kleiner Park, ein paar Häuser noch, dann liegt der Bahnhof vor mir und die Tour ist zu Ende. Der Zug geht erst in zwei Stunden, es bleibt also genug Zeit, um mich im 7eleven (diese Einkaufsmöglichkeit gibt es offenbar in jedem dänischen Bahnhof) mit Kaffee, Smothie und Pasta zu versorgen. Das verbleibende Wechselgeld schenke ich der netten Bedienung, die mich fragend anschaut. "Dänischen Kronen brauche ich nicht in Deutschland", gebe ich ihr zur Antwort. Sie versteht und lächelt.
    Von Silkeborg geht es in nur dreißig Minuten nach Skanderborg. Für diese Strecke habe ich vor einigen Wochen einen ganzen Wandertag gebraucht. Ich steige in einen IC3 der Danske Statsbaner (DSB). Der silbrige Zug bringt mich direkt nach Hamburg. Diesen wulstigen Zugtyp, der jeder Aerodynamik trotzt, habe ich auf den Fahrten zu und von meinen dänischen Wanderzielen so oft genutzt und ins Herz geschlossen. Die Baureihe ist zwar schon seit den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts in Betrieb und nicht mehr taufrisch. Doch vielleicht gerade deshalb versprühen diese Züge einen besonderen Charme. Sie sind bequem ausgestattet, bieten viel Platz, fahren leise und haben freundliche und ruhige Menschen an Bord.
    Das war‘s also mit Dänemark. Gut so - es ist nicht so mein Wanderland geworden. Auf zu neuen E1-Touren in anderen Gefilden.
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