Asunción - im Schmortopf
26. januar 2023, Paraguay
Unsere Freunde wohnen eigentlich in Lambaré einem Vorort von Asunción, allerdings merkt man die Übergänge von Asunción zu den vielen Vortorten in der Realität nicht wirklich. Als wir ankommen gibt es Pizza und wir haben uns erstmal viel zu erzählen. Am nächsten Tag machen wir ganz paraguayisch eine Stadtrundfahrt mit dem klimatisierten Auto. Da meine Freundin weiß, dass komische Europär:innen wie wir gerne zu Fuß auf eigene Faust eine Stadt erkunden, werden wir doch irgendwann rausgelassen. Die Familie fährt wieder nach Hause eher ungläubig, dass wir uns das bei der Hitze wirklich antuen wollen (mehrere besorgte WhatsApp Nachrichten, ob wir nicht doch lieber nach Hause in den Pool kommen wollen folgen). Wir schlagen uns erst tapfer, irren dann aber doch eher wie schlecht gelaunte, überhitzte Zombies ziellos durch die Innenstadt. Sobald man sich hinsetzt, wird man belagert von Menschen, die Zigaretten oder Geld möchten, geht man ist man sofort klatschnass geschwitzt. Eigentlich wollte ich nie wieder um diese Jahreszeiten nach Paraguay, aber was tut man nicht alles um der Freundschaft willen. Wir versuchen es mit Museen, aber leider haben die nicht unbedingt eine Klimaanlage und drinnen ist es dann noch schlimmer. Ungefragt bekommen wir jedes Mal eine Führung und so lernen wir etwas über das Eisenbahnmuseum, das Unabhängigkeitsmuseum, das Nationalarchiv und das Stadtmuseum - alles schwitzend. Mittags essen wir im Bolsi, meinem Lieblingsrestaurant und einer Institution in der Innenstadt. Mit vollem Magen und nach dem kühlen Restaurant ist es noch schlimmer und wir sind kurz davor aufzugeben. Aber gute Touristen die wir sind, geben wir nicht auf. Ein doppelter Espresso im Lido, dem zweiten Traditionslokal gibt uns wieder Energie und wir laufen noch zur Manzana de la Rivera. In dem Block, der aus mehreren historischen Häusern besteht ist heute ein Kulturzentrum untergebracht. Von dort geht es zur Loma San Geronimo, einem "Barrio Popoular", das sich zum ersten Touristenviertel Paraguays erklärt hat. Die engen Gassen des Viertels sind bunt bemalt und in einigen Häusern gibt es Bars und einen Aussichtsturm. Leider ist gerade nichts los. Die Menschen machen das alles nach ihrer Arbeit daher sind die "Attraktionen" nur sporadisch geöffnet. Ein netter Spaziergang ist es trotzdem.
Abends machen wir ein Asado. Gegrillt wird im Garten, aber gegessen wird drinnen. Zum einen weil es draußen zu heiß ist, zum anderen grassieren in Paraguay regelmäßig Dengue und andere tropische Fieber. Unsere Freunde haben ein drei Monate altes Baby, das noch kein Mückenspray verträgt und für das Dengue gleichzeitig tödlich verlaufen kann. Wenn es irgendwie geht bleibt es daher im Haus. Auch für den achtjährigen Sohn ist Dengue eine ernste Sache. Jedes Mal wenn wir das mit Moskitonetzen bestückte Haus verlassen sprühen wir uns alle ein. Der Nahverkehr ist chaotisch und deswegen fährt man wenn es geht überall mit dem Auto hin. Auf der Straße spielen oder alleine zum Schwimmunterricht gehen ist da eher nicht möglich. Schon eine ganz andere Kindheit, als wir sie hatten.
Am nächsten Morgen fahren wir alle zusammen auf den Cerro Lambaré, von hier aus hat man einen tollen Ausblick auf die Stadt und den Fluss. Zum Mittagessen gibt es Chipa Guazu, ein Maisoufflee mit Käse und Zwiebeln. Nachmittags fahren wir auf den Mercado 4. Der Mercado 4 war ursprünglich eine Markthalle, der Mercado Municipal no. 4. Heute hat er sich über das ganze Viertel ausgebreitet. In einem unüberschaubaren Gewirr aus Gassen und Ständen kann man wirklich alles kaufen. Obst, Gemüse, Fleisch, aber auch lebende Tiere, Pflanzen, Kleidung, Videospiele und allerlei illegales. Teilweise sind es Marktstände im Freien, teilweise sind es kleine Einkaufspassagen in Gebäuden. Ich verliere innerhalb kürzester Zeit die Orientierung. Viele Waren wie Öl, Waschmittel oder Windeln werden aus Argentinien geschmuggelt und sind daher um ein vielfaches billiger als im Supermarkt. Unsere Freunde kommen deshalb für den wöchentlichen Großeinkauf her. Für die paraguayische Mittelschicht ist es schwer bei den Gehältern ihren Lebensstandard zu halten. Nur mit solchen halblegalen "Ausgleichsmärkten" ist das überhaupt möglich. Besonders toll ist der Kräutersektor, aus allen Läden hier strömt ein unglaublicher Duft. Bei den Bolivianern, die ganze Straßenzüge belegen und ihre andine Kultur samt Prozessionen zur Ehren einer eigenen Jungfrau pflegen, gibt es zum Beispiel warme Kleidung zu kaufen. Die braucht man in Paraguay nur an wenigen Tagen im Jahr, aber manchmal halt doch. Auch eine koreanische Community gibt es. Sie betreiben meist Import-Export Geschäfte und ihre Häuser sind häufig Lager und Wohnung zugleich. Auf dem Markt wurde übrigens der international prämierte Film "7 Cajas" (7 boxes) gedreht.
An unserem letzten Morgen gibt es Mbeyu, ein Fladen aus Mandiokastärke, Käse und Butter und Chipas. Das ist ein traditionelles Gebäck aus Mandiokmehl, Maismehl und Käse. Der Abschied fällt uns allen schwer, als wir um 13.00 Uhr den Bus nach Ciudad del Este besteigen. Im Gepäck haben wir Chipas, Mbeyu, Chipa Guazu und selbstgemachte Empanadas.Les mer
Reisende So einen bolivianischen Marktstand hätte ich in Brasilien auch gebraucht 🥶