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mai - juni 2018
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  • Dag 7

    Die Nacht war unruhig - eine Zeit lang, haben im ganzen Dorf die Hunde gebellt.

    Sicherlich, ist das etwas größeres durch Ushguli geschlichen - es gibt hier oben immer wieder Begegnungen mit Bären, Wölfe und Luchse und im nördlichen Teil des Großen Kaukasusgebirges, leben sogar noch sehr wenige Exemplare des stark gefährdeten Kaukasus Leoparden.

    Um 8.00 Uhr, ernüchtert ein grauer Himmel - der Regen, der bereits gestern Abend anfing, lässt gerade nach und das majestätische Panorama des Mount Shkhara, hat sich in eine schlichte Aussicht gewandelt.

    Frühstück gibt es wieder in der Wohnküche im Nebengebäude - die, ist durch den ständig angefeuerten Holzherd wohlig warm und gemütlich.

    Ein prima Platz bei einstelligen Temperaturen und heute Morgen, kommt zudem noch ein feiner Duft hinzu - Niseta, hat Rosinenkuchen gebacken.

    Für die Rückfahrt nach Mestia, haben mich Wendy und Zheng abermals eingeladen mitzukommen, da sie auch am späten Vormittag abreisen und heute noch über Mestia hinaus, weitere 140 km bis nach Zugdidi fahren werden - ich freue mich riesig auf die erneute Mitfahrgelegenheit und die angenehme Gesellschaft.

    Als wir gegen 11.00 Uhr aufbrechen, hat es aufgehört zu regnen. Die beiden Tage im höchsten, ganzjährig bewohnten Dorf Europas waren toll, obwohl ich anfangs doch etwas skeptisch gegenüber meinen Gastgebern war.

    Von einer herzlichen Begrüßung am Ankunftstag zu sprechen, wäre maßlos übertrieben - verhalten und distanziert, beschreibt unser erstes Aufeinandertreffen besser.

    Aber, manchmal braucht es einfach seine Zeit bis das Eis bricht und selbiges, brach gestern beim gemeinsamen Essen in illustrer Herrenrunde, nach einigen Gläser Weißwein - danach, war es ein ganz anderes Miteinander!

    Das gestrige Wunder von Ushguli, offenbarte sich aber durch ein schmales Lächeln in Hausherr Abels Gesicht, der sonst eher die Mimik eines streitaffinen Swanen inne hat.

    Als nach dem Frühstück meine Rechnung für Kost und Logie auf den Tisch kommt, bin ich doch etwas beschämt - nicht einmal 10 € je Tag!

    Zum Abschied, schenkt mir Nestani noch ein Stück ofenwarmen Rosinenkuchen und ein Lächeln obendrein - herzlichen Dank!

    Die Fahrt nach Mestia, entwickelt sich mit jedem Kilometer mehr zu einem Offroad Erlebnis der besonderen Art - der gemietete Suzuki von Wendy und Zheng ist eben kein Allrad-Fahrzeug.

    Der Regen der vergangenen Nacht, hat viele Kilometer Strecke in eine schmierige Schlammpiste verwandelt.

    Zudem, liegen immer wieder größere Steine auf der Piste, die sportliche Ausweichmanöver erfordern.

    Zheng ist erneut ein sehr vorsichtiger Fahrer und das beruhigt ungemein, denn ein Blick in den nahen Abgrund lässt erkennen, wo die Fahrt bei nachlassender Aufmerksam enden würde.

    Das Fahrzeug schlägt sich prima, aber als Zheng in einer Wasserlache einen großen Stein nicht erkennt, ist es passiert - die linke Auspuff Halterung ist gebrochen, der Auspuff schleift auf der Straße und an eine Weiterfahrt ist nicht zu denken.

    Das ich grundsätzlich immer mit jeder Menge unterschiedlichem Schnickschnack on Tour bin, erweist sich heute als Volltreffer!

    In meinem Sammelsurium, befindet sich auch eine sehr reißfeste Baumwollkordel, mit der es mir tatsächlich gelingt, den Auspuff wieder so zu fixieren, das einer Weiterfahrt nichts im Wege steht.

    Zheng ist begeistert und vergibt Bestnoten für die qualitativ hochwertige Reparatur ala "Made in Germany"!

    Eine Stunde später, erreichen wir das Garden House in Mestia.

    Was nach einer sehr herzlichen Verabschiedung bleibt, ist einerseits Wehmut, anderseits große Freude darüber, zwei so sympathische, hilfsbereite Menschen, aus einer mir bis Vorgestern völlig fremden Kultur kennengelernt zu haben 😊😊😊!
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  • Dag 8

    Wir der Blick in Mestia nach Nordosten gerichtet, ist bei klarer Sicht das Gipfelkreuz auf dem Hausberg der Kleinstadt zu sehen - das "Kreuz von Mestia".

    Fast am Ende der Hauptstraße die in Richtung Airport führt, beginnt ein steiler, gut beschilderter Weg ( Koruld Lakes ), durch ein uriges Viertel mit Wehrtürmen und alten Steinhäuser.

    Schon jetzt zeichnet sich ab, was den Bergwanderer erwartet - der Weg wird anstrengend!

    Auf geschätzt rund 3 km Wegstrecke, sind 900 Höhenmeter zu bewältigen.

    Was ich jedoch nicht einkalkuliert habe, sind die vom gestrigen Regen aufgeweichten Pfade.

    Einige Streckenabschnitte, besonders jene die durch den Wald führen, sind somit nicht nur steil, sondern auch extrem schlammig. Zudem, verlaufen die Trails oft der Länge nach in Rinnsalen - mit sehr rutschigen Steinen!

    Nach zwei Stunden Anstrengung, ist das Kreuz von Mestia erreicht und entschädigt mit einem fantastischen Rundumpanorama - immerhin aus einer Höhe von ungefähr 2400 Meter.

    Während der dringend benötigten Pause mit einer grandiosen Aussicht auf den Wolken verhangenen Mount Ushba ( 4737 Meter ), beruhigt mich ein wenig, daß auch halb so alte Wanderer, völlig erschöpft am Gipfelkreuz ankommen.

    Der Weg zurück, ist dann fast noch anstrengender - für Hobbywanderer ohne Trekkingstöcke oder passendem Schuhwerk, meiner Meinung nach nur sehr schwer zu bewältigen.

    Jetzt aber, belohne ich mich erst einmal selbst für die Wanderung - mit lecker Cappuccino, im Trattoria Café 😋😋😋!
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  • Dag 9

    Guests are send by God

    7. juni 2018, Georgia

    Wo ist nur die Zeit hin? Morgen geht's zurück nach Kutaisi!

    Mich gruselt's schon ein wenig, vor der 6stündigen Fahrt im übervollen Minibus aber die, bleibt wohl alternativlos.

    Es existiert zwar eine Flugverbindung vom winzigen Queen Tamar Airport zwischen den Städten, aber an Tickets für den 40 Minuten Flug zu gelangen, grenzt fast an ein kleines Wunder.

    Tamta meine Gastgeberin, steht aber in Kontakt mit dem Flughafen und checkt, ob eventuell ein Passagier den Flug nicht antritt.

    Was sonst noch bleibt, ist die Möglichkeit, einen privaten Transfer zu organisieren, der aber um die 100 € kosten würde.

    Egal, bisher stand mir ja auf dieser Reise mit den drei Mitfahrgelegenheiten unfassbares Glück zur Seite, da geht es wohl in Ordnung, einmal unbequem zu fahren.

    Mestia gefällt mir so gut, daß ich die letzten zwei Tage in Kutaisi auf einen verkürzt habe - normalerweise, wäre schon heute Abreise aus den Bergen gewesen.

    Mein linkes Knie ist von der gestrigen Aktion noch etwas lädiert, deshalb wird auf eine weitere Wanderung verzichtet und diese, durch einen Spaziergang ohne Auf- und Abstiege ersetzt.

    Ein Besuch des Svaneti Museum am Stadtrand, ist Teil meines Tagesprogramms und..... es lohnt sich!

    Wunderschöne, bis zu 1000 Jahre alte Ikonen, sind nur ein kleiner Teil der ausgestellten Artefakte und die umgerechnet 2,50 € Eintritt allemal wert.

    Zum heutigen Abendessen, lädt mich meine Gastgeberin ein - mich erwartet ihr Lieblingsessen!

    Georgische Gastfreundschaft, durfte ich ja schon in Ushguli erleben. Eine Redensart des kleinen Landes bringt Vorfreude auf's Dinner..... "Gäste werden von Gott gesandt"!
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  • Dag 10

    A breathtaking flight

    8. juni 2018, Georgia ⋅ ⛅ 26 °C

    Wunder geschehen immer wieder - zumindest ganz kleine!

    Tatsächlich konnte mein Host Tamta, noch einen Last Minute Flug für mich von Mestia nach Kutaissi ergattern - was für ein unfassbares Glück!

    Auch der Preis für das Flugticket - mit gerade einmal 18 €, nur 10 € teurer als die Busfahrt.

    Der Queen Tamar Airport, liegt nur wenige Fahrminuten vom Gästehaus entfernt - um 10.30 Uhr fahren wir los!

    Tamta begleitet mich vorsichtshalber noch bis zum Check Inn - alles bestens!

    Den Ticketpreis bezahle ich bar und kann es immer noch nicht fassen, daß gleich ein bequemer, kurzer Flug und nicht die mindestens 6stündige Fahrt in einem der unkomfortablen Überlandbusse ( Marschrutka ) stattfindet.

    Pünktlich, hebt die Propellermaschine der kleinen georgischen Fluglinie Vanilla Sky, mit zwei Piloten und knapp zwanzig Passagieren ab, fliegt ein Stück das Mestia Tal entlang, gewinnt langsam an Höhe und steuert dann, auf das gewaltige Kaukasusgebirge zu.

    Der Flug ist einfach atemberaubend - die bis über 5000 Meter hohen Berge so nah zu sehen, zwischen den Wolken hindurch zu surfen, ist ein unglaubliches Erlebniss!

    Natürlich, reagiert das kleine Flugzeug viel empfindlicher auf Gegen- und Seitenwinde, sowie die selten auftretenden Luftlöcher - irgendwie, machen die leichten Turbulenzen aber auch Spaß und sind allemal verträglicher, als das stundenlange Geschaukel in engen Fahrzeugen.

    Der Kapitän weicht weit vorausschauend und ganz bewußt, der aus Nordwesten kommenden, dunkelgrauen Wetterfront aus, fliegt über gewaltige Wolkenansammlungen, oder taucht unter selbigen hindurch - dennoch, der Flug ist deutlich ruhiger als erwartet!

    Wenige Minuten nach dem Start, löst eine grüne, fruchtbare Landschaft die beeindruckende Hochgebirgsregion ab - es geht bereits in den Sinkflug.

    Nach 29 Flugminuten, setzt die Propellermaschine sanft auf dem Kutaissi International Airport auf - die anschließende Taxifahrt ins Sun Guest House, dauert dann länger als der Kurzstreckenflug.

    Dafür, bekomme ich ein tolles Zimmer im Obergeschoss zugewiesen - schon wieder Glück gehabt 🍀🍀🍀!
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  • Dag 10

    Encountors on a journey are crucial

    8. juni 2018, Georgia ⋅ ⛅ 24 °C

    Wie ich im Nachgang betrachtet eine Reise bewerte, hängt von vielen Faktoren ab.

    Ganz wichtig und von bleibender Erinnerung, sind aber immer die zwischenmenschlichen Begegnungen - sie sind das sprichwörtliche Salz in der Suppe, die Geschichten darüber mitunter die interessantesten!

    Georgien und seine überragende Gastfreundschaft..... was war darüber nicht alles zu lesen.

    Und tatsächlich, genau so herzlich und hilfsbereit hat sich die Bevölkerung des kleinen Landes, auch mir gegenüber gezeigt.

    Trotz Sprachbarrieren, vor allem im Bergdorf Ushguli, hat die Verständigung funktioniert - manchmal eben mit Unterstützung von Händen & Füßen und dem Versuch, diverse Tierlaute nachzuahmen.

    Es stellte sich als gar nicht so einfach heraus, auf diese Art beispielsweise Frühstücksmilch und ein Omlett bei Niseta vom Guesthouse Miranda zu bestellen, ohne vor selbiger als komplett bescheuert dazustehen.

    Auch das fast schon mitleidige Unverständnis in ihrem Gesichtsausdruck, über meine vorsichtige Anfrage nach einem Glas Milch zur Tagesmitte, bleibt mir definitiv ein Leben lang in Erinnerung.

    "Wie jetzt, Milch zur Mittagszeit? Die gibt's morgens und abends nach dem Melken, fertig".....!

    Vor allem auch die zwei Tage mit Wendy und Zheng from China und wie wunderbar die beiden miteinander umgehen, bleiben in bester Erinnerung.

    Ich habe unfassbar großes Glück gehabt..... mit den Menschen auf dieser Reise.
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  • Dag 11

    Departure

    9. juni 2018, Georgia ⋅ ☀️ 25 °C

    Zehn Tage, vergehen wie im Flug - zehn Tage, voller neuer Eindrücke!

    Mestia, die Region Oberswanetien und der Große Kaukasus, werden mich bestimmt wiedersehen - es war aufregend und wunderschön, im Nordwesten Georgiens.

    Gestern Nachmittag nach dem Check Inn für die letzte Nacht im Sun Guest House, besuchte ich noch kurz die Bagrati Kathedrale - nur fünf Gehminuten von der Unterkunft entfernt, auf einem Hügel über Kutaissi.

    Wie die Stadt auch, hat mich das ehemalige UNESCO Welterbe nicht wirklich berührt.

    Kutaissi und Kathedrale, mangelt es an Ausstrahlung - der täglich stattfindende Markt jedoch, ebenfalls nur wenige Gehminuten vom Guest House entfernt, hat davon jede Menge!

    Märkte sind einfach toll und ein Spiegelbild der Menschen - sie begeistern mich immer wieder.

    Wenige Stunden später, nach einem halbstündigen Transfer, ist am Nachmittag der Flughafen von Georgiens drittgrößter Stadt erreicht.

    Vor der Passkontrolle jedoch, geschieht dann noch etwas völlig unerwartetes - ich werde aus der Warteschlange heraus gewinkt und unter Aufsicht zur Gepäckverladung begleitet, wo schon weitere Beamten auf mich warten.

    Meine bereits aufgegebene Reisetasche muss geöffnet werden, aber warum nur?

    Der Verdacht des Ikonen Schmuggels steht im Raum - selbstverständlich ein Fehlalarm!

    Die Jahrhunderte alte Kirchenreliquie im Gepäck, entpuppt sich als Kunstdruck aus dem Kirchenshop in Mestia - alles wieder gut!

    Wäre die Ikone echt gewesen, hätte ich mich mit dem Verkauf des Artefakts, definitiv zur Ruhe setzen, oder wie Sigrid, eine Gernealleinreisende aus dem Raum München meinte, direkt meine Zelle in einem georgischen Gefängnis beziehen können!

    Der Airbus startet mit leichter Verspätung - erwartete Ankunftszeit in Memmingen wird veraussichtlich kurz von 20.00 Uhr sein.

    Zehn Tage, vergehen wie im Flug aber das, sagte ich ja bereits - Byebye Georgien!
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