Shippy MacShipface

July - November 2018
Wir - das sind mein Verlobter Gregor und ich, Anna - machen uns mit unserem mega gemütlichen Boot "Shippy Mac Shipface" auf den Weg ins Mittelmeer. Unsere Stationen sind u.a.: Trier, Metz, Lyon, Marseille, St. Tropez, Nizza, Korsika, Sardinien... Read more
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  • Day 79

    La Maddalena - Fast verhaftet!

    September 29, 2018 in Italy ⋅ 🌙 23 °C

    Am Donnerstag Abend erreichen wir gegen 20 Uhr den Stadthafen vonLa
    Maddalena - und sind so müde von der Fahrt, dass wir direkt einschlafen.

    Als ich am nächsten Morgen zu meiner Joggingrunde aufbreche, bin ich
    etwas verwundert über die vielen Mauern und hohen Zäune, die den Hafen
    umgeben. Überhaupt scheinen wir mit Shippy regelrecht eingesperrt zu sein
    und die drei Männer, die mir auf dem Gelände nach dem Steg begegnen,
    sehen mich erst iritiert, dann missbilligend an. Komisch!

    Ich breche nichtsdestotrotz zu meiner Joggingrunde suf, aber als ich wieder am Hafen ankomme ist das Tor verschlossen und die Männer in Uniform, die
    diesmal auf dem Vorhof rumlaufen, schicken mich empört weg und
    verweisen auf die Schilder am Eingang: Porto Militare - Area riservatal

    Oh Scheiße, wir stehen im Militärhafen!

    Und die lassen mich nicht mehr zu Shippy zurück. Hoffentlich werden wir
    nicht verhaftet!

    Als ich dem Pförtner am Haupteingang, der leider kein Englisch spricht, in
    einer Mischung aus Italienisch und Zeichensprache erkläre, dass es ein
    Missverständnis gegeben hat und ich nur durch das Marinegebäude zu den
    Anlegeplätzen möchte um dann ganz schnell mit meinem Freund und
    unserem Boot wegzufahren, lässt er mich endlich passieren.

    Gregor, den ich schon telefonisch vorgewarnt hatte, als die Soldaten mich
    nicht mehr reinlassen wollten, ist schon aufgestanden und überraschend
    wach für die frühe. "Ich dachte ehrlich die verhaften uns jetzt, als du
    angerufen hast, meint er erleichtert, als er mich sieht. Dachte ich auch.
    Vielleicht sollten wir ab jetzt, vor allem wenn es schon dunkel ist, besser
    darauf achten, wo wir überhaupt angelegt haben".

    3 Minuten später und keine 100 Meter weiter legen wir mit Shippy am
    richtigen Stedthafen von La Maddalena an und erkunden ein bisschen die
    Insel bzw. den Stadtkern. Der gefällt uns so gut, dass wir beschließen noch
    eine Nacht hier zu bleiben und nach einem ausgiebigen Badestopp am
    Nachmittag in der wunderschönen Bucht der Nachberinsel Santo Stefano,
    gehen wir abends nochmal in die Altstadt von La Maddalena. Dort feiern
    Gregor und ich mit einer super reichhaltigen und sehr leckeren Fischplatte
    im “Il Gotto" (sehr zu empfehlen!) unseren ersten Jahrestag:-)
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  • Day 81

    Isola Rossa - Schon wieder im Sturm!

    October 1, 2018 in Italy ⋅ 🌧 11 °C

    Eigentlich wollten wir heute nach Stintino, einem der schönsten Strände Sardiniens fahren, aber da es heute zu stürmisch ist um weiterzufahren, bleiben wir noch einen Tag in dem geschützten Hafen von Isola Rossa.Read more

  • Day 83

    Porto Torres oder Pott Hässlich

    October 3, 2018 in Italy ⋅ 🌫 15 °C

    Am Dienstag morgen beschließen Gregor und ich trotz immer noch nicht ganz so doller Wetterlage den Hafen von Isola Rossa zu verlassen und endlich die Überfahrt nach Stintino zu wagen.

    Unsere 5 bayrischen Nachbarn, die die Segelyacht neben uns gechartert haben, scheinen offensichtlich beeindruckt von unserem Entschluss zu sein, denn sie selbst haben entschieden "bei der neuen Wetterlage" lieber im Hafen zu bleiben und die Yacht dort vom Charterer abholen zu lassen.

    Als wir den Hafen verlassen, winken sie uns zum Abschied, wünschen uns "Viel Glück" und zwei von ihnen schießen Fotos von uns oder filmen sogar.

    Kurz nachdem wir den windgeschützten Bereich hinter der Kaimauer verlassen haben, wird mir bewusst, dass es vielleicht doch keine so gute Idee war "bei der rauen Wetterlage" rumzufahren. Ein Blick in Gregors Gesicht verrät mir, dass er genau das gleiche denkt und mir kommt der Gedanke, dass die Beyern vielleicht weniger von uns beeindruckt als besorgt oder sogar erschrocken waren.
    Naja, hilft alles nix, jetzt sind wir draußen.

    Nach kurzer Zeit flaut der Wind ab, die Wellen werden zum Glück auch ein wenig kleiner und die Sonne kämpft sich hinter den Wolken hervor. Trotzdem bleiben wir zur Sicherheit in Küstennähe, was sich nach etwa 4 Stunden doch recht gemütlicher Fahrt auch als weiße herausstellt. Denn kurz vor Porto Torres, frischt der Wind plötzlich wieder auf, die Wellen beginnen Shippy und uns ähnlich von links nach rechts zu werfen wie in dem Sturm vor der korsischen Küste. Hinter uns ist der Himmel plötzlich schwarz und auch wenn ich noch sehr nach Stintino möchte und an dem Glauben festhalte, dass wir es vor dem Sturm dorthin schaffen könnten, muss ich irgendwann eingestehen, dass es wahrscheinlich die bessere und lebensbejahendere Idee ist, in Porto Torres zu halten. Gregor hat das eh schon entschieden und dreht vor der riesigen und sehr hässlichen Kaimauer kurz hinter Porto Torres um.

    Im Hagen ist es durch den inzwischen sehr starken Wind recht schwierig anzulegen bzw. einzuparken, doch wir werden tatkräftig von drei älteren Herrschaften unterstützt. Erst als wir in der Riesenlücke zwischen zwei anderen Segelbooten stehen, erfahren wir vom Hafenmeister, dass die eigentlich für den Katamaren, der kurz vor uns in den Hafen gefahren ist, vorgesehen war. Tja, so ist das Leben..... Wir haben Glück und dürfen stehen bleiben.

    Ich bin ein bisschen schlecht drauf, als der Himmel etwa 30 Minuten später aufreißt und ich wieder das dringende Gefühl habe, doch noch nach Stintino fahren zu können. Gregor möchte aber bleiben und überredet mich zu einem Spaziergang in der Stadt Obwohl Porto Torres und vor allem der dortige Hafen das hässlichste ist was ich neben Olbia auf Sardinien gesehen habe. entspannt mich die Bewegung und als Gregor und ich uns zum Abendessen einen Burger und eine Quattro Formaggi Pizza (in der Bei hefolge)gönnen. ist meine Laune gerettet Am nächsten Morgen ist es immer noch recht windig, aber sonnig. also breche ich zu einem weiteren Spaziergang auf. Gregor schläft noch und ich beschließe diesmal lieber direkt an der Küste entlang zu laufen. was sich als gute Entscheidung herausstellt denn dort entdecke ich tatsächlich einige schöne Seiten von Porto Torres.
    Gegen 15 Uhr soll es laut Wetter-App wieder ruhiger werden, so dass wir es wagen nach einem späten Mittagessen Porto Torres zu verlassen. Der Wind ist tatsächlich etwas abgeflaut aber in zwischenzeitlichen Böen immer noch sehr stark und was die Wetter-App nicht angibt ist die Stärke und Höhe der Weilen. Denn die sind es, die uns schon kurz nach Verlassen des Hafens von Porto Tones so heftig hin und her werfen. dass Gregor mich schon nach etwa 5 Minuten die Schwimmwesten holen lässt.
    Ich steuere uns an der Kaimauer entlang. während Gregor am Bug steht um zur Stabilisierung unser Vorsegel zu hissen. In dem Moment rollen und brechen die Wellen um Shippy herum so stark dass Gregor fast den Halt verliert Um nicht über Bord zu gehen, klammert er sich an der Reling fest und verliert dabei den Karabiner zum Hochziehen des Segels aus den Händen, so dass dieser nun 3-4 Meter und damit unerreichbar über unseren Köpfen schwebt. Während Gregor erst flucht und dann brüllt dass wir umdrehen müssen. kommt schon die nächste Welle und die überspült nicht nur komplett unser Heck sondern nimmt auch noch gleich unsere beiden 5-Liter-Wasserkanister. sowie 2 Tassen und 2 Teller aus unsern Spüleimer als Abschiedsgeschenk Mit über Bord_ Wir sind ungefähr auf der gleichen Höhe der Kaimauer. en der wir am Vortag schon umgedreht hatten, als die Wellen uns endgültig zum Rückzug zwingen. Die letzten beiden Wellen haben uns den Rest gegeben Zweimal standen wir ungelogen senkrecht zu der Wasseroberfläche und ohne unseren Kiel hätten wir uns mit Sicherheit Überschlagen. Als Gregor uns in den sicheren Schulz der Kaimauer des Industriehafens von Pott Hässlich zurückgefahren hat, ist unsere Laune auf dem Tiefpunkt. Nicht nur. weil wir schon wieder fast gestorben wären. sondern weil wir darüberhinaus auch noch unser Vorsegel 'verloren haben, ohne das es in diesem Sturm so gut wie unmöglich ist wieder rauszufahren es wer ja quasi sovaas wie unsere Sturmfock. Außerdem können wir in dem Industriehafen nicht steheb bleiben, nicht nur weil er für riesige Container -und Fahrschiffe gedacht ist sondern auch weil es hier keinen Strom und kein Wasser gibt.

    "Bier?" frage ich Gregor nachdem er Shippy an der meterhohen Kaimauer festgemacht hat und er nickt '"Ja bitte!" Nicht dass Alkohol die Lösung wäre oder wir ein Alkoholproblem hatten. wir haben einfach kein Wasser mehr:-)
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  • Day 86

    Drei Tage in Stintino

    October 6, 2018 in Italy ⋅ 🌧 17 °C

    Nach 3 Anläufen erreichen wir am Mittwoch Abend endlich zusammen mit
    den letzten Sonnenstrahlen Port Mannu, einen der 3 Häfen von Stintino.

    Und das ist auch gut so, denn einige Stunden später wird es wieder
    wesentlich stürmischer und die See noch kappeliger als am Nachmittag.

    Am Hafen selbst ist leider niemand und auch eine Capitaneria finden wir
    nicht. Das ist schlecht, da für die Benutzung von Strom und Wasser
    anscheinend ein Aktivierungsschlüssel erforderlich ist. Zum Glück sind
    unsere Batterien voll geladen, so dass wir damit etwa 2 Tage ohne externe
    Stromzufuhr auskommen sollten.

    Auch am nächsten Tag ist der Hafen zwar voller Boote aber immer noch
    menschenleer und auch der kleine Ortskern scheint, obwohl er mit seinen
    vielen bunten Häusern, kleinen Gässchen und den vielen Treppen sehr
    schön angelegt ist, ein wenig verlassen zu sein. Wahrscheinlich ein Effekt
    der bereits begonnenen Nebensaison, schließen wir.

    Da der Wind mit Böen bis 65 km/h viel zu stark und die See zu kabbelig zum
    Rausfahren ist, entschließen wir uns an dem ansonsten herrlich sonnigen
    und immer noch warmen Herbsttag zu einem Spaziergang durch den
    hübschen Ort - und landen schließlich bei einigen Gläsern Weißwein an
    einer großen Fensterfront in einem Cafe mit Blick auf den Hafen und das
    dahinter liegende, offene und sehr stürmische Meer.

    Auch am Freitag ist der Wind noch zu stark und die Wellen zu groß um das
    Capo Falcone, die Nordspitze Sardiniens, zu umfahren und zudem regnet es
    nun auch noch fast den ganzen Tag. Gregor und ich machen das Beste
    draus und tun das, was man an Schlecht-Wetter-Tagen eben so macht: Wir
    bleiben im Bett, starten einen Serienmarathon und stehen nur auf um
    Junkfood aus dem Kühlschrank zu holen. Als uns gegen 2 Uhr nachts bei
    den letzten Folgen von "The Leftovers" schon die Augen zufallen, fühle ich
    mich nicht nur so richtig schön faul und vollgestopft, sondern bei einem

    Blick aus dem Fenster auf die schummrigschöne, regnerische Hafenkulisse,
    auch fast als wäre ich in Hamburg.
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  • Day 88

    Alghero - Perle der Westküste

    October 8, 2018 in Italy ⋅ ☁️ 21 °C

    Alghero ist uns gleich sympathisch, als Gregor und ich hier Sonntag Abend nach einer sehr kabbeligen Überfährt von Stintino aus ankommen.

    Der riesige Stadthafen liegt direkt unterhalb der Stadtmauern und nicht nur die Altstadt mit ihren vielen kleinen Gässchen, sondern auch die hübsche Barcelona-Promenade entlang des Hafens und der Stadtstrände haben es uns angetan, so dass wir beschließen noch einen Tag zu bleiben.

    Hier treffen wir auch auf ein älteres deutsches Pärchen, die ebenfalls von Deutschland aus hierher gesegelt sind und uns viele wertvolle Tipps für die Weiterfahrt nach San Pietro und Tunesien geben. Den Montag nutzen wir um endlich mal wieder unsere Klamotten zu waschen, durch die Altstadt zu flanieren und genießen ein leckeres Mittagessen in einem der zahlreichen Restaurants.
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  • Day 92

    Chillen in der Hängematte

    October 12, 2018 in Italy ⋅ 🌙 21 °C

    In einer Hängematte kann man keine Sorgen haben. Das ist meine Erkenntnis des Tages, während ich in einer solchen vor mich hinschaukel, Kaffee trinke und diesen Blog schreibe.

    Gestern Morgen, kurz vor unserer Abfahrt aus Bosa, hat Gregor unsere Hängematte, die wir seit Worms ungenutzt mit uns mitschleppen zwischen Bug und Mast befestigt und damit einen absoluten Traumplatz geschaffen.

    Es ist unbeschreiblich, wie frei man sich hier fühlt, wenn der Wind einem als angenehm kühle Brise um die Nase weht und man vor sich nichts sieht als die endlose Weite des Mittelmeeres, während einem gleichzeitig die Sonne auf den Bauch scheint und man von den sanften Wellen leicht hin und her geschaukelt wird wie in einer Wiege.

    In einer Hängematte lässt es sich echt gut leben, habe ich festgestellt und sie daher auch seit gestern Morgen nur zum Schlafen verlassen, wobei auch das hier super einrichten ließe;)

    Gregor hat gerade angekündigt, dass er heute dran sei mit der Matte. Das heißt wohl, dass ich heute steuern muss. Es wird höchste Zeit, dass wir Personal einstellen! Und eine zweite Hängematte aufhänge:-)

    Must-Haves für die Hängematte:

    1."Days like this" von Van Morrison
    2. Kaffee oder ein kühles Getränk
    3. Ein gutes Buch oder dieser Blog;)
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  • Day 93

    San Pietro - La Isla Bonita

    October 13, 2018 in Italy ⋅ ☁️ 19 °C

    Seit ich vor einigen Jahren einen Reisebericht über San Pietro in einer Zeitschrift gelesen habe. hat es mir diese Insel angetan. die man nur mit der Fähre bzw. dem eigenen Boot erreichen kann und die schon Madonna vor Urzeiten als Isla Bonita besungen hat.

    San Pietro - heutzutage auch Carloforte genannt - mit seinen vielen bunten Häuschen, den pittoresken Gässchen und seinen freundlichen und aufgeschlossenen Einwohnern ist wirklich malerisch und hält. was der Zeitungsartikel verspricht. Eine tolle, sehr ursprüngliche Insel mit einem lebhaften. aber dennoch wenig überlaufenen Stadtkern und einem modernen Hafen inklusive einer neuen. hübsch gestalteten Capitaneria. Mi piace!
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  • Day 95

    Sinken vs. Erschossen werden

    October 15, 2018 in Italy ⋅ ☁️ 24 °C

    6.30 Uhr am Montag Morgen, es wird allmählich hell draußen und Gregor und ich stellen uns gegenseitig die Frage: Bleiben wir hier und werden vom Militär erschossen oder fahren wir und gehen im Sturm unter?

    Wie sind wir bloß in diese Zwickmühle geraten? Also das kam so:

    Als wir am Sonntag Nachmittag gegen 15 Uhr San Pietro verlassen, sind wir noch guter Dinge: Die Sonne lacht, es weht ein ordentliches Lüftchen, das wir aber zum Segeln nutzen können und wir haben gute Laune.

    2 Stunden später sieht die Lage deutlich anders aus: Wellen und Wind sind immer stärker geworden und kommen uns jetzt direkt entgegen, wir bergen die Segel und suchen Schutz hinter einer unbewohnten Insel südlich von San Pietro. Wir ankern dort und denken, wir hätten einen guten und relativ ruhigen Ankerplatz für die Nacht gefunden, doch ein Blick auf die Karte macht uns einen Strich durch die Rechnung: Wir befinden uns an der Grenze zu einem ziemlich großen Militärsperr- und Schießgebiet, das sich rund um Capo Teulada erstreckt - und da müssen wir durch, wenn wir es in 2 Tagen nach Cagliari zum Flughafen schaffen wollen.
    Gregor hat nämlich einen Geschäftstermin, daher drängt die Zeit. Nach einem Anruf in der Hafenmeisterei unseres letzten Ports in San Pietro, ist uns klar: Wir müssen noch heute durch das Militärgebiet, denn heute ist Sonntag und da wird nicht geknallt, aber ab Montag Morgen schon.

    Inzwischen ist es aber 18 Uhr, d.h. es bleibt noch etwa 1 Stunde bis zum Sonnenuntergang. Bis Chia, bis zur nächstbesten Ankerbucht, sind es aber noch knapp 50 Kilometer, das bedeutet bei dem derzeitigen Wind und Wellengang mindestens 5 Stunden Fahrt mit Shippy in der Dunkelheit.

    Hilft alles nix, wir müssen da jetzt durch, holen den Anker ein und stellen uns auf eine lange Nacht ein.

    Kaum ist die Sonne untergegangen, umfängt uns die pechschwarze Nacht, vom Mond ist nichts zu sehen und auch an der Küste leuchtet kein einziges Licht, nicht mal ein winziger Leuchtturm blinkt in der Ferne. Es ist stockduster und zu allem Überfluss werden die Wellen immer höher und Shippy, mit seinen beachtlichen 4-5 Tonnen knallt immer heftiger auf und gegen die Wellen, während Gregor und ich trotz mehrlagigen Zwiebellook nach kaum 3 Minuten pitschnass an Deck sitzen und versuchen die Richtung zu halten.

    Es ist so tiefschwarz, dass wir die Küste kaum vom Meer unterscheiden können und fast ausschließlich nach Navi fahren müssen. Ungefähr auf Höhe des Capo Teulada hat auch Shippy keine Lust mehr auf die kabbelige See und tut, was ein 40-Jahre-altes Boot in so einer Situation tun muss: er verabschiedet sich!

    Und mit er, meine ich seinen Motor. Denn der stottert zunächst, wird leiser und langsamer und geht dann schließlich ganz aus. Gregor und ich sehen uns an und denken beide gleichzeitig: Das war's! War schön dich kennenzulernen.

    Doch zu unserer Überraschung springt Shippy nochmal an und zwar lange genug, damit wir um die nächste Landzunge herumfahren können - nur um dort festzustellen, dass die Wellen und der Wind noch stärker sind und wir ohne jeglichen Schutz der See ausgeliefert sind.

    Irgendwie beruhigt es mich plötzlich, dass es so dunkel ist, weil ich so nicht im Voraus sehe, wie hoch die Wellen sind, die uns dann überspülen. Gregor ist mehr damit beschäftigt festzustellen, dass wir uns tatsächlich keinen Zentimeter fortbewegen, weil die Wellen einfach zu hoch und zu stark sind.
    Und Shippy hat wirklich überhaupt kein Bock mehr auf so einen Scheiß und geht aus! Und auch nicht mehr an.

    Die Wellen drücken uns immer mehr gegen die Felswand, während Gregor versucht uns mit der letzten Ruderwirkung um die Felsen in den Windschatten zu manövrieren, was ihm schließlich gelingt. Dort an der Leeseite der felsigen Landzunge hat das Wasser aber leider eine Tiefe von etwa 40 Meter, selbst ganz nah an der Felskante. Viel zu tief also zum Ankern. Doch mit etwas Glück, das sich in dieser Nacht zum ersten Mal bemerkbar macht, finden wir eine Stelle, an der zwei Felsen im Wasser hervorstehen, dort ist es nur knapp 5 Meter tief und wir werfen unseren Anker. Ich wähle die Nummer der italienischen Küstenwache und die internationale Notrufnummer, doch als ich nach mehreren erfolglosen Anläufen endlich durchkomme, spricht am anderen Ende niemand Englisch und nach einigen verzweifelten Versuchen auf Italienisch unsere Notlage zu erklären, bekomme ich mehr und mehr das Gefühl einen etwas lethargischen Italiener beim gemütlichen Fernsehabend gestört zu haben.

    Es ist inzwischen kurz nach Mitternacht, doch da es trotz Anker und Windschatten immer noch superkabbelig ist, beschließen Gregor und ich in Schichten zu Schlafen und Ankerwache zu halten. Das geht so bis halb 7 am Montag Morgen, bis Gregor und ich uns die bereits bekannte "Regen-oder-Traufe"-Frage stellen.

    Nach kurzen Überlegen entschließen wir uns dazu, das Vorsegel hochzuziehen und einen erneuten Anlauf um die Landzunge zu machen, diesmal hoffentlich mit Unterstützung von Shippys Motor. Der springt auch zunächst an, lässt uns dann aber kurz hinter der Landzunge wieder im Stich. Zu allem Überfluss sind die Wellen diesmal noch höher und der Wind noch stärker als in der Nacht und wir bewegen uns wieder kaum vorwärts, das Vorsegel wird vom Wind derartig mitgenommen, dass es irgendwann reißt und wir schleunigst umdrehen um wieder Schutz an unserem nächtlichen Ankerspot zu suchen.
    Dann doch lieber erschossen werden.

    Als wir schließlich wieder an dem Punkt sind, dass auch das keine günstige Lösung zu sein scheint, beschließen wir den Notfallknopf von Libify zu betätigen, auf den meine Mutter bestanden hat, dass ich ihn mitnehme.
    In meinem Kopf habe ich das Gerät zugegebenermaßen ziemlich oft belächelt und "Schwester Iris"-Notfallknopf genannt, verbunden mit der Erwartung, dass ein ambulantes Pflegeteam in weißen Opel Corsa mit Werbeaufschrift zu unserer Rettung eilen würde.
    Was für eine Ironie des Schicksals, dass es nun tatsächlich dieser Knopf sein sollte, der uns aus unserer Notlage rettete. Denn zwei Stunden nach Betätigen des Alarms und dem Erstkontakt zur Notrufzentrale ist es nicht Schwester Iris die in ihrem Corsa angebraust kommt, sondern ein robustes Marineschiff des Italienischen Militärs.

    Die vier Marinesoldaten an Deck haben uns schnell entdeckt, Shippy ein Abschleppseil verpasst und uns aufgefordert die Ankerleine zu kappen.
    Über die immer noch sehr kabbelige See werden wir zum nächstgelegenen Schifferhafen Porto Pino abgeschleppt. Dort diskutieren die drei Jungs von der Küstenwache, die sich auf halben Wege mit ihrem Boot auch noch zu uns gesellt haben, erstmal einige Stunden mit den Militärs, was denn nun weiter mit uns geschehen soll, während die Marinesoldaten Selfies mit mir machen und mich mit Süßigkeiten und Getränken versorgen und Gregor als Kaptän auf Shippy sitzen gelassen wird. Irgendwann wird Shippy schließlich an einer Ankerboje festgemacht und wir werden von der Küstenwache ohne ein weiteres Wort auf dem Steg abgesetzt.

    Zum Glück sind die Fischerleute in Porto Pino super lieb und hilfsbereit, besorgen einen Mechaniker, der Shippys Motor in weniger als 2 Stunden wieder zum Laufen kriegt, bringen uns in ein nettes Restaurant, damit auch Gregor endlich was zu essen kriegt, gehen Abends noch mit uns einen Trinken und bringen uns sogar zum Flughafen nach Cagliari.

    So endet die Geschichte von der Nacht und dem Tag des 15. Oktobers 2018, die für Gregor und mich die abenteurlichste der ganzen Reise war. Und für Shippy vielleicht sogar DAS Abenteuer seines Lebens.
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  • Day 104

    Cagliari & der Süden Sardiniens

    October 24, 2018 in Italy ⋅ 🌙 21 °C

    Am Wochenende wird im Militärgebiet um das Capo Teulada nicht geschossen, so dass wir Samstag Mittag erfolgreich unseren Anker bergen konnten, der immer noch zwischen den beiden Felsen hinter "unserer" schützenden Felswand lag, wo wir in am Montag Morgen bei unserer Rettungsaktion zurücklassen mussten.

    Samstag Abend ankern wir in einer hübschen Bucht kurz vor Chia und Sonttag Abend erreichen wir schließlich Cagliari. Wir legen in der Marina Piccola am östlichen und sehr langen Stadtrand von Cagliari an, die zwar ganz hübsch gelegen, aber mit 45€ auch der teuerste Hafen ist, in dem wir bis jetzt gehalten haben. Wir können den Hafenmeister auf 40€ runterhandeln und kriegen am nächsten Tag nochmal einen Preisnachlass, da der Strom über Nacht ausgefallen ist und die zum Hafen gehörigen Toiletten und Duschen entweder unter aller Sau oder gar nicht erst betretbar sind. So schlechte sanitäre Einrichtungen hatten wir auf unserer ganzen Reise noch nicht, was zusammen mit dem überteuerten Preis ziemlich paradox wirkt.

    Jedenfalls verbringen Gregor und ich hier zwei schöne Tage, gehen in einem Restaurant am Strand essen und alssen den Tag bei einem Drink ausklingen.

    Nun sind wir in einer kleinen Bucht nördlich des Torre die Chia, in der wir auch heute Nacht ankern werden, bevor die Reise weitergeht.
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  • Day 105

    Geil, schon wieder nicht gestorben!

    October 25, 2018 in Italy ⋅ 🌙 22 °C

    PENG! Gregor und ich schrecken gleichzeitig hoch und wissen, obwohl wir
    vor fünf Sekunden noch tief und fest geschlafen haben, beide sofort was
    passiert ist: Wir sind anscheinend auf Grund gelaufen. #stahlboot

    Während wir an Deck laufen, fällt mir ein, dass ich gestern Nachmittag gar
    keine Felsen im Wasser sehen konnte und wie sich herausstellt sind wir auch
    nicht auf einen Felsen geknallt, sondern an den Sandstrand.

    Verwirrt sieht Gregor mich an: "Wir stehen ja an Land!" "Ist doch toll. Du
    wolltest doch immer mal mit Shippy direkt an den Strand fahren”, erwidere
    ich müde.

    Zum Glück stecken wir nicht fest, so dass wir uns am Anker wegziehen
    können, um danach nochmal neu den Anker zu werfen.

    Es dauert nicht lange, da liegen wir beide wieder in der Koje und schlafen
    tief und fest. Die Nacht war anstrengend, weil wir uns an der Überfahrt nach
    Tunesien versucht haben. Eine Strecke von 186km. Wir sind um Mitternacht
    losgefahren, nachdem Gregor und ich Shippy am Vortag auf Vordermann
    gebracht haben, das Segel genäht, etc.
    Shippy schien jedoch weniger Lust auf Tunesien zu haben, denn nach 12
    Kilometern streikte mal wieder sein Motor und so mussten wir umdrehen
    und gegen die Wellen zurück zur sardinischen Küste segeln. Nur brauchten
    wir diesmal über 3 Stunden für die Strecke, die vorher eine Stunde in
    Anspruch genommen hatte.
    Als wir gegen halb 5 wieder unseren vorherigen Ankerspot unterhalb des
    Torre de Chia erreichten, waren wir nicht nurübermüdet, nass und
    durchgefroren, sondern hatten auch vollends den Kaffee auf.

    Nachdem wir den Anker geworfen hatten, sah Gregor mich an und sagte in
    wehmütigen Ton: " Ich will nach Hause!” und ich stimmte ihm zu.. Aber: Geil,
    wir sind schon wieder nicht gestorben!
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