• Sue and Pasci
Jan 2018 – Jun 2019

Zwei auf Weltreise

Januar 2018 - Mai 2019 Read more
  • Von echter Liebe und Hollywood

    April 30, 2018 in Colombia ⋅ ⛅ 29 °C

    Im ganzen Medellin Trubel wäre beinahe untergegangen, dass wir nun schon über 100 Tage auf Reisen sind. Gut möglich, dass diesem besonderen Jubiläum noch ein eigener Post gewidmet wird. Ziemlich sicher sogar. Sonst würden die ganzen Statistiken die wir führen ja gar keinen Sinn machen. Die Zeit vergeht schnell und doch realisiert man(n), wie sehr Freunde und Familie einem fehlen. Sue ist natürlich auch ganz toll, aber ihr wisst schon was ich meine. Oder auch nicht. Beispiele? Hm, bei Familie Fischer verpasst man, wie bereits das zweite Kind schon vor dem Kindergarten zwar sauber blinken und abbiegen kann, aber nie lernt Fahrrad zu fahren und der Nachwuchs von Familie Stauber wird bei seiner Taufe wohl bereits die Einschulung und das erste fehlerfreie Diktat hinter sich haben. Und von all den noch zu gründenden Vereinen, bei denen ich zwar im Vorstand aber dann doch nicht aktiv sein werde, fange ich gar nicht erst an.

    Um so mehr haben wir uns hier in Cartagena über den ersten echten Liebesbeweis gefreut. Keine gut gemeinten Nachrichten von total schönen Wein-Abenden unter Freunden, zu denen man doch nicht eingeladen war. Keine zuckersüssen Videos von kleinen Menschen, die man dann doch nicht auf den Arm nehmen kann. Und keine schmerzenden und kaum verständlichen Video-Chats während dem Stimmungshöhepunkt am Karfreitags-Jass, bei welchem man doch nicht wie gewohnt an Tisch 1 sitzt. Und auch nicht an Tisch 2, dort aber in erster Linie wegen dem bedenklichen Jass-Niveau. Nein, echte Zuneigung zeigt sich durch physische Präsenz. Und so hoffen wir, es werden noch viele dem Beispiel von Lea folgen und uns effektiv und in Person auf unserer Reise besuchen. Extra für uns und nur für zwei Tage ist unser Lieblingsmensch Lea den weiten Weg von Zürich nach Cartagena in Kolumbien gereist. Nur um uns zu sehen. Zumindest habe ich das so verstanden. Echt schön von ihr. Wir haben uns natürlich tierisch gefreut und zur Feier des Tages ein frisches T-Shirt angezogen. Also Sue. Meins war noch ganz ok.

    Unsere gedankliche Spontanbewerbung als Statisten am Set von Will Smith‘s neuem Film „Gemini Man“ war nicht sonderlich erfolgreich. „Too gorgeous and glamorous“ hiess die zwar unausgesprochene aber sicherlich zutreffende Begründung. Und für tragende Rollen haben wir ganz einfach keine Zeit. Sorry. Cartagena - an der Karibikküste gelegen - markiert ja auf eine gewisse Art den Abschluss unserer Südamerika-Reise, wo dank karibischen Temperaturen und ständigen Salsa-Klängen auch bei uns ein wenig Ferien-Feeling aufkommt. Denn bevor wir uns auf den Weg nach Zentralamerika machen, steht noch der vor einigen Wochen geheimnisvoll angedeutete und höchst verdiente „Urlaub“ an. Also keine Zeit für Hollywood. Doch vor dem längst überfälligen Urlaub geht es noch für eine letzte Woche voller südamerikanischer Surf- und Hiking-Abenteuer zum Tayrona Nationalpark. Also Sue surft. Ich saufe. Wahrscheinlich. Ausser Will will uns doch noch. Wobei, auch dann.
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  • Tyrona National Park

    Von Familienzuwachs und Spülmaschinen

    May 3, 2018 in Colombia ⋅ ⛅ 40 °C

    Nachdem unser Lieblingsmensch Lea sich nach zwei Tagen wieder auf den Heimweg gemacht hat - zumindest hat sie das gesagt - machen wir uns auf den Weg nach Mendihuaca - was wie sich herausstellt ein Fluss und gar kein Dorf ist - und lernen dort endlich die überaus entzückende und energiegeladene Monica kennen, ihres Zeichens aktuelle Freundin meines kleinen Bruders Tobi und somit Familie in Spe. Moni betreibt ein Hostel samt Surf-Schule am Ende des Tayrona Nationalparks. Auch wenn ich mit Kahlkopf und Wampe wenig mit einem stereotypischen Surfer-Boy gemein habe, lassen wir uns unter Ausschluss der Öffentlichkeit - wer geht schon um 08:00 zum Strand? - von Moni in die Basics des Surfens einführen. Kurze Materialkunde, das Meer und die Natur lesen, eindehnen, schnelles Paddeln im seichten Wasser ohne vom Brett zu fallen und last but not least blitzschnelles Aufstehen. So weit so gut, das scheint machbar. Wobei, aufstehen ohne Kaffee oder Coca-Tee war noch nie meine Stärke und auf dem Surfboard haben kompaktere Menschen eindeutig einen Vorteil. Dieser entpuppt sich beim „Einwassern“ allerdings als rigoroses Handycap. Hat man aufgrund der vorherrschenden Wellenbrechungslinien und Impact-Zone die richtige Stelle seitlich des White-Waters lokalisiert, wird mit dem Board über Kopf ins Meer und durch die einfallenden Wellen gestampft. Kurz bevor man den Boden unter den Füssen verliert, schwingt man sich aufs Board und paddelt mit aller Kraft und bis zur totalen Erschöpfung. Also etwa zwölf Sekunden. Im besten Fall hat man zu diesem Zeitpunkt die Spülmaschinen-Todeszone bereits hinter sich. Bei Sue war das nicht immer so. Arme Sue. Wobei ich fand, sie sah auch mit sandig-zerzausten Haaren noch zum Anbeissen aus.

    Dem aufmerksamen Leser - und Kurt - ist sicherlich bereits bildlich klar geworden, dass einem teutonischen Brocken wie mir diese erste Phase weit weniger Mühe bereitet, als den kürzeren Menschen unter uns. So bewirkt mein erstes beherztes und äusserst selbstbewusstes Einwassern denn auch eine Mischung aus Gelächter und Staunen. Mein zügiges und zielgerichtetes Marschieren und Wellenbrechen zeichnete eine eindrückliche Schneise ins Meer, wie man dies sonst nur von modernen und unkaputtbaren Containerschiffen kennt. Ich werte die Reaktionen trotz einer gewissen Verunsicherung aufgrund des Lachens - die ich mir natürlich nicht anmerken lasse - schlussendlich als Sieg. Keiner ist schneller im Wasser als ich. Yay! Es sollte aber der letzte Punkt bleiben, den ich an diesem Tag erzielen werde. Zwar erwischt man ab und zu eine der deutlich grösser als erwarteten Wellen und in einem Fall könnte man mit ein wenig Fantasie sogar von „Stehen“ sprechen, aber in den meisten Fällen wird man nach einigen Versuchen dank Strömung und Wellen samt Brett wieder an den Strand gespült. Das Lycra nicht selten bis über die Nippel hochgekrempelt und die zerkratzte und sandige Wampe wenig vorteilhaft entblösst. Trotz einigen spassigen Body- und Knee-Boarding Sequenzen, die allerdings gleich eindrucksvoll wie eben erwähnt enden, packt uns das oft gehörte Surf-Fieber noch nicht so richtig. Nachdem sich Sue dann auch noch schmerzhaft das Knie verdreht und eine neue Art des „Rückwärts-Surfens“ erfindet und ich mir den Fuss an ein paar schroffen Steinen aufschlage, legen wir die Pro-Surfer Karriere nach insgesamt vier kräftezehrenden Stunden vorerst auf Eis. Vorerst. Wir (und mein Ego) sind ja noch ein paar Tage hier.

    In jedem Fall steht uns Moni und ihr Team ja auch noch zur Seite. Sowohl die Tage wie auch die Abende haben einen hohen Unterhaltungsfaktor in diesem ziemlich einfachen aber sehr gemütlichen Hostel. Da hat der Tobi ein wirklich cooles Girl gefunden, die in Wirklichkeit noch viel hübscher und aufgestellter ist, als dies Fotos bereits vermuten liessen. Sue ergänzt, dass Moni der Typ Frau ist, der zwar mega hübsch ist, aber mit dem man (bzw. Frau) auch mega gerne zusammen ist. Keine Ahnung was sie damit meint, ist wohl so ein Mädchen-Ding. Erfreut ob dieser gross-brüderlichen sowie unverständlich-weiblichen Zustimmung, wusste sich dann auch der liebe Tobi nicht mehr mit Komplimenten per WhatsApp zurückzuhalten. Sue sähe einfach fantastisch aus und sei ja wirklich parat, auch mit Kniebinde. Äh, absolut. Finde ich natürlich auch! Und ich wäre ja fit wie noch nie und hätte fast ein Sixpack. Hm, ok, „fast“ lässt natürlich einigen Spielraum und kann durchaus Ausdruck für diese über Facetime scheinbar visuell ansprechend wirkende Anordnung von Fettröllchen sein. Aufgestellt hat uns das Feedback nach der immer noch sicht- und spürbaren Galapagos-Völlerei natürlich schon. Und so gab es zum Lunch neben den geplanten Früchten prompt noch Grilliertes mit Frittiertem am Strand. Danke Tobi. Wir verbringen also einen ganzen Lazaret-Tag am Strand und tun nichts. Gar nichts. Nicht so die mit Moskitos identisch überflüssigen Sand-Fliegen. Die können gar nicht aufhören mit ihrem verdammten Getue. Gut möglich, dass Hämorrhoiden bald auf Platz drei zurückfallen. Aber noch ist das letzte Fläschli Anti-Brumm nicht leer und der Krieg somit noch nicht verloren. Noch.

    Nach einem heissen Hiking- und Beach-Day im Nationalpark - dessen Strände übrigens ganz ohne die primitiven Sand-Fliegen auskommen, was den hohen Eintrittspreis zumindest teilweise rechtfertigt - bleiben uns noch anderthalb Tage in Moni‘s Surf-House. Und natürlich mussten wir nochmal aufs Board. Dieses wie ein Wal an den Strand gespült werden kann es ja nicht gewesen sein. Nach ein paar weiteren lächerlichen Versuchen und etwa zwei Liter Meerwasser in den Lungen war es dann so weit. Wir stehen tatsächlich auf dem Board, im Wasser, getrieben von einer Welle. Was wie surfen aussieht (schau Fotos), fühlt sich auch wie surfen an. Irgendwie schon geil. Jeweils nur für ein paar Sekunden, aber das Gefühl macht durchaus Lust auf mehr. Surf-Mama und Schwägerin in Spe Moni gefiel es auch. Hat sie uns ja auch schön beigebracht. Aber auch mit diesem kleinen Achtungserfolg sind sich die schöne und oft sandig-zerzauste Sue und ich ziemlich sicher, dass wir keine Pro-Surfer werden. Wie damals beim Eisklettern in Adelboden. Irgendwie schon cool aber ein Fieber bricht nicht aus. Bezüglich der äusserst schwachen Aufwand/Ertrags-Bilanz, wurde ich denn auch ständig an „Powder-Gögi“ aus unserer Jugend erinnert. Schon damals konnte ich nicht wirklich nachvollziehen, wie man mit Snowboard im Tiefschnee neunzig Minuten den Berg hinauf oder einen Grat entlang laufen kann, nur um vier Sekunden und zwei gefahrene Bogen später, wieder auf der Piste neben mir zu stehen. Das „Powder-Feeling“ sei einfach „unbeschreiblich und jeden Aufwand wert“. Die Kaugummi-Buebe aus Medellin würden dem ziemlich sicher zustimmen. Ich für meinen Teil habs früher schon nicht verstanden und ordne Surfen irgendwie an ähnlicher Stelle ein. Trotzdem, eines der Poser-Pics hänge ich mir ziemlich sicher ins neue Büro. Irgendwann.
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  • Wenn der kalte Entzug droht

    May 7, 2018 in Colombia ⋅ ⛅ 31 °C

    Eigentlich hatten wir ja genug vom Dschungel. Aber aufgrund diverser Empfehlungen und gestützt von eigenen Recherchen, wollten wir dann doch noch einen kurzen Abstecher nach Minca machen. Etwas abgelegen und mitten im Dschungel - so abgelegen, dass meine Tasche zum ersten Mal auf den Rücken musste und ich ausnahmsweise weniger nach Ibiza und mehr nach Backpacker aussah -, beziehen wir ein äusserst romantisches Bungalow. Ein übergrosser Ameisenhaufen wäre allerdings eine gleichermassen korrekte Beschreibung. Zusammengefasst also ein romantischer Ameisenhaufen, der auch sonst von allerlei Getier frequentiert wird. Die Geckos im Bad fanden wir ja ganz süss, die braunen Brummkäfer im Bett weniger. Aber so ist das eben im Dschungel. Wir schlafen in der Folge eher mittelmässig, was das zweifelsfrei beste und üppigste Frühstück in hundert Tagen aber locker (bzw. lecker) wieder wett macht. Auch sonst ganz nette Gastgeber hier. Dennoch freuen wir uns beide auch wieder auf die Tage, an denen unsere Körper nicht von immerneuen Stichen übersät aufschwellen und der immerwährende Juckreiz letztlich ein Ende findet. Das von mir gewünschte und von Lea dankenswerterweise mitgebrachte Tübli Fenistil neigt sich nämlich bereits wieder dem Ende zu. Die von Sue gewünschte übergrosse Tafel Ovischoggi ist hingegen schon lange weg. Ich sah davon natürlich kein einziges Stück. War ja klar.

    Nachdem ich Sue daraufhin eröffne, dass ihr somit auch kein Fenistil mehr zustünde, reagierte sie ähnlich einem Junkie, dem der unmittelbare und unfreiwillige Entzug droht. Mit einer Hand das Bein wundkratzend poltert sie etwas von Trennung oder Toten, so genau habe ich das nicht verstanden. Grosszügig wie ich bin, gewähre ich ihr also noch eine letzte Fingerspitze des kühlenden Gels, bevor ich es an einem sicheren Ort verwahre. Für knapp zwei Minuten. Bevor die bereits brenzlige Situation mit dem fortwährend fluchenden Junkie vollends eskaliert, überlasse ich ihr eben auch noch mein Fenistil. Und so haben dank meinem vernünftigen Handeln einmal mehr alle überlebt. Ausser die Ovischoggi. RIP.

    Die beiden Tage hier verbringen wir mit kurzen Hikes bzw. ausgedehnten Spaziergängen im strömenden Regen, wobei jedes erreichte Ziel noch eine kleine Enttäuschung für uns parat hielt. Die Brauerei neben der besuchten Kaffee-Farm war geschlossen, worauf es kein lange ersehntes Happy-Tucan-Bier gab und die mehrstufigen Wasserfälle von Ponzo Azul mit sonst kristallklaren Badebuchten erstrahlten aufgrund der starken Regenfälle in schlammigem braun. Wir hatten trotzdem unseren Spass hier. Wohl nicht zuletzt wegen der Tüte mit saurem Gummizeugs, die ich als Belohnung für die tapferen Regenwanderungen für uns bereit hielt. Die haben wir dann zur Abwechslung fair geteilt. Geht doch. Zumindest wenn ich die Verteilung kontrolliere.

    Unser nächstes Ziel werden wir ab Cartagena mit dem Speed-Boat erreichen. Wlan/Empfang erwarten wir nicht, es soll ja auch ein entspannter fünftägiger Kurzurlaub werden. Wir sind dann also Mal weg ...
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  • Islote de Santa Cruz

    What happens in the Casa, stays ...

    May 13, 2018 in Colombia ⋅ 🌙 27 °C

    Darauf haben wir uns wirklich gefreut. Auf alles andere natürlich auch. Aber die vier Nächte im Casa en el Agua (www.casaenelagua.com) sind das, was man als effektive Ferien nach einer Reihe ferienähnlicher Wochen auf Reisen bezeichnen könnte. Das Casa ist definitiv eines der spektakulärsten Hostels überhaupt. Family-, Relax- und Party-Feeling umgeben von karibischem Blau und Türkis. Nicht ein Haus AM See, nein, ein Haus AUF dem See. Also Meer. Und ja, Geschichten gäbe es viele zu erzählen. Von Nachbarsinseln mit der weltweit höchsten Bevölkerungsdichte, von rauschenden Festen, von fiesen Sonnenbränden vom Nichtstun und von noch mehr rauschenden Festen. Aber irgendwie hatte ich einfach zu keinem Zeitpunkt Bock, mein Handy in die Finger zu nehmen. Verdammt nochmal auch meine Ferien. Daher bleibt an der Stelle nur zu sagen: „What happens in the Casa, stays in the Casa!“

    Ein paar Drohnenaufnahmen mussten aber schon sein. Die Location ist einfach zu geil, als dass man die mitgebrachte Spark unangetastet im Zimmer lassen könnte. Hier gehts zum Video: https://youtu.be/bBdTGp90v6E

    Gut, eine spannende Geschichte gibt es doch. Und die ist einfach zu gut, um sie nicht zu erzählen. Und fast zu gut, um sie zu glauben. An unserem letzten Tag im Casa - es war nachmittags um drei - waren wir bereits wieder auf gutem Weg, uns für die bevorstehende letzte Partynacht aufzuwärmen. Soll heissen, wir waren bereits wieder bei Bier, Cocktails und - zumindest in meinem Fall - Sonnenbrand angelangt. Nachdem ein eher unscheinbares Boot am Casa angelegt hatte, kam einer der Typen auf mich zu und fragte, ob wir für ein Bier bei einer kurzen Fotosession mitmachen würden. Sie hätten ein paar Minuten entfernt auf der Insel Tintipan eine Airbnb-Location die sie vermieten und für welche sie ein paar Bilder mit attraktiven Menschen machen wollen. Ok, einfach mit Menschen. Gratis Bier? Klar, wo kann ich unterschreiben?! Nach kurzem Zögern, liess sich auch die fotogene Sue und ein weiteres Pärchen für den Kurztrip motivieren. Die Anfrage dürfte sich eh mehrheitlich an meine schöne Begleitung und weniger an mich gerichtet haben. Mir Wurst, solange ich mein Bier kriege! Zwei Minuten später sitzen wir lediglich mit Badehose und einem Bier ausgestattet auf einem Boot und tuckern davon. Als einer der Jungs dann noch eine Flasche Rum in den Händen hält und anfängt Shots zu verteilen, ist meine Freude schon fast grenzenlos. Wobei, irgendwie zittert der Junge - wohl so Anfang / Mitte Zwanzig - beim Einschenken und er macht mir auch sonst einen etwas nervösen Eindruck. Irgendwie macht mich das dann auch ein wenig nervös. Wohin gehen wir nochmal? Was wollen die von uns? Sind das auch Pablo's Kaugummibuebe? Im nahe gelegenen Cartagena ist ja bekanntlich der grösste Export-Hafen für kolumbianisches Kokain. Ich lasse mir die Unsicherheit natürlich nicht anmerken und nehme noch einen beherzten Schluck vom überaus leckeren Rum.

    Erst unterwegs realisiere ich, dass insgesamt vier Pärchen "zu Gast" sind auf dem Kutter. Alles scheinbar nette Leute. Die Spannung steigt, als wir nach etwa zehn Minuten wieder in Richtung Ufer fahren. Wird das hier gar etwas mit Erotik? Wir werden sehen. Als wir endlich den Bootssteg erreichen, schauen wir uns gegenseitig ziemlich verunsichert an, bevor wir an Land gehen. Denn vor uns liegt ein imposantes Anwesen mit mehreren Gebäuden, einem Pool, diversen Lounges, exotischen Papageien in den Bäumen und allerlei Spielzeug. Das wäre definitiv auch eine ideale Location für die nächste Folge „Bachelorette“ von 3+ (für die Deutschen: Das ist etwa gleich trashy wie RTL2) oder den nächsten Züri-Boyz Ausflug. Ich sehe Miro schon das Mobiliar ins Meer schmeissen und Kevin hinterher springen. Totale Eskalation eben. Nachdem uns weitere alkoholische Getränke angeboten wurden, sollen wir uns ausruhen und einfach ein wenig relaxen. Einige Angestellte bereiteten derweil allerlei exotische Cocktails zu. Ich wusste es, es wird ein Porno! Cool. Und wie gesagt, "what happens in the Casa, stays in the Casa!"

    Ok, einige mögen nun sagen, dass wir doch etwas gar leichtsinnig auf Gratis-Bier (ich) und mögliche Model-Verträge (andere) reagiert haben. Aber eigentlich hatte ich zu jeder Zeit alles im Griff. Also eigentlich Robin. Er hätte sicher sofort ein Bravo-Team zu unserer Rettung geschickt, wäre das nötig geworden. Ziemlich sicher. Ich hatte zumindest damit gerechnet. Natürlich wurde es dann doch kein Porno und plötzlich eingeschlafen sind wir nach den Drinks auch nicht. Nein, viel besser. Für die nächsten Stunden sind wir Gäste von Andres, der das anfängliche Zittern beim Rum Ausschenken allmählich in den Griff bekam und nach eigenem Bekunden Sohn einer kolumbianischen Unternehmerfamilie aus der Mode-Branche ist. Seine Angestellten sorgen dafür, dass wir nicht trocken laufen und bei Dingen wie Kayak-Segeln, Schnorcheln, Tube hinterm Boot herziehen, vom Strandhaus ins Meer springen oder einfach nur am Pool liegen, ununterbrochen Spass haben. Hell yeah! Den haben wir auch. Oleg - der Fotograf, ursprünglich aus der Ukraine - macht derweil ein paar Fotos vom Boden aus oder mit seiner geilen Drohne. Ab und zu gibt es fotografische Anweisungen von Jorge - eine Art Art Director -, wobei diese jeweils eher als Frage in der Art von "würde es euch etwas ausmachen, wenn ihr kurz mit dem Motorboot und Tube spielen würdet? Danach könnt ihr dann natürlich wieder relaxen ..." formuliert werden. So gefällt mir das!

    Beim Extrem-Modelling vergeht die Zeit schnell und die gebuchte nächtliche Plankton-Tour vom Casa aus muss ohne Sue stattfinden. Als sich die Köchin dann auch noch daran macht, uns ein üppiges Dinner auf der Terrasse zu servieren, platzen wir fast vor Glück. Und dem guten Essen. Ähnlich unserem Penthouse in Santiago, beschleicht uns ab und zu aber noch das ungute Gefühl, dass das Ganze doch irgendeinen Haken haben muss. Für solchen Scheiss geben wir sonst ja gerne und viel Geld aus. Die Jungs scheinen aber auch ihren Spass zu haben und sie lehren uns freudig einige kolumbianische Trink- und Würfelspiele. Die beim abschliessenden Rücktransport zum Casa gestellte Frage, was wir denn morgen machen würden, ist (leider) schnell beantwortet. Wir müssen vom Casa zurück nach Cartagena, da dies die letzte Nacht im Casa sein wird und das Speed-Boat bereits gebucht ist. Zwei der Pärchen scheinen da etwas flexibler zu sein und so erfahren wir mit einem Ohr, dass dem Andres seine Familie mehrere Anwesen in dieser Region besitzt und man total froh wäre, wenn man am nächsten Tag dort auch ein paar Bilder mit professionellen Hobby-Models machen könnte. Als ich die Verzweiflung hinter dieser Frage spüre, kann ich nicht anders, als unsere Hilfe ebenfalls anzubieten. Ok, aufzudrängen. Scheiss auf die Boot- und Hostelbuchungen, das kriegen wir dann schon geregelt. Und sonst sollen das die Narcos-Kiddies für uns regeln. Die können das. Ziemlich sicher. Irgendwie.

    Nachdem wir die anschliessende und letzte Nacht im Casa nochmals ordentlich gefeiert haben, dafür gab es ja auch genügend Gründe, wurden wir am nächsten Morgen von unseren neuen Freunden in einem weit weniger unscheinbaren Speed-Boat abgeholt. Das Casa staunte nicht schlecht, als wir samt Gepäck und wie Rockstars das Boot besteigen und mit laut aufgedrehter Musik davon rauschen. Gut, vielleicht waren das auch eher besorgte denn erstaunte Gesichter. Denn die Frage, wo wir mit den Typen hingehen, können wir abermals nicht genau beantworten und diesmal haben wir auch alle unsere Habseeligkeiten bei uns. Aber egal, wir fühlen uns grossartig und unser Vertrauen haben sich die Jungs längst erkauft. Das nächste Shooting wartet sicher auf uns. Und hoffentlich ein paar Drinks dazu! Und believe it or not, aber genau so ist es. Nach vierzig Minuten erreichen wir das Festland und beziehen unser neues Strandhaus, in welchem wir erneut als teure Gäste behandelt und von Angestellten umsorgt und schrittweise abgefüllt werden. Wenngleich diese Hütte nicht ganz so spektakulär ist wie die Gestrige, lässt sie ebenfalls keine Wünsche offen. Ausser Vorhänge. Ich würde Vorhänge montieren. Macht es einfach gemütlicher. Andres stimmt mir zu und macht sich entsprechende Notizen. Gern geschehen.

    Wer denkt, das wars dann ... wir sind entweder fertig mit Fotos und können lebend gehen oder wir werden doch noch brutal missbraucht und anschliessend in Stücken im Meer versenkt, irrt. Da wir ja unsere Hostel-Buchungen für diesen Tag haben sausen lassen, sind wir allesamt herzlich eingeladen, die Nacht auf dem ersten und auch beim erneuten Betreten noch spektakulären Anwesen auf der Insel zu verbringen. Natürlich im gewohnt luxuriösen Stil mit komplettem Rundum-Sorglos-Paket und weiteren kurzen Foto-Sessions mit nächtlicher Prunk-Beleuchtung. Fuck yeah! Sechs Europäer und drei Jungs mit unklarem Background. Wir haben eine grossartige Zeit mit vielen spannenden Diskussionen und selbstverständlich erstklassiger Verpflegung. Die Jungs löchern uns mit unzähligen Fragen zum Leben, der Politik und Steuern in Europa, während ich mir meine zweitletzte Montecristo reinziehe. Irgendwann kaufe ich den Jungs dann auch die Sache mit der Mode-Kette irgendwie ab. Vielleicht doch keine Narcos. Als wir im hauseigenen und von Mangroven umgebenen Mini-Hafen beim Besteigen des Bootes, welches uns am nächsten Morgen zurück zum Casa bringt (wo unser „umgebuchtes“ Speed-Boat auf uns wartet), einen grossen Haufen Versandpakete auf dem daneben liegenden Schiff erspähen, kommen dann nochmals kleinere Zweifel auf. Vernünftig wie ich bin, entscheide ich aber, nicht nachzuhaken. Beim Casa angekommen, fällt der Abschied von Andres, Oleg und Jorge sehr herzlich aus. Offensichtlich hätten wir alle noch Lust auf weitere gemeinsame Tage gehabt. Wie man - bzw. Andres - uns aber erklärt, sei das verlängerte Weekend nun vorbei und er müsse tags darauf wieder fürs Familienimperium arbeiten. Stimmt, da waren ja noch diese komischen Pakete, welche wohl auf ihre Auslieferung warten. Die abschliessende Frage, ob wir das eine Päckchen seinem Cousin in der Schweiz mitbringen könnten, mussten wir natürlich verneinen. Ok, das war jetzt gelogen ...

    Einige Fotos von den Shootings werden wir separat posten, sobald Oleg mit der Post-Production durch ist. Vorausgesetzt er ist kein Arschloch, hält sich an sein Versprechen und teilt auch schön alles mit uns. Wir sind in Cartagena derweil schon ready für das nächste Abenteuer. Am Sechzehnten besteigen wir die Quest - ein gemütliches Segelschiff eines Schweden -, die uns innerhalb von fünf Tagen von Kolumbien via San Blas Islands nach Panama City bringen wird. Vorausgesetzt, wir gehen nicht unter und es sind keine Kaugummibueben an Bord. Die mögen sie in Panama nämlich nicht. Wir werden sehen.
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  • F*** Me I‘m Famous

    May 15, 2018 in Colombia ⋅ ⛅ 30 °C

    Ich weiss, ich weiss. Der Titel ist geklaut. Von David Guetta, dem knuffigen Franzosen und Star-DJ. Egal. Dank der Airbnb-Foto-Session in Kolumbien sind wir jetzt auch famous. Irgendwie. Anders als bei der verdammten Kaution für die scheiss Flossen auf den Galapagos Inseln, habe ich die Hoffnung nie aufgegeben, dass wir irgendwann doch noch an die Model-Fotos aus Kolumbien kommen. Und nach etwa fünfundzwanzig Nachfragen, bäähm, bekommen wir einen funktionierenden Download-Link von Oleg. Also wie gehofft doch kein Arschloch. Oder nur ein kleines. Vier Monate für ein paar Fotos. Tss. Aber egal. Für weitere Model-Buchungen stehen wir natürlich jederzeit zur Verfügung. Wendet euch dazu bitte an unseren Manager: Dominik Rode, +41 79 622 20 2X. Danke. Domi.

    Die haben auch eine eigene Website, lustig: http://quintadelmar.co/

    Und die Airbnb-Locations sind echt der Hammer:
    Big - https://abnb.me/eVwRiK6LzQ
    Small - https://abnb.me/UIj0qycMzQ
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  • Göran und die kochende Zahnfee

    May 20, 2018 in Panama ⋅ ⛅ 17 °C

    Wie dieser Post beweist, haben wir auch diese Überfahrt völlig unerwartet überlebt. Die Quest hat uns sicher und (beinahe) unbeschadet von Kolumbien nach Panama gebracht. Ein 60 Fuss grosses Segel- und Tauchschiff mit Stahlrumpf und überdimensioniertem Watermaker, was nach Ansicht von Göran, unserem schlaksigen schwedischen Skipper sowie Eigner und Erbauer der Quest, den Unterschied von Campen zu einem vernünftigen Leben an Board macht. Ich stimme ihm zu. Robin im Geiste auch. Gebaut zwischen 1995 und 2011, ist das Schiff trotz tausender Seemeilen auf dem ganzen Globus in bemerkenswertem Zustand. Beim erstabendlichen Briefing an Bord hält Göran - der ganz Seebär ununterbrochen raucht - eine weitere Überraschung für uns bereit. So darf man in ganz Südamerika kein Toilettenpapier in die Schüssel schmeissen, aber auf der Quest schon. Wow, mit so viel Luxus hat wohl niemand gerechnet. Zumindest ich als „höchst-selten-auf-dem-Schiff-Scheisser“ nicht. Ja dann schwinge ich mich doch gleich mal aufs Töpfchen. Auf die Frage, ob ich denn im Gemeinschafts-Bad nochmals kurz das Fensterchen für ein wenig Lüftung öffnen darf, da wir ja immer noch im Hafenbecken von Cartagena und noch nicht auf offener See sind, hat Göran aber auch eine überraschende Antwort parat. Nein. Der Anker war bereits oben und so würden die Luken (von ihm!) frühestens in 36 Stunden, wenn wir die San Blas Islands erreicht haben, wieder geöffnet. Hmm, der Typ hat Prinzipien. Das gefällt mir. Auf den Topf mit geschlossenem Fenster eher weniger. Müssen die Geschäfte eben warten. Vorerst.

    Mit an Bord ist neben den sieben Passagieren auch Amanda, eine zierliche Französin, die sich um unser leibliches Wohl sorgt und den Skipper bei längeren Lags ablöst. Und das mit der Verpflegung macht sie wirklich erstklassig. So abwechslungsreich, lecker und ausgewogen wie auf der Quest, habe ich noch auf keinem Schiff gegessen. Den Rest muss der gute Göran beurteilen. Erst seit wenigen Monaten auf See, erinnern Amandas feine Gesichtszüge und kurz geschorenen Haare an die junge Sinéad O‘Conner - die durchgeknallte Nudel. Hoffen wir also, die Ähnlichkeit bezieht sich lediglich auf Äusserlichkeiten. Amanda scheint ausserdem noch an ihrer Hochsee-Konditionierung zu arbeiten, während wir Gäste uns auf Anraten des Captains mit kleinen Pillen gegen Seekrankheit absichern. Nach einer ersten von insgesamt zwei schwülwarmen Nächten mit geschlossenen Luken und wenig Schlaf auf offener See, steht am Morgen ruck-zuck Kaffee und Frühstück bereit. Zwei Sekunden später stellt sich die gute Amanda an die Reling und kotzt erst mal beherzt ins Meer. Die schwankende Küche fordert bereits ihr erstes Tribut. Kaum ausgekotzt, teilt Amanda aber bereits wieder ein Lächeln wie Audrey Tautou in Die fabelhafte Welt der Amélie mit uns (https://goo.gl/images/VWQMy3) und säuselt ein kurzes „better“, als sie sich an mir vorbei und zurück in die Küche schleppt. Ein skurriler aber schöner Moment. Danke, Amanda.

    Im Laufe des Nachmittags macht sich Amanda dann noch mehr Freunde, als sie mit einer Schüssel Marshmallows und Cocos-Caramel-Lollipops auf Deck erscheint. Enthusiastisch lutsche ich drauf los, wobei ich natürlich viel zu wenig Geduld für einen Lolli mitbringe und anfange darauf rumzubeissen. Meinem rechten Schaufelzahn passte das gar nicht, also gibt der von Dr. Götz schon mehrfach behandelte Arsch doch einfach nach und bewirft mich mit einer seiner Ecken. Gehts noch? Gerne hätte ich von einer heroischen Aktion berichtet, bei der ich zwar ein Stück Zahn verloren, dafür aber Schiff und Besatzung gerettet hätte. Aber nein, ich habe einfach nur auf diesem verdammten Lolli rumgekaut. Auch wenn die völlig überflüssige Scheissaktion nicht schmerzt, hoffe ich doch sehr, dass Panama eine vernünftige Zahnklinik hat. Wer weiss, wann wir für ein nächstes Touri-Shooting mit Gratis-Bier gebucht werden?! Danke, Amanda. Als wir nach 34 langen Stunden endlich die San Blas Islands erreichen, bereiten uns unzählige verspielte Delphine einen warmen Empfang. Sue is total aus dem Häuschen, als wir neben grossen Gruppen Atlantic-Spotted-Dolphines eine Gruppe von teils über zwei Meter langen Bottle-Nose-Dolphines entdecken, die unsere Bugwellen für ein wenig Body-Surfing nutzen. Den Anblick hat sie sich schon soo lange gewünscht. Dem Bord-Frieden (bzw. meiner psychischen Verfassung nach dem Zahnzerfall) zu liebe, schreibe ich die Delphin-Sichtung ebenfalls Amanda zu. Sicher alles ihre Freunde. Danke, Amanda.

    Die Ankunft auf den San Blas Islands - eine Ansammlung von Sandhaufen mit Kokos-Palmen obendrauf oder eben das, was Google beim Begriff „Paradies“ an Bildern ausspuckt - bedeutet auch endlich ein Sprung ins wohltemperierte karibische Blau, um den ganzen Schweiss der letzten zwei Tage und Nächte abzuwaschen. Herrlich! Das gilt auch für die Riffe, an denen wir die folgenden Tage schnorcheln. Es wird maritim (fast) alles geboten, was wir uns von den Galapagos-Inseln gewohnt waren. Dazu gehören neben all den tropischen Fischen und Kreaturen natürlich auch Rochen und Cremeschnitten - also Haie. Amanda ist ebenfalls begeisterte Schnorchlerin und ich bin mir ziemlich sicher, dass die ganzen Fische auch ihre Freunde und nur wegen ihr da sind. Danke, Amanda. Als sie uns dann am ersten ruhigen Abend nach der Überfahrt frischen Lobster serviert, den der Fischer kurze Zeit zuvor im Einbaum angeliefert und einzeln vor unseren Augen auf brutalste Weise auseinander gerissen und ausgenommen hat, habe ich ihr das mit dem Zahn schon fast wieder verziehen. Und nachdem wir tags darauf nach paradiesischem Schnorcheln auch noch mit Koksnüssen und Rum (zusammen ergibt das die legendären Coco Locos) am Strand empfangen werden, ist die entstandene und alles andere als intellektuell wirkende Zahnlücke vollends vergessen. Danke, Amanda. 

    Neben uns beherbergt die Quest bei dieser Überfahrt noch drei Schweizer Mädels und ein irisches Pärchen. Wir verstehen uns blendend. Kein Wunder, kommen die Mädels ja aus den Kantonen AG und BE und nicht aus ZH oder SG. Nicht dass das wirklich eine Rolle spielen würde, aber ein gelegentliches Züri- und Ostschweiz-Bashing tut in etwa gleich gut, wie auf Jorges scheiss Schnorchelausrüstung rumzutrampeln oder drängelnde Kinder beim Gepäckband rumzuschupsen. Alles in Allem also ein wunderbarer Karibik-Törn, bei dem der Skipper immer ein Lächeln im Gesicht hat. Auch kein Wunder bei dem Arbeitsplatz (und meiner Gesellschaft). Göran, aus dessen Feder das gesamte Programm (und Menu) entsprang, verdient definitiv Bestnoten. Wir hatten mit einem eher spartanischen Törn mit simpler Küche gerechnet und einen luxuriösen all-inclusive Karibik-Cruise mit unzähligen Highlights bekommen. Ich habe mich daher vorsorglich auch schon auf die Liste von Görans nächster jedoch zeitlich noch nicht definierter Atlantiküberquerung setzen lassen. Schliesslich kennt er sich neben menschenwürdigen Toiletten und ausgezeichneten Speiseplänen als einer von wenigen auch mit Monsterwellen, genannt Freak-Waves, aus (der schnittige Schwede ab 25:22 - https://youtu.be/mC8bHxgdHH4). Geile Siech!

    Die fünf Tage auf der Quest gehören definitiv zu den Highlights unserer bisherigen Reise. Danke, Amanda. Und Göran. Jetzt Panama City. Noch ohne Plan. Ausser Zahnarzt. Danke, Amanda.

    Einen Clip zum Törn gibt's hier: https://youtu.be/xq0CNal-MhA
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  • Die echte Zahnfee schlägt zurück

    May 23, 2018 in Panama ⋅ 🌧 24 °C

    Hallo Panama. Höchste Priorität hatte natürlich die umgehende Wiederherstellung meiner völlig demolierten Frontansicht. Meine Fresse - genau um die ging es -, war das eine Übung. Mit all den Wolkenkratzern, amerikanischen Autos, Fast-Food-Ketten und Amerikanern mit ihren übertrieben beliebten Panama-Hüten, wirkt Panama City auf den ersten Blick wie eine amerikanische Grossstadt. Es sollte also ziemlich einfach sein, einen vernünftigen Zahnarzt zu finden. Die Recherche im Internet scheint simpel. Whatclinic.com hat eine riesige globale Datenbank von Kliniken mit tausenden von Reviews und an erster Stelle in Panama City steht die "Just Smile Dental Clinic". Ich versuche mein Glück und mache mich ohne Termin und mit Sue im Schlepptau auf den Weg. Die Klinik ist schnell gefunden, wirkt aber kleiner als im Web. Da die Tante am Empfang kein Englisch spricht, kommt der Onkel Doktor selber zum Tresen, um mein Anliegen aufzunehmen. Er ist zwar auch nicht der vom Web, sieht aber ganz vernünftig aus. Wobei in Kombination mit der Assistentin, die ihn im Laufe der nächsten Stunde ununterbrochen anschmalzen wird, könnten die beiden auch einer billigen spanischen Telenovela entsprungen sein. Nachdem Dr. Ramon meine Spalte kurz beäugte, quittiert er die kleine Untersuchung mit einem selbstsicheren Nicken und den Worten „sure, I can fix that“. Da wir nur auf der Durchreise sind, hoffe ich natürlich auf einen baldigen Termin - also heute oder morgen. Der lustige Ramon lässt kurz seine frivole Assistentin die Agenda checken, nur um total überrascht festzustellen, dass er heute Zeit hätte. Als eigentlich jetzt. Sofort. Wow, dann leg los! 

    Während sich Dr. Ramon und die komische Besteckreicherin um meinen Zahn kümmern, scheinen die beiden Turteltauben allerlei Gesprächsstoff zu haben. Natürlich verstehe ich kein Wort und mein Wohlbefinden hält sich in Grenzen. Irgendwann glaube ich dann zu verstehen, dass es nicht um gemeinsamen Skiurlaub und unsägliche Sexpraktiken geht, sondern um die Farbe der verwendeten Composite-Füllung. Nach kurzer aber spürbarer Ratlosigkeit macht sich Ramon wortlos daran, das aufgetragene Material wieder abzuschleifen. Spätestens jetzt wünsche ich mir ganz fest, bei meinem Dr. Götz am Stauffacher zu sitzen. Zu spät, ich bin in den Händen von zwei schmalzigen Soap-Darstellern und das wird sich so schnell auch nicht ändern. Als das Werk dann vollbracht ist - vierzig lange Minuten waren bereits vergangen -, sehe ich Ramons prüfendem Blick bereits an, dass die Geschichte noch nicht durch ist. Während er mir den Spiegel reicht, versucht er mich bereits mit den Worten „we can fix this“ zu beschwichtigen. "We"?? Wer sind "WE"?? Du hast am Tresen gesagt „I can fix that“! Zeig her! Wie umgehend klar wurde, ist der bescheuerte Ramon farbenblind. Ich sehe aus, als hätte ich dreissig Jahre Tag ein Tag aus auf einen Zahn geraucht. Nach einer kurzen Phase der Schuldzuweisung an seine dickbusige Assistentin und das schlechte Licht, lässt Ramon weit weniger selbstbewusst und sich meiner Entrüstung offensichtlich bewusst, ein erneutes „I can fix this“ verlauten. Das will ich dir auch geraten haben. Du weisst wohl nicht, dass ich nebenbei professionelles Hobby-Touri-Model bin! Verdammter Pfuscher. Leg los! 

    Nach weiteren knapp dreissig Minuten soll es dann vollbracht sein. Vorsichtig und mit den Worten „I can still change it, if you want“ reicht mir der ungelernte Bauspengler den Spiegel. Die Farbe ist besser. Irgendwie. Das Licht in der Praxis allerdings äusserst schummrig, weswegen eine klare Aussage schwierig ist. Da mir die Fresse nach über einer Stunde sowieso weh tut, will ich mich im Moment nicht weiter damit beschäftigen. Bzw. ich kann nicht. Sonst gibt es hier noch (mehr) Verletze. Ich bezahle die $90 und verlasse mit Sue die schäbige Schlosserei. Schon nach wenigen Schritten und einigen Zahntastern wird allerdings klar, dass mir mein neues Äusseres nicht gefallen wird. Anstatt nur die fehlende Ecke zu flicken, hat der beknackte Ramon den gesamten Zahn mit zusätzlichem Composite überzogen, was diesen auf etwa die doppelte Dicke hat anwachsen lassen. Dass er dabei auch noch in die Höhe und somit gegen das Zahnfleisch gewachsen ist, sei hier nur am Rande erwähnt. Ich fühl mich schrecklich. Da helfen auch die aufmunternden Worte von Sue wenig. "Me gsehts gar nid wemmers nid weiss". Jaja, lueg du für du! Gestritten haben wir uns dann aber nicht. Dank Sue. Nur dank Sue. 

    Zum Glück haben wir uns am Abend noch mit unserer irisch-schweizerischen Quest-Crew auf ein paar Drinks und Sushi verabredet. Trinken ist immer gut. Aber wirklich glücklich werde ich auch dabei nicht. Tags darauf wollen wir alle zusammen den lokalen Fischmarkt und danach die Schleusen des Panama-Kanals besuchen. Macht ja Sinn, wenn man schon mal hier ist. Aber mein Zustand verschlechtert sich im Laufe des Tages mit wachsenden Kopfschmerzen und ich staune, dass mich die Crew nicht wegen "Grumpiness" ausstösst. Muss an der AG-Connection liegen. Coole Mädels. ZHs wären sicher schon lange abgehauen. Sue vielleicht auch, aber ich hatte den Schlüssel. Irgendwo zwischen Fischgestank und Schleusenlärm fasse ich den Beschluss, am nächsten Tag einen weiteren Zahnarzt aufzusuchen. Zurück zu Ramon ist keine Option. Wahrscheinlich ist der sowieso längst im Skiurlaub mit seiner ollen Sexpuppe. Nein, ich suche mir jetzt einen richtigen Zahnarzt! Irgendwie. 

    Die erneute Suche verläuft ähnlich wie die erste. Diesmal kapiere ich allerdings, dass die Liste der Kliniken nicht nach deren Qualität sortiert ist. Es gibt gar keine logische Sortierung. Hm, das erklärt die dilettantische Spenglerarbeit zumindest teilweise. Aber nur teilweise. Schlussendlich entscheide ich mich für die "Ford Clinic Dental Spa" auf Seite drei. Wirklich gute Reviews und erinnert mich irgendwie an das "Betty Ford Center", wo sich allerlei Celebrities gegen allerlei Suchterkrankungen behandeln lassen. Gehe ich irgendwann auch hin. Verdammte Sexsucht. Angespannt, mit Brummschädel und in der Hoffnung, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, laufe ich abermals ohne Termin zur Praxis. Aber schon beim Betreten bessert sich meine Stimmung. Eine richtige Praxis. Modern. Hell. Wohlriechend. Und die Dame am Empfang könnte nicht sympathischer sein. Als ich ihr meinen lebensbedrohlichen Fall schildere - ich hatte neben einer neuen Praxis auch schon Ramons Privatadresse recherchiert -, verspricht sie eine sofortige Behandlung. Fünf Minuten später empfängt mich eine junge und aufgestellte Zahnärztin, die mich sehr an Lollipop-Verteilerin Amanda von der Quest erinnert. Vielleicht hat das Universum wieder etwas gutzumachen. Ich weiss es nicht. Spannend. Und skurril. 

    Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt. Amanda II - die kleine Zahnfee - macht einen phantastischen Job. Sie entfernt Ramons gelben Lego-Klotz komplett und startet die Lückenschliessung von Neuem. Sowohl die Behandlung als auch das Ergebnis sind erste Sahne. Überglücklich und erleichtert muss ich den kleinen Doktor für einen Moment in den Arm nehmen. Danke, Amanda. Und da ich bereits für einen Zahnarzt in Panama bezahlt hatte, will das nette Wesen dann auch nur $90 anstelle der veranschlagten $140 von mir. Danke, Amanda. Bzw. Gianna, wie sie richtig heisst. Zumindest behauptet sie das. Die Adresse von Ramon habe ich danach wieder gelöscht. Und so haben einmal mehr alle überlebt. Und sind schön. Vor allem Sue. 

    Nach ein wenig Shopping und Sightseeing geht unsere Reise weiter gen Norden. Unser nächstes Ziel sind die Bocas del Toro, eine karibische Inselgruppe nahe der Grenze zu Costa Rica. Soll schön sein da. Wie Sue. 
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  • Isla Colon
    Zapatilla IIHollywoodIsla CareneroIsla SolarteBocas TownIsla SolarteIsla ColonIsla Colon, Playa Bluff

    Diamanten und Hacktätschli para todos

    May 28, 2018 in Panama ⋅ ☁️ 26 °C

    Es gibt sie also auch hier, diese paradiesischen Strände fernab von Massentourismus und All-inclusive-Hotellerie. Auf den kleinen und teils etwas abgelegenen Bocas del Toro Islands an der karibischen Küste Panamas. Herrlich. Vielleicht liegt die Einsamkeit aber auch einfach daran, dass kürzlich die Regenzeit und somit Low-Season begonnen hat. Wir merken davon aber noch nicht viel und den Mossad, der ganz offensichtlich eine zweitägige Betriebsfeier in unserem ersten Hostel veranstaltete, scheint dies ebenfalls nicht zu stören. Wie schon auf den San Blas Islands, ist das Wetter meist auf unserer Seite und Sue ist nach all den Bräunungs-Sessions nachts teilweise schwer auszumachen. Nicht so unter der Dusche, da erinnern ihre Tan-Lines zwischen Hüften und Hupen irgendwie an Kinderschokolade. Naja, wems gefällt. Wie gesagt, ich setze da eher auf noble Blässe und überlasse das ledrige Äussere meinen Schuhen.

    Da wir nicht wie die beiden AG-Mädels mit Tauchschein beschäftigt sind, beschäftigen wir uns grösstenteils mit Schnorcheln und dem hier äusserst beliebten "dolce far niente". Ausserdem spielen wir gelegentlich mit Holzklötzen und einer dreissig Meter Rutsche, von der abgelegenen und - wie wir nach dem erhaltenen Upgrade finden - super geilen Bambuda Lodge direkt ins Meer. Und mit Deep-Boarding lernen wir sogar noch etwas Neues kennen und lieben. Ein Boot zieht eine Art Flügel hinter sich durchs Wasser, an dem man sich festhält und durch geschicktes Kippen abtauchen und vorbei an allerlei Meeresbewohnern durch Korallenriffe "fliegen" kann. Zumindest so lange man die Luft anhalten kann. Ausserdem zeigt uns einer der Guides neben Faultieren und Delphinen ihr eigenes Hollywood. Wie er uns stolz erklärt, würden an diesem Strandabschnitt mehr Sterne am Boden liegen, als auf dem Walk of Fame. Haha, total lustig. Ich würde ja mitlachen, habe aber eben erfahren, dass sich eines meiner Investments anders entwickelt als erhofft. Neben Bitcoins.

    Der ICO des Jane Seymour Diamonds versprach einen Anteil an einem mehrere Millionen teuren blauen Diamanten und die Teilnahme an der Verlosung für ein Dinner im Wert von $1'000'000. Genau, ein dreitägiges Essen für eine Million Dollar. Für mich eine sichere und klare Sache. Das Ding gewinne ich und Diamanten im Portfolio sind auch nie verkehrt. Zusammen mit meinem Freund Marc, der wie ich nie im Casino war und ausschliesslich in todsichere Anlagen investiert, steige ich im grossen Stil ein. Für knapp über hundert Stutz sichern wir uns siegessicher Anteile dieses Millionen-Geschäfts. Um so erstaunter war ich, als ich just in Hollywood die Nachricht erhalte, dass der ICO aufgrund von mangelndem Interesse abgebrochen wurde und man an der Rückzahlung arbeiten würde. Schade. Scheinbar hat ausser uns niemand dieses grandiose Investment verstanden. Tsss.

    Da das Millionen-Dinner vom Tisch ist (anstatt darauf) und wir hier auch sonst keine vollen Terminkalender haben, standen wir während den sieben Tagen in und um Bocas del Toro vergleichsweise viel in der Küche. Trotz rudimentärer Infrastruktur wurde wiedermal richtig und viel gekocht. Das ist (meistens) gut fürs Budget und ich koche auch einfach verdammt gerne. Da der Ofen im zweiten Hostel aber wider erwarten defekt ist, wird aus den geplanten gefüllten Peperoni auf schwarzem Quinoa gestützt von Potato-Wedges eben Zitronen-Quinoa und Peperoni-StirFry mit Hacktätschli auf Champignon-Rahmsauce. Uns und der im gleichen Hostel hausenden AG-Connection hat es trotzdem geschmeckt. Ausserdem sprang bei der Änderung noch eine knusprige Käse-Röschti zum Zmorge raus. Reste gab es keine nennenswerten. Leider.

    Das Highlight in Bocas del Toro sollte ein Showdown am letzten Tag zwischen Sue und mir am Ping-Pong-Tisch werden. Die am Vorabend im angetrunkenen Zustand und kurz vor dem Einschlafen eingegangene Wette lautete 15:0 um hundert Stutz. Es würde also nicht darum gehen, wer gewinnt oder ob Sue einen Punkt macht. Nein, es würde einzig um die Frage gehen, ob ich bei 15 zu erzielenden Punkten einen Fehler machen würde. Mit Kurt als Vorbild (wobei der sich wohl mindestens einen Fehlpunkt als Versicherung ausbedingen würde) und getrieben von grenzenloser Selbstüberschätzung - ein ständiger Begleiter und oft guter Berater in meinem Leben - schien mir die Wette ein No-brainer - wie damals der Jane Seymour Diamond ICO. Natürlich mache ich keinen Fehler! Diese Einstellung relativiert sich bereits beim zweiten Ballwechsel. 1:1. Fuck! Trotzdem, ich würde es wohl wieder genau so machen. Fehlpunkt-Versicherung ist was für Kurt. Der gewinnt zwar deutlich mehr Wetten als ich, aber darum geht es ja nicht. Oder doch?

    So, fertig Panama. Auf nach Costa Rica.
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  • Komische Waschbären und Agenten

    June 1, 2018 in Costa Rica ⋅ 🌧 22 °C

    Die Grenze zu Costa Rica ist schnell passiert. Wir verzichten sogar auf die Vereinfachung mittels Turi-Bus und schlagen uns mit deutlich günstigeren lokalen Bussen durch. Nicht zuletzt weil unsere AG-Connection das tags zuvor schon problemlos geschafft hat und uns mit allerlei Tipps versorgt. Danke. Ihr seid toll. Costa Rica empfängt uns mit endlosen Bananen-Plantagen - und Regen. Ist eben doch Regenzeit, auch in Puerto Viejo. Vor lauter Schönwetterphasen im Paradies, gingen angsteinflössende Gewitter in den bisherigen Erzählungen meist unter. Aber es gab und gibt sie. So schlug bereits in der ersten Nacht im Casa en el Agua ein Blitz in die Solaranlage ein, in dessen Folge unsere Zimmertür mit einem ohrenbetäubenden Knall aufgeschlagen wurde und sich der Geruch verbrannter Elektronik ausbreitete. Sue was not amused. Ich fands spannend. Und in der zweiten Nacht in der Bambuda Lodge spielte ein orchestrales Donnerwetter in mehreren Akten, wie wir es bis dato noch nicht erlebt bzw. gehört hatten. Definitiv näher am D-Day als am ersten August. Nicht anwesende Hunde hätten sofortigen Suizid begangen. Einige Urvölker wohl auch. Sue was again not amused. Ich hatte längst Oropax montiert. 

    Doch auch Wetterkapriolen können nicht verhindern, dass wir in Puerto Viejo erneut fleissig am Herd stehen. Trotz einem improvisierten Aloo Gobi zum Znacht und fancy Eggs Benedikt zum Frühstück, kommt nach Panama auch in Costa Rica keine Hektik auf. Es war derart relaxt, dass es eigentlich nur von einer einzigen winzigen Aufregung, in einer langen Aneinanderreihung höchst unspektakulärer und somit äusserst entspannter Stunden, zu berichten gibt. Und zwar als sich im Nationalpark zwei durchgeknallte Waschbären an der Unterwäsche der zu dem Zeitpunkt im Meer badenden Sue vergreifen wollen. Vielleicht waren es gar keine Waschbären, sondern Unterwaschbären. Also eine Unterart von Waschbären, die mehr auf Unterwäsche stehen. Wie auch immer, ich habe die Situation dank selbstlosem und mutigem Einschreiten gerettet. Wie das aufgrund der kurzen Panikattacke nach erfolgter Konfrontation schlecht gedrehte Video beweist. Als Sue nach gefühlten zwei Stunden baden zurück kommt, löst sie das Rätsel mit den Arten aber schnell auf. Im Kleiderhaufen hatte es keine Unterwäsche. Waren somit einfach nur Waschbären. Sag ich doch. Waschbären.

    Ein wenig Action stand dann aber doch noch auf dem Programm. River Rafting. Klingt lustig und ist es auch. Anstrengend ist es irgendwie auch. Insbesondere wenn man(n) den Karren quasi alleine reisst. Beziehungsweise das Gummiboot. Mit uns in ebendiesem Boot sitzen nämlich noch drei (kleine und wie das Foto beweist, ängstliche) kanadische Mädchen - alle wohl so um die zwölf oder dreizehn - und Sarah aus New York. Also ursprünglich aus Israel und einige Tage geschäftlich in Costa Rica. Obwohl äusserst sympathisch, kommt der Small-Talk schnell zum Erliegen. Ihre Antwort auf die simple Frage, was sie denn geschäftlich so tun würde, lautet „something with computers, but I‘m not authorized to say for whom“. Echt jetzt? Bekommen die Agenten vom Mossad noch nicht einmal mehr plausible Scheinidentitäten?! „Ich komme aus Israel, lebe seit zehn Jahren in Amerika, mache etwas mit Computern, aber sage nicht für wen!“ ... Lustige Tante. Die unterstellte Arbeit für die CIA oder den Mossad verneint sie umgehend mit einem galanten Lächeln. Ihre Antwort scheint mir aber in etwa gleich viel Wert zu sein, wie eine Plastikgabel beim Verzehr einer Schüssel Rinderbrühe. Ihre verabschiedende Frage, ob mir das Rafting denn gefallen habe, beantworte ich auch nicht. Aus Prinzip. Einen kurzen Hug kriegt sie dann aber doch noch von mir. Wollte mich einfach versichern, dass sie keine Waffe trägt. Aus Angst.

    Nach dem Rafting fährt man uns direkt nach San Jose, von wo wir mit einem späten Bus in drei Stunden nach Quepos an die Pazifik-Küste gelangen. Hoffentlich hat es auf der anderen Seite weniger durchgeknallte Waschbären und scheinheilige Agenten. Mich macht so Zeugs immer ein wenig nervös. Was wenn sie es wissen??!!
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  • Quepos Marina

    Man kann das nicht - Mann schon

    June 3, 2018 in Costa Rica ⋅ ☁️ 25 °C

    In Quepos an der Pazifik-Küste bleiben wir nur kurz. Wir besuchen den für mein persönliches Empfinden schönsten Nationalpark auf unserer bisherigen Reise - Galapagos ausgeschlossen. Sue meint sofort, das könne man nicht so sagen und auch gar nicht vergleichen mit anderen Regionen und Klimazonen. Man? MAN kann das nicht?? Also bei mir klappt das soweit ganz gut. Problemlos. Und ich habe entschieden, dass ich Manuel Antonio als den bisher schönsten National Park auf unserer bisherigen Reise bezeichne. Gut haben wir darüber gesprochen. Und gut haben wir für den Fall einer weiteren Eskalation Gummibärchen dabei. Die brauchen wir dann aber nicht. Leider. Ich hatte total Lust darauf. Den ganzen Tag.

    Die Stimmung hält wohl nicht zuletzt auch wegen meiner schnellen Tukan-Sichtung, denn die sind bei Sue zur Zeit total beliebt. Und dann ist es auch noch so eine ganz spezielle Version. Heureka! Es zeigen sich auch sonst alle paar Minuten spannende und putzige Tiere. Kein stundenlanges durch den Matsch und Schlamm waten wie im Amazonas-Dschungel. Nein, auf befestigten Wegen durch den Dschungel und vorbei an wunderschönen Stränden schlendern und wilde Tiere gucken. Sogar Rehe hat es hier. Total toll. Waschbären hat es auch und die scheinen hier vernünftiger und weit weniger durchgeknallt zu sein. Und als sich dann die erste Gruppe furchtloser jedoch nicht aufdringlicher Affen inklusive Bébéé zeigt, ist die Diskussion sowieso vom Tisch. Der Jöö-Faktor ist gigantisch. Nach gefühlten zwei Stunden und 4’500 Fotos, geht es endlich weiter. Durch den bisher schönsten National Park. Basta.

    Nach einer zweiten Nacht in Quepos, geht es bereits wieder weiter in Richtung Drake Bay. Eine abgelegene Destination die uns die liebe Miriam und der komische Peter von und zu Turnherr empfohlen haben. Danke Euch! Für ein allfälliges juristisches Nachspiel sei an dieser Stelle erwähnt, dass der verwendete Begriff *komisch* ausschliesslich in der Ausprägung von *ur-komisch und total lustig* auszulegen ist und nicht bezeichnend für *sonderbar und schwer im Umgang* zu verstehen ist - wie dies im Titel des letzten Posts ("Komische Waschbären und Agenten") der Fall war und wohl viele, die den Peter persönlich kennen, jetzt völlig zu unrecht denken. Sollte diese Klarstellung in einem allfälligen Verfahren keine Relevanz erlangen, sei hiermit noch festgehalten, dass dieser Text durch die schöne und ansonsten unschuldige Sue verfasst wurde. Wirklich. Peter.
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  • Angeschossen und total happy

    June 6, 2018 in Costa Rica ⋅ 🌧 26 °C

    Schon die Reise zur Drake Bay macht Freude, wo sich nach diversen Überlieferungen die verlorenen Schätze von Sir Francis Drake - dem Piraten unter englischer Flagge - verstecken sollen. Bevor es nach dreistündiger Busfahrt in Sierpe auf ein gefühlt überladenes Boot geht, begrüssen uns lauthals ein paar grosse Aras vom Baum nebenan. Unsere erste und natürliche Annahme, dass es sich bei diesen roten Prachtexemplaren um „Vögel in Gefangenschaft“ handelt, ist völlig falsch. Über ein Duzend der farbenprächtigen Dinger fliegt hier herum und tummelt sich auf den Bäumen um uns. Hier wohnen sie also, diese Könige der Papageien. Später auf dem Boot zeigen sich dann sogar noch die scheuen Tukane. Sue is very amused. Ich ausnahmsweise auch. Die einstündige Bootsfahrt entwickelt sich danach dank Regen, Überfüllung und selten sichtbaren aber omnipräsenten Krokodilen ziemlich abenteuerlich. Durchnässt, leicht eingeschüchtert aber am Leben, erreichen wir unsere Lodge am späteren Nachmittag. Das riesige Deluxe-Zimmer mit eigenem Kühlschrank, Terrasse mit Hängematte und Meerblick für dreissig Stutz pro Nacht entschädigt allerdings. Off-Season hat durchaus auch Vorteile. Ich gehe jedoch davon aus, dass die liebe Miriam und der (ur-)komische Peter entweder mit dem Flieger oder nicht während der unberechenbaren Regenzeit angereist sind. Ansonsten hätten sie die absolvierte Bootsfahrt als Teil ihres Tipps sicherlich erwähnt. Ganz sicher. Oder? Sie haben uns doch gern. Oder nicht? Peter? Miriam? Also wir haben Euch gern! Noch.

    Neben allerlei kostspieligen Ausflügen in und um den Corcovado National Park, gibt es hier noch einen Hike der Küste entlang zur Playa San Josecito - einer der schönsten Schnorchel-Spots in diesem Teil Costa Ricas. Diesen Trail darf man sogar gratis begehen. Nett. Ausser die Flussüberquerung. Das mit einer Trillerpfeife herbeigerufene Boot kostet 2$ pro Person. Zahlen wir aber gerne. Schliesslich gibt es auf der gegenüberliegenden Seite im Turtle-Rescue-Center einen Dschungel-Kaffee, den wir uns nach zwei Stunden laufen noch vor dem Frühstück auch schön verdient haben. Kaum sitzen wir am Tisch, zeigt uns die Regenzeit auch schon, was sie von unserem Plan für den Tag hält. Nichts. Gar nichts. Es schüttet wie aus Eimern und wir sind froh, die zwei Stunden laufen schon hinter uns und eines der in dieser Gegend äusserst seltenen Dächern über dem Kopf zu haben. Drei Stunden und fünf Tassen Kaffee später, lässt der Regen langsam nach und uns tut der Arsch weh vom Sitzen. Also beschliessen wir, die letzten fünfzehn Minuten zum Strand in Badehose, Bikini und den Flossen unter den Armen zu laufen. Ohne Schnorcheln gehen wir hier nicht weg! Trotz miserabler Sicht, finden wir sogar noch ein paar Fische. Ich frage mich, ob es bei Miriam und Peter ähnlich aussah? Oder ob da mehr Liegestuhl, Sonne und klares Wasser im Spiel war? Unser Programm scheint auf jeden Fall eher ungewöhnlich, denn nach der einsamen morgendlichen Wanderung, sind wir nun auch am Strand mutterseelenalleine. Den Quatsch macht ausser uns niemand. Sex on the beach gabs leider trotzdem nicht. Also den Drink.

    Am letzten Tag unternehmen wir dann doch noch eine geführte Tour in den National Park, sonst kommt man da ja nicht rein. Um 06:00 gehts los per Boot, wie ich das doch vermisst habe. Schnell ist es, dieses Boot. Und ausnahmsweise lässt uns der Regen in Ruhe. Dafür hat es ordentlich Wind und Wellen. Und ehe ich mich versehe, hat es schon drei Mal im Rücken gezwickt. Ich Idiot setze mich ja auch in die vorderste Reihe, wo der olle Kahn die grössten Sprünge macht. Sicht gegen vorne gibt es leider auch keine, womit die heftigen Schläge - einzelne Damen werden davon gar zum Kreischen animiert - unvermittelt eintreten. Ich bin mit ersten Rückenschmerzen also alarmiert und konzentriere mich auf meine passabel trainierte Rumpfmuskulatur, um meine leider schon ziemlich ramponierte Wirbelsäule zu stützen. Für alle die das nicht kennen, dabei werden ähnliche Techniken angewendet und Muskeln genutzt, wie bei hartem Stuhlgang. Ich bin also froh, dass es heute noch keinen Kaffee gab. Sonst hätte ich es aktuell mit zwei kontrahierenden Problemen zu tun. Doch bereits nach wenigen Minuten setzt die Erschöpfung ein. Diese Übungen mache ich normalerweise einige Sekunden. Die Bootsfahrt dauert aber vierzig Minuten! Ich erinnere mich an ein Buch eines US Navi Seals, das ich nicht gelesen habe. Darin beschreibt er, dass die menschliche Psyche die totale Erschöpfung signalisiert - mit heftigen Schmerzen, partieller Taubheit, Wahrnehmungsstörungen und dem ganzen Programm -, obwohl der Körper erst bei 10% seiner Leistungsfähigkeit angekommen ist. Ich habe keine Ahnung, was der alte Krieger damit meint, aber auf mich trifft das sicher nicht zu. Ich bin nudelfertig und mein Rücken bringt mich um. Jetzt. Scheiss Ausflug!

    Ich stehe bei voller Fahrt auf, schiebe mich an Sue vorbei und stelle mich an die vordere Schiffswand. Ab jetzt übernehmen die Knöchel und Knie, was für eine Wohltat. Trotzdem, der Rücken schmerzt nach der Ankunft wie zu meinen schlechtesten Zeiten. Das waren eindeutig zu viele Schüsse in den Rücken. Ich versuche meine „Die Welt hasst mich und ich sie auch“-Miene mit lässig umgedrehtem Cap etwas aufzulockern. Das funktioniert aber nur mässig, gemessen an den vielen Menschen die sich von mir abwenden, kaum schaue ich sie an. Sue natürlich nicht. Sie schaue ich gar nicht erst an. Was allerdings funktioniert, ist das, was der Park zu bieten hat. Die Wildlife-Dichte ist enorm. Wie schon im letzten Park, zeigen sich Tiere im Minutentakt, allen voran die lustigen Tapire. Langsam verstehe ich, was Costa Rica neben seinem Kaffee so populär macht. Auch bei Eichhörnchen. Während die europäischen Verwandten Tag ein Tag aus Haselnüsse suchen müssen, reichen dem Latino-Hörnchen hier zwei Minuten zur nächsten Kokosnuss. Der Rest des Tages ist dann quasi Freizeit. Pura Vida eben! Ich bin mir ziemlich sicher, dass die liebe Miriam und der, äh ... gute Peter auch in diesem Park waren. Denn dafür lohnt sich sowohl die Anreise als auch die Rücken-Tortur. Von all den lautstarken Jöös von Sue, habe ich sogar eine Art Pfeifen im Ohr. Hoffe das mausert sich nicht noch zum Tinnitus. Tat es nicht. Und dank einem mit Schwimmveste gepolsterten Sitzplatz in der hintersten Reihe, macht auch die Bootsfahrt zurück zur Bay richtig Freude. Geiler Ausflug!

    Der Abstecher zur Drake Bay hat sich definitiv gelohnt und wir sind ausnahmsweise total happy, auf die Turnherrs gehört zu haben. Wobei, auf dem Fasnachtsschreier-Wagen höre ich dem flauschigen Peter eigentlich auch immer zu. Da ist er nämlich auch ur-komisch. Wie der Marc und der Stedi, richtig komische Menschen eben. Nächstes Ziel ist La Fortuna. Hoffen wir, die Selbige ist uns auch bei der Reise dorthin hold. Es warten nämlich ein Schiff, vier Busse und eine Reihe ungenauer Fahrpläne auf uns. Wir werden sehen ...
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  • Falsche Schlangen auf teurem Pflaster

    June 9, 2018 in Costa Rica ⋅ ⛅ 22 °C

    Also unsere "one boat four buses"-Tour war ein voller Erfolg. Irgendwie gingen die Fahrpläne auf und wir erreichten unser angestrebtes Ziel in knapp fünfzehn Stunden. Hab ich toll gemacht. Sue auch. Ok, in erster Linie Sue. Aber ich hab ganz toll mitgemacht. Da uns die Buchungen ausgehen, wurde es Zeit, erneut ein wenig in die Zukunft zu schauen. Das nächste grössere Ziel ist bzw. war Nicaragua. Wir beobachten die aktuelle Situation im Land seit einige Tagen wenn nicht Wochen. Ok, in erster Linie Sue. Aber ich hab sie das jeweils ganz toll machen lassen. Das Land versinkt zur Zeit in Chaos und Gewalt und Reisen ist aufgrund unzähliger Strassenblokaden an vielen Stellen nicht mehr oder sehr eingeschränkt möglich. Treibstoff und Nahrung sind an vielen Orten bereits knapp, was die Stimmung und Ordnung weiter Bach ab treibt. Wir haben uns daher und sicherlich zur Freude vereinzelter Verwandter dazu entschieden, Nicaragua per Flugzeug zu überspringen und stattdessen ins nunmehr nur noch zweitgefährlichste Land Zentralamerikas, El Salvador, zu reisen. Das stand zwar bisher auf keiner Liste, gewann aber bei der Suche nach dem günstigsten Flug aus Costa Rica. Mit Abstand. Spannend. Ich freu mich!

    So, wo sind wir hier eigentlich? Genau, La Fortuna. Unser Hostel liegt etwas ausserhalb und entpuppt sich als ein komplettes und fast neues Haus mit zwei Schlafzimmern, wobei das andere Zimmer nicht besetzt ist. Wir geniessen also ein Haus für uns inklusive nahrhaftem Frühstück für sagenhafte achtzehn Stutz pro Nacht. Geil. Der morgendliche Überfall vom angsteinflössenden Haushund Bebé Junior macht ebenfalls Stimmung. Was ein Tier! Nach der morgendlichen Buchungsrunde steht dann auch unser Tagesplan und ich verstehe nun auch, wieso Costa Rica bei vielen Reisenden total unpopulär ist. Mein Gott ist das alles teuer hier. Taxi- und Eintrittspreise wie in Zürich. Uns ist eindeutig nach Entspannung und La Fortuna bekannt für seine Hotsprings. Zuoberst auf der Liste steht der fünf Sterne Palast "The Springs", in welchem schon die bescheuerte Kardashian abgestiegen ist und die mindestens so beknackte Costa Ricanische Version vom Bachelor gedreht wurde. Scheint also genau unser Niveau zu haben und dank einem Promo-Combo-Offering und etwas Verhandlungsgeschick, kriegen wir einen Zweitagespass für die Hotsprings und ein Etepetete-Dinner (mit richtigem Brot!!) für läppische achtzig Dollar. Nicht billig, aber günstig. Das rede ich mir seither zumindest ein. Scheisse ist das alles teuer hier.

    Schon nach wenigen Minuten beurteilen wir die paar Dollarios als kleinen Preis für unser maximiertes Wohlbefinden. Die Anlage ist ein Traum und wir da, wo wir hingehören. Man bekommt eigentlich alles, was man sich wünschen kann. Vorausgesetzt, man hat eine Zimmernummer und genügend Kleingeld. Da uns schon Ersteres fehlt, konzentrieren wir uns vornehmlich aufs Baden und ergötzen uns lediglich an den ganzen Drinks, Fingerfood-Platten und Sushi-Kreationen. Die meist amerikanisch-stämmige Schickeria zeigt sich erwartungsgemäss verschwenderisch. Auf einer Sushi-Platte, die es mir besonders angetan hat, bleibt doch tatsächlich jedes dritte Stück liegen. Es droht also akuter Food-Waste, was meinen Dad auf die neben der Platte stehende Palme bringen würde. Völlig zurecht! Das kann und will ich nicht zulassen. Darauf angesprochen, will mich Sue in der Folge allerdings nicht mehr loslassen. Man isst doch nicht die Reste anderer! Man? MAN?!! Hatten wir das nicht schon? Der vollgefressene Geldadel ist weitergezogen und in wenigen Minuten wird einer der äusserst aufmerksamen Kellner die in meinen Augen glitzernden Sushi-Häppchen in einer Tonne entsorgen. Was tun?

    Ich erinnere mich erneut an das Buch, das ich nicht gelesen habe. Wie würde ein Navi Seal auf eine solch bedrohliche Situation reagieren? Tja, wie gesagt, ich habe das Buch nicht gelesen. Von daher, scheiss egal. Ich steige aus dem Pool, laufe lässig tropfend zu besagtem Tisch und greife mir beherzt das glitzerndste Stück. Ich drehe mich um, laufe weniger lässig jedoch unaufgeregt zurück zum Pool und fange erst kurz vor dem Sprung ins warme Nass an zu kauen. Sue kann kaum fassen, was eben passiert ist, was zu einer Mischung aus lautstarkem Lachanfall und leicht aufgesetzter Verabscheuung führt. Gänzlich unberührt davon, geniesse ich das vorzügliche Stück Sushi, das Lust auf mehr macht. Mehr gibt es aber nicht, der Kellner ist dann doch schneller. Schade. Denn das darauf folgende Etepetete-Dinner entwickelt sich gastronomisch nicht ganz zu dem Highlight, das wir uns erhofft hatten. Gut war es trotzdem. Und mein Dinner-Highlight war sowieso der von Sue um zirka neun Uhr erspähte Schmetterling. Die zugegebenermassen grosse Motte dürfte sich über das Kompliment gefreut haben. Während sie unentwegt versuchte, dem als Lampe getarnten Mond zu folgen.

    Das letzte Highlight ist sicher die erste Schlangensichtung nach fast fünf Monaten reisen. Endlich. Beim Hiken am Fusse des Vulkans Arenal zeigten sich uns gleich zwei Schlangen. Eine ungiftige "False Fer-de-Lance (falsche Lanzenotter)" - wie Dr. Ramon, der Bauspengler der vorgibt Zahnarzt zu sein - und eine hochgiftige "Yellow Eyelash-Viper (gelbe Lanzenotter)" mit ihren lustigen langen Wimpern. Süss war sie. Moment, das wirklich allerletzte Highlight war natürlich die Schätzung meines Alters durch ein amerikanisches Pärchen Anfang fünfzig, mit denen wir ein paar Stunden (buchstäblich) über Gott und die Welt philosophiert haben. Zwischen drei- und fünfundzwanzig! Obwohl ich beim Baden kein Cap auf hatte! Ich bin wohl der nächste Benjamin Button. Oder hab ich einfach nur pubertären Quatsch von mir gegeben? Egal ... Nun geht es nach Monteverde. Ist nicht weit.
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  • Darwin‘sche Schwänze für die Queen

    June 12, 2018 in Costa Rica ⋅ ⛅ 18 °C

    Die "Bus-Boot-Bus"-Reise nach Monteverde ist noch kürzer als gedacht. Und wirklich schön. Auch nach bald einhundertfünfzig Tagen, reisen wir immer noch leidenschaftlich gerne und freuen uns auf jeden neuen Ort. Sobald sich das ändert, kommen wir sofort nach Hause. Das ewige Packen ist hingegen scheisse. Und es wird wohl immer scheisse bleiben. Was macht leidenschaftliches Reisen also aus? Für mich sind es zwei Dinge: Erstens hält jeder Ort etwas Neues für uns bereit, das wir so noch nicht kannten. In Monteverde sind dies neben dem bequemsten Bett unserer bisherigen Reise der Quetzal - der vielleicht schönste Vogel der Welt - und der lustige Schnauzvogel. Habe vergessen wie er richtig heisst, aber er hat einen Schnauz. Furchtbar seltener und furchtbar sonderbarer Vogel. Und Zweitens lernen wir an jedem Ort neue und nicht selten skurrile Dinge über Pacha Mama - unsere Mutter Erde -, die aber auch viele Fragen offen lassen. Zumindest bei einem eher beschränkten Biologen und Naturalisten wie mir. Und Sue.

    Die Grundsätze der Darwin'schen Evolutionstheorie sind ja gut verständlich, machen Sinn und die dadurch entstandene Artenvielfalt steht ausser Frage. Kurz: "Survival of the fittest". Lang: Zufällige genetische Mutationen führen zu Veränderungen einzelner Nachkommen (bei Tieren und Pflanzen) und sollte sich diese Veränderung positiv auf die entsprechenden Lebensumstände jener Nachkommen auswirken, steigen die Chancen, dass sich diese Nachkommen reproduzieren und die Adaption vererbt wird und somit bleibt. Wird also zum Beispiel in einem Wurf kleiner Vögel ein Küken mit aussergewöhnlich langen Schwanz-Federn geboren und funktioniert die Rasse ähnlich dem Menschen nach dem Prinzip "size matters", ist dem Lang-Schwanz eine Partnerin gewiss. Vielleicht sogar mehrere. Die Chance auf weitere Lang-Schwänze steigt. Sollte sich aber beim Paarungsversuch herausstellen, dass der lange Schwanz - also die hinteren Federn - aufgrund der engen Verhältnisse - also im gebauten Nest - ein Hindernis beim Akt darstellt, dürfte der eine Lang-Schwanz ein sonderbarer Einzelfall bleiben. Wie beim Menschen eben.

    Der Teil ist also verstanden. Schwierig wird es, wenn man sich versucht vorzustellen, wie gewisse Fortpflanzungs-Mechanismen durch diese Adaptions-Prozesse entstehen konnten. Der menschliche Fortpflanzungs-Mechanismus ist ja schon ziemlich interessant, besonders wenn auf Video gebannt. Ein Männlein und eine Weiblein ergeben ein oder mehrere Bebés, die dann später die gleichen Dinge tun wie Mam und Dad. Ein einzelner Schritt der bei allen Säugetieren etwa so aussieht. Soweit so gut. Ganz anders und in mehreren Schritten sieht das zum Beispiel bei den hiesigen Termiten (oder auch bei unseren Ameisen) aus. Völker können aus mehreren Millionen dieser je nach Art weniger als ein Millimeter grossen Krabbler bestehen. Deren Aufgaben sind die Brutpflege, die ununterbrochene Fütterung der gebärfreudigen Queen und die Verteidigung und stetige Erweiterung des Hauses, in welchem die mehrere Zentimeter grosse Königin fest eingebaut ist und über zehn oder fünfzehn Jahre jede Minute vier bis sechs Eier legt. Stirbt die Queen eines Tages, stirbt die gesamte Kolonie. Wohl aus Trauer. Traurig.

    Aber woher kam die Queen? Wenn nicht aus England? Zwei Mal im Jahr legt die Königin ein paar spezielle Eier. Wohl aus Langeweile oder weil Prinz Harry Geburtstag hat. Aus diesen Eiern schlüpfen dann nicht die üblichen kleinen Dinger, sondern etwa ein Zentimeter grosse Exemplare mit Flügeln. Wie bei der grossen Parade durch London zu Ehren der Queen, erheben sich die geflügelten Botschafter sämtlicher Termiten-Stämme gleichzeitig gen Himmel und versuchen sich tänzerisch irgendwie zu paaren. Das dauert etwa fünfzehn Minuten, denn länger können die hiesigen und wohl an Übergewicht leidenden Prinzen und Prinzessinnen nicht fliegen. Fällt die geschwängerte Prinzessin danach zum Beispiel ins Wasser, gilt gleiches für den Aufbau einer neuen Kolonie. Bietet die Absturzstelle mehr Geborgenheit, produziert die soeben befruchtete Gebärmaschine flugs eine erste Gruppe der winzigen Arbeiter, um sich hoch oben in einem Baum einen neuen Palast bauen und sich als neue Queen feiern zu lassen. Lustige Viecher. Und Adaption hat diesen Mechanismus geformt? Lustige Natur.

    Natürlich haben wir uns nicht nur mit Vögeln und Insekten beschäftigt. Wir waren über lange Strecken auch einfach faul und unnütz. Beim Besteigen eines Würge-Ficus gabs dann noch ein wenig Adrenalin. War hoch. Über diese Feigen-Bäume gäbe es auch einiges zu schreiben, aber das lasse ich an der Stelle. Bin schon wieder viel zu faul.
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  • Fertig Pura Vida

    June 14, 2018 in Costa Rica ⋅ 🌧 20 °C

    Wir wollten ja eigentlich gar nicht nach San Jose. Würde sich nicht lohnen, hat man uns auf Anfrage jeweils gesagt. Nun waren wir trotzdem zwei Nächte hier. Ist einfach einfacher um zum Flughafen zu kommen und Sue wollte noch ein wenig shoppen. Bilanz: Eine Mini-SD-Karte, ein Kopfhörer-Splitter (totaler Pärchen-Scheiss), eine Regenjacke für Sie und je ein paar kurze Hosen. Und sonst? Weg hier ...Read more

  • Das grosse Fressen in Teufels Küche

    June 16, 2018 in El Salvador ⋅ 🌧 25 °C

    Ja, was soll ich sagen? El Salvador hat uns überrascht. Man hört und liest ja in erster Linie von hohen Kriminalitätsraten und den gefährlichsten Städten ausserhalb von Kriegsgebieten. Was wir im zugegebenermassen kaum repräsentativen Küstenörtchen El Tunco antreffen, ist aber eine ganz andere Welt. Schon die Reise mit öffentlichen Bussen war überraschend einfach. Helle Haut, schlichte Grösse (ich) und blonde Haare (Sue) fallen zwar auf, aber die Menschen sind sehr freundlich, äusserst hilfsbereit und weisen uns bei Bedarf auch ungefragt den Weg. Angestarrt werden bleibt ein Dauerzustand, wobei wir uns das seit unserem Touri-Modelling in Kolumbien ja durchaus gewohnt sind. El Tunco entpuppt sich als Surf-Spot vom Feinsten. Grosses Kino. Ich glaube für einen Moment meine Schwägerin in Spe, Monica, bei einem wilden Ritt auf dem Brett zu erkennen. Daneben einen etwas unbeholfenen Typen. Tobi?? Nein, doch nicht. Doch nur eine andere lokale Schönheit und ein Typ mit Bart. Schade eigentlich. Es ist Freitag und wir wissen wo Ladies Night ist. Party on!

    Für eine ganze Stunde trinken Girls um sonst. Wir gönnen uns davor ein leckeres Pizza/Rotwein-Dinner und ich überlege mir noch kurz, mich zu verkleiden. Tue es dann aber doch nicht. Wegen Sue. Mehr als ein Duzend Mädels hat es dann sowieso nicht. Auch hier ist die Hauptsaison passé, wobei dies die ausgelassene Stimmung nicht dämpft. Auch beim anschliessenden Reggae-Konzert in einer Strand-Bar nicht. Als dann sogar noch ein Joint die Runde macht, gebe ich mich den ganzen Vibes hier gänzlich hin. Nach fünfzehn Jahren (scheisse, das klingt jetzt richtig alt) zieh ich mit den angereisten Kiffern mal wieder einen durch. Lustig. Gemerkt hab ich leider nichts, lahmer Scheiss. Oder ich war einfach schon zu betrunken. Wohl beides.

    Eine weitere Überraschung hält das Frühstück für uns bereit. Frisches, selbst gebackenes Brot nach einem Schweizer Rezept. Da grinst die kleine Sue bis über beide Ohren. Essen ist auch sonst der bestimmende Faktor in El Tunco. Für einen Moment bzw. Abend läuft alles aus dem Ruder und wir blicken gemeinsam in die einladenden und beängstigenden Abgründe der Völlerei. Etwas das wir beide nur zu gut aus unserer (pummeligen) Kindheit kennen. Nach einem sehr üppigen Frühstück und einigen Pupusas - lecker und reich gefüllte salvadorianische Reismehl-Fladen - zum Lunch, entscheiden wir uns für ein Fisch-Dinner bei Erika. War lecker und viel. Zwar satt und kaum auf der Strasse, denkt Sue aber auch schon laut über ein Glacé zum Nachtisch nach. Ich halte mir bloss den Bauch und lache. Doch dann kommt sie, die Vitrine. Der wie eine Werkstatt wirkende Laden hat nur diese eine Auslage mit einer äusserst aussergewöhnlichen Pizza darin. Also eigentlich nur noch drei Stück davon. Amerikanisch dick und mit unzähligen Dingen belegt. Trotzdem oder gerade deshalb, das Teil funkelt wie das verdammte Sushi im 5*-Hotel in Costa Rica. Oder ist das der späte Fress-Flash vom gestrigen Joint?

    Ohne zu überlegen, bestelle ich einen Slice und lasse mir - während ich beherzt zubeisse - vom Verkäufer die Besonderheiten des verwendeten Käses erklären. Wow, das Ding ist der Hammer. Sue spielt für einen Moment entsetzt, bevor das kleine Pizza-Monster die Augen nicht mehr von meinem Slice lassen kann. Eis will sie auch keins mehr, aber einen fairen Anteil von „meinem Dessert“. Irgendwie sind wir beide etwas unzufrieden, nachdem der Slice - der in etwa die Masse einer halben Brüggli-Pizza hatte - verputzt war. Also nach etwa dreissig Sekunden. Natürlich bekräftigen wir beide, dass wir schon lange satt sind und nichts mehr runter kriegen. Aber auch die gestrige Pizza und der Wein wären richtig lecker gewesen. Als wir die entsprechende Pizzeria einige Minuten später passieren, lächeln wir uns kurz an. Nein, das können wir nicht bringen. Und Hunger haben wir ja wirklich keinen mehr. Im Gegenteil. Knapp fünfzig Meter später ist es die teuflische Sue, die unvermittelt anhält und mit diabolischem Grinsen meint: „aso ein Slice würdi scho no möge“ ... Das Unaussprechliche war gesagt. Die Türe zur Hölle stand weit offen und wie gewohnt, schreite ich motiviert und kopflos voran. Wo ich sonst die Notbremse ziehe und wir uns normalerweise unterstützen und aufeinander achten, schupsen wir uns heute gegenseitig ins Verderben. Werfen uns den Löwen zum Frass vor. Oder eher umgekehrt. Arme Löwen. Sämtliche Dämme der Selbstbeherrschung brechen. Der kleine Pascal will Pizza. Und die noch kleinere Sue auch!

    Wir setzen uns sogar an den selben Tisch wie tags zuvor. Des Kellners Frage nach der Grösse der Pizza klingt wie Hohn in meinen Ohren. Bring gross! Und zwei Glas Wein! Schnell! Während wir uns die ersten Slices gierig zwischen die Kiemen schieben, witzeln wir noch, dass man den Rest ja auch mitnehmen könnte. Nach der Hälfte der Pizza kommt es dann auch tatsächlich zu einer schmerzbedingten (Fress-)Pause, welche aber schon kurze Zeit später durch Sue‘s erneuten Griff zum Pizza-Brett jäh beendet wird. Also gut. Wir waren einfach schon viel zu weit gegangen, als dass es noch ein Zurück gäbe. Wir sind dazu verdammt, dieses Brett zu leeren. Und das tun wir auch. Trotz Schmerzen und dem Wissen, dass die heute konsumierten Kalorien eine siebenköpfige Familie locker zwei Tage ernähren könnten. Genuss geht anders und wohl ist uns im Bett anschliessend nicht. Nein. Wir sind sowohl physisch wie auch psychisch am Ende. Wie konnten wir nur so weit gehen? Bei aller Liebe! Genau, Liebe, davon gab es an dem Abend viel. Aber nicht für uns und auch nicht gegenseitig. Nein. Nur für unsere echte grosse Liebe. Pizza!!
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  • Ein Leben auf dem Laufsteg

    June 19, 2018 in El Salvador ⋅ ⛅ 21 °C

    Santa Ana dürfte schon eher zeigen, wie El Salvador wirklich ist. Leider ziemlich dreckig. Obwohl Santa Ana im Vergleich zu San Salvador als schönes und beschauliches Städtchen gilt. Die Leute sind aber auch hier sehr freundlich und nicht wenige freuen sich überschwänglich uns zu sehen. Händeschütteln und Small-Talk inklusive. Zum Glück wurden wir sehr bescheiden erzogen und entwickeln daher keine Star-Allüren. Ich zumindest nicht. Als die schöne Sue ihre hell leuchtenden und im Wind wehenden Haare über die Schultern wirft, dürften viele den Eindruck vom roten Teppich mit mir geteilt haben. Auch die öffentlichen Busse - ehemalige amerikanische Schulbusse und herrlich farbig - sind eine Art Laufsteg. Ununterbrochen passieren Strassenverkäufer mit ihrer Ware den Bus, was selbst bei einem geplanten Grosseinkauf ein Aussteigen überflüssig macht. Und das alles zu unverschämt günstigen Preisen, wie sich das für Hehlerware halt so gehört. Man kriegt hier einfach alles. Ausser Pizza. Schade.

    Ansonsten wollte ich eigentlich noch ein Mind-Map der restlichen Aktivitäten machen, hatte dann aber doch keine Lust. Faule Sau eben. Gibt ja auch nicht soo viel zu mappen. Also eigentlich gäbe es nur zwei Arme: 1. Natur -> Hiken -> Vulkan Santa Ana -> schön und 2. Action -> Buggy fahren -> Laguna Verde -> lustig. Davon gibt es natürlich Fotos, werde daher keine weiteren Worte verschwenden. Hab nicht mehr so viele. Bevor wir uns weiter in Richtung Honduras bewegen, verbringen wir die nächsten zwei Nächte in Suchitoto. Hoffentlich schön dort.
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  • Pupusas fürs Volk

    June 21, 2018 in El Salvador ⋅ ⛅ 22 °C

    Der Abstecher hat sich echt gelohnt. Suchitoto ist ein bezauberndes Städtchen und die Leute einmal mehr überfreundlich. Es gibt hier sogar noch ein paar weitere Touristen und so freunden wir uns schon nach zwei Minuten mit zwei Holländern an. Also mit einem Holländer und einer Holländerin. Sind aber kein Pärchen, sonst hätte ich ja "mit einem holländischen Pärchen" geschrieben. Nach einem späten Lunch - diese Pupusas haben es mir angetan - gehen wir mit den Holländern saufen. Als Zeit für Dinner ist, hole ich einfach noch eine Runde Bier. Damit hat sich das Thema auch schon wieder erledigt. Endlich mal normale Leute. Und da das so lustig war, machen wir vier das tags darauf - nach Pupusas zum Frühstück und einem Tag die Gegend erkunden auf der Ladefläche eines PickUps - nochmals genau gleich. Diesmal stiehlt sich Sue allerdings davon, um kurz vor Küchenschluss doch noch was zum Znacht zu bestellen. Bei ein paar Pupusas machen dann sogar nochmal alle mit. Ich glaube ich eröffne als nächstes eine Pupusa-Kette in Europa und kröne mich selbst zum Pupusa-König. Der beste Kunde steht dann zwar hinter dem Tresen, aber das ziehe ich der gefrässigen Sue dann einfach vom Lohn ab.

    Und das wars dann wohl mit El Salvador. Falls unser Plan aufgeht und uns niemand daran hindert, passieren wir als Nächstes die Grenze zu Honduras. Wobei, wer soll uns schon aufhalten? Bei meinem unaufdringlichen Charme und Sue‘s gülden wehendem Haar ...
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  • Die Fassade bröckelt

    June 23, 2018 in Honduras ⋅ ⛅ 28 °C

    Die Einreise nach Honduras verläuft ohne Probleme, wir sind also nach wie vor nicht zur Fahndung ausgeschrieben. Nach einer Reihe eher simpler Unterkünfte, entscheiden wir uns für die ersten drei Nächte in Honduras zur Abwechslung für ein kleines Butique-Hotel in Santa Rosa de Copan. Die Fassade sowie das ganze Städtchen sind wirklich schön und auch die Zimmer lassen auf den ersten Blick keine Wünsche offen. Doch der Schein trügt und das sollte bezeichnend werden, für alles was wir die ersten Tage in Honduras so erleben. Eigentlich fängt alles ganz gut an. Wie sich herausstellt, gibt es auch hier Pupusas. Ich könnte weinen vor Glück! Beim Bezahlen realisiere ich ausserdem schnell, dass die hiesige Währung nur aus Scheinen besteht. Geil, das verdammte Münz im Sack geht mir nämlich total auf den Sack. So gibt es hier sogar 1-Lempira-Noten, was umgerechnet vier Rappen sind. Damit schaffen auch wir eine Money-Shower, wie man es sonst nur von Rapper Fat Joe kennt. Das machen wir dann aber doch nicht, da die lokale Bevölkerung den künstlerischen Teil einer solchen Performance wohl nicht verstehen würde. Wahrscheinlich auch sonst niemand. Ausser Dani und mir.

    Neben einem steilen und schönen Hike im Celaque National Park, unternehmen wir eine kleine Tagesreise zu den Maya Ruinen von Copan. Das Gelände voller roter Aras ist wirklich eindrücklich, die Hin- und Rückfahrt mit sogenannten Chicken-Buses irgendwie auch. Wobei man diese permanent und unendlich überfüllten Mini-Busse in unseren Breitengraden nicht „Chicken“-Buses nennen dürfte, denn diese Art der Tierhaltung ist in Europa seit den Siebzigern verboten. Die Leute hier sind sich das offensichtlich gewohnt und mir scheint es, denen gefällt dieses schwitzige Gruppenkuscheln sogar. Mir nicht. Fahrpläne gibt es generell nicht. Und wenn an einem Bus doch ein Fahrplan hängt, stimmt dieser auf Nachfrage ohne jegliche Begründung doch nicht und wir sitzen etwas verloren rum. Resultat: zwei Stunden Ruinen gucken, halbe Stunde Pupusas futtern, über acht Stunden Chicken-Bus leiden und irgendwie den Anschiss. Und Gummibärli haben wir auch keine dabei. Sue ist doof.

    Hinzu kommt die schockierende Erkenntnis, dass sich hier - und eigentlich in ganz Süd- und Zentralamerika - offensichtlich niemand um die Umwelt schert. Alle, Erwachsene, Alte, Kinder und auch der Busfahrer selber, schmeissen einfach alles aus dem Fenster. Alle. Und niemand würde je etwas sagen. Natürlich habe ich als Jugendlicher auch mal ein Fanta-Fläschli aus der BD/WM geworfen, aber man hat mich Besseres gelehrt und bei Bedarf zurechtgewiesen. Und ja, ich habe leider auch genügend Freunde, die ihre Zigaretten immer noch auf die Strasse schmeissen. Schämt Euch! Aber das hier hat ein ganz anderes Ausmass. Und wenn man mal das ganze Ausmass erkannt hat - Asien soll ja noch schlimmer sein -, erscheint die ganze Migros- und Coop-Säckli Diskussion wie ein Witz. Natürlich, man muss irgendwo anfangen und zuerst vor der eigenen Türe fegen, alles richtig. Aber in meinem nächsten Leben werde ich vor der UNO-Vollversammlung einen Umweltsünder-Index verlangen, dessen Ranking massiven Einfluss auf mögliche Privilegien und Wirtschaftsförderung hat. Wahrscheinlich gibt es das schon, aber es funktioniert offensichtlich nicht. Alles nur Fassade.

    Wie unser lustiges Hotel eben. Das schöne Zimmer entpuppt sich als stinkendes Loch, welches wir nach der ersten Nacht wechseln. Das Personal beim Frühstück braucht gerne dreissig Minuten für den Kaffee bei vier Gästen und wer gewisse Anmerkungen wie „kein Käse“ oder so hat, der wird sowieso ignoriert. Anstelle vom Käse fehlen dann Fleisch und Brot. Macht ihr ganz toll hier. Und wer schon einen O-Saft hatte, kriegt hier keine Tasse Kaffee. Es gibt nur entweder oder. Bei knapp fünfzig Stutz pro Nacht. Echt jetzt? Trotz Food-Waste Aversion lasse ich am letzten Morgen den ganzen Scheiss stehen und laufe davon. Den Quatsch mache ich nicht mit und schliesslich wollen wir noch die hiesige Zigarrenfabrik besuchen. Meine letzte kubanische Zigarre habe ich am Abend zuvor extra noch geraucht, damit mein Reisehumidor maximale Kapazität bietet. Die olle Schrulle von der Rezeption hatte ja am Freitag dort angerufen und bestätigt, dass es am Montag um zehn eine Führung gibt und keine Reservation nötig ist. Tja, das sieht Security-Ramon am Eingang der Fabrik anders. Führung? Gibt es nicht! Verpisst euch ... Jup, wirklich ganz toll gemacht. Scheiss Hotel. Zur Beruhigung und weil ich das Frühstück hab stehen lassen, ziehe ich mir ein paar Pupusas rein. Aber auch die haben in El Salvador irgendwie besser geschmeckt. Ich will nach Hause.

    Sue lässt mich nach kurzer Diskussion dann aber nicht gehen und obwohl aus meiner Sicht unverdient, bekommt Honduras natürlich (mindestens) noch eine Chance. Unser nächster Halt ist am Lake Yojoa, wo wir drei Nächte in der D&D Brewery Lodge reserviert haben. Wie der Name vermuten lässt, eine Brauerei. Ich freu mich!
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  • Um ein Haar hätte es Ramon geschafft

    June 27, 2018 in Honduras ⋅ ⛅ 26 °C

    Nach der geballten Negativität des letzten Posts, war es Zeit für ein wenig Optimismus. Honduras bekommt seine zweite Chance. Die Reise zum Lake Yojoa läuft gut. Die Chicken-Buses sind weit weniger überfüllt und ab und zu bekommt man sogar ein Lächeln zugeworfen, welches ich ausnahmsweise erwidere. In einem Fall entwickelt sich sogar ein (mehr oder weniger) interessantes Gespräch mit einem Local, der mir in der Folge auch seine Nummer hinterlässt, um bei weiteren Schwierigkeiten zur Stelle zu sein. Nett. Und dann liegt der scheiss Chicken-Bus doch einfach ab. Ursache? Kein Most mehr im Tank. Echt jetzt? Ganz toll gemacht! Du hast genau zwei Aufgaben, schauen, dass dein Arbeitsgerät funktioniert und uns während der Fahrt nicht umbringen. Name: Ramon, Beruf: Busfahrer, bei mir: Durchgefallen. War es das schon mit der zweiten Chance für Honduras? Fast. Nachdem ein erster Truck bereit ist, ein paar Tropfen seines wertvollen Treibstoffs abzugeben und ein zweiter Truck einen Schlauch für das Absaugen aus dem Tank zur Verfügung stellt, ist das Problem in unter einer Stunde behoben. Alle lachen. Ich nicht. Fahr! 

    Die D&D Lodge ist wirklich schön und wir gönnen uns endlich die erste einstündige Massage unserer Reise. Und die war wirklich fantastisch! Auch ohne Happy-End und für lediglich dreizehn Dollar. Auf unseren Hikes sind wir meist stundenlang alleine, was zugleich schön und doch auch ein wenig seltsam ist. Das Schöne überwiegt aber. Wie bei Sue. Als wir auf einen Wasserfall mit grosser Badewanne treffen, können wir der Versuchung nicht widerstehen. Obwohl wir keine Badehosen dabei haben, wollen wir unsere durchgeschwitzten Körper kühlen und von all dem klebrigen Schmodder befreien. In Unterwäsche lässt sich ja auch baden. Die kecke Sue meint noch, ich könne ja auch den Adam machen. So so. Selber hätte sie aber keinen Mut für Eva. Nach kurzem Zehentest befinde ich dann aber, dass es für den Adam eindeutig zu kalt ist und ich leider gerade kein Feigenblatt zum Kaschieren der visuellen Folgen zur Hand habe.

    Nach drei aktiven Tagen in der Lodge, tollem Essen und dem Weiterkommen der Schweiz an der WM, bin ich schon fast versöhnt mit Honduras. Das Land hat seine zweite Chance doch noch genutzt. Und eine dritte Chance gibt es ja auch noch. Nämlich in Utila, unserer nächsten Destination, wo Sue ihren Tauchschein machen will. Ich seh mich eher mit Schirmchendrink und Club-Sandwich (oder Pupusas) im Liegestuhl fläzen ...
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  • Dr. John with no t-shirt on

    July 5, 2018 in Honduras ⋅ ⛅ 28 °C

    Utila ist laut, hektisch und schrill. Eine Touristen-Hochburg mit eigenem Party-Song der einfältigeren Sorte. Hätte ich das eher bescheiden produzierte Video schon vor unserer Anreise gesehen, hätte ich mir das vielleicht nochmals überlegt (https://youtu.be/LX-H-zF9PJ4). Wobei, wahrscheinlich nicht. Genau unser Niveau und schliesslich ist Utila eines der günstigsten Tauchreviere, um offizielle Zertifizierungen zu erlangen. Und darum sind ja auch wir Cheap-Fuck-Touris hier. Sue traut sich doch tatsächlich ans PADI Open Water, obwohl dies nur wenige überleben und sie zu der besonders gefährdeten Gruppe von Menschen (bzw. Mädchen) gehört, die sich beim Sprung ins Nass ausnahmslos die Nase zu hält. Ich habe in erster Linie Durst, trage mich dann aber doch auch für zwei Fun-Dives ein. So schlimm wie im Video ist es hier dann nämlich doch nicht. Und könnte ja sein, dass Sue bereits am ersten Tag aussteigt oder gänzlich untergeht. Was auch schade wäre, denn dann hätte ich ja nie von den Preisen hier profitiert.

    Und irgendwie packt mich dann doch wieder der Ehrgeiz. Kaum zurück von meinen Dives, checke ich beim Vorbeischwimmen kurz Sue‘s geistige und physische Verfassung - beides scheint trotz Unterwasser-Training ohne Nase zuhalten überraschend gut -, ehe ich mich für den „Advanced Open Water“-Kurs eintrage. Also Ehrgeiz ist sicher auch ein Grund. Einer der gut klingt. In erster Linie hätte ich aber einfach gerne eine offizielle Lizenz. Bei der Überprüfung meiner als Fotokopie vorgelegten taucherischen Laufbahn, stellten sich dann nämlich doch einige Fragen und ich stand kurz davor, der Guttenberg der hiesigen Tauch-Community zu werden. PADI war das 1993 definitiv nicht und Digitalisierung gab es damals auf Korsika offensichtlich auch noch nicht. Ob ich vielleicht CMAS 1* gemacht habe? Genau, das wars. Ganz sicher. Ehrlich. Und wieso zeigt die Fotokopie den entsprechenden Aufkleber nicht? Woher soll ich das wissen?! Frag doch Stalking-Mam. Ich war damals schliesslich noch ein Kind! Verdammt nochmal.

    Drei Tage später sind wir beide stolze und vollwertige Mitglieder der PADI-Tauch-Community. Ich ein erfahrener Adventure-Taucher und die schöne Sue neu mit imaginärem Seepferdchen-Aufnäher am Bikini. Gratuliere. Ich muss gestehen, die fünf Adventure-Dives (inklusive Nacht-Tauchen) des Advanced-Kurses haben eine Menge Spass gemacht. Und irgendwie läuft es dann eben doch wie im Video und wir bleiben auch auf dieser verdammten Insel hängen. Neben den ganzen WM-Spielen - und dem damit verbundenen Frust den es zu betäuben gilt - gibt es in unserem Dive-Center jeden Abend irgend so ein Special-Dings. Immer ziemlich genau in der Mitte zwischen irgendwie überflüssig/übertrieben und doch irgendwie lustig/unterhaltsam. Sushi-Night, Trivia-Thursday, Wings-Night, Pizza-Friday (das offensichtliche Highlight!), Movie-Night oder eben der Bingo-Abend. Ach, wie ich es geliebt habe. Damals, in Bettwil. Mit dem Fönz und denen vom Meier Elektro. Als man mich noch eingeladen hat. Schön wars. Ob ich hier in Utila was gewonnen habe? Verdammte Scheisse, nein. Sue natürlich schon. Tequilla-Shot direkt ab der Flasche. Gratuliere. Nach zehn Tagen, vier Zigarren, einem kleinen Zwischen-Koller, trotzdem viel Spass und zusammen insgesamt neunzehn Tauchgängen wird es aber Zeit für uns. Hundertprozentig warm werden wir mit dem hiesigen Leben dann doch nicht - mit Ausnahme vom Pizza-Friday! - und bei einem weiteren Verbleib bekäme ich wohl ein Fall für „Dr. John, the doctor with no t-shirt on“!

    Ab nach Belize! Soll schön sein. Und teuer. Bleiben wohl nicht lange ...
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  • Tod dem Karl seinen Laken

    July 8, 2018 in Honduras ⋅ ⛅ 30 °C

    Kurzer Stop in Puerto Cortés. Warten auf die wöchentliche Fähre nach Belize. Übernachten im Hotel. Gross, alt, komisch. Ganzer Fisch zum Znacht. Danach Kakerlake und sonstiges Getier im Zimmer. Ich habe getötet. Mit dem Bettpfosten. Dafür gab es einen Kuss. Mehr aber auch nicht. Weg hier.Read more

  • Kindermägen mögen Mühe machen

    July 10, 2018 in Belize ⋅ ⛅ 29 °C

    Es geht also ins nächste Land. Belize. Zur Abwechslung und um ein paar Stunden Reisezeit zu sparen per Fähre. Deren Abfahrt verzögert sich allerdings schon um eine Stunde. Wieso weiss kein Schwein. Sue auch nicht. Das Wetter ist nicht schlecht, Wellen auf dem offenen Meer hat es dennoch genügend. Nach etwa 15 Minuten beginnen die ersten Kinder, die mir in der engen Kabine natürlich direkt gegenüber sitzen, zu reihern. Zuerst in Tüten, später auf den Boden. Lecker. Jetzt ist mir auch schlecht. Das lasse ich mir aber natürlich nicht anmerken und ich lächle nur mitleidig. Nach zweieinhalb Stunden in Belize angekommen, ist aussteigen vorerst untersagt. Ich wüsste gerade eh nicht, auf welcher Seite des Durchgangs weniger Kindermagen herum schwimmt. Nach einer gefühlten Ewigkeit schleicht sich dann doch noch eine Immigrations-Tante aufs Boot und eröffnet ein provisorisches Büro. Die folgenden zwei Stunden darf dann jeder, der aufgerufen wird, bei der phlegmatisch wirkenden Dame antanzen und die Einreiseformalitäten erledigen. Anstatt lecker Lunch am Strand um Zwei, erreichen wir unser Ziel erst knapp vor dem Eindunkeln. Jetzt könnte ich kotzen. Tue es dann aber doch nicht. Hat leider keine Tüten mehr.

    Placencia - unser Stop-Over für zwei Nächte, auf dem Weg nach Caye Caulker - wirkt wie ein kleines Feriendorf. Viel schöner als erwartet. Beim Einkaufen offenbart sich dann allerdings das ganze Ausmass des oft kolportierten Preisniveaus. „Teuer“ beschreibt die Realität nur im Ansatz. Viele Dinge - beispielsweise die bei mir äusserst beliebten und aus Amerika stammenden Nüsse - kosten sogar deutlich mehr als in der Schweiz. Den einen Tag verbringen wir am Strand. Frankreich und Belgien machen ja um zwölf Uhr Ortszeit noch den ersten Finalisten aus. Ich hoffe auf Frankreich. Neben all den überteuerten Dingen gibt es an der Strandbar tatsächlich lokalen Rum mit Mix für läppische zweieinhalb Stutz. Geil. Müsste also Vieles schief gehen, wenn ich nach den neunzig Minuten noch nüchtern wäre. Und siehe da, nach sechsundneunzig Minuten ist es geschafft. Frankreich ist weiter und ich voll. Gratuliere.
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  • Insel gekauft und alle entlassen - fast

    July 13, 2018 in Belize ⋅ ⛅ 30 °C

    Unser Aufenthalt in Caye Caulker startet mit Stunk. Es stinkt auch nach Seegras, aber das ist eine andere Geschichte. Also eigentlich haben wir schon Placencia mit Stunk verlassen. Streit Nummer drei verrät die Statistik. Diesmal wissen wir auch noch wieso, aber das würde hier zu lange dauern. Es ging grob zusammengefasst um meine unterdurchschnittliche Durchschnittlichkeit. Oder so ähnlich. Der Zustand hielt aber erwartungsgemäss nicht lange und anstatt vernünftig zu handeln und uns umgehend zu trennen, haben wir uns völlig überraschend für Frieden und Liebe entschieden. Süss, nicht? Nach Seegras stank es aber auch danach noch. Caye Caulker ist eine farbenfrohe Ferieninsel, die mehr Urlauber als Reisende beherbergt. Uns ist das egal. Eigentlich gefällt mir der Gedanke sogar. Ich bin arbeitslos und erhalte keinerlei finanzielle Unterstützung von Bund, Kantonen oder sonstigen Einrichtungen. Also kann ich auch Urlaub in der Karibik machen. Und zwar so viel ich will! 

    Unser Plan für die drei Tage umfasst Chillaxen, Schnorcheln und Tauchen. Ach ja, und lecker Essen. So verschlägt es uns am ersten Abend in die Bondi-Bar. Wings-Night, Baby! Ich starte mit vierundzwanzig Stück und allen erhältlichen Saucen. Ok, wir. Sue scheint auch etwas essen zu wollen. Also gut. Mein persönliches Ziel bleiben aber die zwanzig Stück. Mal überlegen was wir denn am heutigen Tag schon hatten? Ausser Sex. Hm, let’s see. Einen Bagel, zwei Früchte und zwei Eier. Dann müssten zwanzig „Flügeli“ doch drin liegen. Ok, da waren noch die ganzen Drinks. Happy-Hour war auch schon und ich bin froh, dass ich sitze. Trotzdem, zwanzig schaffe ich! Wings for President!! Die erste Platte ist nach zehn Minuten Geschichte. Wie bei mindestens einer anderen Aktivität, bin ich auch hier schneller als Sue. Genau, beim steil bergauf Wandern. Bilanz? 14:10. Ungefähr. Und satt. Aber Ziel bleibt Ziel und das soll man nicht aus den Augen verlieren. Neben einem weiteren Local Rum ordere ich die fehlenden sechs Wings. Wäre ja gelacht, wenn ich die Zwanzig nicht voll kriege. Habe schliesslich auch den Bachelor, ein MBA in International Business und letzte Woche einen Klimmzug geschafft. Gut, das Ganze mich jeweils auch. 

    Und so ist es auch mit den verdammten Wings. Das ändert auch Service-Mama nicht, die uns beim Abräumen für das Geschaffte grossen Respekt zollt. Gegen den einsetzenden Verdauungsschmerz könnte eine dicke Zigarre und ein Becher Merlot helfen. Wer weiss? Leider verkaufen die hiesigen Läden - allesamt in chinesischer Hand - aber nur offensichtliche Fake-Cohibas. Und trotzdem, wenn ich diese Phallus-förmigen Lippen-Stimulatoren mit ihren gelb-goldenen Glitzer-Bändchen so sehe, kann ich irgendwie nicht widerstehen. Das Teil könnte ja trotzdem lecker sein. Fake hin oder her. Sue geht mit ihren stinkenden Menthol-Ziggis auf Nummer sicher. Und ja, was soll ich sagen? Die Insel ist nicht auf meiner Seite und die Fake-Zigarre gänzlich ungeniess- beziehungsweise -rauchbar. Weshalb die fünf Stutz nach drei knappen Zügen auch schon wieder im Meer versenkt werden. Die Belize-Cohiba hat damit den Jane Seymour Diamanten als schlechtestes Investment in meinem Portfolio abgelöst. Gott sei Dank hatte ich Marc nicht an meiner Seite, wir hätten den Triaden bestimmt die ganze verdammte Kiste abgekauft!

    Nach der gestrigen Zigarren-Pleite freuen wir uns auf einen abwechslungsreichen und am Vortag gebuchten Schnorchel-Ausflug. Doch völlig unerwartet, ohne Vorwarnung und aus heiterem Himmel werden wir am Morgen mir nichts dir nichts fallen gelassen. Fuck you! Entschuldigung, „gohts no“?! Wobei, nein, fuck you! Sue hat Tränen in den Augen, als Häuptling Arschpfeife uns erklärt, dass er ausser uns nur diese Zehner-Gruppe hat, die schon früher einmal mit ihm gebucht hat und es für uns keinen Platz hat auf dem Boot. Und ein zusätzliches Boot nur für uns Erstbucher lohnt sich ganz einfach nicht. Ich peitsche dich gleich mit deinen Dreadlocks aus! Dass mich Sue’s nach aussen getragene Verletzlichkeit irgendwie erregt, lasse ich mir in dem Moment natürlich nicht anmerken. Niemand bringt die kleine Sue zum Weinen! Ausser mir! 

    Nach einer kurzen Musterung der Anwesenden und Herumstehenden, schätze ich meine Chancen bei einer physischen Auseinandersetzung mit den ganzen Rastafaris als marginal ein, worauf wir den Scheiss-Laden mit gesenktem Kopf und mehr oder weniger wortlos verlassen. Wir finden in Keith von Stressless Tours allerdings schnell einen grossartigen Ersatz und verbringen einen fantastischen Tag auf und im Meer. Auch wenn wir das ersehnte Manatee nicht zu Gesicht bekommen, erweitern die Sichtungen des ersten Seepferds und des schönsten Oktopus die Liste unserer bisherigen Reise-Highlights. Der Schnorchel-Tag ist lang und wir kommen erst kurz nach Fünf zurück. Das Office des Tauch-Centers, bei dem wir uns für zwei Dives tags darauf angemeldet hatten, ist bereits geschlossen. Zum Glück schleichen aber irgendwo noch zwei Flaschen-Träger herum, die uns auf Nachfrage den gewünschten Dive um 09:00 bestätigen. Ich freu mich.

    Der nächste Morgen. Voller Vorfreude tänzeln wir zu imaginärem Reggae die zehn Minuten zum Dive-Center, nur um einen Moment später von Rasta-Ramona im Stil von Häuptling Arschpfeife erneut ausgeladen zu werden. Jemand hätte die Grippe bekommen und die Gruppe sei nicht mehr gross genug. Würde sich nicht lohnen für sie. Was ist bloss mit dieser scheiss Insel los? Würde ich über die finanziellen Mittel verfügen, ich würde die ganze verdammte Insel kaufen und alle entlassen! Vielleicht mal mit Miro reden. So führt man doch keine Geschäfte! Wir buchen bei dir und nicht bei einem deiner lästigen Konkurrenten und du lässt uns am Morgen einfach hängen, ohne die Chance bei einem der besagten Konkurrenten aufzuspringen, da deren Boote den Hafen bereits in Richtung Riff verlassen haben? Juristen haben dafür einen Begriff: „zur Unzeit“! Unzeit!! Ich könnt schon wieder kotzen, habe aber erneut keine Tüte zur Hand.

    Nach einer Reihe wild zusammengewürfelter Kraftausdrücke und völlig gerechtfertigter Beleidigungen, verlassen wir auch diesen Kack-Laden als unverdiente Verlierer. Schon wieder - und wie England an der WM. Nach dem wenig royalen Abgang machen wir es dann einfach wie all die volltrunkenen und zugekoksten Amerikaner hier und vergnügen uns zu laut aufgedrehtem Frank Sinatra ein paar Stunden mit und auf einem Golfkart. Ok, wir sind völlig nüchtern. Aber trotzdem cool. Und vor dem Hummer zum Dinner, verbringen wir den Rest des Tages im Koko King, dem angesagtesten Beach-Club im Umkreis von was weiss ich wie vielen Meilen. Wenn diese beknackten Tauch-Fuzzis unsere Kohle nicht wollen und Sue erneut zu Tränen rühren, finden übersäuerte Köpfe wie wir auch andere Lösungen, unser leicht verdientes Geld zu verprassen und die eingetrübte Stimmung aufzuhellen. Im aktuellen Fall neben Golfkart und Hummer in Form von eimerweise Bier und Cocktails.

    Tja, das wars auch schon mit Belize. Vorerst. Ob wir nochmals nach Caye Caulker kommen? Nein, zumindest nicht solange unser politischer und wirtschaftlicher Einfluss hier nicht dramatisch gestiegen oder die Schweiz Weltmeister ist. Dafür steht San Ignacio an der Grenze zu Guatemala noch auf unserem Plan. Aber erst in ein paar Wochen. Jetzt müssen wir los. Unser Flug von Cancun nach Kuba geht schon am Zwanzigsten und davor wollen wir ja noch die Wahlhaie rund um die Isla Mujeres mit unseren Galapagos-Lycras beeindrucken. Sofern uns denn jemand mitnimmt. Ich bin optimistisch. Sue? Sue auch.
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  • Jedem sein Adler und mir die Pizza

    July 17, 2018 in Mexico ⋅ ⛅ 31 °C

    Und plötzlich sind wir im Land, in dem Corona das billigste Bier auf der Karte ist. Das muss man(n) mental zuerst einmal verkraften. Zwei oder drei der günstigen Coronas helfen dabei ganz gut. Da es den ganzen verdammten Reisetag lang - immerhin knapp zwölf Stunden - ausser einer Birne und einer Hand voll M&Ms nix zu futtern gab, eröffnen wir Mexico mit einer anständigen und allseits beliebten Pizza. Das Teil ist wirklich gross. So gross, dass die vierköpfige und optisch an Schweden - buuhhh - erinnernde Familie über die Hälfte der zwei bestellten Pizzas stehen lassen muss. Sue schafft mit meiner Hilfe auch nur knapp drei Viertel unserer „Grande“. Und dann drückt unvermittelt das Kriegskind in zweiter Generation in mir durch. Während beim Granit und dem Xherdan ab und zu der Albatros im Adlergewand durchdrückt, ist es bei mir der Bundesadler der Nachkriegszeit. Durch geschicktes Timing - zumindest geschickter als unsere Nati-Helden - vermag mein innerer Adler den Service-Burschen davon zu überzeugen, dass uns neben den eigenen Resten, auch diejenigen von Familie Lundgreen eingepackt werden, die den Laden eben verlassen hat. Verdammte Food-Waster! Zum Glück bin ich entsprechend konditioniert und zur Stelle, um Schlimmeres zu verhindern. Sue sagt dazu nicht viel, scheint sich aber auch nicht mehr im gleichen Masse zu schämen, wie dies noch beim Sushi im The Springs Resort in Costa Rica der Fall war. Wir machen also Fortschritte. Trotzdem, von der „geretteten“ Pizza kriegt sie nichts!

    Da uns der Teil mit dem Golfkart in Belize so gut gefallen hat, wiederholen wir das auf dieser Isla Mujeres ganz einfach. Und weil wir Kämpfer sind und nie - ok, selten, ok, häufig, aber mit gutem Grund - aufgeben, geben wir uns auch den Schnorchel- und Tauchplan nochmals. Leicht nervös und mit Taschentüchern für den Notfall schleichen wir am Morgen zum vereinbarten Treffpunkt für das Walhai-Schnorcheln. Und siehe da, es kann auch funktionieren! Pünktlich sitzen wir auf einem Boot und gehören zu den Ersten, die zu den Walhaien ins offene Meer springen. Waren es vor zwei Tagen noch sechs und gestern um die fünfzig Haie, spricht der Captain heute von hundert bis zwei hundert der grössten Fische auf dem Planeten. Hinzu gesellen sich unzählige und teils über vier Meter grosse Manta-Rochen. Nicht selten muss man sich zügig zwischen den seelenruhig dahingleitenden und Plankton fressenden Giganten hindurch manövrieren, um nicht gänzlich eingekreist zu werden oder es zu einer mit sofortiger Erschiessung bestraften Berührung kommen zu lassen. Gigantisch! In mehrfacher Hinsicht. Allerdings mussten wir einen Wetsuit tragen, womit den ganzen Riesen hier die Sicht auf mein peppiges Galapagos-Lycra leider verwehrt blieb. Und das Tauchen tags darauf? Auch das klappt! Spontan schliesst sich uns am Morgen noch ein Texaner an, ansonsten wäre die Truppe aber auch nur mit uns zwei losgefahren. Und da sich die Abfahrt um ein paar Minuten verzögert, offeriert man uns sogar noch eine Unterwasserkamera - for free. Sue hat erneut Pippi in den Augen. Diesmal vor Freude. Das lasse ich ausnahmsweise durchgehen. 

    Die Isla Mujeres war gut zu uns - dass ich mein geliebtes Galapagos-Lycra nach einer echten(!) Zigarre zum Sonnenuntergang am Strand vergessen habe, kann ich leider nicht der Insel in die Schuhe schieben, ist halt Sue schuld! - und Mexico hat schon die erste Chance genutzt, um zu gefallen. Das ist auch gut so, denn wir kommen bald wieder. Aber zuerst geht es nach Kuba. Soll noch spannend sein. Ich bin gespannt.
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  • Opportunismus vor Kommunismus

    July 20, 2018 in Cuba ⋅ ☀️ 31 °C

    Falls sich einige - inklusive mir - fragen, wieso sich unsere Reise schon wie eine kleine Ewigkeit anfühlt, gibt es eine einfache Erklärung. Wir sind schon mehr als sechs Monate unterwegs. Sechs Monate! Ein halbes Jahr. Ohne Cervelat. Krass. Unser Flieger von Cancun nach Havanna geht schon um sieben Uhr in der Früh. Das Taxi steht also schon um Fünf vor der Tür. Sue hat den Flug gebucht und sich daher auch um das Web-CheckIn gekümmert. Das Resultat? Sie sitzt am Fenster und für mich hat sie sich einen Mittelsitz ausgedacht. Sehr witzig. Oder auch nicht. Meiner unmissverständlichen und als klaren Imperativ formulierten Aufforderung, den Fensterplatz beim Boarding umgehend an mich abzutreten, kommt sie nicht nach. So eine verdammte Frechheit! Das wird sie noch bereuen. Irgendwann.

    Willkommen in Kuba! Dem immer weniger kommunistisch organisierten Land der Zigarren, des Salsas und des Rums. Ich wollte hier unbedingt hin. Wegen den Zigarren. Und dem Rum. Sue mag Salsa. Soll sie doch. Man liest und hört vieles über Zigarren in Kuba. Wie sie gemacht werden und wie nicht. Welches die Echten sind und welche nicht. Wo man sie kaufen soll und wo nicht. Halt eben was man tun und was man lassen soll. Im Grunde sollte man(n) natürlich nur in offiziellen Läden kaufen, da man ansonsten sowieso nur Abfall-Stumpen oder eingerollte Bananenblätter zu rauchen bekommt. Blablabla, ich glaub den Scheiss nicht. Ich werde doch sicher ein Bananenblatt von Tabak unterscheiden können! Ziemlich sicher. Ich will es also selber herausfinden und bleibe - wie bei vielen Dingen - offen für alles. Keine Erwerbs-Opportunität werde ich auslassen, mich von keinem offensichtlichen Fake einschüchtern lassen und erst am Schluss ein Fazit ziehen. Schlimmer als in Belize kann es ja nicht werden. Hoffentlich.

    Während das Timing unserer Nati-Helden wie auch schon erwähnt nicht immer ideal war, beweisen einige FCS-Helden grossartiges Timing. Wir sind keine hundert Meter auf Havannas Strassen unterwegs und schon läuft einem mit Moser, Stutz und Dubler ein Stück sportliche Heimat über den Weg. Das muss gefeiert werden! Natürlich mit Mojitos, dem Nationalgetränk der Kubaner. Noch vor dem Cuba Libre. Cervelat wär mir persönlich ja noch lieber gewesen, aber da können die drei Jungs leider auch nicht helfen. Schade. Ich tröste mich mit Zigarren. Vielen Zigarren. Und Rum. Und dann geht es auch schon weiter. Nach Vinales und somit einen Schritt näher zu den besten Zigarren der Welt. Ich bin nervös.
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