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- Jun 6, 2024, 8:53 PM
- ⛅ 6 °C
- Altitude: 866 m
- SwedenDalarnaÄlvdalen MunicipalitySlagufjälletStorrödtjärn62°13’3” N 12°29’51” E
6. Juni
June 6 in Sweden ⋅ ⛅ 6 °C
Nach einem etwas üppigeren Frühstück heute morgen starte ich gegen neun. Es ist draußen sehr wechselhaft von blauem Himmel bis zu Graupel und Regen, das ganze im viertelstündlichen Wechsel. Es hat sich durch den Regen sehr abgekühlt, in der Nacht waren es um die drei Grad, am Vormittag ist es nur knapp über fünf.
An der Fjällstation Grövelsjön mache ich die erste und auch merkwürdig lange Pause. Ab hier trenne ich mich auch für gut 200km vom E1, der führt ab jetzt nach Norwegen, während ich weiter dem südlichen Kungsleden in Schweden folge. Nach einem knackig steilen Anstieg verlasse ich schon nach gut 20 Minuten den Mischwald und habe jetzt noch für weitere 20 Minuten Krüppelbirken um mich herum. Jetzt ist der Blick wieder frei, ich bewege mich wieder bei gut 1000m ü.M. oben durchs Fjäll. Noch während ich mich begeistert in alle Richtungen umsehe, zieht hinter mir ein Schauer heran, es graupelt für gut 15 Minuten und danach hab ich für längere Zeit von oben her Ruhe. Nichtsdestotrotz ist der Wind ganz ordentlich. Gegen halb zwei treffe ich zwei junge Schwedinnen, die mit ihrem Hund für ein paar Tage unterwegs sind und gerade eine Pause machen. Sie werden wahrscheinlich die einzigen bleiben, die ich treffe.
Um zwei erreiche ich die Hütte Särsjöbäcken, passenderweise zieht hinter mir gerade die nächste schwarze Front heran und so kann ich eine längere Pause machen, während es draußen auch schon einige Male donnert. Es ist eine sehr kleine Schutzhütte, die mir für eine kurze Feierlichkeit der gerade erreichten 2000km allemal gut ist. Ich hatte dazu eingeladen und reiche Käsehäppchen an, hinterher gibt’s für jeden noch was Schoki und schon ist die Party auch vorbei. Was lese ich da grad neben den vielen „Ich war hier“ auf die Wand gekritzelt: „Kurz mal nicht nachgedacht, gewandert, zack Glücklich!“ Das hätte auch einer unserer großen Dichter und Denker nicht besser zusammenfassen können.
Als ich weiterziehe, ist es trocken, aber sehr kalt und windig, so dass ich meinen Hoody und die Handschuhe um Hilfe bitte. Es geht jetzt von der Höhe wieder ein wenig abwärts ins Tal Richtung See Hävlingen, hier muss ich durch eine ganze Reihe von Blockfeldern klettern. Vieles ist auch dicht bewachsen, so dass hier auf Schritt und Tritt die Moskitos auch wegen der vielen nassen Stellen des Sees aus dem Kraut schießen. Eins muss ich aber fairerweise mal dazu sagen, die Zustände, die ich nach Mora hatte, sind seitdem deutlich besser geworden und es ist jetzt eher nach dem Schema: Leben und stechen lassen oder wie der Spruch heißt.
Nach einer Rast am See geht es natürlich wieder aufwärts. Es zieht sich über 1 Stunde lang durch den Wald. Dazu kommt noch einmal fast eine halbe Stunde lang ein heftiger Graupelschauer und es läuft sich sehr aufwändig, da es wirklich nur Klettern durch nasse Stein- und Blockfelder ist. Von Zeit zu Zeit bleibe ich stehen und versuche, weiter in die Ferne zu sehen, da dieses ewige Fokussieren immer einen Meter vor mir sehr anstrengend ist. Endlich wieder oben raus ist freie Sicht und rundherum ist es wieder wie in einem gut sortierten Gemischtwarenladen, für jeden etwas dabei: blendend gelb, schneeweiß, azur, feinste Graustufen bis zu dunklem Blau und tiefgrau. Ich steige wieder auf gut 950m und erwarte dort eine Hütte am Slagusjön. Ich bin noch nicht sicher, ob ich dort heute bleibe oder noch gute 3km weiter zum nächsten See laufe.
Nachdem ich hier eine kurze Rast gemacht habe, entscheide ich mich weiterzugehen, da die Hütte eine ziemlich kleine zugige Schutzhütte ist, obwohl die Lage hier oben mit zwei Seen vor und hinter dem Haus schon sehr schön ist. Ich stehe übrigens an einem besonderen Punkt, hier ist eine Wasserscheide. Der eine Abfluss zieht sich Richtung Osten über mehr als 500 km bis zum bottnischen Meerbusen, die andere Seite geht mehr als 700 km bis nach Göteborg an die Westküste.
Die knapp 3 km, die ich jetzt noch vor mir habe, sind auch eine weite Landschaft voller Felsbrocken und ich erreiche genau um acht die Fjällstuga Storrödtjärn. Hier treffe ich ein paar Schweden an, sie sind alle unabhängig voneinander für einige Tage im Fjäll unterwegs und nutzen kostenpflichtig die Betten in der Hütte. Es ist interessant, geradezu als wenn ich die Zeitung aufschlage, was es hier alles so an News gibt:
-Gestern hatten sie hier noch Schnee
-Ralf, der Holländer ist vor 2-3 Stunden hier gewesen und weitergezogen
-Einer von ihnen hat vor kurzem in Mora einen verrückten Deutschen getroffen, der mit vier Pferden zu Fuß durch ganz Europa unterwegs ist.
Aufgefrischt mit dem Wichtigsten der letzten Tage ziehe ich knapp 100 m von der Stuga entfernt an ein schönes Plätzchen und baue mein Zelt auf. Hier oben, gerade wo es jetzt schon heftig windet, natürlich mit allen Sicherungsmaßnahmen.Read more
Traveler Lovely!