• Robert Fichtner
mai. – nov. 2019

On a roadtrip in Canada

Canada becomes the biggest and most interesting challenge for 2019. I like to cycle all through Canada from Vancouver to Montreal and further on. Meeting multiple cultures, different types of nature and find out inspiriations I want share with you. Leia mais
  • Das Happy End muss warten

    6 de novembro de 2019, Canadá ⋅ ☁️ 7 °C

    Am frühen Morgen war ich guter Dinge. Das Zelt hatte ich wegen aufkommendem Wind schnell zusammen gelegt. Es hat ohnehin ungewollt gleich hinter der Polizeiwache gestanden, Ich muss es ja nicht herausfordern. Das Dorf Holyrood ist unter uns weniger bekannt aber unter Arktisforschern. Es bietet eine ideal gelegene Bucht die mit dem Wasser des kalten Labradorstroms versorgt wird. Ein idealer Spielplatz um Expeditionsausrüstung auf Herz und Nieren zu testen. Außer ein paar schlammigen Wanderwegen konnte ich mir einen längeren Aufenthalt heute jedoch sparen.

    Hey es sind ja auch nur noch 65 km bis nach St John‘s. Hauptstadt von Neufundland & Labrador, östlichste Stadt Nordamerikas und Wendepunkt meiner Reise. Zudem mache ich heute die 6 Monate auf Tour voll.
    Wie dachte sich das der Zufall doch gleich? - Es ist schon lange nix mehr schief gegangen. Es wird nochmal Zeit bevor der Winter kommt. -
    Und so radelte ich gerade einmal 20km aus Holyrood heraus. Beim bergab fahren trete ich dann plötzlich ins leere. Das klingt gar nicht gut - denke ich mir. Und so ist es dann auch. Der Antrieb von meinem Fahrrad läuft frei in beide Richtungen, kein klacken vom Freilauf. Kein Rad dreht sich. Nunja - nehme ich das ganze mit Fassung und schiebe bis zur nächsten Werkstatt um zu fragen ob die Werkzeug haben denn für alle Eventualitäten habe ich auf dem Fahrrad gar nicht platz für die Ausrüstung.

    Wir versuchen eine Stunde lang das Hinterrad zu zerlegen. Ohne Erfolg. Der Großvater vom Werkstatt-Meister hat die glorreiche Idee - irgendwo in seinem Schuppen müsse noch ein altes Antriebsrad liegen. Wenn ich basteln will könne ich es haben und damit zumindest bis Übergangsweise weiter fahren bis das richtige Rad repariert ist. Keine schlechte Idee. Ich ziehe einfach meine Reifen drauf und der Laden rollt weiter. Äh - ja. Die Reifen passen, die Speichen sind aber so locker das das Rad mehr Unruhe hat als i h schief gucken kann. Da rollt nix!. Also wieder abziehen. Aufs alte Rad drauf und weiter. Schade dass die Werkstadt mir nicht helfen konnte aber einen Versuch war es wert.
    Mittlerweile ist die Zeit schon so weit fortgeschritten dass in einer Stunde Feierabend ist und der Werkstattmeister bietet mir an. Er müsse Abends eh nach St Johns dann könne er auch den Pick up nehmen und mich irgendwo absetzen von wo ich nur noch in die Stadt rollen brauche. Klingt gut! Das nehme ich dankend an.

    Nächster Tag - Farradladen. Alle sprechen sie immer gleich vom Totalschaden ohne überhaupt gesehen zu haben ob etwas gebrochen ist oder verdreckt... bloß weil ich erzähle wo ich hergekommen bin. Das finde ich unfair. Ich will selbst erstmal wissen was kaputt ist. So kurz vor dem Ziel lohnt ein kompletter Austausch selten noch. Meist sind es ja auch die Kleinigkeiten die große Fehler im System verursachen und mit dem richtigen Werkzeug schnell behoben. Das Werkzeug bekomme ich hier jedoch nicht gestellt. Versnobter Laden! Und dennoch leider der einzige. Eine Mitarbeiterin der es im Augenblick wichtiger war mit dem Hund Gassi zu gehen hilft mir dann dennoch weiter. Es gibt in der Stadt eine Werkzeugbibliothek. Dort kann man gegen Spende selbst schrauben und Ersatzteile haben sie auch. Die Hoffnung stirbt zu letzt!
    Ich muss zwar bis zum Abend warten denn das läuft alles auf freiwilliger Basis. Dann darf ich aber Hand anlegen. Das macht über drei Stunden sogar richtig Spaß. Einziges Problem wir versuchen vier Ersatzteile und keines passt. Da denkt man Shimano ist Shimano und sieht von außen auch immer gleich aus doch über die Jahre haben sie in den Verzahnungen so viel geändert dass ich Ergebnislos wieder gehe. Wenigstens bekomme ich hier ausnahmsweise das Werkzeug gestellt um selbst zu basteln wenn ich denn irgendwoher ein Ersatzteil bekomme das passt.

    Fazit nach zwei Tagen. Ich bin zwar in St Johns aber gibt immer noch kein Happy End.
    Jauchzen und Heulen können so nah beieinander liegen.
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  • Neue Horizonte

    7 de novembro de 2019, Canadá ⋅ 🌙 2 °C

    „Komm schon, du solltest unbedingt auch nach Neufundland. Gros Morne war mein Favorit....Die Atmosphare in St John’s ist einfach unglaublich. Ein wunderbarer Ort sich zu erholen und dabei den Sonnenaufgang vom östlichsten Punkt Nordamerikas zu beobachten. ...“

    Das schrieb mir eine Kanadierin als ich vor den Toren Quebecs stand und zwischenzeitlich die Nase voll hatte. Diese Frau hat mir bereits sehr oft Rückhalt gegeben wenn ich ihn auf meiner Reise am meisten nötig hatte. Das kann ich nicht hoch genug schätzen. Also bin ich ihremRat auch heute gefolgt.

    Es ist früh am morgen 5:30 h. Neben mir hat sich noch eine im Hostel angestellte aufgerafft. Mein Rad könnte ich eh erst später reparieren.
    Wir stapfen durch die dunkle, menschenleere Stadt immer bergauf. Von hinten drückt eisiger Wind der die Regenpfützen gefrieren lässt.
    Windschatten leider Fehlanzeige. Aus dem tiefblauen Ozean erhebt sich langsam ein heller Schein. sitzen und genießen könnte so einfach sein wenn dieser Eisige Wind nicht wäre. Als laufen. Vor bis auf die äußerste Klippe vor dem Ozean. Und dann geht die Sonne auch schon auf.
    Ein wunderschöner Moment. Ich kann ihn nicht festhalten aber er verkürzt mir das warten bis zur Reparatur und ist zugleich Balsam für die Seele in dieser doch recht dunklen Jahreszeit.
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  • St John's

    7 de novembro de 2019, Canadá ⋅ ☀️ 4 °C

    Auf dem Weg zum Fahrradladen irre und wirre ich durch die Stadt. Prima, der Laden ist schon vor Jahren umgezogen und steht bei Google immer noch falsch drin. Ha, ich bin ja so froh dass ich mich auf meiner Reise nicht auf das Wissen eines einzelnen verlassen habe.
    Der Irrweg bietet mir jedoch auch die beste Gelegenheit die Stadt zu erkunden. Hier im klein San Francisco des Ostens gibt es nun endlich auch die vielen bunten Häuschen wie ich sie schon auf ganz Neufundland vermisst habe in ganzen Straßenzügen. An irgendetwas muss man sich schließlich erfreuen wenn es schon keine waagerechten Straßen gibt. Das Laub raschelt unter meinen Füßen. Das wirkt beruhigend und tut einfach gut. Ich weiß ja schließlich immer noch nicht wie es mit dem Fahrrad weiter geht.

    St John‘s ist die Provinzhauptstadt von Neufundland & Labrador. Für die 500.000 Einwohner ist es Verwaltungssitz und durch einen wunderschönen Naturhafen wurde es direkt in die Klippen gebaut. In der Geschichte haben bereits viele Blut vergossen um den Hafen zu erobern. Es war einer der wichtigsten Drehkreuze im Weltkrieg um Fracht und Versorgung nach England an die Front zu leiten und die Deutschen fern zu halten.
    Vorher hatten es die Franzosen mal erobert das ging auch überhaupt nicht... und jede Angst vor einem Angriff hat die Bemühungen gesteigert überall in der Hafeneinfahrt Kanonen zu stationieren oder Forts zu errichten. Der heute so genannte Signal Hill ist außerdem von Bedeutung da hier die erste transatlantische Telegramm-Nachricht empfangen wurde.

    Die Stadt wäre nichts ohne ihre Uni. Und selbst wenn gerade Studienzeit ist wirkt dennoch alles so Menschenleer außerhalb der Touristensaison. Viele Geschäfte haben verkürzte Öffnungszeiten. Ich habe die Stadt zwar nicht für mich alleine. Aber hier lässt es sich leben. Über Lage und Klima müssen wir aber nochmal sprechen.
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  • Dreams are made if people try.

    9 de novembro de 2019, Canadá ⋅ ⛅ 1 °C

    „I just wish people would realize that anything is possible if you try. Dreams are made if people try.“ - Terry Fox
    ( Ich wünsche mir nur dass Menschen erkennen dass alles möglich ist wenn man es versucht. Träume werden wahr wenn die Leute es angehen. )

    Nun war das Projekt Trans-Canada nie ein lang gehegter Wunsch von mir. Gerade einmal ein Jahr zurück im November hatte ich die Idee so weit ausgereift dass sie den Versuch wert war. ... Aber das ganze ist ja eigentlich noch gar nicht zu Ende! - Nur, nach Osten führt hier keine Straße mehr. Da müsste ich wohl auf die nächste Eisscholle warten, die im Mai vielleicht gen Osten driftet.
    Das wäre etwas lang und ungemütlich hier am Kap.

    Die Erfolgsnachrichten des Tages:

    - mein Fahrrad hat ein neues Hinterrad bekommen. Es rollt wieder.
    Ersatzteilbeschaffung innerhalb von zwei Tagen am Ende Amerikas ist gar nicht mal so schlecht finde ich.

    - Ich bin am östlichsten Punkt meiner Reise angelangt. Cape Spear. Von hier ist es bald doppelt so weit nach Vancouver wie nach Irland.

    Das Kap hat schon viele Schiffe ihr Dasein gekostet. Seit gut zweihundert Jahren verrichten zwei Leuchttürme ihre Arbeit und geleiten Schiffe sicher in den Hafen. Nach 13.446 km bin ich einmal weitestgehend quer durch den Kontinent geradelt.
    Bleibt ja nur noch der Heimweg zum Flughafen, oder? Läppische 2.400km.

    Auf dem Rückweg schaue ich mir noch den zweiten Leuchturm in Fort Amherst an. Wundumtost und finster ist es da bereits schon wieder. Ich kann irgendwie gar nicht glauben dass schon gleich Mitte. November ist und ich schon über 6 Monate unterwegs bin. Irgendwann muss jede Geschichte bald auch ein Ende haben sonst kann ich gar keine neue schreiben. Aber noch genieße ich in vollem Umfang.
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  • Schnee... - dem Sommer hinterher!!

    9 de novembro de 2019, Canadá ⋅ ⛅ 0 °C

    Auch für den Weg zurück habe ich mir noch ein paar Ziele aufgehoben. Damit ich davon überhaupt welche erreiche nehme ich zunächst Bus und Fähre wieder runter von der Insel. Das dauert mit dem Bus allein schon schlappe 14 h. Aber immer noch besser als drei Wochen zurück radeln.

    Während ich zur Bushaltestelle fahre weht ein eisiger Wind und treibt die ersten Schneeflocken bis an die Küste. Die bleiben hier vor Januar aber nicht liegen. Dreißig Kilometer Inseleinwärts sieht das schon anders aus. Und je weiter ich mich gen Westen bewege. Desto mehr bin ich froh dass ich heute gerade mal nicht Rad fahre. Bei jedem Stopp drehen dem Bus zunächst die Räder durch. Ich vermute ja fast mal Sommerreifen. Zu Hause wären sie im November manchmal auch noch so fahrlässig.

    Ansonsten freue ich mich über den zeitigen Schnee. Jetzt wo die Herbstfarben durch sind und alles sonst nur grau erscheint ist das einfach nur schön wenn jemand mit dem weißen Pinsel schwingt. Es muss ja nicht gleich immer so viel sein wie im Oktober in den Prairies. Aber Schnee ist nun einmal w ichtiger Bestandteil des Winters und der wurde hier im November eingeläutet.
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  • Notdienst an Bord

    10 de novembro de 2019, Canadá ⋅ 🌙 -4 °C

    Während ich das schreibe kann ich eigentlich noch nicht wirklich fassen dass das gerade passiert.
    Am Fährterminal gucken mich alle verdutzt an. - „Mit dem Fahrrad übersetzten? Mein System hat im November keine Warteschlange dafür. Ich weiß gar nicht wie ich das buchen soll! Du bist mutig!“ ...
    Es findet sich dann doch ein weg und die Fähre legt verspätet ab aber sie fährt immerhin trotz mittlerem Wellengang. An Deck frage ich höflich ob ich einen Zettel auslegen darf damit ich womöglich einen Trucker finde der mich noch 400 km in die richtige Richtung mitnimmt. Entschieden Nein. Ein bisschen neugierig ist der Deck-Officer dann aber doch und nach einem Gespräch finde ich mich erstmal bei Gratis Suppe und Kaffee im Bistro wieder. Noch dazu bekomme ich einen kostenpflichtigen reservierten Sitzplatz mit Füße hochlegen geschenkt. Ich irre noch ein wenig durch die Gänge. Wegen dem Kaffee und dem Wellengang kann ich ohnehin nicht gut dösen. Das können denn einige nicht.
    Gegen 2 Uhr in der Nacht plötzlich ein Aufschrei aus den Kabinen. Eine Durchsage ruft aus ob ein Arzt oder Pfleger an Deck sei. Und durch Zufall stolpere ich in das Geschehen ohne es zu wollen. Aber der Apotheker ist nicht weit weg vom Arzt und neugierig sind wir ja alle.
    Die Treppe runter kommt mir eine verwirrte graue Dame entgegen. Mehr apathisch als ansprechbar. Ich bleibe erstmal bei ihr und merke bald das sie der Grund für den Ausruf war und ich als erstes bei ihr. Später stellt sich heraus das ihr Sohn beim Wellengang aus dem Bett gefallen ist und wegen seiner Medikamente ein Delirium erlitt. Unter Schock wollte er gerade die Kabine auseinander nehmen um klar zu werden.
    Als die Lage wieder unter Kontrolle scheint ziehe ich mich von der Frau zurück denn der Deck-officer kümmert sich jetzt auch mal um sie. Solange stand die Frau weitestgehend unter schock und hat sich an mich geklammert. Verängstigt, da sie ihren Sohn so brutal gar nicht wieder erkannte. Es ist schlimm das sich um die „Opfer“ eigentlich wieder niemand kümmern wollte.
    Kaum hingelegt weckt mich die Küchenchefin -„Eh, pack deine Sachen und lass die Decke hier...“ flüstert sie. Ich komme mit ihr mit und finde mich an der Rezeption wieder. Dort soll ich ein Protokoll über den Vorfall ausfüllen und erhalte im Gegenzug gratis eine Privatkabine mit Dusche und Frühstück gestellt.
    Es klingt makaber, aber ich liebe Notfälle! Zumal sie auch zu Hause immer spannend sind und nie gleich ablaufen. =)
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  • Do it yourself

    11 de novembro de 2019, Canadá ⋅ ☁️ 1 °C

    Zugegeben, ich habe mich auf dieser Reise schon oft bei meinem Schutzengel bedankt. Der spielt fast schon selbstverständlich eine sehr große Rolle wenn ich auf mich allein gestellt bin. Er weiß was in dem anderen Menschen mir gegenüber oder hinter mir in jeder Situation vorgeht und wie ich glimpflich davon komme.

    Aber wie ist das mit dem lieben Zufall? Der Zufall kann doch ein recht unbequemer Zeitgenosse werden. Und im nächsten Moment sprühe ich nur so vor Begeisterung was ich gerade tolles erleben durfte.... Das wechselt sich immer recht zeitnah ab finde ich.
    Kaum habe ich wohl genährt die Fähre verlassen halte ich Ausschau nach einem anderen Radfahrer den ich hier eigentlich treffen wollte nachdem seine Fähre in der Nacht storniert wurde. Es gab schon mehrere Anläufe sich an verschiedenen Orten zu treffen und hat doch nie geklappt. Der Zufall will es so. Ich werde vom Sicherheitspersonal nicht durch gelassen und darf auch nicht aus der Ferne schauen ob er irgendwo rum sitzt. Nützt ja nix. In der Nacht konnte ich einen LKW Fahrer finden der mich ein Stück mitnimmt damit ich nicht die gleiche Route zwei mal fahre. Den treffe ich vor dem Tor wieder. Und siehe da, als ob der Zufall jetzt wirklich wieder unbequem scheint meint der Trucker plötzlich „sorry ich habe über Nacht noch eine andere Fracht bekommen. Ich kann dich leider nicht mitnehmen.“ Zu Hause denkt man sich auch gerne so etwas aus wenn man kalte Füße bekommt.

    Das Maß ist voll aber was will ich machen außer schön lächeln, denn bis an das Fahrerfenster reicht meine Faust nicht und verbal wird man in Kanada nicht! Dann wenigstens schnell Einkäufe erledigen und ab auf die Straße. Von allein rollt das Fahrrad auch nicht. Das Maß geht zum Glück noch ein bisschen voller denn in der Stadt haben noch alle Supermärkte geschlossen. Weil morgen Feiertag ist machen heute alle später auf und bleiben dann länger offen als Sonntags üblich. *Grrrr!!!*

    Mit diesen Voraussetzungen mache ich mich auf den Weg nach Süden. Ich muss eben doch alles selbst in die Hand nehmen. Was ich nicht selbst kontrollieren kann wird nichts oder ich fühle mich zuletzt unwohl jemand anderen vielleicht ausgenutzt zu haben ohne entsprechende Gegenleistung. Das würde mir am Ende vielleicht viel schwerer lasten. Routiniert und mit viel Disziplin trage ich alles mit Fassung. Auch als ich den Wetterbericht lese und zunächst zwei Tage stürmischer Gegenwind angesagt sind bevor Schneeregen mit bis zu 50l pro Tag folgen sollen. Perfekt - was will ich mehr Anreize jeden Tag ein paar Kilometer extra zu machen anstatt auf seine Beine zu hören...?

    Die Farben von Breton Island sind unterdessen verblasst. Es ist alles nicht mehr so schön bunt wie vor vier Wochen. Und es ist außer mir auch keiner mehr auf der Straße. Nicht mal Einheimische trauen sich mehr ohne Pickup weit von der Haustür weg. :(
    Die ersten Seen sind zugefroren obwohl sonst noch kein Schnee liegt. Dazu ein feuerroter Sonnenuntergang. Das sind die einzigen Momente die mir einen Lichtblick verschaffen.

    Mein Fahrrad habe ich unterdessen mit einem Hilferuf präpariert. Denn die Zeit die ich hier verliere andere Ecken der Provinz zu entdecken ist mir eigentlich zu kostbar den gleichen Highway auf 300km zwei Mal zu fahren. Das sind vier Tage! Leider hört den Hilferuf niemand.
    Ich nehme es Schlussendlich wieder selbst in die Hand. Gasteltern bei denen ich bereits vor vier Wochen einmal übernachtet habe nehmen mich herzlich wieder bei sich auf. Ein Lächeln macht sich breit. Ein Lichtblick und ein Ziel vor Augen.
    Und plötzlich scheint dieser Funke über zu greifen. Ein Auto hält an. Bibbernd steigen zwei junge Leute aus die mein Schild gelesen haben und fragen wie sie helfen können. (Ihr Auto war leider zu klein, aber ich sehe sie vielleicht in Halifax wieder). Ein anderer Anwohner fragt mich an der nächsten Tankstelle an der ich mich stärke und drückt mir für meine Geschichte einen Riegel in die Hand.
    Es gibt sie also noch, diese glücklichen Zufälle für die es sich tagtäglich bei jedem Wetter lohnt aufzustehen die Füße in die Hand zu nehmen und weiter zu machen. Langsam, aber weiter. Immer weiter.

    Der Zufall will nur das Beste für mich und das ist nicht immer der leichteste Weg.
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  • Halifax

    13 de novembro de 2019, Canadá ⋅ ☁️ -2 °C

    Gestern war dieser Tag an dem sie über 50 Liter Regen angesagt hatten. Die Moral ist eigentlich gut aber nach nichtmal 17km versagt das Regenzeug schon völlig. Das Wasser läuft wie in einem Fallrohr bis in meine Schuhe. Das macht keinen Spaß und ich muss das ja nicht machen, ich möchte. Ich entscheide mich der Gesundheit zuliebe für den Bus und finde mich vier Stunden später immer noch im Regen aber in Halifax wieder.

    Über Nacht fällt die Temperatur mal eben von +14 auf -6 Grad. Irgendwie bin ich ja froh dass ich hier Eine Unterkunft gefunden habe. Aber entdecken möchte ich die Stadt dennoch ein wenig. Auf dem Rad fühlt sich alles noch kälter an und ich habe das dumpfe Gefühl ein bisschen zu wenig angezogen zu haben. Aber zum Glück kommt die Sonne wieder raus und eine Stadt bietet ja auch genügend Anlaufpunkte um sich aufzuwärmen.

    Ich nutze dazu gleich mal die Fähre. Wer die Skyline von New York kennt, der braucht nicht nach Halifax zu kommen. Aber der verpasst dann die älteste Fährverbindung in Nordamerika. Seit dem 18. Jahrhundert wird hier fleißig zwischen drei Punkten eine Fußgängerfähre aufrecht erhalten. Ich glaube so nah kommt man an Containerschiffe und Marine sonst auch nur bei einer Hamburger Hafenrundfahrt.
    Deshalb bietet es sich gerade in Halifax an dem Atlantischen Seefahrtsmuseum einen Besuch abzustatten. Neben allerlei Schiffsmodellen und Segelbooten gibt es Ausstellungen zu Leuchtürmen, der Marine, Hurrikans, Frauen in der Seefahrt und der großen Explosion die eigentlich niemand kennt.

    Man stelle sich vor: 1 Weltkrieg, die Tragödie um die Titanic ist gerade mal 5 Jahre her - da kollidieren in der engsten Hafenstelle ein Passagierschiff aus Norwegen und ein Versorgungsschiff mit hochexplosiver Munition auf dem Weg nach Frankreich an die Front. Tausende Tote, Trümmerteile bis in dreißig Kilometer Entfernung und die Stadt gleicht einem Trümmerhaufen nach einem Bombenangriff. Schuld war eben bloß zwei Kapitäne die sich missverstanden haben. Und die Leute kamen zusammen weil sie alles für ein morgendliches Feuerwerk hielten.... Bis es explodierte. Wir denken immer unsere Welt ist noch so sicher. Doch so etwas zeigt uns dass es oft der Mensch selbst ist der es erst zu einer Katastrophe werden lässt.

    Hallifax selbst ist sonst allein schon durch seine Zitadelle militärisch geprägt. Wenn sonst auch alles geschlossen hat zu dieser Jahreszeit ist es dennoch wunderschön den Blick von oben schweifen zu lassen und den Eiszapfen im Wind beim Wachsen zu zuschauen.
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  • RMS Titanic

    13 de novembro de 2019, Canadá ⋅ ⛅ -2 °C

    Ich habe es kurz schon angesprochen. Die Titanic war nur eine von vielen Katastrophen die hier an der Ostküste ihren Lauf genommen haben. Aber sie ist eine der best dokumentiertesten ihrer Zeit. Ich weiß nicht wie oft meine Schwester damals ins Kino rannte um ihr beim sinken zu zuschauen. Elf oder dreizehn Mal...

    Hier in Halifax hatte die Reederei einen Sitz und die geborgenen Leichen wurden hier bestattet. Daher hat Halifax wohl auch die engste Verbindung zu dieser Tragödie. Ich möchte die Geschichte nicht noch einmal nacherzählen. In der Ausstellung finden sich einige Möbelstücke die man von der Wasseroberfläche gerettet hat. Wenn man nicht wüsste da s es auf der Titanic verbaut war würde jeglicher Bezug fehlen.
    Es gibt jedoch einige Aspekte die ich hier neu dazu gelernt habe. Selbstverständlich kamen viele Fragen über die Identität der Toten auf. Man führte dazu ein neues System der Identifizierung ein. Der Reihe nach wie sie vom Schiff kamen bekam jeder eine Nummer und einen aus Segeltuch schnell genähten Sack für alle persönlichen Gegenstände die derjenige bei sich trug und die der Identifizierung dienen konnten. Bis heute konnten nicht alle Toten identifiziert werden. Aber es gibt immer wieder Erfolge. Erst in 2007 kamen Forscher mittels DNA Analyse auf die Spur des unbekannten Kindes.

    Unter Wasser gehen indes immer wieder Schatzräuber auf Tour und zerstören das ein oder andere am Boot. So ein Mahnmal in vier Kilometern Tiefe lässt sich schwer schützen und ist der steten Veränderung ausgesetzt. Natürlich kommen auch Forscher immer wieder vorbei. Und so fanden Materialforscher heraus dass die Tragödie möglicherweise viel glimpflicher ausgegangen wäre wenn man seinerzeit besser über Materialeigenschaften Bescheid gewusst hätte. Der verbaute Stahl war sehr schwefelhaltig. Das macht ihn jedoch spröde in einer Umgebung wie diem kalten Nordatlantik. Sicher ist das ein zusätzlicher Aspekt warum das Schiff seitwärts so weit aufgerissen ist. Hätte nicht passieren müssen...

    Die Titanic ist nicht das einzige Schiff das hier vor der Küste auf Grund liegt. Über zehntausend Schiffswracks liegen wohl vor der Küste Neuschottlands. Bei Sturm und Nebel gegen die Felsen geworfen oder eben im Eis fest gesetzt. Man spricht allgemein auch vom Friedhof des Nordatlantiks.

    Ich habe am Nachmittag auch die Andacht gefunden und bin auf den Fairview Cemetery gefahren. Dort wurden die meisten der geborgenen Leichen bestattet. Es war ein Moment der mich bewegt hat obwohl ich eigentlich nicht betroffen bin. Allein, in Eiseskälte, zwischen all den Gräbern. So ähnlich muss es sich für die Überlebenden angefühlt haben.
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  • Der Gouverneur von Sable Island

    13 de novembro de 2019, Canadá ⋅ ☁️ -3 °C

    Es schneit auf überfrorene Straßen als ich mich auf den Heimweg mache und es ist bereits wieder finster. Dieser ungemütliche Wind weht immer noch mit einer eisigen Meeresbriese. Diesmal nehme ich auch nicht die Fähre sondern die Brücke über den Hafen. Wo heute Marineschiffe ankern legten einst die vier aus Halifax entsandten Schiffe nach der Titanic-Bergung wieder an. Ganz spontan ist hier vielleicht noch zu erwähnen - es gab zu dieser Zeit noch keine solch große Katastrophe und entsprechend auch keine Leichenhalle dafür. Man fuhr die Toten daher den Berg hinauf zum örtlichen Curling-Club. Da war es kalt genug und es gab Platz für alle... Not macht erfinderisch. Wohl dem dass Curling in Kanada ein großes Hobby ist.

    Ich bin unterdessen ebenso durchgefroren als ich zu Hause ankomme. Etwas warmes zum Abend bewirkt Wunder. Wie fast jeden Abend nutze ich die dunklen Stunden auch um die nächsten Tage zu planen. Und ich stoße wieder auf eine Insel über die auch im Seefahrtsmuseum eine Ausstellung war. Ich frage meinen Gastvater beiläufig ob er über dieses Sable Island und die dort lebenden Wildpferde etwas weiß. Die Insel ist berühmt berüchtigt für etliche Schiffbrüchige und liegt gut 300km vor der Küste Halifax‘ .
    „Du wirst lachen - meint er - ich war der Gouverneur von Sable Island.“ Und er fing zu erzählen an.

    Der Geschichte nach waren es wohl die Arkadier die wieder einmal von den Briten vertrieben worden und alles zurück lassen mussten. Ein Kaufmann nutzte die Stunde und brachte an die 70 Pferde ohne größeres Aufsehen auf die Sandbank im Meer. Aus denen die das überlebt hatten entstand über die Jahrzehnte die heutige Wildpferd-Population. Er selbst hat für die Küstenwache gearbeitet und Schiffe sonst wo im Nordmeer durch das Eis geleitet bevor er zu einem Leitenden Posten in Halifax kam. Und in irgendeinem Gesetz von damals steht geschrieben dass der Leiter der Küstenwache in den Maritimes gleichzeitig Gouverneur von Sable Island ist und sich um alle Belange dort kümmert.

    Die Insel ist heute in die Verwaltung von Parks Canada übergegangen. Schon zuvor gab es aber stets eine Hand voll Menschen die dort lebte. Meteorologen und Naturforscher die für jedes Tier einen Namen hatten und Verhaltensstudien auf menschliche und technische Einflüsse durchführten. Zum Beispiel ob damals die Concorde-Flugzeuge aus New York gen Osten einen Einfluss auf die Pferde haben. Sie erreichten bei der Insel immer ihren Überschall und nutzten sie zur Richtungsänderung.

    Mein Gastvater meint es sei eigentlich ein Titel ohne Wert und mit vielen Kopfschmerzen gewesen. Das kaufe ich ihm ab. Aber es bleibt eine ganz besondere Erinnerung.
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  • Peggys Cove

    14 de novembro de 2019, Canadá ⋅ ⛅ 0 °C

    Wieder mal ein Schiffbruch der angeblich zur Namensgebung für ein kleines Fischerdorf beitrug. Und während die hübsche Peggy hier an Land ging redete bald die ganze Nachbarschaft von ihr. Bis heute kommen die Leute von überall auf der Welt her um über diesen Ort zu reden. Das ansässige Fischerdorf ist jedoch bis auf einen extra Farbanstrich bodenständig geblieben.
    Vielleicht ist es auch der schöne Leuchtturm oder einer der besten Orte für ein ungewolltes Wellenbad bei Starkwind hier an der Ostküste. Gerade weil jetzt Nebensaison ist und die letzten Kreuzfahrtschiffe vorige Woche ihren Anker eingeholt haben ist dieser Ort so beschaulich und schön. Das Besucherzentrum mit Picknicktischen lädt gerade dazu ein die Nacht hier zu verbringen und am Morgen der erste zu sein bevor Besucher in der Regel aufstehen oder der nächste Regen einsetzt. Die wenigen Restaurants haben ihre Terrassen mit Figuren dekoriert, im Hafen liegen die Krabbenfallen für die nächste Fangzeit schon bereit und am Dorfrand hat sich ein Künstler im Granit verewigt.

    Draußen auf See ist das Fischerleben hart. Aber hier würde ich glatt mitmachen.
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  • Lunenburg

    16 de novembro de 2019, Canadá ⋅ ☀️ -1 °C

    Hier an der Ostküste gibt es noch viele kleine unscheinbare Fischerdörfer. Eines beschaulicher wie das andere. Mal sind es die schönen Häuser, mal die Kirchen oder eine besondere Geschichte hinter den Menschen. Es macht Freude auf einem Spaziergang ein Dorf nach dem anderen zu erkunden.
    Wenn alles drei zusammen kommt hat dieser Ort hier in Kanada in aller Regel Unesco-Welterbe-Status. So scheint das auch hier in Lunenburg geschehen. An einem Hang über einer kleineren Bucht erstrecken sich in zehn Straßenzügen farbenfrohe Häuser, Kirchen und Schulen.
    Den Grundstein haben hierfür Deutsche und Schweitzer gelegt. Sie wurden einst beim Auswandern von den Briten hier her rekrutiert und sollten Ackerbau betreiben um sich selbst und die umliegenden Städte zu versorgen. Nun ist der Boden hier bei weitem nicht so ergiebig wie zu Hause. Und wenn etwas keinen Spaß macht ändert man die Sache oder sich selbst. Aus den Bauern sind über die Jahre alles Fischer geworden. Zuerst haben sie vor der Küste geangelt. Mit der Zeit waren es die ersten, sie auch auf offener See industriellen Fischfang betrieben und damit sehr erfolgreich waren.

    Zur UNESCO Welterbestätte wird das ganze nun dank der Ingeneurskraft die bis heute alles in einwandfreiem Zustand zusammenhält. Ziemlich die gesamte Altstadt ist im ursprünglichen Baustil und der alten Bausubstanz erhalten. Wenn man da nicht ins schwärmen kommt und im Cafe verweilt ist man selbst schuld.
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  • Heilige Orte

    17 de novembro de 2019, Canadá ⋅ ⛅ 0 °C

    Ich könnte heute über so einiges berichten. Zum Beispiel wie es zum Frühstück ausschließlich Wassereis gab weil ich vergessen hatte dass es bei -6Grad ratsam sei die Flaschen mit in den Schlafsack zu nehmen. Oder wie die Flaschen es ebenso den ganzen Tag nicht geschafft haben wieder aufzutauen. Ich könnte darüber Berichten wie ich am Vormittag meine Kamera habe liegen lassen als ich zu den Goldgräberstätten in Neuschottland aufbrach (Ich leide scheinbar langsam an Alzheimer). In Handarbeit haben sie hier ca.1400 Unzen geborgen. Dann kam der Krieg und nach ihm der Nationalpark. Und trotzdem geht das Leben weiter. ... Nein, dafür ist mir der Sonntag zu heilig.

    An einem heiligen Tag bald zurück in Deutschland darf es auch mal um heilige Orte hier in Kanada gehen. An genau jenem der Mikmaq-Indianer befinde ich mich gerade. Im Kejimkujuk Nationalpark befinden sich gleichzeitig über 500 Felszeichnungen der Mikmaq aus den letzten 4500 Jahren Siedlungsgeschichte (UNESCO-Kulturerbe). Leider sind die allesamt nicht zugänglich ohne Führer und dazu hat sich im November bei Minusgraden an einem Sonntag keiner bereit erklärt. Alles Warmduscher...
    Die Mikmaq lebten seit jeher an den Ufern dieser Seen und nutzten das gesamte Netz für den kürzen Handel über Land anstatt um southern Nova Scotia herum. Sie lebten von und mit der Natur. So wie wir das nur noch aus Büchern kennen. Aber auch wenn mir keiner etwas zu diesem Ort erzählen kann spüre ich irgendwie warum man gar nicht anders als klein und ehrfürchtig sein kann wenn man umherstreift. Besonders wenn am Abend die Sonne untergeht.

    Darum liebe ich es draußen unterwegs zu sein und nehme bei so viel Magie die ein oder andere sonstige Schwierigkeit gerne in Kauf.
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  • Annapolis Royal

    18 de novembro de 2019, Canadá ⋅ 🌧 4 °C

    Kanadas Geschichte ist nicht die jüngste. Während meiner Reise habe ich oft mit Leuten darüber gesprochen dass Deutschland bzw. das Deutsche Reich nach dem Zeitalter der Kleinstaaterei jünger ist als Kanada wie wir es heute kennen. Viele wollten das gar nicht wahr haben. Feiern doch die Kanadier noch voller Stolz ihren Gründungstag und leben ihre Kultur - aber uns hat man den Patriotismus abgewöhnt. Gleichwohl war aller Anfang blutig. Heute habe ich mich mit der Namensgebung Nova Scotias beschäftigt. ... ebenfalls blutig.

    1629 kam eine Gruppe Schotten in diese verregnete Bucht und fühlte sich wie zu Hause. Sie gründeten das erste Fort an dieser Stelle um das Land gegen die Franzosen zu schützen. Auf diesen Grundmauern wurde das heutige Fort Anne errichtet. Der erste Winter war unwirtlich hart. Nicht alle Siedler überlebten ihn. Die Anderen beschäftigen sich hauptsächlich mit Landwirtschaft und Fischfang. Nach nur drei Jahren mussten sie Ihre Stellung gegenüber den Franzosen aufgeben und zogen sich wieder zurück nach Schottland. Was blieb ist der Name. Neuschottland.

    Fort Anne bekam seither älteste Gedenkstätte des Landes als das am häufigsten belagerte Fort in Kanada und Annapolis royal bekam die Hauptstadt von Akadien. Man pflegte eigentlich stets einen engen Kontakt zu den Mikmaq Ureinwohnern. Dennoch lief als Kolonie der Großteil des Handels über Frankreich. Um den Seeweg und die Vormacht schützen gründete man Port royal auf der gegenüber liegenden Seite der Bucht.

    Neuschottland hin oder her. Die Acadier waren französisch! So kam es dass auch heute noch Landstriche in Mitten britischer Überseemacht francophon geblieben sind. In den Häusern findet sich oft der Stern der Acadier wieder.
    Französischer Baustil, britische Infrastruktur - kanadischer geht es nicht!
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  • Cape Split

    19 de novembro de 2019, Canadá ⋅ ☁️ 5 °C

    Kennst du das Gefühl wenn die Jahreszeit zum Reisen eher eine Herausforderung ist und du klammerst dich krampfhaft an den Reiseführer um möglichst überhaupt etwas gutes mitzunehmen? Zumindest geht es mir nach zwei Tagen Regen wieder einmal so. Das schlimme ist nur, der Reiseführer hilft mir kein bisschen weiter.

    Also alles einmal über Bord werfen, der Sonne hinterher trauern und irgendwann in der Nacht eigentlich schon völlig deprimiert neue Zuversicht schöpfen dass der nächste Tag auch wieder irgend einen Lichtblick bringt. Nun kann der Regenbogen am Ende des schlechten Wetters verschiedene Farben und formen haben. Meiner war heute grau-grün-neon-gelb und ein bisschen braun. Typische Herbstfarben.

    Durch Zufall bin ich auf einen der besten Wanderwege im Annapolis Valley gestoßen. Nachdem der Regen nachgelassen hat sind die Wege noch etwas schlammig. Der Wald hat gänzlich seine Blätter verloren. Er wirkt wie ein Zauberwald.
    Alles ist still. Ein leichter Windhauch aber nichts schlimmes. Und nach etwa einer Stunde höre ich vor mir ein Rauschen. Vor mir? - Ist eigentlich nur noch zweihundert Meter Land und dann die Bay of Fundy.

    Nun ist die Bay of Fundy nicht irgend eine Meeresbucht. Es ist jene mit dem größten Tidenhub der Welt. Zwischen Ebbe und Flut können zur richtigen Mondphase schon mal 16m (!) liegen. Sein Schiff sollte man daher ausnahmsweise nicht im Hafen ankern denn der fällt zweimal am Tag komplett trocken. Und was da so rauscht ist das Wasser wenn es am Kap vorbei in die Bucht strömt. Denn die Badewanne füllt sich gerade wieder. Das ganze hat beim strömen allein so einen Höhenunterschied dass das Meer weiß schäumt und aufwirbelt.
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  • Der Abend ist gerettet

    19 de novembro de 2019, Canadá ⋅ ☁️ 3 °C

    Wolfville - ein kleines Städtchen keine drei Kilometer lang. Aber wegen der einzigen Hochschule im Umkreis ein bedeutendes, kleines, Städtchen. Mein Gastvater ist demnach an diesem Abend auch ein Student nur hat er leider weniger Zeit als ich und nimmt sein Studium ernst. Wohl dem! Bereits vom Vortag weiß ich von einem Cafe in dem Dienstag Abends frei vorgetragen und Akustik Musik gespielt wird.
    Cafes sind eben immer die richtige Adresse. Unabhängig des braunen Wassers das man hier manchmal genießen kann und manchmal nicht einmal trinken.

    Um zehn sind immer noch alle in bester Laune aber das Cafe will schließen. Kurzerhand wird alles wie anscheinend jede Woche in den nächsten Pub verlagert. Die Auswahl der Biere ist nicht unendlich aber groß. Es lohnt immer mal alles durch zu probieren. Aber auch hier ist nicht alles trinkbar. Um so genießbarer die Musik. Auf der Gitarre spielen sie von Country, Jazz und Filmmusik alles was gerade in den Kopf kommt. Noten, Fehlanzeige. Der ein oder andere kennt dazu den Text auf englisch und stimmt mit ein.

    Ich liebe diese geselligen Runden auf dem Dorf - Pardon, Studentenstadt - und es macht Freude zuzuschauen. Immer mal wieder Student sein schadet anscheinend nie. Wehmütig wird es jedoch Zeit nach Mitternacht das letzte Glas zu leeren.
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  • Die schöne Insel

    21 de novembro de 2019, Canadá ⋅ ⛅ 3 °C

    Diese Reise hat mich schon an viele entlegene Orte geführt. Gleichwohl habe ich dafür viele andere links liegen gelassen. Mir wurde gesagt „Wenn du in die Maritimes fährst, dann fahr da zuerst nach Neufundland. Dort wird es dann kalt. Die anderen Inseln sind später immer noch da.“ Recht hatten die Leute. Aber kalt und regnerisch ist es mittlerweile auch hier. Andere Leute aus ganz Kanada meinten „Fahre unbedingt nach Prince Edward Island. Das ist wunderschön da!“

    Und da bin ich nun. Provinz #10. Es ist November, es ist bereits dunkel, es regnet - also bitte was macht die Insel so wunderschön? Auch der Reiseführer verheißt nichts Gutes für diese Jahreszeit. Bis es am nächsten Tag hell wird kann ich ohnehin nicht beurteilen ob die Insel überall mit roter Erde prahlt, wunderschöne rote Sandsteinklippen hat oder auch wunderbar rote Sandstrände. Ich will es herausfinden und plane zunächst einen Tag Städtetour durch Charlottetown zum eingewöhnen.

    Die Insel lohnt auf jeden Fall einen Besuch mit ihrem Bezug zur kanadischen Geschichte. Bereits 1864, drei Jahre vor der Gründung Kanadas begannen hier die ersten Stammtischgespräche und Protokolle dazu. Man spricht auch von den Gründungsvätern der Eidgenossenschaft in Charlottetown. Ein historischer Spaziergang durch die Stadt gibt viele alte Geschichten preis. Viele historische Häuser sind noch original erhalten. Leider befinden sich das Regierungsgebäude und die Confederation Chamber, die Geburtsstätte Kanadas, seit zwei Jahren in Restaurierung.

    Hier auf der Insel fühlte man sich schon immer sehr sicher weit fernab jeden Trubels. Leider zu sicher. Da nie eine Festung errichtet wurde und Charlottetown nie ein militärischer Schwerpunkt war kam es immer wieder zu Piraterie. Der Bürgermeister wurde gefangen genommen und Artefakte aus vergangener Zeit vor der Gründung Kanadas sind für immer verschwunden.

    Die Insel ist seit jeher sehr fruchtbar und es wird überwiegend Landwirtschaft betrieben. Die Fischbestände sind schon lange nicht mehr sehr ergiebig. (Ein Fischer darf z.B. nur noch ca. 100kg Heilbutt im Jahr fangen. Das sind weniger als 100 Fische! ) Und sonst verdient man hier mit Tourismus im Sommer seine Brötchen. Die Romanfigur Anne of green Gables steht hoch im Kurs und wird überall zur Touristenfalle. Jetzt im November braucht mich das jedoch glücklicherweise wenig zu kümmern.

    Immerhin sind die Cafes schon fertig restauriert. ;)
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  • Prince-Edward-Island Nationalpark

    22 de novembro de 2019, Canadá ⋅ ☁️ 2 °C

    Was gibt es schöneres als eine Insel mit dem Fahrrad zu erkunden? Zwischendurch auch mal zu Fuß zu gehen um vom eisigen Gegenwind wieder ein Stück aufzutauen. Entlang der gulf-shore-Küste in Stanhope habe ich heute viele Gelegenheiten dazu.
    Einst liesen sich hier viele schottische Siedler nieder. Heute ist vieles von deren Farmland unter Nationalparkverwaltung und es wächst Wald darüber. Einzig die Friedhöfe erhält man im originalen Zustand. Die Grabsteine reichen hier bis 1811 zurück. Es gibt ein paar wenige Wanderer und Strandspaziergänger aber ich kann mir sehr gut vorstellen wie hier im Sommer alles überlaufen ist und ich werde das Gefühl nicht los dass ich auch hier keine schlechte Jahreszeit erwischt habe. Entlang der Küste endloser Sandstrand und gleich dahinter wächst der rote Sandstein empor. Es ist tatsächlich wahr das PEI zwar gleich vor der Küste liegt aber geologisch unterschiedlicher kaum sein kann. Die weißen Strandmuscheln geben einen besonders schönen Kontrast dazu.

    Inmitten dieser Welt aus Sand ragt bald der Covehead-Leuchtturm empor. Und wenig später bin ich auf der Insel von der Insel. Robinson-Island. Unter den Einheimischen ist sie noch aus der Zeit vor dem Nationalpark für die Cranberry-Ernte bekannt. Damals eine Insel von 1x4km und einer durchschnittlichen Beerenernte von 16 Kubikmeter Cranberries. Autsch, da kann man viele Kuchen backen oder Marmelade kochen.

    Die Tage sind durchaus kurz. Nach nur 5 Stunden unterwegs dämmert es bereits wieder und ich trete den Heimweg an. Morgen gibt es bestimmt noch mehr zu entdecken.
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  • Strandspaziergang

    23 de novembro de 2019, Canadá ⋅ ❄️ 0 °C

    Die ganze Nacht hat es geregnet. Gegen Morgen wird es leise. Die Morgendämmerung beginnt heute ungewöhnlich früh. Alles ist ein bisschen überfroren und es schneit. Perfekt. Ich würfle meine Pläne noch einmal alle durcheinander und raus kommt das ich nach Greenwich fahre.
    Der Schnee weht und bleibt nirgends liegen so dass die Straßen zum Glück frei sind. Sobald ich in die falsche Richtung fahre stockt mir der Atem vor eisigem Gegenwind. Egal. Schon zu Schulzeiten hieß es „da musst du durch als Lurch wenn du als Frosch etwas erleben willst.“
    Der Wanderweg verläuft zunächst durch geschützten Wald während der Sturm udanach scheinbar seinen Höhepunkt erreicht. Und dann führt doch der Weg tatsächlich 1km quer übers Wasser auf schwimmenden Bohlen. Die Wellen im See haben gut 30cm und vereisen regelmäßig das Geländer. Stand da vielleicht irgendwo dass der Weg im Winter gesperrt ist? Ich kann mich nicht erinnern... aber sie hätten für Sturm so ein Schild aufstellen sollen. Alles schwankt wie auf einem Schiff nur das keiner Salz gestreut hat. Durch das Schneegestöber bin ich so mit mir selbst beschäftigt dass ich erst später erkenne warum ich eigentlich hier her wollte. Der Nationalpark schützt hier eine seltene Form der Bogendüne. Kaum bin ich aber im Bereich der Dünen wird der Schnee durch einen Sandsturm abgelöst. Aber auch da kämpfe ich mich durch.

    Und der Ausblick hat sich echt gelohnt. Auf dem Rückweg trägt mich der Wind. Schön!! (gefährlich...)
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  • Leuchte Licht, mit hellem Schein

    24 de novembro de 2019, Canadá ⋅ 🌙 -2 °C

    Der November ist immer ein sehr trüber Monat. Es gibt Wochen da bekomme ich die Sonne gar nicht zu Gesicht was dann schnell einmal auf die Laune schlägt. Aber es gibt ja immer auch einen Lichtblick am Ende der Finsternis. Prince Edward Island hat einige solcher Lichtblicke. Zu viele um sie in vier Tagen alles besuchen zu können. Aber jeden Tag einen. Ob es stürmt, ob es schneit, ob es schon gleich Mitternacht ist oder gerade die Sonne aufgeht. Wenn ich die Leuchttürme sehe strahle ich vor Glück und Zufriedenheit. Denn irgendwie meinte es der Wettergott immer gut mit mir wenn es darauf ankam.

    Ein anderes Leuchtturm-Projekt rückt dabei fast schon in den Hintergrund. 1917-1997 wurde PEI ausschließlich durch Fähren mit dem restlichen Kanada verbunden. Seither gibt es eine Brücke. 13km lang. Stahlbeton. Eigentlich nicht sehr schön und zusätzlich noch mit teurer Maut. Aber irgendwie müssen sie ja die investierte Milliarde und die Betriebskosten rein holen. Sie ist bis heute das Meisterstück Kanadischer Ingenieurskunst. Und wenn die Sonne scheint ist ja gar nicht sooo hässlich. Trotzdem mag ich die roten Sandsteine mehr.
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  • Blumentopf

    24 de novembro de 2019, Canadá ⋅ ☁️ 1 °C

    Es gibt wieder einmal noch soo vieles was ich mir anschauen möchte dass es getrost für noch eine Reise reicht. Dabei die schönsten Orte heraus zu picken und den Rest einfach im Dunkeln liegen zu lassen ist gar nicht so einfach. Ich denke heute habe ich das wieder einmal perfekt gemeistert.

    Das Gezeitenbecken der Bay of Fundy gibt bei Ebbe immer wieder Kuriositäten preis. Und so hat mir die Gezeitentabelle die Qual der Wahl erleichtert. Fossilien suchen am frühen Morgen musste schon einmal ausfallen...und abends will ich mich mit Freunden im 300km entfernten Saint John treffen. Mir bleibt also nur die Küstenstraße und die führt zu den Hopewell Rocks. Im Sommer der! Touristenmagnet in New Brunswick. Jetzt sind hier drei vier Autos zugegen. Es tut auch mal gut nicht der einzige zu sein.

    Warum auch immer bezeichnen die Einheimischen diese bewachsenen Felskegel als überdimensionale Blumentöpfe. Die Gezeiten haben hier eine Höhendifferenz von normal 12m und je nach Mondphase bis zu 16m! Das ist nicht nur Weltrekord. Man muss sich das wirklich vor Augen führen. Diese Badewanne läuft in jeder Minute 3-4 cm voll bzw. leer. Das sind gewaltige Kräfte die hier am Stein nagen und zweimal am Tag alles was nicht Niet und nagelfest ist mit sich reißen.

    Übrig bleibt das festere Gestein. Und bei Ebbe lässt sich wunderbar rundherum wandern. Man sollte jedoch unbedingt auch sein Limit kennen denn Schwimmen ist nicht wenn die Flut kommt. Leider oder auch zum Glück bricht die Finsternis eher über mich herein.
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  • Das weiße Zeug

    25 de novembro de 2019, Canadá ⋅ ⛅ 1 °C

    Lange war es vorhergesagt - irgendwann kommt das weiße Zeug auch zu mir und ich stecke mittendrin anstatt nur vom Fenster zuzuschauen.
    Das erste Mal Schnee hatte ich hier in Kanada schon recht früh. Mancher erinnert sich vielleicht wie ich am längsten Tag des Jahres auf dem Icefield - parkway in Richtung Jasper einen Tag festgesetzt wurde weil sich ein Bus quergestellt hatte.
    Heute hat sich niemand quer gestellt. Nicht einmal Petrus. Und der zeigt auf beeindruckende Weise was er außerhalb Europas noch drauf hat.
    Auf dem Weg durch New Brunswick nach Quebec dauert es keine 30km von Saint John dass die Landschaft weiß wird. Ergiebiger Schneefall hat hier ein paar Stunden vorher erst 20cm Neuschnee gebracht und es liegen auch schon etliche von zuvor.
    Diesmal sitze ich nicht im Bus. Ich will raus. Mitten rein! Und einfach nur genießen. Denn so viel Schnee werde ich diesen Winter wohl nicht wieder sehen.
    In Grand Falls gehe ich wandern. Quer durch einen halben Meter Schnee ohne jede erkennbare Spur das hier heute schon einmal jemand war. Jetzt wo Schnee liegt ist es auf einmal auch wieder viel länger hell. Ach ich liebe es wenn die graue Jahreszeit vorüber ist. Auf meinem Weg gen Osten kam ich schon einmal hier vorbei und bin beeindruckt wie die Landschaft sich zum positiven gewandelt hat. Es ist nicht immer nur weiße Hölle und definitiv wert zurück zu kommen. =)
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  • Weihnachts-Stimmung

    26 de novembro de 2019, Canadá ⋅ 🌧 1 °C

    Nach so viel Schnee fehlt eigentlich nur noch ein Weihnachtsbaum. Ich wusste ich komme noch einmal durch Quebec City und und wusste es wird im Dezember sehr, sehr touristisch in der Altstadt. Alle wollen sie auf den Weihnachtsmarkt oder mieten sich dafür sogar im Chateau Frontenac ein. Busladungen voller Menschen... was gibt es also leichteres als dieses Flair mitten in der Woche und vor! Dezember zu genießen.
    Doch der Tag verläuft wieder einmal etwas anders. Was gestern noch Schnee war ist heute schon wieder Regen. Es fühlt sich alles schlimm fieß kalt an. Aber ich habe mich entschieden auch heute eine kleine Radtour zu unternehmen. Und die geht zuerst über die älteste Brücke in Quebec city nach Levis von wo ich mit der Fähre direkt in die Altstadt übersetze und einen wunderbaren Blick auf das Chateau genießen kann. Die Baustellenfassade ist wenigstens passend zur Jahreszeit - weiß. Und weil die Gäste es mögen (am Wochenende war das Hotel scheinbar wieder ausgebucht) wird von allem ein wenig zu viel dekoriert. Aber mir wurde schon im September gesagt „eigentlich ist es nichts besonderes, nur busy“. Es ist aber eben noch nicht Dezember - und an diesem verregneten Montag Vormittag ist Quebec Touristenleer. So habe ich mir die Stadt nie vorgestellt. Wie im Bilderbuch kann ich durch die Gassen streifen.
    Später bin ich zum Mittag verabredet und entdecke noch ein paar neue Ecken die meist nur Einheimische besuchen und dennoch nicht zu weit in der Neustadt liegen. Geschäftige Arbeiterrestaurants, kleine Läden und eine Bibliothek in einer alten Kirche... Es wird leider wieder viel zu schnell finster für den einen Tag den ich zur Verfügung habe. Aber er war es wert Quebec wenigstens einmal im Leben in Weihnachtsstimmung zu sehen. Das mit dem Schnee muss ich ein andermal besser koordinieren.
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  • Montreal (1)

    27 de novembro de 2019, Canadá ⋅ ☁️ 1 °C

    Drei Stunden langweiliges stures geradeaus fahren durch die finstere Nacht. Und plötzlich überschlagen sich die Kreuzungen. Wohnstraßen haben keine Namen mehr sondern werden durch nummeriert. Und es gibt alles zwei Mal. Willkommen in Montreal.
    Mein Gastvater gibt sich größte Mühe mir auf einem Stadtrundgang die Geschichte und Entwicklung Montreals an einem Tag näher zu bringen. Selbstverständlich kann man das getrost auf 3-4 Tage ausdehnen. Da ich etwas außerhalb wohne ist es extrem wichtig immer erst die Rush Hour abzuwarten und dann loszulaufen. Wobei Montreal einer der Orte ist in denen immer etwas los ist. Die Stadt ist einfach zu groß um zur Ruhe zu kommen. Genau das mit der Größe dachten sich die Einwohner wohl auch und so hat sich im Osten französisch Montreal und im Westen englisch Montreal entwickelt. Genau so wie einst in Canada.
    Es ist nicht der schönste aber daher auch nicht der kälteste Tag. Somit genießen wir zuerst einen Rundblick über die Stadt vom Montreal Hill.
    Das schöne ist in der Altstadt steht noch die „Kopie“ der Notre Dame Kathedrale völlig unbeeindruckt vom Original neben dem ersten Wolkenkratzer der hier jemals in luftige Höhen gebaut wurde.
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  • Montreal (2)

    27 de novembro de 2019, Canadá ⋅ ☁️ 2 °C

    Montreal besteht auch heute noch aus vielen kleinen eigenständigen Gemeinden. Wir nehmen das immer nur als Stadtteile wahr. Jedoch hat jede Gemeinde etwas andere Grenzen als die Stadtteile, seine eigene Sprache, Kultur & Kunstszene. Und oft sind es die Menschen vor Ort allein ohne äußere Einflüsse die dazu beitragen.
    Montreal ist eine der wenigen Städte in Canada die Straßenkunst leben. Und das seit Jahrhunderten. Früher waren es oft die Kirchen und öffentlichen Gebäude die verziert wurden. So grüßte schon die heilige Dame zur guten Hilfe die Seefahrer im Hafen. Die Kapelle ist heute nur noch innen geschmückt an der Decke hängen Boote anstatt Leuchter und auch die ganze Malerei dreht sich um die Seefahrt.

    Die Plätze der Altstadt in Vieux Montreal werden schon fleißig für Weihnachten geschmückt. Aber der Schnee fehlt hier gänzlich. So richtig kommt noch keine Weihnachtsstimmung auf. Also schnell weiter. Mir fallen bald die vielen Satelliten auf einem Haus auf. - „Du kannst froh sein dass heute kein Fußballspiel ist. Hier kommen alle Portugiesen her wenn Portugal Länderspiel hat, egal wo das ist in der Welt. Die Kneipe sendet das Spiel garantiert live.“ Später laufen wir zu den Franzosen über. „Wenn die Franzosen ein Spiel gewinnen muss die Polizei hier immer die Straße sperren.“ Doch an diesem Mittwoch bekomme ich nur den ganz normalen Wahnsinn mit. Das Beste Beispiel wird mir zwei Ecken weiter gezeigt. „Die Firma dort hat hier den ganzen Straßenzug aufgekauft und alle mehr oder weniger gedrängelt auszuziehen. Die einzigen die aufs Gebrechen bis heute nicht verkauft haben ist dieser Club dort, das Cafe Kleopatra. Und da man nicht die ganze Kulturszene gegen sich aufbringen wollte hat man den Bürokomplex rundherum gebaut. Links, rechts, dahinter und auch drüber. Das ist alles zusammen ein neues Haus. „ Man könnte meinen Superman hat her ein Wunder vollbracht denn die Montrealis sind stolz dass der Club das überlebt hat.

    Ein wenig Straßenkunst tragen sogar die Fahrradläden bei. Aber zu diesem Zeitpunkt brauche ich zum Glück kein Ersatzteil mehr. Vielmehr ist es nun wohl Zeit das Puzzeln zu beenden und das große Ganze zu betrachten. Langsam aber sicher bereite ich mich auf den Heimweg vor.
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