Jakobsweg München - Lindau

August - September 2021
Auf dem Jakobsweg von München nach Lindau am Bodensee Read more
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  • Day 11

    Drüsentragendes Springkraut

    September 8, 2021 in Germany ⋅ ⛅ 20 °C

    Für mich war es die beste Nacht von allen bisherigen auf dieser Wanderung. Die Luft war herrlich und wunderbar ruhig in der Nacht. Wir fühlten uns gut und gingen zum Frühstück. Es gab so ziemlich alles in sehr guter Auswahl. Da ich bereits vorher angemeldet habe das ich mich vegan ernähre, hab es eine „extra Abteilung“ im Kühlwagen für „Vegan“. Wir und besonders ich, haben so richtig rein gehauen.

    Nach dem opulenten Frühstück, gingen wir in Richtung „Buchenberg-Ort“. Denn das Hotel lag etwas außerhalb des eigentlichen Ortskern. Hier kaufte sich Edith Wasser und eine Nektarine. Ich hingegen trieb mich in der nahen Kirche herum, um mir einen Stempel in den Ausweis zu drücken. Es war zwar erst gegen 09:00 Uhr, aber schon recht warm und so zog Edith ihre Jacke aus. Ein Novum - denn sie lief immer laaaange mit Jacke, ehe sie diese auszog. Wir folgten der Wegführung und das leider an der Straße entlang. Das war wegen den Autos etwas nervig. Nach einer Weile bogen wir von der Straße in einen Schotterweg in den „Wierlinger Forst“ ein Naturschutzgebiet. Hier gingen wir ca. 1 Stunde, ehe wir dann nach „Rechtis“ kamen. Ein wirklich sehr - sehr kleiner Ort. Der wirkte irgendwie ausgestorben, wenn nicht die ganzen Autos hier durchfahren würden, dann wäre er es.

    Nach dem Ort und wieder leider an der Straße entlang, kamen wir nach „Osterhofen“ und dieser Ort war noch kleiner. Die Kirche war eingerüstet und das Bach wurde neu gedeckt. Ich habe zum ersten Mal solch ein Gerüst an einer Kirche gesehen. Hier holte ich mir dann den zweiten Stempel für heute. Nach dem Ort gingen wir von der Straße weg, steil ansteigend in den Wald. Dort machten wir zunächst eine Pause und setzen dann den Weg auf dem „Sonnengrat“ fort. Als wir am Abend zuvor das gelesen haben dachten wir, dass wir nur in der prallen Sonne gehen werden. Aber dem war nicht so. Es war ein dichter und kühler Wald und somit sehr angenehm dort zu gehen. Beim gehen musste man auf die unzähligen Baumwurzeln achten, um nicht ins Stolpern zu kommen. Dieser Weg auf dem „Sonnengrat“ war ca. 5km lang und ungefähr in der Hälfte, erreichten wir mit 1100m den höchsten Punkt auf unserer bisherigen Wanderung.

    Es ging weiter auf und ab, stetig vorbei am „Drüsentragenden Springkraut“. Ein Pflanze, die uns seit Beginn der Wanderung in München begleitet hat. Wir wussten nicht was es war und Dank einer App, haben wir die Gattung analysieren lassen.

    Wikipedia sagt dazu:

    „…Das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera), oft Indisches Springkraut, auch Rotes Springkraut oder Himalaya-Balsamine, früher auch Bauernorchidee oder Riesenbalsamine genannt, ist eine Pflanzenart in der Familie der Balsaminengewächse (Balsaminaceae). Sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet liegt auf dem indischen Subkontinent; als Zierpflanze wurde es im 19. Jahrhundert auch in Nordamerika und Europa eingebürgert. Es wächst in Mitteleuropa vor allem in feuchten Wäldern, Auen- und Uferlandschaften mit hohem Nährstoffgehalt….“

    Wenn ganz viele von den Sträuchern, so wie gestern und heute, zusammenstehen, eroberte uns der Duft an Nektarinen.

    Hier oben auf dem „Sonnengrat“ machten wir an einer Hütte im Schatten Pause. Nur ab und zu konnte man einen Blick rechts und links von „Grat“ erhaschen. Die vielen Bäume versperrten die Sicht. Wenn mal ein „kleiner Durchblick“ war, sah man in der Ferne die Silhouette der Alpen.

    Nachdem wir die 5km erreicht haben, ging es vom „Grat“ hinunter ins Tal nach „Weitnau“. Auf dem Weg dorthin durch den Wald, kamen wir an unzähligen Brombeerbüschen vorbei. Die Früchte waren so lecker und herrlich süß, da konnte ich nicht widerstehen. Ich pflückte mir die äußerst leckeren Früchte und genoß den Augenblick, wenn der Geschmack der Reifen Beeren sich in meinem Mund ausbreitete. Da kamen Kindheitserinnerungen hoch, wie ich mit Freunden, aber meist alleine, durch den Wald streifte und dabei auch die leckeren Beeren pflückte. An diese Erinnerungen habe ich sehr lange nicht mehr gedacht. So blieb ich denn auch deutlich hinter Edith und später sagte sie mir, dass es solch eine Situation noch nie gab u d ich hinter ihr (freiwillig) geblieben bin. Ich wirkte auf sie, als wäre ich „zeitlos im Wald“.

    Wir erreichten „Weitnau“ und hofften hier nicht nur einen Pilgerstempel zu finden, sondern auch einen Biergarten. Beim erreichen des Ortes hatte der erste Biergarten geschlossen. Kurz darauf der zweite. An der Kirche war auch einer, aber der war ebenfalls geschlossen. Zumindest habe ich unsere Stempel bekommen. Trotzdem war die Zeit längst reif, um in einem Biergarten etwas länger Pause zu machen. Wir näherten uns dem Wald und somit dem Ortsrand. Die Hoffnung auf einen Biergarten sank gegen Null und Edith war schon sehr enttäuscht. Plötzlich hinter der Ecke, direkt am Wald an einem stillgelegten Sessellift, da war ein Biergarten.

    Wir tanken jeder ein Bier und aßen eine Portion Pommes. So. Frisch gestärkt gingen wir nach einer halben Stunde weiter. Ab hier dann auch wieder bergauf und Edith warf einen traurigen Blick auf den stillgelegten Sessellift. Denn dort oben auf den Berg mussten wir. Der „Aufstieg“ war alles andere als schlimm. In einen schattigen Wald, gingen wir parallel zum Jakobsweg, auch auf einem Lehrpfad eines „Käsezubereiters“ weiter - dem „Carl-Hirnbein-Weg“. Er war eine Koryphäe auf dem Gebiet der Käseherstellung. Entlang dieses Weges gab es diverse Installationen, die sein Leben und Wirken beschrieben.

    Wieder Brombeeren unterwegs und wieder blieb ich hinter Edith. Schon ein komisches Bild - hehe. Wir erreichten eine Art Spielspaß, wo Stühle gebaut waren, die auf uns erwachsenen Menschen wirkten, als wären wir Kinder. Natürlich mussten wir und ich da rauf klettern und uns gegenseitig fotografieren. So langsam näherten wir uns dann auch dem heutigen Ziel „Missen-Wilhams“. Schon beim planen und buchen war es schwierig gewesen, in diesem Gebiet eine passende Unterkunft zu finden. Deshalb müssen wir auch diesmal uns etwas vom Jakobsweg entfernen, um ein Nachtlager zu haben. Angekommen sind wir im „Gasthof Albrecht“ - leider wieder direkt an der recht gut befahrenen Straße gelegen. Wir wurden sehr freundlich empfangen und gingen gleich ins Zimmer, um uns den Schweiß ab zu duschen - jeder für sich versteht sich
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  • Day 12

    Kühe im Auenland

    September 9, 2021 in Germany ⋅ ⛅ 19 °C

    Nachts haben wir den nahen Bach rauschen hören, aber gegen morgen leider auch die vorbeifahrenden Autos. Von um 08:00-10:00 Uhr gab es Frühstück und da wir früh los wollten, gingen wir um 08:00 Uhr. Das haben sich wohl auch der Großteil der Hotelgäste gedacht und waren ebenfalls schon unterwegs zum Frühstück. Es gab ein reichhaltiges Angebot und frischen Kaffee - der war echt lecker.

    Wie immer gingen wir danach recht zügig los und mussten etwas zurück gehen, da wir wegen der Unterkunft vom Jakobsweg uns entfernen mussten. Wie zu erwarten, gingen wir erst ein Stück an der Straße entlang und bogen dann links ein, um sodann eine kleine Straße bergauf zu gehen. Da kamen wir schon etwas ins schwitzen und da wir wegen dem bewölkten Himmel und der Kühle des morgens unsere Jacken anhatten, mussten wir an einer Bank an der Straße diese ausziehen.

    Wie schon erwähnt, verließen wir den Ort, wo „Käsetüftler“ Carl Hirnbein (was für ein cooler Name) geboren wurde. Die kleine Bergstraße hinauf und wir erreichten „Aigis“ - ob in den Häusern auch Menschen lebten? Kurz darauf gingen wir durch „Geratsried“ und ich stellte mir erneut die Frage. Hinter „Mutten“ führte uns der Weg über eine Wiese in den Wald. Und da waren sie wieder - Brombeeren. Aber nicht nur die. Auch Himbeeren gesellten sich zu meinen Erinnerungslücken und füllten diese wieder mit wahren Erlebnissen aus meiner Kindheit. Sehr schön.

    So blieb ich (natürlich) wieder zurück und diesmal sogar etwas länger. Unterwegs hörte ich wieder ein Hörspiel, da ich ja nun alleine hinter Edith (in weiter Ferne) her ging. Wir erreichten „Zell“ und da konnte ich mir einen von heute insgesamt 3 Stempel abholen. Zwar gibt es noch mehr Möglichkeiten unterwegs Symbole in seinen Pilgerausweis zu pressen, aber wir hatten keinen Platz mehr dafür. Von daher mussten wir immer sorgfältig auswählen, welcher Stempel denn nun die Ehre hat und über Jahre verblassen durfte.

    Wir durchquerten weitere zerstreute Siedlungen wie „Wolfsried, Genhofen, Hopfen und Nagelshub“. Immer wieder hatten wir den Eindruck, dass uns die grüne hügelige Landschaft an das „Auenland“ von den „Hobbits“ erinnert. Unzählige Kühe säumten mit ihren schon von weitem zu hörenden Glocken den Weg und schauten uns wiederkäuend hinterher. Die Felder und Wiesen wurden nitrathaltig besprüht, was uns eine wahre stundenlange Geruchsexplosion bescherte.

    Wir erreichten „Simmerberg“ und hier konnte ich den zweiten, heutigen Stempel holen. Von „Simmerberg“ gingen wir nach „Hasenried“ und gleich hinter den Ort in einen Zugang zur „Hausbachklamm“ nach „Weiler“. Ab hier kam dann wieder die Sonne heraus und hüllte die Landschaft in seifiges goldenes Licht. Mittlerweile war es gegen 16:00 Uhr und wir erreichten „Weiler“. Zunächst gingen wir zur Kirche, um … - na was wohl? Den dritten Stempel zu holen. Danach ab zu Ziel dem „Gasthof und Brauerei zur Post“. Nun das Übliche. Einchecken, duschen, essen gehen.

    Edith kaufte noch Federweißer und den Genossen wir als Aperitif vor dem Abendessen auf dem Hotelzimmer aus unseren Zahnputzbechern. Legger 😃
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  • Day 13

    Die letzte Etappe

    September 10, 2021 in Germany ⋅ ⛅ 21 °C

    Am Abend zuvor haben wir in dem Gasthof „Zur Post“ auch gegessen. Jeder bestellte für sich und plötzlich erhielten wir noch eine Portion Pommes. Erstaunlich war auch, dass wir beide nicht mehr genau wussten, ob einer von uns Pommes bestellt hatte. Bislang haben wir jeden Abend eine Portion Pommes gehabt j d deshalb waren wir uns unsicher. Wir haben sie also Wohlwollen zu uns genommen. Nach einer Weile fragte unser Nachbartisch, wo denn ihr Pommes blieben. Ups… Wir erklärten uns unseren Nachbarn und alles war gut.

    Für mich war es die bisher schlechteste Nacht auf unserer Wanderung. Es war mir - wie jede Nacht - viel zu warm und hatte das Gefühl, trotz geöffnetem Fenster, wenig Frischluft zu bekommen.

    Es folgte der übliche Ablauf. Frühstück - WC - losgehen. Zuerst wünschten wir uns gegenseitig einen schönen und guten Weg, auf unserer letzten Etappe mit knapp 28km. Der Morgen war sonnig und schon warm. Dann gingen wir zur Hauptstraße, folgten dieser ca. 500m und bogen dann Richtung Anhöhe rechts ab. Schnell verließen wir den kleinen Ort und es begann ein doch kräftiger Anstieg. Der Weg schlängelte sich nach oben und unterquerte dann eine Straße. Kurz darauf erreichten wir „Lindenberg im Allgäu“. Eine größere Stadt und deshalb auch etwas quirlig in den Straßen. Dort gingen wir zur Hauptkirche, holten uns den Stempel und gingen schnell aus der Stadt in einen Wald. Ein sehr schöner Wald mit einem Waldsee. An bestimmten Stellen war ein Lehrpfad aufgestellt und informierte über den Abbau, Verarbeitung und Schutz der Torfböden. Die Luft war herrlich und wir hörten sogar ein paar Vögel.

    Ich las Edith vor, durch welche kleinen Siedlungen wir gehen werden: „Allmansried, Ostkienberg, Lötz, Kinberg, Adelberg, Niederstaufen“. Der Weg war geprägt von Wäldern und wie den Tagen zuvor riesengroße Wiesen. Wohlgemerkt: seit Tagen haben wir keine Felder oder Ackerflächen gesehen. Nur Wiesen. Und es ist klar, dass in Bayern scheinbar nur Tiere gehalten werden, für die das Gras/Heu benötigt wird. Würde diese riesigen Weide- und Wiesenflächen mit Obst und Gemüse angebaut und nicht weiter mit Nitrit verseucht, hätten alle Menschen etwas davon. Aber es möchten scheinbar nur wenige ihren bequemen Status aufgeben und sich umstellen. Es ist der Egoismus und die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse, die das verhindern dürften. Es ist praktizierte Dummheit. Aber ich schweife ab und das durfte auch häufig Edith unterwegs erleben.

    Manchmal gingen wir auch an stark befahrenen Straßen - weil wir es ja alle heute so eilig haben - kamen an einem verlassenen Ferienpark vorbei und gingen durch schöne grüne Täler mit kleinen Flüssen. Hin und wieder suchten wir uns eine schattige Bank, um dort eine Pause zu machen. Denn die Sonne schien sehr kräftig und es war warm. Ohne Schatten macht da das wandern nur bedingt Spaß.

    Nach „Sigmarszell und Schlachters“, kamen wir aus dem Wald und blickten auf den entfernten Bodensee. Eine kleine Kapelle auf dieser Anhöhe verzierte den Anblick. Wir gingen hinab und erreichten „Lindau“ und gingen über die Brücke hinüber zu „Lindau - Insel“. Es waren so viele Menschen in den kleinen Gassen und Straßen von „Lindau - Insel“ unterwegs, dass es schon fast unangenehm war. Wir erreichten etwas erschöpft unser „Hotel Engel“. Ein tolles und auch teures Hotel. Wir duschte und gingen danach in die Stadt. Zur Abwechslung aßen wir asiatisch auf den Marktplatz vor dem Rathaus. Danach gingen wir zum Bahnhof um den morgigen Weg dahin abzuschätzen.
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  • Day 14

    Fazit

    September 11, 2021 in Germany ⋅ 🌧 22 °C

    Es war eine wunderbare Reise. Wir begegneten freundlichen Tieren und netten Menschen. Die Landschaft war herrlich grün und die Luft frisch. Meistens haben wir niemanden gesehen. Am Anfang war ein Großteil der Kirchen verschlossen, aber zur Mitte und Ende hin meistens geöffnet. Die Unterkünfte waren alle gut und bis auf kleine Schwierigkeiten hat auch alles geklappt. Meistens sind wir essen gegangen und das war das einzige Problem. Denn alle - fast ausnahmslos - sind nicht auf Veganer 🌱 eingestellt. Zwar hatte ich in der Buchung der Unterkünfte bei den Optionen zum Frühstück einen entsprechenden Kommentar hinterlassen, aber bis auf eine Unterkunft schienen den Kommentar eher nicht gelesen zu haben. Würde ich diese Wanderung noch einmal machen? Einseitig ja. Es war zwischendurch zwar etwas anstrengend, ansonsten aber gut körperlich zu meistern. Auf jeden Fall werde ich einen zweiten Pilgerausweis mitnehmen, denn es gab mehr Stempel (wenn Kirchen offen), als es freie Plätze im Pilgerausweis gab.Read more