Panoramaweg Taubertal

March - April 2021
Fünf Tage autark auf dem Panoramaweg Taubertal. Read more
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  • Day 5

    Auf uralten Pfaden ...

    April 3, 2021 in Germany ⋅ ⛅ 7 °C

    Der Weg nach Creglingen über den Kamm bringt zwar wunderbare Fernsichten, aber auch einen eiskalten Wind mit sich. War der Morgen zwar kühl, aber nicht kalt gewesen, bläst mir der Wind jetzt das letzte bisschen Wärme aus den Klamotten heraus. Mit der Windjacke geht es dann allerdings ganz gut. Dazu der weiß-blaue Himmel, in dem die Wolken vorbei ziehen, ich kann euch sagen, dass hat schon was! Übrigens, da nirgendwo Platz war, um ein Schild anzubringen, schraubten es die pfiffigen Leute einfach auf den Asphalt.

    Vor Creglingen geht der Weg in einen alten Weinberg oder Wirschaftsweg über, dem man sein hohes Alter ansieht. Zu beiden Seiten sind lange Steinreihen angehäuft, die sogenannten Steinriegel, zwischen denen Parzellen wie Schachbretter liegen. Eine Info-Tafel verweist darauf, dass diese Steinriegel aus jahrhundertelang von den Feldern aufgelesenen Steinen aufgeschichtet wurden. Der längste ist 250m lang, etwa drei Meter hoch und besteht aus 60 Millionen Steinbrocken.

    Die Aussicht von hier oben war fantastisch, der Weg bot viele interessante Blicke in alle Richtungen, zudem ging's mal nicht über Asphalt oder Schotter, sondern über einen alten gewundenen Pfad. Tja, und dann ist's passiert. Als ich so verträumt durch die Gegend blicke, trete ich mit dem rechten Fuß in ein Loch und zerre mir den Muskel am rechten Schienbein.

    Nachdem der erste Schmerz vorbei ist, scheint alles nicht so schlimm zu sein. Abgetapt, IBU rein und weiter. Zum Schlafplatz sind es noch zehn Kilometer ... und was für welche, ich kann euch sagen. Mittlerweile geht die Sonne wieder einmal spaktakulär unter, während ich meinem nächsten aufregenden Wegabschnitt entgegen gehe.
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  • Day 5

    Im Reich der Kelten

    April 3, 2021 in Germany ⋅ ⛅ 4 °C

    Da der Panoramaweg wahrlich nicht mit Bänken oder gar Hütten gesegnet ist, hatte ich mich im Vorfeld dazu entschlossen, den Weg zu verlassen, um einen ganz besonderen Schlafplatz aufzusuchen. Hört sich ganz einfach an, war es aber nicht. Und das kam so.

    Einige hundert Meter vor Tauberzell steige ich vom Panoramaweg hinunter ins Tal, übrigens auf einem richtig schönen Single-Trail, und überquere die Tauber. Dort nehme ich den Sonnenuntergang über dem Taubertal auf und mache mich auf die Suche nach dem Weg. Sollte der zuvor ausgesuchte Weg mich auf einen Berg ohne Namen bringen, zeigt mir die Locus App einen Naturpfad an, der mich 500m vorher auf genau den gleichen Berg bringen würde. Oben sollten sich die Wege annähern, so das ich nur kurz queren müsste.

    Ich biege also früher ab, trete in den stockdunklen Wald ein und keuche den Naturpfad steil nach oben, als vielleicht so hundert Meter oberhalb ein Hirsch röhrt. Man, bin ich zusammen geschreckt! Kurz gesammelt, und schon stolpere ich weiter in den Schlamassel hinein: Der Pfad löst sich vor meinen Augen in Wohlgefallen auf, verschwindet quasi in der Natur, als ob das sein Name meint. Kurz darauf liegen Tannenbäume quer über dem "Weg". Rechts geht es steil nach oben, links fällt ein Graben so zehn, zwölf Meter ab. Ich frage mich, wie ich auf den eigentlichen Weg auf der anderen Seite gelangen kann.

    Jetzt aber erst einmal die vom Wind geworfenen Bäume hinter mir lassen. Langsam suche ich mir einen Weg unter den Tannenwedeln hindurch, schiebe sie zur Seite, stolpere über Dornengebüsch, raffe mich im schmalen Kegel meiner Stirnlampe auf, erkenne das Ende und bin durch. Man bin ich fertig. Der gezerrte Fuß pocht wie wild. Nach einer kurzen Pause suche ich den Weg zum Abgrund.

    Da muss ich rüber kommen. Auf der anderen Seite kann ich den Weg als schmales Band in der Dunkelheit erkennen. Mit letzter Kraft stolpere ich schräg hinunter in den Graben, steige über Gesteinsbrocken und Geröll, das unter Laub verborgen liegt, ramme meine Stöcke in den Waldboden und ziehe mich Schritt um Schritt nach oben. Geschafft! Ich stehe auf dem Weg, erkenne aber, der geht weiterhin steil nach oben, immer höher und höher.

    Stehen bleiben. Durchatmen. Weiter. Zehn Minuten brauche ich für die zweihundert Meter da hoch. Nur noch einen Kilometer und ich habe es geschafft!

    Links neben mir steht der Wald schräg an einem Hang, rechts ein weitläufiges Feld. Schritt um Schritt stapfe ich am Waldrand entlang, als ein Hirsch - oder was auch immer - keine zehn Meter neben mir aus dem Wald heraus röhrt. Was für ein gewaltiger Ruf, der mich bis ins Mark hinein erschüttert. Ich drehe mich herum, leuchte mit der Stirnlampe in den Wald, das Tier hetzt davon, ich bin wieder alleine. Noch fünfhundert Meter.

    Um die Biegung aus dem Wald heraus renne ich fast an eine vier-fünf Meter hohe Palisadenwand! Daran vorbei führt ein schmaler Weg hinauf zu einem Feld, das ich quere. Jetzt kann ich ihn sehen, meinen Lagerplatz für diese Nacht: Dem Nachbau eines Keltenhauses, 500 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Die Tür ist offen. Nach einem kleinen Abendessen lege ich mich auf dem Lehmboden in meinen Quilt und schlafe sofort ein. Bis mich die Kälte weckt.
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  • Day 6

    Die letzten Kilometer ...

    April 4, 2021 in Germany ⋅ ☀️ 8 °C

    Obwohl die Nacht im Keltenhaus kalt war, drang beim Öffnen der Türe ein Schwall noch kälterer Luft herein, so dass ich die Tür schnell wieder schloss. Also erst einmal alles einpacken. Eine halbe Stunde später war die Sonne aufgegangen und jetzt war es draußen wärmer als drinnen. Daher gab's Frühstück im Freien, mit Kaffee aus dem letzten Schluck Wasser, das ich noch hatte, mit warmen Waffeln.

    Der nächste Ort war keinen Kilometer entfernt, doch Ostersonntag um 8:00 Uhr schlief noch alles. Als ich einen Wasserhahn entdeckte, freute ich mich schon, doch der war abgestellt. Ebenso wie die fünf anderen in der Straße. Fünf Wasserhähne und doch kein Wasser.

    Inzwischen ging ich wieder auf dem Panoramaweg, den ich gestern Abend ja verlassen hatte. In Tauberscheckenbach das gleiche Spiel wie zuvor: Mehrere Wasserhähne, alle trocken. Mitten im Ort die Kirche, davor eine Wasserzapfstelle - auch abgestellt. Die Kirche geschlossen. Kein Friedhof zu sehen. So ging ich um die Kirche herum den Berg nach oben, als ich hinter der Kirche den kleinen Friedhof mit einem Wasserhahn entdecke. Also zurück. Gerade als ich nach hinten um die Kirche herumgehen wollte, wird sie von innen aufgeschlossen!

    Ich darf mir die Kirche ansehen, wärme mich auf, und erfahre dabei, dass der Wasserhahn hinter der Kirche in Betrieb sein soll und ich mich gerne bedienen darf. Kaum bin ich draußen, hält ein Auto an und der Pastor steigt aus. Er stellt sich mir vor, wir kommen ins Gespräch, wobei er sehr an meiner Wanderung, und allem was damit zu tun hat, interessiert ist. Dann sagt er, ich soll doch einmal mitkommen. Keine zwanzig Meter weiter oben am Berg steht das Pfarrhaus, in das er mich einlädt, um mir eine Flasche Wasser zu reichen. Meine leere Flasche fülle ich auch noch auf. So also kam ich zu meinem kleinen "Osterwunder".

    Der Weg nach Rothenburg ob der Tauber zog sich ziemlich hin. Neben Schotter und Asphalt kamen jetzt Wegabschnitte mit Rasenbetonsteinen hinzu! Muss du dir auf der Zunge zergehen lassen! Gerät man mit den Stöcken auf den Betonrand, rutschen die Spitzen ab, geraten sie in die Öffnungen, versinken sie im Dreck. Puh.

    Gelegentlich kamen schöne Abschnitte, aber auch ein richtig heftiger Anstieg, zwar auf einem Single-Trail, aber gerade wie mit dem Lineal den Berg hoch gezogen. Was habe ich geschnauft!

    Die restliche Strecke nach Rothenburg ließ sich leicht gehen. Von oben konnte ich schon von Weitem die Kirche in Detwang sehen, an der ich vorbeikommen würde und freute mich auf den Besuch. Schon von außen sieht man ihr das hohe Alter an, denn mit den typischen Rundbögen und dem eckigen Turm stammt sie aus der romanischen Periode, lange vor der Gotik, ich schätze so um das Jahr 1000. Leider war sie verschlossen, so dass ich mir den Innenraum nicht ansehen konnte.

    Wenig später kam ich um die Mittagszeit am Ziel in Rothenburg ob der Tauber an. Der Trail-Head ist eine Wegmarkierung, die an einem Straßenschild angebracht ist. Hätten wir das auch ...
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  • Day 6

    Rothenburg ob der Tauber

    April 4, 2021 in Germany ⋅ ⛅ 8 °C

    Hier noch einige Impressionen der alten Stadt, die immer für einen Besuch gut ist.

  • Day 9

    Fazit

    April 7, 2021 in Germany ⋅ ❄️ 0 °C

    Bei einem Online-Voting, veranstaltet vom trekking Magazin, wurde der Panoramaweg Taubertal in der Kategorie »Die schönsten Wanderwege« für das Jahr 2021 auf den dritten Platz gewählt. Ganz ehrlich, diese Wahl kann ich nicht bestätigen.

    Die Gründe hierfür sind vielfältig. Bei meinem Fazit lasse ich einmal die Jahreszeit und das Wetter außen vor, denn im Sommer oder Herbst wirkt der Weg sicherlich ganz anders als im frühen Frühling. Was ich nicht außen vor lasse ist die Qualität der Wege: der Großteil der Strecke spielt sich auf Schotterwegen, Apshaltstraßen, Agrarwegen oder Betonrasensteinen ab. Damit meine ich mindestens 65%-75% des Weges. Der Rest führt durch Wald oder über Wiesenwege, sieht man einmal von den relativ kurzen Strecken bei den hohen Steinen und dem alten Pfad bei Creglingen ab, die wirklich schön und abwechslungsreich zu gehen waren. Die Wegmarkierung allerdings ist tadellos! Bis auf ganz wenige Stellen, an denen man eine Karte oder GPS benötigt, kann man sich an den Wegzeichen orientieren.

    Hütten oder Bänke finden sich kaum unterwegs, und wenn, dann gibt es einige Bänke in der Nähe zu Ortschaften, aber da braucht man sie als Wanderer nicht. Hütten gab es vielleicht drei oder vier auf den 135 Kilometern. Die Grillhütte, an der ich übernachtet habe, ist die rühmliche Ausnahme!

    Sehenswürdigkeiten gibt es so viele, ich kann sie hier gar nicht alle aufzählen. Klar, in der heutigen Zeit kann man nicht alles besichtigen, doch dafür reichte die Zeit sowieso nicht aus. Leider waren einige Orte dabei, die ich mir dennoch gerne angesehen hätte, aber so ist es momentan eben.

    Essen und Trinken kann man überall problemlos nachkaufen, in Tauberbischhofsheim am besten vor 18:00 Uhr, denn danach werden dort die Gehwege hoch geklappt. An Brunnen unterwegs kann ich mich nicht erinnern. In Coronazeiten muss man halt mal nach Wasser fragen, aber uns wurde immer geholfen.

    Die Strecke ist mit mittelschwer angegeben. Für ungeübte Wanderer ist sie dennoch zu schwierig, da oft genug richtige Steige zu gehen sind, steil nach oben und ebenso steil nach unten. Der Weg ist offiziell mit etwa 3.000 Höhenmeter angegeben, auf anderen Websiten finden sich Angaben um die 3.600 Höhenmeter. Ich selbst habe über 5.000 Höhenmeter geloggt, wobei ich allerdings einige Kilometer abseits der Route gegangen bin (Keltenhaus usw.).

    Als abschließendes Fazit möchte ich den Weg nicht empfehlen, denn dazu sind die Wege einfach zu langweilig, auch wenn sich immer wieder mal schöne Fernsichen ergeben. Als bessere Alternative eignen sich die Sehenswürdigkeiten perfekt für eine mehrtägige Tour mit dem Camper oder als "Hotel- bzw. Pensionstour", denn die Gegend hat vieles zu bieten!
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