Türkei - Paulusweg

May - June 2022
von Akçapinr nach Yalvaç Read more
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  • Day 1

    Ankunft in Antalya

    May 25, 2022 in Turkey ⋅ 🌙 21 °C

    Der Flug nach Antalya mit der Edelweiss war trotz der 32 Kinder im Flugzeug sehr angenehm. Aus welchem Grund auch immer wurde mein Sitzplatz kurz vor dem Boarding geändert, so dass ich plötzlich direkt hinter der Business Class (Reihe 6) am Fenster sass. Dort hatte ich meine Ruhe und ich bin während dem Flug immer wieder eingeschlafen.

    Weil es bei der Ankunft in Antalya bereits Abend war, bin ich mit einem Taxi zu meinem Hostel im Zentrum gefahren. Obwohl ich in der Zwischenzeit in meinem Lieblingsrestaurant etwas gegessen habe, bin ich mit dem Kopf jedoch noch überhaupt nicht in der Türkei 🇹🇷 angekommen. Ich fühle mich irgendwie gerade total „lost in translation“…

    Morgen sieht die Welt bestimmt bereits wieder anders aus. Ich habe hier schliesslich viele verschiedene Dinge zu erledigen, bevor ich am Freitag mit der Wanderung beginne.
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  • Day 2

    Antalya

    May 26, 2022 in Turkey ⋅ ⛅ 26 °C

    Ich weiss nicht, was mit mir los ist… Wenn ich daran denke, dass ich morgen mit der Wanderung beginnen soll, bekomme ich immer wieder kleine Panikattacken. Ich frage mich ständig, was passiert, wenn ich mich verlaufe und keine Wasserquellen finde. In diesen Momenten rede ich mir dann ein, dass es doch viel einfacher wäre, den Weg vom letzten Jahr (Lykischer Weg) in umgekehrter Richtung zu wandern. Dort wüsste ich wenigstens, was mich erwartet.

    Keine Ahnung, wieso ich plötzlich so ein Angsthase geworden bin. Vielleicht hilft es, wenn ich noch ungefähr 10 x den motivierenden Text über den St Paul Trail auf www.peterlill.de lese:

    „Wer die Türkei unverfälscht und abseits typischer Touristenströme kennenlernen möchte, sich für Natur und Kultur begeistert, sollte unbedingt in die Fußstapfen des heiligen Paulus treten. Denn der St Paul Trail ist ein Trekkingabenteuer der besonderen Art. Über eine Strecke von mehr als 500 Kilometern führt er von der mediterranen Küstenregion Antalyas durch das dünn besiedelte wilde Taurusgebirge, weit hinein ins fruchtbare Hinterland Anatoliens. Wie schon im Jahr 1999 der lykischen Pfad, so wurde der St Paul Trail im Jahr 2004 von Kate Clow, einer rührigen und in der Türkei lebenden Engländerin, ins Leben gerufen. Zahlreiche Helfer vor Ort markierten alte Hirten- und Migrationswege, Forststraßen und neue Abschnitte zu einem zusammenhängenden Fernwanderweg der Extraklasse. Der St Paul Trail startet sowohl in Aspendos als auch in Perge, beide Wege treffen in Adada aufeinander. Der Fernwanderweg führt weiter nach Egridir (gelegen am gleichnamigen See, dem viertgrößten See der Türkei) und endet schließlich in Antiochia in Pisidien. Dieser Streckenverlauf entspricht grob der Route, die Apostel Paulus auf seiner 1. Missionreise zurücklegte. Anders als die Wanderung entlang der lykischen Küste ist der Paulusweg nichts für Anfänger. Ohne Zelt ist der Weg in seiner ganzen Länge kaum machbar. Wenn sich auch manche Etappen mit dem Bus überspringen lassen. Pensionen sind nur spärlich vorhanden. Sucht man ein festes Dach über dem Kopf ist man zumeist auf private Unterkünfte angewiesen. Wer deutsche Standards erwartet: Fehlanzeige. Dafür erlebt man eine berührende Herzlichkeit und Gastfreundschaft der ländlichen Bevölkerung. Man darf über den deutschen Tellerrand hinaus einen tiefen Blick in die Lebensweise türkischer Familien auf dem Land werfen. Hektik und Stress unseres vollgestopften Alltags verlieren sich im Nu von selbst.“

    Heute habe ich hier in Antalya verschiedene Dinge gekauft, die ich für die Wanderung noch benötigt habe. Als grosse Herausforderung stellte sich dabei heraus, eine passende Gaskartusche zu finden. Mit ein wenig Geduld und Durchhaltewillen hat es dann jedoch geklappt. Ich habe mir ausserdem Schuhe (für am Abend nach den Wanderungen), einen kleinen Kamm, noch mehr Esswaren, Kaffeepulver (ganz wichtig) & 5 Liter Wasser gekauft. Ich war ausserdem in einem kleinen Coiffeure-Salon, in welchem mir doch tatsächlich von drei Frauen gleichzeitig eine Gesichtsmaske aufgetragen wurde. 😇

    Jetzt hüpfe ich kurz unter die Dusche und gehe etwas essen. Ich hoffe, dass ich im Verlauf vom Abend mein Kopfkino noch in den Griff bekommen werde…
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  • Day 3

    Etappe 1: Akçapıar - Hasgebe

    May 27, 2022 in Turkey ⋅ 🌙 23 °C

    Obwohl ich erst seit einem einzigen Tag auf dem Fernwanderweg unterwegs bin, könnte ich euch schon wieder so viel erzählen… Primär wichtig ist jedoch, dass es mir gut geht. 👍🏻

    Wieder gut, denn das war heute nicht immer so. Als ich mich im Verlauf vom Nachmittag dummerweise für eine Teilstrecke der „alten“ Route entschieden habe, bin ich mit bereits total zerkratzten und blutigen Beinen doch tatsächlich im Dickicht nicht mehr vorwärts gekommen. Das war nicht nur unglaublich nervig, sondern ich war mir zu diesem Zeitpunkt auch unsicher, ob ich den Rückweg überhaupt noch finden werde. Mir blieb jedoch nichts anderes übrig. In Kombination mit der Hitze stand ich deshalb tatsächlich zum ersten Mal kurz vor einem Heulkrampf. 🤪

    Im Nachhinein kann ich nur darüber lachen. Ansonsten hat nämlich während dem ganzen Tag alles wie am Schnürchen geklappt, so dass ich jetzt zufrieden und glücklich in meinem neuen Zelt liege. 😘 Ich habe hier sogar Internet!

    Andere Touristen sind mir bis jetzt übrigens noch nicht über den Weg gelaufen.

    Noch eine kleine Anmerkung zum Kommentar der kleinen Meerhexe Ursula: Mein Rucksack ist mit über 20 Kilogramm (wenn alle Wasservorräte gefüllt sind) tatsächlich unglaublich schwer. Es erstaunt deshalb nicht, dass mein Körper bereits erste Schürfwunden aufweist. 🙈 Für mich gehört das jedoch zu der Herausforderung mit dazu. Zudem kann ich mich erinnern, dass ich vor einem halben Jahr mit jedem Tag stärker geworden bin. 💪🏻
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  • Day 5

    Etappe 3: Schäferhütte - Yazılı Canyon

    May 29, 2022 in Turkey ⋅ ⛅ 29 °C

    Ich sitze im Moment beim Eingang vom Yalzili Canyon und bin wütend auf die Situation, in der ich mich befinde. Ich fange deshalb besser zuerst mit dem heutigen Morgen an.

    Nach einer unruhigen Nacht habe ich mich etwa um 8 Uhr von Fuffi verabschiedet und bin in Richtung Candir losgelaufen. Das erste Teilstück führte queer durch ein Waldgebiet, in welchem ich ohne mein GPS total verloren gewesen wäre. Macht diese Wanderung auf keinen Fall nur mit dem Reiseführer von Kate Clow! Ich verspreche euch, wenn ihr euch nur auf die Worte der Gründerin dieses Weges verlässt, dann verirrt ihr euch bereits am ersten Tag. Sogar mit GPS ist es oft schwierig, den richtigen Weg zu finden. Diese Momente, in denen ich mich im Nirgendwo total verloren fühle, dann auch auszuhalten, ist eine der grössten Herausforderung auf dieser Wanderung. Das bringt mich ab und zu an meine mentalen Grenzen. Aber auch das gehört zum Erlebnis mit dazu und ich will diese Erfahrungen deshalb nicht missen.

    Nach etwas mehr als einer Stunde war das Schlimmste überstanden. Der Weg bis nach Candir hinunter führte anschliessend zuerst entlang einer Schotterpiste und dann entlang einer Strasse. Das ging so richtig in die Beine. Rückblickend hätte ich die Mitfahrgelegenheit nutzen sollen, die mir schon relativ früh angeboten wurde. Mein sturer Kopf lies das jedoch leider nicht zu. 🙈 Als ich dann in Candir angekommen bin, habe ich im lokalen Supermarkt zuerst frisches Brot und Käse eingekauft. 😋 Danach habe ich sehr lange überlegt, wie weit ich überhaupt noch wandern soll. Mein linker Fuss tat mir schon den ganzen Morgen weh, was wiederum in Kombination mit den knallharten 35 Grad für die restliche Tagesstrecke nicht optimal war. ☀️☀️☀️

    Nach einem freundlichen Gespräch mir drei Türken, die mich zu einem Chai eingeladen haben, hatte ich mich entschieden, noch bis zum Eingang des Yalzili Canyons zu wandern. Hier sitze ich nun und warte sehnlichst darauf, dass mir der einzige englischsprachige Mitarbeiter der Besucheranlage mitteilt, dass ich mein Zelt aufstellen darf. Zuerst müssen nämlich alle anderen Gäste abgereist sein. Obwohl ich das schon irgendwie nachvollziehen kann, nervt mich die Situation besonders deshalb, weil ich zwei Stunden zuvor bereits weiter oben im Canyon nach einem passenden Zeltplatz gesucht hatte. Ich bin dann jedoch zurückgekehrt, weil dort überall Camping-Verbots-Schilder standen. (Wie ein braver Bünzli-Schweizer halt.) Ob ich will oder nicht, jetzt muss ich bis um 20 Uhr oder sogar um 21 Uhr warten, bis ich mein Zelt aufstellen darf. 🙈 Wenigsten hat mir soeben eine nette Familie ein Glas Chai und grillierten Fisch angeboten. Das hat mich wieder etwas aufgeheitert, obwohl ich den Fisch natürlich dankend ablehnen musste. 😍

    Um mich etwas abzulenken, bereite ich jetzt alles vor, so dass ich dann nur noch mein Zelt aufstellen und sofort schlafen gehen kann. 😇 Morgen will ich zudem ganz früh loslaufen.

    Übrigens: Ich habe heute auch zwei kurze Videos aufgenommen, die ich euch gerne zeigen möchte. Damit ich jedoch nicht gleich mein ganzes Datenguthaben aufbrauche, lade ich sie erst hoch, wenn ich wieder mal WIFI habe.
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  • Day 6

    Etappe 4: Yazılı Canyon - Sütçüler

    May 30, 2022 in Turkey ⋅ 🌙 19 °C

    Wisst ihr, was für mich etwas vom Schönsten überhaupt ist? Warmer Sommerwind! 😍 Dieser Wind, der dich an sehr warmen Sommertagen abkühlt, ohne dass dir dabei kalt wird. Ich spreche jedoch nicht von dem aggressiven Wind, der oft an Stränden vorkommt. Ich spreche von dem Wind, der dich umtanzt und irgendwie umarmt. Genau diesen Wind konnte ich heute am Nachmittag auf der Veranda meines Häuschens hier in Sütçüler geniessen. Ach war das schön! Genau so schön war es aber auch, dass ich endlich wieder mal richtig Duschen und alle meine Kleider waschen konnte.

    Das hatte ich mir verdient. Der Vormittag war nämlich noch knallhart. Ich bin nach einer sehr guten Nacht um 5.30 Uhr aufgestanden und um 7 Uhr losgelaufen. (Keine Ahnung, wieso ich immer so lange brauche…) Bereits von Beginn an ging es im Canyon nur bergauf, bis ich kurz vor 10 Uhr endlich den Tagespass erreicht habe. In der Zeit dazwischen habe mich blöderweise wieder mal verlaufen. Obwohl in meinem Reiseführer ganz klar steht, dass man an einer bestimmten Stelle nicht den rot-blauen Markierungen folgen soll, habe ich das trotzdem gemacht. 🙈 Zwar nicht sehr lange, aber ich bin ihnen gefolgt. Ich wusste in diesem Moment einfach nicht weiter, da ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, dass der Weg tatsächlich in die andere (richtige) Richtung weitergeht. Naja, ist ja dann zum Glück alles gut gekommen. Der Weg zum Pass war übrigens sehr herausfordernd und teilweise auch exponiert. Wer nicht gewillt ist, ab und zu etwas zu klettern, sollte diese Etappe besser sein lassen.

    Nach dem Abstieg bin ich um ca. 13 Uhr im Tal unterhalb von Sütçüler angekommen. Da es dort den im Buch als wunderschön beschriebenen Picknickplatz inzwischen nicht mehr gibt, habe ich mich in die Aussenterrasse des nahegelegenen Restaurants gesetzt und eine Cola Zero getrunken. Zu diesem Zeitpunkt waren nur zwei andere Besucher anwesend. Mit ihnen bin ich dann über Google Translate ins Gespräch gekommen. Als ich gleich am Anfang gefragt wurde, „Bist du gekommen?“, musste ich innerlich laut lachen. 🤣 Das ist wieder einmal der Beweis dafür, dass man sich noch nicht zu 100% auf diese Übersetzungsprogramme verlassen sollte. Ich habe die beiden dann auch nach einer Empfehlung für eine Pension in der Region gefragt. Kurze Zeit später sass ich bereits in ihrem Auto und wurde zu der wunderschönen Anlage gefahren, in der ich mich jetzt befinde. Läppische CHF 12.50 kostet ein kleines Häuschen pro Nacht.

    Am Abend bin ich noch ins Zentrum spaziert, um ein paar Lebensmittel einzukaufen. Auf dem Weg dorthin habe ich mich fast ein wenig in das Dorf Sütçüler verliebt. Kennt ihr das auch, dass ihr irgendwo ankommt und sofort denkt, dass ihr dort gerne wohnen möchtet? Gleichzeitig wisst ihr aber auch bereits, dass ihr spätestens nach drei Tagen den Koller kriegen würdet. Genau so fühlt sich Sütçüler für mich an. 😇
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  • Day 7

    Etappe 5: Sütçüler - unter einem Baum

    May 31, 2022 in Turkey ⋅ 🌙 18 °C

    Wenn ihr wissen wollt, wieso ich heute mitten im Wald von drei jungen syrischen Männern zum Abendessen eingeladen wurde, dann müsst ihr diesen Bericht bis zum Ende lesen. Ich wünsche euch viel Spass dabei, auch wenn ich mir bewusst darüber bin, dass ich es mit meinen Aussagen zum Thema „Tiere essen“ etwas übertrieben habe. 🙈

    Beginnen möchte ich mit der ersten Hälfte vom Tag. Die Wanderung zu den antiken Stätte von Adada, wo ich um 13 Uhr angekommen bin, war sehr schön und gemütlich. Es war auch nicht mehr so heiss wie an den Tagen zuvor. Obwohl also eigentlich soweit alles in Ordnung war, musste ich im Verlauf vom Vormittag trotzdem zweimal kurz weinen. Das erste Mal ist es aus Freude und Dankbarkeit passiert, als ich von zwei türkischen Frauen beim Vorbeilaufen zwei frisch gebackene Fladenbrote geschenkt bekommen habe. (Ich wurde ausserdem heute auch von einem älteren Mann mit Wasser und Kaffeebonbons beschenkt. Als er beobachtet hat, wie ich zu einer nicht mehr funktionierenden Wasserquelle gelaufen bin, hatte er Erbarmen mit mir und rief mich zu seinem Haus. Natürlich fand ich auch diese Geste sehr schön, aber weinen musste ich deshalb nicht schon wieder. 😉) Das zweite Mal ist es dann passiert, als ich bei ein paar abgelegenen Häusern plötzlich vor einem kleinen Hund stand, der in der prallen Sonne angekettet war und kein Wasser mehr hatte. Meine erste Reaktion war es, die Flucht zu ergreifen, auch weil ich in diesem Moment nicht einschätzen konnte, wie weit mein Wasservorrat noch ausreichen wird. Ich habe deshalb einfach weggeschaut und bin so schnell wie nur möglich weiter den Hang hinauf gelaufen. Nach ein paar Minuten habe ich jedoch angehalten, meinen Rücksack abgestellt, mein Wasser ausgepackt und ich bin zum kleinen Hund zurückgelaufen. Ich habe ihm frisches Wasser gegeben und ihn eine Weile gestreichelt. In diesem Moment sind mir alle diese schrecklichen Dinge in den Sinn gekommen, die Menschen noch immer tagtäglich Tieren antun, nur weil sie es halt können. Dabei spreche ich auch von allen Leute, die noch immer Tiere essen, obwohl es so viele tolle und gesunde Alternativen gibt. (Die im übrigen nichts mit Convenience Food oder Soja zu tun haben.) Am schlimmsten finde ich ja die Personen, die auf Facebook oder Instagram am Nachmittag ein Foto von einem süssen kleines Kalb posten und dann am Abend ein Bild von einem riesengrossen Steak auf ihrem Teller hochladen. Wenn ich dann noch so Aussagen höre wie „Ich kann selber entscheiden, was ich essen will“, könnte ich manchmal echt aus meiner Haut fahren. Wer hat denn die Tiere gefragt, ob sie sich für uns töten lassen wollen? Wenn wir gerade dabei sind: Im Unterschied zu den Tieren verfügen wir Menschen nicht nur über Instinkte, denen wir blind folgen müssen. Wir habe auch einen Verstand und es wäre durchaus angebracht, diesen gelegentlich zu benutzen.

    Keine Angst, ich höre jetzt auch wieder auf mit dem Geläster. Manchmal müssen gewisse Dinge jedoch einfach wieder mal raus. Ausserdem ist das ja mein Blog und ich kann hier schreiben, was immer ich will. 🤣

    In der antiken Stätte von Adada war ich über dir Mittagszeit ganz alleine. Ich habe nach meiner Ankunft auf den Stufen des Tempels des Zeus zuerst etwas gegessen und mich anschliessend bizzeli ausgeruht. Andere Touristen sind mir übrigens bis heute noch immer nicht über den Weg gelaufen.

    Die restliche Tageswanderung bis zu meinem Zeltplatz war etwas durchzogen. Zwar war der Weg an sich gut zu finden, durch das an vielen Stellen wild wuchernde Gestrüpp wurden jedoch meine Arme und Beine einmal mehr in Mitleidenschaft gezogen. Ich bin ausserdem bis zu dem Platz gewandert, welchen ich mir bereits im Voraus für die Übernachtung ausgesucht hatte, obwohl gleichzeitig meine Wasservorräte langsam knapp wurden. Dort angekommen, hatte ich dann ein ungutes Gefühl, was meine Wasserreserven angeht. Ich habe mich deshalb entschlossen ohne den grossen Rücksack in das nahegelegene Dorf (ca. 1 1/2 Stunde pro Weg) zu laufen, um Wasser zu holen. Nicht unweit von meinem Campingplatz bin ich dann jedoch an drei vermummten Personen vorbeigekommen, die mitten im Wald Holzkohle in Säcke abfüllten. Kurz zusammengefasst ist dann Folgendes passiert: Ich habe die drei nach Wasser gefragt und bin anschliessend den ganzen restlichen Nachmittag und Abend bei ihnen geblieben. 🥳 Wie ich bereits am Anfang erwähnt habe, waren es drei syrische Männer, die an diesem Ort während ein paar Monaten arbeiten, um Holzkohle herzustellen. Wenn es um Gastfreundschaft geht, können wir von den Ländern hier im Osten echt noch sehr viel lernen. Aber das wussten wir wahrscheinlich ja alle bereits vorher, oder etwa nicht?
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  • Day 8

    Etappe 6: Unter einem Baum - Serpilköy

    June 1, 2022 in Turkey ⋅ ⛅ 19 °C

    Da ich in der vergangenen Nacht immer wieder kalt hatte, habe ich überhaupt nicht gut geschlafen. Deshalb bin ich heute Morgen eine Stunde später als geplant erst um 7 Uhr aufgestanden. Da ich von meinen syrischen Freunden beim Vorbeilaufen noch zum Frühstück eingeladen wurde, bin ich erst um 10 Uhr richtig losgewandert.

    Ich hatte mich entschieden, dass ich entlang der Hauptstrasse nach Sipaphiler wandern werde. Einerseits deshalb, weil der mögliche Weg durch die Schlucht für mich zu gefährlich war. Andererseits wollte ich nicht ein Teilstück des Weges zurücklaufen, nur um dann der neuen Wegmarkierung folgen zu können.

    Nach einer Pause in Sipaphile habe ich mich an den Aufstieg auf 1‘420 Meter gemacht. Dort oben bin ich durch verschiedene Hochebenen gewandert und ich bin tatsächlich einer Herde frei lebender Pferde begegnet. Zumindest in meinem Reiseführer steht, dass das wilde Pferde sind. (Ein Video folgt, sobald ich WIFI habe.) Ausserdem wurde ich dort von einem sehr intensiven Sommergewitter überrascht. Während ich mich unter einer Gruppe schützender Tannen verkrochen habe, hat es wie wild gedonnert und geregnet. Es fielen auch immer wieder kleine Hagelkörner. Da dieses Schauspiel insgesamt über 1 1/2 Stunden lang gedauert hat, wurde mir mit der Zeit richtig kalt und meine anfängliche Euphorie schwenkte zumindest teilweise in Angst um. Zur Ablenkung habe ich mir dann Kaffee gekocht und dazu Musik gehört. Dadurch wurde die Situation für mich einigermassen erträglich.

    Als das Gewitter endlich vorbei war, habe ich kurze Zeit später den Abstieg nach Serpilköy begonnen, wo ich heute etwas ausserhalb vom Dorf auf einem verlotterten Spielplatz schlafen werde.

    Kein Witz: Vor einem kurzen Moment lief hinter mir eine Wildsau mit ihren Jungen durch. 😳 Als sie mich bemerkt haben, sind sie jedoch sofort davon gerannt. Oh Gott, ich hoffe die attackieren mich heute nicht, während ich in meinem Zelt schlafe. Zudem hat es vor 5 Minuten wieder angefangen zu Donnern und erste Blitze erhellen die Dunkelheit. Das kann ja heiter werden..,. Wenigsten finde ich jetzt wahrscheinlich bald heraus, ob mein Zelt auch tatsächlich dicht ist.
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  • Day 9

    Etappe 7: Serpilköy - Halbinsel Kale

    June 2, 2022 in Turkey ⋅ ⛅ 21 °C

    Heute habe ich eine extra lange Etappe absolviert, damit ich morgen auf der Halbinsel Kale einen Ruhetag einlegen kann. Über diesen Tag werde ich hier dann auch nichts schreiben, sondern nur ein paar Bilder veröffentlichen. Kommen wir nun aber zum heutigen Tag.

    Alle Befürchtungen vom Vorabend waren glücklicherweise umsonst. In der vergangenen Nacht wurde ich weder von einer Horde Wildschweine angegriffen, noch hat es in mein Zelt geregnet. Nachdem ich gefrühstückt und meine Sachen zusammengepackt hatte, bin ich in Richtung Yukarı Gökdere losmarschiert.

    Auf dem Weg dorthin bin ich durch ein Tal voller Obstplantagen gewandert und ich habe die ersten „Chriesi“ der Saison gegessen. 😋 Nach einem Zwischenstopp im lokalen Supermarkt in Yukarı Gökdere ging es steil bergauf weiter, bis ich total durchgeschwitzt beim Eingang zum Kasnak Forest Park angekommen bin. Der wunderschöne Weg führte anschliessend auf einem Forstweg entlang von uralten Steineichen, bis mir wieder ein anstrengender Abstieg zu einer imposanten Hochebene bevorstand. Die restliche Etappe über Balkırı bis nach Eğirdir war geprägt durch weitere Auf- und Abstiege, die mental und körperlich einiges von mir abverlangt haben. Als ich am Abend um 19 Uhr total erledigt in Eğirdir angekommen bin, habe ich mit letzter Kraft noch die letzten 2 Kilometer bis zur Halbinsel Kale in Angriff genommen. Hier habe ich erfreulicherweise für die nächsten beiden Tage ein tolles Zimmer mit Seeblick gefunden, damit ich meinen Ruhetag auch geniessen kann.

    Übrigens: Der See Eğirdir Gölü ist der viertgrösste See der Türkei. 🇹🇷 Ausserdem habe ich heute wieder zwei wilde Schildkröten angetroffen. 🐢🐢
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