Auggen - Le Puy-en-Velay

May - June 2010
Jakobsweg Teil 1 Read more
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  • Day 23

    Ouroux - Les Écharmeaux

    June 18, 2010 in France ⋅ ⛅ 13 °C

    Um 8.45 Uhr gehts weiter. Es regnet nicht, ist aber noch wolkenverhangen. Heute ist die Etappe zwar nicht sehr weit, allerdings erwartet mich eine echte Bergetappe, bei der ich erstmals die Höhe von 1000m überschreite.

    Mit der Unterkunft in Ouroux gab es, wie mir das französische Ehepaar beim Frühstück erklärt hat, ein Problem: Mit uns waren eine Gruppe von 20 Kindern im Alter vion 2-3 Jahren samt sieben Betreuerinnen einquartiert. Diese hatten nach ihrem eigenen Verständnis das „gesamte“ Gebäude gemietet und haben sich wohl bei der Gemeinde über unsere Anwesenheit beschwert, weil man sich in der Küche arrangieren musste. Sei es drum. Eigentlich ist das auch ein Versäumnis der Gemeinde, die den Mietern hätte klarmachen muessen, das Zimmer für Pilger gestellt werden.

    Die Wettervorhersage für die nächsten Tage sagt: Kein Regen – aber kalt. Auch nicht so gut für mich, da ich mir in Taize wohl auch eine kleine Erkältung eingefangen habe.

    Um 10.45 Uhr beginne ich mit dem Anstieg zum Mt. St.-Rigaud. Der Aufstieg ist oft in quasi Bachbetten zu bewältigen, steinig und steil. Was aber wirklich hart ist: für jeden gewonnenen Höhenmeter gehts wieder einen halben zurück. Heißt: Der Weg führt nicht nur bergauf, sondern es gibt immer wieder einige Passagen, bei denen man wieder an Höhe verliert – also absteigt.

    Als ich den Gipfel erreiche ist die Sicht gerademal 30 Meter. Ich befinde mich mitten in den Regenwolken.
    Es folgt ein harter Abstieg nach Propieres, wo ich in der ötlichen Epicerie, neben Wein und Schokolade, einen weiteren hübschen Stempel für meinen Pilgerpass bekomme.

    Nach einem weiteren kurzen aber knackigen Anstieg erreiche ich um 15.45 Uhr mein Ziel Les Écharmeaux.
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  • Day 24

    Les Écharmeaux - Charlieu

    June 19, 2010 in France ⋅ 🌧 13 °C

    Um 7.50 Uhr gehts los auf die nächste Etappe. Immer noch befinde ich mich mitten in den Regenwolken auf ca. 700 Metern Höhe. Es ist etwas windig, Sicht: 50 Meter.

    Gestern auf dem Weg habe ich den Fehler gemacht eine Flasche Wein zu kaufen. Da ich diese im Hotel National in Les Echarmeaux natürlich nicht trinken konnte, wiegt diese nun immernoch schwer im Rucksack.

    Im Hotel fiel mir ebenfalls auf, dass die Stöpsel in den Badewannen fehlten. Vermutlich möchte der Wirt, dass lediglich geduscht wird. Da hat er aber die Rechnung ohne Wanderer mit Universalstöpsel gemacht !!

    Die heutige Etappe ist sicher nicht leicht: Die Etappe ist lang und ich muss besonders viel bergab gehen.

    Die Wälder links und rechts des Weges sind voller Pilze, sogar einen Sommersteinpilz habe ich entdeckt.

    Um 9.35 Uhr erreiche ich den Mont Pinay. Ich bin kompett nassgeschwitzt. Die Luftfeuchtigkeit in den Wolken ist enorm. Um 10.45 Uhr am Croix Bleue fängt es wieder an zu regnen und ich mache meine Ausrüstung regenfest.
    Im Nebel, kurz nach dem Kreuz, geht eine Gruppe Rehe nichmal 30 Meter vor mir über den Weg.

    Mittlerweile hat es sich wieder eingeregnet. Tja – so wie es ausschaut ziehe ich in meinen Urlauben den Regen magisch an. Ich entsinne mich an meinen Österreich Urlaub vor einigen Jahren: Über eine Woche Dauerregen, überflutete Strassen, gesperrte Autobahnen, Erdrutsche. Auf meiner Westweg-Wanderung hatte ich auch viele Regentage. Vielleicht sollte ich es mal darauf ankommen lassen und einen Urlaub dort verbringen, wo es sonst nie regnet, z.B. in der Atacama-Wüste.

    In Le Cergne decke ich mich mit Baguette und Käse (aus dem Ort) ein. Jetzt habe ich also Brot, Käse und Wein – der Abend ist gerettet.

    In Le Cergne ist ganzschön was los. Hier wird wohl alle 10 Jahre ein Fest gefeiert, eben weil es ein rundes Jahr ist ! Spontan werde ich zu einem Glühwein eingeladen. Glühwein – im Juni ! Aber der Temperatur ist es angemessen. Guter Laune versuche ich den Leuten zu erklären, dass man dort wo ich herkomme auch Glühwein kennt – aber zur Vorweihnachtszeit.

    Danach mache ich mich auf, weiter hinunter ins Tal. Ich komme an einem Haus vorbei mit einem Zaun voller Jakobsmuscheln. Irgendwo bellt im Haus ein großer Hund. Ob die Muscheln am Zaun was Gutes zu bedeuten haben weiss ich nicht. Oft werden pilgerfreundliche Herbergen so ausgewiesen. Es könnten allerdings auch die Trophäen des Hundes sein.

    Im Laden an der Pont de Mars trinke ich einen Tee und kaufe mir noch etwas Obst. In dem Laden gibt es wirklich alles zu kaufen – außer Gamaschen.

    Kurz hinter dem Laden habe ich wiedermal unglaubliches Glück. Ich laufe die Straße entlang und höre hinter mir ein Auto. Ich laufe auf der richtigen Seite – also links. Was ich aber nicht bemerke ist, das da nicht ein Auto von hinten kommt – sondern zwei. Der hintere Fahrer überholt den vorderen und hat mich auf der linken Seite – wohl wegen der Gischt des vorherigen Fahrzeugs – nicht gesehen. Das Auto schrammt gerade mal 5-10 cm an meinem Arm vorbei. Hätte ich den Wandersock nur etwas anders gehalten…
    Von nun an gucke ich kurz, wenn ich hinter mir Autos höre.

    Um 16.30 Uhr nach vielen weiteren kleinen Auf- und langen steilen Abstiegen erreiche ich nach 34 Kilometern Charlieu. Ich bin ziemlich fertig und mir ist kalt. Es regnet immernoch. Die Herberge habe ich zum Glück schnell gefunden.

    Ich werde sehr freundlich von der Familie C. beherbergt. Im oberen Stockwerk des Hauses habe ich quasi eine kleine Wohnung für mich. Herr C. ist ein sehr erfahrener Pilger und gibt mir wervolle Tipps für die folgenden Etappen. Mme. C. ist Deutschlehrerin, was die Verständigung vereinfacht. In der Regel bestehe ich jedoch darauf, französisch zu sprechen.
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  • Day 25

    Charlieu - St.-Haon-le-Châtel

    June 20, 2010 in France ⋅ 🌧 10 °C

    Am nächsten Morgen habe ich etwas Schwierigkeiten den Schildern des Jakobswegs zu folgen. In Städten ist das mitunter nicht immer einfach, weil Markierungen fehlen oder überdeckt sind.

    Das erste Mal seit einer Woche kann ich wieder blaue Lücken zwischen den Wolken ausmachen. Über die Hügel des Vorgebirges bläst allerdings ein scharfer Wind. Die Temperuranzeige der Apotheke in Pouilly-sous-Charlieu zeigt 10° Celsius.

    Um 10.40 Uhr überschreite ich die Loire. Der Himmel zieht sich leider wieder zu und ich verpacke meinen Rucksack. Der Wind hat nochmal etwas aufgefrischt. Ab und an fallen auch wieder einige Tropfen.

    An einer Furt über einen (ehemals kleinen durch den Dauerregen ziemlich angeschwollenen) Bach, ragen Pflöcke aus dem Boden, die dazu auffordern, den Bach in einem Balanceakt zu überqueren. Der Bach ist durch das Regenwasser aber ziemlich reissend. Zum Glück gibt es einige Meter weiter eine kleine Brücke. So schlängle ich mich lieber durch die Büsche, überquere aber dafür den Bach sicher und trockenen Fusses.

    Ein selbst gezimmtertes Schild zeigt mir wenig später an: Santiago 1750 KM !

    Um 16.45 Uhr bin ich an meinem Ziel St. Haon-le-Châtel angekommen. Von der netten Herbergsleiterin werde ich freundlich empfangen. Erst bin ich alleine in der Selbstversorgerherberge. Später stossen noch zwei Fahrrad-Pilger dazu.
    Zu St.Haon-le-Châtel ist noch zu sagen, dass das Städtchen wirklich wunderhübsch ist. Mit einem mittelalterlichen Stadtkern, einem alten Kräutergarten und einem Burgtor. Als Etappenziel nur wärmstens zu empfehlen.

    Zum Abendessen koche ich mir Nudeln. Dazu gibts Wurst, Obst und Wein.
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  • Day 26

    St.-Haon-le-Châtel - Audenet

    June 21, 2010 in France

    Noch ist es ziemlich bedeckt. Bereits am Morgen gehe ich davon aus, dass ich auch heute nicht trocken im Ziel ankomme.

    Da ich gestern alle meine Vorräte aufgebraucht habe, starte ich den Tag wieder lediglich mit einer Tasse Kaffee. In Renaisson kaufe ich mir jedoch später dann ein wirklich superleckeres Putensandwich und einen Schokocroissant.

    In der örtlichen Apotheke meine gewohnte Salbe zur Entspannung der Muskulatur leider vergriffen, also greife ich notgedrungen zu einem Alternativprodukt.
    Seit meiner Beinahe-Zerrung vor Villersexel habe ich die Salbe schätzen gelernt und pflege meine Beine eigentlich jeden Abend damit.

    Der Weg heute ist zwar nicht weit, führt aber fast ausschliesslich über Teerstrassen. Auch am heutigen Etappenziel muss ich selbst kochen, deshalb muss ich mich irgendwo mit Lebensmitteln eindecken. Als ich das einizge Geschäft der Umgebung erreiche ist es 13.15 Uhr und ich stehe vor verschlossenen Läden. Der Markt hat aber um 12.45 Uhr geschlossen und öffnet erst wieder um 14.30 Uhr.

    Ich überquere die Strasse um mich ins Bushäuschen zu setzen, um dort auf die Wiederöffnung zu warten. Gerade habe ich den Rucksack abgeschnallt und Platz genommen, als mich ein Mann mit Gesten wieder auf die andere Strassenseite winkt. Erst verstehe ich nicht ganz was er will, begreife aber schnell als ich sehe, dass der Rollladen am Geschäft etwas hochgezogen ist.

    Der Marktleiter erkundigt sich, ob ich auf dem Jakobsweg unterwegs wäre. Das bejahe ich. Darauf erklärt er mir kurzerhand, dass er mich vor dem Laden stehen hat sehen. Ich solle mir doch das benötigte eben zusammensuchen. Die Waren würden auf Kosten des Hauses gehen. Ich bin völlig platt.
    Ich bekomme eine komplette Ausstattung: Nudeln, Soße, Wein (0,5 L), Bananen, Birnen, Schokolade – umsonst. Völlig überwältigt setze ich meine Reise fort.

    Um 14.20 Uhr (also 10 Minuten vor der eigentlichen Ladenöffnung) ist der Ort St. Jean – St. Maurice erreicht. Das Städtchen ist wieder ein Kleinod. Der Ort wartet auf mit tollen Aussichten in die Schlucht der Loire und einem malerischen Ortskern. Bis zu meiner Herberge muss ich noch weitere zwei Kilometer dem Jakobsweg folgen. L´Eau de Puits ist eine renovierte Ferme. Das nette Besitzer-Ehepaar bewirtet mich herzlich. Auch kochen muss ich wider Erwarten nicht.

    Den Abend verbringe ich damit, den Film „Saint-Jacques….la Mecque“ zu gucken und in den vielen interessanten Büchern über den Jakobsweg und über das Loiretal zu schmökern. Ab und an kann ich in den Büchern Ort wiederfinden, die ich Tage zuvor besucht hatte.
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  • Day 27

    Audenet - Pommiers

    June 22, 2010 in France ⋅ ⛅ 16 °C

    Nach einem phantastischem Frühstück mache ich mich von der Herberge auf zur nächsten Etappe. Es ist 9.00 Uhr und es ist SONNIG !!

    Die Sonne ist wieder da ! Und obendrein erwartet mich heute nur eine kurze Etappe von weniger als 20 KM.

    Aber heute werde ich nicht nur mit Sonnenschein verwöhnt: Die Aussichten hinunter ins Tal der Loire sind einfach spitze. Kurz hinter Bully erkenne ich ca. 1 KM vor mir eine Gruppe von 2-3 Wanderern. Ich gebe etwas Gas und habe wenig später die 3 Pilgerinnen aus Köln eingeholt. Diese ind seit 2006 in Etappen auf dem Jakobsweg unterwegs. Dieses Jahr bis Le Puy. Die Damen haben also in etwa das selbe Restprogramm wie ich.

    Wie sich dass dann mit der Zimmersuche gestaltet muss ich noch sehen. Die Herberge in Montverdun werden wir uns schonmal teilen, so viel ist sicher.

    Um 14.45 Uhr ist der Wohnwagen in Pommiers bezogen und ich mache mich auf, die Altstadt zu erkunden. Der Ort ist toll, hat aber einen grossen Nachteil: Ausser vielen Sehenswürdigkeiten gibt es hier nix. Keine Bäckerei, keinen Laden, keinen Kiosk am Campingplatz und das einizge Restaurant des Ortes hat heute Ruhetag. So beschränkt sich mein Abendessen also auf die mitgebrachten Vorräte, die zum Glück noch vorhanden sind.
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  • Day 28

    Pommiers - Montverdun

    June 23, 2010 in France ⋅ ☀️ 19 °C

    Ohne Frühstück breche ich um 7.45 Uhr in Pommiers auf. Kaffee habe ich ja keinen mehr dabei – diesmal also auch kein Kaffee. Hier in Pommiers gibts halt, außer wirklich ansehnlichen Bauten,…nix.

    Der nächste Ort (Bussy-Albieux) ist allerdings schnell erreicht. Dort kaufe ich mir einen Schokocroissant und trinke in der Boulangerie noch einen Kaffee. Ausserdem versuche ich im dürftigen Angebot der Dorfbäckerei etwas zu finden, was man am Abend kochen kann. Ich erstehe eine Packung Reis, dazu zwei kleine Dosen Tomatensauce und eine Büchse mit Birnen für den Nachtisch. Die Dosen sind zwar schwer, aber was ich hab, hab ich. Und außer dem Laden hier gibts sonst auf dem ganzen Weg nix mehr. Allerdings soll am Zielort ebenfalls ein kleiner Laden sein.

    Der Weg ansich führt heute kreuz und quer über Felder und Weiden, meist auf kleinen, geteerten, kaum befahrenen Sträßchen. Ein bisschen eine „Überführungsetappe“.

    Am Zielort stelle ich fest, dass mich meine Vorahnung nicht getäuscht hat: Der Lebensmittelladen in Montverdun hat Mittwochs zu. Im Tabakladen mit angeschlossener kleiner Bar kaufe ich mir zwei Snickers. Die möchte ich zusammen mit den Birnen machen. Bevor ich mich an den letzten Anstieg zur Herberge mache gönne ich mir auch noch ein Bier.

    Die Unterkunft in Montverdun ist eine Wucht !! Eine richtige Burg (eine alte Priorei), die z.T. als Wanderunterkunft ausgebaut und restauriert ist. Mit richtiger eigener Kirche. Und das beste ist: Ich bekomme den Schlüssel !! Erst verstehe ich nicht so richtig – aber dann wird mir klar, dass die Verwalterinnen auf der Burg um 18.00 Uhr die Burg verlassen. Lediglich ein Nachtwächter verbleibt in einem anderen Gebäudeteil.
    Aber im wesentlichen haben wir die gesamte Burg für uns alleine. Es ist unglaublich. Hoch über der Stadt bin ich heute der Burgherr. Was für ein Ambiente – Einmalig.
    Ich brauche über eine Stunde um die gesamte alte Priorei zu erkunden.
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  • Day 29

    Montverdun - Montbrison

    June 24, 2010 in France ⋅ ☀️ 20 °C

    Ich frühstücke noch zusammen mit den netten deutschen Pilgerinnen aus Köln, dann machen sich diese auf den Weg. Ich nehme mir noch etwas Zeit, schiesse noch ein paar Fotos, dann schliesse ich die Burg ab und mache mich ebenfalls auf den Weg.

    Die drei Deutschen sind schnell eingeholt. Ein kurzes Stück laufen wir gemeinsam, dann ziehe ich davon mit der Gewissheit, die drei am Abend wiederzutreffen. Denn die drei haben ebenfalls im Kloster von Montbrison reserviert, wie ich am Abend zuvor erfahren habe.

    Auf dem Weg liegt die Stadt Champdieu mit einem sehenswerten Altsadtkern nebst ehemaliger Priorei. Ich bin zwar schnell unterwegs, nehme mir aber immer die Zeit, um schöne Ort ausgiebig zu besichtigen und so machen ich den Rundgang durch die historische Altstadt.

    Der Anstieg hinter Champdieu hat es dann etwas in sich. Eine ganze Weile geht es ohne Schatten bergauf. Die Aussicht zurück auf Champdieu und den Weg des Tages ist allerdings spektakulär.

    In Montbrison angekommen entschliesse ich mich, zuerst meinen Rucksack bei den Schwestern von Ste. Claire zu deponieren also quasi einzuchecken, um dann noch ein wenig Montbrison zu erkunden. Die grosse Kirche ist wirklich herrlich und ich nehme mir viel Zeit alles anzusehen. Die Altstadt ist aber unmöglich bis 17.30 Uhr zu erkunden. Dann muss ich nämlich zurück sein im Kloster, dass dann seine Pforten schliesst.

    Ich entschliesse mich dazu, in Montbrison einen Ruhetag einzulegen. Als ich zum Kloster zurückkehre treffen gerade die deutschen Pilgerinnen ein. Allerdings scheint mit deren Reservierung irgendetwas schief gelaufen zu sein. Sie werden wo anders einquartiert. Schade für die drei, denn das Kloster ist wirklich super. Die Schwester Oberin ist sehr sehr nett. Ich erfahre viel über das Leben im Kloster hier mitten in der Stadt. Das Kloster ist wie eine Oase mitten in der Hektik und durch eine hohe Mauer von der Stadt getrennt. Wobei die Nonnen sich nicht abkapseln, im Gegenteil. Sie leisten wohl viele soziale Dienste in der Stadt, verkaufen selbstgemachte Produkte auf dem Markt und sind hoch angesehen. Am Abend besuche ich den Gottesdienst, bei dem viel gesungen wird. Die Schwestern sind wirklich ausgezeichnete Sängerinnen. Mir hat es dort ausgezeichnet gefallen.
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  • Day 31

    Montbrison - La Chapelle-en-Lafaye

    June 26, 2010 in France ⋅ ☀️ 19 °C

    Weil ich bei den Kölnerinnen gesehen habe, dass es nicht so einfach ist, den Aufenthalt im Kloster zu verlängern, entschliesse ich mich am Ruhetag, mir auf dem hiesigen Campingplatz einen Wohnwagen zu mieten. Das hat obendrein den Vorteil, dass ich dadurch schon ein Paar Kilometer der nächsten Etappe vorwegnehme.

    Am Vorabend der Etappe gibt es dann auf dem Campingplatz ein unschönes Erlebnis: Der Platz hat drei Sterne und ist wirklich super. Ich habe eingekauft und bin gerade dabei mir das Essen zu bereiten als ich vom „Swimmingpool“ des Campingplatzes ein Stöhnen vernehme.

    Ich verlasse das Vorzelt und sehen, wie zwei Franzosen gerade eine alte Frau aus dem Pool ziehen. Diese hatte beim Schwimmen wohl eine Herzattacke. Ich frage ob ich helfen kann. Das verneinen die beiden jedoch. Die Dame ist bei Bewusstsein. Auch noch, als der Notarzt eintrifft. Sie hat wohl Wasser eingeatmet und stöhnt fürchtelich.

    Der Zustand der Dame verschlechtert sich.
    Irgendwann wird das Stöhnen immer leiser und durch mein Vorzelt sehe ich, wie der Notarzt die Dame wiederbeleben muss. Eine ganze Weile wird die Dame reanimiert. Nach einiger Zeit wird sie dann abtransortiert. Am Abend ist die Stimmung auf dem Campingplatz ziemlich bedröppelt. Mir erzählt man, zumindest verstehe ich das so, die Dame hätte überlebt....ich glaube jedoch, dass man uns da nicht die Wahrheit sagen möchte.

    Am nächsten Morgen gehts dann los.
    Die Etappe wird schwer werden. Sie ist lang und es geht laut Führer ziemlich bergauf. Am Anfang der Etappe ist dies allerdings noch garnicht zu ersehen: Es geht über Wiesen und Felder dahin.
    Nach St. Thomas la Garde gehts dann zum ersten Mal richtig bergauf. Hinauf auf den Montsupt. Ebenfalls ein kleiner Hügel vulkanischen Ursprungs, wie der in Montverdun.

    Hinter einer kleinen Kapelle auf dem Berg finde ich einen tollen Rastplatz mit prima Aussicht. Ich mache dort die erste Pause des Tages.

    Kaum vom Montsupt herunter gehts alsbald wieder aufwärts. Ich decke mich nochmals mit Wasser ein, denn ich weiss nicht, wo ich das nächste Mal welches bekommen kann.

    Der Aufstieg nach St.Jean Soleymieux ist dann wirklich hart: steil, lang, geradeaus den Berg hinauf. Serpentienen sind hier wohl unbekannt. Völlig erschöpft komme ich um 12.25 Uhr in St.Jean an. Mein Glück! Denn im Ort ist die einzige Epicerie auf dem Weg – und die schliesst um 12.30 Uhr.
    Ich kaufe Nudeln, eine Zuchini, Birnen, ein Reis-Fertiggericht, Tomatensauce, Wurst und Brot. Das alles muss auch für morgen reichen. Denn in der morgigen Herberge muss ich ebenfalls selbst kochen – morgen ist jedoch Sonntag, da wird es schwer etwas einzukaufen.

    Der Rucksack ist also bis zum Ziel in La-Chapelle-en-Lafaye extra schwer, da ich für zwei Tage einkaufen muss.

    In Marols muss ich den Jakobsweg kurz verlassen, da dieser wegen einer Jagd von der Gemeinde gesperrt ist. Als ich der steil ansteigenden Strasse folge sind dann durch den Wald tatsächlich Schüsse zu vernehmen.

    Ziemlich erschöpft und nach weiteren 300 Höhenmetern an Aufstieg erreiche ich schliesslich das Dach der diesjährigen Tour: „Le Creux du Cerf“ mit 1165 Metern.

    Kurz darauf höre ich im Wald deutlichen Motorenlärm. Schon sausen an mir vier Cross-Motoräder vorbei. Ich denke sofort "Dass muss doch verboten sein" – doch ich liege falsch! Denn wenig später sausen einige Quads an mir vorbei. Das scheint wohl hier gang und gebe zu sein.

    Schliesslich erreiche ich mein Ziel für den heutigen Tag: La Chapelle-en-Lafaye. Die Herberge ist wieder eine Wucht: Selbstversorger, gut ausgestattet, sauber.

    Ich habe bis zum Etappenziel heute 3,5 Liter Wasser getrunken.

    Der Herbergsvater erscheint eine Weile später. Er hat unterwegs noch einen weiteren Pilger aufgelesen. Dominique, so sein Name, will von hier aus nach Le Puy-en-Velay und weiter über die Via Podiensis und den Camino del Norte bis nach Santiago wandern. Super – bin ich nicht alleine hier oben und kann mich unterhalten. Dominique ist ein Ultraleicht-Wanderer. Seine Ausrüstung ist erste Sahne. Dabei beschränkt er sich auf das absolut Notwendige. Sein Rucksack wiegt zusammen mit sämtlichen Sachen und Essen gerademal 6 Kilo – wobei er nichts vermisst.

    Nach meinen Erfahrungen auf dem Westweg und auch im Vergleich mit den anderen Leuten, die ich unterwegs getroffen habe, dachte ich eigentlich, ich wäre in diesem Jahr sehr leicht unterwegs. Zumal ich mich ja auch schon vom Zelt getrennt habe.

    In Sachen Leichtgewichtswandern kann ich mir aber noch einiges bei Dominique abschauen.
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  • Day 32

    Chapelle-en-Lafaye - St.-G. Lagricol

    June 27, 2010 in France ⋅ ⛅ 22 °C

    Zusammen mit meinem französichen Wandergefährten breche ich früh auf.
    Zuerst geht es hinauf nach Montarcher. Ein bezaubernder Ort, hoch auf einer Bergkuppe. Da das Wort „Archer“ auf englisch „Bogenschütze“ heisst und sich neben der uralten Kirche auch eine Burg befand, könnte sich der Name des Ortes durchaus von dieser Wortfamilie ableiten.
    Die Aussicht hier oben, besonders von den Stufen der Kirche, ist phantastisch.

    Durch den Ort führt die „Via Bolena“, eine uralte befestigte Handelsstrasse, der der Jakobsweg die nächste Zeit folgt.
    Gesäumt durch kniehohe Mäuerchen verläuft der Weg, der mit einem in die Steine gemeisselten Kreuz markiert ist. Er verband frühe Lyon mit Spanien.

    Es ist Sonntag und ich hatte zuerst etwas Sorge, da die heutige Herberge wieder eine Selbstversorger-Herberge ist. In Usson-en-Forez ist allerdings Markt-Tag auf dem Kirchplatz. Somit ist es eine Kleinigkeit, sich mit frischem Obst, Käse und Brot einzudecken. Obendrein kaufen wir ein gegrilltes halbes Hähnchen, was uns kurze Zeit später zur Mittagszeit mundet.

    Im Ort Pontempeyrat (Brücke des Imperators ?) betrete ich das letzte Departement dieser Reise: Haute-Loire. Bis kurz vor dem Ziel folge ich dem Jakobsweg auf dem „Chemin de Caesar“, eben einem Weg, auf dem schon die römischen Legionen durch Gallien gezogen sein sollen.

    Die Herberge in Saint-Georges-Lagricol ist eine ehemalige zum Wanderheim umgebaute Schule. Die Herbergseltern sind wieder sehr freundlich. Gewöhnungsbedürftig ist für mich allerdings die Toilette, gleicht diese doch der eines Flugzeugs.
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  • Day 33

    St.-Georges-Lagricol - St. Paulien

    June 28, 2010 in France ⋅ ☀️ 24 °C

    Um 7.00 Uhr breche ich zusammen mit meinem Wandergefährten Dominique zur nächsten Etappe auf. Wir gehen so früh, um der Mittagshitze zu entgehen.

    Gestern Abend sah es ziemlich nach Gewitter aus. Der Morgen begrüsst mich allerdings mit strahlend blauem Himmel.

    Weiter geht es auf dem „Chemin de Caesar“. Vorbei an Orten wie „Chomelix“ fühlt man sich an die Asterix-Comics erinnert.

    Der Weg heute ist wunderbar zu gehen. Auf und ab führt er meisst auf natürlichem Untergrund durch blühende Wiesen und Felder, auf denen das Korn mittlerweile fast reif ist.

    In Bellevue-la-Montagne gönne ich mir einen Kaffee. Als der Weg kurz vor dem heutigen Ziel dann den Wald verlässt, eröffnet sich mir ein grandioses Panorama: Entfernt sind die hohen Berge des Zentralmassivs auszumachen. Le Puy-en-Velay verbirgt sich noch hinter einer Hügelkuppe. Allerdings ist Polignac gut auszumachen. Polignac ist ein Ort mit einer Burg auf einem erlöschten Vulkankern und liegt morgen auf dem Weg.

    Unterwegs begegnen wir einer der Pilgerinnen aus Köln – die anderen beiden mussten wohl kurz vorm Ziel aus beruflichen Gründen abbrechen. So machen wir uns zu dritt auf zum Ziel.

    Die Herberge gleicht der des Vortags. Ebenfalls ein etwas in die Jahre gekommenes städtisches Gebäude, dass nun zur Wanderherberge umfunktioniert wurde. Saint-Paulien selbst ist mit seinen engen Gässchen und der romanischen Kirche jedoch wirklich hübsch und bietet obendrein die Möglichkeit zum Einkauf. Von der Gelegenheit machen wir auch gründlich Gebrauch und kochen uns am Abend ein kleines Festmahl: Linsensuppe, grüner Salat, Nudeln mit Soße und Hacksteak und einen guten Wein.
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