• Alex Supertramp
  • FritziZV
  • Leon A
august 2025

Irland

Zu Fuß durch Irland. Mit einer kleinen Gruppe des ZV Les mer
  • Reisens start
    4. august 2025

    Dublin Airport

    5. august, Irland ⋅ 🌬 12 °C

    Der Plan war klar, das Ziel Donegal. Doch der Flug hatte andere Ideen: verspätet, und der letzte Bus längst über alle Berge.

    Also schlagen wir unser Nachtlager dort auf, wo sonst nur Eile herrscht: im Treppenhaus des Flughafens. Schlafsäcke ausgerollt, Rucksäcke als Kopfkissen. Eine Nacht wie aus einem Fahrtentagebuch aber doch irgendwie anders.

    Während die anderen in den Schlaf sinken, bekomme ich kein Auge zu. Der Flughafen lebt, leise, aber unermüdlich.
    Und das Treppenhaus? Mehr besucht als der ganze Flughafen Frankfurt-Hahn in der Hochsaison.

    Nicht ganz Zeltplane und Lagerfeuer, aber der Fahrtengeist lebt auch zwischen Neonlicht und Rolltreppen.
    Die westküste wartet, und wir sind auf dem Weg. Irgendwie.
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  • Umweg nach Westen

    5. august, Irland ⋅ 🌬 16 °C

    Die Nacht war kurz. Kein Schlaf am Flughafen, nur Neonlicht und harte Böden. Irgendwann war’s genug. Ich weckte die Runde. Der Plan: Mit dem Bus nach Donegal. Doch die Route führte durch Nordirland, und ohne Reisepässe war dort Schluss. Grenze bleibt Grenze.

    Also umplanen. Bahn bis Sligo. Im Zug dösen wir, jeder für sich, zwischen Rucksäcken und Gedanken. Dann weiter mit dem Bus nach Donegal, diesmal auf Umwegen. Wieder warten. Wieder schleppen. Der letzte Bus des Tages bringt uns nach Kilcar. Die Fahrt zieht sich, die Kräfte schwinden.

    Die Jungs spielen „Mensch ärgere dich nicht“ auf jedem freien Fleck. Joker und ich halten uns an Kaffee und Gespräche, leise, wach, müde. In Kilcar treffen wir andere, vertraute Gesichter, das Lager rückt näher. Der Weg zum Platz ist still, aber die Aussicht spricht. Weite. Wind. Meer.

    Die Strapaze fällt ab. Ich krieche früh in den Schlafsack. Das Wetter hält sich, aber die Kälte ist da und kriecht in die Knochen, riecht nach Herbst. Es fühlt sich an wie eine Fahrt im Oktober, obwohl der Kalender etwas anderes sagt. Aber das ist egal. Wir sind unterwegs. Und das zählt.
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  • Klippen, Wind und raue See

    6. august, Irland ⋅ 🌬 17 °C

    Am Vormittag brechen wir auf und begeben uns runter zum Strand. Der Wind trägt Salz, die Wellen erzählen Geschichten. Wir suchen nach angespülten Schätzen: Holz, Seil, Glas, das vom Meer geschliffen wurde und fanden etliche Knochen unterschiedlichster Tiere. Jeder Fund ein kleiner Schatz und ein Gruß aus der Tiefe.

    Von dort ziehen wir weiter die Klippen hinauf, zum Kilcar Viewpoint. Der Weg führt uns über etliche Weiden, der Blick weit. Das Meer liegt unter uns, unruhig, endlos. Wir stehen still, lassen die Landschaft wirken. Reden wenig. Manchmal braucht Fahrt keine Worte. Das werden alle auf dieser Fahrt wohl noch lernen.
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  • Planänderung

    7. august, Irland ⋅ 🌬 16 °C

    Nichts ist so beständig wie der Wandel, besonders beim Wetter in Irland.
    Heute sollte unser Weg beginnen, doch der Himmel hatte andere Pläne. Regen peitscht über den Lagerplatz, der Wind zerrt an den Zelten, und so werfen wir kurzerhand alle Vorhaben über Bord.
    Statt stur dem Plan zu folgen, lassen wir uns treiben.
    Richtung Süden, dorthin, wo die Temperaturen konstanter sind und die Landschaft mindestens genauso schön.

    Gegen Mittag erwischen wir einen Bus, der uns entlang der wilden Westküste führt. Die Landschaft zieht vorbei. Sattes Grün, schroffe Klippen, das Meer in ständiger Bewegung. Jeder Kilometer fühlt sich wie ein neues Kapitel an, geschrieben vom Wind und der Neugier. Wo wir heute Abend landen? Das wissen wir nicht.
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  • Galway

    7. august, Irland ⋅ ⛅ 15 °C

    Kaum angekommen, spürt man sofort den Puls der Stadt. Keine beschauliche Kleinstadtromantik, sondern volle Straßen, laute Musik aus den Kneipen, Menschen überall , als hätte ganz Irland beschlossen, heute hier zu feiern. Der Trubel ist faszinierend, aber nicht das, was wir heute brauchen.

    Die Suche nach einem Schlafplatz? Gar nicht so einfach.
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  • Deadmans Beach

    8.–9. aug., Irland ⋅ 🌬 16 °C

    In Galway war’s gar nicht so einfach, ein gutes Plätzchen zu finden. Die Stadt war voller Trouble aber wir wollten raus.
    Ich studierte die Karte, fand einen abgelegenen Strand. Der Plan war gefasst, die Richtung klar. Also zogen wir los, quer durch die Gassen, zwischen Musik, Stimmen und Straßenlaternen.

    Am Ziel dann die Ernüchterung. Das Tor zum Strandzugang war zu.
    Ein kurzer Moment Ratlosigkeit. Zwei Jungs an die Seite genommen, den Pförtner einer Firma gefragt, ob er wüsste, wo man durchkäme. Schulterzucken. Keine Hilfe. Doch wer sucht, der findet. Nach ein paar Schritten und einem Blick in weiteren Seitenstraßen war ein Tor, offen.
    Der Abend war gerettet.
    Die Wiese am Strand – gerade groß genug für unsere Runde. Leider auch das Revier der örtlichen Vierbeiner.
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  • Deadmans Beach → Cork

    8. august, Irland ⋅ ⛅ 18 °C

    Die Nacht am Deadmans Beach war ruhig, zumindest für unsere Verhältnisse. Der Wind tobte wieder über die Dünen, rüttelte an den Zeltleinen und ließ das Meer wie ein wütender Riese gegen die Felsen schlagen. Doch wir lagen warm, eingemummelt in unsere Schlafsäcke, und ließen uns davon nicht stören.

    Am Morgen dann Aufbruch. Die Sonne kämpft sich durch die Wolken, als wir unsere Sachen packen. Der erste Bus Richtung Cork fährt erst um 13 Uhr also haben wir genug Zeit, um Galway noch einmal richtig zu durchstreifen. Die Stadt zeigt sich von ihrer besten Seite: kleine Gassen, bunte Häuser, Musik an jeder Ecke. Wir verabschieden uns von unseren Gefährten, die den Heimflug antreten.

    Cork empfängt uns mit offenen Armen und rauem Charme. Eine riesige Hafenstadt, irgendwo zwischen rostiger Industrie und gläsernen Hochhäusern. Der Geruch von Salz und Maschinen liegt in der Luft. Wir bahnen uns unseren Weg durch das Gewirr wie immer mit dem Ziel, möglichst schnell raus. Raus aus dem Lärm, raus aus dem Beton, rein ins Grün, ins Ungewisse.
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  • Ruinen von Ballyannan Castle

    9. august, Irland ⋅ ☁️ 21 °C

    Start in Glounthaune bei Sonne und Sommerluft. Der Weg führt lang und gerade an der Straße entlang. Wanderwege? Mangelware. Dafür die ewige Suche nach Porzellan.

    Kleine Schauer kommen und gehen, die Sonne bleibt. Die Hitze steigt, Hemden kleben, Fahrtenschweiß wird zur Norm. In Sichtweite von Ballyannan Castle wird gekocht. Nudeln, Fahrtenpampe und Burgromantik aus der Ferne.Les mer

  • Der Weg nach Ballycotten

    10. august, Irland ⋅ ☁️ 20 °C

    Gegen neun Uhr krochen wir müde aus unseren Zelten, ahnungslos, was der Tag bringen würde. Nach einem kurzen Einkauf für die nächsten Tage machten wir uns auf den Weg Richtung Ballycotton. Doch dann hielt plötzlich ein Auto neben uns. Albert, der Fahrer, bot uns eine Mitfahrt an. Ein Angebot, das wir unmöglich ausschlagen konnten.

    Was folgte, war ein kleines Abenteuer: Sightseeing mit spannenden Erklärungen, und ehe wir uns versahen, saßen wir in einem Schloss, das zugleich ein luxuriöses 5-Sterne-Hotel war. Albert lud uns dort zu einem ausgiebigen Frühstück ein. Die Jungs konnten ihr Grinsen kaum verbergen.

    Die Herzlichkeit der Menschen hier in Irland ist beeindruckend. Selbst jetzt, während ich diese Zeilen schreibe, lachen die Jungs noch, und Albert holt gerade unseren Rest ab. Es sind diese besonderen Momente, in denen man einfach „Ja“ sagen muss, wenn einem Hilfe angeboten wird. Tagesziel: erreicht.
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  • Ballynamona Beach

    10. august, Irland ⋅ ☁️ 17 °C

    Nach unserer Ankunft in Ballycotten war schnell klar, dass wir hier nicht bleiben konnten. Die leidige Schlafplatzsuche ist unser täglicher Begleiter. Da unsere Beine dank der Mitfahrgelegenheit noch frisch waren, beschlossen wir, noch ein paar Kilometer dranzuhängen.

    Ein kurzer Blick auf die Karte und sogleich stand das nächste Ziel fest. Obwohl wildes Zelten in Irland offiziell verboten ist, begegneten uns die Einheimischen mit großer Gelassenheit. Auf unsere Frage nach einem Platz für die Nacht bekamen wir prompt den Strand empfohlen. Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen.

    Da wir durch die Fahrt einiges an Strecke gespart hatten, entschieden wir kurzerhand, noch einen Tag zu bleiben. Die Wettervorhersage klang vielversprechend.
    Der „schöne“ Tag begann wie gewohnt mit Sturm und Regen, doch im Laufe des Tages klarte es auf und die Sonne zeigte sich. Die eiskalte Keltische See lud zumindest uns Ältere zu einem kurzen Bad ein doch die Jungs hielten tapfer länger durch. Das Spiel der Gezeiten war unser Tagesbegleiter. So genossen wir diesen gut besuchten Strand, wuschen Wäsche, genossen die Aussicht und ließen den Abend mit Liedern und Geschichten ausklingen.
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  • Knockadoon Head

    12. august, Irland ⋅ ☀️ 19 °C

    Knappe 20 Kilometer liegen hinter uns. Die Sonne brennt vom Himmel, kein Wölkchen, kein Schatten.
    Straßen wie aus einem Bilderbuch. Hecken, Steinmauern, der Duft von Gras und Meer.

    Knockadoon Town ist klein und lebendig. Ein Nickerchen am Pier sorgt für Erholung. Wir kehren ein beim Lobster Pot.
    Neben uns: Dominikanermönche. Viele.
    Weiße Gewänder, ernste Gesichter.
    Ein Ferienlager von ihnen, mit Andacht und Programm. Uns wurde vorgeschlagen hier vielleicht nach einer Dusche zu fragen...
    Für uns: zu viel.
    Wir suchen das Leise, das Weite.

    Gespräche mit Iren sind immer spannend, herzlich und neugierig. Sie erzählen vom Sommer, von Hitze, die bei 18 Grad beginnt.
    „Dann schmelzen wir“, sagt einer und lacht.
    Wir lachen mit. Auch wandern wird für verrückt erklärt, man könne doch auch fahren. Wir lachen wieder.

    Wildzelten? Verboten. Aber eher Richtlinie als Gesetz. Die Iren sind verdammt entspannt.

    Dann weiter, raus aus dem Ort. Die Klippen rufen. Wunderschön und still, Capel Island liegt vor uns. Wir warten, dass es sich leert, dass der Tag sich senkt.
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  • Youghal

    13. august, Irland ⋅ ☁️ 20 °C

    Früh brechen wir auf, die Schuhe noch feucht vom Tau. Entlang der Klippen von Knockadoon. Das Meer schlägt ruhig gegen die Klippen als wolle es uns begleiten. Der Lagerplatz der Jungs liegt auf unserem Weg. Hier noch keine Regung.

    Der Regen kommt, erst leise, dann mit Kraft. Wir ziehen weiter, schweigend, Schritt für Schritt Richtung Youghal. Plötzlich ein Auto neben uns, Aufkleber: I love Hansestadt Hamburg. Die Stimme aus dem Fenster: „Das kann ich mir nicht angucken, rein hier!“ Utta nimmt uns mit.

    Ihr Garten wird unser Lagerplatz. Als wir von der Altstadt zurückkehren, hängt ein Zettel an meinem Rucksack: Duschen im Haus. Abendessen 19:30. Wir sitzen bis tief in die Nacht, erzählen von Fahrten, von Abenteuern, von den Wegen, die uns hierher geführt haben.

    Nicht nur die Iren sind gastfreundlich auch die, die ihr Herz aus Deutschland mitgebracht haben und hier in Irland leben
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  • Ardmore

    14. august, Irland ⋅ ⛅ 20 °C

    Zwischen Rosenbüschen und Birnenbäumen beginnt unser Morgen. Die Sonne blinzelt durch das Laub, als Utta sich auf den Weg nach Ardmore macht und uns kurzerhand mitnimmt. Die Landschaft zieht an uns vorbei, wie die geplanten Kilometer unserer Wanderung.

    In Ardmore treffen wir Fritzi. Waschen, warten, erzählen. Der Vormittag vergeht im Austausch über bereits Erlebtes und in Vorfreude auf das Kommende. Als schließlich alle beisammen sind, brechen wir auf.

    Wieder Klippen, wieder Aussicht doch diesmal nicht allein. Der Pfad entlang der Steilküste ist belebt, wir treiben mit den anderen Wandernden dahin. Die Blicke schweifen über das Meer, vorbei an rostenden Relikten der Copper Coast, alte Abbaumaschinen, längst vergessen, verfallen unterhalb der Klippen. Ein Leuchtturm taucht auf, windschief und scheinbar zum Verkauf stehend.

    Die Runde ist rasch geschafft. Wir lassen die Klippen hinter uns und folgen dem Strand.
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  • Hounted House

    14. august, Irland ⋅ ⛅ 20 °C

    Schon von weitem grüßte uns das Gemäuer eines alten Herrenhauses. Verwittert, geheimnisvoll, wie aus einer anderen Zeit. Während unseres Weges spinnen wir Geschichten von Grafen, Geistern und vergessenen Festen. Dies sollte unser Lagerplatz werden.

    Zügig stellten wir die Zelte auf, direkt vor den Ruinen. Die Klippen unter uns schwiegen, das Meer rauschte leise. Ein paar Angler versuchen ihr Glück. Der Abend war uns gewogen. Kochtopf über dem Kocher, dampfendes Essen, ein Kartenspiel im Schein der untergehenden Sonne.

    Doch kurz vor zehn trat er aus dem Dunkel, der Besitzer. Freundlich, doch ohne Spielraum. Das Land sei privat, sagte er, und wir müssten weiterziehen. Keine Diskussion. Also packten wir zusammen, müde, aber gefasst. Die Nacht nahm uns auf.
    Der Mond stand hoch am Himmel, die Sterne funkelten und Elons Satelliten zogen ihre Bahnen, wie Perlen an einem unsichtbaren Faden. Am Straßenrand liegend, blickten wir hinauf. Schweigend, staunend. Für mich ein Moment, der bleibt.
    Sternschnuppen begleiteten unseren Weg, als wollten sie uns trösten.

    Am nächsten Tag erfuhren wir, dass der Mann in der Gegend als der mürrischste Grundbesitzer gilt. Die Nachbarn zucken nur die Schultern und keiner nimmt ihn so recht ernst.
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  • Maytown

    15. august, Irland ⋅ ☀️ 20 °C

    Spät in der Nacht kamen wir an. Aus der Ferne leuchteten die Klippen, das Meer rauschte, und ein Feuer flackerte am Strand.

    Zwei Brüder auf einem spontanen Campingtrip hießen uns willkommen. Wir bauten unsere Zelte im Schein der Autoscheinwerfer auf welche extra für uns eingeschaltet wurden.
    Die Jungs fielen rasch in den Schlaf, während wir am Feuer zu einem Kaltgetränk eingeladen wurden.

    Es war warmherzig, vertraut und wieder einmal begegneten uns Menschen mit offenen Herzen. Wir saßen beisammen, erzählten, lachten, bis tief in die Nacht. Manchmal wird Pech zu Glück, und so beschlossen wir, hier einen Pausentag einzulegen und das Meer bei strahlendem Sonnenschein zu genießen.

    Wir aßen gemeinsam, und die beiden luden uns kurzerhand zu einem Frühstücksbarbecue ein. Sogar zum Einkaufen nahmen sie uns mit. Spontan, unkompliziert, freundschaftlich.
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  • Der Weg nach Dungarvan

    17. august, Irland ⋅ ⛅ 19 °C

    Früh brechen wir Älteren auf. Die Jungs liegen noch im Halbschlaf, während wir bereits die ersten Kilometer hinter uns bringen. Der Morgen noch kühl, der Wind kräftig. Frühstück gibt’s am Straßenrand. Porrige.
    Pause neben einem Spar. Das zweite Frühstück folgt. Im Dorf wird ein Fest aufgebaut, eine Band spielt sich warm. Uns zu laut, zu viel Trubel. Also weiter. Ziel ist der Strand bei Coinigear. Dort wollten wir bleiben. Doch Menschen und Hunde sorgen dafür, dass wir uns doch nach einem anderen Platz umsehen wollen. Rucksack wieder auf.

    Am Straßenrand sitzen wir, Schlafplatz Recherche auf der Karte. Ein Landwirt hält, sagt wenig, bietet uns eine Wiese. Freundlich, wortkarg. "Deutsche oder Österreicher? Wo schlaft ihr? Geht hinter dem Baum gleich links, da könnt ihr bleiben, Wasser gibt es da auch irgendwo" Wir nehmen dankbar an. Die Kühe werden auf die Weide getrieben, sie bestaunen uns und wir den Blick über die weite Landschaft.

    Der Abend klingt aus mit Gesprächen und Gelächter.
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  • Dungarvan

    18. august, Irland ⋅ ⛅ 19 °C

    Es geht weiter. Der Hof lebt bereits. Der Hütehund treibt das Vieh und Baumaschinen Bahnen sich ihren Weg. Die Landstraße liegt vor uns, Autos rauschen vorbei, wir zählen keine Kilometer, wir lassen sie einfach hinter uns. In Dungarvan angekommen, schlagen wir uns zur Mall durch. Der Regen, den wir erwarten, bleibt aus. Wir warten nicht gern. Also fragen wir in der Touristen-Info nach einem Waschsalon.

    Die Trommel beginnt zu kreisen. Zwei Wochen unterwegs, da wächst die Sehnsucht nach frischer Wäsche. Klar, Bach, Fluss und Meer haben ihren Dienst getan, aber eine Maschine hat eben doch ihren eigenen Charme. Wir sitzen, quatschen, warten.

    Zurück ins Zentrum. Die Sonne zeigt sich. Wir laufen weiter, raus aus der Stadt. Der Greenway wird unser neuer Pfad. Eine alte Bahntrasse, nun für Wanderer und Radfahrer. Ganz angenehm. Ein Radfahrer begegnet uns. Ein raues „fucking idiot“ fliegt uns entgegen, Fritzi grüßt freundlich zurück mit einem „have a nice evening“, ohne zu ahnen, was da gerade passiert ist. Wir lachen, ziehen weiter.

    Das Tagesziel naht. Schlafplatzsuche. Erst am Strand, dann bei ein paar Häusern. Heute ist Fritzis Tag: Als er klingelt, schließt sich die große Pforte wortlos direkt vor seiner Nase. Kein Kommentar nötig.

    Letzte Hoffnung ist ein Herrenhaus, stattlich, mit Land bis zum Horizont. Wir fragen nach einem Fleckchen Wiese. Die Antwort: eine ganze Weide. Und die Obstbäume dürfen wir auch plündern. Der Regen kommt, wir verschwinden in unseren Zelten. Zufrieden. Müde. Bereit für morgen.
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  • Ballyvoyle Tunnel & Kilmacthomas

    19. august, Irland ⋅ ☁️ 18 °C

    Der Regen der Nacht verzieht sich, als wir die Augen öffnen. Die Luft ist frisch, das Gras noch feucht. Wir wollen gerade den Kocher anwerfen, da tritt unser Gastgeber auf die Weide und lud uns zu einem Kaffee und der Möglichkeit in seinem Haus zu duschen ein. Ein Geschenk! Endlich nicht mehr in der Kuhtränke waschen wie die Tage zuvor. Aus dem Kaffee wird ein richtiges Frühstück, aus dem Frühstück ein gutes Gespräch. Wir sitzen beisammen, teilen Geschichten. Dann heißt es Abschied nehmen.

    Auf dem weg begegnen wir den Jungs. Wenig Interesse an uns. Das Frühstück ist wichtiger.
    Der Pfad führt uns zum Ballyvoyle Tunnel
    Schon von weitem grüßt er uns mit einem kühlen Gegenwind, und rings um seine dunklen Tore sind kleine Elfenhäuser, liebevoll gebaut, fast wie aus einer anderen Welt. Wir wandern vorbei, still und staunend. Die Kilometer fließen dahin. Eine Rast hier, ein Kaffee dort und ehe wir uns versehen, sind wir am Ziel. Früher als gedacht.

    Das Wetter bleibt uns treu, mild und freundlich. Zur Linken begleiten uns weite Weiden, sanfte Hügel, ferne Berge. Der Greenway selbst: eher nüchtern. Viel Asphalt, gemacht für Räder, nicht für Füße. Doch wir kommen voran.
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  • Kilmeadan

    20. august, Irland ⋅ ☁️ 18 °C

    Die Nacht in Kilmacthomas war warm und voller Klang. Im Pub drängten sich Geschichten zwischen Gläsern und irischer Musik. Fritzi wurde gebührend verabschiedet.

    Am Morgen trinken wir einen letzten gemeinsamen Kaffee. Dann der Aufbruch. Wir auf den Greenway, Fritzi zum Bus auf dem Weg Richtung Dublin.

    Der Weg zieht sich. Es sieht aus wie im Sauerland, sagen wir. Kilometer machen geht hier gut, auch wenn die Landschaft wenig spricht. Nicht so sehenswert. Wir laufen zu weit, wie immer. Die Restkilometer schrumpfen.

    Ein kleiner Bahnhof taucht auf, Schmalspurbahn, Touristenparadies. Wir lächeln müde während zwei in Bärenkostümen verkleidete Mitarbeiter die Kindermassen aus dem Zug in Empfang nehmen. Irgendwie ein befremdliches Bild. Weiter raus in den Wald, wo die Stimmen der Stadt verstummen. Und dann, wie ein Magnet, die Autobahnbrücke. Unsere Nachtlager. Beton über uns, Sterne dahinter. Irgendwie ziehen uns diese Dinger an. Vielleicht, weil sie uns erinnern: an Rast, an Bewegung, an das Landstreicher-Gen, das in uns schlägt wie ein alter Takt aus der Mundharmonika.
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  • Kurz vor Waterford

    21. august, Irland ⋅ ☁️ 19 °C

    Die Nacht unter der Autobahnbahnbrücke war wie erwartet. Ruhig, kühl, gut. Kein Luxus, aber das braucht es ja auch nicht. Morgens packen wir zusammen und machen uns auf den Weg zur letzten Etappe auf dem Greenway. Unser Ziel ist es kurz vor Waterford einen Schlafplatz zu finden, um morgen in die Stadt zu ziehen. Der Weg entspannt, diesmal mehr sehenswert als die Tage zuvor. Alte Ruinen, Gärten mit stattlichen Eintrittspreisen und ein paar Geocaches entlang des Weges.

    Während wir am Ziel rasten und auf die Jungs warten, taucht die Garda auf, die irische Polizei. Skeptische Blicke, ein paar Fragen. Wir waren wohl zu auffällig oder nicht zu verstehen. Kurzes Gespräch, dann ziehen sie weiter. Das Wort Jugendgruppe beruhigt oft die Gemüter.

    Abends brechen Joker und ich nochmal auf, rein in die Stadt. Wir wollen für morgen schonmal eine Unterkunft finden. Wir streifen durch die Gassen der Stadt. Hostels alle voll. Nicht mit Reisenden, sondern mit Geflüchteten. Die Hafenstadt ist bunt, war sie wohl schon immer. Menschen aus aller Welt, Geschichten in jeder Gasse.

    Gerade als die Stimmung kippt und wir fast aufgeben wollen, passiert es. Wir haben was.
    Was genau? Das erzählen wir später. Fahrtglück lässt sich nicht planen, aber manchmal findet es dich genau dann, wenn du es brauchst.
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  • Waterford

    22. august, Irland ⋅ ☁️ 18 °C

    Die Nacht war kalt, vermutlich die kälteste der ganzen Fahrt. Alle warten darauf, dass die Sonne endlich ihre ersten warmen Strahlen zeigt. Es ist die letzte Nacht im Zelt. Die Sachen werden gepackt, und unser freundlicher Gastgeber, der uns seinen Garten für die Nacht zur Verfügung gestellt hat, begrüßt uns mit dampfendem Kaffee und selbstgemachten Sandwiches. Er und ich haben berufsbedingt viele gemeinsame Gesprächsthemen und so lachen wir über Inhalte, die der Rest wohl eher merkwürdig findet.

    Wir brechen auf, hinein in den Tag, hinein in die Stadt Waterford. Menschenmengen ziehen an uns vorbei, als wären wir Statisten in einem leicht bizarren Kinofilm. Menschen beobachten geht einfach immer. Die Stunden verfliegen. Wir bummeln, decken uns ein mit alldem, was noch fehlt, und warten darauf, endlich an unserer Unterkunft klingeln zu dürfen.

    Was gestern Abend geschah? Wir liefen wirklich jede Schlafmöglichkeit ab, die die Stadt zu bieten hatte. Es war zum Verrücktwerden. Unsere letzte Hoffnung war ein kleines Hotel. Es war schon spät, wir klingelten und wurden freundlich empfangen. Doch leider mit der schlechten Nachricht, dass der Betrieb längst eingestellt sei und der Besitzer im Ruhestand.

    Aber ich glaube, er sah meinen leicht verzweifelten Blick. Er sagte: „Kommt morgen wieder, ich helfe euch.“ Und so kam es, dass wir einen wunderbaren Ort fanden an dem wir bleiben konnten. Mitten in einer Stadt, die sonst eher müde wirkte. Unsere letzte Nacht ist getragen von Glück und der Herzlichkeit eines Fremden.

    Der letzte Abend klang aus bei einem Restaurantbesuch. Sauber, gesättigt, voller Geschichten. Bis hierhin war es eine Fahrt welche mit all ihren Facetten als erfolgreich zu betiteln ist.
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  • Dublin

    23. august, Irland ⋅ ☁️ 21 °C

    Die Nacht bei Oli war erholsam. Ein Gastgeber, wie man ihn sich wünscht. Warmherzig, unkompliziert und ein wenig besonders.
    Am Morgen brechen wir auf. 12:45 soll der Bus kommen. 13:45 ist noch immer kein Bus in Sicht. Unser gebuchter Transport fällt einfach aus.
    Zum Glück haben wir Puffer. Dublin wartet und wir wollen endlich ankommen.

    Die Fahrt führt uns ein letztes Mal durch Irland. Die Landschaft zieht vorbei, sattes Grün, sanfte Hügel. Man döst, schweigt, schaut. Ein stiller Abschied.

    In Dublin angekommen und zum Glück alles pünktlich. Die Stadt empfängt uns in grauem Gewand, Regen auf den Straßen.
    „Irland ist traurig, dass wir gehen“, sagt einer der Jungs. Vielleicht hat er recht.

    Der Flughafen: laut, voll, ein letztes Durcheinander. Noch ein Snack und dann hebt der Flieger ab. Drei Wochen, vorbei.

    Spät in der Nacht erreichen wir die Heimat. Müde, erfüllt, ein bisschen wehmütig.
    Das war unser Irland Abenteuer.
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    Reisens slutt
    24. august 2025