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  • Day 22

    Isla Holbox

    December 18, 2022 in Mexico ⋅ ☁️ 23 °C

    Als ich abends die Fähre auf Isla Holbox nehme, weiß ich noch nicht, was mich erwartet.
    Auf der Fahrt genieße ich das schöne Licht. Die blaue Stunde. Fotografen wissen Bescheid.

    Als ich auf der Insel ankomme, ist es zum Glück nicht weit zur Unterkunft, die ich mit Tina aus Berlin teile, die ich beim Zähneputzen in Mérida kennengelernt habe.

    Im Verlauf des kurzen Abends wird mir dann recht schnell klar, dass es doch recht risikobehaftet ist, mit jemandem eine Unterkunft zu buchen, den man keine zwei Stunden kennt.

    Wir laufen nur kurz die Straße runter, um etwas zum Abendessen zu finden. In der Stunde schafft Tina es, sich mit einem Verkäufer auf der Straße und einer Kellnerin zu streiten. Das ist ein bedenklicher Rekord.
    Ich versuche ihr zu erklären, dass die Kellnerin sie bestimmt nicht vergiften wollte, sondern dass das Thema Laktoseintoleranz in ihrem Kosmos einfach nicht vorkommt und man ihr daraus auch keinen Strick drehen kann. Die gute Frau lebt ja sicher nicht ohne Grund auf ner minikleinen mexikanischen Insel am Arsch der Heide, an der es normal ist, dass alle naselang Internet, Wasser und/oder der Strom ausfällt.
    Und dem Straßenverkäufer hätte sie einfach ein „No Gracias“ entgegenbringen können, anstatt ihm einen fünfminütigen Vortrag darüber zu halten, dass sie keine typische Touristin ist und bestimmt nicht in eines seiner vorgeschlagenen Restaurants gehen wird.

    Es folgen ein paar Rechtfertigungsversuche, die mich zumindest hoffen lassen, dass sie heute einfach mit dem falschen Fuß aufgestanden ist und meine Worte doch noch zu ihr durchsickern, wenn sie mal ne Nacht drüber geschlafen hat.

    Als Tina am nächsten Morgen ohne Verschnaufpause wieder ungefragt den inspirierenden Zauber ihrer Weltansicht versprüht, taufe ich sie NegaTina und akzeptiere die Aufgabe des Universums, so gut es geht bei mir und meinem Frieden zu bleiben und ihre Showacts als kostenloses Entertainmentprogramm zu sehen.

    Den größten Teil ihrer unnötigen Äußerungen ignoriere ich automatisch, da ich damit beschäftigt bin, mir im Kopf mein Mantra „ich bin Teflon, Scheiße prallt an mir ab“ (Grüße an Fiona für den Premium-Input bei der Arbeit ♥️) aufzusagen.

    Nach dem dekorativsten Frühstück meines Lebens (Smoothiebowl mit wunderschön angerichtetem Obst und frischem Saft) fahren wir mit dem Fahrrad an die Westküste und gehen dort an den Strand. Das Prozedere geht natürlich nicht von statten ohne, dass sich NegaTina mit dem Kellner und dem Typen vom Fahrradverleih anlegt.
    Ist recht praktisch, dass sie überproportional oft aufs Klo gehen muss und ich diese Gelegenheiten immer nutzen kann, um zu erklären, dass ihr stark ausgeprägter Sarkasmus auf ner Fremdsprache irgendwie nicht so richtig rüberkommt. Hihi 😬👉🏼👈🏼

    Am Strand angekommen ist es wunderschön und ruhig, weil NegaTina zur Abwechslung mal die Klappe hält. So verbringen wir einen schönen Nachmittag am Meer, lesen, schwimmen, hören Musik und liegen in der Sonne.

    Als wir am späten Nachmittag zurück zur Unterkunft fahren, hab ich mit Übelkeit, meinem immer schlimmer werdenden Husten und Kopfschmerzen zu kämpfen und verabschiede mich mit einer Ibu erstmal ins Bett. Beim nächsten Blick auf mein Handy ist es 21:00 Uhr und ich bin erleichtert, dass es mir besser geht.

    Wir beschließen, mit den Fahrrädern nochmal drei Kilometer ans andere Ende der Insel zu fahren. Das ist ein ganz schönes Abenteuer, da weder die Straßen noch unsere Fahrräder beleuchtet sind. Besagte Straßen sind dieses Namens bei bereits kurzer Betrachtung auch nicht würdig, da es sich eigentlich nur um besandete Pfade handelt.

    Wie auch im echten Leben ist auch im Urlaub nicht immer alles Zuckerwatte und Blumen pflücken. Deswegen finde ich es auch gar nicht schlimm, dass nun auch diese Erfahrung Teil meiner Reise ist.
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  • Day 17

    Tulum

    December 13, 2022 in Mexico ⋅ ⛅ 30 °C

    - 11.12. abends Ankunft in Tulum
    - Pasta essen mit den Girls
    - quatschen mit Daisy bis 0 Uhr

    - 12.12. Montag:
    - mit Laura, Daisy, Jaime, Elena, Beatrix to Cenote
    - Art Walk
    - chillen im Hostel
    - vegan essen mit allen
    - Snacks kaufen und essen
    - Talk mit Volunteer aus Deutschland (Krankenschwester), Kollegin Treppe runtergefallen
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  • Day 14

    Mérida - Valladolid - Chichén Itza

    December 10, 2022 in Mexico ⋅ 🌙 18 °C

    - morgens Mérida Tina kennengelernt - Ei aufgeschlagen
    - Mérida ist safe weil hier die Families der Gangs leben
    - fahrt nach Valladolid
    - Essen gehen mit Laika und Czech guy
    - Duschen im Mondschein
    - Frühstück mit Wil
    - Bus nach Chichen Itza
    - russische Family mit Kleinkind und Baby
    - Chichen Itza
    - Taxi-Boys wieder getroffen
    - Bus nach Tulum

    Am nächsten Morgen in Campeche mache ich mir selbst das Versprechen, es ruhig und spontan angehen zu lassen und nicht mehr zu planen, als ich muss.
    Der Vorsatz hält circa fünf Minuten, bis ich bemerke, dass ich für heute noch keine Unterkunft habe und einen leichten Anflug von Stress verspüre. Also dann doch erstmal ein Hostel buchen, denn obwohl meine aktuelle Bleibe mit wunderschönem Innenhof und Pool mich sehr glücklich macht, möchte ich heute Abend weiter nördlich in Mérida sein, um meine grob geplante Reiseroute einzuhalten. Ich hänge etwas hinterher.

    Ich spaziere durch die schmalen, gepflasterten Straßen von Campeche, die von kleinen, maximal zwei Stockwerken hohen, bunten Häusern gesäumt sind. Es ist einfach nur schön! Und für mexikanische Verhältnisse auffallend ruhig. Ich setze mich in ein Café, trinke Orangensaft und esse Obstsalat mit Müsli. Das Leben ist schön.

    Als ich am späten Vormittag den Busterminal erreiche, stelle ich fest, dass der nächste Bus bereits in 15 Minuten abfährt und vorm Ticketschalter eine riesen Schlange ansteht. Der Bus danach geht erst in zweieinhalb Stunden. Ich beschließe, dass ich spontan sein doch scheiße finde. Aber hey, immerhin habe ich mich für einen Vormittag der Illusion hingegeben, meinen Charakter neu definieren zu können.
    Am Schalter erfahre ich zwei Minuten vor Abfahrt, dass noch genau ein Sitz hinten in der letzten Reihe frei ist und ich denke: Schicksal.
    Als ich auf besagten Sitz Platz nehme denke ich: scheiße.
    Die Sitzreihe ist direkt neben dem Klo. Es riecht nach Pipi. Die nächsten drei Stunden verbringe ich eingekesselt zwischen zwei Mexikanern. Wenn man die Situation von außen betrachtet, würde man denken, ich hätte maximal einen halben Platz bezahlt. Mein Vordermann hat seine Sitzlehne so weit nach hinten gestellt, dass er mit seinem Kopf quasi auf meinem Schoß liegt. Da ich in der letzten Reihe sitze, kann ich leider nicht nach hinten ausweichen. Die Sitzmaße sind recht offensichtlich nicht so ganz auf das Körpervolumen des Kollegen neben mir ausgelegt. Da ich am Fenster sitze, kann ich leider auch hier nicht ausweichen. Mein Lebenselixier Chips ist ebenfalls unerreichbar, da ich mich leider nicht bis zu meinem Rucksack unter mir bewegen kann. Kaum habe ich über meine wunderbare Lage genauer nachgedacht, fängt der Typ neben mir an zu schnarchen.

    Nachdem ich im Hostel eingecheckt habe, laufe ich in die Stadt, um die Free Walking Tour zu machen. Unser Guide ist Gabriel, ein sehr enthusiastischer Mexikaner, der uns durch die zweitgrößte Stadt Méxicos führt. Er erwähnt während der Tour so penetrant häufig, dass Mérida die sicherste Stadt im ganzen Land ist, dass ich irgendwann befürchte, dass er diese Statistik selbst aufgestellt hat und sich deren Ergebnis jetzt so oft vorsagt, bis er es irgendwann glaubt.
    Während der Tour quatsche ich mit Michelle aus England. Da sie vor zwei Tagen eine Lebensmittelvergiftung hatte, fällt ein gemeinsames Abendessen aus. Aber irgendwie finde ich es gerade auch einfach schön, alleine zu sein. Ich genieße es sogar richtig, denn ich kann in das Restaurant gehen, auf das ich Lust habe, kann so kurz oder lange bleiben, wie ich möchte und muss mir nur über meine eigenen Bedürfnisse Gedanken machen.

    Als ich später am Abend zurück in den Schlafsaal komme, höre ich zwei junge Mädels deutsch sprechen. Die Wortfetzen, die ich aufschnappe, reichen aus, um zu wissen, dass wir keine Freunde werden.
    Ich beschließe, dass ich mir ne alternative, nicht deutschsprachige Identität zulege, falls sie mich anquatschen. Zum Glück sind sie zu sehr von sich selbst eingenommen, um mich überhaupt zu bemerken und so klettere ich einfach schnell in mein Bett und genieße dank meiner noisecancelling-Kopfhörer eine ruhige Nacht. Neben meinen Reisetabletten sind sie mein wichtigstes Utensil auf diesem Trip!

    Als ich am nächsten Morgen aus meinem Bett krabble, sind „Nervig 1“ und „Nervig 2“ gerade lautstark aus dem Zimmer gepoltert. Freundlicherweise nicht, ohne den Rest der Belegschaft über ihre schwerwiegenden Stylingprobleme in Kenntnis zu setzen.
    Ich laufe zum Waschbecken, um mir Wasser und ne Zahnbürste durchs Gesicht zu ziehen, als mir Tina aus Berlin entgegenkommt. Ihrem Blick kann ich zweifelsfrei entnehmen, dass sie zu unseren Bettnachbarinnen eine sehr ähnliche Meinung hat. Wir fangen also zähneputzend an, zu quatschen und gehen danach runter zum Frühstück.

    Auf dem Tisch in der großen Gemeinschaftsküche stehen Eier und Tomaten. Was uns verwirrt sind die Zwiebeln, die daneben liegen. Na ja.
    Wir essen erstmal Toast mit Erdnussbutter. Für ihren zweiten Toast fängt Tina an, eins der Eier zu pellen. Es ist roh. Ich glaube das ist der Moment, wo ich sehr traurig bin, dass ich gleich schon weiterfahre nach Valladolid. Ich bin mir sicher, wir hätten uns sehr gut verstanden.
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  • Day 11

    Palenque

    December 7, 2022 in Mexico

    - Fahrt von San Cristobal nach Palenque (13 jähriger Junge neben mir, essen ausgetauscht, Family winkt
    - viele Militärkontrollen
    - abends fertig im Hostel angekommen
    - Tag 1: ruins und Dschungel mit Daisy und Laura
    - Tag 2: Dschungel Cascada Roberto mit Daisy, Laura, Marike, Jonathan; Rückweg illegale Einwanderung USA, Kauf von zwei Autos
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  • Day 6

    Oaxaca und Fahrt nach San Cristóbal

    December 2, 2022 in Mexico ⋅ ☀️ 16 °C

    Am nächsten Morgen schaffe ich es tatsächlich, bis 9:30 Uhr auszuschlafen, was in einem 6er-Schlafsaal eine Leistung ist, die an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben sollte.

    Ich starte also langsam in den Tag und entscheide mich für einen Besuch im „Museo de las Culturas“. Hier werden alle möglichen Schätze ausgestellt, die unter anderem bei den archäologischen Grabstätten auf dem Monte Albán (Berg direkt neben der Stadt) ausgebuddelt wurden. Als „Bares für Rares“-Fangirl geht mir da natürlich das Herz auf.

    Nach meiner Tagesdosis Bildung laufe ich zurück zum Hostel, um mich mit meiner Bettnachbarin Eva zu treffen, mit der ich bereits gestern die Tagestour durch die Umgebung von Oaxaca gemacht habe. Sie schreibt mir, dass sie noch Essen für mich übrig hat. Als ich ankomme, wartet ein perfekt angerichteter Teller mit dem geilsten Salat aller Zeiten auf mich. Wer mich kennt, weiß, dass Liebe bei mir definitiv durch den Magen geht - und das war ne große Liebe!

    Danach spazieren wir durch Jalatlaco, eines der schönsten und buntesten Viertel von Oaxaca. Wir besuchen ein Café und bestaunen anschließend wieder die wunderschönen Wandmalereien, die sich durch alle Straßen ziehen.
    Als wir am Bahnhof vorbei kommen, kaufen wir noch ein Ticket für meine morgige Busfahrt. Und das hab ich übrigens ganz alleine auf spanisch hingekriegt. Nur, dass das hier mal schriftlich festgehalten ist.
    Darauf, dass ich in der Schlange stehend ne halbe Stunde Zeit hatte, die drei Sätze, die Eva mir vorgesagt hat, auswendig zu lernen, muss man ja jetzt nicht unnötig herumreiten.
    Wenn ich zu diesem Zeitpunkt schon gewusst hätte, wie geil Busfahren wird, hätte ich mich vielleicht etwas weniger doll gefreut..
    Als es langsam dunkel wird, laufen wir zum Zócalo und essen gemeinsam zu Abend.

    Am nächsten Morgen packe ich mein Zeug zusammen, da heute mein letzter Tag in Oaxaca ist und stelle meinen Backpack nach dem Check-out im Hostel ab. Jetzt muss ich mich von Eva verabschieden, da sie nach Guatemala aufbricht. Wir umarmen uns etwas länger als üblich. Keiner will loslassen. Als wir vor der Tür des Hostels in verschiedene Richtungen laufen, haben wir beide Tränen in den Augen und versprechen uns, in Kontakt zu bleiben.

    Ich laufe Richtung Kirche, um eine englische Führung durch den botanischen Garten zu machen. Während der Wartezeit quatsche ich mit Carol aus den USA. Sie ist Gärtnerin und forscht zur Baumfamilie des „hawthorn“ (das ist Weißdorn, blüht weiß, wächst was dran, das aussieht wie Hagebutte, ist aber keine - hab Carol extra gefragt). Für ihre Forschungszwecke reiste sie schon durch sechs Länder. Als sie mich fragt, ob ich auch zum Thema Botanik forsche, schüttle ich den Kopf und erkläre ihr, dass meine Expertise im Töten von Zimmerpflanzen besteht. Sie lacht.

    Nach der Führung merke ich, dass ich Heimweh habe. Der Abschied von Eva hängt mir doch noch etwas nach und mir schießen schon wieder Tränen in die Augen - auch in dem Moment, wo ich das hier gerade in mein Handy tippe.

    Ich laufe um die Kirche herum, wo gerade eine Hochzeit gefeiert wird. Die Mexikaner lassen sich nicht lumpen. Eine große Kapelle spielt Live-Musik, eine Gruppe von traditionell gekleideten Frauen tanzt und nach und nach halten auch das Brautpaar und die Gäste nicht mehr still. Von der Stimmung können sich die deutschen Kartoffeln noch was abschauen.

    Um mich von meinem Heimweh abzulenken, beschließe ich, eine Maniküre zu machen, bevor meine Nägel bald auf schmerzhaftem Wege kürzer werden. Dank Google Übersetzer kann ich über WhatsApp einen Termin vereinbaren.
    Auf dem Weg zum Nagelstudio lerne ich noch schnell die Wörter „kurz“ und „rund“, damit diese Aktion keine komplette Katastrophe wird.
    Ich schaue mich auf der Straße um und stelle fest, dass „kurz und rund“ auch ne sehr passende Beschreibung für die Figur vieler Mexikaner hier ist. Ich liebe es, mir selbst Witze zu erzählen.

    Was in deutschen Nagelstudios maximal 45 Minuten dauert, nimmt hier 2 Stunden in Anspruch und ich stelle fest, dass der Lohn kein preistreibender Faktor sein kann. Am Ende bin ich sehr zufrieden und auch ein bisschen froh, dass ich keinen Zeitdruck habe, da mein Bus erst um 21 Uhr fährt.

    Ich laufe noch zur einer Kunstgallerie, die wechselnde und provokative Objekte lokaler Künstler ausstellt und danach zum Inder, den Eva mir empfohlen hat. Nachdem der Restaurantbesitzer meine Bestellung aufgenommen hat, indem er seinem Koch eine WhatsApp-Nachricht geschrieben hat (irgendwie beeindruckend einfach) fange ich an, Tagebuch zu schreiben, um mit meinem Heimweh klarzukommen. Der Restaurantbesitzer kommt auf mich zu und fragt mich, was ich da mache. Wir unterhalten uns übers Schreiben und er erzählt mir, dass er 2019 damit angefangen hat, als es ihm schlecht ging. Damals lebte er in Vietnam, wo er als Investmentbanker arbeitete. Vor zwei Jahren ist er nach Méxiko gekommen, um dieses Restaurant zu eröffnen. Er verdient und arbeitet hier weniger und muss kein Tagebuch mehr schreiben, weil er heute viel glücklicher ist.

    Nach dem besten Curry, das ich in langer Zeit gegessen habe, laufe ich zurück zum Hostel, um mein Gepäck abzuholen. Vor der Tür treffe ich Nuri. Er schaut mich an und fragt, was los ist. So ne Kacke, wenn selbst fremde Menschen einen sofort durchschauen.
    Ich erzähle ihm also von meinem Heimweh und wir sprechen über den Umgang mit Gefühlen. Er gibt mir Tipps und redet mir gut zu. Wie ich später erfahre, hat er bereits 150 Länder bereist. Über ihn werden sogar Zeitungsartikel geschrieben. Wen hätte ich also besseren treffen können, um mit Heimweh klarzukommen?
    Er fragt, wohin ich heute fahre und ich erzähle es ihm. Nuri fährt morgen Richtung Küste, aber er gibt mir seine Handynummer und sagt, dass ich ihm bloß schreiben muss, dass es mir nicht gut geht und dann kommt er früher von der Küste nach San Cristóbal. Dafür müsste ich dann aber mit ihm zelten. Das verstehe ich als Drohung und verspreche ihm, mich morgen nochmal bei ihm zu melden. Er nimmt mich in den Arm und ich laufe zum Bahnhof. Während ich laufe, denke ich darüber nach, wie verrückt das Leben ist, dass es einem so oft im richtigen Moment die richtigen Menschen vorbei schickt.

    Um 21:00 Uhr geht mein Nachtbus weiter in die Berge Richtung Osten nach San Cristóbal de las casas. 12 Stunden Fahrt warten auf mich. Ich wurde schon von vielen vorgewarnt, gut auf meine Sachen aufzupassen und alle Wertsachen am Körper zu tragen. Soweit so gut. Kaum habe ich alles verbarrikadiert, wird mir kotzübel. Davor hatte mich natürlich niemand gewarnt. Es fühlt sich ziemlich genau so an, als würde man konstant über eine schlecht verdichtete Schotterpiste gurken. Es wackelt in alle Richtungen.
    Ich schmiere mir also Minzöl unter die Nase, beame mich mental auf ne Blumenwiese und konzentriere mich sehr stark auf meinen Atem, um die Umdrehungen in meiner Magengegend auf schätzungsweise unter 10 km/h zu regulieren. Ich kann zwar nicht aus Erfahrung sprechen, aber ich denke, das entspricht ziemlich genau den vorbereitenden Maßnahmen auf eine Geburt. Geboren wird in dieser Nacht glücklicherweise nichts. Das einzige, was irgendwann irgendwo herauskommt, bin ich um 8:30 Uhr aus diesem Bus - in ganzen Teilen und zu meiner persönlichen Verwunderung ohne Verlust von Mageninhalt. Großer Dank geht an dieser Stelle an meine Fähigkeit, immer und überall schlafen zu können!
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