• Almost There
jul. – aug. 2024

Cape Wrath Trail

Et 22-dagers eventyr av Almost There Les mer
  • Reisens start
    15. juli 2024

    Caledonian Sleeper

    15. juli 2024, England ⋅ ☁️ 20 °C

    Den ganzen Winter habe ich diesem Trail entgegen gefiebert, geplant, Gear erneuert und unzählige Videos geschaut. Und heute am frühen Morgen ist es dann soweit:
    Meine Reise startet gen Brüssel in einem zunächst leeren und superpünktlichen Zug, was sich in Köln aber schlagartig ändert.
    In Brüssel schlägt mir bereits um 9.30 warme Luft entgegen. Ich beschließe diesen Moment zu speichern wie Frederik die Farben, denn der Wetterbericht für Schottland verspricht weder Sonne noch warme Temperaturen dafür jede Menge Midges und Regen…
    Aber heute ist erstmal Sightseeing in Brüssel und London und danach eine luxuriöse Reise im Caledonian Sleeper angesagt. In London marschiere ich zudem zur Post um meine foodparcels für die einsamen Wegstrecken aufzugeben und kaufe Campinggas. Denn leider durfte ich im Tunnel kein Gas mit mir führen.
    Trotzdem ist diese Art der Anreise wesentlich cooler als das Fliegen und ich bin trotz platter Füße bereits im Urlaubsmodus. Ich durfte heute bereits 2 Grosstädte 2er Länder erleben, habe französisch gestammelt, über flämisch geschmunzelt und versucht den breiten Londoner Akzent zu verstehen. Nach soviel Abenteuer stürme ich zur Lounge in London Euston, die gerade am Öffnen ist, vorbei an einem „staunenden“ Stationsvorsteher, der „wow, all the way to Fort William“ ruft, als ich ihm mein Ticket vor die Nase halte. Da der Zug ausgebucht ist inklusive dem Teil, der bis Fort William fährt, wird er das heute Abend noch öfter rufen müssen…😂
    In der Lounge angekommen lasse ich mir als erstes ein großes flauschiges Handtuch geben und hüpfe unter die Dusche. Der Städtedreck muss ab, ab jetzt dürfen nur noch Moor, Moos und Torf an meine Haut😇 Na ja und wohl auch die unvermeidlichen Zecken, beißende Midges und Horseflies…
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  • Fort William - Loch Lochy

    16. juli 2024, Skottland ⋅ ☁️ 17 °C

    Mithilfe eines belgischen Biers und der Earplugs, die in meinem gemütlichen Schlafwagenabteil für mich bereitliegen, verbringe ich eine erholsame Nacht im Caledonian Sleeper. Zum Frühstück gibt es vegane pancakes mit Heidelbeersauce und ich ergattere einen 2. Kaffee in der Lounge in Fort William. Die nette Hostess ist in Plauderlaune und stellt mir Fragen, die ich aufgrund ihres harten schottischen Akzents zunächst nicht verstehe. Also drehe ich den Spieß lieber um und befrage sie zu meinen Lieblingsthemen der nächsten 3 Wochen. „Weather? Today extremely hot. Temperatures will rise up to 19 degrees!“ Da ich nicht beeindruckt drein schaue, fügt sie hinzu „at least unusual for us!. But no sun today!“ Als ich zaghaft nachfrage, ob das nicht das ideale Wetter für midges sei, kommt sie näher an meinen Tisch und schaut mich eindringlich an. Sie hätte am Wochenende versucht mit Freunden ein Barbecue zu machen. „But those midges drove us in the house! Terrible creatures!!!“ Und was ist mit Insektenschutzmittel, will ich wissen. Ich weiß , dass die Schotten auf smidges oder Avon schwören. Diese Vorschläge wischt sie mit einer Handbewegung beiseite. „Nothing
    helps! They get you everwhere! They crawl into your hair. They crawl into your eyes…“ Jetzt bohren sich ihre Augen in meine. „Into your nostrils, into your ears.. Would you like another coffee?“ Ja, am liebsten schon und am liebsten würde ich den Tag in der Lounge verbringen , wer wandert schon freiwillig im Juli durch das schottische Hochland? Aber schließlich bin ich gewappnet. Seit 4 Wochen nehme ich Vitamin B (okay, eigentlich wirkt es wohl erst nach 8 Wochen, hatte den Tipp zu spät gelesen), und ich habe hochgiftiges Nobite im Gepäck, nicht nur für meine Haut sondern auch für Zelt und Kleidung. Und eine Netzweste (Hah, nicht nur einen Kopfschutz!). Den Ventilator (midges mögen keinen Wind) habe ich nach längerer Überlegung dann aus Gewichtsgründen doch zu Hause gelassen… Trotzdem fühlt sich mein Pack verdammt schwer an, als ich es schultere und den 2. Kaffee höflich verneine. Die Wildnis ruft!

    Allerdings lässt die jetzt erstmal auf sich warten. Für die ersten 2 Tage habe ich mich für die einfache Variante am Caledonian Canal entlang entschieden. So kann ich mich an den Rucksack gewöhnen, der etwas schwerer als sonst ist, da ich ein 2. Handy für den Notfall und einen Satellitentrecker (SPOT3) dabei habe. Heute ist aber keinerlei Navigation nötig. Es geht äußerst gemütlich immer am Kanal entlang. Am Neptun staircase schaue ich den Segelbootbesitzern zu, wie sie ihre Boote wie Hunde an der Leine über die 8 Staustufen führen. Das ist ein längeres Prozedere, denn erst als sich alle 5 Segelboote in einer Staustufe gesammelt haben, wird die nächste Staustufe geöffnet. Danach begegnen mir lange Zeit keine Boote mehr auf dem Kanal, also scheint es feste Zeiten für die Öffnung der Stufen zu geben.
    In einem kleinen Café, dass bei meinem Eintrudeln gegen Mittag gerade sein „Closed“ Schild entfernt, lasse ich mir eine Kürbis-Kokossuppe schmecken. Inzwischen ist die Sonne herausgekommen und brennt tatsächlich auf der Haut. Oh Manno, ich habe im Angesicht der gruseligen Wettervorhersage meine Sonnencreme dem Personal des Caledonian Sleepers gespendet..,
    Die Sonne begleitet mich bis zum Abend, genauso wie Himbeersträucher und Walderdbeeren. Besser hätte der erste Tag nicht sein können. Gerade als mir das schnurgerade entlang gehen am Kanal dann doch etwas zu meditativ wird, biegt der Weg ab und führt durch den Wald an den Ufern des Loch Lochy entlang. Hier schlage ich gegen Abend entspannt mein Zelt auf 😎
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  • Laggan

    17. juli 2024, Skottland ⋅ ☁️ 16 °C

    Heute führt der Weg noch eine Weile am See entlang und steigt dann hoch in den Wald. Noch bin ich auf dem markierten Great Glenn Way und treffe auf einige Wanderer, die dank Gepäcktransport mit leichten Tagesrucksäcken unterwegs sind. Schilder machen auf die Umleitung des Weges aufmerksam, weil am Loch Lochy ein Pumpspeicherkraftwerk errichtet wird. Die Umleitung führt in Serpentinen in die Berge. Darüber bin ich dankbar, denn dem Wasser bin ich lang genug gefolgt. Eine verzweifelte ältere Engländerin sitzt am Wegesrand und fragt mich, ob dies wirklich der richtige Weg sei, denn auf ihrer Karte sei er nicht eingezeichnet. „It’s a diversion“ rufe ich fröhlich und stürme weiter geradeaus. „Oh my dear“, ruft sie mir nach „I think you are following an old riverbed. The path is continuing up there!“ Sie zeigt auf den Weg, der weiterhin nach oben führt. Oh weh, wie soll das ab morgen werden, wenn es keine Hinweisschilder und Wanderwege mehr gibt? Ich bin gespannt aber freue mich drauf! Die ersten 2 Tage waren Erholung pur, wichtig zur Regeneration nach dem jährlichen Schulwahnsinn kurz vor den Sommerferien. Aber jetzt wird es Zeit für ein wenig Abenteuer 🤗Les mer

  • Great Glenn Hostel
    Im Matsch versunkenRiver GarryUnd es gibt sie doch, die Brücke

    Poularie

    18. juli 2024, Skottland ⋅ ☁️ 15 °C

    Ich hatte eine sehr ruhige Nacht im Great Glenn Hostel, habe das Zimmer mit drei netten jungen Frauen geteilt.
    Es hat die ganze Nacht geregnet, aber ich muss ja kein nasses Zelt einpacken. Die letzten Kilometer auf dem Great Glenn Way stehen an, doch dann biegt mein weiterer Weg gegen Westen ab, ab jetzt befinde ich mich auf keinem offiziellen Wanderweg mehr. Mein Ziel ist Cape Wrath, der nordwestlichste Punkt Großbritanniens. Aber wie ich dort hingelange, ist völlig mir überlassen. Doch natürlich haben sich schon einige vor mir zum Cape aufgemacht, ich habe Dank der Walkhighlands-App verschiedene GPS-Varianten auf meinem Handy sowie den englischen Travelguide „Cape Wrath“ von Ian Harper.
    Ursprünglich hatte ich heute vor, dem einfachen Weg Richtung Poulary zu folgen, der auf einer verlassenen kleinen Straße östlich des Rivers entlang führt. Aber Ed Sheeran und Annie Lenox auf meinen Ohren lassen mich beschwingt immer weiter geradeaus laufen und ich verpasse den Abzweig. 1,5 Kilometer mag ich nicht zurück laufen. Also entscheide ich mich doch für den pfadlosen Weg, den die Walkhighlands App vorschlägt, vor dem mich aber Berichte anderer Hiker gewarnt haben. Und schon bin ich im Morast gelandet, strauchle, versuche verzweifelt die Vorschläge der App einzuhalten, hangle mich durch hohes Gras und Farn, bleibe mit dem Fuss in Bachläufen hängen weil ich sie im Gestrüpp nicht gesehen habe. Es macht Spaß, ist aber auch super anstrengend und mein Adrenalinpegel steigt. Cool bleiben rede ich mir zu und setze mich erstmal in den Matsch und lese mir die Hinweise für den vor mir liegenden letzten Abschnitt bis Poularie durch. Der vorgeschlagene unsichtbare Weg macht nämlich einen sonderbaren großen Bogen. Die Walkhighland App erklärt mir, dass man so zu einer Brücke gelangen soll, die es aber gar nicht mehr gäbe. Super, dann kann ich den Fluss doch gleich hier durchqueren, denn hier ist eine breite Stelle… Schuhe und Strümpfe sind inzwischen eh patschnass, also ziehe ich sie gar nicht mehr aus. Da der Fluss Strömung hat und doch an einigen Stellen tiefer ist als gedacht, wird auch die Hose pietschnass, aber mir ist inzwischen alles egal und es regnet ja auch von oben. Stolz komme ich an der anderen Seite an - und erspähe links von mir eine Brücke! Ein Blick auf die Karte verrät mir, dass ich gerade den River Garrry gequert habe. Der Hinweis der App bezog sich aber auf den River davor.

    Für heute habe ich genug und weiß auch, dass es ab jetzt gebirgig wird. Ich muss also dringend einen Platz für die Nacht finden. Inzwischen zittere ich vor Kälte. Direkt an der Brücke ist eine flache Stelle und davor sogar ein Holztisch. Ideal! Ich öffne gerade meinen Rucksack, als ein Dienstauto über die Brücke poltert und ein Schotte mit stahlblauen Augen heraus steigt, um das Gatter der Brücke zu öffnen. Höflich frage ich ihn, ob ich hier übernachten darf, „I wouldn‘t do that“ meint er kopfschüttelnd. „The new owners don’t like people on their land.“ Er zeigt auf ein ca. 200 m entferntes Haus. Dann bemerkt er aber meine tropfende Hose und mein leichtes Zittern. „You know what,, they might not even be at home. And it‘s scottish law that we can use private land.“ Ich liebe die Schotten. Aber ich bin nun gewarnt und setze mich nicht mehr an den Tisch sondern verkrümle mich gleich in mein Zelt. Zum Glück, denn 10 Minuten später kommt wieder ein Auto angefahren m. Ein Vater mit seinem kleinen Sohn umkreist mein Zelt…. Zum Glück fängt es an zu regnen und die beiden verschwinden wieder. Ob das die Besitzer waren? Ich bin inzwischen schon im Halbschlaf, nehme mir aber vor morgen ganz früh zu verschwinden…
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  • Der Nebel holt mich einRiver Loyne - heute völlig harmlosCluanie Inn

    Cluanie Inn

    19. juli 2024, Skottland ⋅ ☁️ 14 °C

    Es regnet wieder die ganze Nacht. Da ich gestern ja bereits um 19.00 selig eingeschlummert bin, bin ich ab 5.00 morgens topfit und trinke erstmal einen kalten Nescafe im Bett bzw. auf der Luftmatratze liegend. Gegen 6.00 beginne ich mit dem Abbau und packe mein patschnasses Zelt ein. Das erstemal werde ich von midges umkreist, sie kommen aber nicht wirklich näher. Vielleicht hilft Vitamin B (und natürlich mein Killerspray) ja doch…
    Ich habe heute eine lange harte Etappe vor mir. Es gilt zwei Berge zu erklimmen und einen Fluss zu durchqueren, der von der Walkhighland als zum Teil nicht durchquerbar beschrieben wird. Na toll… aber er stellt sich dann als völlig harmlos heraus. Ich bin heute stolz auf meine Navigationskünste, den trotz der zum Teil unsichtbaren oder sehr uneindeutigen Pfade verliere ich selten meine Richtung. Der erste Mensch des Tages begegnet mir kurz vor Cluanie, ein Engländer, der im Cairgormsreservat ein Praktikum als Vogelranger macht.
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  • Loch Bhealaich

    20. juli 2024, Skottland ⋅ 🌫 14 °C

    Ab jetzt begebe ich mich in totale Abgeschiedenheit und ich muss zugeben, ich bin aufgeregt. Der Abschnitt zum Loch Bhealaich entspricht nicht der empfohlenen Route, ist aber direkter und erspart mir die steilen Falls of Glomach. Über den Abschnitt, für den ich mich entschieden habe, schreibt Iain Harper: "…if your schedule allows more flexibility, from Alltbeithe youth hostel you could head up Gleann Gnìomhaidh to the stunning Loch a Bhealaich. This is one of the most beautiful and remote glens in Scotland."
    Es drizzelt fast den ganzen Tag, aber nach dem super leckeren Frühstück im Inn, habe ich neuen Mut gefasst und ich komme gut voran. Ich bin erstaunt wie einfach mir die Navigation fällt, trotz fehlender Wegzeichen. Aber die weite Sicht, teils vorhandene alte Pfade und natürlich mein GPS lassen mich immer auf Kurs bleiben. Den ganzen Tag begegnet mir kein Wanderer, nur am abgelegensten youthhostel Großbritanniens komme ich kurz mit einem niederländischen Pärchen ins Gespräch. Es ist schon Nachmittag und sie wundern sich, dass ich weiter ziehe. Aber ich muss zum Loch a Bhealaich, sonst wird der Tag morgen zu lang.
    Leider regnet es sich ein und als ich gegen Abend am Loch ankomme bin ich durchweicht und erschöpft. Es dauert eine Weile bis ich eine trockene Stelle zum Zeltaufbau finde. Hier ist alles Marschland. Am Strand zu zelten traue ich mich nicht, denn der See könnte übertreten. Schließlich finde ich eine schmale Stelle etwas oberhalb des Sees, nutze eine kurze Regenpause, um mir mein Abendessen zu kochen und schlafe dann sofort ein. Der Regen prasselt auf das Zelt, aber ich bin warm und geschützt.
     
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  • Maol bhuide

    21. juli 2024, Skottland ⋅ ☁️ 12 °C

    Eine landschaftlich einmalige und super anstrengende Wanderung, durch Morast, wegloses Gelände, bergauf, bergab, über unzählige Bäche und Flüsse.
    Als ich bei Carnach auf einen erkennbaren Pfad treffe, juble ich auf. Die letzten Kilometer bis zur Bothy ziehen sich dann endlos dahin, denn es geht nochmal nach oben auf einen Bergkamm. . Eigentlich kann ich nicht mehr. Aber eine trockne Hütte für heute Nacht ist ein Ansporn und ich bin unglaublich erleichtert, als sie endlich vor mir auftaucht. Inzwischen hat es sich mal wieder eingeregnet, wie so oft abends.
    Ich inspiziere erstmal die Hütte. Sie wurde erst dieses Jahr von Freiwilligen der MBA (schottischer Hüttenverband) liebevoll renoviert und macht den Eindruck eines kleinen Hostels. Leider ist es recht kalt und es gibt kein Feuerholz. Ich entscheide mich für das kleine Zweierzimmer. Später kommt noch ein schottisches Pärchen mit Hund dazu.
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  • Wirebridge bei Craig

    22. juli 2024, Skottland ⋅ ☁️ 14 °C

    Die beiden Edinburgher fragen mich morgens schuldbewusst ob mich ihr Hund geweckt habe. Er habe plötzlich nachts beschlossen er müsse in den Schlafsack zu seinem Frauchen kriechen (wobei es sich um keinen kleinen Hund handelt)… Ich habe von dem Tumult nichts mitbekommen sondern in meinem Kämmerchen wunderbar geschlafen. Und als ich den Kopf zur Tür raussteckende, sehe ich Nebel, aber dahinter die sich hervor kämpfende Sonne. Es wird also endlich ein wunderbarer Tag ohne den üblichen Nieselregen.
    Der Anfang ist weglos aber eigentlich nicht so schwer, denn links habe ich einen See und rechts einen Berg zur Orientierung. Was aber, wenn die beiden aus Spaß mal eben die Plätze tauschen? Zur Sicherheit ist mein Blick deshalb auf das GPS gerichtet. Am Strand vom Loch Calvie nehme ich erstmal ein Sonnenbad - das erste innerhalb von 7 Tagen!
    Heute kommt mir sogar eine Wanderin entgegen, auch das eine absolute Neuheit. Aber das schöne Wetter treibt die „Munro Bagger“ nach draußen. Sie hat ihr Auto in Strathcarron abgestellt, ist 15km auf ihrem mountainbike hergeradelt und möchte jetzt einen der 900er erklimmen. Sie verrät mir, da ich ja schon eine Weile netzlos bin, dass das Wetter die nächsten Tage so wunderschön bleiben soll, ab Donnerstag ist dann aber Sturm angesagt. Bis dahin habe ich hoffentlich Ullapool erreicht, wo ich in der Jugendherberge einen Ausruhtag eingeplant habe.
    Inzwischen erklimme ich den Bearneas Pass auf einem wunderbar erkennbaren Pfad. Leider endet er am Beinn Tharsunn im Nirgendwo und ich muss mich mal wieder auf meine nicht vorhandenen Navigationskünste verlassen. Ich klebe förmlich am Berghang und versuche der roten Linie auf meinem GPS zu folgen, was nicht gelingt, da ich entweder in Geröll lande oder Untiefen ausweichen muss. Irgendwann kapiere ich, dass ich einfach mein GPS weglegen und frei Schnauze laufen muss. Nach einer Stunde habe ich den blöden Berg umrundet und bin endlich auf dem Pass gelandet. Drei Hiker kommen auf mich zu und versprechen mir, dass bald ein erkennbarer Pfad kommt, der mich bis Craig führt. Vor Freude springe ihnen beinahe um den Hals, beherrsche mich aber gerade noch.
    6km vor Craig finde ich am Fluss mit einer Wire Bridge einen wunderbaren Platz für die Nacht. Kurz darauf kommen auch die Edinburgher des Weges. Sie benutzen ebenso wie ich nicht die dubiose Brücke, sondern waten durch den Fluß, der eine geringe Strömung hat.
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  • Alles muss trocknenIsle of Skye im HintergrundBen Eigh MassifWir erblicken die drei Häuser von Kinlochewe

    Kinlochewe

    23. juli 2024, Skottland ⋅ ☁️ 13 °C

    Heute erwache ich das erste mal im strahlenden Sonnenschein. Endlich kann ich meine Sachen und vor allem die patschnassen Schuhe und Socken trocknen.
    Der Weg heute ist durchgehend sichtbar und mit Ausnahme des Ponytrecks, der durch zugewachsenes Gestrüpp führt, auch eher einfach. Zwei Berge darf ich erklimmen mit wunderbaren Aussichten auf das Ben Eigh Massif. Meine Schuhe bleiben durchgehend trocken, das erste mal seit sieben Tagen!

    Ein paar Kilometer vor dem Hotel in Kinlochewe, in dem ich heute meinen Dreck der vergangenen Tage unter der Dusche abkratzen werde, treffe ich auf den ersten Cape Wrath Trail-Wanderer, der den Trail seit Fort William läuft. John freut sich genauso wie ich auf einen Throughhiker zu treffen und wir verschwätzen die letzten Kilometer bis zum Hotel. Wir sind uns beide einig, dass der Trail wegen seiner weglosen Abschnitte anstrengend und gleichzeitig landschaftlich und atmosphärisch einmalig ist. John ist allerdings zwei Tage später als ich gestartet und legt Etappen bis zu vierzig Kilometer am Tag zurück… Aber er ist auch dreißig Jahre jünger und wahrscheinlich doppelt so groß wie ich 😂
    Er hat sich ebenfalls im Hotel eingebucht, da heute Morgen eine Zeltstange seines MSR‘s zerbrochen ist. Damit steht sein weiterer Trip auf der Kippe. Ich biete ihm mein Reparaturkid an.
    Meine Hilleberg-Ersatzstange passt leider nicht, aber er versucht mithilfe eines Rings, den Hilleberg mitgeliefert hat, die Stange zu fixieren und nach unten zu versetzen.
    Gerade waren wir zusammen im super leckeren Hotelrestaurant essen und John hat mir ein Cider spendiert. Er bastelt jetzt an seiner Zeltstange weiter und ich schreibe und lade endlich die Footprints der vergangenen Tage hoch.
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  • Lochivaron Bothy

    24. juli 2024, Skottland ⋅ ☁️ 16 °C

    Es fällt mir sehr schwer, mich vom gemütlichen kleinen Hotel in Kinlochewe zu lösen.. Ich frühstücke mit John und lausche den Schotten und Engländern rechts und links von mir, die ihre Tageswanderungen planen… hmmm … so könnte man auch Urlaub verbringen..,
    John ahnt nichts von meinen abtrünnigen Gedanken. Er zeigt mir stolz ein Foto der reparierten Zeltstange und verkündet, dass er mir meine Ratschläge von gestern Abend zu Herzen genommen hat. Er wird für den Trail doch nicht nur insgesamt 11 sondern 13 Wandertage einplanen (ich brauche voraussichtlich 18….). Außerdem wird er einen Teil seiner Sachen nach Hause schicken um sein Rucksackgewicht von 28kg auf 20 kg runterzuschrauben z.B. die 2 Flaschen Sonnencreme (die braucht er hier wirklich nicht), das Buch über Schottland sowie 2 der 4 Powerpacks.. Trotzdem versteht er nicht, warum mein Rucksack so viel leichter ist. Na ja, ich finde 10-11 kg auch nicht gerade leicht (habe zu viel Essen dabei), erkläre ihm aber das Prinzip der Utraleichtausrüstung. Davon hat er tatsächlich noch nicht gehört, ist in seinem Alter aber auch nicht so wichtig . Wir verabschieden uns herzlich, denn er hat heute noch großes vor (wahrscheinlich wieder 40 km) und ich gehe mit bleiernen Beinen in mein Zimmer. Ich weiche heute von der Route ab, da ich mir morgen den beeindruckenden Corrieshalloch Gorge anschauen möchte. Irgendein CWT-Blogger hatte diese Variante vorgeschlagen und ich war gleich begeistert, da man von dort gut nach Ullapool kommt, ohne hitchen zu müssen. Ullapool liegt zwar etwas weg von der Route, eignet sich aber wunderbar für einen Zero und resupply, weshalb es von vielen CWTlern als Zwischenstopp genutzt wird. Von dort gibt es einen Track, der wieder auf den Trail führt.
    Der Abstecher zum Gorge ist allerdings nicht vorgesehen, weshalb ich mir meinen eigenen GPS Track zusammen stellen musste um dort hin zu gelangen . Ob das gut geht?
    Es geht gut! Nach 27 km und wechselhaftem Wetter und wie immer bezaubernder Landschaft komme ich in der Lochivaron Bothy an. Und es gibt sogar Internetempfang obwohl sie in the Middle of nowhere liegt und ich den ganzen Tag keinem Menschen begegnet bin.
    Morgen habe ich noch ca. 11km bis zum Gorge und damit genug Zeit ihn zu erkunden bis mein Bus nachmittags nach Ullapool fährt.
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  • Friedliche Geister auf dem Dachboden der BothyUllapool

    Corrieshalloch Gorge und Ullapool

    25. juli 2024, Skottland ⋅ ☁️ 15 °C

    Nach einer ungestörten Nacht - in jeder Bothy wohnt ein Geist, aber diesmal war es wohl ein guter - mampfe ich meinen letzten Porridge und mache mich auf den Weg zum Gorge. Der einsame Schotterweg am Loch a Bhraoinn ist trotz mehrerer Zuflüsse einfach zu bewerkstelligen.
    Anstrengend für meine Nerven ist dagegen der letzte Teil zum Gorge, denn gefühlt alle 5 Minuten rast hier auf der zweispurigen Straße ein Auto vorbei. Brav laufe ich auf der rechten Seite, also gegen die Fahrtrichtung, wie John es mir beigebracht hat. Ich komme aber gegen meinen Instinkt nicht an und hüpfe sofort in den Graben sobald ich ein Auto hinter mir höre obwohl es ja auf der anderen Seite fährt…
    Trotz des Nieselregens erreiche ich bereits um 11.00 völlig verschwitzt den Gorge und steure als erstes die Brücke an, die über die 60 Meter tiefe Schlucht führt. Natürlich bin ich hier nicht allein, Touristen verschiedener Länder tummeln sich am Anfang und Ende der Brücke, die immer nur von 6 Menschen gleichzeitig betreten werden darf. Wo bin ich denn hier hin geraten? Bisher hatte ich Wasserfälle immer für mich alleine, okay keiner davon stürzte 60 Meter in die Tiefe… Ich schwätze kurz mit dem englischen jungen Guard in der orangenen Weste, der mir versichert, dass am frühen Nachmittag ein Bus nach Ullapool fährt. Am liebsten würde ich dorthin laufen, denn es sind keine 20 Kilometer, aber Ian Harper hat dringend davon abgeraten die Schnellstraße entlang zu wandern . Da mir bereits das kleine Landsträsschen die Schweißperlen ins Gesicht getrieben hat, befolge ich seinen Rat und laufe stattdessen brav die verschiedenen Wege ab, die das Reservat vorgibt. Nach den Tagen in der Einsamkeit erscheint es surreal, kleinere Wasserfälle vom gepflegten Weg aus zu bestaunen. Heh, solche treppenförmigen Fälle überspringe ich normalerweise mit Leichtigkeit, hier darf ich das leider nicht und brauche es auch nicht, denn auf der anderen Seite geht es ja für mich nicht weiter..,
    Neu ist für mich die Info, dass ich friedlich an den Lochs und Creeks grasenden Pferden, die mir anbieten mich über den River zu tragen, nicht trauen darf! Es handelt sich dabei in Wirklichkeit um Kelvies,!!! Wassergeister die mich in die Untiefen der dunklen Gewässer ziehen wollen! ! Heh Ian Harper, warum hast du mich davor nicht gewarnt? Ich beschließe ihm zu schreiben, dass diese Gefahr unbedingt in seinen Hiking Guide mit aufgenommen werden muss. Don’t trust the ferryhorse!

    Sehr willkommen ist mir das Café am Parkplatz. Meine Coliflower Roll, Irn Brew (das schottische Nationalgetränk) und der Kaffee schmecken köstlich. Ein Grinsen treibt mir eine achtköpfige indische Familie ins Gesicht, die alle mit Moskitonetzen auf dem Kopf wie Bothiegeister herumlaufen. Oder sind es welche? Dann bemerke ich aber, dass auch die Familie aus Liverpool mit den 4 kleinen lärmenden Jungs ihre Kopfnetze aus der Tasche zieht, Soviel Aufwand wegen 20 Midges? Na ja, durch meine 10 Tage in den Highlands bin ich vielleicht selbst zu einer Midge geworden, jedenfalls lassen sie mich mal wieder weitgehend in Ruhe.

    Der Bus kommt pünktlich und hält nur für mich. Als ich meinen Rucksack hinein hieve, grinst mich eine wettergegerbte Endsiebzigerin mit Rucksack freundlich an. Später treffen wir uns im Hostel wieder und sind tatsächlich im gleichen Zimmer. Ursula („Örsela“) ist Musiklehrerin in Cambridge. liebt es Berge zu besteigen und spannende Geschichten zu erzählen. Ihre Osteoporose nervt sie, den letzten Wirbel hat sie sich vor kurzem gebrochen, als sie bei einer Wanderung versucht hat, ein Schaf aus dem Morast zu ziehen...
    Als die Interrailerin Johanna aus Österreich in unser Zimmer kommt, sieht sie zwei Oldies mit gekreuzten Beinen auf dem Fußboden sitzen, inmitten des verstreuten Inhalts ihrer Rucksäcke (eigentlich wollte ich Wäsche waschen). Ursula gibt gerade die Story preis, wie für sie eine Tageswanderung in den Highlands im April zu einer gefährlichen kalten Nacht wurde, denn der Rettungshubschrauber, den sie mit Hilfe der letzten Zuckungen ihres Handys zuhilfe gerufen hatte, fand sie nicht. Ursula hat einige Geschichten auf Lager und selbst in der Nacht scheint sie weiter zu erzählen, denn ich höre leises Brabbeln aus ihrem Bett kommen….
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  • Ullapool - restday

    26. juli 2024, Skottland ⋅ ⛅ 14 °C

    Seit Tagen meldet sich mein rechtes Knie und ich wandere nur noch mit Bandage. Abends bin ich am rumeiern, laufe steif und ungelenkig. Deshalb kommt mir die ohnehin eingeplante Pause in Ullapool sehr recht.
    Ursula macht sich für ihre Bergwanderung fertig, vorher operiere ich ihr noch eine Zecke aus dem Arm. Dann verabschieden wir uns herzlich. Sie wird heute in der Bothy schlafen, die ich für morgen ansteuere. Ich bitte sie, mir von den aktuellen Geistern dort zu berichten, aber wahrscheinlich hat sie kein Internet.

    Ich bin heute Touristin und habe mir eine Bootstour auf dem Loch Broom (eigentlich ein Fjord) zu den Summer Isles gebucht. Es macht Spaß die wunderbare Landschaft mal ohne eigene Anstrengung zu erleben. Wir sehen relaxende Robben, einen kreisenden Seeadler,, einen schüchternen Delfin sowie Komorane und Austernfischer.
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  • Schoolhouse Bothy

    27. juli 2024, Skottland ⋅ ⛅ 15 °C

    Gestern Abend gab es noch einen wunderschönen Regenbogen in Ullapool, den ich bewundern durfte, während ich Cider schlürfte und mich mit einem schon sehr erheiterten Schotten unterhielt.
    Heute geht es dann wieder in die Einsamkeit. Stundenlang begegnet mir kein Mensch dafür viele Tiere. Eine Herde Kühe macht es sich auf meinem Wanderpfad gemütlich und macht keinerlei Anstalten aufzustehen. Mir bleibt nichts anderes übrig, als mich auf der verschlammten Wiese vorsichtig an ihr vorbei zu drücken. Schuhabdrücke zeigen mir, dass es anderen ähnlich erging.
    Am Nachmittag glaube ich dann 2 Gestalten in der Ferne zu erblicken. Aber sie bewegen sich nicht sondern starren schwarz und gerade in meine Richtung. Mir wird unheimlich. Die Geistergeschichten der letzten Tage haben ihre Spuren hinterlassen…
    Beim Näherkommen erkenne ich, dass es die Schornsteine der Knockdamphbothy sind. An dem dunklen Gebäude würde ich am liebsten einfach vorbei eilen. Aber hier wollte Ursula nach ihrer Bergtour letzte Nacht schlafen und mir dann heute auf ihrem Rückweg entgegen kommen. Da das nicht der Fall war, möchte ich im Hüttenbuch nachschauen, ob sie eine Nachricht hinterlassen hat.
    In der Hütte liegt ein Rucksack, ansonsten ist sie leer. Im Hüttenbuch steht nichts.
    Ich beschließe zur 6km entfernten Schoolhouse Bothy weiter zu laufen. Da kommt mir eine schlanke Gestalt entgegen, ein Franzose, der gerade vom Cape zurück gekehrt ist und jetzt noch bis Ullapool läuft - erst der 2. Cape Wrath Trail Hiker in 11 Tagen.
    Inzwischen habe ich mal kurzzeitig Internet und erhalte von Ursula die Nachricht, dass sie gar nicht in der Bothy sondern in einer der Fischerhütten am See übernachtet hat. Am Morgen hat sie dann gleich einen Lift bekommen und war bereits um 9.00 wieder im Hostel. Wir müssen uns gerade so verpasst haben.

    5 km später treffe ich auf 2 Aberdeener, die an ihren Autos sitzen und chillen. Eigentlich sind sie seit einer Woche zum Fischen hier, aber das Wetter sei zu trocken. Kein Wasser in den Flüssen ( für mich ein großes Glück, denn die Überquerungen sind ein Kinderspiel) bedeutet natürlich auch keine Fische. Aber so könnten sie wenigstens mehr trinken, meint der eine und bietet mir ein Bier an. Ich lehne dankend ab. Nach 24km und einem zwar super ausgebauten aber sehr steinigen Weg tun mir Knie und Füße sehr weh. Blöderweise bin ich ohne Bandage gelaufen. Jetzt will ich nur noch ankommen.
    Endlich taucht die Bothy aus der Ferne auf. Sie ist aus Holz und innen warm und gemütlich und ich habe sie zunächst ganz für mich alleine, später kommen noch 2 Munrobagger dazu, die mit dem Auto angereist sind und mich auf einen Whisky einladen.
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  • River Oykel bis Loch Ailsh

    28. juli 2024, Skottland ⋅ ☁️ 17 °C

    Der Abend mit Bill und Nick, zwei Ingenieuren, die aus einem unaussprechlichen Ort zwischen Glasgow und Edinburgh stammen, wird noch sehr nett. Sie haben einige Biere dabei. Mir reichen aber eine Dose sowie ein kleiner Whisky, den man immer mit einem Schuss Wasser mischen muss, wie ich erfahre. Bill besteigt am Sonntag seinen vorletzten Munro (es gibt davon 282) und findet, dass dies ein Grund ist vorzufeiern.
    Mein Sonntag wird weniger aufregend. Nachdem Bill mir noch einen Kaffee frisch aufgebrüht hat (nun ja einen kleinen Brummschädel habe ich schon) laufe ich fast den ganzen Tag am River Oykel entlang. Zunächst geht es über die Oykel Bridge zum Oykelhotel, dessen Restaurant leider Sonntagvormittags geschlossen hat.
    Später treffe ich das erstemal auf Cape Wrath Trail Zeichen. Aber ich bin informiert und lasse mich nicht in die Irre leiten! Hier versucht jemand die CWT Hiker vom gemütlichen Pfad am Fluss entlang abzulenken und schickt sie stattdessen ins matschige Hinterland. Aber nicht mit mir! Außerdem störe ich sowieso keine Lachsfischer am Oykel River, denn der hat zu wenig Wasser.
    An der Benmore Lodge (eine private Jagdlodge) werde ich von ein paar Jagdhunden angekläfft. Den ganzen Tag ist mir niemand begegnet, da kann ich auf diese Kläffer jetzt auch verzichten.
    Nach der Lodge, hinter Loch Ailsh, finde ich am Fluss (schon wieder der River Oykel) ein wunderbares Plätzchen zum Campen.
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  • Unten am See liegt die LodgeTraligill CavesIchnadamph Explorer Lodge

    Ichnadamph

    29. juli 2024, Skottland ⋅ ☁️ 15 °C

    Heute steht wieder das erste mal seit 3 Tagen eine Bergetappe mit weglosen Abschnitten an und mir ist etwas mulmig. Dabei ist der Morgen herrlich sonnig und am Anfang folge ich auf schmalen Pfaden einfach dem River Oykel. Schließlich geht es aber höher und ich frohlocke:. Von wegen weglos! Ich kann eindeutig einen Pfad erkennen, der sich erstmal steil den Berg hinauf windet. Da ich zwischen zwei Bergen hindurch muss, halte ich nach einem Plateau, Ausschau, es kommt aber keines. Misstrauisch schaue ich jetzt doch mal auf mein Handy und merke, dass ich völlig falsch bin. Ich bin gerade dabei einen Munro zu besteigen! Na super. Mein „Weg“ (der natürlich keiner ist) verläuft wesentlich weiter unten und ich hätte längst die letzten Ausläufer des Oykel überqueren müssen. Also alles wieder runter, diesmal mit GPS vor der Nase…
    Am späten Nachmittag komme ich zerschlagen aber auch gut gelaunt wegen superschöner Aussichten und dem sonnigen Wetter in Ichnadamph an, wo ich mich für 2 Tage ins Hostel eingemietet habe. Harald kommt Samstag, um mit mir die 2 letzten Etappen zu laufen. Da darf ich jetzt etwas langsamer machen.
    Im Hostel treffe ich auf Ursula, die hierher gehitcht ist. Wir tauschen unsere Erlebnisse der letzten 2 Tage aus.
    Spannend sind auch die Erlebnisse eines jungen Österreichers, der im Bett über mir schläft. Er hat 5000 Kilometer auf dem Fahrrad hinter sich, ist von Barcelona hierher geradelt und wird morgen seine Tour in Durness beenden.
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  • Kylestrome

    31. juli 2024, Skottland ⋅ ☀️ 14 °C

    „Midges! Ganz viele!“ ruft mir der 10jährige Sohn der Berliner Familie entgegen, mit denen Ursula und ich gestern an langen Holzbänken Unmengen Chili con/sin Carne gegessen und den Abend verschwätzt haben.
    „Klar“, sage ich schlau, „heute gibt es keinen Wind, keine Sonne, keinen Regen- perfektes Wetter für die Midges!“

    Aber was das für mich und meine Wanderung bedeutet, merke ich als ich ihnen da draußen wenig später bedingungslos ausgesetzt bin… Meine Taktik, sie einfach zu ignorieren, gelingt diesmal nicht. Dabei ist die Etappe wunderschön. Wegen meines Knies habe ich mich für eine einfachere Variante entschieden, die am Ardvreck Castle, an einem Wasserfall und durch den Geonationalpark führt. Im Visitorcenter mampfe ich Kuchen und informiere mich über die verschiedenen alten Gesteinsformen, die die Berge in unterschiedlichen Farben schimmern lassen.

    Schließlich führt der Weg über die Fjordbrücke bei Kylesku. Ab Kylestrome gelange ich dann wieder in die Berge und somit zurück auf die Hauptroute. Mein Zelt schlage ich, mit Hoffnung auf ein bisschen Wind ,weit oben auf - mit Blick auf Loch Glendhu. Die Midges sind weder von Höhe noch Ausblick zu beeindrucken. Ihre Aufmerksamkeit gilt alleine mir, weshalb ich mich erstmal ins Zelt zurück ziehe. Zum Glück kommt irgendwann die Abendsonne raus. Die Midges gehen in der Wiese schlafen, damit sie nicht austrocknen und ich stehe wieder auf.
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  • Loch Airigh a Bhaird

    1. august 2024, Skottland ⋅ ☁️ 18 °C

    Heute laufe nicht mit der Leichtigkeit von gestern. Vielleicht liegt es an den fehlenden Highlights, vielleicht aber auch an dem schönen Wetter, denn ich lasse mich alle Stunde erleichtert ins Gras sinken. Mir fehlt wohl der Midgesantrieb😅
    Morgen kommt eine harte Etappe mit einem schwierigen Rivercrossing. Heute morgen habe ich noch überlegt, es noch gleich heute hinter mich zu bringen, aber daraus wird bei diesem Tempo nichts.
    An der Lochstack Lodge fallen mir mehrere dunkle große Nobelautos auf. Eine Jagdgesellschaft😦?
    Mir fallen keine Warnschilder auf und die wirklich in nobler Jagdkleidung bekleideten Schotten zeigen wenig Interesse an mir . Ein paar Kilometer dahinter suche ich mir in der Pampa einen Schlafplatz, denn es ist bereits früher Abend..
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  • Inshegra

    2. august 2024, Skottland ⋅ ☁️ 15 °C

    Mein Wecker klingelt um 6.00. Es soll ab 8.00 regnen und da möchte ich das Zelt bereits verstaut haben. Aber ich kuschle mich nochmal in den Schlafsack, inzwischen hat sich der Regen auf 9.00 verschoben.
    Um 8.15 bin ich abmarschbereit und möchte gerade den Rucksack aufsetzen, als ich einen aus dem Norden kommenden CWThiker entdecke. Ich rufe nach unten und er schaut verwirrt umher, bis er mich über sich entdeckt. Leider pfeift mir der Wind laut um die Ohren, aber ich verstehe zumindest, dass das gefürchtete Rivercrossing kein Problem sein wird. Während der Hiker in der Ferne verschwindet, klettere ich meinen Hügel hinunter und laufe beschwingt den Pfad hinauf, bis mir einfällt, dass ich doch eigentlich längst weglos sein müsste. Ein Blick aufs Handy zeigt mir, dass ich schon 1.5 Kilometer übers Ziel hinaus geschossen bin. Na super… also den Berg wieder hinunter und ab der Stelle, die mir mein Handy und eigentlich auch ein netter Steinhaufen anzeigt: Ab in die Bogs.
    Meine Füße genießen den weichen Boden. Heute geht es trotz pfeifendem Wind viel besser als gestern voran. Etwas Sorgen macht mir, dass ich vor ein paar Tagen das Raincover meines Rucksacks in der Schoolhousebothy habe hängen lassen. Im Rucksack ist zwar alles in weitgehend wasserdichte Packsäcke verstaut, aber ein patschnasser. Rucksack ist auch nervig… Deshalb habe ich das dünne Groundsheet von meinem Zelt um den Rucksack gewickelt, das im Wind flattert und enormen Krach macht..,
    Vor dem Fluss begegnen mir drei Männer, die ihr Kanu über Land schieben. Sie haben hier gezeltet und bringen es zu dem Loch auf der anderen Seite, um von dort weiter zu paddeln.
    Das Rivercrossing lässt sich bei nur leichter Strömung easy bewerkstelligen. Ab jetzt hangele ich mich durch Farn und hohes Gras am Ufer des Loch a Gharb bhaid Bheag entlang. Bereits um 12.00 erreiche ich Rhiconich und habe Hunger. Aber der Pub des Hotels hat geschlossen und der Besitzer knurrt etwas von facilities in Kinlochbervie. Jetzt fängt es auch noch an zu regnen. Ich wetze 4 km an der Landstraße entlang und erreiche das Schoolhouse B&B, wo ich die nächsten 2 Nächte verbringen werde. Zum Glück darf ich schon mein Zimmer beziehen, denn eigentlich öffnet es erst um 16.00,. Ein Anruf gewährt mir früheren Einlass.
    Am Nachmittag gehe ich zum 1 km entfernen London Store, einem Krämerladen der sehr beliebt bei den CWTlern ist, denn dort gibt es das erste frische Obst und Brot seit Ullapool zu erstehen. Der Besitzer ist tatsächlich so lieb und schrullig, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Er fragt mich streng, warum ich den CWT alleine laufe (hah, tue ich ja ab jetzt nicht mehr) und er schenkt mir zwei 60 Liter Müllsäcke als Ersatz für mein verlorenes Raincover. „But don’t loose them!“ ermahnt er mich.
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  • Sandwoodbay- what a day!

    4. august 2024, Skottland ⋅ ☁️ 15 °C

    Harald ist seit gestern Abend da und läuft mit mir die letzten 2 Etappen - yeah!
    Nach einem dicken Frühstück und einem kurzen Hike mit Niels und Emma, den Niederländern, verabschieden wir uns von den beiden und stapfen in die Wildnis. Es gibt nämlich 2 Wege zur Sandwoodbay: einen der etliche Kilometer an einer meist einspurigen Straße entlang geht und dann einen gut begehbaren Pfad bis zur Bay entlang führt und einen Weg der mitten durch die Bogs zur Bay führt. Da Emma sich den Fuß verstaucht hat, entscheiden sich die beiden Niederländer für den Strassenweg. Ich schlage Harald den Weg durch die Pampa vor… was sich als großer Fehler herausstellt…
    Harald ist natürlich noch nicht eingelaufen und wir kommen nur sehr langsam voran. Nach einer Pause mache ich einen großen Navigationsfehler, führe uns im Kreis herum und völlig weg von unserer GPSroute. Inzwischen ist es schon weit nach Mittag und wir sind nur wenige Kilometer voran gekommen. Ich merke, dass wir eigentlich rückwärts gehen, beschließe aber mit Harald, dass es das wichtigste ist, wieder auf die Route zu kommen.
    Als wir endlich wieder auf der von meinem GPS angezeigten roten Linie gelandet sind, traue ich meinen Augen nicht. Wir sind auf einem festen Weg gelandet- er entpuppt sich als der, auf dem wir vor 3 Stunden entlang gegangen sind, bevor es in die Bogs ging! Eigentlich bin ich erleichtert, denn bei dem Tempo - aufgehalten durch tiefen Morast und etliches auf und ab - hätten wir es heute nicht mehr zur Bay geschafft,
    Nach der Plackerei können wir nun aber mit gutem Gewissen den langen Strassenteil trampen und dann den ausgebauten Pfad zur Bay nehmen.
    Leider fängt es an zu regnen, als wir die Strasse erreichen. Ich sehe einen nett aussehenden Menschen mit vermeintlich leerem Auto, der gerade einen Fotostopp gemacht hat, stürze auf ihn zu und frage, ob er uns aus der Patsche helfen kann. Leider habe ich die 2 Kinder auf dem Rücksitz übersehen. Der junge Engländer ist aber super hilfsbereit, baut einen Kindersitz aus und lässt seinen kleinen Sohn vorne neben Harald sitzen. Ich steige hinten neben der kleinen Tochter ein - mit beiden Rucksäcken auf den Schoß. Obwohl er eigentlich nur bis Kinlochbervie möchte, um sich nach dem Campingurlaub ein Hotel mit den beiden Kids zu gönnen, fährt er extra für uns noch ein Stück bis Okdmoreshore! Wir bedanken uns begeistert, auch bei den beiden Kids, die den Umweg ohne zu Murren in Kauf genommen haben.
    Jetzt haben wir nur noch 2 km der schmalen Strasse und dann noch 7km auf einem gut begehbaren Pfad vorbei an Dünen und 2 Seen zu bewältigen. Da es inzwischen wieder nieselt, laufen wir die Strecke in einem durch und kommen erleichtert gegen 18.00 in der legendären Sandwoodbay an. Es war mein Traum hier zu zelten.

    Im Trockenen bauen wir das Zelt auf. Die Wassersuche gestaltet sich etwas schwierig, aber schließlich hole ich es aus dem nahegelegenen See. Zum Glück habe ich ja meinen Wasserfilter dabei und zusätzlich kochen wir es ab. Zum Abendessen gibt es heute 2 Real Turmat-Mahlzeiten, die uns die netten Niederländer geschenkt haben (sehr lecker!) und zum Aufwärmen Tee mit Whisky.
    Aus Haralds Zelt kommt sehr schnell kein Laut mehr. Ich stecke aber in der Abenddämmerung (die kommt hier erst gegen 22.00…) nochmal den Kopf aus dem Zelt. Und da sehe ich das Licht des Lighthouses! „Komm! Mach hinne!“ blinkt es mir zu.
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  • Cape Wrath - we did it!

    5. august 2024, Skottland ⋅ 🌬 16 °C

    „At the end of such an epic journey, as you wander through the slightly forlorn buildings hunched on the wind-seared cliffs of the cape, it’s only natural to have mixed feelings. Elation at having reached your final objective, satisfaction at having endured the physical hardships along the way, humility in the face of the raw power of nature all around, regret or relief that the journey is finally over. It will take days if not weeks to process the magnitude of this experience…
    But try to hold on to some of the sedate pace of the wilderness, remembering the simple pleasures of getting from one place to another, surviving and traversing a landscape that has existed since time immemorial. The cape will still be standing, stolid and immovable, a giant buttress to the wild atlantic, long after our own time has come and gone. And you were there, in that place and in that moment.“

    Ian Harper, Cape Wrath Trail

    Ian hat in seinem Epilog genau das in Worte gefasst, was gerade in mir vorgeht.
    Danke ihr Lieben, dass ihr mir auf meiner Journey gefolgt seid 😊
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    Reisens slutt
    5. august 2024