• Paul D
Nov 2016 – Feb 2017

SOA - Paul lebt noch...

Pengembaraan 103hari oleh Paul Baca lagi
  • Die Unterwelt (Busfahrt Konglor - Pakse)

    3 Januari 2017, Laos ⋅ ⛅ -1 °C

    Dass sich nach überstandener Höhlen-Durchquerung doch noch die laotische Unterwelt auftun würde und dies bei strahlendem Sonnenschein, hatte ich bei der Titulierung des vorherigen Footprints ("Eintritt in die Unterwelt") nun wahrlich nicht erwartet! Die "Hölle auf Erden" manifestierte sich in Form einer Busfahrt vom abgelegenen Konglor in den Süden Laos' nach Pakse.

    Angekündigt war uns eine knapp zehnstündige und insgesamt 75.000 Kip teure Reise, erst mit Sammeltaxi zur Hauptstraße (Nord-Süd-Achse) und dann weiter mit dem Bus. Pünktlich und so gut gelaunt wie es eine Abfahrt um 6:30 Uhr eben erlaubt, standen wir gestiefelt und gespornt vor unserem Hostel. Nun sind wir den laotischen Wahlspruch (Ursprung nach dt. Sprichwort) "Gemach, gemach, gemach, gemach, gemach, gemach,....!" und seine gewissenhafte Befolgung natürlich schon gewohnt; es überraschte uns aber dennoch, dass selbst nach einer Stunde Wartezeit kein Sammeltaxi auftauchte! Urplötzlich wies uns dann der Hosteleigner an, doch den 'local'-Bus zur Hauptstraße zu nehmen. Da andere Optionen durch Inexistentenz bestachen, zahlten wir zähneknirschend 40.000 Kip und legten in drei Stunden ca. 15 % der Wegstrecke (Gesamtdistanz knapp 600 km) zurück.

    An der Hauptachse angelangt, drängte uns die Alternativlosigkeit in einen weiteren Reisebus der Holzklasse. Glücklicherweise sollte der Bus (für ein bescheidenes Entgelt von 100.000 Kip) direkt nach Pakse fahren. Long story short: es wurde zwar der direkte Weg genommen, jedoch oben erwähntes Nationalmotto zur Perfektion getrieben!

    Nach längeren Aufenthalten in zwei bestechend schönen (*hust*) Busbahnhöfen (Thakhek und Savannakhet) sowie 294 Zwischenhalten in der Pampa (Gründe: Rollerverladung, Ein-/Ausladen großer Baumscheiben, Extrahalt für Local Nummer 1, 75 m weiter Extrahalt für Local Nummer 2, Kontrollpunkt 53 des Militärs, leckerer Snack am Straßenrand dem der Fahrer nicht widerstehen konnte, Pause weil schon wieder 5,91 km ohne Zwischenhalt geschafft waren, Stopp ohne Grund, grundloser Halt und Ausblick auf Landschaft genießen drei Stunden nach Sonnenuntergang) kamen wir um 22:30 Uhr in Pakse an.

    Ach ne Moment...wir kamen am Busbahnhof außerhalb der Stadt an! Zur vollkommenen Transportkatastrophe gehört nämlich noch die übliche Touristenabzocke: Der Bus fährt nicht in die Innenstadt und aufgrund später Ankunft steht zufällig nur noch das Tuktuk des Busfahrer-Schwagers zur Verfügung. Natürlich zum nicht verhandelbaren Sonder-Festpreis (in unserem Fall 20.000 Kip).

    Weitere Highlights der Fahrt:

    - Laute Thai-Schwülstmusik inklusive Musikvideo im Wechsel mit Aufzeichnungen von Comedy-Auftritten (Fäkal- und Sexismus-Humor...wurde auch ohne Sprachkenntnis deutlich).

    - Alle drei Minuten Schlagloch-Katapult, das einen ca. 10 cm aus dem Sitz hob (aber hey...zumindest hieß das, dass der Bus fuhr! 🙈😁)!

    - Bei jedem zweiten Halt kamen Händler mit ganzen Hähnchen am Spieß durch den Bus gelaufen. Rezept zum Nachkochen für die Interessierten: man nehme ein lebendiges Huhn, lasse einen dreieinhalb-Tonner drüberrollen (flach wie eine Flunder muss es sein!) und stecke einen Spieß hindurch. Dann einfach zwei Stunden in den Rauch eines brennenden Plastikmüll-Haufens hängen und vier Tage in der Sonne von Fliegen bearbeiten lassen. Bisschen abschmecken mit brauner Schuhcreme - fertig!

    Fazit: wie wir nach (mit Warterei) 16 Stunden Busfahrt und 160.000 anstatt versprochenen 75.000 Kip noch ein fröhliches Gruppenselfie mit Grayden und Leonie hinbekommen haben, wird mir auf Ewig ein Rätsel bleiben!
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  • Bolaven-Plateau - Loop Tag 1

    4 Januari 2017, Laos ⋅ ⛅ 29 °C

    Nach überstandener Horrorbusfahrt (siehe vorheriger Footprint) ließen wir unsere großen Backpacks im Hostel zurück und mieteten einen Motorroller, um von Pakse aus auf einen zweitägigen Rundkurs (kleiner Loop) durch das Bolaven-Plateau zu starten. Diese Hochebene (immerhin 1200 m) ist 10.000 qkm groß, in einem Vulkankrater gelegen, von mehreren Flüssen durchzogen und zeichnet sich aufgrund nährreicher Vulkanerde und eigenem feucht-kühlen Mikroklimas (meist nicht mehr als 25 °C) durch besonders fruchtbare Ackerfläche aus. Auf dieser werden vor allem Kaffee, Tee, Pfeffer, Kadamon und Wasserfälle angebaut.

    So brausten wir los auf die Rundstrecke, durch grünende Landschaft und vorbei an winkenden Kindern (immer ein gutes Zeichen für etwas untouristischeres Gebiet; in Großstädten wird man eher selten so willkommen geheißen).

    Ersten Halt legten wir bei Tad Phasuam (Tad = Wasserfall) und umgebenden kleineren Fällen ein (Bilder 1-3) - für mich in der Rückbetrachtung eigentlich gleich der schönste aller gesichteten Fälle auf dem Loop, da man auf den großen Steinen direkt zur Fallkuppe balancieren konnte (in Deutschland undenkbar): profilbildverdächtig!

    Von dort fuhren wir weiter zur Kaffeplantage von Mr. Vieng, der uns nach Verköstigung (Nudelsuppe) in einer kleine Tour durch sein Anbaugebiet führte. Zu sehen gab's neben den angebauten Kaffeesorten (Arabica, Robusta und Liberica) auch die verschiedenen Verarbeitungsschritte bis in die Tasse. Außerdem dezimierten wir die dortige Ameisenpopulation um einige hundert Tiere: schmecken erstaunlich gut und können im Salat anstatt Zitrone eingesetzt werden.

    Zum Abend hin ging's in die kleine Ortschaft Tad Lo, die am Rande zweier Wasserfälle gelegen uns für die Nacht beherbergte. Den nördlichen der beiden Tads schauten wir am Abend noch an; die Bilder (5/6) stammen aber vom nächsten Tag, weil die Kulisse in der Morgensonne einfach noch besser aussieht!
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  • Bolaven-Plateau - Loop Tag 2

    5 Januari 2017, Laos ⋅ ⛅ -4 °C

    Der zweite Tag auf dem Loop begann mit nochmaliger Besichtigung der Tad Lo Wasserfälle (diesmal auch den Südlichen, Bild 3). Nach kurzer Frühstückspause stiegen wir wieder auf unser Moped "Zoomer-X" (Honda) und zoomten los zu weiteren Tads. Der in der Nähe zum Ort gelegene Tad Suong konnte uns aufgrund herben Wassermangels allerdings nicht überzeugen (den darum wissenden Eintrittswart hielt dies aber nicht davon ab, uns eine Parkgebühr abzuknöpfen).

    Im Laufe des Vormittags düsten wir noch durch die Orte Tha Tang und Paksong, welche durch ausgesprochen hässliche Betonfassaden bestachen. Die Strecke selbst ist aber eigentlich sehr gut ausgebaut (asphaltiert), jedoch muss man des öfteren mal 'nem Ferkel, Kühen, Wasserbüffeln, Hühnern oder Hunden ausweichen. Trotzdem oder gerade deswegen macht das Fahren selbst extrem viel Spaß!

    Zu Mittag kamen wir dann am zweithöchsten Wasserfall des Plateaus Tad Yuang an (Bild 4) - verdammt schön und durch die Gischt auch erfrischend! Das dort verspachtelte Mittagessen bleibt uns nicht nur wegen der sehr hohen Preise für kleine Portionen (10000 Kip = 1,20 € für 180 ml Cola ist selbst für europäische Verhältnisse teuer; ich wusste nicht, dass solch winzige Cola-Flaschen überhaupt existieren!) in Erinnerung, sondern auch durch den Besitzer des Restaurants, der sich am Nebentisch mit Landsleuten munter einen ansoff. Er war recht besorgt um unser Wohlergehen und bestand darauf den selbstgebrannten Kadamon-Schnaps zu kosten ("good for everything: heart, brain and sex!"). Da Schlaglöcher doppelt zu sehen beim Rollerfahren nicht unbedingt von Vorteil ist, musste sich Steffi wohl oder übel erbarmen das "small glass" (halbes Saftglas, ca. 100 ml) zu eliminieren (schmeckte aber gar nicht mal übel)!

    So gestärkt machten wir uns (teils mit Fahne) auf zum 120 m hohen Wasserfall Tad Fane. Dieser (Bild 5) war von einer Aussichtsplattform zu begutachten und leider irgendwie nicht halb so beeindruckend wie erwartet, da man recht weit weg stand. Außerdem zog es trotz schönster Morgensonne zum Nachmittag hin immer mehr zu.

    Dennoch fuhren wir noch zu einem weiteren Tad (Tad Champee, letztes Bild) - einfach paradiesisch, vor allem weil ein natürlicher Pool zum Baden einlud. Auf dem Rückweg überraschte uns das Hochplateauwetter dann noch mit einem kurzen, aber kräftigen Schauer, aber als Pakse in Sicht kam schien schon wieder die Abendsonne, so dass wir getrockneten Fußes unser Hostel betraten.

    Fazit: Wunderschöne Tour mit fantastischer Landschaft und einer tollen Varietät an Wasserfällen!
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  • "Probier's mal mit Gemütlichkeit,...

    7 Januari 2017, Laos ⋅ ⛅ 22 °C

    ...mit Ruhe und Gemütlichkeit jagst du den Alltag und die Sorgen weg! ..."

    Balu hat das Lied nicht erfunden, sondern einfach nur die Hymne der "4000 Islands" zum besten gegeben!

    Nach unserer Mopedtour durch das Bolaven-Plateau gönnen wir uns hier am Ende unseres Laos-Aufenthalts ein fünftägiges Seele-baumeln-lassen: Kurz vor der Grenze zu Kambodscha mäandert der Mekong über 50 km hinweg nämlich gewaltig (bis zu 14 km breit), wodurch an die 4000 Flussinseln entstanden (so richtig nachgezählt hat aber keiner...ist auch schwierig was man als Insel definieren will).

    Unterkunft fanden wir zuerst bei einem slovakischen Hippie-Pärchen (alle Guesthouses hier haben mind. einen Europäer, der für die Qualitätskontrolle zuständig ist), zogen dann aber schnell um, da das Bad des dortigen Zimmers (oder eher die Ranz-Bude) eine Durchreiche (ohne Sichtschutz) zur Küche hatte, die Bretter-Wände einen Dämpfungsvermögen von ca. 0,3 dB boten und Nachtruhe nur ca. zwischen 00:30 bis 05:30 Uhr gegeben war (ein wieder mal total schief gewickelter Hahn hielt sich an diese Grenzen jedoch auch nur bedingt). Als Ersatz buchten wir eines mehrerer abseits des Dorfes am Ostufer gelegenen Bungalows, welche von einem deutsch-laotischen Pärchen betrieben werden. Aus vielerlei Hinsicht die bessere Wahl: ruhiger, sauberer und schöner (und nach dt. Qualitätsansprüchen gestaltet).

    So liegen wir seit fünf Tagen in der Hängematte vor der Hütte, verdauen die Reiseeindrücke der letzten Wochen und spannen kräftig aus. Bei 35 °C (z.Zt. fast 60 °C Unterschied zu Deutschland), teils marihuana-geschwängerter Luft und famosem Blick auf die vorbeiziehenden Wassermassen hat man auch gar keine Lust groß was andres zu tun, als zu faulenzen und den Herrgott 'nen guten Mann sein zu lassen. Abwechslung bieten von Zeit zu Zeit die Mekong-Krokodile, welche im Fluss baden oder auch mal zum grasen direkt vor die Bungalow-Tür kommen (Bilder 4/5). Alles sehr entspannt hier! 😊
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  • Kein R(h)einfall! (Don Khon)

    8 Januari 2017, Laos ⋅ ☀️ 22 °C

    Da mein unsteter Geist nach zweitägigem Rumfläzen nach etwas mehr Beschäftigung gierte, schnappten wir uns am dritten Tage ein Fahrrad, um die brückal verbundene Nachbarsinsel zu erkunden. Generell sind von den angeblich 4000 Eilanden nur drei wirklich bewohnt - die uns beherbergende Insel Don Det, die größte Insel Don Khong und Don Khon.

    Auf Letztgenannter traten wir unsere Velos durch die brütende Mittagshitze und bisweilen über dschungel-artige Schleichpfade, die wir nur auf ausdrückliche Empfehlung des superben Guesthousebetreibers 'Lutz' hin überhaupt mit dem Rad zu befahren wagten.

    Das Inselinnere bietet nebst erwähnter Bewaldung auch ein paar recht nette Reisfelder (Fotos dazu mussten leider den anderen Grandiositäten weichen). Nach ca. 5 km erreichten wir dann den alten Verladehafen und damit auch das Ende Don Khons bzw. Laos': es bot sich ein fulminater Blick auf einen ca. zehnmal so breiten Mekong verglichen mit dem Anfang unserer Laos-Mekong-Erfahrung in Huay Xai (bzw. mit der Slowboat-Fahrt) sowie am Westufer auf Kambodscha (Bilder 1/2).

    Weiter radelten wir entlang des Ostufers, bis wir bei Tad Pa Soi auf die ersten Mekong-Fälle stießen (Bild 3). Diese waren (vorsicht...billiges Wortspiel) auf jeden Fall lohnenswert, jedoch nur ein Fliegenschiss im Vergleich zu den Mekong-Fällen am Westufer der Insel (restliche Bilder), zusammengefasst unter dem Namen Tad Somphamit: ich habe bisher kein vergleichbares Naturschauspiel zu Gesicht bekommen - einfach nur beeindruckend und fantastisch. Vor allem die Mischung aus Karstgestein, der schieren Größe des Falls (die auf den Photos gar nicht so zum tragen kommt; auf Bild 5 gibt ein Miniaturmensch in rotem Gewand einen Eindruck wie riesig das Arreal ist) und den gigantischen Wassermassen, die sich in viele kleinere Fälle aufgliedern, ist einfach nur atemberaubend!
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  • Grenzübertritt nach Kambodscha

    11 Januari 2017, Kemboja ⋅ ⛅ 12 °C

    Zusammenfassung des Grenzübertritts:

    1. Man hat die Wahl zwischen laotischer oder kambodschanischer Transport-Mafia. Abgezogen wird man so oder so.

    2. Sowohl laotische als auch kambodschanische Grenzer lassen sich ordentlich schmieren: Stempel-Gebühr bei Ausreise (2 $, da anscheinend Stempeltinte extrem teuer ist), kostenpflichtiges Gesundheitszeugnis (1 $, vollkommen ohne Bewandnis bei der Einreise) und Smartphone-Gebühr (35 $ anstatt offiziellen 30 $ Visumsgebühr, wahrscheinlich zur Finanzierung neuer Smartphones für die gelangweilten Grenzer).

    3. Ich hasse lange Busfahrten!

    Ergo: wir sind insgesamt jeweils 70 $ los, aber wohlbehalten in Siem Reap angekommen (wer also den ausgelutschten Spruch bemühen will: "Alles roger in Kambodscha!"). Angkor wird die Stimmung wieder heben...
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  • Angkor #1 - "Warmup"

    12 Januari 2017, Kemboja ⋅ ⛅ 30 °C

    Unsere erste Station in Kambodscha ist gleich die mit Abstand und Recht meistbesuchte Attraktion des Landes: Angkor! Auf ca. 200 qkm verteilen sich hier die Tempelanlagen der (Gott)könige des Khmer Köngreichs des 9. - 15. Jhdt.

    Da Steffi aufgrund letztjährigen Besuchs die absoluten Highlights schon kennt und ich wegen der Tempelarmut Laos' mindestens zwei volle Tage Kulturdosis machen wollte, einigten wir uns auf einen gemeinsamen Tag mit den eher weniger stark frequentierten Kultstätten (für Steffi also auch was Neues und für mich quasi das Aufwärmprogramm für die bekanntesten Tempel, die ich am nächsten Tag besichtigen wollte).

    Tuk-Tuk-Fahrer Tino hatten wir schon am Vorabend angeheuert und so ging's nach Ticketkauf los auf die Besichtigungsrunde. Sieben Tempel standen dabei auf dem Programm - namenentlich Preah Khan (Bild 1), Neak Pean, Ta Som (2), östlicher Mebon (3), Banteay Samre (4), Banteay Srei (5) und Pre Rup (6). Ich werde mich allerdings hüten geschichtliche Daten/Weihung/Bedeutung/etc. für jeden Tempel einzeln aufzuführen, da ich mir nur einen Bruchteil davon angelesen und gemerkt habe und ich zudem befürchte, dass der dafür notwendige Post von mind. 37 Absätzen von einem grad-ergrauten, fast-nicht-oberlehrerhaften Angkor-Autodidakten (Papa 🤗😘) in einem doppelt so langen Berichtigungskommentar zerpflückt würde...😅

    Es sei aber trotzdem festgehalten, dass schon der erste Tag einfach nur famos war (ich schreibe dies ein paar Tage später, schon in Kenntnis der Hauptattraktionen, weshalb ich etwas abstufen muss)! Besonders gut gefielen mir die drei am Ende aufgeführten Tempel: Banteay Samre bestach durch kunstvolle Architektur (ein wenig wie eine Miniaturausgabe Angkor Wats gestaltet), wohingegen Banteay Srei eine überwältigende Anzahl an entzückenden Steinmetzarbeiten in Form von Torbögen und Wandverzierungen bot. Die dagegen mächtig, fast brachial wirkende Bauweise des Pre Rups präsentierte sich uns in Beleuchtung goldener Abendsonne - ein toller Kontrast zu den verspielten Ausarbeitungen der beiden vorangegangenen Tempel!
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  • Angkor #2 - "Wat der Wats"

    13 Januari 2017, Kemboja ⋅ ⛅ 24 °C

    "Es gibt nichts, das den Besucher auf die Erhabenheit von Angkor Wat vorbereiten könnte."

    So führt mein mitgeschleppter Südostasien-Reiseführer den Tempel der Tempel des Gesamtkomplexes ein.

    Um 5:00 Uhr morgens hatte mich Tino aus dem Bett beordert, um den Sonnenaufgang über jener Gottesstätte ja nicht zu verpassen. So stand ich also in der Vollmondnacht vor einem Tümpel, umringt von mind. 5000 fotografierwütigen Anverwandten von 'El Knipseriño', starrte eine gute Stunde auf die nur schemenhaft erkennbaren Türme Angkor Wats und merkte noch herzlich wenig von beschworener Erhabenheit: Der Magen knurrte (kein Frühstück vor 7:00 Uhr), die Mücken stachen und die Müdigkeit zur frühen Stunde half auch nur bedingt dabei, den Gedanken zu verdrängen, einen der unablässig knipsenden und schnatterden Asiaten zur Ruhigstellung und Abschreckung ins Wasser zu stoßen!

    Zugegebenenermaßen war der Sonnenaufgang sehr schön (auch wenn er meiner Meinung nach nicht an den über den Tempelfeldern Bagans heranreichte): der glühende Ball hob sich über die Türme, welche sich im teils mit Seerosen bedeckten Tümpel spiegelten.

    In der Rückbetrachtung hätte ich den Tempel trotzdem lieber ohne dieses Vorspiel besichtigt, da man sich an dem vorgelagerten Wasserbasin wirklich tottritt - aber was tut man nicht alles für seine fotohunrigen Blogleser (den Kommentaren nach sind's ja mindestens zwei)! Wobei...um ganz korrekt zu sein...Bild eins (mit beschriebener Szenerie) wurde erst nach Besichtigung des Tempels eine gute Stunde nach Sonnenaufgang aufgenommen! 😂

    Sobald es das Licht einigermaßen zuließ, machte ich mich auf in den Tempel, der so zum Glück noch einigermaßen leer war. Und kaum hatte ich die zweite Einfassungsmauer passiert, traf sie mich etwas unvorbereitet und hart, die Erhabenheit! Die Größe der Anlage ist schlichtweg gigantisch und war mir vom Tümpel aus im diffusen Morgenlicht gar nicht aufgefallen. So schritt ich mit offener Kinnlade durch den riesigen Komplex, den Blick meist nach oben auf die Galerie mit den Türmen gerichtet. Diese erklomm ich anschließend auch noch: Es bot sich ein großartiger Blick auf den Zugangsweg, erste und zweite Einfassungsmauer sowie die immer noch wütende Fotomeute am Wasserbasin (siehe Bild 2).

    Zurück lief ich entlang der zweiten Einfassungmauer (Bild 6), die außen auf Reliefs mit allerlei mythischen Szenen verziert ist, welche vormals aus erzieherischen Gründen für das gemeine Volk installiert wurden. Wieder auf dem Zugangsweg angekommen, strömten mir Massen an Besuchern entgegen - kaum verwunderlich, da Angkor Wat der mit Abstand bekannteste und meiner Meinung nach auch schönste Tempel des Arreals ist und nicht umsonst die Flagge Kambodschas ziert. So klopfte ich mir für mein halbwegs antizyklisches Besichtigungsverhalten imaginär auf die Schulter, leistete gegenüber dem Reiseführer Abbitte für meine Zweifel an der anfänglich etwas übertrieben scheinenden Erhabenheits-Aussage, schoss Bild Nummer eins, verabschiedete mich vom fantastischen Tempel und überließ ihn den einfallenden Horden.

    Ein (abgesehen vom überhypten Sonnenaufgangsspektakel) rundum gelungener Auftakt zu einem weiteren Besichtigungstag!
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  • Angkor #3 - "Rest vom Schützenfest"

    13 Januari 2017, Kemboja ⋅ ⛅ 25 °C

    Nach fulminatem Start in den Tag (siehe vorangegangener Footprint) fuhr Tino mich zum Südtor Angkor Thoms - der "Großen Hauptstadt". Diese war ihrerzeit Machtzentrum des Khmer Königreiches (Gesamtgebiet Angkor hatte mit Umgegend ca. eine Million Einwohner, im Mittelalter!), ist von einem 3 km x 3 km großen Wassergraben samt Mauer umschlossen und beherbergt mehrere Tempelbauten.

    Der Zugang zu besagtem Stadttor (derer gibt es fünf, eines in jeder Himmelsrichtung plus ein zusätzliches im Osten) ist auf der einen Seite gesäumt von Dämonen und auf der anderen Seite Göttern, die jeweils eine gefahrenabwehrende Naga tragen. Das Tor selbst (Bild 1) schmücken riesige Gesichter (eins in jeder Himmelsrichtung), die laut Tino für die vier Tugenden eines Herrschers stehen.

    Weiter ging's zu dem jüngsten aller Angkor-Tempel: Bayon (Bild 2). Auf diesem sind 54 Türme mit dem Vierfachgesicht, über deren Bedeutung Wissenschaftler noch immer rätseln. Außerdem ist an der Außenmauer der dritten Einfassung Geschichtliches in Form von Reliefs festgemeißelt. Bild 3 zeigt beispielsweise eine Seeschlacht auf dem Tonle Sap zwischen Khmer und Cham - sehr eindrucksvoll!

    Weiter wanderte ich durch den Dschungle zum Baphuon, welcher vor allem durch den wunderschönen Zugangsweg (Bild 4) heraussticht. Von diesem war's nur ein Katzensprung zum Phimeanakas - bei der Bruthitze trotzdem eine Herausforderung (so fertig war ich schon lang nicht mehr)! Über die Elefanten- und Leprakönig-Terasse (schöne Reliefs) kam ich dann endlich (ca. 10:30 Uhr) zu meinem wohlverdienten Frühstück, welches von Tino glücklicherweise vom exorbitanten Wucherpreis von 5 $ auf einen immer noch saftigen Preis von 3 $ heruntergehandelt wurde.

    Gestärkt ging's zum Siegestor (zweites Stadttor im Osten) hinaus zum Ta Keo, einem nie vollendeten Tempel. Auf diesen sehr rustikalen Vertreter hiefte ich mich auch noch hoch (Bild 5), obwohl die Kräfte langsam schwanden.

    Last but not least lag noch Ta Promh auf der Tagesroute, der nach Angkor Wat berühmteste Tempel, da er schon als Filmkulisse in einer Tomb Raider Verfilmung gedient hat (Bild 6). Den besonderen Reiz dieses 'Dschungeltempels' macht die Überwucherung der Anlage durch riesige Bäume aus. Jedoch war ich ein wenig enttäuscht, da seit der Tempel Anfang 2016 in Staatsbesitz überging, der Überwucherung Einhalt geboten wird, wodurch der spezielle Reiz etwas verloren geht. Dennoch ein würdiger Abschluss meiner Angkor-Erfahrung!

    Zusammengefasst kann Angkor nur als wahrlich fantastisch und märchenhaft beschrieben werden - sollte ein jeder mal gesehen haben (und das schreibe ich ein paar Tage später, nach überstandenem leichten Sonnenstich/Hitzschlag, den ich mir an diesem Tag einfing)!
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  • Pleiten, Pech und Phnom Penh

    14 Januari 2017, Kemboja ⋅ ⛅ 31 °C

    Wie es uns früher als erwartet nach Phnom Penh (PP) verschlug:

    Eigentlich hatten wir geplant von PP aus nach Vietnam aufzubrechen und wollten es deshalb erst am Ende unseres Kambodscha-Aufenthalts ansteuern. So buchten wir von Siem Reap einen Sleeper-Bus zum nächsten Reiseziel (Kampot), was nur eine anderthalbstündige Diskussion mit einer sehr begrenzt Englisch sprechenden Reiseagenturfachkraft bedurfte.

    Im späteren Verlauf des Tages bekam Steffi jedoch spitz, dass es viel sinnvoller wäre von Kampot aus nach Vietnam aufzubrechen (näher zur Grenze und unserem ersten Ziel in Vietnam). So musste sie in einer Hals-über-Kopf-Aktion die Tickets noch nach PP (über das man eh auf der Route nach Kampot fährt) umbuchen, was mit meiner Angkor-Hitzschlag geschädigten Wenigkeit (@Eltern: nur ein sehr leichter!) im Schlepptau und den Englisch-Künsten der Bus-Tante eine ehrwürdige Leistung darstellt! Außerdem stornierten wir noch schnell gebuchtes Hostel in Kampot und reservierten anstelle dessen Eines in PP.

    Bei all der stressigen Umplanerei unbedacht blieb natürlich, dass der Sleeper-Bus nur sieben Stunden nach PP brauchte (anstatt 15 nach Kampot): So fanden wir uns - hundemüde - schon um 2:00 Uhr morgens in Kambodschas Hauptstadt wieder. Glücklicherweise ließ uns der Hosteleigner (nach anständigem Klopfkonzert) eine Nacht früher als geplant, auf einem Lattenrost ohne Matratze pennen.

    Der darauffolgende Tag war aufgrund der harten Nacht eher semiproduktiv: wir besuchten nur das Nationalmuseum (eher architektonisch denn exponattechnisch lohnend), die Flusspromenade des hier äußerst stinkenden Mekongs und eine Einkauf-Basar-Halle (in der es wirklich alles gab, außer einer zum Spaß/Zeitvertreib, nicht wegen Bedarfs zum Suchobjekt auserkorenen Ware: einen Pömpel). Generell fanden wir die Stadt auch nach dreitägiger Besichtigung eher mau.

    In der zweiten Nacht wünschten wir uns recht schnell auf das Lattenrost der Ersten zurück, weil wir leider nicht allein im Bett lagen: zu am Abend gespührten Bissen fanden wir am nächsten Morgen die zugehörigen Wanzen - nach neun Wochen Asien das erste (und hoffentlich einzige) Mal! Schneller haben wir noch kein Hostel verlassen...

    Nachdem eine neue Unterkunft gefunden wart, machten wir uns auf, endlich mal Sicherheitskopien für die geschossenen Bilder anzulegen. Nunja, sagen wir einfach mal USB 3.0 ist eine tolle Erfindung, die hier leider noch nicht genutzt wird (dementsprechend saßen wir drei volle Stunden vor dem Rechner 🙈)!

    All dies und mieses Wetter machte uns PP nicht so richtig schmackhaft...
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  • Das Grauen (Choeung Ek & Tuol Sleng)

    16 Januari 2017, Kemboja ⋅ ⛅ 27 °C

    Steffi brach am Morgen des dritten Tages in PP zu einem Wildlife-Sanctuary auf und so machte ich mich allein auf die "Hauptattraktion" der Stadt zu besichtigen: eine Tour zu den Stätten der schwärzesten Tage Kambodschas in den Herrschaftsjahren der Roten Khmer.

    Kurzer Geschichtsauszug:
    1975 putschten die Roten Khmer sich an die Macht und führten knapp vier Jahre lang eine Schreckensherrschaft in Kambodscha. Unter dem wahnsinnigen Anführer Pol Pot wollten sie einen Agrarkommunismus installieren und siedelten dazu sämtliche Bewohner der Großstädte (sogenannte "neue Menschen") in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in ländliche Gebiete um. Das Heil lag in ihren Augen in harter Feldarbeit, wohingegen alle Anhänger moderner Errungenschaften (Bildung allgemein) ein unrechtes Leben führten. Feind der "Organisation" ("Angka") waren generell die neuen Menschen: größtenteils Akademiker und der vormalige Staatsapparat. Angehörige dieser Gruppen wurden unerbittlich verfolgt, gefoltert und auf sogenannten "Killing Fields" ermordet. Mithilfe brutalst agierender, ergebener (Kinder)-Soldaten (ungebildete Landbevölkerung; "alte Menschen") setzte Pol Pot seine Propaganda um und beging so Völkermord am eigenen Volk. Es starben binnen weniger Jahre mehr als zwei Millionen Kambodschaner (ein Viertel der Gesamtbevölkerung).

    Mit schon flauem Gefühl im Magen ließ ich mich per Tuk-Tuk zu Choeung Ek fahren, dem bekanntesten und größten Killing Field vor den Toren PPs (in ganz Kambodscha soll es hunderte davon geben, manche bis heute unentdeckt). Die dortige Gedenkstätte ist um die Massengräbern der organisiert ermordeten Häftlinge des Foltergefängnisses Tuol Sleng errichtet (ähnlich der KZ-Gedenkstätten).

    Ein hervorragend gestalteter Audio-Guide führte mich auf dem Arreal herum: Angefangen bei den nur noch als Grashügel erkennbaren Massengräbern (Bild 1) über die mit den sterblichen Überresten der Ermordeten gefüllte Gedenkstupa (Bilder 2-4) hin zu besonders grauenerregenden Tatorten wie dem "Killing Tree" (Bild 5).

    Insgesamt kamen auf diesem Feld mehr als 17.000 Menschen um. Die roten Khmer töteten dabei systematisch immer die gesamte Familie des "Verräters" - auch Frauen und (Klein-)Kinder - damit sich später niemand rächen konnte. Gemordet wurde immer nachts, zu lauter Propagandamusik (damit Anwohner und neu angelieferte Gefangene die Schreie nicht hörten) und mit Hiebwaffen (Messer, Äxte, Eisenstangen, etc.), um Munition zu sparen. Am Killing Tree wurden Kleinkinder erschlagen - an den Füßen gehalten mit dem Kopf gegen den Baum.

    Es fiel mir wahrlich nicht leicht allen Gräultaten zuzuhören und dabei neben teils ungeborgenen Gräbern vorbeizulaufen, an denen starke Regengüsse immer wieder (klar sichtbar) Knochen freilegen, die nur quartalsweise eingesammelt und in die Gedenkstupa gebracht werden.

    Die zweite angesteuerte Station war die mittlerweile als Unesco-Kulturerbe gekennzeichnete Gedenkstätte Tuol Sleng oder auch "Sicherheitsgefängnis 21" (S21, Bild 6). Dieser vormalige Schulkomplex wurde unter Pol Pot als Gefängnis für Regimegegner genutzt, in dem unter Folter Geständnisse erpresst wurden. Hatten die Insassen nach teils wochenlanger perfider Quälerei meist vollkommen irrsinnige (unwahre und erfundene) Taten gestanden, wurden sie mitsamt Familie zur Tötung nach Choeung Ek verfrachtet.

    Um nach S21 zu gelangen reichte der geringste Verdacht eines Verrates an der "Organisation" (z.B. Nichterreichen vollkommen überzogener Reisernte-Vorgaben), höhere Bildung (wobei schon das Sprechen einer zweiten Sprache oder das Tragen einer Brille einen des Betreffs "verriet") oder das Anschwärzen eines Nachbarn. So vernichteten die Roten Khmer unter Führung des S21-Gefängnisaufsehers Duch die geistige Elite des Landes und später auch wahllos ehemalige Anhänger der roten Revolution, also quasi eigene Leute, die sich (ausgedachten) Verrates à la "absichtlich zu viel Stoff für Schneiderarbeiten benutzen" oder "Verbindung zur CIA" schuldig gemacht hatten. Von tausenden Insassen überlebten nur rund ein Dutzend.

    Die Eindrücke des Tages waren einfach nur grauenerregend und gingen mir durch Mark und Bein. Aber wer das moderne Kambodscha verstehen und nicht nur "Friede-Freude-Eierkuchen-Tourismus" betreiben will, muss sich diesen Abgründen stellen. Um Völkermord zu verhindern hilft nur Bildung, Aufklärung und Erinnerung.
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  • Halbzeit auf Koh Rong

    19 Januari 2017, Kemboja ⋅ ☀️ -4 °C

    Da nach gut sieben Wochen (nach Ngwesaung) endlich mal wieder Meer gesichtet wurde und Kambodscha zwei (relativ unbekannte) Trauminseln vorzuweisen hat, ließen wir uns die Gelegenheit nicht nehmen und insulierten vier hervorragende Tage auf Koh Rong (fyi: die andere Trauminsel heißt Koh Rong Samloem).

    Dabei stand natürlich hardcore-chillen am weißen, ewig langen Sandstrand an, der beachtliche 30 m von unserer Unterkunft gelegen war (Bilder 1-3). Ja...am Sok-San-Beach mit azurblauem, sauberen Wasser ließ es sich schon ganz gut aushalten!

    Zur Abwechslung vom vielen Faulenzen buchten wir noch eine Halbtagestour, die sehr preiswert ein Programm mit Schnorcheln, Fischen, Sonnenuntergang-Beobachten samt Grillage des Fangs und Plankton bot (Bilder 4-6). Ich hatte das Glück, dass meine Mitangler sehr viel erfolgreicher waren als ich, da sonst nichts auf dem Plastikteller gelandet wäre (wäre eigentlich auch nicht so schlimm gewesen, der Fisch schmeckte nicht wirklich).

    Ach ja, und wieso führe ich überhaupt ollen Plankton als Attraktion mit auf?! Nunja, der ist hier eben besonders, er leuchtet nämlich! Genauer fluoresziert er, wenn man ihn in der Dunkelheit im Meer planschend in in Bewegung versetzt. Das ganze ist ein echt magisch anmutendes Erlebnis: mit Taucherbrille und Schnorchel bewaffnet schwimmt man durch rabenschwarzes (weil mit ohne Sonne und so!) Meer, stößt plötzlich auf Plankton und bringt ihn durch die Schwimmbewegung zum Leuchten, was in etwa so aussieht, als würde man unter Wasser eine Wunderkerze zünden (ist übrigens möglich) oder säckeweise Glühwürmchen in die Freiheit entlassen. Ein unvergessliches Erlebnis, wie aus einer anderen Welt!

    Generell wird Koh Rong dem Titel Trauminsel mehr als gerecht - einfach paradiesisch! Wir sind gespannt, ob die bald besuchte vietnamnesische Vertreterin dieser Gattung da mithalten kann...

    Ach ja und an alle mich sehnsüchtig zurückerwartenden oder mich sehnlichst weit weg wünschenden Familienmitglieder und Freunde noch die frohe Kunde/Drohnung am Rande: die Hälfte der Reisezeit ist rum (Zwischenfazit folgt)!
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  • Neues aus Transportistan & Visakrams

    22 Januari 2017, Kemboja ⋅ ☀️ 8 °C

    Um nach Koh Rong zu gelangen, führt der Weg wohl oder übel über Sihanoukville. Neben der dort ablegenden Fähre war für uns vor allem die ansässige vietnamnesische Botschaft von Belang. Damit man nämlich mehr als 15 Tage in Vietnam verweilen kann, braucht man ein vorab beantragtes Visum. Also nutzen wir den Anreisetag nach Sihanoukville (vor dem Einschiffen zur Insel), um diese Prozedur anzuleiern. Leider konnten die Visa nicht bis zum nächsten Morgen ausgestellt werden, weshalb wir die Reisepässe bis zu unserer Rückkunft von Koh Rong dort lassen mussten. Obwohl diese auf einen Sonntag fiel (an dem die Botschaft eigentlich geschlossen ist), versicherte uns der freundliche Mitarbeiter die Pässe samt Visum auf Anruf schnell herauszureichen. So brachen wir wohlgemut bei ruhiger See und Sonnenschein auf gen Koh Rong (siehe letzter Footprint).

    Die Tage verstrichen, Sonntag graute und damit wurde unser ausgeklügelter Tagesschlachtplan auf eine harte Probe gestellt. Dieser war nämlich (Vorsicht neudt.!) sehr 'tight' gestrickt: 13:30 Uhr Ablegen von Koh Rong, 14:30 Uhr Ankunft Sihanoukville, 15:30 Uhr Bus nach Kampot - also nur eine Stunde für die Passabholung.

    Das Boot (Bild) kam nach asiatischen Maßstäben überpünktlich (also nur 15 Minuten zu spät) und brauste in beachtlichem Tempo los, so dass wir eine doch noch pünktliche Ankunft erwarteten. Aber kaum hatte es die geschützte Bucht des Sok-San-Beaches verlassen, schlug uns raues Seewetter (obwohl es nur schwach bewölkt war) und eine kräftige Brise entgegen. Schlagartig hatten wir ganz andere Sorgen als die pünktliche Ankunft: 30 Minuten lang schoss das Boot über ca. 2 m hohe Wellenkämme und schlug dahinter mit lautem Krachen in den Wellentälern auf - eine Meerwasserdusche gab's (trotz Überdachung, die aber sinniger Weise große Belüftungsschlitze hatte) jeweils gratis dazu! Uns Süßwassermatrosen wurde leicht anders... Zum Glück war mal kein (eigentlich obligatorisches) asiatisches Reiherkommando an Bord! 😂

    Nach wider Erwarten doch noch heiler Rückkehr nach Sihanoukville, empfanden wir ein windiges Tuk-Tuk geradezu als Hochsicherheitsgefährt! Trotz nur noch 45 verbleibender Minuten (bis zur Busabfahrt), klappte die Passmitnahme schon nach dem vierten Anruf und einer Viertelstunde ungewissem Beine-in-den-Bauch-Stehen vor der Botschaft.

    Das ist ein perfektes Beispiel für die Vor- und Nachteile südostasiatischer Organisation im Gegensatz zur Deutschen: so wäre es in Deutschland vollkommen unmöglich sonntags offizielle Papiere ausgehändigt zu bekommen; dafür hätte an einem Werktag eine solche Absprache nach nur einem Anruf und ohne Wartezeit geklappt!

    Schlussendlich hatten wir sogar noch ordentlich Puffer bis zur Busabfahrt, denn (man hätt's erahnen können) der Minivan startete natürlich mit 30-minütiger Verspätung. Wir haben mal wieder Nerven gelassen, sind aber wohlbehalten und mit nur leicht verzogener Wirbelsäule in Kampot angekommen.
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  • Zwischenfazit

    22 Januari 2017, Kemboja ⋅ ⛅ 27 °C

    Zweieinviertel Monate sind rum und damit ist offiziell die Hälfte der Reisezeit vorbei. In diesem Post möchte ich gar nicht groß auf die schon vergangene Zeit oder einzelne Ereignisse zurückblicken (die einzelnen Footprints sollten ja genug Auskunft über die jeweiligen Orte geben), sondern eher allgemein ein paar Sätze zum Reisen, Alltagsleben, Land und Leuten in Südostasien (SOA) verlieren.

    Reisen macht Spaß und zwar großen! Die Erlebnisse und Vielzahl an Eindrücken, die auf einen einprasseln, sind gewaltig. Man düst von einer Großartigkeit zur Nächsten und freut sich eigentlich auf jeden neuen Tag! Ich bin auch überrascht, wie gut ich mit all dem zurechtkomme - ich verspüre weder Heimweh, Reisemüdigkeit oder eine Reizüberflutung. SOA ist meiner Meinung nach (jedenfalls die bisher gesichteten Länder) wirklich einfach, kostengünstig und (mit ein wenig Recherche) relativ idiotensicher zu bereisen.

    Gewöhnungsbedürftig ist der südostasiatische way-of-life trotzdem! Und daher möchte ich auch mal die Kurriositäten bzw. Schattenseiten einer solchen Reise beleuchten:

    1. Arbeit kostet nichts
    Fünf Kellner für zehn Tische im Restaurant sind keine Seltenheit. Dass drei davon sich die Beine in den Bauch stehen und für ihr Geld nur lächeln, ist egal. Überhaupt scheint sich hier (fast) niemand zu überarbeiten - "Gemach, gemach" ist das Motto.

    2. Zuverlässigkeit/Pünktlichkeit ist eine Zier, doch bequemer lebt sich's ohne ihr.
    Man könnte locker die Hälfte der verbrachten Zeit in Transportmitteln durch straffere Organisation, williges Personal und einen Funken Zeitmanagement einsparen. Aber Warten wird nicht als verlorene Zeit, Warten lassen nicht als Unhöflichkeit angesehen. Das nervt straff durchorganisierte dt. Stechuhrfanatiker gewaltig!

    3. Leben im Provisorium
    Natürlich muss nicht alles TÜV-geprüft für die Ewigkeit halten. Aber manchmal wären die (zwar durchaus meist cleveren bzw. lustig anzusehenden) Basteleien so einfach durch etwas Beständiges zu ersetzen, dass man annehmen muss, dass es gar nicht lange halten soll!

    4. Pragmatismus ist die wahre Religion
    Hauptsache es funktioniert irgendwie, egal wie es aussieht. Ist irgendetwas auch nur halbwegs stilvoll eingerichtet, gebaut oder angerichtet, kann man davon ausgehen, dass ein Westler die Finger im Spiel hatte.

    5. Müll und Hygiene
    Das Müll-Handling ist keine Katastrophe, sondern ein GAU! Die Verschmutzung ist allgegenwärtig: kloakige Gewässer, plastikmüllgesäumte Straßen und riesige Müllhalden. Wo man gerade wandelt, wird der Müll "entsorgt". Ob groß, ob klein, niemand hat auch nur den Hauch eines Problembewusstseins. Mir ist vollkommen schleierhaft, wieso die Regierungen kein vernüftiges Entsorgungsprogramm auf die Beine stellen können. Bis ein solches existiert, sollte Plastik hier generell verboten werden!

    6. Safety last
    Ob metertiefe Löcher im Bürgersteig (wenn es denn mal einen gibt), windige Verkabelungen (oft in Wassernähe) oder verkehrsuntaugliche Fahrzeuge, es ist einfach ein Wunder, dass man nicht täglich Unfalltote sieht! Ein Verkehrsmittel wird als fahrtüchtig angesehen, so lang die Hupe noch funktioniert.

    7. Korruption und Abzocke
    Der Tourist wird oftmals als Melkkuh angesehen. Klar, Westler sind hier einfach wohlhabender und ich habe auch kein Problem damit mehr zu bezahlen als Einheimische, aber zumeist ist der verlangte Preis einfach aberwitzig und wird erst durch fünfminütiges Verhandeln so gerade akzeptabel (also nur ca. fünfmal so hoch wie der Preis für Einheimische). Und das Affenteather muss man täglich zehnmal durchleben, was auch einfach nur nervig ist. Zumal das Geld oftmals in den falschen Taschen verschwindet. Ein (Grenz-)beamter mit goldenen Siegelringen, fetterem Smartphone als jeder Westler und Goldzähnen ist leider ein hier viel zu oft gesichtetes wandelndes Klischee.

    So, nun aber Schluss mit dem Rant. So gut wie alles Andere ist grandios und fabelhaft. Ich finde nur, dass sowas auch Erwähnung finden sollte, da ich im Blog ein einigermaßen gesamtheitliches Bild der Reise zeichnen will.

    Die Fotos des Footprints stellen ein paar der beschriebenen Punkte dar oder zeigen typische Alltagserfahrungen in SOA:
    - Bild 1: Bordsteinbemalung in Bago
    - Bild 2: "Bürgersteig" in Kalaw
    - Bild 3: "Schaltkasten" des Hostels in Nyaung Shwe
    - Bild 4: "Seitfront" des Busses nach Konglor
    - Bild 5: Babywiege am Straßenrand auf dem Weg zu den 4000 Inseln
    - Bild 6: Versuch einer Anweisung zur Nutzung der Toilette im Hostel in Pakse

    Mit ein wenig Abstand ist das meiste ja auch witzig bzw. interessant zu beobachten. Da es aber oft einen selber direkt betrifft, wird's erst im Nachhinein bzw. in der Rückbetrachtung lustig, wenn alles gutgegangen ist.
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  • A crab in Kep - no crap! (Kep)

    23 Januari 2017, Kemboja ⋅ ⛅ 28 °C

    26 km von Kampot entfernt liegt Kep, ein relativ kleines Badeörtchen, das berühmt ist für den Krabbenfang. Um ein paar der Krebse zu kosten, schwangen wir uns auf ein Moped zu einer Tagestour dorthin.

    Kurz schauten wir am Strand (Bild 1) vorbei, der uns (Koh-Rong-)verwöhnten Bratzen aber nur ein mildes Lächeln abrang. Auch der vielgerühmte Krabbenmarkt war ganz nett, jedoch viel kleiner als erwartet und anscheinend (um 12:00 Uhr mittags) noch nicht in vollem Gange. Zu bewundern gab's viel Gegrilltes aus dem Meer (Bild 2), allerdings so gut wie keine Krabben. Diese fanden wir dann aber ein paar Ecken weiter vor den Gasthäusern in Aquarien ihrer Verspeisung entgegenharren.

    Da uns ein wenig hungerte, erlösten wir drei der Genossen von ihrem Schicksal: in Kampot-Pfeffer-Soße wirklich eine Delikatesse! Wie schon der Hummer in Ngwesaung, lieferten die Krabben aber noch einen harten Kampf - die Verkostung dauerte eine gute Stunde! Dabei saßen wir direkt am Meer und schauten auf die zum Fang ausgelegten Reusen.

    Um den erst halb verstrichenen Tag noch zu füllen, entschlossen wir dem ansässigen Nationalpärkchen einen Besuch abzustatten. Richtige Entscheidung! Auf einem knapp 10 km Rundweg um die "Berge" (eher Hügel) oberhalb Keps genossen wir tolle Ausblicke auf die Küstenlandschaft und das Landesinnere (Bilder 3 - 5). Größtenteils verlief die Wanderroute im Schatten der Bäume, was die Bullenhitze dann doch ganz erträglich machte. Kurz vor Schluss des Weges trafen wir auch immer wieder auf ein paar Primaten (Bild 6), welche am Wegesrand (an uns recht desinteressiert) herumafften.

    All in all ein sehr schöner und leckerer Tagesausflug!
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  • Wo der Pfeffer wächst... (Kampot)

    24 Januari 2017, Kemboja ⋅ 🌙 27 °C

    Vielleicht haben mich so viele hierhin gewünscht, vielleicht lag der Ort aber auch einfach auf unserer Route: Kampot - da, wo der Pfeffer wächst.

    Auch am zweiten Tag hielt es uns nicht in der Provinzhauptstadt (welche uns eigentlich nur zur Unterbringung diente): Wir schwangen uns wieder auf den Roller und düsten über Dirtroads (Schotterpisten; Staublunge inklusive), um in einem weiteren Tagesausflug den Anbau des weltberühmten Kampot-Pfeffers zu begutachten. Dafür besuchten wir die im Jahre 2013 gegründete Großplantage "La Plantation", welche - gut auf Touristen zugeschnitten (20 Minuten Führung unsonst) - Einblick in die Aufzucht des laut Guides "weltbesten" Pfeffers gewährt. Dieser wird dort in zwei unterschiedlichen Sorten angebaut, aus denen vier verschiedene Pfefferarten gewonnen werden (schwarzer, roter, weißer und langer Pfeffer). Für uns erfüllte jede Sorte den angedachten Zweck: schön scharf! Die Felder sehen im Anbau Hopfenfeldern nicht unähnlich und schmiegen sich wunderbar in die grandios schöne, hügelige Landschaft rund um Kampot.

    Wie schon am Vortag waren wir früher mit dem Programm durch als geplant und fuhren deshalb einfach noch ein wenig durch die Pampa. Entlang des gar nicht mal kleinen "Secret Lake" (letztes Bild) gab es mal wieder schöne Ausblicke auf die Umgegend zu genießen: ein weiterer gelungener Tagestrip!
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  • Grenzübertritt nach Vietnam (Ha Tien)

    25 Januari 2017, Kemboja ⋅ ⛅ 18 °C

    Nach einem Kambodscha-Schnelldurchlauf in nur zwei Wochen, welcher einerseits Steffis letztjähriger Reise dorthin und andererseits den nur wenigen weiteren großen Attraktionen des Landes geschuldet war, überquerten wir heute schon die Grenze nach Vietnam. Weil die Visa (wie beschrieben) schon in den Pässen klebten, klappte der Grenzübertritt relativ unproblematisch.

    Trotzdem ein kleiner Aufreger am Rande: natürlich wurde an der Grenze wieder versucht mehr Geld zu machen (als für das mit 40 $ eh schon happige 30-Tage-Visum). Wie schon bei der Einreise nach Kambodscha sollte wir ein "Gesundheitszeugnis" ausfüllen und einen weiteren Dollar dafür abdrücken. Der Wisch, auf dem man sich in Eigendiagnose von jeglichen Erkrankungen freisprechen kann, sieht hochoffiziell aus, so dass der uninformierte Urlauber von einer Standardprozedur zur Einreise ausgeht.

    Jedoch ist es einfach nur wieder eine etwas schöner verpackte Touri-Schmiergeld-Abzocke. Stellt man den (wahrscheinlich perfekt Englisch sprechenden) Grenzbeamten nämlich zur Rede, wozu das denn alles nötig sei, stammelt dieser nur wortkarg etwas von "alles ausfüllen und Unterschrift bitte" bzw. meint, dass das der Ersatz für einen Impfpass wäre, den wir ja sicherlich nicht dabei hätten (Fotos davon zählen natürlich nicht als offizielles Dokument). So wird sich die Vielzahl der autoritätshörigen Einreisenden von der Amtsgewalt des Grenzers und den zur Hast mahnenden Fahrer, der einen über die Grenze chauffiert (und natürlich seinen Anteil an der Nummer erhält), eingeschüchtert den Zettel ausfüllen und den Betrag zahlen. So auch unsere Reisegruppen: alle beschrieben sich eifrig als unsterblich-niemals-Erkrankte. Erst als ein unbeugsamer, verschwitzer Behördenskeptiker (moi) etwas aufmukkte, hielten alle inne. Nach fünf Minuten Diskussion konnten weder Grenzer noch Fahrer triftige Gründe für den Zinnober darlegen und so gingen der Schmiergeldbagage 5 $ durch die Lappen (irgendwann geben sie dann recht kleinlaut auf). Nicht viel, aber für uns ein Bier am Abend mehr und die Genugtuung, wenigstens einmal der täglich hundertfach entrichteten "Deppensteuer" für Westler entgangen zu sein!

    Die Bilder zeigen den Grenzbereich und wo die ergaunerten Zusatzeinkünfte angelegt werden: 50 m weiter im Casino!

    Die weitere Reise nach Ha Tien bzw. auf (Achtung Spoiler!) die Insel Phu Quoc verliefen problemlos, wenn auch natürlich mit doppelt so langer Reisedauer wie beworben.
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  • (Alb-)Trauminsel Phu Quoc

    28 Januari 2017, Vietnam ⋅ ☀️ 31 °C

    Kleiner Prolog: Eines der (Luxus-)Probleme an so einer langen Reise ist, dass - je länger sie andauert - man immer verwöhnter bzw. schwerer zu begeistern wird. Zu (fast) jeder Naturschönheit oder Sehenswürdigkeit kann man schon Vergleichbares anführen und selbstverständlich zieht man (insgeheim) immer den (finanziellen) Vergleich, sei es zwischen Unterkünften, Essensangeboten oder bei der Bewertung von Attraktionen - auch wenn dies natürlich größtenteils, aufgrund von Faktoren wie Lage, Land, Kultur, etc., vollkommener Unsinn ist (z.B. die Gegenüberstellung von Bagan und Angkor o.ä.)!

    "Euch geht's wohl zu gut" mag so mancher Leser die Entscheidung kommentieren, nach dem paradiesischen Eiland Koh Rong in Kambodscha keine Woche später gleich die nächste Trauminsel (keine 100 km südlich) in Vietnam zu bereisen. Für uns gab es neben den als 'phänomenal' beschriebenen Stränden Phu Quocs, aber noch einen weitaus pragmatischeren Grund: Ende Januar 2017 steht nämlich das größte Fest des Landes an - das vietnamnesische Neujahrsfest 'Tet'. Im Netz liest man von katastrophalen Reisebedingungen zu dieser Zeit: ausgebuchte bzw. überteuerte Unterkünfte/Transportmittel und geschlossene Sehenswürdigkeiten/Restaurants. Um dem Feiertagswahnsinn also zu entgehen und Tet "auszusitzen" buchten wir schon lange im Voraus gleich fünf Übernachtungen auf der Insel (so lang waren wir während des Trips bisher an nur einem weiteren Ort - den 4000 Inseln!).

    Nach Ankunft mieteten wir gleich einen Roller für den gesamten Aufenthalt, weil unser nettes, niegelnagelneues (aber leider auch teils noch im Bau befindliches, von unerfahrenem Personal betriebenes) Hotel etwas abseits von den Hauptstrandregionen lag. Am nächsten Morgen machten wir uns direkt auf, alle Strände einmal abzufahren, um für die kommenden Tage einen geeigneten Vertreter herauszufiltern - ein gar nicht mal so unaufwendiges Unterfangen, weil Phu Quoc ca. 50 km lang ist.

    Geschockt mussten wir allerdings feststellen, dass die Insel einer Großbaustelle gleicht. Noch hat der Massentourismus nicht Einzug gehalten, jedoch werfen grauenhafte bis extrem spießige, im Bau befindliche Hotel-Betonburgen bzw. Retorten-Ferienhaus-Dörfer (300 Mal das gleiche Haus "ghettoartig" nebeneinander) ihre unbehaglichen Schatten voraus! Gepaart mit der südostasientischen Vermüllung, die an den meisten Stränden fatale Ausmaße angenommen hat (Bild 1; Bild 2 Mülldeponie Marke "am Straßenrand"), war uns höchst unwohl bei dem Gedanken vier weitere Nächte auf dieser Albtrauminsel verbringen zu müssen!

    Aber, wie so oft in SOA, liegt "extrem hässlich" meist in direkter Nachbarschaft zu "wunderschön": so konnten wir nach ein bisschen Rumfragerei an der Hotelrezeption zum Glück doch noch einen manierlichen Strandabschnitt auftreiben (Bilder 3-5), sogar recht nahe unserer Unterkunft.

    "Aber Paul, das ist nicht nur manierlich, sondern phantastisch! Wir müssen hier bei minus..." ereifert sich da in der Leserschaft so Mancher (zu Recht). Ja, zugegeben, die Bucht war super schön, aber wie eingangs erwähnt: wir sind verwöhnte Bratzen! Weder hatte der Strand (wie jeweils auf Koh Rong) weißen, feinstkörnigen Sand, noch war er 20 m vor unserer Bungalowtür und es gab auch keine Liegen gratis zu einer Getränkebestellung (sondern für einen Backpacker-Wucher von 5 $ pro Tag und Liege)! Zudem war das viel kleinere Eiland Koh Rong autofrei und (zumindest in den von uns besuchten Gebieten) wunderbar sauber.

    Also zusammengefasst: wir haben auf der Insel schöne Tage verbracht, bemaßen ihr durch das Tet-Ausweichmanöver allerdings zu viel Aufenthaltszeit bei und waren aufgrund der Müll-/Baukatastrophe sowie schlechteren Bedingungen (verglichen mit der kambodschanischen "Nachbarsinsel") etwas enttäuscht.

    "Luxusprobleme!" - ja, natürlich...und wo wir gerade von Solchen sprechen: neues Krankheitsbild und typisches "first-world-problem" - statt Tennisarm jetzt der Smartphonearm (Bild 6). Gesichtet bei asiatischen Liegennachbarn, die tatsächlich mehrere Stunden in dieser lächerlich abnormen Pose verharrten. Die spinnen, die Asiaten!
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  • Und dann doch noch 'Tet'! (Can Tho)

    30 Januari 2017, Vietnam ⋅ 🌙 26 °C

    "Tet wird vier Tage lang gefeiert" - so die Aussage unserer Hotelrezeptionistin auf Phu Quoc. "Naja wird schon nicht so schlimm sein, wie immer beschrien", dachten wir uns und brachen am dritten Festtag auf ins Mekongdelta. Zwar ließ die unproblematische Busfahrt uns an dieser Vermutung kaum zweifeln, die von uns fälschlicherweise als Fischerdorf imaginierte Millionenstadt Can Tho belehrte uns dann aber schnell eines Besseren!

    Eigentlich hätte es uns schon bei der Hotelbuchung auffallen sollen: für den Preis (12 $ Doppelzimmer / Nacht) sind wir viel Schlimmeres gewohnt! Was veranlasst also ein (nach europäischem Standard ca. 3-Sterne Hotel) so preiswert Zimmer zu verticken? Nunja, Tet eben! Generell ist wohl (etwas übertrieben ausgedrückt) der Süden Vietnams zum Neujahrsfest entvölkert, da sehr viele zu den Familienwurzeln in Norden des Landes reisen. So waren wir mit nur drei weiteren gesichteten Gästen die Einzigen in einem (mind.) 15-Zimmer-Hotel.

    Der eigentliche Grund unseres Haltes hier fiel dementsprechend ins Wasser: Eine Besichtigung des Mekongdeltas und seiner 'schwimmenden Märkte' erübrigte sich aufgrund fehlender Fahrer, Guides und natürlich auch wegen abwesender Markthändler. Etwas geknickt (auch zwei weitere Tage würden keine Touren stattfinden) versuchten wir noch das Beste aus der Situation zu machen und buchten für den Abend eine Foodtour ("Fress-Tour") durch die Stadt, um dann am nächsten Morgen direkt weiter zu ziehen.

    Wie sich heraustellte eine sehr gute Entscheidung! Unser Guide Jerry (ein ausgezeichnet Englisch sprechender Bauingeneur auf Arbeitssuche) führte uns durch die Kulinarik Vietnams und nebenbei zu den 'sights' des "Fischerdorfes" Can Tho (1,2 Mio. Einwohner). Außerdem bekamen wir zum ersten Mal auch die schöne Seite Tets zu spüren (auf Phu Quoc hatten wir vergeblich nach Feierlichkeiten - z.B. einem Feuerwerk - Ausschau gehalten): In der Stadtmitte war ein ca. 200 m langer Straßenabschnitt zur toll mit Blumen geschmückten Flaniermeile umfunktioniert (Bilder 1/2). Hier drängten sich jede Menge Einheimische, um das Familienalbum um fünfhundert victory-pose-Bilder aufzustocken.

    Nebenbei futterten wir uns durch "Nem Nuong" (Bild 3; selbstdesignte Reisblattrollen), "rice paper salad" (Takko-Reisblatt mit Shrimp-Ei-Füllung) und süßem, lila-gelben "Sticky Rice" zum Nachtisch. Zu trinken gab's dazu gepressten Zuckerrohrsaft.

    Abschließend wanderten wir über einen größeren Platz zum Mekongufer, auf dem Kinder in angemieteten, elektrischen Miniaturautos flitzen (Bild 4). Hier waren noch ein paar schöne (und für asiatische Verhältnisse geradezu dezente) Lichtinstallationen zu bestaunen (Bild 5). Die gigantische Breite des Stromes erfassten wir in der Dunkelheit aber nicht, sondern erhaschten erst am nächsten Tag vom Bus gen Saigon aus einen Eindruck (Bild 6).

    Bilanz: leider keine Tour durch das Mekongdelta, aber trotzdem eine lohnende Stippvisite in Can Tho!
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  • Schnell mal durch Saigon (HCMC)

    31 Januari 2017, Vietnam ⋅ ⛅ 31 °C

    Ho-Chi-Minh-Stadt - die ehemalige Hauptstadt Südvietnams - beherbergte uns für zwei Nächte. Für uns mehr als genug die wichtigsten Sehenswürdigkeiten abzugrasen.

    Begonnen haben wir mit dem Kriegsopfermuseum, in dem die Schrecken des Vietnamkrieges in grauenhafter Eindrücklichkeit auf Fotos sowie durch ein paar Exponate dargelegt werden (Bild 1). Leider erschloss sich sogar mir, der ich mir (mangels Behandlung der Thematik im Schulunterricht) nur am Abend vorher die ellenlange Wikipediafassung einverleibt hatte, dass die Dokumentation des Krieges im Museum (halbwegs geschickt getarnt) propagandistisch ausgeschlachtet wird. Natürlich will man nicht in Abrede stellen, dass die Amis das Land in Schutt und Asche bombten und so manche Gräultat verübten. Jedoch wird so gut wie keine kriegerische Handlung der 'Vietcong' bzw. der nordvietnamesischen Armee dokumentiert. Man könnte den Eindruck gewinnen, die USA hätten diesen martialisch geführten Krieg nur gegen unschuldige und wehrlose Landbewohner ausgefochten. Es bewahrheitet sich also auch hier wieder mal die alte Weisheit: "Der Sieger schreibt die Geschichte"!

    Am nächsten Tag wanderten wir einmal quer durch die Innenstadt, angefangen beim wunderhässlichen Unabhängigkeitspalast (toller Protzbau á la DDR-Architektur), zu dem Busladungen an (meist asiatischen) Touris gekarrt wurden (weshalb wir uns eine Besichtigung ersparten). Weiter spazifizierten wir zur größten Kirche der Stadt (Bild 2). Was diese mit ihrem angeblichen Vorbild Notre-Dame gemein haben soll ist mir (der ich in Jugendjahren eine mehr als grundsolide Kirchenbesichtigungsausbildung genossen und so manche Kathedrale, wie etwa das Pariser Orginal, schon gesehen habe) vollkommen schleierhaft. Naja, die Asiaten merken's bestimmt nicht - die Kirche hat schließlich auch zwei Türme. Dafür fällt aber die Inneneinrichtung jedes evangelischen Provinzgotteshauses fünfmal opulenter aus, als bei dieser "Turnhalle".

    Keine hundert Meter entfernt fanden wir das recht schöne Hauptpostamt der Stadt, welches in restauriertem Kolonialstil sowohl außen als auch innen schon sehr viel mehr hermachte (Bild 3). Weiter ging's zum Opernhaus (eher weniger interessant) und zum Ho-Chi-Minh-Square. Letztgenannte Protzpromenade war, ähnlich wie in Can Tho, über und über mit Blumen und mehr oder weniger kitschigen Kunstinstallationen geschmückt (vor allem Hahnenstatuen, da wir uns nun im Jahr des Hahnes befinden). Auch hier waren vor allem vietnamnesische und chinesische Touristen unterwegs, um Speicherkarten vollzuschießen (z.B. Modellstehen eines äußerst freudig dreinblickenden Bruderpaares auf Bild 5). Am Ende der Flaniermeile grüßte Ho-Chi-Minh im Bronzelook vor dem Rathaus (Bild 4). Zum Abschluss unseres Stadtrundganges stromerten wir noch durch eine riesige Shopping-Mall, die europäischen Vertretern in nichts nachsteht.

    Dem einbalsamierten Namesgeber der Stadt ließen wir in seinem Mausoleum lieber in Frieden - einerseits ist die Aufbahrungsstätte nur ein weiterer Betonprotzklotz und wir hatten uns andererseits schon im Kriegsopfermuseum genug Propaganda zu Gemüte geführt. Ferner wollte der kommunistische "Landesvater" eigentlich lieber eingeäschert und nicht durch Chemie den Maden vorenthalten von Besucherströmen begafft werden.

    Übrigens erfreute uns Tet (neben den Blumenmeilen) noch durch den ein oder anderen "Drachentanz" bei dem fantastisch kostümierte Akrobaten jeweils in Zweiergespannen zu rudimentären Trommel- und Schellenrhythmen artistische Kunstücke vollbrachten (Bild 6).
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  • Entzückend verrückt (Dalat)

    2 Februari 2017, Vietnam ⋅ ⛅ 0 °C

    Knapp 300 km nordöstlich von Saigon ist Dalat die nächste Station auf unserer Reise. Eigentlich steuerten wir den Ort im Süden des zentralen Hochlands von Vietnam nur an, um von dort aus eine Motorradtour (siehe nächster Footprint) ins Bergland zu organisieren.

    Dalat überraschte uns allerdings nicht nur mit deutlich kühleren Temperaturen (auf fast 1500 m), sondern auch mit zwei äußerst sehenswerten Architekturexperimenten: dem '100 Roofs Cafe' und dem sogenannten 'Crazy House'. Ersteres besichtigten wir noch am Ankunftsabend.

    Geboten werden hier (für horrende Getränkepreise anstelle von Eintritt) geradezu labyrinthartig verzweigte Räumlichkeiten, welche mit allerlei Wandverzierungen und toll ausstaffiertem Interieur aufwarten. Die Einrichtung bzw. Ausschmückung mutet teils wie die einer extravaganten Hobbithöhle, teils wie die eines verwunschenen Schlösschens an - von lustig bis fast grotesk ist alles dabei. Das Ganze scheint auch kein Ende zu nehmen - immer höher und immer weiter zwängt man sich durch enge Treppenaufgänge oder wandelt durch den angeschlossenen Gartentrakt. Einen netten Ausblick über die Dächer Dalats bei Nacht gab's gratis (daher auch der Barname). Einfach ein absurd lustiges Erlebnis der besonderen Art (versuchsweise auf Bildern 1-3 dargestellt, wobei sich das leider auf den Fotos nicht so vermittelt). An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an Steffis Eltern, welche uns den Tipp gaben, mal vorbeizuschauen (ich gebe offen zu, dass ich das Ganze in der Beschreibung etwas overhypt dargestellt fand; nach Besichtigung kann ich die Begeisterung jedoch voll und ganz nachvollziehen!).

    Am darauffolgenden Tag besichtigten wir auch noch das 'Verrückte Haus', das in ähnlicher Weise zu verzücken weiß. Auch hier waren wieder einfallsreich verwinkelte Baulichkeiten zu erkunden, allerdings diesmal eher um die Gebäude herum und weniger Innenräume (Bilder 4/5). Wer will kann hier sogar übernachten (Bild 6) - allerdings nicht zu Backpackerpreisen!

    Kurz und knackig war der Aufenthalt in Dalat, aber uns hat's gut gefallen!
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  • Dalat - Lak See (Easy Riders #1)

    3 Februari 2017, Vietnam ⋅ ⛅ 28 °C

    Von Dalat nach Nha Trang sind es nur knapp 140 km; jedoch ist das Dalat umgebende Hochland wunderschön, weshalb wir mehr als nur eine schnöde Busfahrt hindurch erleben wollten. Am besten geht dies vom Motorrad aus und so buchten wir (auf Empfehlung von Steffis Bruder hin) eine Tour mit den Easy-Ridern. Diese bieten eine Vielzahl von Routen zwischen fast allen Großstädten Vietnams an. In mehreren Tagesritten kann man so die grandiose Landschaft vom Rücksitz des Motorrads seines Guides bewundern (Gepäck wird ebenfalls - gut verpackt - mitgeführt).

    Am ersten (und einzigen) Abend in Dalat machten wir uns also auf aus den vielen unter dem Namen "Easy Rider" verkehrenden Veranstaltern einen geeigneten und bezahlbaren auszuwählen. Geplant war eine zweitägige Tour und auf jeden Fall weniger als die im Netz angegebenen Kosten von 75 $ pro Person und Tag auszugeben. Nachdem der erste Anbieter preistechnisch so viel nachgab wie eine Stahlbetonwand, belohnten wir seine Sturköpfigkeit mit rascher Kehrtwende und probierten es zwei Blocks weiter beim Nächsten (dieses Vorgehen hat sich schon des öfteren bei allen möglichen Geschäften, z.B. Reisebüros, bewährt: so rufen beispielsweise manche Agenturen für ein und diesselbe Busfahrt 20 $ auf, andere dagegen nur 13 $; dumm, wer da sofort auf das erstbeste Angebot eingeht). Dort liefen wir Lan in die Arme, der sichtlich alkoholisiert einen weiteren Tetabend feierte. Nach dreißigminütigem Feilschen hatte wir ihn auf 50 $ pro Tag und Nase runter- und er uns auf drei (anstatt zwei geplante) Tourtage hochgehandelt. Wir schrieben uns den Vertrag selbst und schossen ein Beweisfoto, damit Lan die erbrachte Anzahlung vor lauter Tet-Begießerei nicht vergaß (Bild 1).

    Am nächsten Morgen ging's gleich nach der Crazy-House Besichtigung los. Zwar war es recht bewölkt, aber Lan und (mein Guide) Ly waren guter Stimmung, die sich auch gleich auf uns übertrug. Generell besteht die Tour aus kurzen Fahrtabschnitten von 5 bis 15 km, an die sich immer eine kurze Unterbrechung für das Bestaunen von Ausblicken, Essenspausen oder andere Attraktionen anschließt.

    Keine Viertelstunde aus Dalat raus hielten wir das erste Mal auf einem alten Flugplatz der Amis (aus Kriegszeiten), dessen Rollfeld heutzutage von Gewächshäusern gesäumt ist: Blumen- und Gemüsezucht statt Bomben und Granatenlager - das moderne Vietnam zeigt sich lebensbejahend! Weiter ging's zum ersten Aussichtspunkt (es folgten unzählige Weitere) auf das umgebende Hochland (Bild 2). Ausblicke dieser Art boten sich ständig auf den Panoramastraßen und ließen uns immer wieder mit offener Kinnlade auf dem Rücksitz frohlocken!

    Nächster Anlaufpunkt war ein Betrieb, der Wiesel-Kaffee herstellt. Hierbei werden keine Wiesel ausgekocht, sondern den (armselig gehaltenen) Tierchen die Kaffebohnen zu fressen gegeben. Das ausgeschiedene Endprodukt wird dadurch noch aromatischer im Geschmack, wovon wir uns selbst überzeugten. Klingt eklig, ist aber eine gängige und wirksame Methode der Kaffeeveredelung!

    Nach der kleinen Stärkung besuchten wir eine Seidenspinnerei bei der wir von der Made über den Kokon bis zur Garnherstellung alles begutachten konnten. Die verpuppten Raupen werden samt Hülle abgekocht, was die Seide verarbeitbar macht und die Tiere abtötet. Die Larven werden aber nicht entsorgt, sondern genießbar aufbereitet - etwas gewöhnungsbedürftig, aber durchaus schmackhaft!

    Durch weitere famose Landschaft (Bild 3; meist Kaffeeanbau) steuerten wir den sogenannten "Elephant Fall" an - ein durchaus sehenswerter Wasserfall (jedoch nicht vergleichbar zu den in Laos Gesichteten). Überhaupt ist das Land durchzogen von Flüssen (Bild 4) und Kanälen jedweder Größe und Couleur, so dass beinahe überall Landwirtschaft betrieben werden kann - ob nun Kaffee, Pfeffer, Gemüse, Kakao, Kautschuk oder der alles dominierende Reis, alles grünt und wächst üppig!

    Ein weiterer Halt galt einer Schweinefarm, die nebenbei auch noch den beliebten "Reiswein" (eigentlich Reisschnaps) produziert; die Gärreste werden an die Tiere verfüttert (auf Bild 5 sieht man ein Schwein beim ausnüchtern).

    Zum Abend hin fuhren wir entlang eines dem Lak-See vorgelagerten Stausees, welcher fantastische Sonnenuntergangskulisse bot (Bild 6). Fast im Dunkeln kamen wir dann am besagten Gewässer an, wo wir in einem sehr passablen Hotel nächtigten. Zuvor allerdings wurden (nach Wieselkacke-Kaffee und Seidenspinner-Larven) unsere kulinarischen Schmerzgrenzen erneut ausgelotet: nebst sehr leckerem gegrillten Rind und Schwein gab's Froschfleisch (samt angeblich wunderkräftiger Haut) im Hot-Pot zu kosten. Sehr gewöhnungsbedürftig, obwohl das Fleisch gar nicht so schlecht schmeckt. Aus hygienischen Gründen wurde das Ganze mit dem nachmittags erstandenen Reisschnaps runtergespült. Da dies auch das einzig dargebotene Getränk war, verließen wir das Lokal mehr als gut angeheitert!

    Trotz kurzer Nieselregeneinlage also ein mehr als gelungener Auftakt zur dreitägigen Tour!
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  • Lak See - Krong Kmar (Easy Riders #2)

    4 Februari 2017, Vietnam ⋅ ⛅ 26 °C

    Pünktlich um 8:00 Uhr begrüßten Lan und Ly uns leicht-katrige Reisschnapsamateure zum Frühstück. Kaum auf dem Motorrad ließen uns der frische Fahrtwind und famose Aussichten auf den Lak-See (Bild 1) aber schnell gesunden. Bei nur leichter Bewölkung ging es erst mal entlang des Sees zu einem Dorf, wodurch uns Ly wortreich und mit einer Antwort auf jede Frage führte. Nebenbei erhaschten wir erste Ausblicke auf die typische vietnamnesische Agrikultur: Reisfelder, so hellgrün leuchtend, dass man denkt die Augen würden plötzlich einen Photoshop-Filter zur Farbverzerrung nutzen (Bild 2 mit See im Hintergrund und Bild 3; ohne Filter zur Farbverstärkung!). Zudem bewirtschaften die Bauern die Felder mit fast klischeehaft anmutender Kopfbedeckung: einem runden Bambushut! Da kann man sich nur schwer dran satt sehen - einfach malerisch! 😄

    Über Matsch-Dirtroads fuhren wir weiter durch das Hinterland, vorbei an Kuh- und Wasserbüffelherden. Eine solche konnten wir bei einer Flussüberquerung genauer begutachten; wer hätte gedacht, dass die behäbigen Paarhufer gut schwimmen können (im Hintergrund auf Bild 4)?!

    Am Wegesrande zeigte und erklärte uns Ly den Anbau von Kakao oder Erntemethoden für Reis. Allgemein sind beide Guides ausgesprochen auskunftsfreudig und erfahren; Ly z.B. fährt schon seit 20 Jahren, Lan auch immerhin seit gut einem Jahrzehnt (auf Bild 5 sind beide in voller Montur zu sehen). Wir fühlten uns auf den doch sehr gefährlichen Straßen Vietnams in ihrer Obhut zu keinem Zeitpunkt unsicher - seltenst schritt die Tachonadel über 50 km/h.

    Natürlich gab es über den ganzen Tag hinweg mal wieder idyllischste Szenerien zu bestaunen (es fällt mir wahnsinnig schwer mich immer nur auf sechs Bilder zu beschränken).

    Gegen Abend steuerten wir dann eine Bungalow-Siedlung nahe einem Wasserfall an. Das Nachtmahl bestand aus gebratenen Nudeln mit Schweinefleisch; zum Nachtisch wurden dann aber noch gekochte Schnecken (Bild 6) gereicht. Hätten wir dem Reisschnaps nicht schon wieder so gefrönt, wären wir dem Animationsspruch "never try, never know" sicherlich nicht so schnell nachgekommen (naja, auch eine Erfahrung wert)!

    Beim gemeinsamen Zusammensitzen und Trinken (Lan beherscht wegen oftmalig dt. Kundschaft mehr dt. Trinksprüche als wir...an'n Kopp, um'n Kopp, rein'n Kopp) erfuhren wir allerlei Interessantes aus dem vietnamnesischen Alltag und von den Problemchen der Easy-Rider, wovon ich hier (aus Tipp-Gründen) nur einen kleinen Auszug wiedergeben möchte: Ly beklagte sich über die Vielzahl der Veranstalter, die neuerdings den (natürlich einzig wahren) "Dalat Original Easy-Riders" unter fast gleichem Namen herbe Konkurrenz machten. Diese "copycats" hätten ja keine Ahnung von der "history of Easy Riders" (gemeint ist der Film) und seien nur auf schnelles Geld aus. Lan klärte uns auf, dass Tet in der Stadt vier Tage, auf dem Land aber einen ganzen Monat gefeiert wird. Außerdem berichteten die beiden, dass Beamtenjobs noch immer nur an Nordvietnamnesen vergeben werden (mit Überprüfung bis in die vierte Generation) und dann auch nur bei ordentlicher Schmierung!

    Im Bungalow dösten wir zum Rauschen des Wasserfalls ein - das Ende eines weiteren wunderbaren Tourtages!
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  • Krong Kmar - Nha Trang (Easy Riders #3)

    5 Februari 2017, Vietnam ⋅ 🌬 26 °C

    Der dritte und letzte Tag der Motorradtour begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein. Aus dem weiten Tal rund um Krong Kmar mit seinen fantastischen Reisfeldern (Bild 1) fuhren wir wieder auf Dirtroads hinaus ins urige Hinterland. Unzählige "Hello"-Rufe aus den Kinderkehlen und so manches High-Five vom Motorrad aus hinterließen ein eingebranntes Dauergrinsen auf unseren Gesichtern - einfach schön wie simpel man den unter widrigsten Bedingungen aufwachsenden Rackern eine Freude machen kann!

    Schon die zwei Tage zuvor waren wir durch schönste Landschaften getuckert, aber der letzte Tourtag stellte alles Gesehene nochmal in den Schatten: durch atemberaubend schöne Täler und über Passstraßen (Bilder 2-4) ging es zurück gen Zivilisation. Zwischendurch hielten wir auch mal in den Dörfern, um uns mit Jackfruit zu stärken, die wunderbar bunten Trachten der Frauen zu begutachten (aus Höflichkeit habe ich leider keine Fotos davon gemacht; fühlte sich in der Situation einfach falsch an; die einheimischen Minderheiten sind eh etwas schüchtern Touris gegenüber) oder Süßigkeiten an Kinder zu verteilen.

    Nach den herrlichen Eindrücken des Vormittags fuhren wir aus dem Hochland herunter in die vielbevölkerte Küstenregion rund um Nha Trang. Das letzte Stück des Highways verlief entlang des traumhaften Küstenpanoramas (Bild 5), bis wir schließlich die Großstadt bzw. den Badeort Nha Trang am späten Nachmittag erreichten. Hier hieß es Abschied nehmen von Lan und Ly - fiel uns nach den drei wunderbaren Tagen gar nicht so leicht!

    Nha Trang selbst ist zwar schön gelegen (Bild 6), jedoch fest in russischer Hand (Beschilderung und Speisekarten alles auch auf russisch!). Da diese als Touristen leider einen sehr zweifelhaften Ruf genießen, überspringen die meisten anderen Westler diese Location - so auch wir: kaum angekommen, hatten wir auch schon einen Nachtbus nach Hoi An gebucht.

    Fazit: Die drei Tage waren der absolute Oberhammer! Selten erlebt man Land und Leute so authentisch - einfach genial!
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  • Die flinken Schneiderlein von Hoi An

    7 Februari 2017, Vietnam ⋅ ☀️ 28 °C

    Neuneinhalb (natürlich schlaflose) Stunden nördlich von Nha Trang fanden wir uns um 5:00 Uhr morgens in der Mitte Vietnams, genauer in Hoi An, wieder. Diesmal hatten wir leider Pech beim Versuch früher als gebucht einzuchecken - die Tore des Homestay blieben auch nach forschem Geklopfe vorerst geschlossen. So statteten wir einem nahegelegenen Cafe, das zu dieser unchristlichen Uhrzeit außer uns nur von Einheimischen (Nichtchristen, höhö) frequentiert wurde, einen Besuch ab. Stilecht südostasiatisch hofften wir auf den Miniaturplastikstühlen nicht einzubrechen, schlürften einen espressoartigen Cafe mit pomadenähnlicher (gesüßter) Kondensmilch und schauten dem Städtchen beim Aufwachen zu.

    Um halb sieben öffnete ein sehr verschlafener Homestay-Host nach Anruf dann doch noch früher als wohl üblich die Tore der Unterkunft. Anscheinend boten wir Schlafmangel-Zombies einen bedauernswerten Anblick, so dass wir, weil kein Zimmer zum Frühbezug vorhanden, erst mal in den Raum des Sohnemanns verfrachtet wurden, um uns dort noch ein paar Stunden lang zu machen. Mal wieder ein Paradebeispiel für hiesige Gastfreundschaft und gleichzeitig Eines für die uns irritierende Auffassung bzw. Inexistenz von Privatsphäre in Asien (der aushäusige Sohn wurde nämlich höchstwahrscheinlich nicht gefragt, ob zwei Westler in seinem Bett schlafen dürfen).

    Einigermaßen erholt (Schlaf fanden wir keinen in ständiger Erwartung des reinplatzenden Sohnes - eine unbestätigte Befürchtung) machten wir los in die wirklich sehenswerte Innenstadt Hoi Ans. Deren Altstadt ist nach westlichem Vorbild für Fahrzeuge unpassierbar - ein bisher einmaliges Erlebnis auf unserer Reise, da sich in allen sonstigen Städten durch jede noch so kleine Gasse ein Motorroller zwängt und die Hupkonzerte niemals ersterben! Außerdem sind die meisten Häuschen hier einstöckig und in jedem ein Geschäft. Gepaart mit kleinen Sträßchen, Lampionverzierung und keinerlei hässlichen, großflächigen Plastikreklameschildern (von denen in jeder anderen Innenstadt im Land jedes Geschäft mindestens fünf vor, an und um den Laden herum vorzuweisen hat) schlossen wir das schnuckelige Städtchen (obwohl sehr touristenüberlaufen) sofort ins Herz (Bild 1). Für mich bislang mit Luang Prabang die einzig besuchte Stadt in SOA, die nicht generisch-hässliche Betonretorte zur Hauptbauform erkoren hat und wirklich (in Reiseberichten so vielen Städten inflationär zugeschriebenes) 'Flair' besitzt.

    Hauptbusiness in Hoi An ist ganz klar die Schneiderei. Schneidern lassen kann man überall in SOA, aber nirgends hat man die Auswahl zwischen angeblich über 500 Schneidereien auf so engem Raum. Es reiht sich in der Altstadt ein Textilfabrikant an den Nächsten und buhlt um die Gunst der Kunden. Das nimmt teils lustige, teils abstruse Ausmaße an. So wurden wir z.B. von Schlepperinnen bei einer Eispause am Straßenrand angesprochen oder zum Frühstück beim Kauf eines Sandwiches auf den "best tailor in town" aufmerksam gemacht. Vom Hotelbesitzer bis zum Straßenhändler, einfach jeder kann einen Schneider empfehlen und preist einen "discount" an!

    Wir hatten uns natürlich vorab ausführlich mit dem Thema auseinandergesetzt und drei Optionen für die Kleidermaßanfertigung ausgemacht. Die beiden ersten steuerten wir eigentlich nur an, um ein Gefühl für Preise, Stoffe und den Verhandlungsspielraum zu bekommen. Nach (unter humoristischen Gesichtspunkten) außerordentlich aufschlussreichen Verhandlungsgesprächen in zwei der größten Betriebe der Stadt hatten wir ein Gefühl für Wucherpreise, miese Beratung und unterirdischen Kundenservice: wir wurden kurzmöglichst beraten, überhastet zum Abschluss des Geschäfts gedrängt und fast angeschrien als wir nach 15 Minuten die Gespräche unverrichteter Dinge abbrachen! So manches Tripadvisor-Rating ist uns mehr als schleierhaft. Dennoch eine gute Erfahrung, denn so wissen wir den (nicht nur demgegenüber) superben Service unseres schlussendlichen Wahlbetriebs - Mr. Xe - umso mehr zu schätzen. All das, was bei den Probeläufen schiefging, klappte hier perfekt! Angefangen bei ruhiger Beratung, über penible Notation unserer Wünsche, bis zum Verhandeln - hier funktionierte einfach alles entspannt, in unseren Augen höchst fachmännisch und mit herzlichster Freundlichkeit! In den folgenden Tagen und nach diversen 'Fittings' zerstreuten sich auch die letzten Zweifel betreffs Passform, Verarbeitung und Tragekomfort. Wir sind vollends zufrieden und ziehen den Hut vor Meister Xe und seinen fleißigen Bienchen - ich möchte es rein vom Erlebnis her nicht missen, von den Endergebnissen ganz zu schweigen! Diese werden allerdings nach Rückkehr (und hoffentlich unbeschadetem Transport) nur live und in Farbe präsentiert, daher hier keine Fotos vorweg! 😛

    Zwischen den Anproben bot Hoi An manch weitere Unterhaltung. So besuchten wir das ein oder andere Ahnenhaus, Versammlungshallen (wie z.B. die sogenannte Fujian-Halle in Bild 2; auch wenn das wenig mit einer Halle gemein hat), den in einer Brücke gelegenen Bac-De-Schrein (Bild 3) oder die schöne Flusspromenade (Bild 4 und Bild 5 bei Nacht). Weiteres Highlight war der sogenannte Teracotta-Park, in welchem Miniaturabbilder bekannter Monumentalbauten rund um den Globus sowie andere sehenswerte Töpferkunst ausgestellt sind (Bild 6).

    Insgesamt hat uns Hoi An (auch abseits des Schneiderabenteuers) rundum überzeugt und das trotz Touristenrummel und unserer sonstigen Abneigung größeren südostasiatischen Städten gegenüber!
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