World here we come

Die Kisten mit unseren meisten Besitztümern, absolut zu viel, wie vermutlich fast alle von uns, sind gepackt. Die Möbel und Lieblingsteile sind in Kellern, in Familie Kränzlins Estrich und beiden Mamas zu Hause untergekommen.
Das Gefühl wohnungslos zu sein trifft ein. Wir haben unsere Schlüssel, die seit über 3 Jahren am Bund hängten, an eine kleine schwedische Familie übergeben. Es fühlt sich wunderbar an und doch auch ein wenig speziell. Die Türe fällt ins Schloss. Geht es jetzt wirklich los? Nach all den Jahren Träumen, nach all den Monaten Vorfreude, nach all den Wochen Erledigungen, nach all den Tagen ausmisten, packen und räumen.

Wir steigen in unser volles, neues, rollendes zu Hause und fahren nur eine kurze Strecke. Die erste Nacht ausserhalb unserer Wohnung verbringen wir bei Valentins Mama Eva in Välte. Im Bus schlafen könnten wir, sind aber so zugebaut mit all den Kisten, die definitiv nochmals aussortiert werden müssen. Im Wissen unserer ersten Station in Bages genehmen wir es uns, vermutlich zu viel dabei zu haben, und dann einiges im Süden zu lassen.
Einen ausklingenden Abend im Schäfli z Winti, mit Eli, Michi, Mäge und Gabe. Noch das letzte Mal durch die Strassen von unserem geliebten Winterthur schlendern, im Stadtbus nochmals eine Umarmung und auf Wiedersehen Michi und Eli. Und das letzte Mal für dieses Jahr eine Nacht in Winti.

Olivias Geburri am 16.11. geniessen wir bei Larissas Mami in Zweidlen. Irina und Niels sehen wir zum letzten Mal, wie sagt man tschüss für ein Jahr? Wir wissen es alle nicht so genau.

Weiter geht’s am Tag danach zu Valentins Bruder Luca. Wir verbringen zwei Nächte in Heimgarten mit Gspröchle, Spiele spielen, Mario Kart mit den Neffen, Klassiker Fondue und gemütliches Beisammensein.

Wir schaffen es noch nicht ganz loszukommen und fahren nochmals für die letzte Nacht nach Zweidlen. Wir verbringen einen Abend wie er oft ist. Gemeinsames Spaghetti Essen, bisschen TV zusammen und ab ins Bett. So komisch das scheint, danach für ein Jahr tschüss zu sagen und doch so normal.

Am Montag, 20.11.23 geht’s nun endlich los. Ein paar Tränen vor Freude und Emotionen beim Mami umarmen. Aber es wird jetzt wirklich Zeit zu gehen und die Schweiz hinter uns zu lassen.
Wir düsen mit unserem Bus über Bremgarten, kurzes Tschüss sagen bei Nonna und Nonno, Richtung Genf zum Grenzübergang. Da Fiirabigverkehr und wenig Geduld bei uns, nehmen wir eine grüne Grenze in einem winzigen Dorf. Es ist stockdunkel, im Zollhäuschen kein Mensch und die Strasse weitervorn plötzlich gesperrt - kein Durchkommen. Umkehren kommt nicht in Frage.
Auf der Karte enden fast alle Dorfstrassen im Nirgendwo. Nur ein klein eingezeichneter, fahrverbotener Weg führt wieder zu einer Hauptstrasse, die dann, wenn alles so stimmt zur Autobahnauffahrt kommen soll. An einem Bauernhof vorbei biegen wir also auf einen Kiesweg ein. Da links sage ich, kann das wirklich sein?
Wir landen auf einem Feldweg mit riesigen Schlammhügeln und tiefen Schlaglöchern. So sanft als möglich manövriert uns Valentin über diesen Weg und mit jeder Minute hoffen wir, dass er bald auf einer normaleren Strasse enden wird. Wir fühlen uns wie im Film, wie zwei Kleinkriminelle, Kuriere mit illegaler Ware oder als hätten wir ein geklautes Auto über die Grenze zu bringen. Geschafft. Tränen gelacht. Der Weg zur Autobahn gefunden.

Auf dem kurzweiligen Weg Richtung Süden findet sich kaum ein Auto auf der Strecke. Immer wieder sind wir kilometerlange alleine auf der Bahn, die Raststätten wirken wie ausgestorben. Ganz anders als in zur lebendigen Ferienzeit. Mit Weird Crime Podcast und dem Realisieren unserer einjährigen Auszeit vergehen diese 800 Kilometer rasant.
Es ist 00:15 und wir fahren mit einem Kribbeln im Bauch und voller Glücksgefühle die kleinen, engen Strassen in Bages, hoch in unser neues zu Hause für die nächsten Monate.
Bonsoir Masion Dada et bonne nuit monde <3Read more