• Spaziergänge mit Hilde
giu 2024 – feb 2025

Europe along the Coastline (1)

Eine Fahrt um das Festland Europas inklusive ausgewählter Inseln Leggi altro
  • Damm Mühle

    9 febbraio, Germania ⋅ ☁️ 4 °C

    3.150 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS
    Damm-Mühle
    Calvörde
    Deutschland

    Sie würden morgens um sieben Uhr mit den Hunden spazieren gehen. Also fahren wir in den frühen, dunklen Morgenstunden von der Alten Schmiede, wo wir übernachtet haben, zu meiner Tochter. In der Dämmerung begegnet uns kein Fahrzeug, aber Reh, Hase und Katze haben es sehr eilig, vor unserem Licht ins Dunkel zu verschwinden.

    Die Tochter ist krank, das Enkelkind schläft noch, also macht der Schwiegersohn die ganze Arbeit. Pferde füttern und sie rausstellen, mit den Hunden spazieren gehen, und sich mit mir unterhalten. Der Morgen hat fast vier Minusgrade, die Felder sind mit Rauhreif bedeckt, am Horizont hat die Sonne schon mal einen Rosastreifen auf den Himmel projiziert.

    Hilde genießt die Freiheit der weithin einsichtigen Felder, auf denen sie den nächtlichen Spuren folgt, kommt immer mal vorbei, um Kontakt zu halten. Gerade als wir zurückkommen, taucht die Sonne orangerot am Horizont auf. Wir sind alle hungrig und guter Laune.

    Gute Tage liegen hinter uns, und um dich ein bisschen auf dem Laufenden zu halten, müssen wir bis zum Friedhof in Bad Endbach zurückschauen, wo wir am gefrorenen See mittags vorbeifahren, um am Abend im Braunschweig anzukommen. Sehr zur großen Überraschung meines Sohnes, den wir grade eben so von der Arbeit abholen.

    Früh morgens und nachmittags fährt der Enkelzwerg jetzt mit dem Opa zur Tagesmutter, dazwischen sitzen Hilde und ich auf einem Parkplatz, um zur eigenen Ruhe zu kommen. Es sei denn, wir können dem Sohn mal eine Einkaufsfahrt anbieten, denn er ist nur mit Öffis unterwegs.

    Dafür kommt er uns entgegen, und nimmt Hilde jeden Tag an die Leine, sodass ich versuchen kann, mich besser und frei zu bewegen, meine Schrittzählung zu erhöhen. Dreitausend muss ich am Tag schaffen, was grade mal ein bisschen mehr als zwei Kilometer sind.

    Wenig genug, aber angesichts meiner körperlichen Verfassung mit wenigen Ausnahmen das Limit. Wobei die Kälte und die Strandferne meine Möglichkeiten zusätzlich einschränken. Die Luft bleibt aber trocken und präsentiert schöne Sonnentage.

    Wir besuchen Claus, in dessen Garten die Hilde sich immer ganz besonders vergnügt, weil die kleinen Mäusen schon vorwitzig auf Erkundung unterwegs waren. Derweil mache ich ein leckeres Abendessen, wir tauschen die Neuigkeiten aus den letzten Monaten aus.

    Überraschend, wie viel doch in unseren Leben passiert, das sollte man bei so zwei alten Männern gar nicht glauben. Aber klar, die politische Situation im Lande treibt uns an, Claus ist ein alter Stadtbürger von Kindheit an, da muss man schon für eine saubere Stadt kämpfen, damit sich hier keine faschistischen Schlangen hin verirren.

    Wehret den Anfängen. Das nimmt er ebenso ernst und geht demonstrieren. Ich würde niemanden treffen, den ich kenne, im Gegensatz zu ihm, der sich immer schon engagiert hat. Also nutze ich meine Möglichkeiten, er seine. Meine Wahlunterlagen sind angekommen. Am Mittelmeer habe ich sie beantragt, mit Steffi, deren Knöchel immer noch nicht verheilt ist, sind sie nach Leipzig gereist, ihre Mutter hat sie dann freundlicherweise dort zur Post gebracht. Und jetzt also kann ich noch pünktlich zur Wahl gehen.

    Ich erinnere mich noch gut an die Bundestagswahl um die Jahrtausendwende, als ich im September 2002 für ein Institut Wählerbefragungen am Wahllokal in einem Ort nahe der ehemaligen Grenze auf ostdeutschen Seite, gemacht habe. Grade ein dutzend Jahre "Vereinigtes Deutschland" und schon sammeln sich an Kneipe gegenüber dem Wahllokal eine Gruppe junger Männer, die ihre Gesinnung so eindeutig nach außen getragen haben, dass der örtliche Wahlleiter mich dringend aufgefordert hat, wegzufahren, weil ich später vielleicht meines Lebens nicht mehr sicher gewesen wäre.

    Am Samstag nachmittag fahren wir zu einem Landvergnügenhof hinter Wolfsburg, eine Alte Schmiede, auf deren Schornstein sich ein Storchennest angesiedelt hat. Freundliche Gastgeber, ein großer, relaxter Hund, der Hilde's Divaverhalten aber sowas von gar nicht an sich heranlässt. Der Hof unebenen mit Kopfsteinpflaster, sodass ich aufpassen muss, mir nicht die Füße zu brechen. Der Bus steht halbwegs grade, leider mit einem Gefälle zum Kopfende, sodass ich nachts mehrmals aufwache.

    Morgens früh öffnet mir der Besitzer das Tor, wir verabschieden uns, und fahren in den neuen Tag hinein, sozusagen dem Sonnenaufgang entgegen. Zu meiner Überraschung finde ich bei meiner Tochter nicht nur einen Berg Post vor, sondern von einer lieben, virtuellen Reisebegleiterin ein Päckchen mit ein paar Seelenwärmern in unterschiedlichen Formen. Von Kerzen über Pudding zu Streichhölzern, Schokolade und Hildeleckerlis. Unseren vielen lieben Dank werfen wir durchs Netz zurück.
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  • Bortfeld

    11 febbraio, Germania ⋅ ☁️ 2 °C

    3.152 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS
    Seitenstraße
    Braunschweig
    Deutschland

    Es schneit. Manchmal denke ich, ich lebe nur dafür. Mitten in einem Schneegestöber vom blauen Bus aus über die Felder schauen, wie die braune Erde weiß wird. Das kann kein heißer Tag am Mittelmeer toppen. Da kommt es ans Licht. Ich bin ein Winterkind.

    Und natürlich gehen wir gleich spazieren, auch wenn der kalte Wind durch jede Faser meiner Bekleidung fegt. Tief in einem Rucksack mit dem Notfallschlafsack vermute ich Handschuhe und Schal, die ich lange nicht gebraucht habe, obwohl es ja in den spanischen Bergen im letzten Winter ziemlich gefroren hatte.

    Wir sind immer noch in Braunschweig, ich warte auf einen wichtigen Termin. Morgen streikt Bus und Bahn, ich habe dem Sohn versprochen, ihn und seine Freundin zur Arbeit zu fahren. Also früh um halb sieben die erste Tour und um 21 Uhr die letzte. Dabei darüber nachgedacht, wie sinnvoll ein solcher Streik für die Menschen ist, die auf Bus und Bahn angewiesen sind. Ne Stunde zur Arbeit laufen oder Taxikosten, die keiner übernimmt.

    So trifft man wieder mal die "Schwächsten", denn die die zahlen sollen, sitzen in ihren klimatisierten Limousinen. Der Segen einer zivilisierten Gesellschaft. Würden stattdessen die Pflegekräfte streiken, würde ein Schrei durch die Gesellschaft gehen. Man dürfe doch nicht.

    Nur manchmal ist der Ruf nach verbrieften Rechten der Abgesang der Mitmenschlichkeit. Der Schnee bleibt auf der Straße liegen. Der Horizont verkleinert sich, die Fenster sind von innen beschlagen, Hilde hat sich schlafen gelegt.

    Wir waren bei Thomas, der den Spiegel reparieren wird. Die neuen Lämpchen im Bus, die er einsetzt, leuchten endlich hell genug zum Lesen. Wir essen zusammen von meinen internationalen Mitbringseln aus dem Kühlschrank. Über Nacht steht der blaue Bus vorm Haus, der Enkelzwerg ist krank, wir können morgens ausschlafen.

    Grade zum Geburtstag meines Sohnes ist das keine gute Nachricht. Erst als die Freundin von der Arbeit kommt, können wir uns treffen, gehen zusammen spazieren. Es macht ihm Spaß, Hilde zu nehmen, und mich ein bisschen zu drücken, länger spazieren zu gehen. Ziemlich verschnauft, aber durchaus zufrieden, komme ich dann auch wieder am Bus an.

    Abends gibt's Besuch im blauen Bus, der Doktor kommt auf einen Sprung vorbei, hat was Leckeres zum Essen mitgebracht. Über Nacht stehen wir nochmal bei Claus, Hilde macht im Dunkel den Garten unsicher, wir haben Strom, die Batterien werden vernünftig aufgeladen.

    Am Morgen Bankwege mit meinem Sohn, den ich dann in der Arbeit absetze, um danach ans Feld zu fahren. Die Zeit anhalten. Wie es weitergeht, weiß ich grad nicht, nur dass die Temperaturen zum Wochenende nachts in den zweistelligen Bereich fallen, aber am Meer bleibt es um null Grad. Warte auf den Kardiologen.

    So ist es halt. Irgendeiner hat früher mal auf Godot gewartet, und diese Botschaft durch die Zeit getragen. Ob es sich lohnt oder nicht, manchmal muss man warten können lernen.

    "Jeder Moment lädt dich ein, bewusst zu leben. Wenn du mit Liebe und Achtsamkeit auf das Jetzt antwortest, löst du dich vom ständigen Rennen gegen die Zeit und findest wahre Freiheit im Moment. Öffne die Tür zum Hier und Jetzt – es ist alles, was du wirklich hast."

    Einfach leben - ein Brief von Anselm Grün
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  • Wieda

    14–15 feb, Germania ⋅ ☁️ -2 °C

    3.154 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 142 km/ Gesamt 382.930 km / Ø121,41 km)

    Gästezimmer
    Bei lieben Freunden
    Wieda
    Deutschland

    Morgens sind wir noch eine gute Stunde alleine im Haus. Die Freunde sind arbeiten gegangen, zum Frühstück gab es eine heiße Gemüsesuppe, fein püriert. Der Puls schlägt hoch, ich habe nach dem Aufstehen geduscht, muss meine Sachen mühsam die Wendeltreppe hochschleppen. Das Gästezimmer liegt zum Garten hinaus, für Hilde ein Spielparadies.

    Wenn sie nicht ständig auf den Papa achten müsste, der so hilfsbedürftig wirkt, außerhalb vom Bus. Die Freunde sorgen sich um mich, ob ich das Leben im Bus nicht tauschen möchte, gegen vier Wände, eine Tür, ein Fenster. Damit ich es warm und trocken habe.

    Ich versuche sie zu beruhigen, dass es im Bus all das gibt, es der beste Ort für mich und Hilde ist. Denn das begreift jeder schnell, dass Hilde's ständige Kommentare zu allen möglichen Veränderungen mir schneller die Kündigung bringt, als das ich den Vertrag unterschrieben habe.

    Wir sind einfach wohnungsuntauglich. Hier sind die Nachbarn weit genug weg, und hier bleiben wir ja auch nur eine Nacht. Die letzten Tage in Braunschweig, der Enkelzwerg ist krank, der Sohn muss arbeiten, es schneit, und wir gehen spazieren. Sitzen im Bus, schauen aus dem Fenster, besuchen Freunde, essen gut und leben günstig.

    In der letzten Nacht sinkt die Temperatur auf minus 3,5°C, unter der Bettdecke ist es warm, draußen fühlt sich die Kälte nicht unangenehm an, weil der Wind eingeschlafen ist. Wir verabschieden uns von Claus und bringen meinen Sohn zur Arbeit. Ich habe ein kleines Zeitfenster zum nächsten Termin im Norden. Da bietet sich eine kleine Reise an.

    So wie damals, als ich jung war, und zwischen zwei Jobs einfach zehn Tage durch Frankreich getrampt bin. Ich sehe mich noch, für Stunden an einem Schild zu stehen, um ein Auto auf der kleinen Landstraße anzuhalten. Es war Mai, die Sonne hat mich ausgebrannt, nachts in Toulouse habe ich meinem Sonnenstich auf so einer exotischen Toilette mit Loch im Boden ein Opfer gebracht.

    Ein anderes Mal am Strand einen Sonnenbrand an den Füßen eingefangen, sodass das Gehen mit vollbeladenem Rucksack zu einer Tortur wurde. Alles Geschichte, denke ich manchmal, also überstehst du das jetzt auch, wenn das Gehen zu einer körperlichen Anstrengung wird.

    Später mal im Himmel wirst du lustige Geschichten darüber erzählen können. Wir fahren durch den Harz, die Temperatur sinkt auf fast sechs Minusgrade, die Straßen sind gut befahrbar, ich darf schöne Bilder sehen, ein paar davon mitbringen.

    Abends essen wir lecker mit den Freunden, reden über Deutschland, die politische Situation, München. Mein Sohn hatte mich angerufen, weil es ihn so sehr bewegt, was im Land geschieht. Es sei unfassbar, und es macht wütend. Das kann ich verstehen. Obwohl ich mich seit zwei Wochen weigere, Nachrichten zu lesen, geht nicht alles an mir vorüber. Aber ich schlafe besser, träume entspannter.

    Vor einigen Monaten hatte ich den Freunden erzählt, dass meine Wohnorte und meine verschiedenen Arbeitsplätze jeweils zwei große Seiten füllen. Heute zeige ich es ihnen. Vielleicht verstehen sie so besser, warum mein Leben in dieser Weise verläuft. Sie können ihre Wohnungen an einer Hand abzählen, ihre Arbeitsstätten mit zwei Fingern. Tatsächlich wohne ich im Bus am längsten. Maximal neun Jahre habe ich vorher fest irgendwo gewohnt. Da war ich alleinerziehender Vater.

    In der letzten Nacht schlafe ich durch. Das Bett ist zu weich, um es zu verlassen. Trotzdem halte ich Kontakt zur Oberfläche, merke Hilde's Bewegungen, und mir begegnen bekannte Menschen in den Träumen. Es schneit, Hilde hat es sich nochmal auf der Bettdecke bequem gemacht.

    Noch einige Erledigungen in der Gegend, dann schauen wir uns in Richtung Main um. Jemand hat mein Duschzelt gekauft, wir bringen es ihm, er baut es ab. Anfang März will er mit seiner jungen Familie Richtung Türkei und Asien aufbrechen. Open End. Ein guter Plan.
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  • Miltenberg

    16 febbraio, Germania ⋅ ☁️ 1 °C

    3.156 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 219 km/ Gesamt 383.317 km / Ø121,45 km)

    Abbau und Verkauf
    vom Duschzelt
    Miltenberg
    Deutschland

    Südafrika ist gefühlt weit weg, sagt Sailor, die mit ihrem Partner Peyman vom Nordkap ans Kap der Guten Hoffnung reist. Der Sturm und der Regen haben den Schnee, den sie brauchen, um mit ihren Schlitten reisen zu können, südlich vom Nordkap weggepustet, sodass sie öffentliche Verkehrsmittel benötigen, um hinterm Tunnel wieder auf die weiße Pracht zu stoßen.

    Und dort gibt es dann soviel Neuschnee, dass sie kaum vorankommen. Und an Südafrika denken. Sailor und Peyman sind zwei finnische Abenteurer, deren Geschichte ich gerne verlinke.

    https://www.instagram.com/nomadstrails?igsh=MTF…

    Sie brauchen nichts kaufen, ruft er aus dem oberen Stock vom Fenster runter, während Hilde im Bus die Katzen angeifert, seine Hunde irgendwo hinter den Fahrzeugen angebunden den Lärmpegel steigern. Ich kaufe natürlich Mettwurst, Honig und Blutwurst. Dann versuche ich eine Viertelstunde lang, einen halbwegs geraden Schlafplatz zwischen den abgestellten Geräten eines bäuerlichen Lebens zu finden.

    Der Ausblick ist bescheiden, die Nacht trägt über drei Grad minus in ihr Tagebuch ein, bis halb sechs kommen wir ohne Standheizung hin, dann wache ich auf, und die Nase schmerzt im Apnoegerät, fühlt sich ziemlich eisig an. Dann geht die Sonne auf. Und ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass sie immer wieder den Anblick verschönert, das Gesicht zum Lächeln bringt, und in Hilde's Fell die Farben zum Leuchten bringt, obwohl ihr Blick mich das Fürchten lehrt.

    Du weißt, ich will nicht fotografiert werden. Aber deine Leser beschweren sich, dass du in den Geschichten nicht vorkommst. Mir egal. Aber dann erschreckt sie sich doch, und versteckt sich gleich nach dem Frühstück unter meiner Jacke. Vielleicht ist sie auch nur richtig gut gesättigt.

    Wir haben grade nicht so viel Glück mit unseren Landvergnügenhöfen. Ich finde diese Möglichkeit toll, weil die Stellplätze aktuell fast überall ziemlich verwaist sind, aber wenn dann der Kontakt sich weitgehend auf wenige Sätze reduziert, weil die Umstände es nicht zulassen, ist das auch nicht gerade erheiternd.

    Da die Hunde frei auf dem Hof laufen, müssen wir abends noch ins Tal zum Spaziergang fahren. Und wiederholen das Gleiche am Morgen, frühstücken nach einem Einkauf bei Aldi, weil wir Wasser brauchen, auf dem großen Parkplatz in Hessisch-Lichtenau, unterhalb vom Fußballplatz.

    Dabei ist der Platz am Dorfladen eigentlich romantisch, und über den losen Bergkräutertee, den ich kaufen kann, freue ich mich sehr. Die Nacht ist ruhig, wie fast jedesmal, und unter anderen Voraussetzungen, wäre ein Abendspaziergang im Ort sicherlich recht beschaulich gewesen.

    Aber mir schmerzen die Füße in den ersten Tagen nach der Fußpflege immer noch mehr als sonst, sodass ich einfache, ungestörte Wege für unsere Spaziergänge brauche. Sie müsse ganz früh zum Markt, aber vielleicht könnten wir mal im Sommer eine Lesung veranstalten, so verabschieden wir uns.

    https://der-hofladen-siebald.de/

    Linkerhand der B 27 taucht ein altes Gebäude auf.
    "Vor rund 700 Jahren als Benediktinerinnenkloster gegründet, durchlief Kloster Cornberg eine wechselvolle Geschichte. Nach seiner Revitalisierung in den 1990er Jahren, ist es heute ein vielfältig genutztes Kulturzentrum und beliebtes Ausflugsziel."

    Das Zitat und weitere Informationen finden sich unter folgendem Link

    https://www.schloesser-hessen.de/de/kloster-cor…

    Kurze Zeit später, hinter Bad Hersfeld verlassen wir die eilige Landstraße, um über kleine Orte hinüber nach Fulda zu fahren, das wir mit der Autobahn umgehen. Nach einem Umweg über das Sinntal landen wir in einer der beiden Städte, die sich mit dem offiziellen Titel 'Brüder-Grimm-Stadt' bezeichnen dürfen, Hanau und Steinau, das an der Straße liegt, oberhalb der sich riesige Industrieanlagen befinden.
    Dazwischen liegt eine vielbefahrene Bahnlinie, von der in der Nacht die beleuchteten Fenster in schnellen Bildern vorbeihuschen, sich tagsüber kilometerlange Güterzüge durch den Wald entfernen, während die Kinzig beschaulich zwischen in begrasten Ufern plätschert.

    Ich sehe die ersten Blüten an der Sträuchern, die vermutlich im Frost der nächsten Tage hart zu kämpfen haben. Das Blau des Himmels ist milchig, während eine der Bananen im natürlichen Kühlschrank der Unterschränke die Schale verdunkelt. Diese Türen muss ich unbedingt geschlossen halten, weil sonst der Bus eilig auskühlt.

    Jetzt schläft Hilde endlich, vielleicht spürt auch sie meine Unruhe an diesem Morgen, denn wir haben einen Auftrag. Die Hofkatzen schauen nach den Gästen, als Hilde sie erblickt, verschwinden sie durch die Hecke. Das würde ich auch manchmal gerne.
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  • Lorsch

    18–20 feb, Germania ⋅ ☀️ -2 °C

    3.158 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 0 km/ Gesamt 383.540 km / Ø121,45 km)

    Wohnmobilstellplatz
    Lorsch
    Deutschland

    Während die Sonne langsam untergeht, sind wir nochmal spazieren gegangen. Die Wege sind bevölkert von Radfahrern und Joggern, Hunden und Menschen. Solchen die Feierabend haben und den anderen, deren Leben mit einem Spaziergang zum Abend abgerundet wird. Und dann noch die Jüngeren, die für vieles wenig Zeit zu haben scheinen.

    Als wir zurückkommen, ist es Zeit, das Bett zu bauen. Das klingt so leicht und doch bin ich manchmal außer Atem, weil ich hinten im Bus herumkrabbeln muss wie ne Fliege am Fenster. Dann liegt das Laken glatt, die Bettdecke noch leicht aufgerollt, um Platz zum Sitzen zu lassen.

    Hilde guckt derweil, schon leicht ungeduldig fiepend, wann es Abendessen für sie gibt. Wir haben Möhren und heute gibt es feine pommersche Streichmettwurst auf die drei trockenen Baguettescheiben. Es ist noch früh, grade mal sechs Uhr abends, ich habe eine kleine Kerze angezündet, Musik angemacht.

    Der Platz hatte sich den Tag über weitgehend geleert, um am Abend wieder voller Fahrzeugen zu stehen. Anscheinend ist Lorsch beliebt für die Durchreise von und nach Spanien. Wir bleiben eine zweite Nacht. Es hätte drei Möglichkeiten gegeben, um hier jemanden zu treffen, am Ende warten wir umsonst.

    Aber was haben wir dadurch gewonnen. Ich habe endlich mal wieder gelesen, wir haben viel miteinander gespielt. Hilde hat ihrem Knochen viel Zeit gewidmet, wir haben einen interessanten Menschen draußen bei den Nistkästen getroffen, die Sonne wandern gesehen.

    Es kommt so, wie es sein soll, für alles im Leben gibt es Gründe. Ich habe schon lange aufgehört, manches Geschehen zu hinterfragen. Ein großes Wohnmobil fährt auf den Platz, hinten flutscht ein kleiner Pkw raus. Als ich mich vor der Front fotografiere, relativiert sich die Größe. So ist das doch oft in unserem Leben. Wenn wir näher kommen, uns des Problems annehmen, lässt es sich überraschend leichter bewältigen.

    Wir haben Daniel kennengelernt, der unser Duschzelt gekauft hat, und mit seiner Familie auf Reisen gehen will. Sein Hund Lui und Hilde haben sich gut verstanden, auch wenn der Platz eng war zum Spielen. Wir haben miteinander erzählt, bis seine Frau ihn abgeholt hat. Ob ich seine Tochter anschauen möchte, er ist der glückliche Papa, das blinkt regelrecht in seinen Augen.

    Miltenberg ist schön, am Sonntag ist wenig Verkehr, ich kann mich gemütlich umschauen. Vom Main fahren wir an den Neckar, ich erinnere mich noch gut an meine Winterfahrt 2017, als ich den ganzen Fluss entlang gefahren bin. Auch dort eine einsame Fahrt.

    Ich kann mich nicht entscheiden, wohin unser Weg gehen soll, erst kurz vor Heidelberg fällt mir Lorsch ein. Es wird kalt in der Nacht, minus 4,5 Grad. Aber unter der warmem Bettdecke werde ich nur einmal wach, sodass ich erst zum Aufstehen die Standheizung anwerfe, weil mein vorwitziger dicker Zeh tiefgefroren ist.

    Wir machen schöne Spaziergänge morgens und mittags, aber später schmerzt das Knie zu stark für einen längeren Weg. Und wie ich eingangs erwähnt habe, sind auch viele Menschen und Hunde unterwegs. Die Stimmung ist schläfrig, die Musik verträumt, wenn ich aus dem Fenster schaue, sieht der Kies wie Schnee aus, und der Himmel schwarz wie eine Winternacht.

    Ich habe heute die Jahresabschlusspredigt meiner Gemeinde gehört, über die Türen, die sich öffnen und schließen. Und an mein Jahr gedacht, dass zurückliegt. Letztendlich haben meine Entscheidungen, ob sie richtig oder falsch waren, mein weiteres Leben bestimmt. Ich werde mir Mühe geben, mir besser zuzuhören, denn eigentlich weiß ich schon genau, was mir gut tut, und so manche Umwege sind auch mir manchmal zu viel.
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  • Lennestadt

    19–20 feb, Germania ⋅ ☀️ 0 °C

    3.159 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 270 km/ Gesamt 383.810 km / Ø121,49 km)

    Bei netten Menschen
    Lennestadt
    Deutschland

    Diese netten Menschen haben auch einen Wohnmobilstellplatz in ihrem Garten, sodass ich das mal einfach verlinke, denn einen guten Ort zur Übernachtung, der ist goldwert, und hier kannst du auch noch gemütlich und weinseelig schlafen gehen.

    https://weinseelig-gleiertal.de/

    Wir haben das Glück, dass Sabine schon lange unsere Reise begleitet, und uns wiederholt in ihren Garten eingeladen hat, um mal zwischen den Geschichten persönlich miteinander zu reden. Gestern ist sie leider total erkältet, sodass wir uns auf ein anderes Mal zum Gespräch verabredet haben.

    Die nächste kalte Nacht haben wir verschlafen und sind früh aufgebrochen, um über die besonnte Hochsauerlandstrasse einen Frühstücksplatz zu finden. Am Ende landen wir in Bad Fredeburg unterhalb vom Sauerlandbad und oberhalb einer stark befahrenen Kreuzung im Tal. Auf dem Parkplatz gibt es auch einen offiziellen Stellplatz, aber das wäre mir insgesamt zu unruhig.

    Von Lorsch aus Richtung Hannover zu fahren, führt zum einen durch das Ballungsgebiet um den Frankfurter Flughafen herum, und dann stehen Taunus, Westerwald und Sauerland zur Verfügung. Sämtliche Strecken sind wir schon häufig gefahren, und auch wenn es überall nette Menschen gibt, sind die Routen nicht on my favorite list.

    Für eine Weile bin ich geneigt, unten am Rhein zu bleiben. Auch um den kalten Nächten aus dem Weg zu gehen. Doch der Rhein macht insgesamt einen östlichen Bogen, und für die wenigen Tage, die zur Verfügung stehen, bietet er einen Umweg, der wenig Sinn macht.

    So bleibt dann nur Augen auf und durch den Westerwald und rüber ins Sauerland, das mir letztendlich eine gute Übernachtung bietet. Der Camper, der auf dem Parkplatz hier übernachtet hat, ist abgefahren, wir stehen zwischen zwei abgestellten Anhängern. Auf einem steht "Mediguys - Wissen, was rettet".

    Hilde schläft und auch ich fühle mich müde, obwohl ich doch lange und gut in der Nacht meine Augen geschlossen hatte. "Wir brauchen auch langsame Zeiten." Schreibt Anselm Grün. "Zeiten, in denen wir uns nicht unter Druck setzen, in denen wir den Augenblick genießen können."
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  • Völkenrode

    21 febbraio, Germania ⋅ ☁️ 13 °C

    3.162 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS

    Auf einem kleinen Parkplatz
    Braunschweig
    Deutschland

    Kaum ist die Sonne da, haben wir auch den Ventilator angeschaltet und suchen den spärlichen Schatten hinter laubfreien Bäumen. Und dabei sind die Witterungsverhältnisse tatsächlich noch im Dickenpulloverbereich. Hilde liegt im Heck vom Bus, wo alle Fenster verdunkelt sind.

    Wir hatten den Mittagsspaziergang, nachdem wir meinen Sohn zur Arbeit gebracht haben, weil die Öffis bestreikt sind. Unser kleiner Ausflug zum Duschzeltverkauf am Main ist also beendet, Montag ist der erste Arzttermin auf der Liste der jährlichen Kontrolltermine, ab heute habe ich mich der ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Thema Gewichtsreduktion gestellt.

    Es war schon lange dran, aber ich habe gute Erklärungen gehabt, nicht damit zu beginnen. Der Auslöser war gestern abend mein ernüchterndes Ganzkörperspiegelbild im Bad von Freunden vor dem Duschen und der Blick auf die Waage. Es lässt sich nicht leugnen, wenn ich eine unbeschwertere Zukunft haben möchte, dann müssen einige dutzend Pfunde fallen.

    Ein deutlich schwieriges Unterfangen, als aufzuhören, Alkohol zu trinken oder zu rauchen, weil der Erfolg nicht unmittelbar eintritt, sondern in einem Prozess von knapp zwei Jahren sich verwirklichen könnte. Und die Voraussetzungen sind nicht gut, weil ich zu wenig Bewegung habe, sodass sich hier gleich die zweite Challenge anschließt.

    Aber es soll keine Ausflüchte mehr geben, zumal ich der Einzige bin, der die Messlatte ansetzt. Wenn du also demnächst mal neben uns stehst, wundere dich nicht, wenn ich morgens früh aus dem Bus auf die Waage klettere. Zumindest werde ich meine Stützstrümpfe dann schon tragen.

    Unterwegs hatte ich die gute Idee, mit Hilde auf eine Hundewiese zu fahren, um sie laufen zu lassen. Wir sind alleine auf dem Platz unter der Hochbrücke der Autobahn, alleine mit einer solchen Menge an Maulwurfshügeln, dass das grüne Gras deutlich in der Minderheit ist, auch wenn das anders wirkt. So hat Hilde genug Zeit zu schnüffeln und dem Ball hinterher zu jagen, bis ihr die Zunge zum Hals raus hängt.

    Wir sind überraschend in Bad Wünnenberg gelandet, sodass ich mich spontan entscheide, wieder einmal auf dem Stellplatz zu bleiben. Die Schafe sind im Stall und nicht auf der Wiese hinter uns. Dafür ist die Telefonzelle mit Büchern die ganze Nacht beleuchtet.

    In der Nacht friere ich, obwohl die Temperaturen gestiegen sind. Es dauert lange, bis ich einschlafen kann, doch obwohl ich den Eindruck habe, oft wach zu sein, habe ich fast die ganze Nacht durchgeschlafen. Morgens ist es nasskalt, gering über null Grad. Im Hügelland, das wir durchfahren, liegt noch Schnee, ist der Boden gefroren.

    An einem Friedhof steht eine Gruppe Stelen im Kreis, als würden sie über die vergangenen Zeiten in einem Plausch verwickelt sein. Direkt hinterm Friedhof ist der Fußballplatz. Kurze Wege. Wir spazieren um eine Ansammlung von alten Weihnsachtsbäumen herum, die schon von anderen Hunden besucht wurden. Der Ort handelt praktisch, denn auch die Recyclingtonnen stehen gegenüber dem Friedhof, auf dem Hunde an der Leine Abschied nehmen dürfen.

    Ein bunter Zug durchquert mein Gesichtsfeld, die Raben auf dem Feld fliegen auf und hinterher. Neben unserem Fenster hält ein Radfahrer auf einem Liegendrad, sodass ich ihn nicht erkenne, weil unsere letzte Begegnung mit einem Rennrad war. Er ist der Vater von einem früheren Kollegen, so stellt er sich auch jedesmal vor, wenn wir uns begegnen. Nach seiner letzten Tour hat er seinen Wohnwagen in Frankreich stehen lassen, sein Auto verkauft. Mit dem Rad und einem Anhänger geht es demnächst für zwölf Wochen nach Island, ich bin beeindruckt.

    Jetzt muss er schnell los, seine Enkeltochter abholen, Opas haben es immer eilig. Wir kommen von Bad Wünnenberg auf dem Weg nach Hagenburg an einer Bahnlinie mit Schnee in Eimke vorbei, die an einem alten Fachwerkgehöft vorbeiführt.

    Die Freunde kümmern sich rührend und mich. Wir machen einen langen Spaziergang, ich bekomme ein leckeres Abendessen, meine Wäsche wird aufgehängt, ich kann duschen. Hilde ist immer traurig, wenn wir abfahren, als die Drei sich am Morgen bei uns am Bus verabschieden. Sie möchte am liebsten alle Rudel bei sich behalten. Wer weiß, vielleicht bleiben wir einfach irgendwo mal stehen. Jetzt liegt sie bei den Pedalen, auch ein kühler Ort im blauen Bus.
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  • Braunschweig

    22–23 feb, Germania ⋅ ☁️ 9 °C

    3.162 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS

    Frühstücksplatz
    Braunschweig
    Deutschland

    Plötzlich durchströmt es mich, als ich die Sonnenbilder des Morgens anschaue, und das heiße Wasser über das Porridge gieße, und in die Teetasse, obwohl der Beutel geplatzt ist, und ich vermutlich kleine Blätter zwischen den Zähnen finde, ich bin richtig glücklich, mein Leben so erleben zu dürfen.

    Mit allen Hindernissen und Schwierigkeiten, aber der größten Zufriedenheit, die nur in mir liegt. Nothing else matters. Das ist meine, unsere Reise. Und auch wenn es viele und intensivere Formen des Lebens geben mag. Mir gefällt der langsame Weg durch die Einfachheit unserer kleinen Welt, deren Schönheit es gilt in jedem Moment zu erkennen und zu lieben.

    Wir sind reich beschenkt und dürfen einen Bruchteil davon weitergeben, mehr lässt sich vermutlich nicht verarbeiten, weil das Kleine oft immense Wirkung hat. Ich sehe mehr als ich begreifen kann, und die tägliche Dosis an multipler Schönheit muss ich langsam verarbeiten, bevor ich dann vielleicht einmal darüber reden kann.

    Ich bin überwältigt von diesem Morgen, der gestrigen Reise mit der wandernden Sonne auf ihrem Weg ins Bett, und dem Geschenk des neuen Tages. Mittlerweile liegen Wolken über ihrem Licht und bilden lichte Streifen. Die Wassertropfen auf der Windschutzscheibe erinnern an Vögel, selbst die Mülltonne im Blick wirkt geradezu passend.

    Clean your life. Räum auf in deinem Dasein, deinem Sein, deinem Wesen. Und wirf den Schutt weg, der sich angesammelt hat, dich so sehr behindert, du zu sein. Lebe dein Leben, als wäre es das Beste, was dir passieren kann. Und Tatsache, es ist so, selbst wenn es sich nicht so anfühlen mag.

    Nicht die Umstände, die dein Leben erschweren, sind der Maßstab, sondern die Möglichkeiten, die du dir schaffen kannst, sind dein Glück. Ich weiß um die Unmöglichkeiten, von denen wir glauben, sie behindern unsere Entwicklung. Aber wenn du ihnen Raum gibst, machst du dich klein und sie groß.

    Vergleiche dich immer nur mit dir selber, dann kannst du an dir wachsen. Vorbilder sind gut, wenn du sie auch dort lässt, wo sie hingehören. Sie sind kein Messlatte für deine Möglichkeiten, eher vielleicht ein Mutgeber für deine Einschränkungen, von denen du glaubst, sie behindern deine Entwicklung.

    Gott sagt mir in der Bibel, dass er mich nicht über meine Möglichkeiten fordern wird. Das macht mir Mut, mich Veränderungen zu stellen, und ungewählten Herausforderungen zu begegnen. Das Leben ist nichts für Feiglinge, so sagt man, und trifft auf wahre Elemente.

    Aber es bietet die einzige Wahl. Wenn nicht jetzt, wann dann. Morgen mag es zu spät sein, morgen mag ich zu müde sein, zu verletzt, zu schwach, zu hoffnungslos. Aber heute kann ich mich den Anforderungen stellen, und in ihnen bestehen.

    Das ist mein Plädoyer fürs Leben. Und auch mein Beitrag für die Wahl am Sonntag. Triff eine Entscheidung, bleib mutig, und zeige dein Gesicht! Du bist ein Teil der Zukunft, die heute beginnt.
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  • Söhlde

    25–26 feb, Germania ⋅ ☀️ 9 °C

    3.165 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 128 km/ Gesamt 384.489 km / Ø121,48 km)

    Landvergnügenhof
    Hof im Greth
    Söhlde
    Deutschland

    Nicht an jedem Morgen bin ich der Glückspilz, der in so grandiose Farbenspiele hineinläuft. Oft genug ist der Morgen wie heute, wo alles zäh, mühsam und langsam läuft. Ich komme nicht früh genug hoch, Hilde erbricht sich vor den Sitzen, wir stiefeln in Sandalen durchs nasse Gras. Die Sonne geht auf, ich stelle fest, dass ich im abendlichen Video von Ziegenkäse auf einer Schafsfarm geredet hat, aber keiner hats bemängelt.

    Der Blutdruck ist niedrig, der Kühlschrank ist voll, der Hund schlabbert geräuschvoll seinen Napf leer, ich koche Wasser für den Porridge. Gestern haben wir zwei neue Reifen für vorne bestellt, mein Sohn legt einige große Scheine dafür für mich als Geschenk auf den Tisch. Der Hund haart, es wird Frühling, oder sie hat Stress, im Bus staubt es wie verrückt. Ständig habe ich Hundehaare auf jedem Gegenstand.

    Ich habe reduziert. Das Brotmesser und das große Brett haben sich verabschiedet, ich muss neue Medikamente bestellen, und vom Reisedoktor mal wieder den Bestand überprüfen lassen. Manches kann man ja länger über den Zeitraum hinaus gebrauchen, aber anderes führe ich jetzt neun Jahre mit mir rum.

    Ich weiß noch, wie wir damals losgefahren sind. Der Bus rappelvoll, für vieles gab es einen Ersatz, statt Bücher zum Verkauf hatte ich viele zum Lesen mit. Sogar eine Leinwand, um noch mal in Ruhe meine DVDs anschauen zu können. Die Schublade unter der hinteren Sitzbank voll mit CDs. Heute gibt es den Rest in zwei Sammlern, die nicht mehr Platz einnehmen wie zwei große Brockhausbände. Videos habe ich nie im Bus geschaut, und nur selten packe ich den CdPlayer aus.

    Dafür war ich vital, und wir sind oft genug vorm Frühstück zwei Stunden zu Fuß unterwegs gewesen. Das Hochdach ließ sich noch öffnen und meine Haare trugen die letzte Farbe der früheren Renaturierungskampagne, damit ich nicht so alt neben meiner jüngeren Freundin aussehen würde, weil Grau oder Weiß ja nicht zum Image passt.

    Heute sind von den früheren Freunden nur wenige noch übrig. Die Zeit heilt alle Wunden, so sagt man, und mit den Jahren vergisst man schneller. Geblieben sind die, für die Raum und Zeit keine Rolle zu spielen scheint. Die uns nicht vergessen, selbst wenn wir nur wenig und selten Persönliches miteinander teilen. Da bekommt im Herzen verbunden eine ganz neue Tiefe.

    Hilde liegt derweil unter meiner Jacke, mein Porridge ist fertig, und die Sonne scheint mir in den Nacken. Gestern sind wir fast sechstausend Schritte, über vier Kilometer, gelaufen. Morgens nach diesem irren Farbenpotpourri den Enkelzwerg zur Tagesmutter gebracht, und dann mit dem Sohn einen langen Spaziergang gemacht. Hilde war ganz aus dem Häuschen vor Freude, und ich am Ende ziemlich erschöpft.

    Am Nachmittag spendiert mein Sohn uns zwei leckere Windbeutel, ich kleckere mir wie ein kleiner Junge den Puderzucker auf den Pullover und habe Sahne an der Nase. Heutzutage scheinen wir beide nochmal besonders viele Erinnerungspunkte füreinander zu sammeln. Ich bin abends sehr bewegt und bete darum, dass Gott uns noch viele solche Momente schenkt.

    2018 ist er nochmal mit uns gefahren, sieben Wochen lang quer durch Skandinavien, bis wir Drei oben am Nordkap stehen. Arm in Arm und Hilde zwischen uns. Das kann uns keiner nehmen. Am Ende dieser Reise haben wir Katja von 'Peace Love and Om' getroffen, die das erste Video über uns veröffentlicht hat. Wenn du sehen willst, wie jung wir damals waren, hier ist der Link.

    https://youtu.be/P_mg7jxjZ9Y?si=z1ntulmI15930Ckp
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  • Hagenburg

    26–27 feb, Germania ⋅ ☁️ 7 °C

    3.166 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 129 km/ Gesamt 384.618 km / Ø121,48 km)

    Bei lieben Freunden
    Hagenburg
    Deutschland

    Am Ende des Spaziergangs beginnt es zu regnen. In der Nacht ist die Temperatur auf vier Grad gefallen. Die Maske vom Apnoegerät ist gestern abend gebrochen. Ich konnte lange nicht einschlafen und die Träume waren grausam zu mir. Unser Spaziergang geht leicht bergauf, hier sind wir morgens nach dem Besuch der Freunde. Mit ihnen gehn wir Richtung Steinhuder Meer am frühen Abend, im letzten Licht. Eine Frau kommt von der Straße den Feldweg hoch, in Gedanken, in Schwarz.

    Sie scheint die Einsamkeit, die Stille, die kommende Nacht herbeizusehnen, wir warten auf dem Seitenweg, bis sie vorbei gegangen ist. Ich fühle mich erinnert an all die schwarz gekleideten Frauen auf meinem Weg, angefangen von der Oma, die soviel Mut ausströmen, dass ich mich immer davon stärken konnte. Diese Frau hier wirkt jünger und trägt die Trauer wie eine Gnade durch den Abend.

    My guiding light singt Foy Vance in einem seiner schönsten Songs.

    "Well the road is wide
    And waters run on either side
    And my shadow went with fading light
    Stretching out towards the night

    'Cause the sun is low
    And I yet have still so far to go
    My lonely heart is beating so
    Tired of the wonder

    There's a sign ahead
    Though I think it's the same one again
    But I'm thinking 'bout my only friend
    And so I find my way home

    'Cause when I need to get home
    You're my guiding light..."

    https://youtu.be/RV8zeykbSqw?si=jMKqNWT-xYiUh-C_

    Hilde schläft neben mir, halb unter meiner Jacke versteckt, der Verkehr fließt unruhig hinter der beschlagenen, verregneten Fensterscheibe. Das Feld zum Hügel hin ist tief riechend, intensiv gedüngt. Gestern war ich noch beim Bergkirchener Hofladen, die Ziegenprodukte führen und leckere Teewurst verkaufen. Überm Hügel drehen sich die Windräder, ich bin heute morgen wieder auf die Waage gestiegen, und vermelde zwei Kilogramm weniger. Aber das erste Mal war abends, und morgens ist man immer leichter.

    Und es gab zuviel Leckeres zwischendurch. Erst den Windbeutel von meinem Sohn, und gestern Abend Kartoffelpürree mit Rahmspinat und Spiegeleiern, ich habe es mir wünschen dürfen. Und es war lecker.

    Da kann ich nicht essen wie ein Spatz und trinken wie eine Amsel. Da bin ich der Wolf und der Schakal. Wir sind am Morgen von Nettlingen gekommen, wo der Prophet des guten Lebens im Weiher steht, und das blaue Tor an eine alte Geschichte erinnert. Vorbei an einsamen Kirchen und dem Jagdschloss in Springe läuft die Sonne übers Getreide vom letzten Jahr in ein stilles Tal südlich von Hannover und westlich von Hildesheim.

    Wir spazieren über ruhige Wiesen und Hilde knackt große Äste auf Kamingröße. An der Brücke über den Mittellandkanal, kurz vor Sachsenhausen, kann man zu beiden Seiten abbiegen, um Schiffe zu gucken, spazieren zu gehen, möglicherweise übernachten zu können.

    Ein längst verwaistes Haus trägt das Emblem eines fernen Fussballteams, dessen beste Zeiten auch schon Jahrzehnte hinter ihnen liegen. Hinter der Schranke ein verwaister Parkplatz, an der Beladestation für Schiffe hat lange schon keines geankert. Was wir gestern für sinnvoll erachtet haben, interessiert heute vielleicht noch den Statistiker, der alles festzuhalten möchte.

    Schiffe kommen und gehen, eins nennt sich Krammen, das andere Reimark, die Tür zum Steuerhaus ist geöffnet, der erste milde Frühlingstag darf eintreten. So blau der Tag gestern war, so grau ist er heute. Der Februar neigt sich zuende, und ich habe den Januar noch nicht mal verarbeitet. Bald ist März, und wenn das erste Vierteljahr sich verneigt, wird es die nächste Veränderung bei Spaziergänge mit Hilde geben. Langfristig werde ich die Internetpräsentation (außer WhatsApp & Co und Mail) deutlich verringern, und nur noch auf FindPenguins die Beiträge veröffentlichen, weil die Algorithmen mich dauerhaft einschränken, was mich langfristig ermüdet.

    Deshalb empfehle ich die App von FindPenguins einzurichten, zumal dort auch ein Travel Tracker mitläuft. Der Link ist https://findpenguins.com/9msil0k9l9ebe
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  • Braunschweig

    27–28 feb, Germania ⋅ ☁️ 4 °C

    3.167 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 140 km/ Gesamt 384.758 km / Ø121,48 km)

    Seitenstraße
    Braunschweig
    Deutschland

    Die Coastline-Tour
    d' Europe, Part One, ist zuende. Auf der Karte bei FindPenguins ist es in den letzten Wochen schon ziemlich eng und unübersichtlich geworden, sodass jetzt eine frische Karte für die folgende Touren in diesem Jahr aufgemacht werden muss.

    Zeit also für eine Reminiszenz, damit wir auch den Überblick behalten. Gestartet sind wir im letzten Sommer in Norwegen mit zwei Küstenabschnitten.

    1. Von Råbygda bei Orkanger bis Utskarpen an der Landesstrasse 810 nach Mo I Rana
    2. Von Stavanger über Tungenes Fyr nach Porsgrunn an der E 16 kurz vor Larvik

    Die nächste Tour führt uns nach Deutschland.

    1. Von der niederländischen Grenze nahe dem Aussichtspunkt Dollart bis nach Wischhafen an der Elbe.

    2. Von Glückstadt bis zum Nordpunkt Deutsches Festland (Nordsee) an der Dänischen Grenze.

    3. Von der Schusterkate (Ostsee) an der Dänischen Grenze bis zum Beginn der Fehmarnsundbrücke.

    Zuletzt waren wir in Frankreich unterwegs.

    1. Vom Plage Piémanson an der Mündung der Rhone bis nach El Port in Spanien.

    2. Vom Plage d'Hendaye nahe der Spanischen Grenze bis nach Bourcefranc-le-Chapus an der Brücke zur Ile d'Oléron.

    Gestern sind wir von Hagenburg nach Braunschweig gefahren, und haben uns unterwegs mit einer lieben Begleiterin unseres Reiselebens getroffen. Monika hat uns reich beschenkt, so viel leckerer Kuchen will bewältigt werden.

    Als sie gefahren ist, sehe ich kurz vor dem Bus ein kleines Gedeck an frischen Krokussen, die sich um ein Schneckenhaus gruppieren. Zurück in Braunschweig machen wir einen Abendspaziergang nahe der Bortfelder Grube, und sehen das letzte Licht des Tages über der nahegelegenen Marina.

    Noch eine Nacht in der Stadt, am Morgen kommen zwei neue Reifen vorne an den Bus, die mir mein Sohn spendiert. Wir trinken noch einen Tee und begleiten ihn zur Arbeit, sagen Tschüss bis zum nächsten Mal, und ich lege die Reise in Gottes Hände.
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  • Unterlüß

    28 feb–1 mar, Germania ⋅ ☁️ 5 °C

    3.168 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 147 km/ Gesamt 384.905 km / Ø121,49 km)

    Wohnmobilstellplatz (frei)
    Unterlüß
    Deutschland

    "ACHTUNG, ACHTUNG" hören wir eine Lautsprecherstimme über den stillen Platz schallen, auf dem wir gerade eine Morgenrunde drehen, und letzte Nacht ruhig geschlafen haben. Dann folgt eine so laute Detonation, dass ich meine, die Luft zittert. Granate, denke ich zuerst, während Hilde sofort zurück zum Bus will. Aber dann merke ich, dass ich nicht weiß, was hier explodiert ist. Wir leben ja in Frieden.

    Vor dem zweiten Schlag habe ich es geschafft, dass Hilde sich soweit beruhigt hat, damit sie sich erleichtern kann. Dann verstecken wir uns im Bus mit der lauten Musik von Pink Floyd, sodass die Geräusche von draußen weitgehend gedämpft werden.

    Ein neuer Tag in Unterlüß, und an vielen anderen Orten, wo solche Detonationen zum Lebensalltag gehören, auch wenn dort kein Frieden ist. Und es letztendlich auch egal ist, was dort explodiert, weil alles das Leben bedroht. Wir tun so, als wäre alles normal, sodass sich Hilde in ihre Höhle zurückzieht und die Augen schließt.

    Ich habe eine Kerze angezündet, Monika hatte mir Streichhölzer geschenkt, soviele dass ich die nächsten Jahre täglich ein Licht anzünden kann. Gestern zur Nacht hin habe ich es dunkel im blauen Bus gelassen. Der Vorhof meines Herzens hat schon genug geflimmert, da braucht es nur Schlaf, um das Leben in mir wieder zu beruhigen.

    Zuviel Aufregung war es gestern wohl gewesen. Erst früh der Reifenwechsel, die unruhigen Nächte zuvor, gerade auch die mit dem Defekt am Schlafapnoegerät, als ich kaum geschlafen habe. Abschiednehmen ist auch nicht so einfach, je älter ich werde. Und gleichzeitig die erhöhte Anspannung bei Hilde, die mit Veränderungen noch schlechter umgehen kann wie ich, und jeden anbellt, egal wie fern er dem Bus ist, es reicht schon ins Blickfeld zu kommen.

    Die Attacke beginnt schon in Braunschweig, als wir nochmal zum Reifenhändler fahren, um die Schrauben nachziehen zu lassen. Aber wir sind in Unterlüß mit Gaby verabredet, die mein Leben mit drei Zimtschnecken und einem guten Gespräch bereichert. Ein wenig kommt die Sonne raus und scheint auf die Strommasten, während wir angehalten haben.

    Der Platz in Unterlüß ist ziemlich aufgeweicht, weit hinten steht ein Wohnwagen hinterm Fahrzeug, das mir bekannt vorkommt. Wenn du in Deutschland im Winter reist, dann häufen sich solche Begegnungen. Wir haben schon zweimal in Salzhausen auf einem Platz gestanden. Er erinnert sich nicht, aber jetzt hat er mich im Blick und wird mich nicht vergessen. So ist das auch mit dem Taucher und seiner Frau, denen ich wiederholt begegnet bin. Der kleine blaue Bus gegenüber ihrem großen Lastwagen. Wir haben immer nur ein paar Worte zusammen gewechselt, manchmal ist das genug in dieser großen, weiten Welt der Anonymität, um sich in Erinnerung zu behalten, selbst wenn man sich nicht mehr begegnen sollte.

    Das ist wie mit Musik. Gerade höre ich "Jungleland" von Bruce Springsteen in der Liv - Version aus New York, und bin sofort im Jahr 2017, als wir über die schwedischen Vildmarksvägen gefahren sind, und ich diesen Song zur Untermalung meines Road-Videos genommen habe. Mit diesem legendären Saxophonsolo von Clarence Clemens, der längst von uns gegangen ist. Hier ist der Link zum Song, falls du dich erinnern möchtest.

    https://youtu.be/lW1RAYYs8RI?si=N_p76ytRYfITHPdl

    Mein Video findet sich nur noch auf Facebook, wenn du weit zurück scrollst. Die Zeit vergeht und nichts ist in Stein gemeißelt. Am Morgen ist das Herz wieder in seiner ursprünglichen Ordnung, der Wind weht die Blätter über die Reste von Gras vor meinem Fenster. Der Tag ist grau, und ich habe heute unsere Präsentation auf Polarsteps beendet.

    Am Ende des Jahres werde ich 75, und wenn man Hilde's zehn Jahre mal sieben nimmt, dann sind wir in etwa gleich alt. Das ist ein gutes Jahr, um Veränderungen voran zu treiben. Ende Juni beende ich die 'Spaziergänge mit Hilde' auf Instagram, wo ich nur noch die Storybilder unter meinem privaten Account hochladen werden. Ende Dezember werden die 'Spaziergänge mit Hilde' auf Facebook komplett beendet.

    Alternativ biete ich an, unseren Beiträgen und Bildern auf der App 'FindPenguins' zu folgen, die ich außer meinem privaten Facebook-Account, solange wie möglich weiterführen möchte. Natürlich gibt es die Beiträge weiterhin auf WhatsApp & Co, sowie die Texte per Mail.

    Also genug Möglichkeiten, unseren Geschichten auch langfristig zu folgen. Warum diese Veränderung. Zum einen ist es mein Zeitfenster, das ich anders gestalten möchte. Dann liegt es auch an der Überschüttung mit Werbung und gleichzeitiger Sanktionierung, wenn ich nicht adäquat funktioniere. Und zuletzt möchte ich für den Fall meiner dauerhaften Abwesenheit es meinem Sohn erleichtern, alle Türen zu schließen.

    Noch ein Wort zu FindPenguins. Ich denke, es ist eine gute App mit wenigen abgefragten Informationen. Die Texte und Bilder sind übersichtlich, bei den einzelnen Beiträgen gibt es Kommentarfunktionen mit Antwortmöglichkeiten. Und es gibt ein separates Postfach für persönliche Nachrichten. Zudem läuft ein Travel Tracker mit, sodass du immer sehen kannst, wo wir sind. Hier ist der Link:

    https://findpenguins.com/9msil0k9l9ebe

    Ich schätze jeden Leser unserer Geschichten, und möchte auch niemanden verlieren, der unsere Reise begleiten möchte. Deshalb würde ich mich sehr freuen, wenn Du einen Weg findest, den Du mit uns gehen kannst!!!
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    Fine del viaggio
    28 febbraio 2025