hike n bike 🇸🇪

July - August 2023
Eine „Waldläufer“-Woche 🥾🛶 im Naturreservat Glaskogen 🌳🦌 und danach mal sehen auf welcher Route es nach Hause geht 🚴🏻‍♀️🏕️ Read more
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  • Day 10

    Vattenmelontur dag 1

    July 30, 2023 in Sweden ⋅ ⛅ 18 °C

    Ich bin noch nicht fertig mit der Gegend hier, viele Namen schwirren in meinem Kopf herum, die während der Woche aufgetaucht sind: das Krabbencafé in Värmskog, die Leinenweberei in Klässbols, die „typisch schwedische Kleinstadt“ Arvika sowie Lenungshammar am Stora Gla, wo sich das zweite Infohaus in Glaskogen befindet. Ich habe meine Tour geplant und als ich gerade los will, fragt die Campleitung mich, wo ich hin will und gibt den Tipp, dass in Nysäter im „Vikingacenter“ heute eine Ausstellung ist. Also plane ich nochmal um und fahre erstmal gegen Süden, einmal um den Glasfjörden herum.

    Die Ausstellung in Nysäter stellt sich als ein Wikingermarkt heraus, wo die Leute alle passend gekleidet und frisiert sind, man diversen handgemachten Kram kaufen kann und es gibt Aktionen zum zuschauen oder mitmachen wie Schmieden und Hammerwerfen - wie man es halt vom Mittelaltermarkt kennt, bloß noch authentischer, weil ich bisher nur auf deutschen Märkten war, wo man versucht Mittelhochdeutsch nachzuahmen und hier sprechen alle fließend Altnordisch, vielleicht es ist es auch Schwedisch aber wer weiß das schon. Ich bin außerdem fasziniert von den Bezahlsystem: da das Land ja faktisch bargeldlos ist, aber die kleinen Stände nicht alle ein Kartenlesegerät haben, kleben überall QR Codes für „Swish“.

    Danach geht es um Krabbencafé, vor dem Eingang steht eine lange Schlange von Menschen an, die zu meiner Freude alle Schwedisch sprechen und auch bei der Bestellung wäre ich ohne Google translate aufgeschmissen gewesen. Und es ist zu Recht ein Tipp unter Einheimischen, mein Krabbenbrot ist vorzüglich und vom Ausblick auf einen See bin ich auch nach einer Woche Schweden noch nicht müde. Nächste Station ist Klässbols, aber die Linneväveren hat schon zu und sowieso ist es schon recht spät.

    Die Route war ja nur kurz am Handy zusammengestellt und anscheinend hatte ich bei der Routenplanung „Gravelbike“ eingestellt und entsprechend schwer ist es für mich zu fahren. Immer wieder weicht der Track von der Hauptstraße ab, was auch nett ist, weil die Autos und Busse hier doch recht eng überholen. Man merkt, dass es nicht aggressiv gemeint ist, aber unangenehm ist es trotzdem. Die von der Hauptstraße abweichenden Routen sehen nicht schlimm aus, „ist ja nur ein kurzes Stück“, aber haben es echt in sich: grober Schotter, der teilweise einfach in Felsplatten übergeht, steile Abschnitte, ich muss teilweise sowohl bergauf als auch bergab schieben. Dafür gibt es auch viele hübsche Häuser zu sehen. Ja, sie sind tatsächlich meistens rot, haben eine Veranda und sind von kurz geschnittenen Rasen umsäumt. Es gibt keine Zäune oder Wege oder gar eine Auffahrt, den Ubergang zwischen Grundstück und Umgebung erkennt man daran, ob es schön gemähter Rasen ist oder Wildwuchs. Weiß nicht, wie es vor der Zeit der Rasenmähroboter war.

    Da es sich zeitlich nicht mehr ausgeht nach Lennungshammar zu fahren, steuere ich einen Campingplatz kurz vor Arvika an. Nach den letzten Tagen ist es Glamping, inkludiert ist eine Duschkarte für 50 min duschen, es gibt einen TV Raum (sitzen tatsächlich Leute drinnen) und eine Küche mit Backofen, Mikrowelle und Co. Ich fahre auf einem richtig guten und ausgeschilderten asphaltierten Radweg rein nach Arvika in den Supermarkt, es ist ein Riesen Coop und ich bin total überfordert von der Auswahl und gehe nach einer halben Stunde mit Mikrowellen Nudeln und Wassermelonenschorle sowie Joghurt und Granola Müsli wieder raus. Auf die Stadt Arvika habe ich gar keine Lust, vielleicht schaue ich es morgen an.

    Ich fahre zurück auf den Campingplatz und bin sehr zufrieden mit den ersten Tag. Ich hatte mir vorgenommen, keinen Leistungsdruck zu haben und es klappt hervorragend, ich genieße einfach die Zeit und da ich ohnehin noch nicht so genau weiß, wohin ich fahren will, habe ich auch keinen Zeitdruck und es ist nicht schlimm, wenn ich nur eine kurze Strecke schaffe. Bin in Urlaubslaune. Vattenmelontur rocks!
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  • Day 11

    Vattenmelontur dag 2

    July 31, 2023 in Sweden ⋅ ⛅ 17 °C

    Morgens im Zelt plane ich noch an der Route rum. Nach Lennungshammar ist klar, aber dann? 50 km weiter nördlich soll es Elche geben, sogar einen Albino, aber wie wahrscheinlich ist es, dass ich ihn antreffe? Außerdem gibt es im Norden nur wenige Highlights in meinem Routenplaner, lediglich ein Bahnradweg ist gekennzeichnet. Norwegen ist auch nah, aber nur um mal über die Grenze zu treten lohnt es sich nicht und ehrlich gesagt sind die dicksten und hässlichsten SUV immer mit norwegischen Kennzeichen, es lockt mich nicht da länger zu fahren. Rund um die Seen Vänern und Vättern, beim Gotakanal und an der Küste vor Göteborg (Schärengarten) gibt es jede Menge Menschen, die da ein Rad gefahren sind und es gut fanden. Und auf dem Weg dahin eine Elch Ranch! Die Tour für heute steht fest. Nach ca. 80 km plane ich einen Shelter ein, oder DANO wie es in Dalsland heißt, ist eigentlich für Kanuten aber ich denke ich kann da auch hin.

    Wieder in Arvika weiß ich im Supermarkt genauer was ich will, kaufe zielstrebig Essen und Getränke für 24 Stunden und fühle mich gut vorbereitet für den Tag. Ich erreiche wieder das Naturreservat Glaskogen, durch das eine Schotterstraße führt. Es ist sehr fest gefahrener Sand und darauf eine Schicht Kies, nur die Spurrillen der Autos sind frei. Ich finde es schwer und unberechenbar zu fahren, insbesondere bergab und bei Gegenverkehr, wie Splitt auf Asphalt. Ich mache Pause am Övre Gla mit vorzüglichen Käse Schinken Baguette und sehe zwei Proleten mit freiem Oberkörper und Kettensäge im Kanu vorbeipaddeln. Natürlich Deutsche.

    Danach geht es nach Lennungshammar, es ist relativ viel los und das Infocenter reizt mich nicht mehr, dafür aber das Café Carl, wo ich mir gleich zwei Stück Kuchen gönne. Ich verlasse das Naturreservat, noch ein letztes Mal etwas wehmütig den Wanderweg mit den vertrauten orangenen Punkten kreuzend. Weiter geht es auf Wegen, die ich teilweise nicht fahren kann, aber ich werde von einem Mofa überholt (so ein richtig altes Fahrrad mit Rasenmähermotor dran) - der kann das scheinbar auch fahren. Amüsant finde ich auf diesen abgelegenen Straßen auch immer die Briefkastenansammlungen, teilweise sind weit und breit keine Häuser zu sehen, zu denen diese Briefkästen gehören könnten.

    Ich bin gut in Zeitplan für den Shelter und hinter Sillerud kommt das erste Mal in Schweden eine richtig schöne Straße: asphaltiert und trotzdem nicht viel Verkehr, leichte Hügel: so macht Radfahren Spaß! Allerdings grummelt mein Bauch ein bisschen, was mich nicht zu sehr sorgt, es war ein anstrengender Tag und wenn zuviel Energie in die Muskeln der Arme und Beine geht, fehlt es manchmal im Gedärme, das kenne ich schon. Meistens hilft es, einfach bisschen langsamer zu machen.
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  • Day 12

    Krank 1

    August 1, 2023 in Sweden ⋅ ⛅ 19 °C

    Disclaimer: das hier ist kein Reisetagebuch, sondern meine persönliche “Trauma”bewältigung oder meinetwegen auch das große Lamento.

    Die Bauchschmerzen werden leider nicht besser; Pause, langsamer machen und auch ein Gang ins Gebüsch führen zu keiner Besserung, es wird stattdessen immer schlimmer. Mein anfänglicher Ärger, dass ausgerechnet, wenn mal eine fahrbare Straße kommt ich nicht richtig fahren kann, schwenkt um in große Sorge, was ich jetzt überhaupt machen soll. Shelter ist keine Option mehr (kein Trinkwasser, keine richtige Toilette), also plane ich den Campingplatz 20 km weiter zu erreichen. Die Schmerzen sind stark, ich bin am weinen und klagen, auch wenn mich keiner hört. Immer wieder muss ich anhalten und mich am Straßenrand auf den Rücken legen. Am liebsten möchte ich dort gleich liegen bleiben, aber mein Verstand sagt mir, dass ich weiter muss, dahin wo andere Menschen sind. Aber aufzustehen fällt jedes Mal schwerer. Ich gehe auch andere Möglichkeiten durch, wie ein Auto anhalten und um Fahrgelegenheit bitten. Das erscheint mir aber auch kompliziert und es fahren ohnehin nur wenige Optionen an mir vorbei, es ist schon nach sieben Uhr und der Verkehr wird immer weniger. Ich weiß nicht mehr genau wie, aber mit mehr Glück als Verstand erreiche ich den Campingplatz. Dort lege ich mich erstmal auf eine Bank und schlafe direkt ein.

    Danach suche ich einen Platz für das Zelt, es gibt eine große Wiese unten am Wasser mit (jugendlichen) Kanugruppen und eine kleinere Wiese neben dem Toilettenhäuschen, wo nur ein schwedisches Paar mit Auto und Zelt auf dem Dach steht. Ich spreche die an und erfahre, dass man eigentlich nicht dort stehen solle, aber sie auch die Erlaubnis bekommen hätten und es bei mir auch ok sein wird. Also baue ich in etwas Entfernung zu denen und nahe des Toilettenhäuschens mein Zelt auf. Bzw. versuche es aufzubauen: nachdem ich jetzt “in Sicherheit” bin, verlassen meinen Körper alle Kräfte und ich bewege mich wie ein Zombie. Das entgeht auch nicht meinen neuen Nachbarn - die Frau kommt rüber und fragt mich besorgt, ob alles ok sei, ich würde „sehr müde“ wirken. Ich erkläre irgendwas von Verdauung und dass es schon geht irgendwie. Sie fragt nochmal nach ob ich wirklich sicher bin und ob ich noch was brauche und sagt dann nochmal sehr bestimmt, dass ich mich sonst melden soll -“we are here!”. Es sind einfach meine Engel an diesem Tag. Ich richte meine Luftmatratze und Schlafsack und sie kommt noch mal rüber mit einer Flasche Johannisbeersaft aus dem eigenen Garten. Ich muss dringend duschen, aber es ist mit Münzautomaten - die Engel von nebenan helfen gerne aus mit zwei zehn Kronen Münzen. Nach der heißen Dusche lege ich mich sofort ins Zelt mit Wollsocken, langer Unterhose, langem Baselayer, Daunenjacke, Schlafsack bis oben zugezogen und es ist viel zu kalt. Die Nacht über wache ich alle 1 bis 2 Stunden auf mit Durchfallattacken, aber der Schüttelfrost lässt schon irgendwann kurz nach Mitternacht nach.

    Morgens an der Rezeption bezahle ich gleich für zwei Nächte (es ist mir klar, dass ich hier noch einen Tag bleiben muss) und hole mir zwei Fanta und eine Flasche Wasser (meine eigenen Getränke aus den Trinkflaschen rühre ich nicht mehr an). Die meiste Zeit des Tages verbringe ich mit Schlafen und regelmäßigen Gerenne (nichtmal immer rechtzeitig). Beim Blick in den Spiegel merke ich, dass mein Gesicht auch immer mehr verhärtet, kein Wunder wenn man immer die Arschbacken zusammenkneift. Ich hätte vorher gedacht, krank sein im Zelt ist unangenehmer als zu Hause im Bett, aber tatsächlich ist es ziemlich egal in der Phase, wo man eh nur am schlafen ist die meiste Zeit.

    Gegen Nachmittag beruhigt es sich bisschen und ich gehe einmal runter zum See. Ich sinniere darüber, ob das jetzt von der Überanstrengung kam (glaub nicht), oder ob an den Lebensmitteln was war (eigentlich war alles originalverpackt und bin ich immer recht penibel mit den Trinkflaschen) oder ich mir noch einen Virus eingefangen habe nachdem das Immunsystem vom Husten eh geschwächt war. Außerdem hadere ich mit dem Gedanken des Alleinereisens: bisher habe ich immer gesagt, bei fast allen Problemen kann ich mir auch alleine helfen und wenn es einen Notfall gibt, ist es ein immer noch dicht besiedeltes Land und man bekommt Hilfe. In der Realität ist es dann doch nicht so einfach. Was wenn es mich noch mehr erwischt hätte oder das Timing noch schlechter gesehen wäre? Alleine sein ist ok wenn Körper und Geist beisammen sind, aber wenn einer von beiden schwächelt, ist man halt einfach richtig alleine. Ich schmeiße mein ganzes angebrochenes Essen weg (Joghurt, Kakao, Brot, Dip, Aufstrich - ingesamt ca. 3 kg) und denke bisschen verbittert dran, wie unbesiegbar und gerüstet ich mich gefühlt habe, als ich das alles eingepackt habe. Da der mobile Datenempfang auf dem Campingplatz schlecht ist, hilft Ole mit ein bisschen und macht Touren- und Campingplatzvorschläge für den nächsten Tag.
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  • Day 13

    Krank 2

    August 2, 2023 in Sweden ⋅ ☁️ 19 °C

    Ich habe die Nacht fast durch geschlafen und die Verdauung funktioniert auch wieder. Zwar wird mir kotzübel von den Gerüchen nach Eggs & Bacon auf dem Zeltplatz und brauche morgens zwei Stunden um mein Zelt abzubauen und alles einzupacken, aber ich denke mir nicht groß was dabei bzw. ist der Wunsch nach einer schönen Schwedenreise so groß, dass ich alle körperlichen Anzeichen ignoriere. Sind ja auch nur 30 km bis zum geplanten Campingplatz, los geht’s. Immer mit dem Kopf durch die Wand. Schon nach 1 km zeigt sich, dass es nicht klappt. Jeden Hügel muss ich schieben, aber selbst das ist zu anstrengend und ich muss immer wieder stehen bleiben. Wenn ich an einem „Gipfel“ ankomme, lege ich mich am Straßenrand ins Grün zum verschnaufen. So schaffe ich 10 km in ca. einer Stunde Fahrzeit und einer Stunde Pausenzeit und bin erleichtert Gustavsfort zu erreichen.

    Am Ortseingang ist ein kleines Café, in dem ich einen Tee trinke und eine süße Katze auf dem Sofa sitzt, sich zu mir kuschelt und mich tröstet. Danach suche ich den Campingplatz auf, er ist deutlich schöner und sauberer als der vorherige. Und es gibt eine Waschmaschine! Ich baue mein Zelt auf einer kleinen Campingwiese neben einem Shelter auf, hier bin ich ganz alleine und verschlafe den Nachmittag (nach einer Dusche und Waschmaschine, 60 Grad).

    Als ich abends nochmal zum Supermarkt fahre, wird mir der Fahrradhelm gestohlen. Ich kann es eigentlich nicht glauben, es waren nur 10 min und wer braucht einen Fahrradhelm mit Gebrauchsspuren? Ich frage sofort nach lost&found und die Mitarbeiter bemühen sich, aber das Ding ist echt weg. Soll das ein Zeichen sein?? Ich esse trotzdem meinen Apfel (erste Mahlzeit nach über 48 Stunden) und es geht gut. Ich habe trotz der weiteren gesundheitlichen Fortschritte die Hoffnung verloren, dass ich bald wieder mit Spaß mehrere Kilometer auf dem Rad fahren kann. Exit steht im Raum, aber Öffis sind hier in der Gegend nicht wirklich vorgesehen und nach Göteborg zur Fähre ist kompliziert. Scandtours oder Rucksackreisen wäre eine Idee. Ole verspricht mir morgen zu helfen und ich lege mich erstmal schlafen.
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  • Day 14

    Erholungstag und Einstimmen auf Abreise

    August 3, 2023 in Sweden ⋅ ☁️ 20 °C

    Ich esse früh morgens Knäckebrot mit Frischkäse und schlafe dann noch ein Stündchen - im Shelter, weil das Zelt bisschen nass ist. Dann ist banges Warten angesagt: auf die Geschäftszeiten des Büros von Rucksackreisen und die Beantwortung der Frage, ob die mich und Rad mit im Bus am Samstag nach Hause nehmen. Kurz nach zehn kommt die Nachricht, dass es sehr wahrscheinlich klappt. Ole hat sich telefonisch für mich eingesetzt, da mein Handy Mikrofon kaum funktioniert. Danke!

    Als die Entscheidung fest steht, bin ich zunächst traurig (nichtmal die Elche auf der Ranch bekomme ich zu sehen), aber dann auch irgendwie froh und erleichtert. Es ist die beste Entscheidung, denn auch wenn ich jetzt wirklich fast wieder fit zu sein scheine - wer weiß ob der nächste Infekt um die Ecke kommt? Bzw. gekommen wäre, wenn ich noch eine Woche Zelt und körperliche Anstrengung hätte? Zumal das Wetter nächste Woche wieder deutlich schlechter werden soll.

    Ich verbringe den Tag einerseits im Katzen-Café bei meiner Besten (die wirklich sehr müde ist und sich in ihrem Schlaf kaum stören lässt, aber wenn sie aufwacht, kuschelt sie) oder irgendwo auf dem Campingplatz und der sich auf dem Gelände befindlichen Schleuse (tagsüber ist es meist sonnig und warm). Ich bekomme immer bessere Laune und kann mich an dem Wetter, der Radiomusik und dem Lachen anderer Menschen erfreuen. Über den Tag verteilt schreibe ich aus den Stichworten und Erinnerungen die Texte für die vergangenen Tage auf oder sitze einfach rum und genieße die Aussichten und die Entspannung. Und ich versuche noch von der schwedischen Esskultur mitzunehmen, was geht: Köttbullar Sandwich mit Rote Beete Salat, Zimtrolle und irgendwas wie “värmed Lax med ramsoß”, was eher kalter Lachs mit Schmand war, aber sehr lecker, auch die Kartoffeln als Beilage.

    Alles in allem ein weniger aufregender, aber guter Tag.
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  • Day 15

    Ein Tag in der Traum-Stuga

    August 4, 2023 in Sweden ⋅ ☁️ 20 °C

    Ich hatte beschlossen, für die letzte Nacht in Schweden eine Stuga zu buchen (kleines Ferienhaus, bisschen wie ein ausgebautes Gartenhaus) und verlasse daher früh den Campingplatz, obwohl nur 20 km auf dem Plan stehen. Zuerst noch im Supermarkt die Taschen voll packen und schweren Herzens am Katzen-Café vorbei, führt mich der Weg zuerst auf eine zweispurige asphaltierte Straße (für meinen Geschmack einfach zuviel Verkehr bzw. zu eng) und danach auf eine der altbekannten Gravelstraßen. Meine Gastgeberin hatte eine Wegbeschreibung für die Stuga geschickt und davor gewarnt, dass diese mit dem Rad ziemlich herausfordernd zu fahren sein werde. Tatsächlich ist es dann eine ganz normale schwedische Straße, aber ja, natürlich muss ich wieder einige Male schieben. Mir begegnet (nach über 200 km) das erste Mal in Schweden ein anderer Reiseradler / Bikepacker und seinem Blick nach zu urteilen ist, er mehrere tausend km gefahren ohne je einen unserer Spezies zu treffen. Vielleicht gilt sein fassungsloser Blick auch meiner optischen Erscheinung mit Wanderhut, den ich - in Ermangelung des Fahrradhelms - als Regenschutz trage.

    Das Haus, zu dem meine Stuga gehört, ist Teil einer kleiner Ansammlung von Häusern und einem Bauernhof auf einem Berg. Meine Gastgeber hatten die Tür einfach offen gelassen und auch deren Wintergarten steht offen: Vorteile des Lebens in der Einöde. Nachdem ich geduscht und soweit eingerichtet habe, kommen meine Gastgeber nach Hause (das Auto schon von weitem hörbar und sichtbar) und die Frau schaut bei mir vorbei, ob ich alles gefunden habe und alles in Ordnung ist - und ob ich Hunde mag, sie würde die beiden jetzt gerne frei lassen. Wie schön! Die Hühner hinter dem Haus hatte ich schon gehört, aber wenn jetzt noch Hunde kommen, ist der Traum perfekt. Kurz danach wuseln die beiden (Schäferhund und schwarzer Mischling) um mich herum und holen sich Krauleinheiten ab. Die Gastgeberin erklärt mir noch, dass man oben hinter dem Haus wandern kann und wo unten am See den Steg mit Kajak und Kanu sind, die ich benutzen kann. Ich trinke noch einen Tee in der Sonne vor der Stuga, danach wird es kalt und ich verziehe mich auf das Sofa und den Rest des Nachmittags hört man es donnern und die Regentropfen auf das Dach prasseln.

    Abends ist schon eine Weile trocken und soll auch so bleiben und ich beschließe runterzugehen zum See, auch die Schwimmweste nehme ich mit. Es ist ein netter Spaziergang durch den Wald und am Ufer, aber es zieht mich raus auf den See, der spiegelglatt und bisschen mystisch in der beginnenden Dunkelheit daliegt. Das beschriebene Kajak finde ich nicht, aber treffe drei Leute, die mir sagen, ich könne ein anderes Kanu nehmen. Es würde der Tante des Nachbarn der Leute, wo sie zu Gast sind gehören. Ich setzte mich hinten rein und es ist erst bisschen schwierig mit dem lenken, aber auf dem ruhigen See komme ich ganz gut klar. Ich glaube die anderen sind auf Elch „Jagd“, da alle Ferngläser dabei haben und sehr entschlossen wirken. Für mich gibt es heute keine Elch Sichtung, aber ich denke das wäre auch ein bisschen zuviel an dem perfekten Tag gewesen. Es wird am Ende ganz schön dunkel und immer mehr Nebelschwaden ziehen auf. Ich habe meine Stirntaschenlampe vergessen bzw. gar nicht vorgehabt, bis Einbruch der Dunkelheit zu bleiben, aber gehe den gleichen Weg wieder zurück wie auf dem Hinweg. So ein unerwartet schöner Tag!
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  • Day 16

    Hej då

    August 5, 2023 in Sweden ⋅ ☁️ 16 °C

    Nach vierzehn Nächten das erste mal wieder im Bett aufwachen! Die Nacht war sehr erholsam, aber ich bleibe gerne noch ein bisschen liegen, weil auch das gemütlicher ist als im Zelt. Als der Hahn hinterm Haus zum wiederholten Mal kräht, stehe auch ich auf, ziehe die Vorhänge zur Seite und freue mich, dass direkt gegenüber die Kühe stehen. Ich koche einen Tee und gehe raus in die Sonne, die Hunde kommen gleich angelaufen, um mich zu begrüßen. Ich gehe um die Ecke und finde auch meine Gastgeberin dort in der Sonne auf der Terrasse bei ihrem Morgenkaffee. Ich erzähle bisschen von gestern und frage ob es ok ist, wenn ich erst am frühen Nachmittag abreise. Wir plaudern ein bisschen, bis sie sagt, sie geht jetzt mit den Hunden los - ob ich mit möchte? Also springe ich schnell in meine Wanderstiefel und wir ziehen zu viert los. Hinter dem Haus geht es erst recht steil auf einer Wiese bergauf und danach sind wir in der Wildnis. Den ersten Teil der Strecke gibt es zwischen den Farnen und Blaubeeren noch paar ausgetretene Pfade - die sie selbst angelegt hat, wie sie sagt, dass hier sonst niemand geht. Danach geht sie immer eine andere Runde und so gibt es keine Wege mehr und wir laufen quer durch die Büsche. Die Hunde lieben es, Blaubeeren zu naschen, und zupfen diese vorsichtig mit der Schnauze vom Busch, um sie dann glücklich schmatzend zu kauen - es sieht einfach zu süß aus! Die Landschaft ist geprägt durch viele sehr schmale, aber tiefe Risse, an denen man die geschichtliche Entwicklung der Landschaft während der Eiszeit ablesen kann. Ich erhalte eine kleine private Führung mit Informationen über alle Besonderheiten der Gegend, die Beeren am Wegesrand sowie Anekdoten von Elch-Begegnungen.Read more