1000 Fenster, steile Ausblicke
23 de mayo, Albania ⋅ ☀️ 24 °C
Nach dem wir uns aus Elbasan verabschiedeten fuhren wir über Landstraßen durch saftig grüne Hügellandschaften, die es dem konzentrierten Fahrer schwer machten die Augen auf die Straße zu halten. Seit Tirana gehören die Strecken hier mittlerweile selbst zu den absoluten Highlights.
Albanien ist ein von Schönheit geküsstes Fleckchen Erde.
Unser heutiges Ziel war die am Fluss Osum gelegene Stadt Berat. Sie wird "die Stadt der tausend Fenster" genannt. Ob es wirklich tausend sind, wissen wohl nur autistische Beratiner. Berat hat wirklich etwas märchenhaftes, mit seinen jahrhundertealten Brücken, die sich vor dem Hintergrund des Bergmassivs Tomorri über den türkisen Osum erstrecken. Nach einem steilen Spaziergang durch die engen Gassen des osmanischen Fensterviertels Mangalem, wanderten wir hoch auf die Burg von Berat, die sich über den gesamten Hügel erstreckt. Zu unserer Verwunderung gab es dort oben ein eigenes kleines Stadtviertel.
Abends ging es für uns dann noch auf die Ausgehmeile, wo wir mehrere freundliche Locals kennenlernten.
An Tag 6 unserer Reise machten wir gemeinsam mit unserem Guide Orsi und vier anderen Reisenden eine Tour in den Osum-Canyon. Zuerst besichtigten wir einen Wasserfall, der 8 Grad kaltes Wasser in den Fluss spülte. Leider hatten noch andere Reisegruppen die Idee dort hin zu kommen. Man sah auch, wie dort mitten in der Natur ein Restaurant gebaut wurde. Orsi bestätigte uns, dass hier vor der Zerstörung der Natur keinen Halt gemacht wird, wenn eine Einnahmequelle winkt. Sehr schade, aber wie an so vielen Orten der Welt.
Weiter ging es zu verschiedenen Aussichtspunkten des Canyons, dessen schroffen Felswände uns einen gewaltigen Anblick präsentierten. Orsi zeigte uns auf der Tour mehrere Orte, deren Legenden von Generation zu Generation weiter gegeben werden. So erzählte er uns von einem Fest der Bektashi, einer der größten muslimischen Glaubensgruppen Albaniens, zu dem jedes Jahr im August tausende Menschen auf einen Berggipfel pilgern, um dort Schafe zu opfern und literweise Raki zu trinken. "A River of Blood" wie Orsi sagt. Klingt.. interessant.
Danach machten wir eine Wanderung durch den Canyon, die wirklich nichts für schwache Nerven war. An einer Stelle musste Orsi einen Haufen Steine neu sortieren, damit wir sicher über eine Felsspalte kamen. Aber für den Ausblick da oben, hat sich der Nervenkitzel wirklich gelohnt.
Am Ende konnten wir uns noch mit einem Bad im Osum abkühlen, bevor es dann wieder zurück nach Berat ging.
Besonders interessant waren die Unterhaltungen mit Orsi. Mit seinem wunderbar schwarzen Humor gab er uns Einblicke in den Alltag junger Albaner. Die meisten von Ihnen möchten aufgrund der Perspektivlosigkeit im Land, ihre Heimat verlassen, trotz der Schönheit und Ihrer Verbundenheit. Das Durchschnittseinkommen in Albanien beträgt umgerechnet gerade mal etwas weniger als 400€, während die Preise immer weiter steigen. Orsi selbst hat einen Uni-Abschluss in Physiotherapie und möchte eines Tages zu seinem Cousin nach Gummersbach (ja, richtig gelesen) ziehen, um dort ein Leben abseits von Gelegenheitsjobs und bedenklich hohem Raki-Konsum zu führen.
Ich wünsche diesem unglaublich lieben Menschen nur das Beste.Leer más
Viajero Wow, was für eine schöne Aussicht 😍
Viajero Mal wieder ein sehr ausführlicher, informativer Bericht, begleitet von wunderschönen Bildern. Wir freuen uns über deine footprints und wünschen weiterhin viel Spaß. Wenn orsi nach Gummersbach zieht, lernen wir ihn ja bald kennen.🤣
Viajero ein verletzter dabei :'(