Walking in Memphis (Gastbreitrag Maria)
12 oktober 2022, Verenigde Staten ⋅ 🌧 24 °C
Mit dem ersten Augenaufschlag kam auch schon die Wehmut: wir verlassen heute die Musik- und Country-Metropole Nashville - eine Stadt, die uns so viel geboten, absolut entertained und auch ein bisschen verwirrt hat. Doch bevor es “on the road” ging, suchten wir mal wieder eine von den Amerikanern so geliebte Systemgastronomie auf, um uns auf das anschließende Whiskey-Tasting vorzubereiten. Gehyped und gut gezuckert (oder vielleicht gehyped weil mal wieder zu gut gezuckert) ging es in die Nelsons Green Brier Distellery.
Eine geschichtsträchtige Distillery, in der Tennessee Whiskey erfunden wurde und nun von uns (Anna/Maria) genüsslich durchprobiert wird. Whiskey zum Mittag ist schließlich immer eine gute Idee, das wussten auch schon die Gründerväter des Landes. Mit einem kleinen Schwips ging es nun endlich in die Stadt des Blues und Rock’n’Rolls: Memphis.
Doch auf dem Weg haben wir einen kleinen Vorgeschmack auf das unberechenbare Südstaaten Wetter bekommen. Gewitter, Sturm und Platzregen machten das Weiterfahren unmöglich. Mit Warnblinker und einer Sichtweite von nicht mal einem Meter ging es notgedrungen auf einen Rastplatz. Nach einer Stunde Pause und drei Tacos im Magen (natürlich vom Franchise Taco Place) ging es wieder gut gelaunt und mit Magenkrämpfen (manch eine hat das mit den Tacos nicht so gut vertragen) auf den Highway 40.
In Memphis staunten wir dann nicht schlecht über unsere Unterkunft, die uns einen Whirlpool und Pool bot. Endlich werden unsere unerfüllten Träume, die uns seit der Norwegen-Reise begleiten, erfüllt ❤️ Nach einem Bubble-Bath, ging es zum Essen in eine… na klar… Distillery. Weil Whiskey am Abend ist schließlichen eine hervorragende Idee, das wussten schon die Gründerväter des Landes. Nach einem sehr guten Dinner und zwei-drei Austern ging es mit bester Laune auf die berühmte Beale Street. It’s all about the Blues! Wir waren hungrig auf Livemusik und sollten auf der Beale Street gesättigt werden.
Anfang des 20. Jahrhunderts war die Beale Street ein Vergnügungszentrum mit Spielhöllen, Saloons, Prostitution und Kriminalität. Das zog die besten Blues, Jazz und Rock’n’Roll Musiker an und so waren unter anderem Louis Armstrong, Johnny Cash, Elvis oder B.B. King auf den Bühnen der Straße zu Gast. Und eigentlich ist die Straße noch heute so, nur mit mehr Neon-Signs sowie bunten Drinks und ein paar verlorenen Seelen.
B.B. King ist eine der berühmtesten Blues Bars auf der Beale, die uns direkt in ihren Bann zog. Die Band Diversity heizte den Laden mit Blues und Soul Covern ein. Das Prinzip ist simple, für 20 Dollar spielen sie alles was du willst. Leider schrumpft da der künstlerische Anspruch, aber es steigert unsere Laune.
Im Laden selbst spielten sich wirklich wahnwitzige Szenen ab: Auf der Tanzfläche eine Expatgruppe, die sich kaum noch auf den Füßen halten konnte und wie vom Teufel besessen tanzte. Am anderen Ecke der Tanzfläche war ein Rock’n’Roll Paar, die den Tanzstil durchaus beherrschten und in ihrer Euphorie spontan eine dritte Person in ihren Liebeskreis aufnahmen und von der Bar schrie ein sichtbar operiertes und aufgebrachtes Whoo-Girl die Band an, weil diese trotz der 20 bezahlten Dollar nicht ihren gewünschten Song spielten.
Diese Frau (nennen wir sie Tiffany) und ihr kleinerer Geliebter (nennen wir in Derek aus Kanada) sollten schon im nächsten Laden unsere neuen Freunde werden. Denn nachdem Diversity endgültig von dem Treiben auf der Tanzfläche genug hatte, beendeten sie ihre Show und wir suchten eine neue Bar mit guter Livemusik auf. Sind wir ehrlich, es war nur noch ein Laden offen und dort pilgerten wir nun alle hin. Tiffany und Derek setzten sich zu uns, kauften uns Bier und schrien uns ihr Arsenal an Deutschen Wörtern entgegen, die sie irgendwann mal gelernt hatten. Wir nickten brav, lachten aus Anstand, haben noch mal das Tanzbein geschwungen und suchten dann das Weite. Auf dem Rückweg sahen wir von Weitem noch wie Tiffany kopfüber in einem Polizei-Auto hing (was sie da machte, weiß wirklich niemand), Mike stand daneben und schrie noch irgendwas auf gebrochenem Deutsch über die Straße. Memphis hat uns hervorragend begrüßt und wir freuen uns auf den nächsten sonnigen Tag in Tennessee.
Breakfast: Biscuit Love Gluch
Lunch: Whiskey & Chipotle
Dinner: Grey Canary (Old Dominick Distillery)
Meet the Locals: Tiffany & DerekMeer informatie