43.811 km (Reisekilometer: 3.302)
Wie immer lassen wir uns morgens Zeit zum Frühstücken und gehen noch eine trockene Runde mit Sally an der Ostsee vor der Schiebetür. Direkt an der Ostsee fahren wir Richtung Lettland, bzw. Riga und fahren nach nur einer Viertelstunde Fahrzeit plötzlich unspektakulär über die Grenze Lettlands. An der ersten Tankstelle halten wir an und können einem älteren Herrn mit unseren Profitankerfahrungen am Automaten weiterhelfen. Er ist vollkommen verzweifelt, weil er nicht weiß, wie er mit Bargeld zahlen kann und bedankt sich überschwenglich nach dem Tankvorgang. Kaum sitzen wir wieder im Auto und fahren die ersten Meter auf der Schnellstraße, fängt es an zu regnen. Auch das Fahren auf der Straße ändert sich: LKW kommen uns wie an einer riesenlangen Kette entgegen und die Autofahrer überholen uns in Kamikazemanier. Das halsbrecherische Überholen wird sich in Lettland nicht ändern. An den Straßenrändern wachsen kilometerlang Lupinen in allen erdenklichen Farben und aus den wilden Wiesen sind riesige landwirtschaftliche Felder geworden.
Die Straße geht immer gerade aus und führt uns nach Riga, die größte und wirtschaftlich wichtigste Stadt im Baltikum. So sieht sie auch aus, besonders mit Regen an einem Sonntag.
Die griechisch-orthodoxe Kirche ist gut besucht und die größte, die wir bis jetzt gesehen haben. Wir trauen uns aber nicht ganz rein und bleiben am Eingang stehen, da wir beim Betreten ein Kopftuch und einen Rock überziehen müssten...
Vorbei an dem Freiheitsdenkmal kommen wir in die Innenstadt und suchen uns gleich ein warmes und trockenes Lokal. Die berühmte, kalte Rotebeetesuppe ist ausverkauft und so entscheiden wir uns in Lettland für belgische Waffeln mit Tee. Nach dem Essen regnet es noch immer und wir hangeln uns von einem Souvenirgeschäft zum nächsten. Eine Frau erzählt ihren Besuchern vor einem Café, das dies ein uriges Erlebnis ist und sie später wieder kommen würden. Das "Riga Black Magic" ist wirklich wie aus einer anderen Zeit und scheint nach der Eröffnung 1752 in der Zeit stehen geblieben zu sein. Es ist Innen sehr dunkel und nur mit Kerzenschein erhellt, die Bedienungen laufen im historischen Geändern herum und die Gäste wirken in ihrer modernen Kleidung deplatziert. In der Auslage liegen Pralinen und Schokolade, die man sich zusammenstellen kann. Ela bestellt sich eine Hot Choclate mit Black Magic, dem berühmten Schnaps aus Riga, den es unterschiedlichen Geschmacksrichtungen gibt. Unser Englisch wurde in Estland schon kaum verstanden, hier ist es noch schlimmer: Im belgischen Pub bekamen wir statt Minztee einen schwarzen, hier bekomme ich statt meinen schwarzen Kaffee einen Irishcoffee auf Riga Art (also mit Black Magic). Ela übernimmt den Black Magic Coffee, die heiße Schokolade geht zurück und die Bedienung fragt mitleidig, ob ich wirklich nur einen schwarzen Kaffee möchte.
Das Wetter wird nicht besser und so fahren wir weiter nach Júrmara einem kleinen Badekurort. Eigentlich hätten wir irgendeine Maut oder Kurtaxe zahlen müssen, aber als wir endlich verstanden haben, was die Schilder uns sagen wollen, waren wir an den Ticketschaltern schon vorbeigerauscht. Júrmara ist ganz anders als Riga: Neue Straßen, große, bunte Blumenkästen, gepflegte, bunte, restaurierte Holzhäuser mit kleinen Türmchen. Die Suche nach einem Stellplatz erweist sich als ein bisschen kompliziert, letztendlich stellen wir uns auf einen Parkplatz an einem See. Obwohl unser Stellplatz weit weg vom nächsten Haus liegt, ist hier auch bei Regenwetter viel los. Autos kommen und fahren wieder. Irgendwann wird es ruhiger.Read more