• Fußnoten

Timeout

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  • Bol auf Brač

    October 26, 2019 in Croatia ⋅ ☀️ 24 °C

    Ungewohnt, aber schön, mal wieder vertraute Gesichter um sich zu haben. Und einfach mal ziemlich faul zu sein. ;) Eine Woche Spät-Spätsommer auf der hübschen Insel Brač, die man zu dieser Jahreszeit fast für sich alleine hat. Viel Zeit an einem von Kroatiens bekanntesten Stränden verbracht (Zlatni Rat, das 'goldene Horn'), den höchsten Gipfel der kroatischen Inseln erklommen (Vidova Gora, 778m), ein Felskloster besichtigt, gespielt, geredet und nebenbei noch die nächsten Wochen geplant. Und jetzt darf es weitergehen. ;)Read more

  • München

    November 3, 2019 in Germany ⋅ ⛅ 11 °C

    'München?' denkt sich jetzt vermutlich der Sinn oder andere von euch. Aber ich bin nur auf der Durchreise. Irgendwann im Laufe der letzten Woche habe ich mir überlegt, dass meine nächste Station Nepal sein wird. Eine spontane Entscheidung, aber so sollte es ja auch sein. ;)
    In Nepal werde ich zunächst zwei Wochen im Himalaya trekken und dann an einer Vipassana-Meditation teilnehmen. Beides eine Herausforderung, wenn auch auf sehr unterschiedliche Art und Weise.
    Wer wissen möchte, was sich hinter Vipassana verbirgt, kann sich hier schlau machen:
    https://www.dhamma.org/de/about/vipassana

    Nach München ging es mit einem kroatischen Busunternehmen über Nacht. Der Bus hatte kein WC, mein Ticket wurde erst nach Diskussion akzeptiert, ich habe etwa 2h (von 15 im Bus) geschlafen, 2 Passkontrollen gehabt, in letzter Sekunde den Bus wechseln und am Ende 30 Minuten auf den ersten Bus warten müssen, in dem sich noch mein Rucksack befand. Beim nächsten Mal dann vielleicht doch wieder etwas mehr Geld ausgeben. ;)

    München war im Prinzip nur ein Zwischenstopp um die Strecke nach Amsterdam zu splitten, von wo ich am 11.11. fliegen werde. Und da ich total übermüdet war und zudem erkältet bin, habe ich nicht allzu viel unternommen. Aber beim Friseur war ich nach 5 Monaten mal wieder. ;)

    Jetzt geht's Richtung Amsterdam, aber zum Glück mit der Deutschen Bahn (hätte auch nicht gedacht, dass ich das mal sagen würde...). Und dann sollte ich mir ein paar Gedanken machen, was ich noch so vorbereiten muss für Nepal. 😉
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  • Amsterdam (fast)

    November 5, 2019 in the Netherlands ⋅ ⛅ 10 °C

    Ich wollte: Ein paar schöne Tage mit Tjade verbringen und meine Reise nach Nepal planen.

    Ich habe: Ein paar wunderschöne Tage gehabt und nichts geplant. Jetzt also völlig unvorbereitet zum ersten Mal in meinem Leben nach Asien. Aber bekanntlich wächst man ja mit seinen Aufgaben... 😉Read more

  • Kathmandu

    November 12, 2019 in Nepal ⋅ ☀️ 22 °C

    Gestartet um 20.25 in Amsterdam, 8 Stunden Zwischenstopp in Abu Dhabi, gelandet um 20 Uhr Ortszeit in Kathmandu. Ziemlich im Eimer!

    Bereits am Flughafen hat mich der Besitzer einer Trekking-Agentur abgefangen, am nächsten Morgen war ich dann dort und habe nun kurzfristig 2 Wochen Manaslu Circuit mit einem persönlichen Guide gebucht. Ursprünglich wollte ich etwas anderes, aber da ich bis zum 30.11. wieder in Kathmandu sein muss, hatte ich nicht mehr ewig Zeit für die Organisation.
    Und bin ehrlich gesagt auch froh, hier erst mal wieder rauszukommen.

    Wenn man es nicht gewohnt und zudem noch völlig übermüdet ist, dann hauen einen der Verkehr, der Lärm, die Menschen und die Luftverschmutzung förmlich um. Und so ganz alleine ist es auch nicht leichter. 😉
    Aber ich konnte alles regeln, noch eine Daunenjacke leihen, tausende von Rupien abheben, Wasserentkeimer und Tabletten gegen Höhenkrankheit kaufen - und jetzt wartet der Himalaya... 🗻😳
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  • Kathmandu - Aarughat

    November 14, 2019 in Nepal ⋅ ⛅ 26 °C

    Puh.

    Heute ging es raus aus Kathmandu, mit dem öffentlichen Bus. Erst ca 4 Stunden auf einer ziemlich verstopften Straße, dann noch einmal 2 Stunden offroad über sandige Buckelpisten. 6 Stunden für 125 km, mit nur einer kurzen Pause. 😉

    Ich bin nicht ganz da, wo der Plan es vorsah, da mein Guide Kamal mir angeboten hat, bei seiner Familie zu übernachten. Das Dorf lag auf der Route, er hat seine 10monatige Tochter lange nicht gesehen und ich sah es als gute Gelegenheit, mal das echte Nepal kennenzulernen. Aber wie ich während der Fahrt auch schon mehrfach dachte - es ist erschütternd, wie arm das Land in großen Teilen noch ist. In diesem Dorf ist (wie in vielen anderen) bei dem großen Erdbeben 2015 viel zerstört worden. Das 'neue' Haus, in dem Kamal mit Frau, Tochter, Eltern und Großmutter lebt, ist entsprechend kleiner wieder aufgebaut worden.
    Und für europäische Verhältnisse erschreckend schlicht.

    Das soll jetzt keine Beschwerde sein, bitte nicht falsch verstehen, auch wenn es keine Matratzen gibt und eine Maus vor mir über den Boden huscht. Es hat mich nur sehr nachdenklich gestimmt. Wieso wir das große Glück, am 'richtigen' Ort in materiellen Wohlstand und Sicherheit hineingeboren worden zu sein, so selten zu schätzen wissen. Und uns mit unwichtigen und oberflächlichen Dingen das Leben selbst so unnötig schwer machen.

    Es fühlt sich komisch an, hier als reicher, weißer Europäer herumzulaufen. Andererseits ist der Tourismus wichtig für Nepal, und ich gebe mein Geld nur im Land aus. Aber das Thema wird mich sicher noch ein wenig beschäftigen die nächsten Tage.

    Ansonsten ist noch interessant (und ein bisschen gewöhnungsbedürftig 😉), dass in Nepal mit der Hand gegessen wird (Ausländer dürfen den Löffel benutzen), und zwar jeden Tag zweimal dasselbe Gericht: Dal Bhat, im Wesentlichen Reis mit Linsensuppe und Gemüse. Schmeckt ganz gut, ich kann aber jetzt schon garantieren, dass ich nach meiner Rückkehr sehr lange keinen Reis und keine Linsen mehr essen werde.

    In der Ferne habe ich heute schon die ersten verschneiten Gipfel entdeckt... bin gespannt, ob man morgen schon mehr sieht. Dann hoffentlich auch wieder mit mehr Fotos.
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  • Aarughat - Soti Khola - Machha Khola

    November 15, 2019 in Nepal ⋅ ⛅ 20 °C

    Nach einer fast schlaflosen Nacht ging es um 6.30 Uhr mit einem kleinen lokalen Bus von Aarughat nach Soti Khola. Es gab so viel zu sehen, dass ich hellwach blieb - fast schon eine Klischeevorstellung: Ein alter, kleiner Bus mit laut plärrender Musik, der mit Menschen und allem möglichen Zeug (u. a. säckeweise Nahrungsmittel, Möbel, Fernseher, ein lebendes Huhn) so voll wie möglich gestopft wurde. Gehalten wurde an jeder Ecke, was aber bei 20 km/h auch kein Problem darstellte.
    Problematisch war da schon eher die Sandpiste, bei deren Schlaglöchern sich der Bus doch bedenklich zur Seite neigte. ;)
    Auf jeden Fall ein Erlebnis, das ich nicht gegen einen Privatjeep tauschen möchte!

    In Soti Khola ging es dann endlich zu Fuß los, entspannte 3-4 Stunden über eine Sandpiste aka Straße, die wohl vom nepalesischen Militär in den Berg gesprengt worden ist. Der Weg war nicht so spektakulär, aber ganz gut zum Eingewöhnen, und die ersten Blicke auf hohe Berge gab es auch.

    Im "Hotel" waren wir dann schon gegen 12, aber der Nachmittag verlief überraschend kurzweilig mit dem Erlernen nepalesischer Kartenspiele, Gesprächen mit anderen Trekkern und dem Versuch, das sporadisch verfügbare WiFi zu nutzen. Um 8 lagen dann die meisten auch schon im Bett. ;)
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  • Maccha Khola - Jagat

    November 16, 2019 in Nepal ⋅ ☁️ 11 °C

    Heute der erste richtige Test für die Fitness, mit 6 Stunden kräftigem Auf und Ab über schmale Wege, die man sich mit diversen Maultier-Karawanen teilen musste (da kommt es wohl oft zu Unfällen, weil die Tiere keine Rücksicht auf Touristen nehmen).

    Andere Transportmittel gibt es aber in dieser Gegend nicht mehr. Zur Zeit wird zwar eine neue Straße gebaut, die bis China führen soll, aber selbst der Treibstoff für die Maschinen muss zunächst per Maultier zur Baustelle transportiert werden.

    Es ging weiterhin am Fluss entlang, und das Tal wurde zwischenzeitlich deutlich enger und beeindruckender, mit senkrecht abfallenden Wänden. Immer wieder mussten wir (und auch die Maultiere) die Uferseite wechseln, so dass ich mich inzwischen an die Hängebrücken gewöhnt habe. Schwindelfrei sollte man aber schon sein... ;)

    Den ersten Test habe ich also bestanden, aber ich muss sagen, dass ich den Monat Pause merke. Die Beine sind schwer, der Rucksack ist es auch. Bin sehr gespannt, wie sich das in höheren Lagen anfühlen wird! In die Berge komme ich allerdings nicht, wie ich heute gelernt habe - die fangen nämlich erst bei 6000 Metern an. Für alles, was darunter liegt, wird das nepalesische Wort für "Hügel" verwendet... ;)
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  • Jagat - Deng

    November 17, 2019 in Nepal ⋅ ☀️ 7 °C

    Vielleicht hätte ich mich doch ein bisschen informieren sollen, bevor ich losgelaufen bin...oder mal eine Karte konsultieren...oder mir zumindest mal detaillierte Beschreibungen durchlesen. ;)

    Irgendwie hatte ich mir das alles etwas einfacher vorgestellt. Heute von 1400 auf 1860 Meter, das wäre bei meiner Alpenüberquerung nicht der Rede wert gewesen. Hier geht es allerdings nicht einfach bergauf, sondern wir folgen weiter dem Fluss. Und der Weg ist 'Nepali flat', was bedeutet, gar nicht flach, sondern permanent auf und ab. Ich würde gerne mal wissen, wie viele Höhenmeter da heute zusammengekommen sind. 900 waren es sicher, und ich fand's unglaublich anstrengend. Vielleicht ist meine Erkältung noch nicht ganz weg, oder der Monat Pause hat Kondition und Muskulatur stärker dezimiert als gedacht - jedenfalls war ich nach etwa 7 Stunden am Ende, als wir das heutige Ziel erreicht haben.

    Man kombiniere die physische Erschöpfung mit der Tatsache, dass ich seit 2 Tagen kommunikationstechnisch von der Außenwelt abgeschnitten bin und die Unterkunft heute mehr als rustikal ist - jedenfalls war ich ganz schön angefressen. Ich war (und auch daher hätte ich mich besser informieren sollen) einfach gedanklich nicht darauf vorbereitet, wie einfach und abgelegen es hier ist.

    Das Zimmer besteht aus zwei Holzpritschen in einem besseren Schuppen mit Wellblechdach, die Toilette (mal wieder ein Plumpsklo zum Drüberhocken) ist im Verschlag neben dem Gebäude, und die Dusche sieht nicht viel anders aus (es gab aber gegen Aufpreis heißes Wasser!). Zimperlich bzgl der Hygiene darf man jedenfalls nicht sein. ;)

    Sollte ich krank werden, oder der Pass gesperrt werden, müssten wir den kompletten Weg wieder zurücklaufen. Eine andere Option gibt es ganz einfach nicht.

    Den Weg konnte ich heute auch nicht wirklich wertschätzen, da ich so mit mir selbst beschäftigt war, obwohl das Tal weiterhin schöner und die Dörfer uriger werden. Wie so oft bleiben aber in vielen Orten nur Kinder und alte Leute übrig, da die Jungen keine Perspektive haben. Auch in Kathmandu sind die Verdienstmöglichkeiten so gering, dass viele direkt ins Ausland gehen, weil sie nur so ihre Familie über Wasser halten können.

    Es geht uns unglaublich gut, ihr Lieben, vergesst das nicht. Und mit dem Gedanken sowie einer Kanne Tee habe ich mich auch wieder aus der schlechten Laune befreien können. Hier lerne ich, was minimalistisches Leben wirklich bedeutet. Und dass Dinge wie eine Verbindung zur Außenwelt, funktionierende Elektrizität, Abwasser- und Müllentsorgung keinesfalls selbstverständlich sind. Muss fast ein bisschen darüber lachen, dass ich dachte, meine bisherigen Touren hätten mich gelehrt, mit wenig auszukommen.

    Morgen soll es angeblich in einen Ort mit Strom und WLAN gehen, dann könnt ihr all dies vielleicht auch irgenwann mal lesen... Ich hoffe es sehr, ist doch recht einsam hier.
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  • Deng - Namrun

    November 18, 2019 in Nepal ⋅ ⛅ 7 °C

    Heute lief es besser als gestern. Die Strecke war kürzer, ich war fitter, nicht ganz so viel auf und ab. Hoch natürlich schon, irgendwie müssen ja die 5000 Meter erreicht werden. Heute sind wir auf etwa 2600 m. Und folgen noch immer dem Fluss. 😉
    Aber zwischendurch ging es durch schöne Urwälder, in denen sich sogar ein paar Affen haben blicken lassen. Und WiFi gab es dann auch, wenngleich nach 3 Stunden die Verbindung wieder gekappt wurde.

    Rustikal bleibt es nun vermutlich bis zum Ende des Treks. Habe gerade gehört, dass am höchsten Übernachtungspunkt nicht einmal mehr ein Ofen in der Stube steht - auf 4500 m ist halt kein Holz mehr vorhanden... Und ich friere jetzt schon!

    Dafür soll das Wetter weiter schön bleiben, und das würde uns morgen die ersten Blicke auf den Manaslu ermöglichen - ich bin gespannt!
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  • Namrun - Samagaun

    November 19, 2019 in Nepal ⋅ ☀️ 2 °C

    Perfektes Wetter, schöne Wege, abwechslungsreiche Strecke, fantastische Aussichten auf den Manaslu. Der so nah aussah, dass es schwer vorstellbar ist, dass 5000 Höhenmeter zwischen meinem Standort und dem Gipfel liegen.. Heute ging es bis auf 3500 Meter hoch, und auch das klappte recht problemlos.

    Ein typischer Tag sieht so aus: ich wache gegen 5 auf, nehme meine Klamotten von der Leine und mit in den Schlafsack, um sie zu wärmen. Aufstehen um halb 7, Rucksack packen, Katzenwäsche, Frühstück (meist Porridge). Gegen halb 8 geht es los, nach ca 2 Stunden gibt es eine Teepause und gegen halb 12 Lunch. Eigentlich immer Dhal Bat, da das überall frisch ist, ausreichend Energie liefert und es einen Nachschlag gratis gibt. Nach dem Essen geht es noch etwa 3 h weiter. Am Ziel auspacken, waschen oder duschen, durchgeschwitzte Sachen aufhängen, aufs Abendessen warten. Die Zeit bis zum schlafen vertreibe ich mir mit Schreiben, Lesen und Gesprächen mit anderen Trekkern.
    Die Guides bleiben meist unter sich, sie essen auch immer separat und nach den Gästen, was für uns Europäer ziemlich gewöhnungsbedürftig ist.

    In Samagaun ist die Unterkunft noch ein bisschen schlichter, die 'gute Stube' besteht aus Betonboden, Betondecke (von der eine einzelne Glühbirne baumelt), ein paar Holztischen und -bänken und einem Ofen in der Mitte des Raumes, um den sich dann abends alle drängen.
    Richtig kalt ist es inzwischen nachts. In den Schlafsack geht's mit Mütze und Handschuhen (und Elektronik, um die Batterien warm zu halten;)).

    Ansonsten merkt man immer deutlicher die Nähe zu Tibet, die Gegend ist stärker buddhistisch geprägt, die Menschen sehen anders aus und Yaks kreuzen die Wege. Den getrockneten Yak-Dung sammeln die Menschen und verwenden ihn zum Heizen... Ein bisschen fühlt es sich an, wie ich mir Europa im Mittelalter vorstelle.
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  • Samagaun - Akklimatisierung

    November 20, 2019 in Nepal ⋅ ☀️ 2 °C

    Zur Anpassung an die Höhe gab es heute einen Pausentag in Samagaun, mit einer Wanderung zu einem verlassenen buddhistischen Kloster in gigantischer Lage. Ich bin leider ein bisschen erkältet und hoffe, das wird die nächsten Tage nicht schlimmer. Dass es letzte Nacht 3° im Zimmer war, hilft da auch nicht wirklich weiter.
    Die nächsten beiden Tage werden mit je 4 Stunden Gehzeit eher kurz, was gut für die Gesundheit ist, aber mäßig für die Psyche, da die Nachmittage arg lang werden. Es ist eine Erfahrung, so oder so. ;)
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  • Samagaun - Samdo - Dharamsala

    November 22, 2019 in Nepal ⋅ ☀️ 0 °C

    Fasse heute mal zwei Tage zusammen, da es jeweils nur 3 Stunden Gehzeit waren (wir müssen uns halt an die Höhe gewöhnen) und ich zudem inzwischen wirklich erkältet bin und somit den Tag gestern eher wie ein Zombie verbracht habe.
    Eine verstopfte Nase ist bei dem ohnehin geringeren Sauerstoffgehalt auf über 3500 Metern eher nicht so angenehm, so dass ich die letzten Nächte kaum geschlafen habe.
    Aber beklage mich lieber nicht, gerade habe ich ein Paar wiedergetroffen, bei dem die Frau den gestrigen Tag mit Fieber im Bett verbracht hat. Trotzdem haben sie sich heute hier hochgequält (jetzt immerhin auf 4460 m), da es keine wirkliche Alternative ist, den ganzen Weg zurückzugehen.
    Für den Fall der Fälle kann man den Helikopter rufen, aber bei einer Grippe dürfte die Versicherung das eher nicht übernehmen...

    Samdo gestern war schon nur eine Ansammlung von ein paar Hütten, Dharamsala heute besteht nur aus zwei 'Hotels' aka Schuppen mitten in den Bergen. Hier geht es heute ziemlich international zu - Australier, Amis, Belgier, Italiener, Tschechen und Deutsche wollen morgen früh den Aufstieg zum Pass Larkiya La in Angriff nehmen. Und die meisten kämpfen mit irgendwas, sei es eine Erkältung, Durchfall oder Knieprobleme. Ziehe meinen Hut vor denjenigen, für die diese Tour ihr Jahresurlaub ist...

    Die Wege sind nach wie vor einfach zu gehen, wenngleich die Aufstiege natürlich immer langsamer werden; das Wetter ist immer noch perfekt und ermöglicht fantastische Panoramen.
    Da ich die letzten Tage doch ziemlich mit meinem Körper beschäftigt war, konnte ich sie leider nicht immer angemessen würdigen. ;)

    Zudem habe ich immer, wenn ich oberhalb der Baumgrenze unterwegs bin, ordentlich Respekt vor den Bergen - und das Gefühl, dass dies kein Lebensraum für Menschen ist.

    Noch bis auf 3000 m haben uns Urwälder (und Pinien! Da kamen fast mediterrane Gefühle auf!) begleitet. Jetzt sind es immerhin noch kleine Wacholdersträucher. Bin gespannt, wie das morgen auf 5100 m aussehen wird...
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  • Dharamsala - Larkya La - Bimthang

    November 23, 2019 in Nepal ⋅ ⛅ 4 °C

    Heute die Königsetappe. Von 4460 auf 5160 Meter, danach Abstieg bis auf 3700 m.
    Los ging es für die meisten gegen 4.30 Uhr, nach einem verschlafenen Frühstück. Eineinhalb Stunden mit Stirnlampe durch die Dunkelheit, danach zeigte sich zum Glück wieder die Sonne. Möchte mir die letzten Tage wirklich nicht bei schlechtem Wetter vorstellen...

    Auch so waren die gut 3 1/2 Stunden Aufstieg durch unwirtliche Steinwüste eine ziemliche Qual. Jeder Schritt fällt schwer, ich hätte mich am liebsten nur noch hingelegt und geschlafen.
    Der Pass war dann relativ unspektakulär, aber wir konnten bei Windstille und Sonne zumindest ein paar Minuten Pause machen, bevor es an den Abstieg ging. Und der hatte es noch mal wirklich in sich. Die knapp 1500 Meter runter ging es fast durchgehend steil in losem Gelände, so dass man sich extrem konzentrieren musste (gar nicht so leicht nach den vorangegangenen Stunden). Trotzdem bin ich noch mindestens fünfmal gefallen, zum Glück immer auf den Hosenboden bzw Rucksack.

    Gegen halb 12 haben wir dann nach 7 Stunden Bimthang erreicht. Ganz schön schnell dafür, dass 8-9 Stunden veranschlagt waren!
    Hatte zwar auch Glück, dass mich nicht wie andere Wanderer die Höhenkrankheit erwischt hat, aber so oder so war ich ziemlich stolz auf meine Leistung!

    Und zur Belohnung gab es die erste Dusche seit 6 Tagen. Auch noch warm! Da sieht man gerne darüber hinweg, dass sie sich in einem Verschlag zusammen mit der Toilette befand, der Abfluss verstopft war und durchs Fenster (ohne Glas) der kalte Wind hereinzog. ;)
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  • Bimthang - Dharapani

    November 24, 2019 in Nepal ⋅ ⛅ 2 °C

    Ein letzter langer, aber schöner Wandertag.
    Ich habe beschlossen, meinen Trek zu verkürzen. Alle anderen beenden ihre Reise in Dharapani, und nach den Highlights der letzten Tage habe ich einfach keine Lust mehr, jetzt noch mal 2 Tage alleine am Fluss entlang zu laufen.

    Der Tag heute hatte es allerdings noch einmal in sich. 1800 m bergab ging es (vermutlich noch ein bisschen mehr, da ess zwischendurch auch ein paar ordentliche Anstiege gab). Aber die Strecke führte durch bezaubernde Wälder (zum Teil Rhododendron, was zur Blüte im März wunderbar aussehen muss) entlang eines reissenden Flusses durch ein steiles Tal, vermutlich der schönste Abschnitt des ganzen Treks.

    Etwas mulmig wurde mir dann doch, als uns auf einem 50 cm breiten Pfad direkt am Abhang einmal mehr eine Karawane mit Maultieren entgegenkam. Aber irgendwie sind wir unfallfrei aneinander vorbeigekommen. ;)

    Kamal hat mir dann noch erzählt, dass der Manaslu Circuit seiner Meinung nach der schwerste der klassischen Treks in Nepal ist. Und beim Abendessen habe ich dann von einem Aussie, der sehr begeistert von seiner Leistung war ;), noch das passende englische Wort gelernt: Tenacity - Hartnäckigkeit. Die haben wir alle wohl bewiesen!
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  • Dharapani - Besisahar - Kathmandu

    November 25, 2019 in Nepal ⋅ ⛅ 19 °C

    Die Rückreise nach Kathmandu gestaltete sich wieder einmal nicht so einfach.

    Von Dharapani ging es am Montag mit einem Jeep Richtung Besisahar. Eingequetscht auf der Rückbank zwischen 3 Nepalis ging es mir immer noch deutlich besser als Kamal, der draußen auf der Ladefläche mitfahren musste. 4 Stunden über eine 'Straße', die nur aus Staub und Schlaglöchern bestand, und permanent am Abgrund zum Fluss entlang führte. Zum Glück habe ich einen stabilen Magen und wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass es sich angeblich um eine der gefährlichsten Straßen der Welt handelt (thanks to Tjade for only pointing out the various YouTube videos to me after I finished that trip ;)). Fotos konnte ich leider keine machen, aber dieser kurze Clip gibt einen guten Einblick:
    https://m.youtube.com/watch?v=0MHW1PFrRw4

    Am nächsten Tag dann noch einmal 7 Stunden im vergleichsweise fantastisch komfortablen Minibus, und nun bin ich zurück in Kathmandu.
    Habe mir ein teures Hotel gegönnt und genieße aus vollen Zügen eine heiße Dusche, eine richtige Toilette, Strom, WiFi - und die Tatsache, wieder selbstbestimmt unterwegs zu sein...

    Da ich die letzten 2 Tage nicht so viel erlebt habe, erzähle ich euch noch von einem interessanten Gespräch mit meinem Guide:

    Kamal ist seit 3 Jahren verheiratet, und zwar in einer arrangierten Ehe. Vor der Hochzeit kannte er seine Frau nicht einmal. Er meint, in der jüngeren Generation wären nur noch 50% der Ehen arrangiert, hält es aber nach wie vor für das bessere und stabilere Konzept. Zudem kann die Zugehörigkeit zu einer der drei Kasten hier besser berücksichtigt werden. Ehen zwischen verschiedenen Kasten sind selten und problematisch, da Angehörige einer niedrigeren Kaste nicht einmal das Haus einer höhergestellten Person betreten dürfen.

    Das Kastenwesen scheint in Nepal noch immer tief verankert zu sein, ein Wechsel der Kaste ist nicht möglich, und da sämtliche Politiker der höchsten Kaste angehören, wird sich daran wohl so schnell auch nichts ändern. Kamal selbst gehört übrigens auch der höchsten Kaste an. Und sein Haus, das ich am ersten Tag noch so erschreckend schlicht fand, ist eindeutig Mittelklasse, wie ich inzwischen weiß. Gerade in den Bergen leben so viele Menschen von der Hand in den Mund. Und ihre Interessen berücksichtigt keiner.

    Der Fluss, den wir die letzten Tage entlanggelaufen/-gefahren sind, wird in Indien durch einen Damm begrenzt. Und wenn während der Regenzeit zuviel Wasser fließt, machen die Inder die Schleusentore einfach zu. Dass der steigende Pegel dann weiter oben zu Überflutungen führt und viele Nepali ihre Häuser verlassen müssen - wen kümmert's.

    Sehr viele Ungerechtigkeiten in diesem Land.
    Ich bin auf jeden Fall froh, diesen Trek gemacht zu haben, auch wenn es in verschiedenen Hinsichten hart war. Habe viele Einblicke gewonnen, die einem vermutlich verwehrt bleiben, wenn man sich nur im Touristenjeep von A nach B kutschieren lässt. Oder gleich für $5000 den privaten Helikopterflug um den Everest bucht...
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  • Kathmandu 2

    November 30, 2019 in Nepal ⋅ ☀️ 20 °C

    Ihr Lieben, lange ruhig geblieben hier. Und das trotz zuverlässiger WLAN-Verbindung. ;)
    Um ehrlich zu sein, hatte ich ein paar eher miese Tage. Wenn man wandert, ist jeder Tag strukturiert. Man weiß, was man zu tun hat, man setzt einen Fuß vor den anderen. Man trifft automatisch Gleichgesinnte.

    Hier war ich auf einmal wieder allein, ohne Plan, ziemlich erschöpft und antriebslos.
    Sightseeing mit einem Guide war mir zu teuer, Gruppen gibt es nicht, alleine wird man an jeder Ecke angequatscht.

    Ist eigentlich alles halb so schlimm, Händler und Guides in anderen Ländern sind sehr viel penetranter, aber mich nervt es einfach, wenn Menschen nur nett sind, weil sie etwas verkaufen wollen. Und wenn man sich schon überlegt, ob ein freundliches Lächeln vielleicht zu einladend ist.

    Zudem ist Kathmandu eine Herausforderung für alle Sinne. Es ist laut und voll, immer. Die schmalen Gassen teilen sich Fußgänger, Mopedfahrer, Rikschas und Taxis in einem immerwährenden Kampf und Hupkonzert.
    Es gibt wahnsinnig viel zu sehen - die vielen verschiedenen Menschen, Geschäfte, Farben. Die Luft ist eine Katastrophe, zu den Abgasen kommt der Staub der Straßen und Baustellen, die Räucherstäbchen, die Öfen... Man wird förmlich erschlagen von den ganzen Eindrücken. ;)

    Jedenfalls habe ich viel Zeit in meinem Hotelzimmer oder mit ziellosem Umherlaufen verbracht, mir viele Gedanken darum gemacht, wie es nach Nepal weitergeht und war insgesamt recht unzufrieden.

    Von daher ist es gut, dass morgen mein Vipassana-Kurs startet. Auch wenn ich großen Respekt vor dieser Herausforderung habe, und es sicher erst mal schlimmer wird mit dem Gedankenkarussell. Aber es wäre ja auch merkwürdig, wenn immer alles toll laufen würde!

    Ab morgen Mittag bin ich also bis zum 12.12. nicht mehr erreichbar. Das Handy müssen wir abgeben, ebenso wie Bücher, Schreibzeug und Zigaretten.
    Dann heißt es für 10 Tage schweigen, um 4 Uhr aufstehen und 11 Stunden am Tag meditieren.
    Ich bin extrem neugierig, wie ich damit zurechtkommen werde und ob/wie diese Zeit etwas in mir verändern wird.
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  • Vipassana

    December 14, 2019 in Nepal ⋅ ⛅ 13 °C

    Entschuldigt die Verspätung, aber mit diesem Beitrag habe ich mich etwas schwer getan. Zum einen ist es nicht einfach, die letzten 10 Tage zu beschreiben, zum anderen sehr persönlich. Starten wir also erst mal mit dem Versuch einer generellen Erklärung (wenn es teilweise etwas holprig klingt - man kann nicht alles 1:1 aus dem Englischen übersetzen). ;)

    Vipassana bedeutet wörtlich, die Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind. Es ist eine über 2500 Jahre alte Meditationstechnik, die aus dem Buddhismus stammt, aber nicht an eine Konfession gebunden ist. Populär gemacht wurde sie seit den 70er Jahren von S.N. Goenka, der von Indien ausgehend Zentren auf der ganzen Welt gründete.

    Ziel ist es, sich von seinem Leiden zu befreien und in Frieden und Harmonie zu leben. Die Technik basiert auf der Annahme, dass allem Leiden Negativität/Unreinheiten des Geistes zugrunde liegen. Diese entstehen, weil Dinge geschehen, die man nicht möchte (man reagiert mit Abneigung/Aversion) oder Dinge nicht geschehen, die man möchte (man reagiert mit Verlangen). Um ein glückliches Leben führen zu können, sollte man sich folglich von dem Gefühl von Aversionen oder Verlangen befreien. Dies könnte man durch Ablenkung tun, damit verlagert man das Problem allerdings nur ins Unterbewusstsein (dürfte jeder von uns kennen ;)). Besser ist es, sich dem Gefühl zu stellen, indem man es beobachtet. Das sollte allerdings geschehen, bevor es wirklich ins Bewusstsein gelangt, weil es dann oft schon zu spät ist. Wie beobachtet man also ein Gefühl im Unterbewusstsein?
    Indem man sich den Zusammenhang zwischen Körper und Geist zunutze macht.
    Vipassana geht davon aus, dass jede Unreinheit des Geistes Auswirkungen auf der physischen Ebene hat. Einerseits führt sie zu einer Veränderung des Atem, andererseits zu weiteren biochemischen Reaktionen, die sich wahrnehmen lassen. Die Wahrnehmung/Empfindung solcher feinen Veränderungen soll durch die Meditation erlernt werden.

    Im Grunde ein sehr einleuchtendes Konzept, das sich ja auch in zahlreichen modernen Texten wiederfindet - unglücklich machen uns nicht die äußeren Umstände, sondern unsere inneren Reaktionen darauf.

    Und auch die eigentliche Technik, mit der während der Mediation gearbeitet wird, dürfte einigen bekannt vorkommen: Atembetrachtung und Bodyscan.
    Achtsamkeit ist also keine Erfindung des 21. Jahrhunderts. ;)

    Konkret sah das Ganze so aus: An Tag 0 sind wir Teilnehmer (etwa 60 Frauen und etwas mehr Männer) mit Bussen zum Zentrum gefahren worden, das etwas außerhalb von Kathmandu auf einem Hügel liegt. Das Zentrum selbst besteht aus einer Meditationshalle und zwei separaten Bereichen für Männer und Frauen (die werden während der gesamten Zeit strikt getrennt), die jeweils in mehrere Schlafbaracken und eine "Dining Hall" unterteilt sind. Die Schlafgelegenheiten sind Räume mit circa 10 Betten, wobei Bett eine Holzplatte auf 2 steinernen Füßen bedeutet, auf die je eine dünne Auflage gelegt wurde. Ein bisschen so, als würde man auf einem Tisch schlafen. ;)

    Das Programm hatte ich euch ja schon gezeigt, und der Ablauf war jeden Tag der gleiche: um 4 Uhr ertönte ein Gong zum Wecken, der aber leider so leise war, dass die Helfer in der Regel noch einmal durch die Räume liefen und die letzten persönlich wecken mussten. Dann schnell in den Waschraum, kaltes Wasser ins Gesicht und von 4.30-6.30 Uhr die erste Sitzung in der Meditationshalle. Danach Frühstück - auf nepalesische Art, das heißt Reis, Hülsenfrüchte, kein Kaffee, aber immerhin 2 Scheiben trockenes Brot. Von 8.00-11.00 Uhr die nächste Sitzung, dann Mittagessen. Wiederum Reis, Hülsenfrüchte und Gemüse. Alles auf Blechteller und -näpfe verteilt und auf Hockern an langen Tischen eingenommen. Eine Mensa oder Kantine ist Luxus dagegen, das hatte eher Knastatmosphäre. Übrigens nicht nur beim Essen und Schlafen - auch ansonsten war der Blick vom Hügel durch die Gebäude verstellt, in den Pausen konnte man wie ein Tiger im Käfig auf etwa 200m Wegen durch den Frauenbereich spazieren, jeder Regelverstoß (zu spät kommen, Beine ausstrecken, ein versehentliches Wort) wurde sofort getadelt. Nach dem Mittagessen Pause bis 13 Uhr, die man in der Regel zum Duschen (da hieß es schnell sein, um eine der 4 Duschen mit warmem Wasser zu ergattern) oder Schlafen (auf dem Boden vor der Halle, da es zwar nachts empfindlich kalt, tagsüber in der Sonne aber schön warm war) genutzt hat.
    Von 13-17 Uhr dann der schlimmste Teil des Tages: 4 Stunden Meditation mit zwei fünfminütigen Pausen. Danach Tee, und für die neuen Teilnehmer 2 Stücke Obst, die Wiederholungstäter bekamen nach 11 Uhr nichts mehr zu essen. Von 6-7 wieder Meditation, danach Diskurs. Dazu wurden Videos eines Vortrags von S.N. Goenka aus dem Jahre 1991 abgespielt, in denen er die Technik und die Hintergründe erläuterte. Auch das übrigens auf dem Boden sitzend, und auch hier hieß es wieder schnell sein, da im Videoraum etwa 10 Plätze vorhanden waren, auf denen man sich zumindest an der Wand anlehnen konnte. Nach dem Diskurs nochmal eine halbe Stunde Meditation, dann endlich ins Bett. Geschlafen wurde in der Regel um 10, bis es um 4 wieder von vorne losging.

    In den ersten 2 Tagen sollte lediglich der Atem beobachtet werden, und zwar nur rund um die Nase. Am dritten Tag wurde der Konzentration weiter fokussiert auf den Bereich unterhalb der Nasenlöcher. Ab dem vierten Tag ging es dann, nachdem idealerweise die Wahrnehmung bereits geschärft wurde, mit dem eigentlichen Vipassana los. Hierbei wird der gesamte Körper nach Empfindungen abgesucht, von Kopf bis Fuß und wieder zurück. Die Idee ist, dass man zunächst nur grobe Eindrücke wahrnimmt (Schmerzen, Berührung, Hitze, Kälte etc.), aber nach und nach in tiefere Schichten des Bewusstseins vordringt und damit auch feinere Empfindungen erspüren kann, bis man während des Scans nicht mehr auf Hindernisse stößt, sondern der Körper im Prinzip nur noch aus Vibrationen besteht.
    Die körperlichen Empfindungen spiegeln alte, festgesetzte Reaktionsmuster wieder - Aversionen und Verlangen. Dadurch, dass man sie ohne zu werten oder zu reagieren beobachtet und dabei ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass alles im Leben kommt und geht, also einem permanenten Wandel unterliegt, kommen diese festgefahrenen Reaktionsmuster an die Oberfläche, man kann sie aufbrechen und ablegen.

    Soviel zur Theorie, wie gesagt etwas hölzern übersetzt und stark vereinfacht.

    In der Praxis hat sich das Ganze für mich etwas anders dargestellt. Zum einen hatte ich wie vermutlich alle mit den äußeren Umständen zu kämpfen. Schmerzen (wobei das das kleinste Problem war), Schlafmangel, die wenig inspirierende Umgebung, das Gefühl des Eingesperrtseins, das Bewusstsein, dass endlose Tage des immer gleichen Ablaufs vor einem liegen (insgesamt 105 Stunden Meditation in 10 Tagen!). Keine Fluchtmöglichkeit - vor allem keine Möglichkeit, seinem eigenen Geist, seinem ewigen Gedankenkarussell zu entfliehen.
    Es gibt keine Ablenkung. Kein Handy, kein TV, kein Buch, keine Musik, kein Notizbuch, keine Kommunikation, keine Betäubung in Form von Nikotin, Alkohol oder ähnlichem.
    Und dieses Gefangensein in meinem eigenen Kopf war für mich viel schwerer zu ertragen als die äußeren Einschränkungen. Das Gehirn ist permanent damit beschäftigt, sich um Vergangenheit und Zukunft zu kümmern. Verharren in der Gegenwart? Keine Chance. Theoretisch soll sich der Geist in den ersten Tagen beruhigen, der Strom der Gedanken langsamer werden. Bei mir war das Gegenteil der Fall. Zum Ende hin drehte sich mein Gedankenkarussell schneller und schneller, mich auf die eigentliche Aufgabe zu konzentrieren wurde immer schwieriger.
    Entsprechend habe ich irgendwann nur noch die Stunden gezählt, bis es vorbei war (naja, ehrlich gesagt habe ich das fast von Anfang an getan ;)).

    Am zehnten Tag durfte dann das Schweigen gebrochen werden, damit man sich langsam wieder auf die reale Welt vorbereiten könnte. Viele der Damen hatten offensichtlich das Bedürfnis, die nicht gesagten Worte der vergangenen Tage nachzuholen – nach 10 Tagen Stille und wenig äußeren Eindrücken war das schon fast zuviel.

    Insgesamt haben die meisten ein positives Fazit gezogen – ich für meinen Teil war einfach froh, als es vorbei war. Vielleicht zeigt die Zeit, was es mir gebracht hat. Und wenn es nur die Erkenntnis ist, dass ich dringend mehr meditieren sollte, um irgendwann mal Herr (bzw. Frau) meiner Gedanken zu werden. In den letzten Tagen brauchte ich allerdings erst mal eine Pause. Und ungesundes Essen, Kaffee und Zigaretten, Musik und Telefonate. ;)

    PS: Eine weitere Herausforderung für die Gelassenheit waren die zwischendurch laut eingespielten Gesänge des 'Meisters'. Meist nur für ein paar Minuten, morgens früh allerdings für eine halbe Stunde. Guckt mal hier rein für einen Eindruck: https://youtu.be/lc6kiQxEEAA
    Für einen erklärten Morgenmuffel vor 6 Uhr früh nur schwer zu ertragen... ;)
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  • Pokhara

    December 15, 2019 in Nepal ⋅ ⛅ 17 °C

    Zum Abschluss noch ein paar entspannte Tage in schöner Umgebung in einem richtig guten Hotel.
    Mit zwei kurzen Wanderungen, einigen Stunden auf der sonnigen Dachterrasse und fantastischen Ausblicken. Da haben sich die jeweils 7h im Bus tatsächlich gelohnt.

    Pokhara ist mit gut 300.000 Einwohnern zwar die zweitgrößte Stadt Nepals, aber gerade im Touristenviertel am See deutlich ruhiger, zumal inzwischen absolute Nachsaison ist.
    Eigentlich ist die Stadt der klassische Ausgangspunkt für Trekkingtouren, da direkt hinter Pokhara (auf ca. 1000 m gelegen) der Himalaya bis auf 8000 m ansteigt. Die Berge, die ihr auf den Fotos sehen könnt, gehören unter anderem zur Annapurna-Gruppe. Sehr beeindruckendes Panorama!

    Inzwischen bin ich wieder in Kathmandu und freue ich mich schon auf all' die Annehmlichkeiten, die Europa zu bieten hat. ;)
    Morgen (20.12.) geht es zurück Richtung Amsterdam, mit 12h Stop in Abu Dhabi.
    Hier wird es also erst mal ruhiger in der nächsten Zeit. 😉
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  • Curacao?

    January 7, 2020 in Curacao ⋅ ⛅ 27 °C

    Da sich der eine oder andere vielleicht fragt, was mich nach Curacao verschlagen hat:

    Nachdem sich einiges anders entwickelt hat, als gedacht, musste ich sehr kurzfristig entscheiden, wie es weitergehen soll.
    Ich wusste nur, dass ich noch nicht zurück nach Deutschland möchte. Im Januar ist auch der Rest Europas wettertechnisch nicht sonderlich attraktiv.
    Daher lag es nahe, Richtung Südamerika zu schauen. Patagonien ist schon lange auf meiner Wunschliste, aber zum einen ist dort gerade absolute Hochsaison, zum anderen hatte ich das Gefühl, das jetzt gerade nicht so richtig wertschätzen zu können.
    Zudem hatte ich ohnehin überlegt, mal wieder einen Sprachkurs zu machen, um mein Spanisch aufzupolieren, und den setzt man ja idealerweise an den Anfang einer Reise. ;)
    Also fiel mein Blick auf Kolumbien, lange als gefährliches Reiseland verschrien, mittlerweile ein echtes Trendziel und sehr viel sicherer als vor einigen Jahren.
    Da ich aber kurzfristig starten musste und die Flüge relativ teuer waren, habe ich nach Alternativrouten gesucht - und festgestellt, dass es günstiger ist, einen Zwischenstopp in Curacao einzulegen. Und so ein richtig hartes Los ist es ja auch nicht, im Januar eine Woche in der Karibik zu verbringen...
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  • Curacao!

    January 14, 2020 in Curacao ⋅ ⛅ 27 °C

    Was nimmt man aus 8 Tagen Curacao mit, wenn die Grundstimmung eher getrübt ist?

    Zum einen, dass es Dinge gibt, die immer guttun. Wandern, zum Beispiel. Auch wenn es überwiegend eher Spaziergänge durch die nähere Umgebung waren, da mein Budget nur für einen Tag Mietwagen reichte. Ich bin von Willemstad zurück zum Hostel gelaufen, an der Küste entlang, über Pfade, die sicher schon lange kein Tourist mehr gesehen hat.
    Ich habe den Kabrietenberg auf der Halbinsel Caracasbaai erklommen (die gesamten 78 Meter ;)), allerdings erst im zweiten Versuch, da auch hier die Wege versteckt und halb zugewuchert waren. Ebenfalls ohne eine Menschenseele in Sichtweite. Und schließlich war ich auf dem Christoffelberg, der höchsten Erhebung Curacaos. Nicht alleine, aber zum Glück früh genug, um die Massen zu vermeiden (bin um 7 gestartet, ab 10 darf man ohnehin nicht mehr aufsteigen, weil die Hitze zu gefährlich ist).
    Ich habe festgestellt, dass es auf einer Insel mit vielen Kakteen, Dornenbüschen und spitzem Vulkangestein ohne Schrammen nicht geht. Und im Januar offensichtlich auch nicht, ohne auf jeder Wanderung mindestens einmal von einem tropischen Regenguss bis auf die Haut durchnässt zu werden. Aber ich habe auch festgestellt, dass die vielen bunten Vögel, das permanente Geraschel der Leguane in den Büschen und der Wind, der einen ruckzuck wieder trocknet, das Ganze trotzdem zu einem tollen Erlebnis machen.
    Was mir außerdem wirklich gut tat, war das Schnorcheln. Mit exakt null Erfahrung konnte ich trotzdem nahe dem Hostel an der Tug Boat Bay nicht nur Korallen und hunderte von Fischen, sondern auch ein versunkenes Schiff beobachten und die Ruhe und den Frieden unter Wasser genießen. Und mir den Rücken verbrennen, natürlich. ;)

    Natur ist auf jeden Fall für mich immer noch wertvoller als Kultur, auch wenn mein Besuch in Willemstad (ich war im Sklavereimuesum und in einer Tropfsteinhöhle....also auch wieder Natur) ebenfalls interessant war.

    Zum anderen habe ich gelernt, dass Mountainbiken nicht mein neues Hobby wird. Da man im Hostel gratis Räder leihen konnte, habe ich's zumindest mal versucht.
    Aber so richtig sinnvoll ist es nicht, wenn man sich die Hügel hochquält um dann bergab zu schieben, weil man zu ängstlich ist. ;)
    Und vielleicht ist es ein Zeichen, dass mir beim ersten Versuch die Kette abgesprungen ist und ich beim zweiten einen platten Reifen hatte?
    Übrigens ist es auch keine gute Idee, kettenfettverschmierte Hände an einem Dornenbusch abzuwischen. Und auch nicht im Meer, wenn man noch Schuhe anhat.

    Weitere Erkenntnisse, in beliebiger Reihenfolge:
    - Busse sind kein Transportmittel für Pauschaltouristen. Habe einige Male das Busnetz genzutzt und war meist alleine unter Einheimischen.
    - Hostels, zumindest Mehrbettzimmer, sind offensichtlich ausschließlich für Menschen unter 30 gedacht
    - Zwischen sinntflutartigem Regen und sengender Sonne liegen manchmal nur 10 Minuten
    - Man kann sich eine Woche von Thunfischsandwiches ernähren, wenn Kochgelegenheiten fehlen und auswärts essen zu teuer ist
    - Selbst die Warnhinweise auf Zigarettenschachteln sind dreisprachig auf Curacao (Niederländisch, Englisch, Papamientu)
    - Bitterballen und Kibbeling in der Karibik haben deutlich weniger Reiz als an der Nordsee

    Zu guter Letzt habe ich gelernt, dass es leider weniger darauf ankommt, WO man ist, als mit WEM man ist.
    Nach einer Woche, in der ich mehr oder weniger alleine mit meinen Gedanken war, bin ich jetzt gespannt, wie mir die (ausgebuchte) Sprachschule in Medellin bekommt.
    Auch hier wieder im Hostel, aber zunächst werde ich mal vier Nächte Privatsphäre genießen, bevor am Montag mein Sprachkurs beginnt.
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  • Medellín - erste Eindrücke

    January 15, 2020 in Colombia ⋅ ⛅ 26 °C

    Nachdem ich Mittwochabend gegen 23 Uhr im Hotel war (problemlose Reise, abgesehen von einem ziemlich abgehetzten Transit in Bogotá), habe ich es Donnerstag erst mal ruhig angehen lassen und mich in Ruhe mit dem fremden Land vertraut gemacht. ;)
    Das Viertel, in dem mein Hotel liegt, ist eine eher gehobene Wohngegend, und macht einen sehr sicheren Eindruck (außerdem hat mir mein Gastgeber das bereits gefühlte 10 x bestätigt, zusammen mit weiteren wichtigen Infos, wie der Tatsache, dass er halber Venezolaner und Venezuela eigentlich viel schöner als Kolumbien ist, oder dass er 6 Kinder mit 4 Frauen hat... ihr versteht. Ich verstehe zum Glück nur maximal die Hälfte und kann mich immer mit Nicken und Lächeln retten. Englisch spricht er nämlich nicht).
    Habe mich also erst mal auf die Suche nach Geldautomaten und Supermärkten gemacht sowie mir eine kolumbianische SIM-Card besorgt (nicht mehr daran gewöhnt, dass Roaming außerhalb der EU Geld kostet, habe ich in den 2 Stunden nach meiner Ankunft in Curacao bereits den Maximalbetrag von 60! Euro versurft...Anfängerfehler).
    An die neue Währung muss ich mich definitiv noch gewöhnen. Alles erscheint unglaublich teuer und ist unglaublich günstig. Für einen Kaffee, zwei Empanadas und ein frisches Milchshake habe ich heute 9400 Pesos bezahlt - umgerechnet etwa 2,50 Euro.

    Heute morgen habe ich mich zu einer kostenlosen Stadtführung angemeldet; 3 1/2 sehr interessante Stunden.
    Medellín hat nicht wirklich viele Sehenswürdigkeiten, zumindest nicht im Zentrum, aber der Fokus lag auch mehr auf der wechselhaften Geschichte der Stadt bzw. Kolumbiens.
    Dazu verfasse ich aber noch mal einen separaten Bericht, da es wirklich ein sehr komplexes Thema ist, und ich mir zudem auch noch die ˋCasa de la memoriaˋ anschauen möchte, ein Museum, dass sich mit der Drogenvergangenheit Medellíns beschäftigt. Fast jeder Einwohner hat persönliche bzw. familiäre Schicksalsschläge erlitten, und die Probleme der jüngeren Vergangenheit werden von der Bevölkerung weitestgehend verdrängt. Das geht so weit, dass die Guides bei den Stadtführungen bestimmte Namen (wie z. B. Pablo Escobar) nicht über das Mikrofon aussprechen, um Auseinandersetzungen zu vermeiden. Aus dem gleichen Grund werden die Führungen auch nur auf Englisch, nicht auf Spanisch durchgeführt.
    Ich denke, das sagt schon einiges aus.

    Jegliche politische Diskussion mit Kolumbianern werde ich also tunlichst vermeiden ;) - selbst wenn mein Spanisch nach dem Sprachkurs dazu ausreichen sollte.
    Bisher komme ich jedenfalls ganz gut klar, auch wenn ich wenig verstehe. Aber fürs Einkaufen und Nach-dem-Weg-fragen reicht es allemal.
    Hinzu kommt, dass sämtliche Kolumbianer, die ich bisher getroffen habe, unfassbar freundlich sind. Selbst solche, die in anderen Ländern schon berufsbedingt grimmig sind, wie Sicherheits- oder Flughafenpersonal. Der ältere Herr, der mich bei der Einreise in Bogotá kontrolliert hat, war jedenfalls die Herzlichkeit in Person und hat mir eine wundervolle Zeit in Kolumbien gewünscht - das kann ja eigentlich nur klappen. ;)
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  • Medellín - die Früchte

    January 18, 2020 in Colombia ⋅ ⛅ 23 °C

    Heute ohne viel Text - habe heute Morgen eine 'Exotic Fruit Tour' auf dem zweitgrößten Markt Medellíns gemacht.
    Glücklicherweise gab es direkt Namenskärtchen dazu, ansonsten hätte ich mir das niemals alles merken können.
    Die Vielfalt ist beeindruckend, alles wächst im Land selbst und ist sooo preisgünstig...
    Kolumbien ist nebenbei bemerkt das Land mit der zweithöchsten Biodiversität, nach Brasilien.

    Nachmittags war ich noch kurz im kolumbianischen Kunstmuseum, und jetzt relaxe ich ein bisschen, nachdem ich mich pflichtgemäß bei meinen Hotel-Gastgebern angemeldet habe.
    Gestern haben sie wohl nicht mitbekommen, dass ich wieder da war, und sich die ganze Nacht Sorgen um mich gemacht. In Puncto Sicherheit kann ich dieses Hotel jedenfalls nur weiterempfehlen. ;)
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  • Medellín - die erste Woche

    January 24, 2020 in Colombia ⋅ ⛅ 25 °C

    Erstmal ein großes 'Uff!'.
    Ich bin ganz schön erledigt. Mein letzter Besuch in einer Lehranstalt liegt fast 11 Jahre zurück, und ich glaube, ich muss mich erst mal wieder an das Gefühl gewöhnen...
    Aber der Reihe nach.

    Am Sonntag bin ich umgezogen, von meinem kleinen Hotel im Stadtteil 'Los Colores' in das zur Schule gehörende Hostel im Touristenviertel 'El Poblado'.
    Habe einen langen Spaziergang gemacht und festgestellt, dass die Gegend eine einzige Partyzone ist. Hostels, Bars, Clubs und Restaurants en Masse.
    Auch die ersten Gespräche im Hostel haben diesen Eindruck bestärkt - und leider auch meine Befürchtungen hinsichtlich der Altersstruktur der anderen Sprachschüler. ;)
    Mit 36 bin ich etwa 10 Jahre älter als der Durchschnitt, und die Mehrheit gehört zur globalen Backpacker-Bubble, wie ich sie mal nennen möchte.
    Gespräche drehen sich viel darum, wo man am besten feiern geht, wo der Alkohol am günstigsten und die Partys am legendärsten sind (mal abgesehen davon, wo man in Kolumbien schon war, was die nächsten Ziele sind, wie viele Monate man unterwegs ist und wie viel von der Welt man generell schon gesehen hat).
    Ich denke mit etwas Sehnsucht an den Camino zurück und weiß im Nachhinein die Diversität der Menschen, die man dort getroffen hat, noch viel mehr zu schäzen.

    Aber ich bin ja zum einen vorrangig zum Lernen hier und zum anderen kann und will ich nicht typisch Deutsch sein und nur nach den Mängeln suchen. ;)
    Einen muss ich dennoch kurz aufgreifen, und das ist der Mangel an Privatsphäre und Platz. Das Hostel ist sehr beengt, vor allem hat man abgesehen von seiner Schlafkoje nicht wirklich Gelegenheit, irgendwo zu entspannen oder zu lernen. Die versprochene Ruhe (weil ja alle 'lernen' wollen) kehrt auch nicht wirklich ein, da für viele die Party wesentlich wichtiger ist, als der Unterricht. Und da bin ich dann vielleicht doch typisch Deutsch, jedenfalls möchte ich auch etwas lernen, wenn ich schon dafür bezahle (und 3 Wochen in der Großstadt verbringe, statt zu wandern). ;)
    Ab Freitag werde ich daher umziehen, habe ein Zimmer über Airbnb gebucht. Das kostet mich zwar umgerechnet etwa 13 Euro pro Nacht, im Vergleich zu gut 5 Euro für das Hostelbett, aber ich habe Ruhe, Platz und ein eigenes Badezimmer sowie einen Schreibtisch, um brav meine Hausaufgaben zu erledigen.

    Und damit sind wir auch schon beim Thema Unterricht: Ich habe täglich von 9 bis 13 Uhr Gruppenunterricht sowie eine Stunde Einzelunterricht am Nachmittag.
    Nach einem Einstufungstest sind wir alle einem bestimmten Niveau zugeordnet worden, allerdings hat mir meine Lehrerin nach dem ersten Tag dringend geraten, in eine höhere Gruppe zu wechseln. Das war auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Bin zwar auch in dieser Gruppe noch die Beste (wenn ich das mal so sagen darf), aber es ist gut, meine Grammatikkenntnisse wieder aufzufrischen. Ansonsten bin ich total überrascht, welch großer Teil meiner Spanischkenntnisse sich bereits den Weg aus den hintersten Winkeln meines Gehirns ans Licht gebahnt hat. Abgesehen von ein paar (immer gleichen) Sätzen auf dem Camino habe ich seit fast 12 Jahren kein Spanisch mehr gesprochen. Aber es scheint doch noch jede Menge hängengeblieben zu sein, vor allem ein Gefühl dafür, was richtig und falsch klingt. Ich frage mich, wie viel Wissen und Fähigkeiten sonst noch so in uns allen schlummern, passiv zwar, aber offensichtlich doch ziemlich schnell wieder zum Leben zu erwecken?

    Meine Einzelstunden sind reine Konversation, was auch sehr hilfreich ist. Da ich vor allem erzählen muss, kennt mein Lehrer inzwischen meine halbe Lebensgeschichte - allerdings sprechen wir auch viel über Kolumbien, seine Politik und Geschichte, was eine angenehme Abwechslung zum sonstigen Smalltalk ist (der mir ja ohnehin weder besonders liegt noch gefällt).

    Außerhalb des Unterrichts konnte ich in dieser Woche nicht allzu viel unternehmen, da meine Einzelstunden alle um 15.30 Uhr stattfanden. Gegen 18.30 Uhr ist es dunkel, und im Dunkeln sollte man wie in den meisten Städten nicht unbedingt alleine unterwegs sein. Für die nächste Woche habe ich allerdings um ein paar 'freie' Nachmittage gebeten, damit ich noch ein bisschen mehr von Medellín sehen kann.
    Aber auch so war die Woche für mich voll genug - am Montag waren wir mit ein paar Leuten im Escape Room, am Mittwoch haben wir Tejo gespielt.
    Tejo ist Nationalsport in Kolumbien und merkwürdig, aber unterhaltsam. Ziel des Spiels ist es, eine steinerne Scheibe so in ein Lehmfeld zu werfen, dass er eine mit Schwarzpulver gefüllte Tasche trifft, woraufhin es zu einer kleinen Explosion kommt. ;) Falls kein Spieler eine Explosion zustande bringt, gewinnt derjenige, dessen Stein am nächsten an der Mitte liegt. Gespielt wird in Gruppen und scheinbar ist es quasi Pflicht, dabei zu trinken. Ich habe mich allerdings mit ein paar Bier begnügt.

    Gestern Abend gab es eine Stunde Salsa für Anfänger, die alle ziemlich ins Schwitzen gebracht hat, und im Anschluss ebenfalls noch algunas cervezas, und heute Abend werde ich die Ruhe in meinem neuen Zuhause genießen. Vom Wochenende gibt es dann hoffentlich ein paar mehr Fotos!
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