• WildeHilde
Feb – Oct 2024

Ich gehe.

Es gibt einen Plan.
Schließlich braucht’s
was zum Verwerfen…
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  • 17. April

    April 17, 2024 in Sweden ⋅ ☁️ 4 °C

    Nach einer trockenen Nacht am plätschernden Bach ist der Himmel am Morgen blau und die Vögel wecken mich. Die Sonne scheint schon durch die Bäume. Während ich frühstücke, ziehen ein paar graue Wolken durch und es beginnt kurz zu tröpfeln, ist aber nur für mich die Erinnerung an die Katzenwäsche. Ich höre in weiter Entfernung dumpfe Donnerschläge, anfangs denke ich an Gewitter, aber es ist wohl doch eher von einem der Übungsplätze der Militärs. Das geht noch bis circa zum Mittag so weiter.
    Der Weg geht heute schon gleich am Vormittag an einigen Hochmooren entlang, es sind also weite Grasflächen mit eher Sträuchern und kleinen Bäumen, über die man einen weiten Blick hat. Der Weg führt nicht nur hier ganz häufig über Holzplanken, die über längere oder kürzere Strecken ausgelegt sind, da es doch zu nass zum Laufen ist oder einfach nur die Vegetation vor den Tritten und Schritten der Wanderer geschützt werden soll. Die Wolken bauen sich so wie gestern mit jeder Stunde weiter auf und bilden fantastische Formationen. Auf dem Weg durch die Wälder habe ich immer mal zwischendurch für eine Sekunde einen feinen Geruch in der Nase, er erinnert mich an Fichtennadel-Schaumbad, ist aber viel, viel lieblicher. Den kenne ich auch aus den Jahren zuvor, konnte aber nie ausmachen, welche Pflanze es ist oder wodurch er entsteht. Stehen bleiben und weiter genießen is nich', weil es immer nur für einen kurzen Moment da ist. Um zwei rum höre ich sehr rapide ein Geräusch. Es erinnert mich an einen Jagdflieger und ich gucke auch erst mal nach oben, nehme aber kurz darauf war, dass es ein Schnellzug ist, der einen guten halben Kilometer von mir entfernt mitten durch den Wald hastet. Irgendwo müssen die ja auch lang durch dieses weite Land. Nachdem ich kurz darauf an einer kleinen Unterführung die Trasse gekreuzt habe, mache ich eine Pause. Es ist ein großer freier Platz, sowas wie eine Notfallsammelfläche. Und da das Auge ja bekanntlich mit isst, kommt irgendwann noch ein leerer Holzzug ganz gemächlich hier durchgerasselt. Als ich weitergehen will, merke ich im Gesicht, dass da irgendetwas ist, fühlt sich erst an wie etwas Grind, bis ich merke, dass es eine Zecke ist, die sich unter dem Ohr festgesetzt hat. Natürlich kann ich da ganz schlecht hingucken und deswegen ist es günstig, dass gerade ein Auto auf diesem Platz steht, dessen Außenspiegel ich mir zu Nutze mache und mehr schlecht als recht den Plagegeist entferne.
    Etwas später, als ich wieder unterwegs bin, treffe ich einen alten Mann hier im Nirgendwo. Er ist der einzige, dem ich heute überhaupt begegnet bin, aber er spricht nicht meine Sprache und so sind es nur ein paar Sätze in händisch und füßisch, aber grammatikalisch einwandfrei.
    Der Weg führt heute auch durch abgebrannte Wälder, davon habe ich vor kurzem mal gehört. Teilweise werden sie bewusst angezündet, um sämtliches Strauchwerk und Kleinzeug im Unterholz zu vernichten, die Kiefern mit ihrer Borke überstehen das Feuer schadlos. Ganz nebenbei bemerkt verlasse ich den Mönchspfad, bin jetzt nur noch auf dem Bergslagsleden und natürlich dem E1. Am Nachmittag zieht sich der Himmel mehr und mehr zu, es ist angenehm kühl zu laufen. Um vier komme ich an einem Shelter am See vorbei und mache hier die letzte größere Pause. Koche mir noch mal neuen Tee und genieße die Stelle. Für den Abend habe ich mir einen See ausgeguckt, an dem es allerdings keinen Shelter gibt, ich muss ja meine Festung auch mal wieder bemühen. Je später der Nachmittag ist, desto mehr fühlt es sich an, als wird es bald regnen, hält sich aber doch bis circa um acht rum trocken. Am See ist ein Dorf, für diese Verhältnisse recht groß, es sind acht oder neun Häuser auf einem knappen Kilometer verteilt. An einem der Häuser öffne ich die Gartentür in der Hoffnung, keine schlafenden Hunde zu wecken. Auf dem Weg zur Haustür kommt natürlich ein Hund angelaufen, aber der ist total friedlich und freut sich über mich. Johanna bittet mich direkt herein und aus dem einfach nur Wasser holen wird sicher eine Dreiviertelstunde lang Unterhaltung über verschiedene Dinge des Lebens zusammen mit ihrem Mann Mårten und dem Sohn John. Unten am See haben sie eine kleine Sauna auf dem Steg und sie bringen mich am Ende mit dem Auto dorthin, es ist gut 1km auf meinem Weg zurück. Noch bevor der Regen richtig fest einsetzt, habe ich das Zelt fertig und beende den Tag.
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  • 18. April

    April 18, 2024 in Sweden ⋅ ☁️ 2 °C

    Ich bin erst um acht aufgewacht, der Liegeplatz war doch ein wenig schräger, als es am Abend aussah. Musste halt schnell gehen bei dem einsetzenden Regen. Ich nehme wahr, dass es wohl geschneit hat. Als ich herausgucke, ist tatsächlich alles weiß, auch das Zelt ist komplett mit Schnee bedeckt. Trotzdem gehe ich meinem Wunsch, hier im See zu baden, eifrig nach. Sie haben eine kleine Sauna auf dem Schwimmsteg und da gibt es eine Leiter, wo ich gut einsteigen und dementsprechend eine Runde schwimmen, mich dann waschen und danach noch mal eine kurze Runde schwimmen kann. Ohne Leiter ist es immer ein ewiges Gestakele über steinigen, wackeligen Untergrund und bis der Oberkörper das Wasser erreicht hat, bin ich untenrum schon blitzeblau. Darüber wird es mit Frühstücken und Einpacken alles in allem elf, bis ich loskomme. In der Zwischenzeit ist allerdings der Himmel zumindest teilweise schon wieder blau. Nachdem ich wieder durch das Dorf von gestern Abend und eine gute halbe Stunde unterwegs bin, der Weg irgendwann in den Wald abbiegt, muss ich doch noch mal alles absetzen und die Regen-Klamotten anziehen. Der nasse Schnee und die Tropfen an Ästen und Zweigen und auch das Strauchwerk, das bis in Kniehöhe in den Weg rein ragt, schütteln sich bei jedem Schritt an mir ab. Alle Pfützen stehen rappelvoll, teils bis Gummistiefelhöhe, es ist schmierig und ich habe es schon frühs bemerkt: Es wird nicht mein bester Tag. Deshalb beschließe ich schon recht früh, obwohl es ja gar nicht mehr so früh ist, bei 15 km rum einen Shelter anzusteuern. Ich mache zwischendurch ausreichend Pausen, eine ziemlich lange von anderthalb Stunden. Hier trockne ich mein Zelt und telefoniere mit meiner Mutter, was ich schon seit drei Tagen versuche, aber Rentner und ihre Zeit halt. Als ich aufbreche, es ist alles so schön trocken und auch der Poncho gerade weggepackt, beginnt es zu graupeln, also hole ich den ganzen Kram wieder her und ziehe damit weiter. Eben Aprilwetter, zwischendurch Graupel, Sonnenschein oder irgendeine Komposition daraus. Der Weg zieht sich wie die letzten Tage immer durch die Wälder. Dabei habe ich Unmengen von umgestürzten und teils weiter oben abgebrochenen Bäumen zu überwinden oder irgendwo rechts oder links großflächig drumrum zu laufen. Es zieht sich mehr und mehr auf einen Höhenzug hin, das bemerke ich schon von weitem daran, dass ich auf ein paar Windräder zulaufe. Die sind ja hier in Schweden nicht so sehr geläufig, aber seit dem Vättern habe ich immer mal vereinzelt 2-5 Stück gesehen. Hier vor mir kommt geradezu ein Windpark mit ganzen zwölf Windmühlen. Es sind recht hohe Anlagen und auffällig ist, dass sie mit absolut geringer Geschwindigkeit laufen. Der Weg führt relativ dicht an einem dieser Luftquirle vorbei und es ist erstaunlich, dass sie geradezu geräuschlos laufen, mal vom Motorgeräusch abgesehen, wenn die Gondel gedreht wird. Ich habe gleichzeitig von diesem Höhenzug aus einen weiten Blick in Richtung Vänern-See, der von hier aus gute 40 km entfernt liegt.
    Es geht ab jetzt noch gute anderthalb Stunden weiter Richtung Lillsjön. Da ist der Shelter, den ich eigentlich für die Nachmittags-Pause angedacht hatte, der aber heute mein Endziel sein wird. Das Wetter ist weiterhin wechselhaft, die letzten 500m kriege ich noch mal eine Ladung gekörntes, aber das ist mir egal. Es ist heute bei meiner geringen Geschwindigkeit und den vielen Pausen doch immerhin dreiviertel sieben geworden.
    Dort angekommen bin ich total überwältigt, es ist der kleinste Shelter, den ich jemals hatte, aber irgendwie mit einer der schönsten; an diesem See auf riesengroßen Felsen und in totaler Ruhe. Ich genieße ein deftiges Abendessen, kann dabei dem Sonnenuntergang bis zum Ende zusehen und den Abend wirklich in dieser herrlichen Umgebung genießen. Schön, dass ich heute so schwach war.
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  • 19. April

    April 19, 2024 in Sweden ⋅ ☁️ 0 °C

    In der Nacht ist es deutlich kälter geworden. Es hat leicht geschneit, aber wirklich nur ein wenig. Ich kleide mich gleich in die Regensachen, da ich das selbe erwarte wie gestern. Tatsächlich ist es aber so kalt, dass der Schnee gar nicht wirklich taut. Je weiter ich mich von dem Höhenzug entferne, also weiter ins Tal komme, desto weniger Schnee liegt noch, bis am Ende gar keiner mehr da ist. Nach der großen Hofpause lasse ich dann gleich den Hoodie an, weil ich merke, dass es doch nur im Hemd bei der Temperatur langsam zu frisch wird, selbst beim Laufen. Hatte ich eigentlich schon mal erwähnt, dass mir die neuen billigen Handschuhe sehr gut stehen? Bei diesem Wetter hätte ich sonst spitze Finger wie die Zehen vom Kranich.
    Zum wievielten Mal verliere ich heute meine Uhr, ein Stift aus dem Armband ist diesmal ganz weg, ich packe sie jetzt ein und werde dieses Armband nicht noch einmal reparieren lassen. Am frühen Nachmittag kreuze ich die Autobahn E18, später treffe ich Björn am Wegesrand. Seine Hunde machen ziemlich Radau, als ich am Zaun entlang gehe und einen der beiden sehe ich im Geiste auch schon auf meiner Seite des Zauns. Wir unterhalten uns eine Weile, er ist auch viel auf den hiesigen Wanderpfaden unterwegs.
    Gegen halb zwei komme ich in den Garphyttans Nationalpark, es wirkt hier irgendwie touristischer als in den letzten Tagen, die Wege sind deutlich breiter und es läuft sich recht einfach. Der Weg zieht sich Stück für Stück wieder höher und so wird auch der Schnee wieder mehr, sogar deutlich mehr als der, den ich zuletzt hatte. Am späten Nachmittag komme ich an den Falkasjön. Ich blicke vor eine steile Felswand und natürlich zieht sich der Weg hinten im Wald in kürzester Zeit bis ganz hoch, so dass ich dann einen wunderbaren Ausblick aus ca. 40 bis 50 Metern Höhe über den See habe. Man will ja für sein Geld auch was geboten bekommen. Hier am See gibt es einen Shelter, den ich erst angepeilt hatte, später aber gesehen hab, dass es nur 1,5 km weiter einen anderen See ebenfalls mit einem Shelter gibt und direkt daneben einen Zeltplatz, bei dem ich heute vielleicht mal nach einer Dusche fragen will. Der versprochene Shelter existiert nicht an der Stelle, immerhin gibt es aber eine Värmstuga (Wärmhütte). Es ist ein großes verglastes Gebäude mit Tischen und Bänken direkt am See, in dem sich Wanderer zwischen 6 und 22 Uhr aufhalten können. Ein Paar kommt mir entgegen und ich frage sie nach dem Zeltplatz und der Dusche: Welch ein Zufall, es gibt hier eine öffentliche sehr gut eingerichtete und sehr saubere, besser als auf manchem Zeltplatz. Auch hier ist von 6 bis 22 der Zugang möglich. Was brauch ich mehr? Sie wollen mir auch gleich am See einen Shelter zeigen, ich orientiere mich aber erst mal zur Dusche. Nachdem ich ausgiebig geduscht habe, sehe ich draußen neben dem Gebäude ein größeren Unterstand, der mich irgendwie anlacht, doch hier zu übernachten, statt wieder runter zum See zu gehen und den Shelter zu suchen. Nachdem ich meine Sachen schon abgelegt habe, entscheide ich mich aber doch, nach Gutsherrenart in einem Shelter zu schlafen und gehe runter zum See.
    Laufe um den See zur Hälfte rum, ohne den Shelter zu finden, komme dafür aber an eine Sauna und treffe dort auf Johan und seine Freunde. Wir unterhalten uns und sie bieten mir freundlicherweise zwei Bratwürste an, die von ihrem Grillen noch nicht vernascht sind. Vielen Dank dafür, ihr lieben Leute. Ich ziehe noch weiter und suche den Rest des Sees nach dem Shelter ab, erfolglos. Hat mich jetzt auch nur zwischen drei und vier Kilometer gekostet, aber dafür nette Leute getroffen. Komme dann wieder an die Värmstuga und treffe dort auf ein paar junge Schweden, die übers Wochenende auch mit Zelt und Rucksack unterwegs sind. Wir unterhalten uns etwas und dann ziehe ich doch wieder zurück an den Platz, an dem ich vorhin schon einmal war und werde hier auf dem Boden im Schlafsack bei einigen Grad minus übernachten. Bei der Gelegenheit kommt Johan‘s Kumpel noch kurz zu mir, weil er mich noch so spät hat rumschleichen sehen und fragt, ob ich jetzt endgültig unter bin, andernfalls würde er mir anbieten, mich mit nach Örebro zu nehmen, um dort zu übernachten. Aber ich habe mich ja schon entschieden. Eigentlich wollte ich mir auch noch was zum Essen kochen, aber es ist ziemlich genau 22:01 Uhr, als ich mich frage, ob ich denn aus dem Duschhaus noch Wasser holen kann. Finde den Fehler!
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  • 20. April

    April 20, 2024 in Sweden ⋅ ☁️ 3 °C

    Mein Tag beginnt heute nach einer ziemlich kalten Nacht schon um sechs. Ich habe mir extra den Wecker gestellt, da ab jetzt das Duschhaus geöffnet ist, ich dementsprechend Wasser holen und meine hartgefrorenen Schuhe hier drin auftauen lassen kann. Um 6:12 Uhr betrete ich das Gebäude. Die Tür ist automatisch schon entriegelt, trotzdem piept innen der Alarm los und durch die Bewegungsmelder hört er auch nur auf, wenn ich lange Zeit bewegungslos bin, dafür gibt’s natürlich nur einen Ort.
    Ånnaboda ist sowas wie ein Ski-Resort, schon recht früh kommen diverse Leute her, die mit Langlaufski hier auf dem Areal ihre Runden drehen oder mit Mountainbikes auf die Trails ziehen.
    Ich mache ordentlich Frühstück und ziehe dann schon um kurz nach acht los, da mein Weg heute um die 32 km ist, Ziel ist der Norasjön. Eigentlich ist er 37 km entfernt, ich habe aber eine Abkürzung rausgesucht, wo der Weg wie ein großes U zeichnet, hier kann ich einfach gerade durchlaufen und spare dadurch 5km. Heute Abend werde ich von der deutschen Delegation erwartet.
    Es ist Sonnenschein und herrlich blauer Himmel, die Wege sind hier recht breit und gut gepflegt. Lediglich einmal sehe ich auf meiner Karte eine Abkürzung, ein schmaler Pfad, den ich gehen kann und mir ein paar hundert Meter sparen kann, bezahle diese Abkürzung aber recht teuer, in dem ich nur am Klettern und Turnen bin und mir alles, was an Schnee auf den Bäumen liegt, ins Genick und auf die Klamotten fällt. Naja, Schnee macht ja immerhin keine Rotweinflecken…
    Der Weg zieht sich über Hochwiesen, auf denen es vor langer Zeit Höfe gab. Hier und da sind alte Bilder zu sehen mit Pferdewagen, auf denen Riesenfuder Heu eingefahren werden. Dementsprechend ist es mal nicht so bewaldet, sondern auch manchmal der Blick in 30-40 km Entfernung übers Land möglich, weil ich immer noch auf einer Anhöhe bin.
    Der Weg zieht sich jetzt länger Richtung Ost-Nordost, da ich ein großes Militär-Übungsgelände umlaufe, es geht wieder in Wäldern ewig auf und ab, aber heute bei dem Wetter und auch die Vorfreude auf heute Abend lässt mich einfach laufen. Begünstigt wird das zusätzlich noch durch die Tatsache, dass ich in meinem Vorratskeller ziemlich was ausgefressen habe, d.h. am Ende des Tages wird nur noch die eiserne Staatsreserve übrig sein.
    Auf einer Wiesenfläche im Sonnenschein lasse ich mich zu einer langen Mittagspause mit Kochkurs nieder, das Wasser dazu besorge ich bei einem Haus, das kaum 100m entfernt ist.
    Später verlaufe ich mich einmal auf einen Weg, den ich in der Karte erst nicht gesehen habe, er endet vor einem Dickicht mit einem Wendehammer. Zurückgehen? Niemals! Also krauche ich durch das dichte Unterholz um jeden einzelnen Baum, um nach gut 400 Metern wieder auf den Weg zu treffen.
    Am späten Nachmittag gegen sechs dann stehen meine Lapplandfreunde Verena, Sandra und Manu im letzten Moor wenige Kilometer vor dem Norasjön und empfangen mich. Welch eine Freude, sie alle hier in Schweden wiederzusehen. Herzlich willkommen!
    Wir fahren gemeinsam zum Einkaufen und dann in ein Haus am See, wo wir gemeinsam die kommende Woche verbringen werden. Mein Bruder Tobi, aktuell noch in Norwegen im Angelurlaub unterwegs, wird nächste Woche auch noch dazukommen. Dann geht es auf meinen Geburtstag zu.
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  • 21. - 28. April: Schonzeit

    Apr 21–28, 2024 in Sweden ⋅ ☁️ 5 °C

    Sobald es von hier aus weitergeht, werde ich auch wieder die Pinguine füttern.

  • 29. April

    April 29, 2024 in Sweden ⋅ ☀️ 11 °C

    Nachdem wir die Schonzeit bis heute ausgedehnt haben, schlafen wir mal nicht so lange aus wie die ganze Woche zuvor. Wir müssen noch die restlichen Sachen packen und natürlich das Haus übergabefertig machen. Deshalb stehen wir schon um sechs auf und mit allem zusammen wird es ungefähr zehn, bis wir gemeinsam nach Örebro fahren. Dort mache ich mich auf den Weg zu einem Osteopathen. Jerker Ståhl, ein beliebter Therapeut hier im Ort, treffe ich leider nicht in der Praxis an, erreiche ihn aber telefonisch. Er ist gerade in England auf Weiterbildung, hilft mir aber trotzdem direkt weiter und empfiehlt mich an seine Kollegin, nicht allzu weit entfernt. Ich klingle bei ihr und rufe sie an, beides vorerst erfolglos. Die dritte Praxis in der Stadt hat heute geschlossen, die Therapeutin erreiche ich zwar telefonisch, aber ich glaube, sie kommt mit meiner Sprache nicht wirklich klar und legt dann auf. So dass ich dann wieder Jerker anrufe und er kümmert sich darum, einen Kontakt zur empfohlenen Kollegin Jeanette Kroona herzustellen. Und so bleibt mir Zeit, einen Kaffee zu trinken und um 12:30 Uhr bin ich mit ihr zur Behandlung verabredet. Vielen Dank für diese schnelle und unkomplizierte Hilfe an beide.
    Kurz darauf holen mich Tobi und Verena ab. Da ich heute einigermaßen Ruhe halten soll, fährt er uns wieder bis nach Nora zurück und noch ein paar Kilometer aus der Stadt raus. Wir halten noch ein gemeinsames Kaffeekränzchen und verabschieden uns von Tobi, ich ziehe mit Verena die letzten 3-4 km zu Fuß bis zu einem Shelter. Sie wird mich in den nächsten circa zwei Wochen bis nach Borlänge begleiten und von da mit der Bahn wieder Richtung Süden fahren.
    Wir haben seit dem Mittag tolles Wetter und sind am Abend wieder zurück auf dem Bergslagsleden. Am Morgen war es noch etwas trüb, aber am Nachmittag ist der Himmel blau und es ist toll zum Laufen, auch wenn es heute nicht so sehr weit ist.
    Am Shelter wollen wir heute mal Feuer machen, meine Begeisterung hält sich einerseits wie gehabt in Grenzen, aber auch ich möchte es dann doch mal tun heute. Und so bestätigt sich kurz darauf das, was ich immer geahnt habe: Viel Qualm um nichts. Wir haben uns allerdings auch einen Shelter ausgesucht, an dem die Feuerstelle nur anderthalb Meter von der Dachkante entfernt ist, so dass schon bei geringem Wind Asche, Funken und Qualm in die Bude reinrauchen. Nachdem uns dieses Spiel dann schnell zu blöde ist, löschen wir mit zwei Packsäcken das Feuer kurz und schmerzlos ab, um nicht die nächsten Stunden nur am Husten zu sein. Ganz nebenbei haben wir uns Tortelloni mit Steinpilzen gekocht und fröhnen dem Abend am See.
    Es ist jetzt schon um neun und gefühlt ist lediglich die grelle Sonne weg, insgesamt noch total hell. Gegenüber zu Hause scheint das wohl doch ein massiver Unterschied zu sein.
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  • 30. April

    April 30, 2024 in Sweden ⋅ ☁️ 13 °C

    Die Nacht war sehr mild und gefühlt kaum dunkel, d.h. selbst um drei in der Nacht erkenne ich noch ganz klare Schattierungen. Wir schlafen recht lange aus und frühstücken ab circa um neun ganz entspannt bei bestem Wetter. Circa um halb zwölf ziehen wir in aller Seelenruhe los. Auf dem Weg sind Unmengen von Ameisenhaufen, so viele habe ich hier zusammenhängend noch nicht gesehen. Bei dem Wetter sind die Kameraden natürlich alle schwer am Schuften. Wir sind nicht sonderlich schnell unterwegs, das kenne ich aus vorigen gemeinsamen Touren. Dementsprechend machen wir längere Pausen und genießen den Tag. An einem kleinen See machen wir Rast und ich lege mich ganz gemütlich auf einen der großen Steine und schlafe eine Runde, nachdem wir zwei Komoranen auf dem See eine Weile zugesehen haben. Am Nachmittag, wir simulieren noch, wie weit wir denn wohl am Ende des Tages heute kommen, verlaufen wir uns noch mal kurz, weil wir nicht deutlich auf die Schilder geachtet haben, das macht aber nur gut 1 km aus. Der Weg zieht sich jetzt für anderthalb Kilometer unter einer Fernstromtrasse entlang. Hier sind eine ganze Menge Kröten unterwegs, so dass wir am Weg aufpassen müssen, nicht drauf zu treten.
    Circa um fünf kommen wir an einen See, wo eine kleine Schwimmplattform befestigt ist, von der Größe her sowas wie 2x3 m mit Rudern und es schießt uns genau das wieder in den Sinn, was wir schon letztes Jahr mal machen wollten: Irgendwo auf dem See draußen übernachten wie Tom Sawyer und Huckleberry Finn auf dem Mississippi. Die Kette und das Schloss, mit dem alles gesichert ist, haben die besten Tage hinter sich und so ist es ohne Gewaltanwendung möglich, Ruder und Boot klarzumachen und loszuschippern. Da es sogar eine Leiter gibt, können wir gleich erst mal ein ordentliches Bad im See nehmen. Vom See aus entdecken wir später noch einen Shelter, zu dem wir hinrudern und dort auf ein paar Schweden treffen.
    Nachdem wir einmal zum anderen Ufer des Sees gerudert sind und dort ein bisschen Ausschau gehalten haben, machen wir später circa in der Mitte des Sees fest und legen uns nur mit den Schlafsäcken auf den Holzboden. Am Ufer rundherum an verschiedenen Stellen sind Kraniche und Gänse, sie geben noch ein lautstarkes Konzert spät am Abend, bevor wir dann bei sternenklarem Himmel in ziemlich heller Nacht die Augen zumachen.
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  • 1. Mai

    May 1, 2024 in Sweden ⋅ ⛅ 14 °C

    Die Nacht im Wasserbett war wunderbar und sternenklar. Nachdem wir die Schwimmplattform wieder ordnungsgemäß vertäut haben, frühstücken wir im nahen nagelneuen Shelter. Der vorige, wohl auch noch nicht wirklich alt, ist abgebrannt, hat uns gestern eine Schwedin erzählt. Heute morgen sind hier schon recht viele Einheimische unterwegs… Aber ja, es ist auch hier Feiertag. Gleich nachdem wir aufbrechen, treffen wir Karin, eine Schwedin, die über den Sommer hauptsächlich in ihrem 30 Jahre alten Wohnmobil lebt und jetzt gerade hier am See ist. Wir unterhalten uns recht lange mit ihr und sie zeigt uns noch einen günstigen Umweg, da der Weg am See entlang so sehr überflutet ist, dass wir ihn nicht nutzen können. Schon gestern war eine kleine Holzbrücke soweit überflutet, dass wir sie gerade noch mit unseren hohen Schuhen watend begehen konnten. Angeblich gibt es wohl einen Biber, der am Auslauf des Sees für diesen Zustand sorgt.
    Uns begegnen heute sehr viele Menschen im Vergleich zu sonst, der Feiertag und dieses tolle Wetter treibt sie alle raus. Das selbe gilt für die vielen Kröten, die im Wald, besonders an den nasseren Stellen, unterwegs sind. Da heißt es Augen auf, sonst tritts‘te drauf.
    Alles Pflanzenwerk sprießt und grünt jetzt, es scheint, als wäre der Winter endgültig besiegt. Auch ich schließe mich dem Aufruf an und baue heute in meinen Taschen an der Wanderhose um von Handschuh und Schal auf Sonnenhut.
    Nichtsdestotrotz fühle ich mich heute schlapp, als würde ich krank werden, mal schauen, was sich entwickelt. Deshalb machen wir zwischendurch auch viele kleine Pausen. Dabei ist speziell im Wald wahrzunehmen, die Mücken werden immer häufiger, aber sind noch nicht aggressiv.
    Gegen drei kommen wir nach Uskavi am See Usken zum Campingplatz, hier machen wir eine lange Pause mit Kaffee, Essen und Schlafen.
    Dann geht es noch weiter am See entlang, dabei treffen wir auf eine Ringelnatter, die sich am frühen Abend noch sonnt.
    Um acht lassen wir uns auf einer Wiese am nördlichen Ende des Sees auf einer Kuhweide nieder und fragen in 200m Entfernung nach Wasser. Dabei treffen wir auf Lotta und Peter und unterhalten uns eine ganze Weile. Sie hat deutsche Wurzeln, teils bis nach Thüringen, ihr deutscher Großvater ist im 2. WK mit einer Norwegerin zusammengekommen.
    Nach einem späten Mahl liegen wir heute erstmals im Sternguckerzelt unter freiem Himmel.
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  • 2. Mai

    May 2, 2024 in Sweden ⋅ ☁️ 14 °C

    Nach milder Nacht, leider ohne Elche, frühstücken wir um halb neun und ziehen gegen halb elf los. Gleich beim Losgehen treffen wir ein paar Anwohner und unterhalten uns erst mal eine Runde. Wir sind kaum aus dem Dorf raus, also vielleicht 1 km gelaufen, da sitzen wir schon wieder, erzählen uns einen und versuchen zu ergründen, was es wohl mit dieser merkwürdigen Treppe auf sich hat, die hier ohne erkennbaren Zusammenhang im Wald steht. Der Weg zieht sich über Wiesen und Weiden an Höfen entlang. Die Vögel singen, Schmetterlinge flattern umher und es fühlt sich einfach sommerlich an.
    Der Bergslagsleden ist an verschiedenen alten kulturhistorischen Stätten entlanggeführt, oft geht es um aufgestaute Seen, Energiegewinnung für Eisenerzverarbeitung oder auch das ländliche Leben vor mehreren Jahrhunderten.
    Am See Garphyttedammen machen wir Pause und beobachten dabei eine Gans, die auf einem Stück Grasland im See sitzt. Später gehen wir über Holzstege in die Richtung, aber sie fliegt nicht weg wie sonst bisher alle anderen. Dementsprechend können wir sie wunderbar aus der Nähe beobachten. Ich wünsche ihr, wenn Smirre sich mal so rangeschlichen hat, dass sie etwas entschlossener beiseite tritt. Gleichzeitig sind im Wasser etliche Frösche und auch Schlangen unterwegs.
    Der Weg zieht sich weiter auf und ab durch die Wälder, wir kommen auf einen Höhenweg, von dem aus eine prima Fernsicht ist, insbesondere weil hier eine gerodete Fläche ist.
    Dann kommen wir an den Gränsjön, er ist recht groß und schön und hier machen wir noch eine letzte Pause, um dann noch gut 4-5 km zum nächsten See mit Shelter weiterzulaufen…aber nach einem Kilometer gefällt es uns doch so sehr, dass wir das Moskitozelt aufstellen und uns hier zur guten Nacht niederlassen.
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  • 3. Mai

    May 3, 2024 in Sweden ⋅ ☀️ 14 °C

    Die Sonne weckt uns am Morgen schon durch die Bäume, was uns aber noch lange nicht aufstehen lässt. Um neun rum, als wir gerade aus dem Zelt kriechen wollen, kommt eine Schwedin vorbeigewandert, mit der wir uns eine Weile unterhalten.
    Hier am Gränsjön fallen uns erstmals Prachttaucher auf, herrliche Wasservögel, die uns neben den Gänsen, Enten und Möwen mit ihrem besonderen Gesang zur Brutzeit und den Tauchvorstellungen beeindrucken.
    Wir nehmen ein Bad, frühstücken gemütlich und kommen dann auch erst um zwölf los. Huch, schon wieder so spät. 😬
    Die ersten paar Kilometer ziehen sich auf einem Schotterweg dahin und so erreichen wir nach gut 4 km den See und Shelter, den wir eigentlich gestern Abend vorhatten. Hier machen wir eine lange Pause, weil wir für heute beschlossen haben, eher zum Abend hin etwas länger zu laufen als am Tag zu hasten. Wir sind ja schließlich in dieser Konstellation zu zweit eh nicht die schnellsten und es ist wunderbar, so zu wandern. It’s vagabonds life… Nachdem wir am ersten Tag sowas wie 7 km gemacht haben, haben wir uns seitdem gesteigert auf etwa 12-13 km am Tag, viel mehr ist aber auch mit gutem Willen nicht drin.
    Als wir von dort aus um drei weitergehen, zieht sich der Weg hauptsächlich durch Wälder, hier und da mal eine Lichtung. Die Sonne knallt ganz ordentlich von oben, so dass es in den Kiefern-Hochwäldern sehr angenehm halbschattig zu laufen ist. Außerdem macht die Wärme der Sonne, dass viele feine Gerüche aufsteigen, ätherische Dämpfe oder was auch immer da durch die Wärme freigesetzt wird.
    Die Gegend insgesamt wird zunehmend etwas hügeliger. Wir sprechen hier von Höhen zwischen 200 und 500m. Also ähnlich wie bei uns zu Hause im Eichsfeld mit einem stetigen Auf und Ab. Für den späten Nachmittag haben wir auf einem Schild von einem Aussichtsturm auf der Kindlahöjden gelesen. Man soll von hier aus einen wunderbaren Blick über das weite Land haben. Vorher kommen wir aber noch am See Kroktjärnen entlang, die späte Nachmittagssonne zaubert ein wunderbares Glitzern auf die Oberfläche und die Erdkröten baden massenhaft im Wasser in Ufernähe.
    Wir kommen in das Naturschutzgebiet Kindla, Urwald und sumpfiges Grasland vom Feinsten. Der Weg zum Aussichtsturm biegt von unserem eigentlichen Wanderweg gut anderthalb Kilometer ab. Deswegen platzieren wir unsere Rucksäcke im Wald, um diesen steilen Anstieg einfacher zu bewältigen und da wir eh hierher zurückkehren. Es geht tatsächlich erst mal einen guten halben Kilometer recht steil im Wald aufwärts und den Rest oben auf dem Plateau, bis wir an einen Holzturm kommen. Eine Schwedin, die schon oben sitzt, hielt uns erst für Elche, bis sie uns Trampel hat kommen sehen. Sie ist für ein paar Tage unterwegs und übernachtet dann immer in ihrem Auto. Vom Turm aus hat man eine wunderbare Aussicht gut 30-40 km weit ins gesamte Umland. Die Sonne ist kurz vorm Untergehen und damit hat das ganze auch farblich einen ganz besonderen Reiz. Als es uns langsam zu kühl wird auf dem Turm, brechen wir den Rückweg an, sammeln am Weg wieder unsere Rucksäcke ein und gehen noch gut anderthalb Kilometer bis zum ausgesuchten Shelter an einem sehr kleinen See. Hier ist es total ruhig, nicht das ganze Vogelorchester, das wir die letzten Tage hatten, es ist lediglich ein Paar Schwäne und natürlich ein paar Kröten, die schon kurz vorm Nicken sind, weil es schon gut neun ist, als wir hier ankommen.
    Ich gehe noch mal schnell runter in den Keller und hole eine Steinpilzsuppe hoch. Die rühren wir uns flott mit ein paar Nudeln an und dann ist beste Zeit zum Ruhen. Da uns die Mücken mehr und mehr Gedanken machen, probieren wir erst noch, mein Innenzelt im Shelter aufzubauen, müssen aber erkennen, dass es schlicht und ergreifend zu hoch ist. Also heißt es mal wieder: Mut zur Lücke, oder in diesem Fall eher Mut zur Mücke. Aus dem Schlafsack guckt ja eh nur das Gesicht raus, also hoffentlich einfach zu verteidigen.
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  • 4. Mai

    May 4, 2024 in Sweden ⋅ ☀️ 16 °C

    Bis Mitternacht haben noch ein paar der Blutsauger recht plump angefragt, ab dann war Ruhe. Trotz sternenklarem Himmel war es mir inzwischen deutlich zu warm in meinem Federkleid und so habe ich bis um drei in der Früh halbseitig geöffnet. Die typische kalte Zeit in der Nacht von drei bis sechs halte ich dann aber wieder verschlossen ab.
    Um sechs kommen die zwei Schwäne vom anderen Ende des Sees zu uns raufgeschwommen und starten unüberhörbar laut ihren Abflug. Dabei brauchen sie die gesamte Länge des Sees, um knapp über den Wald aufzusteigen. Sie sind ohnehin von den Fliegern diejenigen, die die lautesten Schwingengeräusche machen.
    Als wir später um neun beim Frühstück sitzen, kommt ein Paar Wildgänse lautstark dahergeflogen. Wir sinnieren darüber, wie wohl die Regelung hier am See sein mag: Er muss immer besetzt sein, nie länger als drei Stunden ohne. Die Schwäne mussten um sechs sicher zur Frühschicht und die Gänse sind wohl etwas spät dran… Daunen aufschütteln am Morgen und so, das dauert eben. So ungefähr muss es wohl sein…
    Und als ob sie die Sache bestätigen wollen, verabschieden sich die Gänse um elf lauthals und just ab dem Moment zieht ein einzelner Kranich stillschweigend hier und da pickend am gegenüberliegenden Ufer des Sees entlang und hat die Seewache übernommen. Für eine halbe Stunde ist 1WO alleine, dann haben sich ohne unsere Wahrnehmung zwei Herren dazugesellt und es wird laut, da sie um die Gunst der Hübschen buhlen. Nach einer Viertelstunde gibt sie einem der beiden einen Korb, er fliegt eine Doppelrunde über den See und trollt sich. (Auf dem Foto ist zufällig das Turtelpaar am Boden im Hintergrund ebenfalls zu erkennen.) Gute 10 Minuten später um zwölf verlassen uns auch die zwei anderen. Wer wohl jetzt dran ist mit der Wache? Bis um zwei weiter keiner…
    Um zwölf rum setzen wir uns ein Süppchen auf, waschen ein paar Sachen im See und knobeln, ob wir heute überhaupt weiterziehen wollen. Es ist so ruhig, kein Wind geht, wir hören über uns, wie die Kiefernzapfen durch die Wärme der Sonne Stück für Stück aufknacken.
    Um halb drei brechen wir dann doch auf, haben in gut acht Kilometern Entfernung einen See mit Shelter in Aussicht, um doch zumindest ein wenig Strecke zu machen.
    Es geht direkt steil an in den Wald, um vier erreichen wir Mackarsberg, ein hölzerner Aussichtsturm ähnlich dem gestrigen.
    Kurz vorher erfragen wir uns noch Trinkwasser für den Weg, da die Sonne wie gestern auch alles gibt, es ist eine trockene Hitze.
    Vom Turm aus haben wir einen prächtigen Rundblick von Westen über das Dalarna-Fjäll und die Seen vor Kopparberg im Norden bis nach Osten. An einem kleinen See ganz in der Nähe streift gerade ein Fuchs vom Wasser zurück ins Dickicht. Verenas Fernglas, im Vergleich zu meinem wirkt es erstmal eher wie ein Opernglas, tut für seine Größe erstaunlich gute Dienste. Ich darf es für den weiteren Weg behalten.
    Ab jetzt geht es weiter durch Wald und Rodungs- bzw. Aufforstflächen. Und wir gelangen noch an eine Art Jagdhütte, die aber auch ausdrücklich für Wanderer und dergleichen geöffnet ist. Mit großer Feuerstelle und einer rundumlaufenden Sitz/Liegebank, solarakkugespeisten Lampen kann ich mir sehr gut vorstellen, bei einer Winterwanderung hier einzukehren, wenn draußen der Schneesturm tobt.
    Gegen acht erreichen wir den Shelter, nehmen gleich mal noch ein Bad im See und richten uns nach dem Essen mit Innenzelt im Shelter ein. Das Zelt ist nur der Gattung Culex geschuldet.
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  • 5. Mai

    May 5, 2024 in Sweden ⋅ ☁️ 12 °C

    Wir gehen heute um halb elf los, es ist kühler als gestern, der Himmel ist bedeckt. Es läuft sich sehr angenehm ohne Hitze. Unser Ziel ist heute Kopparberg, ein altes Bergbau-Städtchen um die 3000 Einwohner ein paar Kilometer abseits vom Weg, da wir dringend unsere Vorräte und Gas wieder auffüllen müssen. Der Weg geht hauptsächlich leicht abwärts Richtung der großen Seen, die wir von den Aussichtstürmen Richtung Norden schon sehen konnten und es läuft sich sehr leicht auf guten Pfaden durch die Wälder. Direkt am ersten See in Stjärnfors gibt es ein Café, das wir ansteuern, leider ist es „Stängt“, so wie scheinbar auch der Zeltplatz, zu dem es gehört. So ziehen wir weiter und treffen wenig später auf einen alten Mann, er ist gerade mit dem Kärcher dabei, an seiner Werkstatt irgendwas zu reinigen. Wir kommen mit ihm ins Gespräch, es ist Herr Bergmann, 92 Jahre alt und er zeigt uns stolz auf Fotos aus seinem Portmonee sein Segelboot am Vätternsee, seinen größten Angelerfolg (ein Hecht von mehr als 10 kg) und erzählt uns noch von dem alten Haus aus 1632, in dem er ein paar Meter entfernt lebt. Das alles zu 90% in bestem Schwedisch.
    Wir spekulieren weiter auf ein Café in Kopparberg. Es soll bis um vier geöffnet haben. Das ist allerdings auch genau unsere Ankunftszeit. Aussehen tut es, als hätte es in diesem Jahr noch nie geöffnet, später erfahren wir, die Saison startet gern auch erst um Mittsommer. Und so bedienen wir uns in einem orientalisch-asiatischen Laden, der wohl immer offen hat, einiger Süßigkeiten und machen uns das Kaffeekränzchen selbst. Wir werden hier in Kopparberg heute gegenüber der bekannten Brauerei beim kleinen Bruder Lillebrew übernachten, morgen früh einkaufen und Ausschau nach Gas halten.
    Als wir ankommen, erwartet uns schon Jonas, ein liebenswerter Tausendsassa, der unseren Wissensdurst nach seinem selbstgebrauten Bier mit zwei Flaschen für jeden stillt. Köstlich, dieses Wissen.
    Am Abend gehen wir zum 1500. Jubiläum Pizza essen in die Stadt und liegen spät am Abend mit kugelrunden Bäuchen im Bett.
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  • 6. Mai

    May 6, 2024 in Sweden ⋅ ☁️ 4 °C

    Wir frühstücken spät und lange in der Villa. Dann kommt Jonas noch dazu und bemüht sich um Gaskartuschen aus seinem Fundus, ein paar kleine uralte hat er für alle Fälle. Wir unterhalten uns lange und ziehen dann los in die Stadt, das Gepäck lassen wir zurück, da der Weg uns eh wieder hier entlang führt. Und wenn es jemanden gibt, der entspannterweise kein Problem damit hat, dann ist es Jonas.
    Der erste Versuch nach Gas an der Tanke bleibt einer, sie verweisen uns auf das Haus der 1000 Dinge, das allerdings ziemlich außerhalb liegt. Ich nenne diesen Laden so, weil er mich an ein gleichnamiges ehemaliges Geschäft in Heiligenstadt erinnert. Von Shampoo über Gartenmöbel bis zu Trinkjoghurt, ein Tempel zum Geldausgeben. Kaum sind wir die zwei Kilometer dahin marschiert, treffen wir dort zufällig Jonas wieder an. Da es hier wohl unsere Kartuschen auch nicht gibt, telefoniert er rundrum alle weiteren in Frage kommenden Läden ab. Aber dann: Es gibt hier eine Sorte von Kartuschen in Form von Spraydosen, die ich noch nicht kenne und die haben das Gewinde drauf, das ich brauche. Danke Jonas für die großartige Hilfe.
    Unseren Supermarkteinkauf können wir hier auch gleich zu 80% erledigen, anschließend sitzen wir vor dem Laden auf einem Einkaufswagen und halten Vesper. Dass man uns dabei als Deutsche erkennt, hätten wir nicht erwartet. Sehen wir so runtergekommen aus? Eben nicht, sagt uns ein Mann, ebenfalls deutsch, der im Vorbeigehen „Mahlzeit“ wünscht, selbst als Penner ist immer alles so akkurat. Na dann…vielen Dank für die Blumen. Fünf Minuten vorher, als er an seinem Auto mit estnischem Kennzeichen stand und niesen musste, waren wir der Meinung, „Gesundheit“ zu wünschen wäre wohl unangebracht. So falsch kannst du liegen.
    Wir schleppen den ganzen Plunder durch die Stadt zurück und packen ein, trinken noch einen Kaffee und halten zum dritten Mal einen Talk mit Jonas. Wir schaffen es, dass es sage und schreibe 18:00 Uhr wird, bis wir heute losziehen, haben uns noch gute 9 km bis zur Bergspitze „Gillersklack“ vorgenommen, schließlich sind wir ausgeruht und es ist auch recht lange hell. Übrigens sind die Tage hier aktuell circa eineinhalb Stunden länger als zuhause, gerechnet nach dem Sonnenauf- (1Std. früher) und Untergang (0,5Std. später)
    Der Weg zieht sich auf Schotterpfaden erst mal in Richtung eines Waldes. Als wir in dem Wald an einem total verfallenen Gehöft sind, zeigt die Karte einen Weg nach Norden, den es aber in Wirklichkeit nicht gibt. Stattdessen gibt es einen Richtung Osten, der aber in der Karte nicht drin ist, wir folgen diesem östlichen Pfad, der kurz darauf ins sumpfige Grasland geht, das wir so sehr mögen. In dieser Landschaft stehen wir kurz darauf und essen frische finnische Lakritze, die wir heute morgen im Allesundnichtsladen erstanden haben. Da uns der unbekannte Pfad immer weiter aus der Richtung bringt, beschließen wir, ab jetzt einen halben Kilometer querwaldein (das Wort gibt es nur in ausgewählten Duden) zu gehen, um auf einen anderen Weg Richtung Norden zurückzukommen. Das ist ein gutes Stück durch abgeholzten Wald, ziemlich zerfahren durch die Harvester und ruppig zu laufen. Zurück auf dem Pfad läuft es sich dann recht einfach und zügig bis zu dem ehemaligen Skiresort, das rund um die Bergspitze brach liegt. Nach guten Jahren seit Mitte der 80er ist es in den letzten zehn Jahren runtergekommen, geblieben ist eine Art teilweise bewohntes Dorf.
    Wir erklimmen als erstes Mal den alten, gesperrten Aussichtsturm, dem inzwischen diverse Holzteile abgefallen sind, aber die Stahlkonstruktion wirkt neben dem Rost noch stabil genug für uns zwei. Es ist ein toller Rundumblick abends um neun übers weite Land. Von hier gehen wir nur noch ein paar hundert Meter Richtung Dörfchen, um nach einem Schlafplatz zu gucken und just, als wir gegen halb zehn auf den letzten Metern sind, passiert es: Verena tritt in ein Loch im Weg und knickt derb seitlich um. Das war’s!
    Jetzt heißt es auf die Rasche erstmal kühlen und gucken, was da genau los ist. Eine Anwohnerin, die mit dem Hund grad vorbeikommt, bringt uns ein Kühlpad und ich verfrachte das Fräulein in eine Grillhütte circa 80m entfernt. Laufen geht definitiv nicht, vermutlich ist aber auch nichts gebrochen. Die Rettung anzurufen ist uns zu fett, aber irgendwie müssen wir auch vom Berg runter. Und so spreche ich mit Jonas, was er empfehlen würde. Er braucht auch einen Moment, um brauchbare Infos zusammenzutragen und er organisiert mir eine Rufnummer des örtlichen Ärztehauses in Kopparberg, die ich morgen früh ab acht anrufen kann und die mir per Rückruf einen Termin für den Arzt geben werden.
    Ok, wir werden also hier übernachten und Jonas will uns morgen zur fraglichen Zeit abholen und nach Kopparberg zum Doc fahren.
    Das Feldlazarett ist 20 Meter entfernt schnell eingerichtet, nebenbei immer mal einen Blick werfen, ob noch alles ok ist. Dann gibts Voltaren drauf, eine Bandage drum und husch, geht’s bei frostiger Mitternacht ab in die Koje.
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  • 7. Mai

    May 7, 2024 in Sweden ⋅ ☁️ 13 °C

    Pünktlich um acht klingele ich bei der Vårdcentral (Gesundheitszentrum) an und versuche, aus der schwedischen Ansage etwas zu verstehen, um dann die richtige Auswahl zu treffen. Bitte drücken sie dies, das oder jenes bei Husten, Schnupfen oder Heiserkeit. Oder meinte sie jetzt doch Hals-und Beinbruch, was weiß ich? Früher habe ich sowas selbst gebaut, aber nicht in Kauderwelsch. Ich hinterlasse nach bestem Wissen meine Botschaft und siehe da, kaum haste eine Stunde gewartet, schon ist garnichts passiert. Jonas hatte sich für diesen Fall angeboten, spricht am Ende gar persönlich dort vor und hat für uns einen Termin um halb drei bekommen. Guter Mann! So können wir auf dem Gestühl neben der Grillhütte in feinster Altenheim-Manier frühstücken, quasi bis der Arzt kommt. 🤦 Es gibt übrigens Pfannkuchen, wir sind nicht unvorbereitet. Und nebenbei überlegen wir schon mal Plan B, wie wohl der weitere Werdegang aussehen kann. Verena hatte ursprünglich geplant, Richtung Ende der Woche südlich des Vättern Freunde aus dem Eichsfeld zu besuchen.
    Rechtzeitig kurz nach halb zwei holt uns Jonas ab und nach kaum einer weiteren Stunde hat Frau Doktor weitgehend Entwarnung gegeben als auch Verena zur stolzen Besitzerin eines neuen Krückenpaars gemacht. Es ist höchstwahrscheinlich nichts gebrochen, sie empfiehlt aber zur Sicherheit, ins Lazarett im 40KM südlich gelegenen Lindesberg zu fahren und dort röntgen zu lassen. Da wir auf die Öffis angewiesen sind, planen wir das für morgen früh um sieben mit dem Bus.
    Nachdem wir noch beim Bäcker waren, holt uns Jonas um halb sechs wieder ab und wir können erstmal hier im Lillebrew bleiben. Wir fühlen uns hier tatsächlich pudelwohl und quasseln schon wieder zwei Stunden mit ihm, die Runde füllt sich Stück für Stück, erst kommt seine Frau noch dazu, dann der Braumeister von gegenüber, herrlich.
    Am Abend kochen wir noch was feines und überlegen uns, dass ich Verena via Eisenbahn bis nach Stenberga begleiten werde, weil sie ihren Rucksack selbst nicht tragen kann und werde am Montag wieder zurückkehren, um noch einmal von hier aus loszumachen.
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  • 8. Mai

    May 8, 2024 in Sweden ⋅ ☁️ 5 °C

    Um kurz vor sieben bringt uns Jonas runter in die Stadt zum Bus. Nach einer guten Stunde Fahrt sind wir direkt am Lindesbergs Lasarett. Verena ist hier schon angekündigt und so sind wir nach knapp zwei Stunden mit günstigem Bescheid wieder raus. Das Wetter ist kühl und regnerisch, deshalb machen wir nur eine überschaubare Runde durch die Stadt und schonen die Knochen vorrangig kulinarisch. Um kurz nach vier geht unser Bus zurück nach Kopparberg.
    Wir kaufen für den Abend zum Kochen und Brotbacken ein und nachdem uns Jonas abgeholt hat, verquatschen wir uns so lange, bis wir am Ende bei ihm und Inese in der tollen Küche in ihrem uralten Haus stehen und zusammen bayrische Kässpätzle anrichten. Man muss wissen, dass er ein hervorragender Koch mit ebenso ausgestatteter Küche ist und normalerweise er hier ums Feuer tanzt. Heute geben wir zu dritt die Gehilfen um die fußlahme Köchin. Es ist ein sehr angenehmer und lustiger Abend bis deutlich nach Mitternacht.
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  • 9. - 12. Mai: Frühlingsferien

    May 9–12, 2024 in Sweden ⋅ ☁️ 15 °C

    Wir werden heute in den Süden fahren, zurück nach Småland. Ein guter Freund aus dem Eichsfeld hat dort ein Haus gekauft und braucht sicher etwas Unterstützung, außerdem kann Verena den Rucksack selbst nicht tragen momentan.
    Der Zug geht erst um eins, so frühstücken wir ausgiebig und backen noch ein paar leckere Walnussbrote. Das heißt, ich baue die Dinger nicht, sondern freue mich hauptsächlich drüber, wenn sie denn fertig sind. Muss ja auch gemacht werden.
    Mit Regional- und Schnellzug sowie dem Bus kommen wir bis nach Vetlanda, hier holt uns Moritz mit dem Auto ab. Wir werden in seinem Haus in Stenberga ein paar Tage zusammen verbringen und auf der Baustelle helfen, fundiertes Halbwissen wird schließlich immer gebraucht.
    Am Morgen geht es gleich erstmal zum Einkaufen in den Dorfladen. Daß wir mit der Schubkarre direkt bis zur Kasse vorfahren, ist für die Dame jenseits des Bandes ein absolutes Novum.
    Verena backt und kocht, was das Zeug hält, die gesamte Belegschaft ist davon hellauf begeistert. Ich unterstütze unter anderem als Beikoch, Heizer, Straßenfeger und Tellerwäscher und habe es in wenigen Tagen dann auch fast zum Millionär geschafft. Fast.
    Und wenn ich es kann, dann können Sie es auch, rufen Sie jetzt gleich an!
    Sorry, das kommt bei mir immer wieder durch und musste jetzt raus.

    Ich werde am Montag nach Kopparberg zurückfahren und weiter Richtung Norden wandern. Verena macht mit ihrem Fuß in diesen Tagen gute Fortschritte und kann je nach Befinden später mit der Bahn oder Moritz Richtung Heimat weiterfahren.
    Hier in Småland ist der Frühling viel weiter, die Bäume blühen schon und alles ist grüner als circa 500km weiter im Norden, wo wir zuletzt waren.
    Es ist eine tolle Zeit hier, besonders das Leben in diesem alten Haus unter rustikalen Umständen fühlt sich so echt alt und schwedisch an. Danke an Moritz für die schönen Tage hier.
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  • 13. Mai

    May 13, 2024 in Sweden ⋅ ⛅ 19 °C

    Heute geht’s nun also wieder zurück nach Kopparberg. Deshalb stehe ich schon um 5:45 Uhr auf, um gleich mal draußen die Solardusche a la Wasserschlauch zu nutzen. Um die Zeit grinst Klärchen aber selbst erst noch verschlafen hinter den Bäumen durch. Dementsprechend erfrischend ist die Angelegenheit. Dann heißt es frühstücken, Handtasche packen und um halb acht rum fahren wir zusammen nach Vetlanda zum Bahnhof. Moritz verbindet den Weg gleich mit einem Abstecher zum Schrotti, um diverses Zeugs zu entsorgen.
    Ab 8:20 Uhr bis circa 13:00 Uhr fahre ich wieder mit verschiedenen Zügen östlich des Vättern bis nach Kopparberg. Für einen Montagvormittag ist recht viel Betrieb, auch viele junge Leute, die scheinbar auf irgendwelchen Reisen sind.
    Der Morgen hat wieder mit blauem Himmel begonnen und ich bin sehr gespannt, ob der Frühling, also die Blüten und Blätter auch im Norden schon soweit sind wie hier in Småland. Im Laufe des Vormittags werden es immer mehr dicke weiße Quellwolken, fantastisch anzusehen, die zum Nachmittag so dick sind, dass sie an ihren unteren Rändern schattig schwarz sind und drohen abzuregnen.
    Zurück in der Villa dusche ich und packe meine Sachen ein, mit Jonas zusammen gehen wir noch mal zu ihm in die Küche, weil ich uns dort auf der Wand im Gästebuch noch eintragen soll, das mache ich natürlich sehr gern.
    Um halb vier ziehe ich los und das Déjà-vu beginnt: Es ist der selbe Weg, er fühlt sich aber viel schneller an, lediglich das Wetter ist besser als beim letzten Mal. Komischerweise beginnt es aber tatsächlich an ähnlicher Stelle wie zuletzt für eine Viertelstunde leicht zu regnen, so dass ich den Poncho überwerfen muss. Oben angekommen steige ich bei diesem herrlichen Wetter sofort auf den alten Aussichtsturm, bleibe ungefähr eine halbe Stunde dort und betrachte mir die tollen Wolkenformationen. Außerdem überlege ich, ob ich noch weiterziehe oder heute hier oben auf dem Berg übernachte. Da es erst um sechs rum ist, beschließe ich noch weiterzugehen, aber nicht bis zum nächsten Shelter. Das wäre zu weit, aber bis zum nächsten See und dort werde ich mit dem Innenzelt übernachten. Ich breche die letzte Etappe des Bergslagsleden an, korrekt gesagt ist es die erste von siebzehn Etappen, da ich ihn von Süd nach Nord quasi rückwärts aufgedröselt habe.
    Als ich noch nicht so lange von Gillers klack weitergegangen bin, steht ein kleines Holzkreuz am Wegesrand mit einer Kerze daneben. Was hier im Wald nahe der Langlaufloipe wohl passiert sein mag? Auf diesen Wanderwegen passiert natürlich recht selten etwas, aber solche Sachen machen mich schon sehr nachdenklich. Wir hatten das im letzten Herbst im Sarek mal ähnlich, ein Holzkreuz mitten im Nirgendwo mit einem Namen darauf. Und später konnte ich dazu die Geschichte eines tragischen Unglücksfalls recherchieren. Immer mal wieder eine kleine, aber deutliche Erinnerung, welch kleine Lichter wir sind.
    Aber zurück zum Hier und Jetzt: Bezüglich des Frühlings ist ein deutlicher Unterschied zu sehen. Die Blätter sprießen zwar, aber Blüten sind bis dahin immer noch recht spärlich vorhanden. Aber um schon mal die Ankündigung zu machen, ruft eine ganze Zeit lang unentwegt ein Kuckuck. Der Weg zieht sich noch ein Stück auf dem Höhenpfad entlang und geht dann am Ende relativ steil ab zum See. Es ist hier gar nicht so schlimm mit den Mücken wie in den letzten Tagen im Süden, dementsprechend kann ich noch eine ganze Zeit lang draußen sitzen und den Abend genießen, bevor ich noch was zum Essen koche und mich dann recht leicht bekleidet im Zelt für die Nacht ablege.
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  • 14. Mai

    May 14, 2024 in Sweden ⋅ ☁️ 15 °C

    Die Nacht hier am Holmsjön war wieder sehr hell, ich muss mich wohl langsam daran gewöhnen, auch wenn ich noch recht weit im Süden bin: In fünf Wochen ist Mittsommer und das ist deutlich zu merken.
    Sehr früh melden sich die ersten Vögel zu Wasser und die am Land beginnen zu singen.
    Am Morgen ist es schon ordentlich warm, als ich um 7:30 Uhr aufstehe, entsprechend fühlt sich das Bad am Morgen jetzt schon deutlich besser an, es ist nicht mehr diese arge Kälte im Wasser. Nicht mal mehr abtrocknen muss ich mich, sondern die Sonne tut das während des Frühstücks.
    Um zehn ungefähr ziehe ich bei strahlendem Sonnenschein los, heute geht es Richtung Kloten. Es ist der Anfang des BergsIagsleden im Norden. Es ist wirklich schon sommerlich warm. Es geht in der Hauptsache durch Kiefernwälder, immer mal wieder auch durch Hochmoore und die nassen Sumpflandschaften, durch die Wärme riecht es so unheimlich gut nach diesem für mich bis heute zauberhaften Duft. Um zwölf komme ich an den See mit dem Shelter, den ich gestern ausgeschlagen habe und mache dort eine längere Pause. Heute gibt es litauische Sprotten, eine Delikatesse, die mir Jonas und Inese mitgegeben haben. Wirklich köstlich! Während der Pause im Shelter ziehe ich dann doch ein paar Meter nach außerhalb um, da eine Bachstelze innen auf dem Gästebuch-Holzkästchen ihr Nest gebaut hat und ungeduldig auf mich wartet.
    Bei der Wärme sind unterwegs natürlich auch immer mal wieder Eidechsen, Blindschleichen und Schlangen auf den Wegen, die sich sonnen und relativ schnell abducken, sobald ich nur in die Nähe komme. Auf einem Waldweg kommt ein kleiner Rinnsal daher geflossen, da kommt der kleine Junge in mir durch und ich muss erst mal gleich einen Damm bauen, um das Wasser aufzustauen.
    Es zieht sich heute bis zum späten Nachmittag Richtung Osten/Südosten, so dass ich die Sonne oft von vorn habe und dementsprechend auch häufig den großen Sombrero aufsetze, um mir nicht komplett das bisschen Hirn zu verdörren.
    Heute ist gefühlt ein Seetag, auch wenn ich nicht auf einer Kreuzfahrt bin. Es geht von einem See zum nächsten; größere, kleinere, es ist alles dabei und natürlich herrlich anzusehen in dieser sonnigen Zeit. Mehrfach schrecken mich heute wieder Auerhühner im Wald auf, die immer bis ganz kurz vor mir warten, um dann laut flatternd wegzufliegen. Vom ersten Mal bin ich so erschrocken, dass ich Gänsehaut habe und sie zum wievielten Mal verfluche für ihre dummen Späße. Das kostet mich jedesmal vier Wochen meines Lebens.
    Kurz vor einem Fluss, den ich jetzt an einer Brücke überquere, liegen eine ganze Reihe Birken kreuz und quer und man sieht sofort deutlich: Nein, das war keine Kettensäge, viel besser, ein Bieber hat hier ganze Arbeit geleistet. Wenig später an der Hütte Åbo treffe ich Lennart, ein Schwede, der den Bergslagsleden seit heute komplett in Richtung Süden bewandert. Ihm ist heute schon ein Holländer begegnet, der vor mir unterwegs auf dem Weg zum Treriksröset, dem nördlichsten Dreiländereck der Welt ist. Diesen Punkt werde ich später weit im Norden auch passieren. Laut dem, was Lennart erzählt, ist er wohl sehr schnell unterwegs, so dass ich ihn nicht mehr antreffen werde. Wir unterhalten uns eine ganze Stunde lang, danach telefoniere ich noch eine gute Stunde lang, um dann erst um vier rum weiterzuziehen. Eine wichtige Info nehme ich von Lennart noch mit: Gegen Moskitos hilft Bier trinken, ich werde mich also bemühen müssen. Später treffe ich noch auf weitere Wanderer, so dass ich heute neben dem Seetag noch 875 Jahre Dienstag und auch den Tag des Bergslagsleden-Wanderers feiere. Eine Schwedin ist dabei, sie erzählt mir, im Februar diesen Jahres vom Nordkap Richtung Spanien aufgebrochen zu sein. Diesen Weg wollte sie zu Fuß, mit dem Rad und per Segelboot zurücklegen, musste ihn aber wohl schon nach zwei Wochen aus Gründen abbrechen. Es gibt also noch mehr von diesen verirrten Menschen, das freut mich.
    Gegen halb sieben komme ich dann nach Kloten, wo dieser schöne Bergslagsleden endet. Es sind natürlich auch nur ein paar Häuschen, aber es gibt einen lokalen Veranstalter für Elch- und Biebersafaris. Man kann hier außerdem Fahrräder, Kanus und dergleichen ausleihen. Ich steuere auf den kleinen Laden zu in der Absicht, mir ein Eis und ein Bier zu genehmigen und ganz nebenbei, als der Besitzer Michael draußenrum einräumt, fragt er mich, ob ich denn wüsste, dass ich die nächsten 10 km auch mit dem Kanu zurücklegen kann. Der See verläuft nämlich ziemlich parallel zum Wanderweg. Auch wenn es Geld kostet, lasse ich mich da nicht zweimal bitten und so bin ich um kurz nach sieben bereit. Alle Formalitäten sind geklärt und ich starte Richtung Norden. Und so werde ich am ersponnenen Seetag wirklich noch zum Kreuzfahrer. Wer hätte das gedacht? Ich kann das Kanu in Nyfors am nördlichen Ende des Långvattnet bei der River Lodge anschließen und von da aus weitergehen. Zeit habe ich dafür bis morgen früh um neun. Bei diesem herrlichen Wetter, außerdem durchgehend Rückenwind, ist es wirklich eine große Freude, ein Stück des Weges so zurückzulegen. So viele Wasservögel, die auf den kleinen Inseln brüten, ganz aus der Nähe zu sehen und überhaupt mal nicht vom Land aufs Wasser zu gucken, ist einfach herrlich. Es ist einer der schönsten Sonnenuntergänge an diesem Abend, die ich überhaupt auf dem Weg hatte und ich komme auch an den Sheltern vorbei, die ich mir für den Abend ursprünglich ausgeguckt hatte, fahre aber noch eine ganze Ecke weiter und möchte soweit in der Nähe des nördlichen Ziels übernachten, dass es morgen früh sicher ist, pünktlich dort anzukommen. Ich finde dann eine kleine hölzerne Plattform im Wasser, die kaum groß genug ist, dass ich mich darauf legen kann. Aber genau die mache ich mir zurecht, um ab halb elf mit kaum Mücken außenrum direkt im Schlafsack zu übernachten.
    Was für ein Festtag!
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  • 15. Mai

    May 15, 2024 in Sweden ⋅ 🌙 14 °C

    Am Abend habe ich beim Paddeln ganz unbemerkt die Provinz Örebro län verlassen und bin nach Dalarna gekommen, die berühmte schwedische Provinz, denen auch die Dalapferde ihren Namen verdanken.
    Um sechs stehe ich auf und mache mich bereit, Richtung Nyfors weiter zu paddeln. Das Frühstück und alles weitere will ich dort abhalten. Es ist wunderschön am Morgen um halb sieben rum auf dem See unterwegs zu sein. Die Sonne lugt schon über die Bäume und beginnt, die nassklammen Sachen zu trocknen. Es sind nur gut zwei Kilometer, kurz vor dem Ende kann ich eine Möwe beobachten, die einen Fischadler mehrere Male angreift. Wahrscheinlich sind das Revierkämpfe oder es geht wieder einmal nur um Fisch.
    Um acht an der River Lodge angekommen schwimme ich erst mal ausgiebig eine Runde, es ist hier ein Einstieg mit Leiter und das Wasser ist auch ordentlich tief. Es ist sehr angenehm und ich trockne alle meine Sachen die auf der Plattform in der Nacht doch durch die direkte Nähe zum Wasser an der Oberseite mit dicken Tropfen nass sind. Nach dem ausgiebigen Frühstück kommen Michaels Helfer, ein paar junge Leute, die bei ihm arbeiten oder zum Beispiel Annalena, eine Deutsche, die hier für ein halbes Jahr ein Auslands-Praktikum macht. Sie bereiten das Kanu vor und haben noch ein weiteres mitgebracht für ein paar Leute, die den Weg in die andere Richtung gebucht haben.
    Ich ziehe bei strahlendem Sonnenschein los, heute entlang des Sméleden, ein ungefähr fünfzig Kilometer langer Wanderweg, der sich zu allererst mal von meinem Weg der letzten Wochen deutlich durch seine Kennzeichnung unterscheidet. Es gibt eine, aber die ist recht dürftig und an vielen Stellen fehlt sie einfach, so dass ich heute diverse Male den einen oder anderen Um- und Rückweg in Kauf nehmen muss.
    Es ist auch gar nicht so viel Wald. Es ist mehr von Dorf zu Dorf (also hier Haus zu zwei Häuser), natürlich mit Abständen von einigen Kilometern. Dazwischen immer mal ein See, es erinnert mich an manchen Stellen ein bisschen an Småland. Um halb drei komme ich an einem See mit tollem Steg entlang, bei der knallenden Hitze muss ich mich hier erst einmal abkühlen. Später führt der Weg dann wieder an die Fernstromtrasse, an der wir schon mal vor anderthalb oder zwei Wochen kurz gelaufen sind. Die zieht sich strikt Richtung Norden. Dieses Mal zieht sich der Weg aber über mehr als 6 km unter oder direkt neben der Trasse entlang. Da es hier nur Gestrüpp bis maximal Mannshöhe gibt, ist bei der prallen Sonne natürlich nicht so schön zu laufen. Außerdem ist es einfach hässlich.
    Der Weg nach der Stromtrasse geht dann nur noch bergab, dementsprechend läuft es sich recht leicht. Am Abend komme ich nach Smedjebacken, im Ort an einem Restaurant vorbei, ein lokales Värdshus, das klingt für mich nach echter schwedischer Kost. Als ich reingehe, höre ich eine ganze Menge von Stimmen und denke so „Wow, gut besucht die Stube“. Tatsächlich stehe ich aber mitten in einer privaten Feier. Ich unterhalte mich nur ganz kurz mit zwei Leuten, um dann weiterzuziehen, denn hier gibt es einen Supermarkt. Um 19:55 Uhr marschiere ich ein und stelle dabei fest, dass er um acht schließt, ich hatte bis um neun vermutet, so nehme ich nur 2-3 Teilchen für den Abend und mache mich 500m entfernt im Stadtpark schlafbereit. Dabei kann ich 30 Meter entfernt im Fluss einen Bieber beobachten. Morgen früh werde ich noch einmal im ICA antreten und für die nächsten 3-4 Tage einkaufen, dann steht erst wieder der nächste Markt an.
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  • 16. Mai

    May 16, 2024 in Sweden ⋅ ☀️ 23 °C

    Die Nacht im Stadtpark war ziemlich unruhig, da allerlei Verkehr auf der Straße und ein Werk in der Nähe ist, wo die ganze Nacht laut durchgearbeitet wurde.
    Am Morgen suche ich mir wenige Meter entfernt eine Bank und halte dort lang und breit Frühstück, genieße den Stracciatella-Quark, den ich gestern Abend noch ergattert habe. Ich telefoniere etwas und ziehe dann noch mal los zum ICA Supermarkt, um mir ein paar Lebensmittel für die nächsten Tage mitzunehmen. Vor dem Markt steht gerade eine junge Frau, die die Grünpflanzen mit der Gardena-Brause gießt, ich frage sie, ob sie mir meine Thermoskanne auch gleich mit abfüllen kann. Das tut sie freundlicherweise und wir kommen eine ganze Weile ins Gespräch. Da es heute eh schon recht spät ist, tue ich mir keine Zwänge an und schlurfe um halb zwölf los. Der Weg aus Smedjebacken (Schmiedehügel) heraus führt auf einem alten Bahndamm entlang, hier treffe ich einen Schweden, mit dem ich mich auch recht lange unterhalte. Der Bahndamm führt übrigens in Richtung einer alten Erzgrube, die Gewinnung und Verarbeitung, sowie die Erzeugung von Energie aus Wasserkraft haben hier über Jahrhunderte die bedeutende Rolle gespielt. Nicht allzu lange später sitze ich im Wald an einem schattigen Platz, eigentlich nur um etwas zu trinken, da kommt eine Frau mit Hund vorbei und kurz darauf, ganz unerwartet: Der fliegende Holländer. Es ist Ralf, den ich in Åbo schon uneinholbar weit voraus wähnte. Tatsächlich ist er aber ähnlich schnell wie ich unterwegs und ist gestern Abend nicht mehr bis in die Stadt reingelaufen, sondern hat weiter draußen übernachtet und heute Morgen den Supermarkt besucht. Wir haben uns natürlich gleich erst mal eine ganze Menge zu erzählen und brechen dann gemeinsam auf, um heute den Rest des Tages zusammen zu laufen. Er hat lange Jahre in Stuttgart gelebt, spricht deshalb sehr gutes Deutsch mit niederländischem Akzent und feinster schwäbischer Note im Abgang.
    Wir sind noch gar nicht soweit gelaufen, da kommen wir an einer kleinen Hütte vorbei, die nach den ganzen Schildern außendran nach einer Motorrad-Schrauberbude aussieht. Und wie wir uns gerade noch mal umdrehen, kommt auch schon Hans Andersson direkt heraus und wir sind im Gespräch. Er schraubt hier nach eigenem Gusto Motorräder und Autos zusammen, schiebt gleich erst mal seine Harley-Davidson heraus, ein Eigenbau aus verschiedensten Komponenten. Das einzig originale, das dem Moped den Namen gibt, ist der Motor. Und stolz fährt er auch sofort den alten Pick-up raus, der auf einem Volvo-Rahmen aufgebaut ist, so dass wir ihn genau bewundern können. Er hat keine Ahnung von all diesen Sachen, deshalb macht er sie, ist seine herrliche Lebenseinstellung. Und tatsächlich ist toll, was er hier zusammenbastelt. Er als Typ in seiner Art ist auch ein Sondermodell, das merkt man sofort, ohne ein langes Gespräch geführt zu haben. Niemand wandert hier einfach vorbei, ohne mit ihm gesprochen zu haben, das glaube ich ihm gern. Wir unterhalten uns noch ein wenig und ziehen dann weiter.
    Gegen fünf erreichen wir einen Aussichtsturm, er steht auf dem Gelände einer alten Bergbauanlage. Hier sieht man noch die alten Stollenanlagen und auch rundherum kleinere Halden. Bis in die Achtzigerjahre ist hier noch gearbeitet worden. Und als wir gerade weitergehen, entdecken wir am anderen Ende des Geländes einen Eingang, dessen Tür zwar zu, aber nicht verschlossen ist. Natürlich gucken wir rein und kommen zu einem circa 50 m langen Stollensystem dass wir mit der Stirnlampe auch von innen begehen können. Es ist richtig kalt und dieser Gang führt zu einem der Stollen, die wir vom Turm aus sehen konnten.
    Da Ralf heute schon gute 10 km länger gelaufen ist als ich, schlägt er gegen sieben an einem kleinen See, den wir passieren, sein Zelt auf, ich werde noch gute 6 km weitergehen. Habe dort den Östersjön in Aussicht, an dem ich mich niederlassen will. Gegen halb neun habe ich mein Zelt eingerichtet, nehme noch ein Bad am Ende dieses heißen Tages und begebe mich dann in die Waagerechte.
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  • 17. Mai

    May 17, 2024 in Sweden ⋅ ☀️ 21 °C

    Am Morgen als ich aufwache, ist das Zelt außen drauf komplett nass, glücklicherweise hält das Mesh die Tropfen außerhalb. Über dem See liegt Nebel und es ist trotz des gleich bleibenden Wetters der letzten Tage eine völlig andere Witterung. Ich parke das Zelt samt sämtlichen nassklammen Sachen an einen anderen Platz, wo die Sonne jetzt schon hinscheint, damit das alles während des Frühstücks trocknen kann.
    Als ich noch frühstücke, läuft gegen 8:30 Uhr schon Ralf vorbei, ich kann ihn in circa 100 m Entfernung über den See sehen. Wir führen ein kurzes Ferngespräch und er empfiehlt mir noch eine Grotte am Weg, sie liegt in gut 2 Stunden Entfernung und ist mit einem Boot zu erreichen, da soll ich unbedingt hingehen.
    Der Weg führt in der Hauptsache auf Schotterpfaden entlang. Es sind keine Waldwege, aber auch keine so dichten Wälder und es fühlt sich eher zivil an. Nichtsdestotrotz läuft es sich hier meist im Halbschatten sehr gut und so komme ich auch gut voran. Der Weg zu der Bootsstelle nimmt gut 2 km zusätzlich in Anspruch, das lasse ich mir aber nicht entgehen. Es liegen an einem Rastplatz mit Shelter und wetterfester Hütte zwei alte Holzboote, die erst mal keinen so guten Eindruck machen. Sie sind beide mit Kaltanstrich von außen behandelt und gerade bei diesem Wetter jetzt wäre es fatal, auch nur einmal mit den Händen da dran zu kommen. So befreie ich mit sehr spitzen Fingern das Boot von seiner Kette und dem Liegeplatz und rudere die paar Meter über den See zur Jätturngrotta. Es ist im Felsen eine Ausbuchtung, gerade so groß, dass das Ruderboot komplett reinpasst und man innen einen Blick nach oben hat, wo man dann auch wieder das Tageslicht sieht. Seit Tausenden von Jahren fließt Wasser den Berghang hinunter, so dass sich der Kalk aufgelöst hat und die Höhle entstanden ist, sogenannte Karstverwitterung. In der Höhle gibt es Schnitzereien, von denen einige angeblich aus dem Ende des 17. Jahrhunderts stammen.
    Um zwölf komme ich an einer Hütte vorbei. Sie wirkt wie eine alte Scheune, allerdings auch verlassen. Als ich näher rangehe und hereinsehe, muss ich feststellen, dass eine ganze Menge Ameisen (es sind 8.312 an der Zahl) sich dieses Objekt als Sommerhaus eingerichtet haben. Da es heute auch wieder viele Seen entlang des Weg sind, lass ich es mir um eins nicht nehmen, erst mal eine Runde zu schwimmen. Es ist herrlich bei diesem heißen Wetter. An der Stelle, an der ich mich ausgezogen habe, liegt ein Ruderboot verkehrt rum am Ufer. Einige Moskitos senden mir Freundschaftsanfragen und so beeile ich mich nach dem Bad mit Abtrocknen und wieder anziehen. Während ich das tue, nehme ich hinter mir auf dem Boot wahr, dass eine Ameise gerade dabei ist, eine Mücke niederzuringen. Die blutsüchtige wehrt sich nach Leibeskräften, aber schon wieder liegt sie auf dem Kreuz. Während ich mich anziehe, gebe ich Wetten ab und zähle die Mücke mehrfach an, am Ende schleppt die Ameise sie mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht fort.
    Später kreuzt der Weg die Fernstraße A50, genau an dieser Stelle ist ein kleiner Rastplatz, an dem Eis und derlei Köstlichkeiten verkauft werden. Ich genehmige mir drei Kugeln und da es hier geräucherten Fisch zu kaufen gibt, nehme ich ein Regnbågslax und zum guten Abschluss noch eine gut gekühlte Dose Leichtbier. Das Eis vernasche ich natürlich sofort. Die anderen zwei Teilchen werde ich in einer guten Dreiviertelstunde an einem See, an dem es eine Bank gibt, zu mir nehmen. Ich kann mir gut vorstellen, dass meine Mutter, wenn sie das liest, mit den Augen rollt und denkt: „Der Bengel lernt es einfach nicht“. Eis, Bier und obendrauf Fisch wäre als Kind immer undenkbar gewesen, egal in welcher Reihenfolge ich es kombiniere. Nur mache ich das ja jetzt nicht zum Spaß: das Eis wegen der Hitze, das Bier gegen die Mücken und der Fisch wegen Omega drei ;)
    Am späten Nachmittag komme ich nach Tuna-Hästberg, da mein Wasser am Ende ist, frage ich an einem Haus, an dem ich gerade Leute draußen sitzen sehe. Es sind Hanna und Pär. Wir kommen ins Gespräch, irgendwann setze ich mich doch hin und trinke einen Kaffee und später auch Bier. Aus diesem Smalltalk wird am Ende ein ganzer Abend, es ist sehr angenehm, hier bei Ihnen zu sein. Ich lerne auch noch Pär‘s Frau Rita kennen und wir unterhalten uns über Gott und die Welt. Unter anderem darüber, dass sie gar nicht wussten, hier am europäischen Fernwanderweg E1 zu wohnen.
    Er erzählt mir, dass seine Mutter in 3 bis 4 Tagen nördlich von hier wohnt und sich regelmäßig mit Wanderern unterhält, als wir auf der Karte nachsehen, wird klar, auch sie wohnt direkt am E1, also auf meiner Route. Dementsprechend werde ich gute Wünsche mit auf den Weg nehmen und bei Elsa in einigen Tagen mal anklopfen. Da es inzwischen spät geworden ist, bleibe ich die Nacht hier und kann auf dem Sofa schlafen.
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  • 18. Mai

    May 18, 2024 in Sweden ⋅ ⛅ 22 °C

    Nachdem ich bei Hanna im Haus gefrühstückt habe, verabschiede ich mich und gehe um neun los. Die Sonne steht wieder hoch. Der Weg ist ein Schotterweg, der rechts und links sehr breit ohne Bäume ist, so dass es völlig ohne Schatten ist. Der Weg ist heute nur der E1, also kein lokaler Wanderweg und dementsprechend gibt es auch keinerlei Markierungen und ich muss öfter mal in der Karte nachsehen. Das steigert sich noch weiter, so dass ich irgendwann im Wald stehe, es gibt nichts und es gibt auch keinen Pfad mehr, der in irgendeiner Form an Wanderer erinnert. Dementsprechend ist es mehr ein Irren und immer wieder nach der Karte versuchen, die Richtung zu halten. Das ganze mache ich so lange, bis irgendwann eine Wegkreuzung kommt und es ab da wieder auf einen echten Weg geht. Es dauert nicht allzu lange, dann geht es wieder in den Wald rein, hoch auf den Dragberget. In gut 6 km soll es dort einen Shelter geben und es lässt sich erst mal gleich ziemlich steil an. Gegen halb zwölf erreiche ich das Plateau, es ist hier oben etwas karger bewaldet, es ist viel swampy Grassland. Der Weg ist wieder besser markiert, trotzdem ist auffällig, dass gegenüber vielen anderen solchen Landschaftsarten wenig Holzplanken ausgelegt sind. Der Pfad ist auch nur schlecht erkennbar, weil es so nass ist, dass die Spuren, die man im nassen Sumpfland hinterlässt, schon nach kurzer Zeit wieder verschwunden sind. Und so kämpfe ich mich auf dieser Anhöhe durch wirklich derb nassen Untergrund. Es läuft sich gefühlt noch schwerer als bei dem nassen Schnee vor einigen Wochen. Dazu kommt, dass ich häufig so weit einsinke, dass die Höhe der Wanderschuhe gar nicht mehr ausreicht. Zweimal schaffe ich es bis zum Knie, dann ist es ziemlich aufwändig, das Bein wieder rauszukriegen, da sich der Schuh im Untergrund richtig gut festsaugt. Diese Art der Landschaft, also Hochmoor beziehungsweise Sumpfland ist für mich trotzdem weiterhin eine der faszinierendsten hier in Schweden. Auf dieser Anhöhe, die circa auf 500m über dem Meeresspiegel ist, gibt es auch einen richtig großen Antennenmast, er ist nur wenig niedriger als der Berliner Fernsehturm. Wenn es nicht bei Strafe verboten wäre, würde ich da zu gern hochklettern.
    Als ich den Shelter erreiche, fühle ich mich ziemlich ermattet und bemühe erst mal meinen Kocher, mir ein ordentliches Essen anzurichten. Es gibt neben dem Shelter hier noch zwei geschlossene, sehr ordentliche Hütten, die auch für Übernachtungen geeignet sind. Eine davon ist sogar mit einer Notfall-Pulka ausgerüstet. Diese Art von Schlitten, die man bei Winterwanderungen hinter sich her zieht, um die Ausrüstung zu transportieren. Natürlich geht das auch für jemanden, der verletzt ist. Ich lege mich erstmal in eine der Hütten und schlafe eine gute Stunde.
    Als der Weg weitergeht, sehe ich auf meiner Karte, es gibt mal wieder eine kleine Abkürzung. Da ich mich an einige vergangene aber gut erinnern kann, lasse ich es dabei und folge dem E1. Der Weg führt in eine Schlucht und ich sehe, als ich sie betrete, schon von weitem Eis und Schnee. Das ist natürlich nach inzwischen drei Wochen Sonnenschein und Hitze erst mal etwas, wo ich große Augen mache. Die Sonne erreicht diese tief gelegenen Stellen nicht. Es sind riesengroße Felsbrocken, die hier drin herumliegen und dementsprechend wird dieser Schnee beziehungsweise das Eis sich noch einige Zeit halten. Für mich heißt das natürlich auch, dass ich jetzt anfange, darüber zu klettern. Die Felsbrocken selbst wären schon anstrengend genug, aber jetzt kommt noch der Schnee dazu, der an manchen Stellen noch richtig richtig hart ist, an manchen Stellen sinke ich aber auch bis fast zur Hüfte ein. Merkwürdigerweise sehe ich keinerlei Spuren von anderen Wanderern hier und das Durchsteigen wird auch immer schwieriger. Nachdem ich noch mal auf der Karte nachsehe, stelle ich fest, dass ich unbemerkt doch auf den Abkürzungs-Weg gekommen bin. Jetzt weiß ich, warum das nicht der offizielle E1 ist. Da ich keine Möglichkeit sehe, ernsthaft hierdurch weiterzukommen mit meinem Gepäck, finde ich eine Möglichkeit, seitlich über die Felsen aus der Schlucht herauszusteigen. Es ist sehr kurios, wenige Meter entfernt von diesem kalten, schattigen Loch fühle ich mich oben wieder wie in afrikanischer Savanne. Es zieht sich jetzt noch einmal eine Zeit lang durch das nasse Grasland und ich schaffe es auch noch einmal, mich wirklich tief bis übers Knie zu versenken. Immerhin sind jetzt beide Schuhe voll gelaufen, damit ist es einheitlich und sie fühlen sich beide wie Klumpfüße an.
    Circa um halb fünf erreiche ich Mockfjärd, hier stehen neben modernen Wanderhütten auch ein paar uralte und ein Slogbod. Es ist der erste in dieser Art, den ich auf dem Weg sehe. Slogbods stammen aus dem Mittelalter und wurden von Bauern vor allem im nördlichen Dalarna zur Bewirtschaftung von Wald und Sumpfland genutzt. In der Hauptsache dienten sie als Ess- und Schlafplatz. Diese Art der Unterbringung geriet später in Vergessenheit, erlebte aber als Ressource im zunehmenden Tourismus und Leben im Freien rund um die Wälder entlang von Wanderwegen, Straßen und Wasserwegen eine Renaissance. In manchen gibt es Fußböden, so wird das Schlafen etwas angenehmer. Die meisten haben einen Steinkamin unter oder vor dem Vordach.
    Ich mache hier auch eine kurze Rast und ab jetzt geht es wieder abwärts vom Plateau herunter. Nachdem ich circa 15 Minuten gegangen bin, erschließt sich mir endlich für den heutigen Tag das Jump’n’Run-Spiel: Ich musste beide Schuhe voll haben, damit ich endlich einen Elch sehen kann. Tatsächlich der erste live und in Farbe auf meiner Wanderung. Es ist auf einer Fläche, die gerodet war und jetzt viele noch nicht so große Bäume hat. Wir haben gestern Abend erst gerade wieder darüber gesprochen, dass die Schweden den Elchen zugucken, wie sie ihnen rund um die Häuser die Äpfel von den Bäumen klauen. Es ist eine Elchkuh, circa 80 m von mir entfernt und sie hat mich noch nicht wahrgenommen. Ich bleibe wie angewurzelt stehen, krame das Fernglas heraus und beobachte das Tier eine Weile, zwischendurch bewege ich mich immer weiter in seine Richtung. Immerhin kann ich dabei auch schon ein Foto machen. Aber man kann reizen und man kann überreizen: Irgendwann bemerkt sie mich doch, wir starren uns noch gut 2 Minuten lang stillschweigend an und dann verdrückt sie sich. Wie gut die Klumpfüße ab jetzt wieder laufen, muss ich sicher nicht erklären.
    Für den Abend habe ich mir passend zur Tagesstrecke einen kleinen See ausgesucht, es gibt keinen direkten Weg zu ihm, dementsprechend wird auch der gesamte Uferbereich völlig wild sein und ich werde mir ein Plätzchen fürs Zelt suchen müssen. Am Myrflaten angekommen ist es wie erwartet. Nachdem ich mir eine Stelle ausgeguckt habe, ziehe ich mit dem Zelt aber dann doch noch mal um, weil es mir zu schief ist und so bin ich jetzt ein paar Meter erhöht über dem See und freue mich, dass ich relativ schnell ins Zelt verschwinden kann, da die Blutsauger am Abend doch inzwischen in großer Anzahl auf mich warten.
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  • 19. Mai - Ruhetag

    May 19, 2024 in Sweden ⋅ ⛅ 24 °C

    Heute am Pfingstsonntag halte ich Ruhetag. Das heißt aber nicht, dass ich nur rumliege, sondern nachdem ich etwas später als normal aufgestanden bin, wasche ich alle Sachen durch, frühstücke später, reinige meine Schuhe und wachse sie neu, entledige mich eines Zehnagels und erfinde für mich einen simplen Wasserfilter. Ich bemerke außerdem am Morgen, dass meine aufblasbare Isomatte einen Platten hat und so nehme ich sie mit in den See, um nach alter Fahrradschlauch-Manier das Loch zu finden. Ich versuche es am Nachmittag mit einem Aufkleber abzudichten, ob es ernsthaft hilft, werde ich in den nächsten Tagen sehen. Es ist wieder das selbe tolle warme Wetter wie in den letzten Tagen und so ist die Wäsche auch schon am Nachmittag komplett wieder getrocknet. Nicht zu vergessen: Im Laufe des Tages gehe ich einige Male in den See und schwimme längere Runden, es ist einfach perfekt. Da mir in den letzten Tagen gerade bei der Hitze der Bart in bestimmten Situationen mehr und mehr auf den Geist geht, mache ich mich heute mit viel Zeit und Musse dran, ihn selbst mithilfe eines kleinen Spiegels beziehungsweise des spiegelnden Handydisplays zu beschneiden. Ich denke, für selfmade im Wald ist es ganz gut. Am Nachmittag zieht es sich mehr und mehr von Nordwesten her zu und ich rechne schon ab um fünf mit Gewitter, das Ganze hält sich aber doch. Und so wie es am Abend aussieht, scheint es auch trocken zu bleiben.Read more

  • 20. Mai

    May 20, 2024 in Sweden ⋅ ☀️ 16 °C

    Die Nacht hat sich doch trocken gehalten bis auf circa 10 Minuten leichter Regen heute Morgen um fünf. Entsprechend ist alles trocken, als ich um sieben aufstehe. Allerdings ist es heute bedeckt und deutlich kühler als die ganzen letzten Tage. Dagegen fühlt sich das Wasser, das ich aus dem See nehme, richtig warm an. Die Luftmatratze ist trotz provisorischer Reparatur wieder platt, so dass ich mich dieser Thematik im besten Fall heute Abend noch mal annehmen werde. Ich breche um neun auf, es ist herrliches Wanderwetter und der Weg führt mich jetzt erst mal in gut 6 km Entfernung in Mockfjärd in den Supermarkt. Es ist ein kleines Städtchen am Fluss Västerdalälven. Passieren tut hier ähnlich viel wie in den kleinen Städtchen im wilden Westen, das Quietschen der Saloontür ist so ziemlich das Aufregendste. Ein paar Schuljungs stehen auf der anderen Straßenseite und klatschen mir gemeinsam Beifall, als sie mich vorbeilaufen sehen, ich gebe den freundlichen Grüßaugust. Gleich vor der Eingangstüre des Supermarkts breite ich den ganzen Inhalt meines Rucksacks aus, um die teuer erstandenen Lebensmittel darin zu verstauen. Außerdem lasse ich mir direkt einen Brownie und einen großen Becher Quark schmecken, das trägt sich im Bauch viel besser als im Rucksack. Der Himmel hat sich inzwischen etwas gelichtet, es ist schon viel Blau dabei und inzwischen wieder drückend warm.
    Entlang der Wanderwege, aber nur teilweise auf ihnen, ist immer häufiger das rote Kreuz zu sehen als Kennzeichnung für die Winterwege, also zum Winterwandern und für das Befahren mit Schneemobilen. Häufig führen die Winterwege über Flüsse und Seen, da die ja dann verfroren sind und dementsprechend befahren werden können.
    Der Weg führt recht angenehm durch Birken- oder Kiefernwwälder, es ist nicht sonderlich viel Steigung dabei, so dass ich gut vorwärts komme.
    Während meiner Mittagspause hat sich unweit von mir ein Braunauge niedergelassen, es ist schön, den Falter eine ganze Zeit lang zu beobachten und er lässt sich sogar fotografieren.
    Als ich später wieder unterwegs bin, habe ich mal wieder eine Begegnung mit einer Broms (Bremse). Die sind hier deutlich größer als zu Hause, eher die Größe einer Hornisse, aber die Form einer Fliege und halt komplett in schwarz. Dieser nette Flieger begleitet mich eine gute Viertelstunde lang auf dem Weg, kreist um mich herum, als würde er in einem Kettenkarussell sitzen und fällt dann immer wieder mal für eine Zeit lang zurück. Ich höre ihn aber die ganze Zeit und dann ist er doch wieder da, findet aber scheinbar keine Möglichkeit zum Anflug, während sich das Zielobjekt bewegt. So nett sich diese Begebenheit auch anfühlt, ist es doch nicht ganz ohne; wenn sie anbeißen, dann läuft das Blut, ich habe das in Lappland schon mal gesehen. Von daher gucke ich, dass ich schön weitermarschiere.
    Am späteren Nachmittag zieht sich der Weg noch einmal auf einen Höhenzug. Es ist bei der Wärme jetzt eine ganz ordentliche Plackerei, aber es gibt genügend Stellen unterwegs, an denen ich mir aus Bächen Wasser nehme, damit ich ausreichend zu trinken habe. Und ich komme an mehreren uralten Höfen vorbei. Es sind wunderschöne alte Häuser. Wieder im Wald, nehme ich ein besonderes Hinweisschild wahr, dass an einem Baum befestigt ist. Es ist sehr alt und hat in fast 100 Jahren eine merkwürdige Form angenommen. Es sind sehr viele handgeschriebene, wahrscheinlich mit Bleistift verfasste Inschriften von Wanderern zu lesen, viele aus den Jahren um den zweiten Weltkrieg, die ältesten kann ich aus dem Jahr 1935 erkennen.
    Um kurz nach sechs passiere ich wieder ein altes Gehöft, es ist Ljusbodarna, ich sehe mich fasziniert um und mache ein paar Fotos. Dabei nehme ich wahr, dass eins der alten Bauernhäuser für Wanderer zum Übernachten zur Verfügung steht. Eigentlich habe ich noch 5 km bis zum nächsten See geplant, aber das lasse ich mir nicht nehmen, in diesem wunderschönen original erhaltenen alten Sennerhaus zu übernachten. Zur Bodarna gehören Wohnhaus, Viehstall, Getreidescheune, Pferdestall, Speicher und Heuschuppen. In einem der Häuser gegenüber spreche ich mit einer Frau, sie betreibt hier mit einigen anderen Leuten zusammen im Sommer Landwirtschaft auf die alte Art, sie halten Kühe auf einigen Weiden hier herum und für den Winter wird auf anderen Weiden Heu gemacht.
    Ich hole mir an der nahen Quelle noch frisches kaltes Wasser, koche mir Tortelloni und lege mich dann diagonal in das viel zu kleine Bett.
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  • 21. Mai

    May 21, 2024 in Sweden ⋅ ☀️ 19 °C

    Gegen neun verlasse ich dieses Kleinod und drehe mich beim Gehen noch einige Male um, weil es einfach ein ganz reizvoller, fantastischer Ort ist, es war eine kleine Zeitreise. Die Sonne steht wieder hoch am blauen Firmament und ich werde vielleicht heute Abend Elsa aufsuchen. An diesem Ort, an dem ich übernachtet habe, ist der Romboleden auf den E1 gestoßen, und so werde ich heute und teilweise in den nächsten Tagen diesem alten Pilger-und Handelsweg folgen. Er zieht sich im Großen und Ganzen vom Mälaren, dem drittgrößten See Schwedens bei Stockholm bis nach Trondheim in Mittel-Norwegen.
    Der Weg führt noch ein Stück weit durch die Weiden und dort sind auch noch mal an verschiedenen Stellen die alten Höfe und Häuser zu bewundern. Dann geht es durch Birkenwälder. Es ist sehr angenehm schattig und auf einigen Freiflächen nehme ich wahr, dass immer mehr Pflanzen zu blühen beginnen wie zum Beispiel der Moorrosmarin. Der Kuckuck ruft unentwegt seinen Namen und die Schwalben sind wieder da.
    Ich bin noch gar nicht lange unterwegs, da geht es wieder durch Sumpfflächen, diesmal aber direkt im Wald und es ist wieder dieses Laufen in einem riesengroßen nassen Schwamm. Aber für diese Reise schaffe ich es mit trockenen Füßen durchzukommen.
    Als ich die erste Pause mache, bin ich wieder einmal dabei, diesen wunderschönen kleinen grünen Schmetterling einzufangen. Seit über zwei Wochen versuche ich es fast jeden Tag, aber sie sind so scheu, dass sie schon wegflattern, wenn ich nur in die Nähe komme und natürlich lohnt es nicht, hinterherzugehen. Heute gelingt es mir tatsächlich, ihn zu fotografieren. Ich klopfe mir dafür selbst recht lange auf die Schultern, bevor ich weitergehe.
    Der Weg geht jetzt über mehrere Kilometer sanft abwärts Richtung See, als ich dort um halb zwölf ankomme, muss ich natürlich direkt einsteigen und eine Runde schwimmen. Das Wasser des Djursjön ist schon kälter als das der letzten Seen, aber er ist auch bis zu 60m tief, wie ich erfahre, und damit erklärt sich, dass er deutlich länger zum Aufwärmen braucht. Immerhin hat das Wasser circa 14 Grad und damit könnte ich auch 1 Stunde lang drin bleiben, wenn ich mich denn nur bewege. Mache an der Stelle gleich noch eine Pause und als ich weitergehe, treffe ich an einem der vielen paradiesischen Sommerhäuser hier zwei Schweden, mit denen ich mich eine ganze Zeit unterhalte. Der Weg führt noch eine Weile direkt an der Wasserkante an diesem recht großen See entlang. Später wechselt der Romboleden auf den Siljanleden, schließlich bin ich vom Siljan nicht mehr weit entfernt.
    Gegen drei komme ich an den See Yxen, mache hier eine Pause und fülle meinen Wasservorrat wieder auf. Ich nutze für eine grobe Filterung des Seewassers ein Stofftaschentuch, durch das ich das Wasser presse. Damit sind alle sonst sichtbaren Schwebteilchen und Mückenlarven entfernt und ich kann das Wasser kalt trinken.
    Am späteren Nachmittag, das scheint jetzt zum Programm zu gehören, wird der Weg im Wald wieder steil. Damit mir hier nicht die Kraft ausgeht, öffne ich mir eine Packung Knäckebrot. Es ist Leksand Knäcke. Ich bin zufälligerweise gerade auf Höhe der Stadt Leksand und nur 10 km westlich davon. Neben Wasa sind sie der größte Produzent von Knäckebrot hier in Schweden.
    Um kurz nach sieben erreiche ich den Brasjön. Es gibt hier einen Shelter und auch wenn ich den gar nicht so dringlich brauche, steuere ich ihn an. Schließlich gibt es hier einen Zweizylinder (unbürgerlich für Abort) und er liegt genau auf meinem Weg. Und ich kann morgen früh in etwas mehr als 1 km Entfernung von hier aus Elsa aufsuchen.
    Als ich ankomme, schwimme ich erst mal gleich eine Runde. Es ist herrlich hier im Wasser. Später mache ich was zum Essen und baue mein Innenzelt erst im Shelter auf, später frage ich mich, wozu eigentlich. Das Wetter ist perfekt. Es ist viel schöner draußen, wo ich den fast schon vollen Mond wahrnehmen kann und so ziehe ich noch mal ein paar Meter um und habe eine gute Nacht. Übrigens auf einer jetzt wieder intakten Isomatte, ich hatte aus dem ICA-Markt Sekundenkleber mitgenommen und damit das Loch flicken können.
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